Beschreibung
Verfahren zur Signalisierung von Diensteanforderungen in heterogenen Netzen
Der Anmeldungsgegenstand betrifft ein Verfahren zum Einrichten einer verbindungslosen, paketorientierten Verbindung über verschiedene Netze hinweg.
In zukünftigen 'konvergierten' Kommunikationsnetzen ( 'Next Generation Networks', NGNs) , die sowohl klassische und neue Telekommunikationsanwendungen (angefangen bei Telefonie- und Video (konferenz) kommunikation bis hin zu echten Multimediaanwendungen) als auch traditionelle und zukünftige Datendienste (vom File-Transfer über Email, Web-Surfing, e- Co merce bis hin zu 'Electronic Infotainment ' ) unterstützen sollen, müssen geeignete Signalisierverfahren zur Anmeldung und Bereitstellung der erforderlichen Netzressourcen zur Sicherstellung der anwendungsspezifischen Anforderungen an die Netzdienste, z.B. bez. einer Quality of Service (QoS) oder einer entsprechenden Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Dienste aus der Sicht des Nutzers, eingesetzt werden.
Dabei sind (neben einigen anderen) die folgenden wesentlichen Randbedingungen zu berücksichtigen:
NGNs werden auf der Internet-Protokoll-Technik (IP) aufsetzen, d.h. der Informationstransport erfolgt in Paketform und a priori verbindungslos unter vorteilhafter Ausnutzung des statistischen Verkehrsverhaltens der paketorientierten Informationsübertragung .
Die Architektur der Netze trennt ganz klar zwischen der Steuerung der Dienste und Anwendungen ('Service Control') sowie dem Informationstransport ('Network Control'). Auf der Ebene der Service Control werden die (Ende-zu-Ende- ) Beziehungen zwischen den Nutzern und die Vereinbarungen über
Art, Umfang und Eigenschaften etc. des bzw. der in Anspruch zu nehmenden Services bearbeitet. Auf der Network-Ebene erfolgt der eigentliche Transport der im Rahmen des/der Services auszutauschenden (Nutz-) Information. Die notwendigen (Steuer-) Informationen zur Bestimmung der dazu erforderlichen Ressourcen und Einstellungen des Netzes werden über eine Signalisierung ausgetauscht. Da die vom Netz unabhängige Service Control die Netzstruktur und die möglichen Wege durch das Netz nicht kennt, ist dafür auch eine 'horizontale' Signalisierung zwischen Netzknoten und ggf. benachbarten Teilnetzen erforderlich.
Im Rahmen der zunehmenden Globalisierung bei gleichzeitiger massiver Deregulierung der nationalen und regionalen Märkte ist mit einer verstärkten Heterogenität der Netze zu rechnen. Neben der soeben angesprochenen Aufteilung der vertikal übereinander liegenden Aufgaben von Netz-, Service- und AnwendungsSteuerung wird auch im horizontalen Bereich Wettbewerb und damit verbunden eine Differenzierung zwischen verschiedenen Netzbetreibern stattfinden. Ein einfaches
Beispiel für die sich daraus ergebende Architektur zeigt Fig 1. Bieten zwei Netzbetreiber divergierende Netzdienste (siehe Definition am Ende des Textes) an, so muß für einen Übergang entweder eine geeignete Abbildung zwischen den jeweiligen verschiedenartigen Netzdiensten vereinbart werden oder es muß die ursprüngliche Anforderungsdefinition bereitgestellt werden, um jeweils individuell einen geeigneten Netzdienst auswählen zu können. Ggf. kann dabei auch eine zusätzliche Information über den in den bis dahin durchlaufenen Teilnetzen bereits eingebuchten (und damit verbrauchten)
Anteil an verschiedenen Budgets (z.B. packet loss oder delay) hilfreich oder sogar notwendig sein.
