Beschreibung
Verfahren zum Erstellen einer leittechnischen Einrichtung für eine Industrieanlage
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erstellen einer leittechnischen Einrichtung für eine Industrieanlage, die mehrere verfahrenstechnische Anlagenteile umfasst.
Beim Aufbau einer Industrieanlage, wie z.B. eines Kraftwerks, wird eine Vielzahl von Anlagenteilen auf das Kraftwerksgelände geliefert, die über eine zu erstellende leittechnische Einrichtung, im Folgenden auch Leittechnik genannt, bei einem späteren Betrieb der Anlage zusammenwirken. Deren leittechni- sehe Funktionalitäten werden üblicherweise getrennt von den mechanischen Komponenten realisiert und beim Aufbau der Anlage für jeden Anlagenteil separat und anschließend zur leittechnischen Gesamtanlage zusammengeführt. Die Zusammenführung wird von einem Inbetriebsetzer durchgeführt, der die leit- technischen Funktionalitäten jeweils mit den mechanischen Komponenten und untereinander verbindet.
Bei einer Erweiterung des Kraftwerks oder einer Erneuerung einer Komponente des Kraftwerks wird die neue leittechnische Funktionalität in die bestehende Systemarchitektur der Leittechnik des Kraftwerks eingebunden. Hierzu bedarf es einer verfahrenstechnischen Durchsprache und einer Übertragung in die bestehende Leittechnik. Im späteren Verlauf der Inbetriebsetzung wird kontrolliert, ob der neue Anlagenteil durch die neue leittechnische Funktionalität angesteuert werden kann und ob die übrigen leittechnischen Funktionalitäten mit der neuen zusammenpassen. Die Konfiguration im Engineering verläuft Top Down nach Anschluss der Komponente an die Stromverbindung und an den Feld- bzw. Profibus.
Es ist eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren anzugeben, mit dem eine leittechnische Einrichtung für eine Industrieanlage verhältnismäßig einfach und zuverlässig erstellt werden
kann .
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Erstellen einer leittechnischen Einrichtung für eine Industrieanlage, die einen Anlagenserver und mehrere Anlagenteile umfasst, die jeweils ein Steuersystem aufweisen, bei dem erfindungsgemäß eine leittechnische Funktionalität auf einen Server außerhalb der Industrieanlage, der über einen Kommunikationskanal mit der Industrieanlage verbunden ist, übermittelt und dort ge- speichert wird, und die Funktionalität von einer Einrichtung der Industrieanlage abgerufen und in der Industrieanlage implementiert wird.
Durch einen solchen Service der abrufenden Einrichtung der Industrieanlage kann Bottom Up bei Anschluss und Identifizierung des Anlagenteils eine Verbindung mit dessen Steuersystem hergestellt werden und eine Implementierung einer leittechnischen Funktionalität für das Anlagenteil erfolgen. Die leittechnische Funktionalität kann dem Anlagenserver und/oder dem Steuerserver zur Implementierung übertragen werden. Der Engi- neering-Prozess des Erstellens der Leittechnik kann hierdurch vereinfacht werden. Durch dieses Verfahren kann eine zuverlässige automatische, Selbstlaufende Konfiguration und Veränderung des Steuersystems erfolgen.
Der Server außerhalb der Industrieanlage, im Folgenden Offsite-Server genannt, kann als Datenzentrum dienen und leittechnische Funktionalitäten für mehrere Anlagenteile und auch für mehrere Industrieanlagen aufweisen, die an verschiedenen Or- ten liegen. Er bildet so eine Datenzentrale für mehrere Anlagen. Auf diese Weise können die leittechnischen Funktionalitäten für mehrere Steuersysteme mehrerer Anlagenteile auf einem Offsite-Server abgelegt und von da weiterverteilt oder abgeholt werden.
Das Erstellen der leittechnischen Einrichtung kann ein erstmaliges Erstellen bei einer neuen Industrieanlage oder ein Erweitern oder Ändern bei einer Anlagenmodifikation sein. Als
Industrieanlage wird auch ein Kraftwerk, eine Dienstleistungsanlage, wie ein Teil eines Flughafens oder dergleichen, oder eine Verkehrsanlage verstanden.
