Pipettenspitze
Die Erfindung bezieht sich auf eine Pipettenspitze.
Pipettenspitzen werden zusammen mit Pipetten und anderen Dosiervorrichtungen insbesondere in medizinischen, biologischen, biochemischen und chemischen Labo ratorien zum Dosieren von Flüssigkeiten verwendet. Nachfolgend werden Pipetten und andere Dosiervorrichtungen zusammenfassend als "Pipettiervorrichtungen" be zeichnet. Pipettenspitzen haben einen länglichen, rohrförmigen Körper, der an dem unteren Ende eine untere Öffnung für den Durchgang von Flüssigkeit und an dem oberen Ende eine obere Öffnung zum Aufklemmen auf den Ansatz einer Pipettier vorrichtung hat. Pipetten spitzen haben meist eine im Allgemeinen konische Form, deren Querschnitt sich von der unteren Öffnung zur oberen Öffnung hin vergrößert. Bekannt sind standardisierte konische bzw. kegelstumpfförmige Ansätze (Arbeits konus) mit einer Standardgeometrie, die von vielen Herstellern einheitlich verwen det wird und die für jede Pipettenspitzengröße durch einen spezifischen mittleren Durchmesser und durch einen spezifischen Konuswinkel des konischen Ansatzes gekennzeichnet ist.
Mehrkanal-Pipettiervorrichtungen dienen dazu, gleichzeitig Flüssigkeit aus einem oder mehreren Gefäßen aufzunehmen bzw. in ein oder mehrere Gefäße abzugeben. Sie werden vielfach für die Bearbeitung von Mikrotiterplatten benutzt, die in matrixartiger Anordnung eine Vielzahl Gefäße aufweisen. Hierfür haben Mehrkanal- Pipettiervorrichtungen mehrere, in einer oder mehreren parallelen Reihen parallel nebeneinander angeordnete konische Ansätze, auf die Pipettenspitzen aufklemmbar sind. In Anpassung an ein häufig benutztes Format von Mikrotiterplatten mit 384 (16 x 24) Gefäßen (Näpfchen) gemäß ANSI-Standard sind Mehrkanalpipetten mit 16 oder 24 Ansätzen in einer Reihe bekannt. Bekannt sind auch Mehrkanal-Dosier vorrichtungen mit einem Dosierkopf, der 384 Ansätze aufweist. Entsprechend dem
Abstand benachbarter Gefäße von Mikrotiterplatten mit 384 Gefäßen weisen be nachbarte Ansätze einen Abstand von 4,5 mm voneinander auf.
Bei Ausführung als Luftpolster-Pipettiervorrichtung weist die Pipettiervorrichtung mindestens eine Verdrängungseinrichtung für Luft auf, die kommunizierend mit einem Durchgangsloch mindestens eines Ansatzes verbunden ist. Mittels der Ver drängungseinrichtung ist ein Luftpolster verlagerbar, um Flüssigkeit in eine auf den Ansatz auf geklemmte Pipettenspitze einzusaugen und daraus auszustoßen. Die Ver drängungseinrichtung ist meistens als Zylinder mit darin verschieblichem Kolben ausgeführt. Bekannt sind aber auch Verdrängungseinrichtungen mit einer Ver drängungskammer und mindestens einer verformbaren Wand, wobei eine Verfor mung der Wand die Verdrängung des Luftpolsters bewirkt.
Bei der Ausführung als Direktverdränger-Pipettiervorrichtung ist in der Pipetten spitze ein kleiner Kolben angeordnet, der beim Aufstecken der Pipettenspitze auf einen Ansatz mit einem Kopplungselement eines Kolbenantriebs der Pipettiervor richtung gekoppelt wird, das in einem Durchgangsloch des Ansatzes verlagerbar ist.
Die Aufnahme der Flüssigkeit in die Pipettenspitze erfolgt bevorzugt in einem einzi gen Schritt oder in mehreren kleinen Schritten. Die Abgabe der Flüssigkeit erfolgt beim Pipettieren in einem einzigen Schritt und beim Dispensieren in mehreren klei nen Schritten.
Pipettiervorrichtungen haben meist einen Abwerfer, der auf den oberen Rand der Pipettenspitze wirkt, um diese vom Ansatz abzudrücken. Bei Mehrkanal-Pipettier- vorrichtungen ist der Abwerfer gleichzeitig gegen die oberen Ränder mehrerer Pipettenspitzen drückbar. Mittels des Abwerfers kann der Anwender die mit Flüs sigkeit kontaminierte Pipettenspitzen vom Ansatz trennen, ohne diese anzufassen.
Die Pipettiervorrichtung kann eine Handpipette sein, die der Anwender mit nur einer Hand halten und betätigen kann. Sie kann auch eine Dosierstation ("Pipettier station") oder ein Dosierautomat ("Pipettierautomat") sein, bei dem ein Dosierkopf mit einem oder mehreren Ansätzen an einem Roboterarm oder an einem anderen Übertragungssystem oberhalb einer Arbeitsfläche verlagerbar ist. Die Pipettiervor richtung kann auch Bestandteil eines Laborautomaten ("Workstation") sein, der außer dem Dosieren weitere Behandlungen von Flüssigkeiten (z.B. Mischen, Tem perieren, Analysieren) durchführen kann.
Zur Vermeidung von Fehldosierungen muss die Pipettenspitze hinreichend fest bzw. abdichtend auf den Ansatz aufgeklemmt sein. Außerdem dürfen die Kräfte für das Aufstecken und das Abwerfen der Pipettenspitze von dem Ansatz nicht zu hoch sein. Herkömmliche Pipettenspitzen sind im Kontaktbereich mit dem konischen Ansatz dickwandig und starr. Beim Aufstecken werden die Pipettenspitzen am Umfang durch den Ansatz elastisch aufgeweitet. Die Federkennlinie ist steil, sodass hohe Aufsteckkräfte aufzubringen sind. Nach dem Aufstecken wirkt eine entsprechend hohe Haftreibung zwischen dem Ansatz und der Pipettenspitze, die beim Abwerfen überwunden werden muss. Der Anwender wird durch die hohen Kräfte für das Auf stecken und Abwerfen der Pipettenspitze belastet. Hierdurch können Krankheiten ausgelöst werden, die unter dem Begriff „ cummulative trauma disorders“ (CTD) zusammengefasst werden. Soweit das Aufstecken und Abwerfen mittels motorischer Antriebe erfolgt, müssen diese entsprechend leistungsfähig sein und haben einen hohen Stromverbrauch.