I. In den klassischen Telefonnetzen gibt es meist nur einen einheitlichen (Basis-) Netzdienst, der sich z.B. im ISDN auf die Bereitstellung eines sog. B-Kanals
(64 kbit/s Übertragungskapazität) abbilden läßt. Auch die Eigenschaften darauf aufbauender Varianten (z.B. durch Kanalbündelung) sind netzweit einheitlich standardisiert. Solche standardisierte 'well known network Services' können über verschiedenen Teilnetze hinweg einheitlich signalisiert und direkt angefordert und genutzt werden. Eine weitere Vereinfachung bei der Nutzung solcher Dienste ergibt sich aus der Einheit von Netz- und Service-Steuerung, die in jedem Netzknoten integriert bereitgestellt und auch genutzt werden. Eine Diensteanforderung wird dann von Knoten zu Knoten weitergegeben, wobei jeder Knoten die erforderlichen Netz-Ressourcen bereitstellt.
II. Auch im Bereich der ATM-Technik (Asynchronous
Transfer Mode) , deren Entwicklung mit dem Ziel einer Erweiterung des ISDN hin zu einem breitbandigen und multimedia-fähigen B-ISDN vorangetrieben wurde, gilt die integrierte Bereitstellung von Netz- und Service- Steuerung. Ein Satz von 'well known network Services' (im Wesentlichen sind das CBR, VBR, ABR, UBR und GFR) mit durch die Standardisierung festgelegten Eigenschaften steht zur Auswahl und kann über die Signalisierung direkt angefordert werden. Da über den Netzdienst Eigenschaften, wie z.B. die QoS, bereits bestimmt sind, muß daneben nur noch eine (ebenfalls standardisierte) Beschreibung des angelieferten Verkehrs (z.B. durch Parameter wie Peak Rate und Sustainable Rate im Falle von VBR) mitgegeben werden. (Die Vorgaben bez. der QoS gelten natürlich nur dann, wenn gewisse Randbedingungen, z.B. bez. der maximalen Anzahl durchlaufener Knoten etc., eingehalten werden.)
III. Für IP-basierte Netze gibt es aus den Aktivitäten der Internet Engineering Task Force ( ETF) eine Reihe von Ansätzen, die auf eine mögliche Bereitstellung von QoS hinzielen.
Der am weitesten gehende Ansatz (und somit wohl der für diese Erfindungsmeldung nächstliegende Stand der Technik) ist das Konzept der 'Integrated Services' (IntServ). Das zugehörige
Signalisierverfahren basiert auf dem 'Resource Reservation Protocol ' (RSVP, RFC 2205 und RFC 2210 ff.)) und arbeitet nach dem folgenden Grundprinzip: Am Ausgangspunkt einer Kommunikationsbeziehung (Sender) wird eine 'Path Message' losgeschickt, die quasi den Weg durch das Netz erkunden soll. Sie enthält eine Beschreibung des von dem Sender zu generierenden Verkehrs (Sender TSpec) und einen Bereich (RSVP ADSpec) , in den die durchlaufenen Teilnetze und Netzknoten Information über ihre
Eigenschaften und Fähigkeiten, die für die Behandlung des zu erwartenden Datenstromes von Bedeutung sein könnten, eintragen. Nach der Ankunft der Path Message an der Datensenke (Receiver) , erstellt der Receiver mit Hilfe dieser
Informationen eine RSVP FlowSpec, die nun in einer 'Reservation Message' entlang des erkundeten Pfades durch das Netz zurück zum Sender geschickt wird und dabei entsprechende Ressourcen reserviert und den Pfad für die Nutzung einstellt.