Ein Anlagenteil ist zweckmäßigerweise ein verfahrenstechnisches Anlagenteil der Industrieanlage, wie ein Kessel, eine Turbine, ein Generator, eine Fertigungseinheit, eine Pumpe oder dergleichen. Er umfasst zusätzlich zum Steuersystem zweckmäßigerweise mechanische Anlagenelemente, wie eine Fer- tigungs- oder Prozesseinrichtung, die vom Steuersystem zum
Bewirken eines mechanischen Prozessschritts der Anlage, z.B. einer mechanischen Behandlung eines strömenden Mediums, angesteuert werden. Der Anlagenteil umfasst zweckmäßigerweise zumindest einen Teil einer Feldebene und einer Steuerebene der Industrieanlage.
Die leittechnische Einrichtung, auch Leittechnik genannt, dient vorteilhafterweise zur Steuerung der Prozesse in der gesamten Industrieanlage. Sie kann Informationen der FeId- und Prozessebene aufbereiten und visualisieren . Sie kann Datenströme der untergeordneten Ebenen, dem Feld oder einzelner Zellen, wie zum Beispiel Signale der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik zusammenfassen, um dadurch beispielsweise einen gesamten Fertigungsprozess oder Energieerzeugungsprozess zu steuern und zu überwachen. Die Baugruppen der Leittechnik kommunizieren über spezielle Datenverbindungen.
Der Begriff der Leittechnik wird weit gefasst und umfasst auch die Steuerungs- und Betriebsleitebene bzw. Management- ebene. Die Leittechnik fasst die Datenströme der untergeordneten Ebenen, dem Feld, wie zum Beispiel Signale der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik zusammen, um dadurch den gesamten Prozess zu steuern und zu überwachen. Die Leittechnik kann Prozessleittechnik, Betriebsleittechnik Gebäudeleittech- nik und/oder Fertigungsleittechnik umfassen.
Die leittechnische Funktionalität kann Automatisierungsfunktionen, Bedienfunktionen, Beobachtungsfunktionen, wie eine
Darstellung in Clients, z.B. für einen Bediener in der Leitstelle, Archivierung, Reporting, Funktionen zur Warnung und Alarmierung, zur Archivierung, für Reports - zyklisch oder ereignisgesteuert, und/oder für eine Diagnose enthalten. Auch Funktionen zur Integration in die Topografie der übrigen
Leittechnik kann die leittechnische Funktion enthalten. Eine leittechnische Funktionalität kann ein Computerprogramm sein, das mehrere selbständig ablauffähige Teile umfassen kann.
Die leittechnische Funktionalität für das Anlagenteil kann nach einem Erstellen, z.B. durch den Hersteller des Anlagenteils, auf dem Offsite-Server abgelegt werden, so dass sie dort zum Abruf bereit liegt. Über den Kommunikationskanal kann sie dann von der abrufenden Einrichtung der Industriean- läge, die im Folgenden als Integrations-Server bezeichnet wird, abgerufen, in der Industrieanlage gespeichert und anschließend in der leittechnischen Einrichtung der Industrieanlage implementiert werden. Die Implementierung im Anlagenserver und im Steuersystem des Anlagenteils kann eine Instal- lation sein.
Die Industrieanlage, - im Folgenden auch vereinfacht als Anlage bezeichnet - enthält einen oder mehrere Anlagenserver, z.B. je einen pro Energie erzeugende Einheit eines Kraft- werks. Das Steuersystem eines Anlagenteils kann in Form eines Servers aufgebaut sein. Diese Verarbeitungseinheit dient zur Steuerung des Anlagenteils und verwaltet bis zu mehrere tausend Komponenten, wie Sensoren und Aktuatoren, bzw. Schnittstellen zu Komponenten. Entsprechend kann der Anlagenteil mehrere tausend Komponenten bzw. Schnittstellen umfassen.
