Verfahren zum Steuern der Nachdruckphase beim Spritz¬ gießen thermoplastischer Kunststoffe
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern eines Spritzgießprozesses zur Herstellung von Formteilen aus thermoplastischen Kunststoffen, wobei eine isochore Abkühlphase eingeleitet wird, wenn eine vorbeεtimmte Isochore erreicht wird.
Beim Spritzgießen von Formmassen wird üblicherweise an der dafür eingesetzten Maschine eine große Anzahl von meßtechnisch erfaßbaren Parametern eingestellt, deren Werte einen Einfluß auf die Eigenschaften des gefertig- ten Formteils haben.
Ein wesentliches Problem bei der Einrichtung von Thermo¬ plast-Kunststoff-Spritzgießmaschinen ist die Ermittlung eines geeigneten Verlaufs für die Nachdruckführung. Ziel ist hierbei meistens die Erzeugung einer möglichst geringen und genau definierten Schwindung im Formteil. Wird durch äußere Störungen die Temperaturführung in der Maschine beeinflußt, so sollte der Druckverlauf angepaßt werden, um die erwünschte konstante Formteil- gualität zu erreichen.
Bei einer Spritzgießmaschine wird nach der Füllung der Form mit Formmasse üblicherweise in der darauf folgen¬ den sogenannten Nachdruckphase ein Druck auf die Form- masse aufgebracht, um die Schwindung infolge Abkühlung auszugleichen.
Üblicherweise wird ein hierfür geeigneter Druckverlauf von Maschineneinrichtern ermittelt, indem der Druck so hoch eingestellt wird, daß am Formteil keine Einfall¬ stellen mehr sichtbar sind. Die vorgegebene Zeit, über welcher der Druck aufgebracht wird, richtet sich nach der Zeit, welche das Formteil zum Erstarren benötigt.
Es ist bekannt, daß der Verlauf des Nachdruckes beim Spritzgießen einen Einfluß auf das Formteilgewicht und andere Formteileigenschaften hat.
Ein bekanntes Verfahren (DE-OS 32 04 756) ermöglicht die Ermittlung eines an das Formmassenverhalten optimal angepaßten Druckverlaufes, indem aus einem materialspe- zifischen Kenndatensatz, welcher für das verwendete Material den Zusammenhang zwischen Druck p, spezifischem Volumen v und Temperatur T beschreibt (Fig. 1) , genau derjenige Druckverlauf bestimmt wird, welcher nach der Formfüllung über den Abkühltemperaturverlauf ein kon- stant bleibendes spezifisches Volumen erzeugt (Abschnitt V in Fig. 1) .
Eine andere Variante des Verfahrens (DE-OS 36 08 973) erzeugt den isochoren Zustandsverlauf durch das Betä- tigen einer Verschlußdüse. Der Zeitpunkt der Betätigung wird hierbei, ähnlich dem vorher beschriebenen Verfah¬ ren, auch aus dem pvT-Verhalten des Materials im Werk¬ zeug ermittelt, indem bei Erreichen einer der Druck- Temperatur-Kombinationen umgeschaltet wird, bei welchen ein bestimmtes konstantes spezifisches Volumen der er¬ starrenden Formmasse eingehalten werden kann. Hierzu wird die Temperatur im Formteilinneren durch Berechnung
der Abkühlzeit oder aus gemessenen Temperaturen ermit¬ telt. Die hierfür erforderlichen Druck-Temperatur-Kom¬ binationen werden entweder aus dem formmassenspezifi- schen pvT-Diagramm ermittelt oder, wenn ein solches nicht vorhanden ist, durch Extrapolation der in Vorver¬ suchen bestimmten isochoren Druckabsenkungskurve in den vorisochoren Bereich ermittelt. Auf diese Weise wird ein temperatur- und druckvariabler Sollwert in dem pvT- Diagramm festgelegt, der als Kriterium für die Umschal- tung auf isochore Abkühlung dient.
Das bekannte Verfahren ermöglicht es nur, eine bestimm¬ te Isochore reproduzierbar anzufahren. Dagegen ist es nicht möglich, die Reproduzierbarkeit eines bestimmten Formteilparameters zu verbessern. Soll beispielsweise ein anderes Formteilgewicht eingestellt werden, müssen die Prozeßparameter verändert werden und erneut isochore Druckabsenkungskurven aufgenommen werden, um neue Tem¬ peratur- und Druckwertepaare für eine andere Isochore zu erhalten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Steuerung der Nachdruckphase zu schaffen, das von materialspezifischen Kenndaten unabhängig ist und eine bessere Reproduzierbarkeit der Formteilgenauigkeit er¬ möglicht.