Dieses Verfahren ist sehr universell, aber auch immens aufwendig, da es versucht, jeder nur denkbaren Eventualität im Netz Rechnung zu tragen und aus einem Gesamtbild eine entsprechende Reservierungsstrategie abzuleiten. Die hohe
Komplexität führt zu einer sehr eingeschränkten Skalierbarkeit und damit auch nur einer beschränkten Nutzbarkeit.
b) Der 'Differentiated Services' Ansatz (DiffServ, s. z.B. RFCs 2474 und 2475) beschränkt sich auf eine einfache Markierung der Datenpakete entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu einer Verkehrsklasse. Damit kann die Klassenzugehörigkeit über die Grenzen von Netzdomänen hinweg (d.h. zwischen verschiedenen Teilnetzen) signalisiert werden und eine unterschiedliche ('differenzierte') Behandlung der Datenpakete verschiedener Verkehrsklassen in den einzelnen Netzknoten (dargestellt durch sog. 'Per Hop Behaviours ' , z.B. RFCs 2597, 2598) vorgenommen werden. Aussagen über gewünschte oder tatsächlich erzielbare Ende-zu-Ende-Eigenschaften in komplexen Netzen sind bei diesem Vorgehen in der Regel aber nicht möglich.
c) MPLS (s. z.B. RFC3031) wird häufig im Zusammenhang mit QoS und Zuverlässigkeit von Netzen zitiert. Es verwendet fest eingestellte Pfade, die über ein sog. 'Label Distribution Protocol' (LDP) avisiert werden. Ein solches Protokoll kann natürlich auch zur Signalisierung weitergehender Anforderungen (z.B. in Bezug auf QoS etc.) verwendet werden. In diesem Zusammenhang wird sehr häufig eine
Erweiterung von RSVP mit Einschluß der Label Distribution vorgeschlagen (s. auch RFCs 3209, 3210) . Damit erbt ein MPLS-Anwender aber neben dem Verlust der Vorteile des freien Routens (Einschränkung auf feste Pfade) zusätzlich auch noch die Komplexität und die Skalierbarkeitsprobleme des IntServ-Konzeptes .
Alle genannten Ansätze adressieren mehr oder weniger nur eine Teilproblematik der komplexen NGN-Signalisierungsaufgabe und zeigen deshalb auch nur Lösungen für die jeweiligen Teilbereiche auf. Der einzige umfassende Ansatz, RSVP, disqualifiziert sich aufgrund seiner hohen Komplexität und der damit verbundenen Probleme im praktischen Einsatz selbst. Eine brauchbare Lösung, die der Gesamtproblematik (auch über das reine Thema der QoS hinaus) gerecht wird und unter den verschiedenartigen möglichen Randbedingungen einer NGN- Implementierung sinnvoll und wirtschaftlich einsetzbar ist, ist derzeit offenbar nicht bekannt.
Ein einfacher Lösungsansatz ergäbe sich natürlich unter der Annahme der ausschließlichen Verwendung global standardisierter und verfügbarer 'well known network Services' (vgl. oben 'ATM'). Ein Zustandekommen einer entsprechenden Vereinbarung muß aber mit zunehmendem Wettbewerb zwischen den Betreibern (Deregulierung) und auch verschiedenen Standardisierungsgremien als eher unwahrscheinlich angesehen werden.
Dem Anmeldungsgegenstand liegt das Problem zugrunde, für ein paketorientiertes, verbindungsloses Kommunikationsnetz ein Verfahren zur Anmeldung und Bereitstellung der erforderlichen Netzressourcen zur Sicherstellung der anwenderspezifischen
Anforderungen an die gewünschten Netzdienste, z. B. bezüglich einer Quality of Service (QoS) oder einer Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Dienste, zur Verfügung zu stellen.
Das Problem durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils des Anspruchs 1 gelöst.
Mit dem Anmeldungsgenestand verbundene Vorteile:
- Die Signalisierung beinhaltet nicht nur eine
Verkehrsbeschreibung, sondern explizit und konkret die
Anforderungen der Verkehrsquelle z.B. in Bezug auf QoS und/oder Reliability des angeforderten Dienstes.
- Die Signalisierung enthält zusätzlich optional eine Network Service-Spezifikation/Anforderung mit entweder globaler (netzweit) oder lokaler (nur am aktuellen Peering Point) Bedeutung.