Anlagenspezifische Strukturen werden modular in Übersichtsdiagramme durch vorgegebenen Ein- und Ausgangswerten auf Basis der Standards erstellt. Bei der Darstellung der Über- Sichtsdiagramme können Anlagenteile, die mit diesem neuen Ansatz konfiguriert wurden, neben konventionell erstellten Komponenten eingefügt werden. Durch klare Wertstromvorgaben beeinflussen sich diese nicht gegenseitig. Somit wird eine
Mischbarkeit von neuen und konventionellen Engineeringansätzen bei Anlagenteilen ermöglicht.
Die Identifikationsdaten des Anlagenteils umfassen zweckmäßi- gerweise zusätzlich Daten zur Industrieanlage sowie Versionsdaten der leittechnischen Funktionalität. Auf diese Weise kann die Funktionalität einer Industrieanlage und darin einem Anlagenteil zugeordnet werden und durch die Versionsinformationen kann geprüft werden, ob die Funktionalität aktuell ist oder ob es bereits eine aktuellere Version gibt.
Der Integrationsserver, der auch als Integrationsservice bezeichnet werden kann, stellt ein Engineering-Hilfsmittel der Industrieanlage dar und kann auf Software beschränkt sein. Eigene Hardware ist nicht notwendig aber möglich. Er wird bei der Inbetriebsetzung der Industrieanlage verwendet und ist für den regulären Betrieb der Industrieanlage nicht notwendig.
Der Integrationsserver ist zweckmäßigerweise mehreren Anlagenteilen bzw. Systemsteuerungen zugeordnet, so dass die Kommunikation des Integrationsservers mit mehreren Steuersystemen erfolgen kann. Hierbei ist er solchen Anlagenteilen zugeordnet, deren Funktionalität zur Implementierung durch den Integrationsserver vorgesehen ist. Weiteren in der Industrieanlage vorhandenen Anlagenteilen, die für diesen Service nicht ausgerüstet sind, ist er nicht zugeordnet. Pro Anlagenserver ist zweckmäßigerweise genau ein Integrationsserver vorhanden .
Der Integrationsserver kann als Service des Anlagenservers oder separat ausgeführt sein. Im Unterschied zu einem DHCP- Server (Dynamic Host Configuration Protocol) , der IP-Adressen für einzelne Komponenten vergibt, dient der Integrationsser- ver zur Integration der leittechnischen Funktionalitäten in die gesamte Leittechnik, bzw. in eine geplante leittechnische Struktur .
In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung treten die Steuersysteme mehrerer Anlagenteile und die Einrichtung der Industrieanlage in Kommunikation miteinander, wobei die Einrichtung jeweils eine leittechnische Funktion für das betreffende Anlagenteil aus dem Offsite-Server bestimmt und dessen Implementierung im Anlagenserver und im Steuersystem des Anlagenteils veranlasst. So kann der Offsite-Server als Datendrehzentrum für mehrere leittechnische Funktionalitäten mehrerer Anlagenteile dienen.
Vorteilhafterweise wird geprüft, ob im Offsite-Server eine aktuelle Version einer leittechnischen Funktionalität eines Anlagenteils vorliegt. Es kann so erkannt werden, ob eine bestehende Funktionalität noch aktuell ist oder ob eine aktuel- lere Version vorliegt, die die alte ersetzen soll. Außerdem kann auf diese Weise z.B. aus mehreren für den betreffenden Anlagenteil vorhandenen leittechnischen Funktionalitäten, die im Offsite-Server abgelegt sind, eine als aktuelle Version gekennzeichnete zur Implementierung ausgewählt und implemen- tiert werden.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass der Offsite-Server eine Anlagenteilliste über solche Anlagenteile enthält, deren Funktionalität über den Off- site-Server auf die Industrieanlage implementierbar ist. Auf diese Weise kann z.B. der Integrationsserver eine Anmeldung eines Steuersystems bei ihm als berechtigt erkennen und die Implementierung der leittechnischen Funktionalität veranlassen. Eine Gesamtkonfiguration der Industrieanlage kann bei- spielsweise vom Anlagenbauer erstellt sein und weitere Anlagenteile auflisten, deren Funktionalität nicht über den Offsite-Server auf die Anlage implementierbar ist.
