Torsionsmodul für eine Drehmomenterfassungseinrichtung
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Torsionsmodul für eine Drehmomenterfassungseinrichtung eines Lenksystems oder Lenkkraftunterstützungs- systems, umfassend ein Speichenrad mit einem an der Lenkspindel befestigbaren inneren Kranz und einem über Biegespeichen mit dem inneren Kranz verbundenen und konzentrisch zu diesem angeordneten äußeren Kranz.
Drehmomenterfassungseinrichtungen der betreffenden Art werden in Kraftfahrzeugen eingesetzt, um das auf das Lenkrad ausgeübte Drehmoment zu erfassen, welches als Eingangsgröße für elektrische
Lenkkraftunterstützungssysteme benötigt wird. Zur Drehmomenterfassung wird dabei ein Torsionsmodul benötigt, das einen Drehwinkelversatz zwischen zwei miteinander kooperierenden Bauteilen - Lenkspindel und Lenkrad - bei Anlegen eines Drehmoments gestattet. Als Torsionsmodul für eine Lenkdrehmomenterfassungseinrichtung wird bei der DE 27 34 182 ein Körper eingesetzt, der aus zwei in axialer Richtung voneinander beabstandeten Ringen gebildet ist, die mit mehreren im gleichen Winkelabstand zueinander angeordneten Metallstreifen verbunden sind. Während der obere Ring drehfest mit dem Lenkrad verbunden ist, ist der untere Ring drehfest mit der Lenkspindel verbunden. Bei Anlegen eines Drehmoments am Lenkrad und somit am dem oberen Ring unterliegen die Metallstreifen einer Torsion und sind daher einer Biegung unterworfen. Das Maß der Biegung der Metallstreifen gibt Aufschluß über das anliegende Drehmoment. Zur Erfassung dieser Größe sind an einigen Metallstreifen Dehnungsmeßstreifen angebracht, die an eine Auswerteeinheit angeschlossen sind. Ein Torsionsmodul dieser Art bietet jedoch zum einen keinen Schutz gegen Fehlmessungen durch
Belastungen, die in axialer Richtung auftreten, da auch solche zu einer Biegung der Metallstreifen führen können, zum anderen weist es eine relativ große Bauhöhe in axialer Richtung auf.
Ein dem Oberbegriff des vorliegenden Hauptanspruchs entsprechendes Torsionsmodul, bei dem zwei Elemente konzentrisch zueinander angeordnet sind, ist durch die DE 37 37 696 A1 bekannt geworden. Beim Gegenstand dieses Torsionsmoduls ist ein innenliegender Kranz über als Biegestäbe ausgebildetete Speichen mit einem außenliegenden Kranz verbunden. Wechselweise zu den Biegespeichen sind biegesteife Speichen angeordnet, welche den inneren und den äußeren Kranz jeweils mittels eines in eine Anschlaganordnung eingreifenden Anschlagelements in Eingriff bringen.
Die EP 442 091 A1 offenbart eine Drehmomentmeßeinrichtung, die ebenfalls ein Torsionsmodul gemäß dem Oberbegriff des vorliegenden Hauptanspruchs aufweist. Auch bei diesem Torsionsmodul ist ein innenliegender Kranz über als Biegestäbe ausgebildetete Speichen mit einem außenliegenden Kranz verbunden. Als Überlastschutz für die Biegestäbe sind biegesteife Elemente vorhanden, welche den inneren und den äußeren Kranz jeweils mittels eines in eine Anschlaganordnung eingreifenden Anschlagelements in Eingriff bringen.
Damit die Verformung der Biegespeichen gering und somit elastisch bleibt, muß der bis zur Anlage der Anschlagelemente an den Anschlaganordnungen zurückzulegende Weg relativ klein gehalten werden. Entsprechend schmal sind deshalb die Luftspalte zwischen den korrespondierenden Flächen auszubilden, was bei einer im Verhältnis deutlich größeren Materialstärke in axialer Richtung zeit- und kostenaufwendige Fertigungsverfahren bedingt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein Torsionsmodul der genannten Art bereitzustellen, bei dem solche Anschlagelemente und diesen zugeordnete Anschlaganordnungen mit hoher Präzision aber dennoch einfach und kostengünstig herstellbar sind.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Anschlagelemente als stiftartige, zylinderförmige Elemente ausgebildet sind, welche jeweils mit ihrem einen Ende in einer radial ausgerichteten Bohrung in einem mit dem inneren Kranz einstückig ausgebildeten biegesteifen Element oder in dem äußeren Kranz befestigt sind, und welche jeweils mit ihrem anderen, freien Ende in eine die jeweils zugeordnete Anschlaganordnung bildende, in dem äußeren Kranz oder in einem mit dem inneren Kranz einstückig ausgebildeten biegesteifen Element vorhandene zylinderförmige Bohrung hineinragen.