Optionale Auswertung der konkreten Anforderungen auch dann, wenn eine Network Service-Spezifikation zur Anforderung eines konkret definierten Netzdienstes vorliegt (Möglichkeit eines 'Overrun').
Gleichzeitiges Reservieren der Ressourcen und Prüfen der Einhaltung der verschiedenen Netzbudgets (z.B. bez. packet loss, delay oder delay Variation) in einem einzigen Netzdurchlauf . - Optionaler modularer Aufbau der Anforderungsmeldung erlaubt freie Auswahl und Zusammenstellung der Inhalte.
- Einfache Grundstruktur und modularer Aufbau ermöglichen eine Vielzahl von Varianten bez. des Gesamtablaufes einer Reservierung bzw. Ablehnung.
Weitere Vorteile:
• Das Verfahren reduziert den Aufwand für die Signalisierung von Anforderungen und die Reservierung geeigneter Netzressourcen auf ein Minimum und erlaubt dabei eine zuverlässige Prüfung des Einhaitens der
Anforderungen.
• Das Verfahren ist unabhängig von spezifischen Eigenschaften einzelner Teilnetze und ohne besondere Voraussetzungen in beliebigen, heterogen aufgebauten NGNs einsetzbar.
• Durch die explizite Signalisierung der Anforderungen kann in jedem Teilnetz der optimale (sowohl bez.
Erfüllung der reinen Anforderungen als auch bez.
Wirtschaftlichkeit) Netzdienst gewählt werden.
• Die Option, einen (global oder lokal) 'vereinbarten' Netzdienst zu wählen, erleichtert sowohl die Standardisierung als auch das Peering zwischen Teilnetzen.
• Für eine erfolgreiche Reservierung ist in jeder betroffenen Netzinstanz nur ein komplexer Vorgang notwendig (bei RSVP sind es zwei: Erkunden im Vorwärtsdurchlauf und Reservieren im Rückwärtsdurchlauf) .
• Ein erfolgreicher Wegeaufbau kann schnell abgewickelt werden (ein Durchlauf, eine direkte Quittung) . Bei Nichterfolg kann die zusätzliche Verzögerung durch den Wiederabbau als eine Art implizite Überlastabwehr zur Verzögerung einer erneuten Anfrage genutzt werden. (Geringe Effizienz-Einbussen bez. der Auslastung, bedingt durch 'Reservierung vor Freigabe', müssen bei allen Reservierungsverfahren in Kauf genommen werden. ) • Die zeitliche Koinzidenz von Anfrage und Reservierung garantiert die Verfügbarkeit der 'erkundeten' Wegeeigenschaften.
• Das 'Aufsammeln' der Wegeeigenschaften gibt größtmögliche Freiheit bez. der in den Teilnetzen verwendeten Mechanismen und Technologien und ermöglicht dennoch eine sehr gute Einschätzung des Erreichens oder Nichterreichens der Anforderungen.
Der vorgeschlagene Ansatz kann nicht nur für die Signalisierung von QoS-Anforderungen sondern auch für oder in
Kombination mit Anforderungen jedweder sonstigen Art, z.B. bez. Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der angeforderten Netzdienstleistung, eingesetzt werden.
Der Anmeldungsgegenstand wird im folgenden als
Ausführungsbeispiel in einem zum Verständnis erforderlichen
Umfang anhand einer Figur näher erläutert . Das Signalisierverfahren weist zwei Schritte auf. Im ersten
Schritt wird eine Anforderungsmeldung von der Quellenseite zur Senkenseite geschickt. Im zweiten Schritt wird entweder eine Bestätigung oder eine Ablehnung zur Quellenseite zurückgeschickt. Das Verfahren unterstützt unidirektionale Datenflüsse, da in IP-Netzen davon ausgegangen werden muß, daß hin- und zurücklaufender Verkehr einer bidirektionalen Kommunikationsbeziehung nicht notwendigerweise denselben Weg nimmt. Für bidirektionale Kommunikationsbeziehungen ist das Verfahren für jede Richtung separat anzuwenden.