Vorteilhaft ist die Erfindung anwendbar bei solchen Fällen, in denen die leittechnische Funktionalität erst während oder nach Arbeiten am entsprechenden Anlagenteil geändert oder fertig gestellt wird, z.B. erst während eines Transports des Anlagenteils zum Ort der Industrieanlage oder während dessen
Montage in der Anlage. Die leittechnische Funktionalität kann im Offsite-Server abgelegt werden und steht zur erstmaligen oder erneuten Inbetriebsetzung des Anlagenteils zur Verfügung und kann vom Integrationsserver abgerufen werden. Auch eine während des Betriebs des Anlagenteils erstellte neue oder veränderte leittechnische Funktionalität des Anlagenteils kann so auf einfachem Wege zur Verfügung gestellt werden. Es wird so eine zeitliche Entkopplung von Arbeiten am Anlagenteil und Bearbeiten der leittechnischen Funktionalität ermög- licht.
Vorteilhafterweise beinhaltet der Offsite-Server einen oder mehrere weitere Services, die in Folgenden beschrieben sind und die auf dem Offsite-Server ablaufen.
So kann der Offsite-Server eine Mitteilung an eine Stelle der Anlage senden, z.B. an einen Inbetriebsetzer, wenn eine neue leittechnische Funktionalität auf dem Offsite-Server abgelegt wird. So kann das Vorliegen der neuen Funktionalität einfach erkannt werden.
Weiter kann ein Implementierungsstatus der technischen Funktionalitäten der Anlagenteile, z.B. ein Inbetriebsetzungsstatus, auf einer Anzeige angezeigt werden. Dieser Service kann alternativ auf dem Integrationsserver laufen. Die Anzeige kann mit einer Codierung versehen sein, welche Funktionalität eines Anlagenteils noch nicht implementiert, mit nicht aktueller Version implementiert und mit aktueller Version implementiert ist.
Der Implementierungsstatus kann bei der Ablage einer neuen Version einer leittechnischen Funktionalität eines Anlagenteils verändert werden. Ein Inbetriebsetzer kann erkennen, welche Anlagenteile bereits mit ihrer leittechnischen Funkti- onalität in die übrige Leittechnik implementiert wurden und welche noch nicht. Liegt z.B. eine neue leittechnische Funktionalität vor, so kann der Aktualitätscodierung verändert werden. Auf diese Weise kann der Bediener oder Inbetriebset-
zer erkennen, wenn eine leittechnische Funktionalität durch eine neue ersetzt oder überarbeitet werden soll.
Außerdem wird vorgeschlagen, dass der Offsite-Server einen Sicherungsdienst enthält, der leittechnische Funktionalitäten in ihrer aktuellen und zweckmäßigerweise auch in vorangegangenen Versionen gespeichert hält, insbesondere mit jeweils ihren Referenzdaten, der Ablagezeit auf dem Offsite-Server und der Abrufzeit, zu der sie vom Offsite-Server abgerufen wurde.
Wird eine leittechnische Funktionalität vor Ort in der Anlage geändert oder anders realisiert als ursprünglich geplant, ist es vorteilhaft, wenn der Offsite-Server von einer Stelle der Industrieanlage benachrichtigt wird, und er die Nachricht entsprechend weitergibt, z.B. an den Hersteller des Anlagenteils. Der Hersteller kann die Funktionalität überprüfen und gegebenenfalls erneut ändern.
Die Erfindung ist außerdem gerichtet auf ein System aus einer leittechnischen Einrichtung für eine Industrieanlage, die einen Anlagenserver und mehrere Anlagenteile, die jeweils ein Steuersystem aufweisen, umfasst und einem außerhalb der Industrieanlage angeordneten Server, der über einen Kommunika- tionskanal mit der Industrieanlage verbunden ist.