Neben der einfachen Herstellbarkeit bietet eine solche Anordnung gleichzeitig auch den Vorteil, nicht nur in radialer sondern auch in axialer Richtung wirksam zu sein und somit auch in dieser Richtung wirksame Kräfte begrenzen zu können, was bei dem Gegenstand nach dem Stand der Technik nicht möglich war.
Eine besonders einfach herzustellende Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, daß sowohl die stiftartigen, zylinderförmigen Elemente als auch die ihnen zugeordneten Bohrungen mit kreisrunden Querschnitten versehen sind.
Eine weitere Ausführungsform, die von der kreisrunden Form abweichende Querschnitte der stiftartigen, zylinderförmigen Elemente und/oder der Bohrungen aufweist, ist zwar in der Herstellung etwas aufwendiger, bietet jedoch die Möglichkeit in axialer und in radialer Richtung unterschiedliche
Bewegungsspielräume zu realisieren, so daß z.B. in axialer Richtung wirkende Mißbrauchskräfte zu einem deutlich früheren Eingriff der Anschlagelemente in der Anschlaganordnung führen als die in radialer Richtung wirkenden Lenkkräfte.
Eine Ausführungsform bei der der Einsatz kostengünstiger und zuverlässiger Meßwertaufnehmer möglich ist, ist dadurch gekennzeichnet, daß die Biegespeichen durch separat hergestellte Elemente gebildet sind, die mit dem inneren und dem äußeren Kranz jeweils kraft- und/oder formschlüssig verbunden sind, wobei zumindest eine der Biegespeichen eine elektrisch nichtleitende Oberfläche aufweist. Die Biegespeichen können dabei aus einem Keramik-Material, welches die zur Aufbringung der Meßwertaufnehmer in einem Dickschicht- oder Dünnschichtprozeß erforderliche elektrisch nichtleitende Oberfläche per se aufweist, oder aber auch aus Metall bestehen, wobei die Oberfläche dann durch einen zusätzlichen Beschichtungsvorgang oder einen chemischen Umwandlungsprozeß (Oxidation) die erforderliche elektrisch nichtleitende Eigenschaft erhält.
Weitere besonders günstige Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Gegenstands sind in den Unteransprüchen angegeben und werden anhand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Dabei zeigen:
Fig. 1 : Ein erfindungsgemäßes Torsionsmodul in einer perspektivischen Ansicht sowie im Querschnitt.
Fig. 2: Eine Ausschnittsvergrößerung aus der Schnittdarstellung des
Torsionsmoduls aus Fig. 1
Fig. 3: Eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Torsionsmoduls mit separat hergestellten Biegespeichen.
Wie aus Fig. 1 ersichtlich, umfaßt ein Torsionsmodul für eine Drehmoment- erfassungseinrichtung eines Lenksystems oder Lenkkraftunterstützungs- systems ein Speichenrad 1 mit vier Biegespeichen 3.1 - 3.4, die einen an der Lenkspindel befestigbaren inneren Kranz 2 mit einem konzentrisch zu diesem angeordneten, zur Befestigung an einem Lenkrad vorgesehenene äußeren Kranz 4 verbinden, und welche bei einem Drehwinkelversatz zwischen dem inneren 2 und dem äußeren Kranz 4 zumindest bereichsweise einer Biegung unterworfen sind. Der innere 2 sowie der äußere Kranz 4 weisen zur Befestigung an der Lenkspindel bzw. dem Lenkrad in axialer Richtung sich erstreckende Bohrungen 3' bzw. 4' auf. Wechselweise zu den Biegespeichen 3.1 - 3.4 angeordnet weist das Speichenrad 1 biegesteife Speichenabschnitte 5.1 - 5.4 auf, welche einstückig mit dem inneren Kranz 2 ausgeführt sind und sich von diesem bis in die Nähe des inneren Randes des äußeren Kranzes 4 erstrecken, wobei zwischen den Enden der Speichenabschnitte 5.1 - 5.4 und dem inneren Rand des äußeren Kranzes 4 ein Abstand eingehalten ist, der als Spaltmaß d (siehe Fig. 2) mit gängigen Herstellungsmethoden wie Sägen, Erodieren, Fräsen oder auch Stanzen ohne weiteres realisierbar ist. Die Speichenabschnitte 5.1 - 5.4 weisen jeweils sich in radialer Richtung erstreckende Bohrungen 5.1* - 5.4* auf, die mit in dem äußeren Kranz 4 vorhandenen Bohrungen 4.1 - 4.4 fluchtend ausgeführt sind. Die Bohrungen 4.1 - 4.4 in dem äußeren Kranz 4 sowie in den Speichenabschnitten 5.1 - 5.4 sind dabei kreiszylindrisch ausgeführt, wobei der Durchmesser der Bohrungen 4.1 - 4.4 in dem äußeren Kranz größer als der Durchmesser der Bohrungen 5.1* - 5.4* in den Speichenabschnitten 5.1 - 5.4 ist, und zwar um das zweifache des Maßes, um welches sich die beiden Kränze 2 und 4 bei einer Drehmomentbeaufschlagung gegeneinander verdrehen dürfen. Zur Begrenzung der Drehbewegung sind in den Bohrungen 5.1* - 5.4* der
Speichenabschnitte 5.1 - 5.4 zylinderförmige Stifte 6.1 - 6.4 eingesetzt (in Fig. 1 sind nur 6.3 und 6.4 dargestellt), die in die Bohrungen 4.1 - 4.4 des äußeren Kranzes 4 hineinragen und auf ihrer gesamten Länge einen dem ■ Innendurchmesser der Bohrungen 5.1* - 5.4* in den Speichenabschnitten 5.1 - 5.4 entsprechenden Außendurchmesser aufweisen.