Die Anforderungsmeldung hat ihren Ursprung entweder bei der Quelle selbst oder bei einem für diese tätigen Agenten oder Proxy. In jedem Falle passiert sie das Zugangsnetz, an das die Quelle angeschlossen ist, und marschiert dann durch eines oder mehrere der verschiedene Teilnetze des Gesamtnetzes zum Zugangsnetz der Senke und endet schließlich entweder in der Senke selbst oder einem für diese tätigen Agenten oder Proxy. Die Anforderungsmeldung beinhaltet in einem ersten Informationsblock (Block 1) eine Beschreibung des von der Quelle zu senden beabsichtigten Verkehrs (z.B.
Bandbreiteninformation, Variabilität/Burstiness, etc. (vgl. z.B. RSVP TSpec) ) und zusätzlich in einem zweiten Informationsblock (Block 2) eine genaue Beschreibung verschiedener konkreter Anforderungen/Randbedingungen, die auf dem Weg durch das Netz erfüllt/eingehalten werden müssen. Dazu können z.B. gehören:
• Grenzwerte für QoS-Parameter wie packet loss, packet delay oder packet delay Variation,
• Grenzwerte für die Wahrscheinlichkeit, daß der
Informationsfluß (für längere Zeit) unterbrochen wird bzw. abbricht und/oder ein Grenzwert für eine maximal zulässige Unterbrechungszeit des Informationsflusses, • die Zulässigkeit oder Nicht-Zulässigkeit einer Reihenfolgevertauschung der Datenpakete (packet reordering) und/oder Grenzwerte für den zulässigen Umfang eines Reorderings,
• ... In einem sehr einfachen Beispiel könnte z.B. im Block 1 nur ein Bandbreitenwert (z.B. ein Mittel- oder Spitzenwert) und im Block 2 nur eine maximal zulässige Paketverzögerung stehen. Selbstverständlich kann der Block 2 auch leer bleiben, wenn keine weiteren Anforderungen gestellt werden oder diese durch den dritten Informationsblock (s.u.) abgedeckt sind.
In einem dritten Informationsblock (Block 3) kann von der Quelle bzw. deren Agent oder Proxy ein konkreter, netzweit spezifizierter Netzdienst ('well known network service') angefordert werden, falls ein solcher existiert und gewünscht wird. Ist dies nicht der Fall, so bleibt dieser Block (zunächst) leer. In diesem Falle (also wann immer dieser Block leer ist) kann Block 3 an den Übergängen zwischen verschiedenen Netzdomänen (Teilnetzen, auch Zugangsnetze sind Teilnetze!) zur Anforderung von zwischen diesen Teilnetzen (lokal) vereinbarten Netzdiensten benutzt werden. Die Prozedur läuft dann so ab, daß das in Flußrichtung der Anforderungsmeldung erste Teilnetz einen mit dem zweiten Teilnetz vereinbarten und zu den Anforderungen in den Blöcken 1 und 2 passenden Netzdienst (der nur zwischen diesen beiden Gültigkeit haben muß) auswählt und in die Anforderungsmeldung einträgt und diese an das zweite Teilnetz weitergibt. Das
zweite Teilnetz wertet die Information aus, nimmt die erforderlichen Reservierungen und Einstellungen vor, löscht den Block 3 der Anforderungsmeldung und verfährt am Übergang zum dritten Teilnetz wieder entsprechend der beschriebenen Regel . Optional kann aber auch ein direktes Mapping der empfangenen Netzdienst-Anforderung auf einen mit dem nachfolgenden Teilnetz vereinbarten Netzdienst erfolgen. Bei nicht identischen Netzdienst-Spezifikationen besteht dabei jedoch die Gefahr eines 'Aufschaukelns ' , d.h. eines Aufsteigens zu immer höherwertigen Diensten, da der Dienst im nächsten Teilnetz keine schlechteren Eigenschaften haben sollte als der lokal genutzte.