Gemäß der Erfindung wird vorgeschlagen, dass eine Einrichtung der Industrieanlage dazu vorbereitet ist, eine auf dem außerhalb der Industrieanlage angeordneten Server abgelegte leit- technische Funktionalität abzurufen und in der Industrieanlage zu implementieren. Die Vorbereitung des Integrationsservers kann durch seine Ausrüstung mit einem entsprechenden Computerprogramm erfolgen, das einen Computer zur Durchführung angegebenen Abläufe befähigt.
Die Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert, die in den Zeichnungen dargestellt sind.
Es zeigen :
FIG 1 eine schematische Übersichtsdarstellung einer Leittechnik einer Industrieanlage und
FIG 2 eine schematische Darstellung einer Aktualitätscodierung von leittechnischen Funktionalitäten von Anlagenteilen der Industrieanlage.
FIG 1 zeigt eine schematische Übersichtsdarstellung einer leittechnischen Einrichtung 2 einer Industrieanlage, die als Kraftwerk ausgeführt ist, mit mehreren Anlagenteilen 4, 6, 8. Die Anlagenteile 4, 6, 8 umspannen jeweils eine Feldebene mit Feldelementen 10, wie Sensoren und Aktuatoren. Diese werden über Ein-/Ausgabebaugruppen 12, die über einem Bussystem 14 mit den Automatisierungseinheiten verbunden sind, an die leittechnische Einrichtung angeschlossen. Jeder Anlagenteil 4, 6, 8 ist jeweils mit einer Automatisierungseinheit - im Folgenden als Steuersystem 16, 18, 20 bezeichnet - ausgestat- tet, die ihrerseits mit dem Bussystem 14 und einem anlagenweiten Bussystem 22 verbunden sind. Die Steuersysteme 16, 18, 20 sind dazu vorgesehen, die Anlagenteile 4, 6, 8 mit Hilfe jeweils einer leittechnischen Funktionalität 24 zu steuern und zu überwachen und weitere Funktionen zu übernehmen.
Neben den Anlagenteilen 4, 6, 8 ist die Anlage mit einem Service 25 ausgestattet, beispielsweise in Form eines Servers, der als Software alleine oder in Verbindung mit eigener Hardware ausgerüstet sein kann. Der Service 25 kann zur Steuerung innerhalb der Anlage dienen, z.B. zur Leistungssteuerung des gesamten Kraftwerks. Es ist auch möglich, dass der Service mehrere - z.B. gleichartige - Anlagenteile steuert.
Für übergeordnete Aufgaben, wie zum Management der Anlagen- teile 4, 6, 8, ist ein Anlagenserver 26 vorhanden, der mit dem anlagenweiten Bussystem 22 und einem weiteren Bussystem 28 verbunden ist zur Kommunikation mit Arbeitsplätzen (Clients) 30, die zur Bedienung und Beobachtung sowie für
Aufgaben des Engineering und der Diagnose der Leittechnik 2 und der gesamten Industrieanlage eingerichtet sind.
Während eines Aufbaus der Industrieanlage, beispielsweise ei- nem Kraftwerk, wurden die Anlagenteile 4, 6, 8 vom Hersteller an den Ort der Anlage geliefert. Die Anlagenteile 4, 6 sind hierbei bereits mit leittechnischen Funktionalitäten 24 ausgerüstet gewesen, wohingegen dem Anlagenteil 8 diese fehlt, da sie zum Zeitpunkt der Verschiffung noch nicht fertig ge- stellt war.
Die leittechnische Funktionalität 24 des Anlagenteils 6 wird zur Inbetriebsetzung der Anlage durch entsprechende Bediener wie bisher üblich in die Leittechnik 2 implementiert. Der Service 25 und die Anlagenteile 4, 8 umfassen hingegen in ihrem Steuersystem 16, 20 für eine Implementierung einen Dienst 32, der sich nach einem Anschluss des Steuersystems an das Bussystem 22 selbständig bei einem Integrationsservice, im Folgenden als Integrationsserver 34 bezeichnet, meldet, der als Teil des Anlagenservers 26 eingerichtet ist. Der Integrationsserver 34 kann alternativ mit einer eigenständigen Hardware ausgestattet sein. Er kann selbständig mit dem Bussystem 22 verbunden sein, wie durch eine gestrichelte Linie angedeutet ist.