Die US 6,197,295 beschreibt eine Pipettenspitze, die durch Anwendung von relativ geringen axialen Aufsteckkräften von sechs Pfund (26,7 N) fest auf einen Ansatz einer Pipette aufsteckbar und durch Anwendung von relativ geringen Abwurfkräften von drei Pfund (13,3 N) von diesem abwerfbar ist. Die Pipettenspitze weist ein koni sches oberes Ende mit einem inneren Durchmesser am oberen Ende auf, der größer als der Durchmesser des Ansatzes der Pipette ist, auf den die Pipettenspitze aufzu-
stecken ist. Ferner hat die Pipettenspitze einen hohlen Mittelabschnitt und einen kreisringförmigen Dichtbereich an der Verbindung zwischen dem oberen Ende und dem Mittelabschnitt. Der Mittelabschnitt weist an und neben dem Dichtbereich eine Seitenwand mit einer Wandstärke zwischen 0,2 und 0,5 mm auf. Der kreisringför mige Dichtbereich hat einen inneren Durchmesser, der kleiner als ein Wert "x", und ist ausgelegt, sodass er mit dem unteren Ende einer Dichtzone des Ansatzes in Ein griff kommt, um radial aufgeweitet zu werden, wenn der Ansatz eingeführt ist. Hier durch wird eine flüssigkeitsdichte Abdichtung zwischen der Dichtzone des Ansatzes und dem Dichtbereich der Pipettenspitze erzeugt. Ferner weist die Pipettenspitze an der Innenseite neben dem Dichtbereich seitliche Stabilisierungsmittel auf, die mit der äußeren Oberfläche des Ansatzes in Eingriff kommen, um die Pipettenspitze auf dem Ansatz zu stabilisieren. Die seitlichen Stabilisierungsmittel weisen zumindest drei in Umfangsrichtung voneinander beabstandete Kontakte auf, die sich von der inneren Oberfläche der Pipettenspitze aus nach innen erstrecken. Der diametrale Abstand der Kontakte ist so bemessen, dass sie leicht mit dem unteren Ende des An satzes in Eingriff kommen und ein Vorbei gleiten des unteren Endes ermöglichen, ohne dass die Seitenwände der Pipettenspitze aufgeweitet werden, auf denen die Kontakte angeordnet sind. Wenn das untere Ende der Dichtzone des Ansatzes in Eingriff mit dem Dichtbereich der Pipettenspitze kommt, wird die Pipettenspitze im Dichtbereich und unmittelbar daneben gedehnt. Wenn die Kontakte die Pipetten spitze auf dem Ansatz führen, verformt sich die Seitenwand der Pipettenspitze zwi schen den Kontakten nach innen und wird nicht aufgeweitet, wodurch die für das Eindrücken des Ansatzes aufzubringende Kraft gering gehalten wird. Der Ansatz ist mit anwachsender Aufsteckkraft tiefer in die Pipettenspitze einpressbar. Dement sprechend hohe Abwurfkräfte sind für das Lösen der Pipettenspitze vom Ansatz auf zubringen. Die Konstruktion eignet sich aufgrund der nach innen vorstehenden Kontakte nur für verhältnismäßig große Pipettenspitzen.
Die US 6,568,288 beschreibt eine Pipettenspitze, die axial voneinander beanstandete kreisringförmige Dicht- und im Wesentlichen zylindrische seitliche Führung sberei-
che aufweist, wobei der Dichtbereich hinreichend dünn ist, um beim Eindringen eines Ansatzes einer Pipette mit axial voneinander beabstandeten kreisringförmigen Dicht- und zylindrischen seitlichen Führungszonen einen Presssitz und luftdichte Abdichtung zwischen einer Dichtfläche der Dichtzone und dem Dichtbereich zu bilden. Die Wandstärke im Dichtbereich beträgt bevorzugt zwischen 0,2 und 0,5 mm. Die Dichtfläche ist die Außenfläche eines kreisringförmigen, radial nach außen vorspringenden Vorsprunges neben dem unteren Ende des Ansatzes. Die Pipetten spitze weist eine kreisringförmige, nach oben gewandte und nach innen gerichtete Schulter am Innenumfang auf, um das Aufstecken auf den Ansatz zu begrenzen. Die Kraft für das Aufstecken soll ungefähr zwei Pfund (8,9 N) und für das Abwerfen ungefähr ein Pfund (4,45 N) betragen. Durch den Tiefenanschlag kann es zu einem unvollständigen Eintauchen beim gleichzeitigen Aufnehmen mehrerer Pipetten spitzen von einem Tray oder Rack mittels einer Mehrkanal-Pipettiervorrichtung kommen. Wenn sich das Tray oder Rack zwischen seitlichen Rändern leicht nach unten durchbiegt, kann das Aufsetzen der beiden äußeren Ansätze auf den Schultern der beiden äußeren Pipettenspitzen zu einem unzureichenden Eintauchen der weite ren Ansätze in die dazwischen angeordneten Pipettenspitzen führen.
Die US 6,967,004 B2 beschreibt eine Pipettenspitze, die einen kreisringförmigen Dichtbereich mit einer inneren Dichtfläche auf einer Seitenwand aufweist, die im Dichtbereich hinreichend dünn ist, um sich geringfügig auszudehnen und einen Presssitz und eine luftdichte Abdichtung zwischen der Dichtfläche und einer Dicht zone eines in die Pipettenspitze eingesetzten Ansatzes der Pipette zu bilden. Die Pipettenspitze hat eine kreisringförmige, nach innen und nach oben gerichtete Schulter, die das Einstecken des Ansatzes begrenzt. Der Ansatz weist zwei Zylin derabschnitte mit unterschiedlichem Durchmesser auf. Seine kreisringförmige Dichtzone schließt eine Dichtkante an einer Verbindung des unteren Endes eines Zylinderabschnittes und dem äußersten Rand eines radial erstreckten Überganges des Ansatzes ein. Vorzugsweise betragen die Kräfte zum Einsetzen und Abwerfen der Pipettenspitze weniger als zwei Pfund (8,9 N). Der Tiefenanschlag kann beim
gleichzeitigen Aufnehmen von mehreren Pipettenspitzen mittels einer Mehrkanal- Pipettiervorrichtung zu einem unzureichenden Eintauchen von Ansätzen führen.
Die EP 2 138 234 Al beschreibt eine Pipettenspitze, die zum lösbaren Verbinden mit dem Ansatz einer Pipettiervorrichtung am oberen Ende eines länglichen rohr förmigen Abschnittes einen flexiblen, rohrförmigen Verbindungsabschnitt mit einer im Querschnitt wellenförmigen Kontur aufweist, welche die Dehnbarkeit des Sitzbe reiches erhöht. Der Sitzbereich ist beim Aufstecken auf den Ansatz um mehr als 20 % reversibel dehnbar. Für einen abdichtenden Sitz muss die wellenförmige Kontur auf dem Ansatz glattgezogen werden, wodurch die weitere Dehnbarkeit nur noch gering ist. Infolgedessen erfordert die Pipettenspitze eine genaue Fertigung. Ferner ist zwischen Sitzbereich und rohrförmigem Bereich eine nach innen radial vor springenden Schulter vorhanden, die einen Tiefenanschlag für den Ansatz bewirkt, der beim Aufnehmen von Pipettenspitzen mittels einer Mehrkanal-Pipettiervorrich- tung zu einem unzureichenden Eintauchen von Ansätzen führen kann.
Die EP 2 606 977 Al beschreibt eine Pipettenspitze mit der Form eines länglichen Röhrchens mit einer unteren Öffnung an dem unteren Ende für den Durchgang von Flüssigkeit und einer oberen Öffnung an dem oberen Ende, wobei neben der oberen Öffnung am inneren Umfang ein Sitzbereich vorhanden ist, der zum Aufstecken auf einen standardisierten konischen Ansatz einer Pipettiervorrichtung dient. Der Sitzbe reich weist einen Haltebereich mit radial nach innen vorstehenden, axial erstreckten Rippen und unterhalb des Haltebereichs einen Dichtbereich mit einem am Umfang umlaufenden, nach innen vorstehenden Dichtvorsprung auf. Der Sitzbereich ist so ausgebildet, dass beim Aufstecken auf den Ansatz mit einer Auf steckkraft, die ein Halten und Abdichten der Pipettenspitze auf dem Ansatz gewährleistet, die Rippen teilweise plastisch verformt werden und außerhalb der Rippen im Sitzbereich eine elastische Verformung eintritt. Unter dem Dichtbereich hat sie einen komisch sich zu oberen Öffnung hin erweiternden Bremsbereich zum Begrenzen des Aufsteckens. Hierdurch wird eine sichere Abdichtung auf dem Ansatz einer Pipettiervorrichtung
gewährleistet und die zum Abwerfen aufzubringende Abwerfkraft wesentlich ver ringert. Die Konstruktion eignet sich besonders für verhältnismäßig große Pipetten spitzen mit 2,5, 5,0 und 10 mL Nennvolumen. Für kleinere Pipettenspitzen ist sie aufgrund der schwierigen Herstellung der filigranen Rippen weniger gut geeignet.