Zur Lösung dieser Aufgabe dienen die Merkmale des Haupt¬ anspruchs.
Die Nachdruckdauer und/oder der isobare Nachdruck wird in Abhängigkeit von in mindestens einem Lernzyklus er-
ittelten Kenndatenfeldern gesteuert, die die Abhängig¬ keit eines oder mehrerer gemessener Formteil-Sollpara¬ meter von mehreren Prozeßparametern für die dem Lern¬ zyklus zugrunde liegende Werkzeug-Kunststoffpaarung enthalten.
Die Auswirkungen einzelner bestimmter Randbedingungen auf eine am Formteil meßbare Größe, wie z.B. das Form¬ teilgewicht m oder eine bestimmte Abmessung, werden in einem ersten Schritt erfaßt. Hierdurch wird es möglich, die für die Prozeßführung benötigten Kenndaten, nämlich die Abhängigkeit eines oder mehrerer Formteilparameter von den Prozeßparametern durch die Maschine automatisch ermitteln zu lassen.
Das mehrdimensionale Kenndatenfeld enthält dann mit Hilfe mathematischer Methoden optimierte Abhängigkeiten bestimmter vorgegebener Formteilparameter von einzelnen Prozeßparametern. In der Produktionsphase ist es daher möglich, die prozeßbedingte Änderung von Prozeßparame¬ tern auch bei geringfügigen Abweichungen auszugleichen und dadurch die Reproduzierbarkeit des jeweiligen Form¬ teilparameters zu erhöhen.
Dadurch, daß zwischen der Verdichtungsphase und der isochoren Abkühlphase eine im wesentlichen isobare Nach¬ druckphase vorgesehen ist, verläuft der Spritzgießprozeß in dieser Nachdruckphase kontrolliert, indem der Werk¬ zeuginnendruck oder der von außen auf das Werkzeug auf- gebrachte Druck während der Formmasse-Nachlieferung konstant gehalten wird. Auf diese Weise verläuft kein Prozeßabschnitt unkontrolliert, so daß letztlich auch damit die Reproduzierbarkeit der Formteilgenauigkeit verbessert wird.
In dem Lernzyklus werden einzelne Prozeßparameter je¬ weils mindestens zweifach variiert und zusammen mit den anschließend gemessenen Formteil-Sollparametern und anderen Prozeßparametern abgespeichert, wobei mit einem Rechner die Abhängigkeit der Formteilsollparameter von den Prozeßparametern bestimmt wird und als Kenndatenfeld gespeichert wird.
Bei einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß in den sich dem Lernzyklus anschließenden Produk¬ tionszyklen die Formteil-Sollparameter und die Proze߬ parameter kontinuierlich oder in regelmäßigen oder un¬ regelmäßigen Abständen erfaßt werden und daß die in dem Lernzyklus erstellten Kenndatenfelder aktualisiert werden.
Das in der Lernphase erstellte Kenndatenfeld kann auf diese Weise ständig überprüft und nachgebessert werden, so daß das Kenndatenfeld mit Hilfe statistischer Korrek- turrechnungen zusätzlich optimiert werden kann.
Im folgenden wird unter Bezugnahme auf die Zeichnungen die Erfindung näher erläutert:
Es zeigen:
Fig. 1 durch die Größen Druck p, Temperatur T und spezifisches Volumen der Formmasse v definier¬ te Spritzgießzyklen,
Fig. 2 durch die Größen Druck p, Temperatur T und
Gewicht des Formteils definierte Spritzgie߬ zyklen,
Fig. 3 den Aufbau einer für die Durchführung des Verfahrens benötigten Spritzgießmaschine,
Fig. 4 ein Ausführungsbeispiel des Verfahrens, bei welchem das Formteilgewicht durch Anpassung der isobaren Nachdruckzeit an die anderen gemessenen Parameter auf einem vorbestimmten Wert konstant gehalten wird, und
Fig. 5a, 5b, 5c Kenndatenfelder.