Nachdem der Dienst 32 das Steuersystem 16 bzw. den Anlagenteil 4 beim Integrationsserver 34 angemeldet hat, prüft dieser, ob das Steuersystem 16 bzw. der Anlagenteil 4 zur Kommunikation mit dem Integrationsserver 34 vorgesehen ist. Ist dies der Fall, so fragt der Integrationsserver 34 beim Steuersystem 16 nach Informationen zu dessen leittechnischer Funktionalität 24, z.B. nach dessen Versionskennzeichnung, die das Steuersystem 16 mitteilt. Anschließend nimmt der Integrationsserver 24 über eine externe Datenverbindung, wie z.B. das Internet, Kontakt zu einem Offsite-Server 36 auf, der außerhalb der jeweiligen Industrieanlage liegt, z.B. in einem anderen Land, und fragt dort nach einer leittechnischen Funktionalität 24 für das Steuersystem 16 nach. Im Offsite-
Server 36 liegen leittechnische Funktionalitäten 24 zusammen mit Informationen zu ihnen, z.B. Versionsinformationen oder Implementierungsinformationen. Diese wurden von den Herstellern 37 der Anlagenteile 4, 8 dort hinterlegt. Anhand der In- formationen prüft nun der Integrationsserver 34, ob eine leittechnische Funktionalität 24 für den Anlagenteil 4 vorliegt, die aktueller ist als diejenige, die mit dem Anlagenteil 4 mitgeliefert wurde. Dies sei in einem ersten Szenario nicht der Fall.
Da die leittechnische Funktionalität 24 des Steuersystems 16 aktuell ist, veranlasst der Integrationsserver 34 dessen Implementierung in der Leittechnik 2. Hierfür wird sie dem Anlagenserver 26 übermittelt, der sie im Steuersystem 16 und im Anlagenserver 26 z.B. installiert, so dass die verschiedenen Funktionen der Funktionalität 24 ausgeführt werden können.
In einem anderen Szenario kann es sein, dass der Hersteller 37 des Anlagenteils 4 während eines Umgangs mit dem Anlagen- teil 4, z.B. einer Verschiffung des Anlagenteils 4, Änderungen in dessen leittechnischer Funktionalität 24 vornimmt. Die nun aktuellste Version legt er dann auf dem Offsite-Server 36 ab. Durch die Abfrage der Versionsinformationen sowohl der im Steuersystem 16 vorhandenen Funktionalität 24 als auch derje- nigen auf dem Offsite-Server 36 durch den Integrationsservers 34 erkennt dieser die aktuellste Version. Diese wird auf Veranlassung des Integrationsservers 34 auf das Steuersystem 16 aufgespielt und in der Leittechnik 2 implementiert.
Der Hersteller des Services 25 kann in analoger Weise ein Update der Funktionalität 24 auf dem Offsite-Server 36 hinterlegen, so dass diese später im Service 25 implementiert wird.
Der Anlagenteil 8 wurde ohne leittechnische Funktionalität ausgeliefert. Der Hersteller 37 hat diese jedoch nachgeliefert und auf dem Offsite-Server 36 abgelegt. Nach Anmeldung des Dienstes 32 des Steuersystems 20 beim Integrationsserver 34 erkennt dieser, dass die Funktionalität 24 fehlt, fragt
diese beim Offsite-Server 36 ab und veranlasst dessen Implementierung in der Leittechnik 2. Dies kann auch als Sonderfall eines Updates gesehen werden, wie im Abschnitt zuvor beschrieben .
Um einem Inbetriebsetzer Informationen über einen Fortschritt bzw. Status der Inbetriebsetzung zur Verfügung zu stellen, ist der Integrationsserver 34 mit einem Dienst ausgestattet, der auf einer Anzeige, z.B. einem Client 30 eine Statusdar- Stellung 38 ausgibt, wie sie beispielhaft in FIG 2 wiedergegeben ist.