Wie insbesondere aus der vergrößerten Darstellung in Fig. 2 zu sehen, sind zwischen den in die Bohrungen 4.1 - 4.4 in dem äußeren Kranz 4 hineinragenden freien Enden der Stifte 6.1 - 6.4 und den Bohrungen selbst wegen des größeren Durchmessers der Bohrungen Luftspalte vorhanden. Die freien Enden der Stifte 6.1 - 6.4 bilden somit Anschlagelemente, welche mit den Wänden der Bohrungen 4.1 - 4.4 als zugeordnete Anschlaganordnungen zusammenwirken. Die Begrenzung der Bewegung des inneren Kranzes 2 gegenüber dem äußeren Kranz 4 ist dabei sowohl in radialer als auch in axialer Richtung gegeben.
Die Stifte 6.1 - 6.4 können in den Bohrungen 5.1* - 5.4* der Speichenabschnitte 5.1 - 5.4 eingepreßt, geklebt, geschraubt oder in sonstiger Weise befestigt sein.
Abweichend von dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist ein erfindunggemäßes Torsionsmodul selbstverständlich auch so zu realisieren, daß die Stifte 6.1 - 6.4 in dem äußeren Kranz 4 befestigt sind und mit ihren freien Enden in die Bohrungen 5.1* - 5.4* der Speichenabschnitte 5.1 - 5.4 mit entsprechendem Spiel in radialer und axialer Richtung hineinragen.
Das in Fig. 3 dargestellte Torsionsmodul ist prinzipiell so aufgebaut, wie das in Fig. 1 gezeigte, wobei die Biegespeichen 3.1 - 3.4 hier jedoch als separate Teile aus Metall oder einem Keramik-Material bestehen und in ihrer Geometrie so gestaltet sind, daß zum einen eine einwandfreie, insbesondere kraftschlüssige Verbindung mit den beiden Kränzen 2, 4 möglich ist, zum
anderen eine definierte Verformung der Speichen bei einer Biegebeanspruchung gegeben ist. Auf einer der Biegespeichen 3.1 ist auf einer ihrer Flachseiten ein als piezoresistiver Widerstand ausgeführter Meßwertaufnehmer 7 angeordnet, der bei einer Biegebeanspruchung der Speiche ein elektrisches Signal generiert. Da die Biegespeichen 3.1 - 3.4 in einem von der Herstellung insbesondere der Kränze 2, 4 unabhängigen Produktionsverfahren als separate Teile hergestellt werden, können die Meßwertaufnehmer 7 z.B. durch Dickschichtverfahren wie z.B. Siebdruck oder durch Dünnschichtverfahren wie Sputtern oder Aufdampfen hergestellt werden. In dem gleichen Prozeß können auch weitere elektrische
Leiterstrukturen und Bauteile auf der gleichen Oberfläche aufgebracht werden, die zur Weiterleitung der elektrischen Signale dienen oder bereits einen Teil einer zur Weiterverarbeitung dieser Signale vorgesehenen elektronischen Schaltung bilden. Während aber der Meßwertaufnehmer 7 dort angebracht sein wird, wo die Biegespeiche 3.1 einer möglichst großen Verformung unterworfen ist, ist für die übrigen Bauelemente gerade das Gegenteil der Fall; sie sollten in einem Bereich angebracht sein, der einer möglichst geringen oder am besten gar keiner Verformung ausgesetzt ist. Entsprechende Bereiche können durch geeignete geometrische Formgebung der Biegespeiche 3.1 gezielt ausgebildet werden. Selbstverständlich können auf der einen Biegespeiche 3.1 auch mehrere Meßwertaufnehmer 7 - beispielsweise auf jeder der einander gegenüberliegenden Oberflächen einer - angebracht sein, deren Ausgangssignale im Sinne einer Meßbrücke miteinander verknüpft werden. Zur Bildung einer solchen Meßbrückenschaltung können auch auf mehreren der Biegespeichen 3.1 - 3.4 Meßwertaufnehmer 7 angebracht sein.