Im pvT-Diagramm (Fig. 1) , welches die für ein Material typische Abhängigkeit des spezifischen Volumens von der Temperatur und dem Druck beschreibt, läßt sich der Pro- zeßverlauf in der Nachdruckphase sehr gut darstellen. Nach dem Einspritzen des Materials in die Form bei mög¬ lichst konstanter Temperatur (Abschnitt I) erfolgt ein Umschalten auf Drucksteuerung bzw. -regelung (Punkt II) . Es folgt eine Phase konstanten Druckes pN der Dauer ^iso (Ak30*111!^ ι:cl) • Diese Phase isobarer Druckführung wird am Punkt IV in eine Phase konstanten spezifischen Volumens, der isochoren Phase (Abschnitt V) überführt.
Auf diese isochore Prozeßführung wird besonderer Wert gelegt, denn im zunächst vereinfachend angenommenen Fall vernachlässigbarer Werkzeugatmung ist dies gleich¬ bedeutend mit einer minimierten Materialbewegung im Werkzeug. Dieser Verlauf wird im allgemeinen zur Redu¬ zierung von Orientierungen, Spannungen und Verzug ange¬ strebt.
Wesentlich für konstante Abmaße des Formteils und auch für ein konstantes Gewicht ist das Erreichen der 1-bar-
Linie bei einem über alle Zyklen konstanten spezifi¬ schen Volumen (Punkt VI in Fig. 1) , denn genau bei die¬ sem Druck löst sich das Teil von den Werkzeugwänden ab und beginnt anschließend zu schwinden. Das Ausmaß der volumetrischen Schwindung ist genau beschrieben durch die Änderung des spezifischen Volumens beim Verlauf auf der 1-bar-Linie (Abschnitt VII in Fig. 1) .
Das Formteilgewicht m, welches am fertigen Formteil gemessen wird, entspricht dem Gewicht des Teiles vor der Beendigung der Materialzufuhr, da ja kein Material¬ fluß in die Form oder aus der Form möglich ist. Die Adaption eines oder mehrerer Prozeßparameter soll die Auswirkungen der Schwankung anderer Parameter in der Weise ausgleichen, daß eine für die Produktion ange¬ strebte meßtechnisch erfaßbare Zielgröße, wie z.B. ein konstantes Gewicht, konstant gehalten wird. Für den Fall der Adaption der iεbbaren Nachdruckzeit j,. be¬ deutet das, daß die isobare Phase z.B. durch die Been- digung der Materialzufuhr in Abhängigkeit von der Tem¬ peratur und dem Druck bei jedem Zyklus bei Erreichen des gleichen Formteilgewichtes oder des Zustandes, der bei jedem Zyklus zu den gleichen Formteileigenschaften führt, beendet wird.
Fig. 2 zeigt das pmT-Diagramm, das die Abhängigkeit eines speziellen Formteilparameters, nämlich des Form¬ teilgewichtes, von der Temperatur und dem Druck dar¬ stellt. Die in dem pvT-Diagramm der Fig. 1 besprochenen Prozeßphasen sind in Fig. 2 entsprechend gekennzeichnet.
Fig. 3 zeigt eine Spritzgießmaschine 1 zur Durchführung des Spritzgießprozesses. Die Spritzgießmaschine weist
eine in einem Schneckenzylinder 2 befindliche Einspritz¬ schnecke 3 auf, die durch Druckbeaufschlagung des Hy¬ draulikzylinders 4 in Richtung auf das aus zwei Form¬ hälften 5,6 bestehende Formwerkzeug geschoben wird, indem der Druck auf den Hydraulikkolben 7 wirkt. Die im Stauraum 8 vor der Einspritzschnecke 3 befindliche Form¬ masse wird durch einen mit einem Verschluß 9 absperrba¬ ren Düsenkanal 10 in den Hohlraum 11 des Formwerkzeugs eingespritzt. Eine Auswerteeinheit 12 überwacht dabei mehrere Prozeßparameter und erhält beispielsweise ein Drucksignal 14 aus dem Hydraulikzylinder 4, ein Wegme߬ signal 15 von der Einspritzschnecke 3, ein Formmasse¬ temperatursignal 16 aus dem Stauraum 8 vor der Schneckenspitze, ein Druckmeßsignal 17 aus dem Stauraum 8, sowie ein Temperatur- und ein Druckmeßsignal 18 bzw. 19, die auf der Oberfläche der Formhälfte 5 erfaßt wer¬ den.