Auf dieser Statusdarstellung 38 sind die Komponenten der Anlage in einem Diagramm wiedergegeben, unter ihnen auch die Anlagenteile 4, 6, 8 und weitere Anlagenteile 40, 42, 44. Die Anlage ist z.B. ein Gas- und Dampfkraftwerk mit einem Generator, einer Gasturbine und einer Dampfturbine mit einer Hochdruck-, Mitteldruck- und Niederdruckturbine sowie einer Speisewasserbereitung mit einem Hochdruck-, Mitteldruck- und Nie- derdruckteil. Die einzelnen Anlagenteile 4, 6, 8, 40, 42, 44 sind entsprechend ihrem Status der Implementierung ihrer leittechnischen Funktion 24 codiert angezeigt. In FIG 2 ist diese Codierung durch verschiedene Strichformen dargestellt, wobei Farbcodierungen ebenfalls vorteilhaft sind.
Bei den fett umrandeten Anlagenteilen 4, 44 ist deren leittechnische Funktionalität 24 in der Leittechnik 2 vollständig implementiert und aktuell. Die leittechnischen Funktionalitäten der Anlagenteile 40 der Niederdruckturbine und der Nie- derdruckstufe sind zwar zur Implementierung durch den Integrationsserver 34 vorgesehen - die entsprechende Umrandung ist fett gestrichelt, die Implementierung ist jedoch noch nicht erfolgt, da sich diese Anlagenteile 40 noch nicht beim Integrationsserver 34 angemeldet haben. Die leittechnischen Funk- tionen 24 der Anlagenteile 42 sind, wie beim Anlagenteil 6, nicht zur Implementierung durch den Integrationsserver 34 vorgesehen. Die Anlagenteile 6, 42 sind dünn gestrichelt dargestellt .
Die leittechnische Funktionalität 24 des Generators (Anlagenteil 8) wurde bereits implementiert. Allerdings hat der Hersteller 37 diese überarbeitet und eine neue Version auf dem Offsite-Server 36 abgelegt. Dieser hat den Integrationsserver 34 benachrichtigt, so dass dieser erkannt hat, dass die leittechnische Funktionalität 24 des Generators nicht mehr aktuell ist. Entsprechend hat er dessen Codierung geändert, nämlich von einer fetten Umrandung auf eine dünne Umrandung her- untergestuft. Der Inbetriebsetzer kann hieraus die Inaktuali- tät der leittechnischen Funktionalität 24 des Generators erkennen und die Implementierung der neuen leittechnischen Funktionalität durch den Integrationsserver 34 veranlassen. Es ist auch möglich, dass der Offsite-Server 36 eine Nach- rieht direkt an den Inbetriebsetzer sendet, z.B. per SMS oder E-Mail, wenn neue leittechnische Funktionalität 24 auf dem Offsite-Server 36 abgelegt wird. Nach einer erfolgreichen Inbetriebsetzung sind alle Anlagenteile 4, 8, 40, 44 fett umrandet dargestellt.
Der Integrationsserver 34 ist mit Informationen darüber versehen, beispielsweise einer Anlagenliste, zu welchen Anlagenteilen 4, 8, 40, 44 er bei der Implementierung von deren leittechnischer Funktionalitäten 24 mitwirkt. Entsprechend erwartet er deren Anmeldung und gibt die entsprechende Codierung aus, wie in FIG 2 dargestellt ist. Meldet sich ein erwartetes Anlagenteil zu einem vorgesehenen Zeitpunkt nicht, der vom Inbetriebsetzer angegeben sein kann, so fragt der Integrationsserver 34 beim Offsite-Server 36 nach, ob seine An- lagenliste noch aktuell ist. Ist dies der Fall, kann eine
Fehlermeldung ausgegeben werden, z.B. visuell auf der Anzeige oder per E-Mail an den Inbetriebsetzer, dass die entsprechende Implementierung überfällig ist. Ist die Anlagenliste nicht mehr aktuell und der entsprechende Anlagenteil nicht mehr zur Behandlung durch den Integrationsserver 34 vorgesehen, kann die Statuscodierung entsprechend geändert werden, ggf. verbunden mit einer Nachricht, z.B. an den Inbetriebsetzer.