Die EP 3 115 110 Al beschreibt eine Pipettenspitze mit einem röhrchenförmigen Körper und einen Sitzbereich zum Aufstecken auf einen konischen Ansatz einer Pipettiervorrichtung, der am inneren Umfang in einem Abstand von der oberen Öff nung einen umlaufenden, nach innen vorstehenden Dichtvorsprung, unterhalb des Dichtvorsprungs einen umlaufenden, sich nach unten stärker als der Ansatz verjüng enden Bremsbereich und oberhalb des Dichtvorsprunges einen umlaufenden, nach innen vorstehenden Stützvorsprung aufweist. Der Dichtvorsprung ist unter elasti scher Verformung abdichtend auf den Ansatz aufklemmbar, wobei der Bremsbe reich weiter unten am Ansatz anliegt und der Stützvorsprung weiter oben ohne Vor spannung am Ansatz anliegt oder durch einen umlaufenden Spalt vom Ansatz bean standet ist. Die Pipettenspitze ist gut abdichtend und sicher auf dem Ansatz einer Pipettiervorrichtung aufklemmbar, mit reduziertem Kraftaufwand vom Ansatz ab- werfbar und eignet sich auch gut für kleinere Pipettenspitzengrößen. Nachteilig ist der immer noch hohe Kraftaufwand beim Aufklemmen auf den Ansatz und beim Abstreifen vom Ansatz.
Die WO 2011/091308 A2 beschreibt eine Pipettenspitze, die am proximalen Ende eines proximalen Abschnittes einen kreisringförmigen Flansch und im proximalen Abschnitt axial gerichtete Rippen aufweist, die in Umfangsrichtung voneinander beanstandet sind. Der Flansch soll die Steifigkeit der Pipettenspitze erhöhen und die Ausrichtung des Dispensers auf die Pipettenspitze erleichtern. Die Rippen sollen die axiale Aufweitbarkeit der Pipettenspitze im proximalen Bereich begrenzen. Die Aufsteckkräfte der Pipettenspitzen mit 200 pl und 1000 mΐ Füllvolumen auf fünf verschiedene Pipetten betragen über 1000 g (10 N).
Davon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Pipettenspitze zur Verfügung zu stellen, die mit verringerter Aufsteckkraft auf einen Ansatz einer Pipettiervorrichtung aufklemmbar ist, sodass sie hinreichend fest bzw. abdichtend gehalten ist, und die mit verringerter Abwurfkraft von dem Ansatz lösbar ist. Die Pipettenspitze soll für die Verwendung mit einer Mehrkanal-Pipettiervorrichtung geeignet sein.
Die Aufgabe wird durch eine Pipettenspitze mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsarten der Pipettenspitze sind in Unteransprüchen angegeben.
Die erfindungsgemäße Pipettenspitze aus Kunststoff umfasst einen länglichen rohr förmigen Körper mit einer unteren Öffnung an dem unteren Ende für den Durchgang von Flüssigkeit und einer oberen Öffnung an dem oberen Ende zum Aufklemmen auf einen Ansatz einer Pipettiervorrichtung, wobei neben der oberen Öffnung am inneren Umfang ein Sitzbereich für den Ansatz und am äußeren Umfang mindestens eine in Axialrichtung erstreckte Nut vorhanden ist und der rohrförmige Körper so ausgebildet ist, dass dieser beim Aufstecken der Pipettenspitze mit einer Aufsteck kraft von maximal 5 N, vorzugsweise von 3,3 N, weiterhin vorzugsweise 3 N, mit dem Sitzbereich auf einen Ansatz innerhalb der Nut in Umfangsrichtung plastisch gedehnt wird.
Durch die Nut ist der rohrförmige Körper im Sitzbereich so geschwächt, dass dieser durch Aufklemmen auf den Ansatz einer Pipettiervorrichtung innerhalb der Nut in Umfangsrichtung plastisch dehnbar ist. Der Ansatz ist so ausgebildet, dass die Pipettenspitze mit dem Sitzbereich auf den Ansatz aufklemmbar ist. Hierfür weist der Ansatz ein Übermaß gegenüber zumindest einem Teil des Sitzbereiches auf, so dass er zumindest mit einem Teil des Sitzbereiches eine Übermaßpassung (Presspas sung) bildet, wenn die Pipettenspitze auf den Ansatz aufgeklemmt ist. Die plastische Verformung innerhalb der Nut beruht darauf, dass beim Aufstecken auf den Ansatz
in dem Wandabschnitt des rohrförmigen Körpers innerhalb der Nut so hohe Span nungen auftreten, dass die Elastizitätsgrenze überschritten wird und die plastische Verformung eintritt. Die plastische Verformung ist eine irreversible Verformung, d.h. eine Verformung, die sich nach dem Lösen der Pipettenspitze vom Ansatz nicht von selbst zurückbildet. In Umfangsrichtung neben der Nut weist der rohrförmige Körper eine größere Wandstärke als innerhalb der Nut auf. Infolgedessen wird er neben der Nut nicht plastisch verformt, wenn die plastische Verformung innerhalb der Nut eintritt. Hierdurch kann die Aufsteckkraft gering gehalten werden. Durch die plastische Verformung innerhalb der Nut wird der Innendurchmesser des rohrförmi gen Körpers dauerhaft vergrößert. Wenn die Pipettenspitze auf den Ansatz aufge- klemmt ist, so dass sie innerhalb der Nut in Umfangsrichtung plastisch gedehnt ist, wird die Pipettenspitze abdichtend auf dem Ansatz festgehalten. Die plastische Ver formung begrenzt die Aufsteckkraft auf Werte, bei denen die Pipettenspitze hinrei chend fest bzw. abdichtend auf dem Ansatz sitzt. Hierdurch wird die Aufsteckkraft und die zum Abwerfen der Pipettenspitze erforderliche Abwerfkraft gering gehalten. Bei der erfindungs gemäßen Pipettenspitze werden die Aufsteck- und Abwerfkräfte für das Aufstecken einer Pipettenspitze auf einen Ansatz und das Abwerfen der Pipettenspitze von dem Ansatz auf einen Wert von 5 N, vorzugsweise von 3,3 N, weiterhin vorzugsweise 3 N, begrenzt. Die Aufsteckkraft wird vertikal in die Pipet tenspitze eingeleitet. Dabei kann eine bestimmte Aufsteckkraft (von z.B. 5 N, 3,3 N oder 3 N) in die Pipettenspitze eingeleitet werden, in dem diese vertikal auf einen ebenfalls vertikal ausgerichteten Ansatz aufgepresst wird, der über einer Feder an einem Widerlager abgestützt ist, wobei die Feder so bemessen ist, dass sie beim Er reichen der bestimmten Aufsteckkraft einfedert. Durch das Einfedem wird das Er reichen der Aufsteckkraft angezeigt. Dadurch, dass die Pipettenspitze ohne Tiefen anschlag auskommen kann, können mittels einer Mehrkanal-Pipettiervorrichtung mehrere Pipettenspitzen so aufgenommen werden, dass die Ansätze in sämtlichen Pipettenspitzen tief genug für einen sicheren und abdichtenden Sitz eintauchen, ohne dass die Aufsteckkräfte stark ansteigen. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsart weist die Pipettenspitze keinen Bremsbereich oder einen Bremsbereich auf, der als
„sanfter“ Tiefenanschlag den Ansatz beim Eintauchen in die Pipettenspitze allmäh lich abbremst. Die Pipettenspitze eignet sich insbesondere für die Verwendung mit einer Mehrkanal-Pipettiervorrichtung mit 16, 24, 384 oder einer anderen Anzahl Kanäle. Die Pipettenspitze ist insbesondere geeignet für die Bereitstellung zu mehre ren auf einem Tray oder einem Rack mit einem Abstand zwischen benachbarten Pipettenspitzen von 4,5 mm für die gleichzeitige Aufnahme mittels einer Mehrkanal- Pipettiervorrichtung. Die Pipettenspitze eignet sich somit insbesondere für die Auf nahme und Abgabe von Flüssigkeiten aus oder in eine Mikrotiterplatte mit 384 Ge fäßen.