Beim Einsatz des Verfahrens wird die in Fig. 3 gezeigte Spritzgießmaschine 1 zunächst in einer Lernphase veran¬ laßt, Teile mit vorgegebenen, aus Erfahrungswerten nähe¬ rungsweise bestimmten Prozeßparametern zu produzieren. Dabei wird das Gewicht m oder eine andere in der Produk¬ tionsphase angestrebte Formteileigenschaft der produ- zierten Formteile bei der Einstellung bestimmter Parame¬ ter wie Temperaturen, Druck oder Zeit konstanten Druckes an der Maschine gemessen und in Kombination mit den Parametern in der Auswerteeinheit 12 abgespeichert, welche später auch zur Adaption der Steuergrößen dient.
Für den Fall der Optimierung der Nachdruckführung bedeu¬ tet das, daß im von der Spritzgießmaschine 1 zu reali¬ sierenden Prozeßablauf nach einer Phase konstanten Druckes mit der Dauer „. die isochore Phase eingelei¬ tet wird.
Alle für die Prozeßführung gemessenen oder beeinflußten Daten sollten in der Lernphase mindestens zweifach variiert werden.
Die Zeit konstanten Druckes wird vorgegeben bzw. ge¬ messen. Es müssen dabei mindestens zwei verschiedene Zeiten mit jeweils mindestens zwei verschiedenen Drücken realisiert werden. Diese Parameterkombinationen werden noch bei mindestens zwei verschiedenen Werkzeugwandtem- peraturen und mindestens zwei verschiedenen Massetempe¬ raturen eingestellt.
Zu jedem Spritzgießzyklus wird der Formteilsollpara¬ meter, z.B. das Gewicht m des mit diesen Parametern produzierten Teiles gemessen. Es ist auch sinnvoll, diese Meßwerte über mehrere Zyklen mit gleicher Einstel¬ lung zu mittein.
Nach dieser Lernphase ist die Maschine in der Lage, Kennfelder abzuspeichern, deren Kenndaten z.B. durch Interpolation zwischen den in der Lernphase eingestell¬ ten Parametern und den dabei resultierenden Formteilge¬ wichten den Zusammenhang zwischen dem Gewicht des Form¬ teils und den Parametern bei dem vorgeschriebenen Pro- zeßverlauf - isobare Phase bestimmter Dauer mit an¬ schließender Unterbrechung der Formmassezufuhr - be¬ schreiben.
Beispiele für dreidimensionale Kennfelder zeigen die fünf Figuren 5a bis 5c.
Ein Kennfeld (Fig. 5a) zur Steuerung der isobaren Nach¬ druckzeit N. beschreibt die Zeit, für die eine be-
stimmte gemessene oder der Maschine vorgegebene Nach¬ druckhöhe pN aufrechterhalten werden soll, bis die Formmassezufuhr in Abhängigkeit der Parameter Werk¬ zeugtemperatur T„ oder Formmassetemperatur T-. und der Nachdruckhöhe pN gesperrt wird.
Ein anderes Kennfeld zur Steuerung des aufzubringenden
Nachdruckes pN beschreibt, wie aus Fig. 5b ersichtlich, den für eine bestimmte Zeit N^so konstant zu haltenden Nachdruck pN in Abhängigkeit der Parameter Temperatur
Tττ oder T... W M
Die Kennfelder werden aus den in der Lernphase gemesse¬ nen Daten ermittelt, indem beispielsweise für ein For - teilgewicht m ,,, welches für die Formteilproduktion angestrebt wird, ein Parameter in der Weise angepaßt wird, daß der Einfluß anderer Parameterschwankungen ausgeglichen wird. Formteilgewichte, welche sich bei Einstellung von Parametern zwischen den in der Lern- phase eingestellten Werten ergeben, werden z.B. durch Interpolation oder durch Regressionskurven durch die Meßpunkte ermittelt.
Dies ist für den Fall der Steuerung der isobaren Nach- druckzeit das Auflösen nach t„. . Dieses Ausführungs¬ beispiel zeigt Fig. 4.