Als weitere Option kann in jedem Teilnetz unabhängig vom Vorhandensein einer brauchbaren Block-3-Information eine Auswertung der Block-2-Information (soweit vorhanden) vorgenommen werden. Ist diese aussagekräftig genug, so kann auf dieser Basis der in diesem Teilnetz zu verwendende (lokal oder global spezifizierte) Netzdienst ausgewählt werden. In speziellen Fällen (Option) kann dabei auch von dem ggf. in Block 3 avisierten Netzdienst abgewichen werden ('Overrun'). Die Auswertung der Block-2-Information ist dann verpflichtend, wenn keine gültige oder brauchbare Block-3- Information verfügbar ist. Als Grundannahme wird davon ausgegangen, daß die Block-1-Information immer ausgewertet wird.
Ein vierter Informationsblock (Block 4) dient dem Aufsammeln von Information über den 'Verbrauch' der im Block 2 vorgegebenen 'Anforderungsbudgets ' . Als einfaches Beispiel können hier z.B. die erwarteten (maximalen) Delays in den durchlaufenen Teilnetzen aufsummiert und gegen den in Block 2 angegebenen Grenzwert geprüft werden. (Alternativ könnten auch die Einzelwerte jedes Teilnetzes einfach nur eingetragen werden und an einer anderen (zentralen) Stelle zur
Überprüfung gegenüber den Anforderungen ausgewertet werden.)
Diese 'Konformitätsprüfung' ist erforderlich, weil die einzelnen Teilnetze unabhängig voneinander und mit völlig unterschiedlichen Mechanismen und auch unterschiedlich spezifizierten Netzdiensten arbeiten können. Nur bei der durchgehenden Verfügbarkeit und Verwendung eines 'well known network service' kann evt . darauf verzichtet werden, wenn dieser entsprechend umfassend und ausreichend genau spezifiziert ist. Zusätzlich kann in diesem Block auch Information über die gewählte Route eingetragen werden, falls diese nicht eindeutig vorbestimmt ist.
Die Reihenfolge der Blöcke bzw. die generelle Anordnung der Informationselemente in der Anforderungsmeldung kann natürlich beliebig festgelegt werden. Sind die Blöcke durch entsprechende Kennzeichnung individuell eindeutig identifizierbar, so müssen nur die einzelnen Blöcke standardisiert werden und die Anforderungsmeldung kann daraus praktisch frei und modular aufgebaut bzw. zusammengestellt werden ('Options-Prinzip'). Dabei müssen nur die im Einzelfall wirklich notwendigen Blöcke eingebaut werden. Alternativ könnte natürlich auch die Gesamtstruktur der Meldung fest vereinbart (standardisiert) werden.
Erreicht die Anforderungsmeldung die zuständige Instanz auf der Senkenseite (Senke oder deren Agent/Proxy) und liegen die aufgesammelten 'Verbrauchswerte' im Block 4 im zulässigen Rahmen gemäß Block 2 so wird eine Bestätigungsmeldung an die anfordernde Instanz auf der Quellenseite zurückgeschickt, woraufhin das Senden des Informationsflusses freigegeben werden kann. Die Bestätigungsmeldung enthält ggf. auch die im Block 4 der Anforderungsmeldung aufgesammelte Routeninformation. Die Bestätigungsmeldung kann einen beliebigen Weg zu ihrem Ziel nehmen.
Übersteigen die aufgesammelten Verbrauchswerte den zulässigen Rahmen so wird eine Ablehnungsmeldung zurückgeschickt. Die Ablehnungsmeldung enthält ggf. Teile der oder auch die gesamte im Block 4 der Anforderungsmeldung aufgesammelte
Information. Damit ergeben sich die folgenden Hauptvarianten: I. Die Ablehnungsmeldung wird 'entlang des
Anforderungspfades' zurückgeschickt. Dabei werden die reservierten Ressourcen Schritt für Schritt wieder freigegeben.