Die plastische Dehnung in Umfangsrichtung kann innerhalb der Nut überall erfolgen oder auf einen Abschnitt innerhalb der Nut beschränkt sein. Die plastische Dehnung in Umfangsrichtung innerhalb der Nut wird durch die Form und Abmessungen des rohrförmigen Körpers, die Form und Abmessungen der Nut und den Kunststoff der Pipettenspitze bestimmt. Die plastische Dehnung kann insbesondere durch Markie ren der Enden einer in Umfangsrichtung verlaufenden Strecke innerhalb der Nut und Messen der Strecke vor und nach dem Aufstecken der Pipettenspitze mit der vorge gebenen maximalen Aufsteckkraft auf den vorgegebenen Ansatz ermittelt werden. Die Enden der Strecke können insbesondere durch die seitlichen Ränder eines Striches markiert sein, der mittels eines Tuschefüllers oder Feinschreibers ( Fineliner ) mit einer definierten Strichstärke in Axialrichtung innerhalb der Nut auf gebracht ist. Ferner ist es möglich, die plastische Verformung durch Vergleich der Abmessungen der Nut oder des Grundes der Nut in Umfangsrichtung vor und nach dem Aufstecken auf den Ansatz zu ermitteln. Die Abmessungen können insbeson dere mit Hilfe eines Mikroskopes gemessen werden.
Gemäß einer Ausführungsart der Erfindung ist der rohrförmige Körper so ausgebil det, dass er mit dem Sitzbereich auf einen konischen Ansatz oder auf einen koni schen Abschnitt des Ansatzes aufklemmbar ist. Gemäß einer weiteren Ausführungs art ist der geringste Durchmesser des konischen Ansatzes oder des konischen Ab-
Schnittes des Ansatzes ausgewählt aus dem Bereich von 2 mm bis 15 mm, vorzugs weise aus dem Bereich von 2,5 mm bis 8 mm, weiterhin vorzugsweise aus dem Be reich von 3 mm bis 5 mm. Gemäß einer weiteren Ausführungsart beträgt der ge ringste Durchmesser des konischen Ansatzes oder des konischen Abschnittes des Ansatzes 3,34 mm. Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist der Konuswinkel des konischen Ansatzes oder des konischen Abschnittes des Ansatzes ausgewählt aus dem Bereich von 1,0° bis 10°, vorzugsweise aus dem Bereich von 1,3° bis 7°, wei terhin vorzugsweise aus dem Bereich von 1,5° bis 3°. Gemäß einer weiteren Ausfüh rungsart beträgt der Konuswinkel 2,17°. Gemäß einer anderen Ausführungsart ist der rohrförmige Körper ausgebildet, mit dem Sitzbereich auf einen kreiszylindri schen Ansatz aufgesteckt zu werden, so dass er innerhalb der Nut in Umfangsrich tung plastisch gedehnt wird.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsart ist der rohrförmige Körper so ausgebildet, dass er auf einen konischen Ansatz oder einen konischen Abschnitt des Ansatzes aufklemmbar ist, wobei der geringste Durchmesser des konischen Ansatzes oder des konischen Abschnittes 3,34 mm und sein Konuswinkel 2,17° beträgt.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist die Nut so ausgebildet, dass sie in einem in Axialrichtung erstreckten streifenförmigen Abschnitt mit einer Breite von maximal 0,1 mm, vorzugsweise maximal 0,02 mm, vorzugsweise 0,015 bis 0,005 mm, vor zugsweise 0,011 mm, plastisch gedehnt wird. Bei dieser Ausführungsart ist die plastische Dehnung durch Messen der Breite eines auf dem streifenförmigen Ab schnitt mittels eines Tuschefüllers oder Feinschreibers aufgebrachten Striches vor und nach dem Aufstecken auf den Ansatz überprüfbar.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist die Nut so ausgebildet, dass sie in einem Abschnitt um mindestens 8 % plastisch gedehnt wird.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist der rohrförmige Körper am Grund der Nut eine Wandstärke von maximal 0,2 mm und/oder in Umfangsrichtung neben der Nut eine Wandstärke von mindestens 0,25 mm auf. Der Grund der Nut ist diejenige Stelle oder derjenige Abschnitt der Nut, an der oder dem die Nut in einer horizonta len Querschnittsebene durch den rohrförmigen Körper die größte Tiefe aufweist. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsart weist der rohrförmige Körper am Grund der Nut überall eine Wandstärke von maximal 0,2 mm auf. Vorzugsweise Pipetten spitzen aus mindestens einem Polyolefin, vorzugsweise aus mindestens einem Polypropylen (PP) und/oder Polyethylen (PE), die diese Wandstärken einhalten, können beim Aufstecken mit der definierten Maximalkraft auf den definierten An satz innerhalb der Nut in Umfangsrichtung plastisch gedehnt werden, ohne neben der Nut plastisch gedehnt zu werden.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart hat der rohrförmige Körper am Grund der Nut eine Wandstärke von mindestens 0,15 mm. Dies ist vorteilhaft für einen hinreichend festen Sitz der Pipettenspitze auf dem Ansatz. Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist der rohrförmige Körper am Grund der Nut überall eine Wandstärke von min destens 0,15 mm auf.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist der rohrförmige Körper an seinem obe ren Ende keinen Ringflansch oder anderen radial nach außen vorstehenden und ganz oder teilweise umlaufenden Vorsprung auf.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist der rohrförmige Körper an dem oberen Abschnitt, in dem die Nut angeordnet ist, außen kreiszylindrisch oder konisch. Ge mäß einer weiteren Ausführungsart verjüngt sich der konische obere Abschnitt an der Außenseite des rohrförmigen Körpers nach unten. Gemäß einer weiteren Aus führungsart hat er einen Konuswinkel von maximal 5°, vorzugsweise maximal 2°.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart erstreckt sich die Nut vom oberen Ende des rohrförmigen Körpers ausgehend nach unten. Hierdurch kann die plastische Verfor mung der Nut beim Aufstecken auf einen Ansatz erleichtert und ein abdichtendes Aufklemmen der Pipettenspitze mit geringen Auf steckkräften begünstigt werden Gemäß einer bevorzugten Ausführungsart hat der rohrförmige Körper in Umfangs richtung neben der Nut überall eine Wandstärke von mindestens 0,25 mm. Bei die ser Ausführungsart weist der rohrförmige Körper in beliebigen horizontalen Quer schnittsebenen durch die Nut außerhalb der Nut überall eine Wandstärke von min destens 0,25 mm auf.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist der rohrförmige Körper am inneren Umfang des Sitzbereiches einen nach innen vorspringenden, umlaufenden Dicht wulst auf. Der Dichtwulst ist vorteilhaft für den festen und abdichtenden Sitz der Pipettenspitze auf einem Ansatz. Durch den Dichtwulst werden die Aufsteck- und Abwurfkräfte verringert. Bei dieser Ausführungsart wird die Pipettenspitze auf einen Ansatz aufgeklemmt, der ein Übermaß gegenüber dem Dichtwulst aufweist.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart hat der rohrförmige Körper in einer horizon talen Querschnittsebene durch den Dichtwulst am Grund der Nut eine Wandstärke von maximal 0,2 mm und/oder von mindestens 0,15 mm. Dies ist vorteilhaft für die Begrenzung der Aufsteck- und Abwurfkräfte durch plastische Verformung innerhalb der Nut und für einen hinreichend festen Sitz der Pipettenspitze auf dem Ansatz.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist die Nut in einer horizontalen Quer schnittsebene durch den rohrförmigen Körper einen ersten Radius mit dem Grund der Nut an der tiefsten Stelle auf. Gemäß einer weiteren Ausführungsart sind die Flanken der Nut direkt mit dem ersten Radius verbunden. Gemäß einer weiteren Ausführungsart sind die Flanken der Nut jeweils über einen zweiten Radius mit dem äußeren Umfang des rohrförmigen Körpers verbunden.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart beträgt der erste Radius maximal 0,5 mm und/oder mindestens 0,1 mm, vorzugsweise 0,25 mm.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart hat die Nut in Umfangsrichtung eine Breite von maximal 1,5 mm und/oder mindestens 0,25 mm, vorzugsweise 0,8 mm.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart beträgt die Wandstärke des rohrförmigen Körpers in Umfangsrichtung neben der Nut mindestens 0,3 mm und/oder maximal 0,4 mm. Hierdurch wird Material eingespart und dennoch eine vorteilhafte Steifig keit der Pipettenspitze erreicht.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist der Dichtwulst in einem Abstand von der oberen Öffnung angeordnet. Hierdurch wird das Einführen des Ansatzes in die Pipettenspitze erleichtert. Zur weiteren Erleichterung des Einführens weist die Pipettenspitze an der oberen Öffnung am Innenumfang eine Einführschräge auf. Diese hat eine sich zum Dichtwulst hin verjüngende, konische Kontur.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart beträgt der Abstand des Dichtwulstes von der oberen Öffnung mindestens 0,1 mm und/oder maximal 4,0 mm, z.B. 0,8 mm.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart hat die Einführschräge einen Konuswinkel im Bereich von 5 bis 25°, z.B. von 16°.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist der rohrförmige Körper am äußeren Umfang mehrere Nuten auf. Hierdurch kann eine gleichmäßige Aufweitung und Begrenzung der Aufsteck- und Abwurfkräfte erzielt werden. Gemäß einer weiteren Ausführungsart sind die Nuten gleichmäßig über den äußeren Umfang des rohrför migen Körpers verteilt. Gemäß einer weiteren Ausführungsart sind genau drei Nuten am äußeren Umfang des rohrförmigen Körpers vorhanden.