Auf der anderen Seite kann es sein, dass ein Anlagenteil 6 neu zur Behandlung durch den Integrationsserver 34 vorgesehen ist. Das Anlagenteil 6 bzw. dessen Steuersystem 18 wird mit einem Anmeldedienst versehen und meldet sich beim Integrati- onsserver 34 an. Dieser findet den Anlagenteil 6 nicht in seiner Liste und fragt nach einer aktuellen Liste beim Offsite-Server 36 an und ruft diese ab. Sie enthält den Anlagenteil 6. Anschließend wird der Status in der Statusdarstellung 38 entsprechend geändert, die Funktionalität mit Hilfe des Integrationsservers 34 implementiert und danach der Status in der Statusdarstellung 38 erneut geändert.
Tritt während der Inbetriebsetzung ein Fehler auf oder wird die Leittechnik 2 entgegen einer ursprünglichen Planung ver- ändert, so kann ein Inbetriebsetzer eine Funktionalität eines Anlagenteils verändern. Der veränderte Anlagenteil selbst oder der Verursacher der Änderung meldet diese an den Integrationsserver 34, der die veränderte Funktionalität auf dem Offsite-Server 36 ablegt und den Hersteller 37 oder eine an- dere Stelle hierüber benachrichtigt. Der Hersteller 37 oder jemand anderes kann nun die Funktionalität überarbeiten und als neue Version wieder auf dem Offsite-Server 36 ablegen. Dieser benachrichtigt den Integrationsserver 34, oder dieser fragt regelmäßig nach, der eine Anzeige der neuen Version als Statusänderung wie beschrieben veranlasst, so dass die neue Version auf Freigabe hin, z.B. durch den Inbetriebsetzer, implementiert werden kann.
Nach einer erfolgreichen Implementierung einer Funktionalität wird der zugehörige Anmeldedienst 32 durch den Integrationsserver 34 vom entsprechenden Steuersystem 16, 20 entfernt. Analog deaktiviert oder entfernt sich der Integrationsserver 34 nach erfolgreicher kompletter Inbetriebnahme und vor Übergabe der Industrieanlage an den Betreiber. Die Deaktivierung bzw. Entfernung kann auch von einer Person veranlasst werden.
Nach der vollständigen Inbetriebsetzung der gesamten Anlage und während ihres Betriebs kann der Hersteller 37 oder jemand
anderes eine neue leittechnische Funktionalität 24 auf dem Offsite-Server 36 ablegen. Der Offsite-Server 36 benachrichtigt hierauf einen Bediener, z.B. durch eine entsprechende visuelle Nachricht auf einer Anzeige, oder den Integrations- Server 34, wenn dieser noch vorhanden ist. Ist er noch vorhanden, so veranlasst er eine entsprechende Statusänderung auf der Statusdarstellung 38. Auf eine Freigabe hin wird die neue bzw. aktuelle Funktionalität 24 implementiert. Wurde der Integrationsserver 34 bereits deaktiviert oder entfernt, so kann er erneut eingerichtet werden und den Statusbericht und die Implementierung übernehmen. Der Statusbericht kann alternativ oder zusätzlich als Funktion im Anlagenserver 26 hinterlegt sein, so dass der Statusbericht weiter gegeben werden kann, auch wenn der Integrationsserver 34 bereits deaktiviert oder gelöscht ist.
Als weitere Funktion ist der Offsite-Server mit einem Sicherungsdienst 46 versehen, der leittechnische Funktionalitäten 24 in ihrer aktuellen und in vorangegangenen Versionen mit jeweils ihren Referenzdaten, der Ablagezeit auf dem Offsite- Server und der Abrufzeit, zu der sie vom Offsite-Server abgerufen wurde, gespeichert hält. Es kann so auf Funktionalitäten zurückgegriffen werden, auch wenn diese nicht mehr verwendet werden, z.B. zur Fehleranalyse oder zur Weiterverwen- düng bei Änderungen de Anlage.