II. Die Ablehnungsmeldung wird auf einem beliebigen Weg zurückgeschickt. Die anfordernde Instanz kann dann entweder a) das Angebot zu den gegenüber der Anforderung schlechteren Bedingungen annehmen und den
Informationsfluß freigeben oder b) die Ablehnung für diesen Versuch akzeptieren. In diesem Falle muß die anfordernde Instanz unverzüglich eine Releaseanforderung entlang dem immer noch reservierten Pfad senden, um die blockierten Ressourcen wieder freizugeben.
Auch während des Durchlaufes der Anforderungsmeldung durch das Netz kann ggf. bereits ein Mangel an Ressourcen, die Nichtverfügbarkeit eines passenden Netzdienstes oder das Überschreiten der Anforderungsspezifikation festgestellt werden. In einem solchen Fall kann (optional) von der feststellenden Instanz sofort eine 'vorzeitige Ablehnung' entlang des bisher reservierten Pfades zurückgeschickt werden. Mit der 'vorzeitigen Ablehnung' werden alle reservierten Ressourcen wieder freigegeben.
Selbstverständlich bleibt es im Falle einer Ablehnung (bzw.
Akzeptanz einer Ablehnung gem. II.b) , s. oben) der anfragenden Instanz freigestellt, einen weiteren Versuch mit denselben oder modifizierten Anforderungen zu starten.
Grundsätzlich wird die Anforderungsmeldung einen Meldungskopf beinhalten, der sie eindeutig identifiziert und von anderen
Meldungen unterscheidet . In diesem Kopf können auch grundlegende Informationen übertragen werden. Die nachfolgenden 'Blöcke' werden zur Unterscheidung und Abgrenzung ebenfalls exakt markiert. Block 1 ist 'mandatory', die übrigen sind optional. Die Inhalte und Darstellungen der Blöcke 1, 2 und 4 bedürfen einer Standardisierung Block 3 beinhaltet im einfachsten Fall nur eine Nummer (z.B. codiert in 7 oder 8 Bit) . Die Nummer 5 würde dann den mit der Kennnummer 5 vereinbarten Netzdienst spezifizieren. Ein zusätzlicher Informationsträger (Bit oder Byte) könnte anzeigen, ob es sich um einen globalen oder einen nur lokal vereinbarten Netzdienst handelt, falls diese Information nicht schon implizit in der Kennnummer enthalten wäre.
Ein Netzdienst legt bestimmte Eigenschaften für den Transport von Paketen durch ein Netz fest. Diese Eigenschaften werden vom Netz (statistisch, mit einer bestimmten
Wahrscheinlichkeit) garantiert. Zu den die Eigenschaften beschreibenden Parametern eines Netzdienstes können neben den üblichen QoS Parametern wie Verzögerung oder Verlust auch die Angabe der Zuverlässigkeit oder die Verfügbarkeit (Blockierungswahrscheinlichkeit) des Netzdienstes gehören.
Die von einem Netz angebotenen Netzdienste können im Prinzip in den Grenzen der technischen Möglichkeiten des Netzes frei spezifiziert werden. Mögliche Einflussparameter bei einer
zweckmäßigen Festlegung reichen von den Anforderungen der zu übertragenden Anwendungsklassen bis hin zu geschäftlichen und tariflichen Überlegungen des Betreibers.
Beispiel für einen Satz von Netzdiensten, der die gängigen Anwendungen abdeckt :
1. Emergency Network Control (ENC) - Netz-interner Steuerungsverkehr (z.B. Signalisierung)
2. Interactive Real-Time (IRT) - Interaktive Realzeitkommunikation (z.B. Videokonferenzen)
3. Non-Interactive Real-Time (NIRT) - nicht-interaktive
Realzeitkommunikation (z.B. Videoabruf) 4. Transactional and Signalling (TAS) - transaktionsorientierte Anwendungen (z.B. E-Commerce) 5. Best Effort (BE) - Klassischer Datenverkehr ohne besondere Anforderungen (z.B. WWW)