Gemäß einer weiteren Ausführung weist der rohrförmige Körper diametral gegen über einem Anspritzpunkt keine Nut oder eine Nut auf, deren oberes Ende unterhalb eines am inneren Umfang des Sitzbereiches umlaufenden Dichtwulstes angeordnet ist. Diese Ausführungsart beruht auf der Erkenntnis, dass es beim Spritzgießen der Pipettenspitze aus Kunststoff verstärkt zu Unrundheiten kommen kann, wenn die Eintrittsstelle für den Kunststoff in die Kavität des Werkzeuges zur Herstellung des rohrförmigen Körpers diametral gegenüber der darin auszubildenden Nut angeordnet ist. Dann treffen nämlich die von der Eintrittsstelle ausgehend den Kern des Spritz gießwerkzeuges beidseitig umströmenden Fließfronten genau im Bereich der Wand stärkeschwächung des herzustellenden rohrförmigen Körpers zusammen. Die Un rundheiten können zu Undichtigkeiten führen. Dies wird erfindungsgemäß dadurch vermieden, dass der rohrförmige Körper diametral gegenüber der Eintrittsstelle des Kunststoffes in die Kavität ohne Nut hergestellt wird oder mit einer Nut, deren obe res Ende tiefer als die Eintrittsstelle angeordnet ist. An der fertigen Pipettenspitze ist dies daran erkennbar, dass diese diametral gegenüber dem Anspritzpunkt keine Nut oder eine Nut aufweist, deren oberes Ende tiefer als der Anspritzpunkt angeordnet ist. Der Anspritzpunkt ist die visuell wahrnehmbare (z.B. erhabene oder vertiefte) Stelle an der Außenseite der Pipettenspitze, an der der Kunststoff in die Kavität ein getreten ist. Vorzugsweise ist die Nut mindestens 1 mm, weiterhin vorzugsweise mindestens 2 mm unterhalb des Anspritzpunktes angeordnet.
Wenn die Pipettenspitze mehrere Anspritzpunkte aufweist, die über den Umfang des rohrförmigen Körpers verteilt angeordnet sind, ist entsprechend dafür Sorge zu tra gen, dass die Fließfronten innerhalb des Dichtwulstes nicht radial innen von einer Nut Zusammentreffen. Deshalb weist gemäß einer weiteren Ausführungsart der rohr förmige Körper dort keine in Axialrichtung erstreckte Nut oder eine in Axialrichtung erstreckte Nut auf, deren oberes Ende unterhalb eines am inneren Umfang des Sitz bereiches umlaufenden Dichtwulstes angeordnet ist, wo beim Spritzgießen von min destens einem Anspritzpunkt ausgehende Fließfronten der Kunststoffmasse auf- einandertreffen.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist der rohrförmige Körper im Sitzbereich innen konisch mit nach unten sich verringerndem Durchmesser. Dies ist vorteilhaft für das Aufklemmen auf einen konischen Ansatz. Gemäß einer weiteren Ausfüh rungsart hat der Sitzbereich einen Konuswinkel von 1,5 bis 2,5°, vorzugsweise von 2°. Der flache Konuswinkel ist vorteilhaft für ein reibungsarmes Aufklemmen der Pipettenspitze auf einen Ansatz. Vorzugsweise hat der Ansatz einen Konuswinkel, der den Konuswinkel des Sitzbereiches übersteigt, vorzugsweise von 1,5° bis 3°, weiterhin vorzugsweise von 2°.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist der rohrförmige Körper am inneren Umfang des Sitzbereiches unterhalb oder oberhalb des Dichtwulstes eine nach innen vorspringende, geschlossen oder abschnittsweise umlaufende Führungsstruktur auf. Mit „Führungsstruktur“ ist eine am inneren Umfang des Sitzbereiches vor springende, geschlossene oder abschnittsweise umlaufende Struktur bezeichnet, die dazu dient, die Pipettenspitze seitlich an einem darin eingeführten Ansatz abzu stützen. Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist die Führungs Struktur ein Füh rungswulst oder weist mehrere in Umfangsrichtung verteilte Führungsnocken auf. Die Führungsstruktur stützt die Pipettenspitze seitlich am Ansatz ab, sodass die Pipettenspitze nicht auf dem Ansatz kippt, beispielsweise bei Flüssigkeitsabgabe unter Kontakt des unteren Endes der Pipettenspitze mit einer Wand des Gefäßes ("Wandabgabe"). Die Führungs Struktur ist vorzugsweise so dimensioniert, dass sie ohne Vorspannung am Ansatz anliegt oder durch einen umlaufenden Spalt vom An satz beabstandet ist, wenn die Pipettenspitze auf den Ansatz aufgeklemmt ist. Hier durch werden die Kräfte für das Aufstecken der Pipettenspitze auf den Ansatz gering gehalten.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart hat die Führungs Struktur vom Dichtwulst einen Abstand, der mindestens dem Innendurchmesser des Dichtwulstes entspricht. Dies ist vorteilhaft für das Führen der Pipettenspitze am Ansatz.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist der Dichtwulst einen Innendurchmesser von maximal 3,6 mm, vorzugsweise von 3,5 mm, auf und/oder weist die Führungs struktur einen Innendurchmesser von maximal 3,5 mm, vorzugsweise von 3,4 mm, auf.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist der rohrförmige Körper am inneren Umfang des Sitzbereiches unterhalb des Dichtwulstes, vorzugsweise unterhalb der Führungsstruktur, einen nach unten sich verjüngenden, konischen Bremsbereich auf. Mit„Bremsbereich“ ist ein sich nach unten verjüngender, konischer Bereich am inneren Umfang des Sitzbereichs und unterhalb des Dichtwulstes bezeichnet, der dazu dient, den Ansatz einer Pipette beim Eindringen in die Pipettenspitze allmäh lich zu bremsen. Der Bremsbereich bremst den Ansatz beim Eindringen in die Pipettenspitze allmählich ab. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsart ist der Bremsbereich zusätzlich zu einer Führungs Struktur vorhanden. Alternativ ersetzt der Bremsbereich die Führungsstruktur, sodass er die Pipettenspitze am Ansatz führt. Gemäß einer weiteren Ausführungsart hat der Bremsbereich einen Konuswinkel von mindestens 5° und/ oder von maximal 60°, beispielsweise von 40°.