Fig. 5c zeigt ein weiteres dreidimensionales Kennfeld, das die Abhängigkeit des Formteilgewichtes von der Ein- spritztemperatur und der Werkzeugtemperatur bei konstan¬ tem Nachdruck p.τ und konstanter Nachdruckdauer t„.
*ιϊ Niso darstellt.
Mathematisch ist es möglich, diese Kennfelder in ein einziges mehrdimensionales Kennfeld zusammenzuführen, auf das während der Produktionsphase zur Steuerung des Spritzgießprozesses zurückgegriffen wird.
Der Druck, welcher für die Kennfeldaufnahme und für die Optimierung ausgewertet wird, kann am Hydraulikzylinder 4 des Schneckenvortriebs oder im Schneckenvorraum 8 oder in der Form 5,6 gemessen werden.
Wichtig ist dabei natürlich, daß zur Prozeßführung in den Produktionszyklen der gleiche Druck eingestellt wird wie bei der Kennfeldaufnahme.
Es ist sinnvoll, die Meßwerte über mehrere Spritzgie߬ zyklen zu mittein oder auch in der Produktionsphase Meßwerte aufzunehmen und mit diesen die Meß- und Steu¬ erkennfelder statistisch besser abzusichern.
Diese Kennfelder sind dann nicht mehr nur auf das Mate¬ rial bezogen, sondern auch auf das eingesetzte Werkzeug. Das bedeutet, daß ein neues Kennfeld benutzt werden muß, sobald ein anderes Werkzeug oder Material einge¬ setzt wird. Es kann dann entweder aus einem Datenträger, in dem zuvor erzeugte Kennfelder abgespeichert sind, ausgelesen oder durch Aktivieren der Lernphase ermit¬ telt werden.
In der Produktionsphase wird der Spritzgießmaschine dann der Wert für die Nachdruckhöhe und für die Zeit, für welche dieser Druck eingehalten werden soll, aus den Kennfeldern zugeführt.
Es ist möglich, durch eine Adaption der "isobaren Nachdruckzeit" Prozeßschwankungen der Temperatur und des Druckes auszugleichen.
Besonders interessant ist die Adaption an den aktuell gemessenen Druck, da hierdurch die Anforderungen an die Druckregelung verringert werden können, denn Druck¬ schwankungen werden durch die Vorgabe der richtigen Zeit kompensiert.
Dies gilt insbesondere für den Werkzeuginnendruck, wel¬ cher sich auf Grund des trägen Streckenübertragungεver- haltens von der Hydraulik bis in die Kavität nur sehr schwer regeln läßt.
Auch wenn der Werkzeuginnendruck nicht geregelt ist, läßt sich der Einfluß von Temperatur- und Druckschwan¬ kungen mit Hilfe des pmT-Verfahrens (Druck-Formteil¬ gewicht-Temperatur-Verfahren) kompensieren.
Ein anderer wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit, die Spritzgießmaschine immer genau an der Schließkraft¬ bzw. Einspritzdruck-Leistungsgrenze zu betreiben und hiermit eine der Maschinenleistung entsprechende ini- male Schwindung bei konstanter Qualität zu erzielen.
Gerade beim Anfahren sind oft die Druck- und Tempera¬ turwerte im Werkzeug noch gar nicht konstant, so daß hier eine Kompensation zu einem wesentlich verbesserten Prozeßverhalten führt.
Die bei der Erstbemusterung eines Werkzeuges einzupla¬ nende Anzahl von mindestens n + 1 Parameterkombina¬ tionen bei n Prozeßparametern (bei welchen nicht unbe¬ dingt Ausschuß produziert wird) kann durch das wesent- lieh verbesserte Anfahrverhalten schnell kompensiert werden.
Der oder die Drücke, welche für die Kennfeldaufnahme und für die Optimierung und auch für die Schneckenlage- regelung mit dem Ziel, ein Druckgleichgewicht zwischen zwei Meßorten zu erreichen, ausgewertet werden, können am Hydraulikzylinder 4, der die Einεpritzschnecke 3 vorantreibt, oder in desεen Zuführleitung 20 oder in der Schmelze im Stauraum 8 vor der Einspritzεchnecke 3 oder an der Formteilhälfte 5 gemeεεen werden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, statt eines Druckes eine dem Druck proportionale Kraft oder Verformung z.B. in einem Maschinenelemeht zu messen, welches die Schneckenvorschubbewegung auslöst oder eine Gegenkraft ausübt. Dies kann z.B. die die Schnecke umschließende Zylinderwand 2 sein.