Die Nut erstreckt sich in Axialrichtung zumindest über einen Teil der Höhe des Sitzbereiches hinweg. Gemäß einer weiteren Ausführungsart erstreckt sich die Nut in Axialrichtung über die gesamte Höhe des Sitzbereiches hinweg. Gemäß einer weiteren Ausführungsart erstreckt sich die Nut in Axialrichtung nicht über den Sitz bereich hinaus. Gemäß einer anderen Ausführungsart erstreckt sich die Nut in Axial richtung über den Sitzbereich hinaus. Gemäß einer weiteren Ausführungsart er streckt sich die Nut in Axialrichtung nach oben und/oder nach unten über den Sitz bereich hinaus. Gemäß einer weiteren Ausführungsart erstreckt sich die Nut in Axialrichtung über den Dichtwulst hinweg. Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist das untere Ende der Nut zwischen dem Dichtwulst und der Führungsstruktur an geordnet. Gemäß einer weiteren Ausführungsart erstreckt sich die Nut in Axialrich-
tung über die Führungsstruktur hinweg. Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist das untere Ende der Nut auf der Höhe der Führungs Struktur angeordnet. Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist das untere Ende der Nut zwischen der Führungs struktur und dem Bremsbereich angeordnet. Gemäß einer weiteren Ausführungsart endet die Nut auf der Höhe des Bremsbereichs. Gemäß einer weiteren Ausführungs art erstreckt sich die Nut in Axialrichtung über den Bremsbereich hinweg.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist die Pipettenspitze einen konischen An fangsabschnitt, darüber einen konischen Mittelabschnitt mit einem geringeren Konuswinkel als der Anfangsabschnitt und darüber einen zylindrischen oder koni schen Kopfabschnitt auf, wobei ggfs zwischen dem Anfangsabschnitt und dem Mittelabschnitt ein Übergangsabschnitt mit einer größeren Konuswinkel als der An fangsabschnitt vorhanden ist.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist die mindestens eine Nut am äußeren Um fang des Kopfabschnittes und/oder der Sitzbereich am inneren Umfang des Kopfab schnittes angeordnet. Gemäß einer weiteren Ausführungsart erstreckt sich die Nut in Axialrichtung über die gesamte Höhe des Kopfabschnittes. Gemäß einer weiteren Ausführungsart endet die Nut am unteren Ende des Kopfabschnittes.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart hat die Pipettenspitze ein Nennvolumen von höchstens 120 pl, vorzugsweise von 100 mΐ oder 20 mΐ.
Die Pipettenspitze ist vorzugsweise aus einem einzigen oder aus mehreren verschie denen Kunststoffen hergestellt.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart ist die Pipettenspitze aus mindestens einem Thermoplasten, vorzugsweise aus mindestens einem Polyolefin, vorzugsweise aus mindestens einem Polypropylen (PP) und/oder Polyethylen (PE) hergestellt.
Vorzugs weise wird die Pipettenspitze durch Spritzgießen aus mindestens einem Kunststoff hergestellt.
Gemäß einer weiteren Lösung der Aufgabe umfasst die erfindungsgemäße Pipetten spitze aus Kunststoff einen länglichen rohrförmigen Körper mit einer unteren Öff nung an dem unteren Ende für den Durchgang von Flüssigkeit und einer oberen Öff nung an dem oberen Ende zum Aufklemmen auf einen Ansatz einer Pipettiervor richtung, wobei neben der oberen Öffnung am inneren Umfang ein Sitzbereich für den Ansatz und am äußeren Umfang mindestens eine in Axialrichtung erstreckte Nut vorhanden ist und der rohrförmige Körper am Grund der Nut eine Wandstärke von maximal 0,2 mm und in Umfangsrichtung neben der Nut eine Wandstärke von min destens 0,25 mm aufweist.
Gemäß einer Ausführungsart weist die vorstehende Pipettenspitze zusätzlich die Merkmale eines der Ansprüche 1 bis 17 oder einer der vorbeschriebenen weiteren Ausführungsarten dieser Pipettenspitze auf.
Ferner betrifft die Erfindung ein Pipettiersystem umfassend mindestens eine erfin dungsgemäße Pipettenspitze gemäß einem der Ansprüche 1-17 oder einer der vor stehenden weiteren Ausführungsarten und eine Einkanal-Pipettiervorrichtung mit einem einzigen Ansatz zum Aufstecken einer Pipettenspitze und/oder eine Mehr- kanal-Pipettiervorrichtung mit mehreren Ansätzen zum gleichzeitigen Aufstecken mehrerer Pipettenspitzen, wobei die Mehrkanal-Pipettiervorrichtung vorzugsweise einen Dosierkopf mit 16 oder 24 oder 384 Ansätzen aufweist.
Gemäß einer weiteren Ausführungsart weist der mindestens eine Ansatz mindestens einen konischen Abschnitt auf, wobei der geringste Durchmesser dieses Abschnittes ausgewählt ist aus dem Bereich von 2,0 bis 15 mm, vorzugsweise 2,5 bis 8 mm, weiterhin vorzugsweise 3 bis 5 mm, weiterhin vorzugsweise 3,34 mm, und sein Konuswinkel ausgewählt ist aus dem Bereich von 1,0° bis 10°, vorzugsweise aus
dem Bereich von 1,3° bis 7°, weiterhin vorzugsweise aus dem Bereich von 1,5 bis 3°, vorzugsweise 2,17° beträgt.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand der anliegenden Zeichnungen von vier Aus führungsbeispielen näher erläutert. In den Zeichnungen zeigen:
Fig. la-d eine Pipettenspitze mit 20 pl Nennvolumen in Seitenansicht (Fig. la), in einem Fängsschnitt (Fig. lb), in einer vergrößerten Draufsicht (Fig. lc) und in einer Perspektivansicht von der Seite (Fig. ld);
Fig. 2a-d eine Pipettenspitze mit 100 mΐ Nennvolumen in einer Seitenansicht
(Fig. 2a), in einem Fängsschnitt (Fig. 2b), in einer Draufsicht (Fig. 2c) und in einer Perspektivansicht von der Seite (Fig. 2d);
Fig. 3 einen Ansatz zum Aufstecken der Pipettenspitze in einer Seitenan sicht;
Fig. 4a-d die Pipettenspitze mit einem Nennvolumen von 20 mΐ aufgesteckt auf den Ansatz in einem teilweisen Fängsschnitt (Fig. 4a), in einem ver größerten Detail b (Fig. 4b), in einem vergrößerten Teil c (Fig. 4c) und in einem Horizontalschnitt durch den Dichtbereich (Fig. 4 d);
Fig. 5a + b eine Pipettenspitze vor dem Aufstecken auf den Ansatz (Fig. 5a) und nach plastischer Verformung innerhalb einer Nut (Fig. 5b), jeweils in einem Horizontalschnitt;
Fig. 6a-c die Pipettenspitze mit einem Nennvolumen von 20 mΐ auf einer Prüf vorrichtung zum Überprüfen der plastischen Verformung in einer Seitenansicht (Fig. 6a), in ein Vertikalschnitt (Fig. 6b) und in einer Perspektivansicht schräg von der Seite (Fig. 6c);
Fig. 7a + b Visualisierung der Ergebnisse einer FEM-Verformungsberechnung einer erfindungs gemäßen Pipettenspitze mit Nuten am Außenumfang (Fig. 7a) und einer herkömmlichen Pipettenspitze ohne Nuten am Außenumfang (Fig. 7b), jeweils in einer Perspektivansicht schräg von oben und auf die Seite der Pipettenspitze;
Fig. 8a-d eine Pipettenspitze mit 20 pl Nennvolumen mit verkürzter Nut gegen über dem Anspritzpunkt in Seitenansicht (Fig. 8a), in einem Längs schnitt (Fig. 8b), in einem Schnitt entlang der Linie c-c (Fig. 8c) und in einem Schnitt entlang der Linie d-d (Fig. 8d);
Fig. 9a-d eine Pipettenspitze mit 100 mΐ Nennvolumen mit einer verkürzten Nut gegenüber dem Anspritzpunkt in einer Seitenansicht (Fig. 9a), in einem Längsschnitt (Fig. 9b), in einem Schnitt entlang der Linie c-c (Fig. 9c) und in einem Schnitt entlang der Linie d-d (Fig. 9d).
In der vorliegenden Anmeldung beziehen sich die Angaben„vertikal“ und„hori zontal“,„oben“ und„unten“ sowie davon abgeleitete Angaben wie„oberhalb“ und „unterhalb“ auf eine Anordnung der Pipettenspitze mit vertikal ausgerichteter Mit telachse des rohrförmigen Körpers, wobei sich die obere Öffnung oben und die un tere Öffnung unten befindet.
Gemäß Fig. 1-2 hat eine Pipettenspitze 1 einen länglichen, rohrförmigen Körper 2, der am unteren Ende 3 eine untere Öffnung 4 und am oberen Ende 5 eine obere Öff nung 6 aufweist. Die untere Öffnung 4 ist kleiner als die obere Öffnung 6.
Generell nimmt der innere und der äußere Durchmesser des rohrförmigen Körpers 2 von der unteren Öffnung 4 zur oberen Öffnung 6 hin zu. Der rohrförmige Körper 2 hat unten einen konischen Anfangsabschnitt 7, darüber einen Mittelabschnitt 8 mit einem kleineren Konuswinkel als der Anfangsabschnitt 7 und darüber einen zylindrischen Kopfabschnitt 9 mit größeren Außenabmessungen als der Mittelab schnitt 8. Angrenzend an den Mittelabschnitt 8 läuft an der Unterseite des Kopfab schnittes 9 außen eine nach unten gerichtete äußere Schulter um.
Gemäß Fig. 1 ist bei der Pipettenspitze 1 der konische Anfangsabschnitt 7 über einen stärker konischen Übergangsabschnitt 10 mit dem Mittelabschnitt 8 verbun den. Gemäß Fig. 2 ist bei der Pipettenspitze 1 der verhältnismäßig kurze konische
Anfangsabschnitt 7 direkt mit dem verhältnismäßig langen Mittelabschnitt 8 ver bunden. Die Wandstärke des Anfangsabschnittes 7 und - nur bei der Pipettenspitze von Fig. 1 - des Übergangsabschnittes 10 nimmt von unten nach oben geringfügig zu.
Am äußeren Umfang des Kopfabschnittes sind in Axialrichtung erstreckte Nuten 11 vorhanden. Die Nuten 11 erstrecken sich über die gesamte Länge des Kopfab schnittes 9, d.h. vom oberen Ende bis zum unteren Ende des Kopfabschnittes 9. Sie sind parallel zur Mittelachse des rohrförmigen Körpers 2 ausgerichtet. Jede Pipetten spitze 1 weist drei Nuten 11 auf, die gleichmäßig über den äußeren Umfang des Kopfabschnittes 9 verteilt sind.
Jede Nut 11 hat im Querschnitt ein gerundetes Profil. Am Grund hat die Nut 11 einen ersten Radius 12 mit dem Mittelpunkt außerhalb des rohrförmigen Körpers 2. Der erste Radius 12 geht auf beiden Seiten glatt in einen zweiten Radius 13, 14 mit dem Mittelpunkt innerhalb des rohrförmigen Körpers 2 über. Jeder zweite Radius 13,14 geht außen glatt in die zylindrische Außenkontur des Kopfabschnittes 9 über.
Neben der oberen Öffnung 6 weist der rohrförmige Körper 2 einen Sitzbereich 15 für einen konischen Ansatz einer Pipettiervorrichtung auf. Der Sitzbereich 15 er streckt sich in den Kopfabschnitt 9 hinein und ist konisch mit einem Konuswinkel von 2°. Der rohrförmige Körper 2 weist am Innenumfang des Sitzbereichs 15 einen nach innen vorspringenden, umlaufenden Dichtwulst 16 auf. Der Dichtwulst 16 bil det das obere Ende des Sitzbereiches 15. Eine Einführschräge 17 mit konischer Kontur erstreckt sich von der oberen Öffnung 6 bis zum Dichtwulst 16. Der Konus winkel der Einführschräge 17 beträgt 16°.
Der Abstand des Dichtwulstes 16 von der oberen Öffnung beträgt 0,8 mm. Der Dichtwulst 16 steht 0,05 mm vom Sitzbereich 15 vor.
In einem weiteren Abstand von der oberen Öffnung 6 weist der rohrförmige Körper eine nach innen vorspringende, geschlossen umlaufende Führungs Struktur 18 in Form eines Führungswulstes auf. Die Führungsstruktur 18 hat einen Abstand von 5,3 mm von der oberen Öffnung 6. Der Führungswulst 18 steht 0,03 mm vom Sitz bereich 15 vor. Alternativ sind anstatt der umlaufenden Führungsstruktur 18 punktu elle oder abschnittsweise umlaufende Führungsstrukturen vorhanden, beispielsweise drei gleichmäßig über den inneren Umfang des Sitzbereiches 15 verteilte Führungs nocken.
Unterhalb der Führungsstruktur 18 ist am inneren Umfang des Kopfabschnittes 9 ein konischer Bremsbereich 19 vorhanden. Der Konuswinkel des Bremsbereiches 19 beträgt 40°.
Unter dem Bremsbereich 19 befindet sich im Kopfabschnitt 9 ein zylindrischer Hohlraum 20. Der Hohlraum 20 kann grundsätzlich frei bleiben. Bei der Ausführung als Filterpipettenspitze sind in dem Hohlraum 20 eine oder mehrere Filterscheiben eingepresst oder auf andere Art gehalten.
Am unteren Ende des zylindrischen Hohlraumes 20 befindet sich eine nach innen vorspringende, nach oben gerichtete und umlaufende innere Schulter 21. Die innere Schulter 21 geht über eine gerundete Kontur in den Mittelabschnitt 8 über.
Am Grund der Nuten 11 hat der rohrförmige Körper in einer horizontalen Ebene durch den Dichtwulst 16 eine Wandstärke von höchstens 0,2 mm und in derselben Ebene neben den Nuten 11 eine größere Wandstärke von mindestens 0,25 mm. Im Beispiel beträgt die Wandstärke am Grund der Nuten 0,2 mm und neben den Nuten 0,4 mm.
Die Pipettenspitzen 1 sind vorzugsweise aus Polypropylen hergestellt.
Gemäß Fig. 3 weist einen Ansatz 22 einen gerundeten Einführabschnitt 23 mit einem umlaufenden Radius 24 von 0,8 mm und einem maximalen Durchmesser von 3,34 mm, daran angrenzend einen Führungsabschnitt 25 mit einem kleinen Konus winkel von 2° und einem maximalen Durchmesser von 3,4 mm, daran angrenzend einen Klemmabschnitt 26 mit demselben Konuswinkel und einem maximalen Durchmesser von 3,68 mm und daran angrenzend einen zylindrischen Tragabschnitt 27 auf. Der Ansatz ist vorzugsweise aus Edelstahl oder hochfestem und starrem Kunststoff hergestellt, z.B. aus einem Duroplasten.
Der Ansatz 22 ist durch die obere Öffnung 6 in die Pipettenspitze 1 bis in die in Fig. 4 gezeigte Position einführbar. In dieser Position ist der Einführab schnitt 23 gegen den Bremsbereich 19 geschoben, liegt der Führungswulst 18 am Führungsabschnitt 25 und der Dichtwulst 16 am Klemmabschnitt 26 an. Hierdurch ist der Innendurch messer im Sitzbereich 15 aufgeweitet. Die Aufweitung beruht auf einer plastischen Verformung der Wand der Pipettenspitze 1 innerhalb zumindest einer Nut 11. Eine zusätzliche elastische Verformung ist dabei möglich.