Die der Auswertung zugeführten Temperaturen können an verschiedenen Orten gemessen werden. Hierfür eignen sich die Messung in der Schmelze, die Messung an der Zylinderwand 2, die Messung im Formteil oder eine Mes¬ sung der Temperatur der Form. Vorteile bietet hier die Messung in der Nähe oder an der Formoberfläche, da hier Temperaturänderungen schneller erfaßt werden. Allgemein gesagt eignen sich alle mit der Formmasseschmelze in Kontakt stehenden Maschinenelemente.
Die Formmassetemperatur kann auch an einer oder mehre¬ ren Stellen vor dem Eintritt in den Formhohlraum gemes¬ sen werden.
Als Formteilmerkmal, dessen Abhängigkeit von den Pro¬ zeßparametern in oder nach der Lernphase gemessen und registriert wird und dessen Größe in der Produktion angestrebt wird, können im Prinzip beliebige meßbare Größen genommen werden. Als Beispiele sind das Gewicht des Formteils, ein oder mehrere Maße, Winkel, physika¬ lische Eigenschaften wie Leitfähigkeit, optische Eigen¬ schaften wie Brechungsindex, Oberflächeneigenschaften oder eine mathematische Größe, welche verschiedene Eigen- Schäften mit einer Gewichtung versehen, zu einer Zahl verrechnet. So kann es beispielsweise für die Herstel¬ lung von Kunststoffstoßstangen für Kraftfahrzeuge we¬ sentlicher sein, ein bestimmtes Maß z.B. den Abstand der Befestigungslöcher reproduzierbar genau einzuhalten als das Gewicht der Stoßstange. Dabei ist ein optimier¬ tes Kenndatenfeld für Maße abweichend von einem opti¬ mierten Kenndatenfeld für ein Formteilgewicht.
Die isochore Prozeßführung kann auf verschiedene Weisen erzeugt werden, z.B. durch einen Verschluß 9 im Ein¬ spritzkanal oder in dem Formteil 5 oder durch eine Rege¬ lung der Schneckenbewegung, so daß die auf die Änderung der Lage der EinspritzSchnecke 3 bezogene Druckänderung auf einem bestimmten in einer weiteren Lernphase ermit- telten Wert gehalten wird. In dieser von der Lernphase zur Ermittlung des Kenndatenfeldes zu unterscheidenden Lernphase wird die Druckänderung bei einer Schneckenbe¬ wegung bei geschlossenem Verschluß 9 gemessen.
Die EinspritzSchnecke 3 wird beispielsweise in Abhängig¬ keit eines z.B. in der Form gemessenen Druckes so zu¬ rückbewegt, daß die elastische Verformung des gesamten unter Druck stehenden Einspritzaggregates sich nicht
durch einen Massefluß in die Form entlastet, sondern in Richtung der Einspritzschnecke. Die hierfür benötigte Lageänderung der Schnecke oder eines entsprechenden Kolbens kann wieder aus einem Kenndatenfeld entnommen werden, welches durch eine Messung der Elastizität des mit Formmasse gefüllten Einspritzaggregates erfolgen kann, indem die mit einer Schnecken- oder Kolbenlage¬ änderung verbundene Druckänderung in einer Lernphase bei einem dicht verschlossenen Einspritzaggregat gemes- sen und registriert wird.
Die Fließrichtung und die Fließgeschwindigkeit der Schmelze in die Form oder in der Form kann durch Mes¬ sung der Bewegung oder der Kraft, welche auf ein in den Schmelzefluß hineinragendes oder mit der Schmelze in Kontakt stehendes Maschinenelement einwirkt, gemessen werden.
Eine andere Möglichkeit zur Erzielung der isochoren Prozeßführung besteht darin, durch eine Bewegung der Schnecke die Druckdifferenz zwischen zwei in Fließrich¬ tung der Formmasse hintereinander angeordneten Orten, zum Beispiel in der Form oder in der Form und an einer anderen Stelle zu Null zu regeln.
Das Verfahren läßt sich insbesondere für thermoplasti¬ sche Formmassen einsetzen, deren Verarbeitungstempera¬ tur größer ist als die Temperatur der Form.