Gemäß Fig. 5 ist durch die plastische Verformung ein ursprünglich 0,011 mm breiter Streifen am Grund der Nut 11 plastisch auf eine Breite von 0,013 mm aufgeweitet. Zwischen den Wendepunkten des Nutprofils auf den Nutflanken ist die Nut 11 plastisch von 0,389 mm auf 0,402 mm aufgeweitet.
Es wurde beobachtet, dass sich die plastische Verformung in der Regel auf eine der drei Nuten 11 beschränkt. Offenbar beruht dies darauf, dass beim Spritzgießen der Pipettenspitze 1 der Kem des Spritzgieß-Werkzeuges etwas aus Zentrum der Kavität heraus verlagert ist, sodas s die Wandstärke im Bereich der Nuten 11 leicht unter schiedlich ist. Die Verlagerung aus dem Zentrum heraus beruht anscheinend auf dem Staudruck der seitlich in die Kavität einströmenden Kunststoffmasse.
Durch die plastische Verformung beim Aufklemmen der Pipettenspitze 1 auf den Ansatz 22 wird die Klemmkraft auf einen für die Abdichtung und einen festen Sitz der Pipettenspitze 1 auf dem Ansatz 22 hinreichenden Wert begrenzt.
Die Anlage des Führungswulstes 18 am Führung sab schnitt 25 verhindert eine seitli che Auslenkung der Pipettenspitze 1 und damit Lockerung ihres Sitzes auf dem An satz 22 insbesondere bei Wandabgabe.
Der Bremsbereich 19 bremst das Aufschieben der Pipettenspitze 1 auf den Ansatz 22 sanft ab, wodurch beim gleichzeitigen Aufnehmen mehrerer Pipettenspitzen von einem Tray oder Rack mittels einer Mehrkanal-Pipettiervorrichtung ein hinreichend fester und abdichtender Sitz sämtlicher Pipettenspitzen auf sämtlichen Ansätzen begünstigt wird.
Gemäß Fig. 6 wird für die Überprüfung der plastischen Verformung die Pipetten spitze 1 aus PP einer definierten Aufklemmkraft auf einen Ansatz 22 aus Edelstahl mit polierter Oberfläche gedrückt. Die Aufsteckkraft wird durch eine Schrauben feder 28 begrenzt, über die der Ansatz 22 an einem Widerlager 29 abgestützt ist. Zum Aufbringen der Aufsteckkraft kann ein Stopfen 30, der das untere Ende der Pipettenspitze 1 aufnimmt und die untere Öffnung luftdicht verschließt, in Richtung auf den Ansatz 22 nach unten gedrückt werden. Der Ansatz 22 ist in einer Aufnah meplatte 31 gehalten, die sich an der Oberseite der Schraubenfeder 28 abstützt. Die Schraubenfeder 28 ist so eingestellt, dass sie bei einer Aufsteckkraft von 3 N ein federt. Das Erreichen der Aufsteckkraft von 3 N kann am Einfedem des Ansatzes 22 bzw. der Aufnahmeplatte 31 erkannt werden. Zusätzlich kann das Widerlager 29 fest mit einer oberhalb der Aufnahmeplatte 31 angeordneten Anschlagplatte 32 verbun den sein, auf der die Pipettenspitze mit dem oberen Ende aufsetzt, wenn eine Auf steckkraft von 3 Newton erreicht ist. Hierdurch wird die Aufsteckkraft auf 3 Newton begrenzt. Durch diese Aufsteckkraft wird die Pipettenspitze 1 abdichtend auf den Ansatz 22 aufgeklemmt. Die Pipettenspitze 1 hat sich am Grund einer Nut 11
plastisch verformt. Dies ist durch Markieren eines Streifens am Grund der Nut und Messen der Streifenbreite vor und nach dem Aufstecken der Pipettenspitze auf den Ansatz 22 feststellbar.
Zusätzlich kann in dieser Anordnung die Dichtigkeit überprüft werden. Dafür wird die Pipettenspitze 1 an ihrer unterer Öffnung 4 luftdicht verschlossen und an ihrer oberer Öffnung 6 ein Vakuum angelegt.
Fig. 7a und b zeigen die Verformungen einer erfindungsgemäßen Pipettenspitze 1 und einer herkömmlichen Pipettenspitze 1 mit in Umfangsrichtigung konstanter Wandstärke beim Einleiten einer definierten radialen Kraft in den Sitzbereich 15 gemäß FEM-Berechnungen. Die Höhe der Verformung ist durch Farben gekenn zeichnet, wobei die Werte der Verformung den Farben in der Fegende zugeordnet sind. Die Konturen der verformten Pipettenspitzen 1 sind grafisch überzeichnet in Farbe eingetragen. Zusätzliche Finien geben die Konturen der unverformten Pipet tenspitzen 1 an.
Die stärksten Verformungen durch die radial auf die Sitzbereiche 15 wirkenden Auf steckkräfte treten in der Nähe der oberen Öffnungen 6 der Pipettenspitzen 1 auf. Bei der erfindungsgemäßen Pipettenspitze 1 sind sie auf die Nuten 11 konzentriert. Da es sich um eine Berechnung handelt, sind sämtliche Nuten 11 gleichermaßen betrof fen. Bei der erfindungsgemäßen Pipettenspitze 1 sind die Verformungen an den Nuten 6,5-fach so hoch wie bei der herkömmlichen Pipettenspitze 1. Die Verfor mungen innerhalb der Nuten 11 weisen plastische und elastische Anteile auf. Im Übrigen sind die Verformungen elastisch.
Die Pipettenspitze 1 von Fig. 8 unterscheidet sich von der Pipettenspitze von Fig. 1 und die Pipettenspitze 1 von Fig. 9 unterscheidet sich von der Pipettenspitze von Fig. 2 jeweils dadurch, dass sich nur zwei Nuten 11 über die gesamte Fänge des Kopfabschnittes 9 erstrecken und die Nut 11.1 sich nur über einen Teil der Fänge
des Kopfabschnittes 9 erstreckt. Das obere Ende der Nut 11.1 ist nämlich in einem Abstand von dem oberen Ende der Pipettenspitze 1 angeordnet. Bei dieser Pipetten spitze ist der Anspritzpunkt 33 genau in einer vertikalen Schnittebene durch die Mittelachse der Pipetten spitze 1 angeordnet, in der auch die Nut 11.1 verläuft. Dadurch, dass die Nut 11.1 einen Abstand vom oberen Rand der Pipettenspitze 1 hat, ist die Wand des Kopfabschnitts 9 diametral gegenüber dem Anspritzpunkt 33 und in derselben Horizontalebene nicht geschwächt. Infolgedessen ist die Maßhal tigkeit bzw. Rundheit des Dichtwulstes 16, der sich nahe der Querschnittsebene des Anspritzpunktes befindet, durch das Spritzgießen nicht erheblich beeinträchtigt.
Bezugszeichenliste:
1 Pipettenspitze
2 rohrförmiger Körper
3 unteres Ende
4 untere Öffnung
5 oberes Ende
6 obere Öffnung
7 Anfangsabschnitt
8 Mittelabschnitt
9 Kopfabschnitt
10 Übergang s ab schnitt 11 Nut
12 erster Radius
13, 14 zweiter Radius
15 Sitzbereich
16 Dichtwulst
17 Einführschräge
18 Führungs Struktur
19 konischer Bremsbereich
20 zylindrischer Hohlraum 21 innere Schulter
22 Ansatz
23 Einführab schnitt
24 umlaufender Radius
25 Führungsabschnitt
26 Klemmabschnitt
27 zylindrischer Tragbereich
28 Schraubenfeder
29 Widerlager
Stopfen Aufnahmeplatte Anschlagplatte Anspritzpunkt