Verfahren zur Herstellung von Biogas
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Biogas, wobei (a) Biomasse unter anaeroben Bedingungen vergoren wird; mit der Ausnahme dass (b) während des Vergärungsprozesses dem die Biomasse umfassenden Gärsubstrat dosiert Luft und/oder Sauerstoff zugeführt wird. Erfindungsgemäß kann das Verfahren ein- oder mehrstufig ablaufen. In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Vergärung eine mechanische Substratzerkleinerung vorgeschaltet. Das Verfahren wird vorzugsweise im Bereich der landwirtschaftlichen Biogasgewinnung angewendet. Darüber hinaus ist eine zweckentsprechende Anwendung in der anaeroben Abfallvergärung möglich, wobei pflanzliche Biomasse als Koferment fallweise eingesetzt werden kann. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht wesentlich höhere Biogasausbeuten als im Stand der Technik bekannte Verfahren. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden dabei dem Gärsubstrat Enzyme oder Algenpräparate zugesetzt.
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Biogas entsteht bei der bakteriellen Vergärung organischer Substanz unter Luftabschluss als mehrstufiger Prozess in nachfolgender Reihe von Schritten.
1. Hydrolyse
(Aufspaltung polymerer Verbindungen mit Hilfe von Exoenzymen fermentativer Bakterien in Monomere).
2. Versäuerungsphase
(Vergärung der Spaltprodukte zu organischen Säuren, Alkohol sowie Wasserstoff und Kohlendioxid).
3. Essigsäurebildung (Umsetzung der Carbonsäuren und Alkohole zu Essigsäure, Wasserstoff und Kohlendioxid).
4. Methanogenese
(Methanerzeugung, acetogenotroph aus Essigsäure sowie hydrogenotroph aus Wasserstoff und Kohlendioxid).
Im einstufigen Prozess der Biogaserzeugung laufen die beschriebenen Abbaureaktionen in einem einzigen Reaktorsystem simultan ab. Dabei können die Reaktionsbedingungen nicht an die individuellen biochemischen Milieuansprüche der verschiedenen am Substratabbau beteiligten Mikroorganismen angepasst werden. Die Einstufigkeit ist deshalb ein verfahrenstechnischer Kompromiss. Um nicht auf den Gesamtprozess Rücksicht nehmen zu müssen, ist die biochemische Optimierung auf die eigentliche Methanbildung gerichtet. In mehrstufigen Prozessen laufen einzelne der beschriebenen Schritte in getrennten Reaktionsgefäßen ab, was eine Optimierung der Reaktionen der einzelnen Schritte ermöglicht, jedoch in einen aufwändigeren Anlagenbau mündet.
In der Methanogenese, dem letzten Schritt der Biogasbildung, erfolgt unter anaeroben Bedingungen die eigentliche Methanerzeugung. Die beteiligten Methanbakterien sind obligate Anaerobier und verwerten zu etwa 70% Essigsäure und zu 30% Wasserstoff sowie Kohlendioxid zur Bildung des Methans. Für einen optimierten Methanbildungsprozess ist eine enge räumliche Symbiose zwischen den H2 - produzierenden, essigsäurebildenden Bakterien und den H2 - verwertenden methanbildenden Bakterien erforderlich.
Die essigsäurebildende Stufe wird in diesem komplizierten Prozess als der limitierende Faktor betrachtet. Von Bedeutung ist der Wasserstoff - Partialdruck, der nur in Gegenwart von H2 - verbrauchenden Methanbakterien auf einem solchen Stand gehalten werden kann, dass die essigsäurebildenden Bakterien in der Hauptsache die erwünschte Essigsäure und nicht Carbonsäuren (mit einer Kettenlänge von C3 - C6), oder gar Milchsäure, produzieren. Diese Bakterien sind nur bei einem niedrigen Wasserstoff - Partialdruck stoffwechselaktiv. Die Biogaserzeugung verläuft nur dann optimal, wenn die Abbaugeschwindigkeiten in den aufgeführten Teilstufen vergleichbar groß sind.
Darüber hinaus kann die Gasproduktion durch bestimmte Hemmstoffe gestört werden. Hemmstoffe wirken unter Umständen schon in geringen Konzentrationen toxisch auf die an der Biogasbildung beteiligten Bakterien und verlangsamen oder stoppen so den Abbau des Gärsubstrates. Generell wird zwischen zwei Gruppen von Hemmstoffen unterschieden. Die erste Gruppe umfasst Stoffe, die zusammen mit dem Gärsubstrat in den Biogasbildungsprozess eingetragen werden. In der zweiten Gruppe befinden sich Stoffe, die während des Gesamtprozesses in einem der einzelnen Schritte gebildet werden. Beispiele für Hemmstoffe, die der ersten Gruppe angehören sind unter anderem Natrium (hemmend ab 6
bis 30 g/l; in adaptierten Kulturen ab 60 g/l), Kalium (hemmend ab 3 g/l), Calcium (hemmend ab 2,8 g/l CaCl2), Magnesium (hemmend ab 2,4 g/l MgCl2), einige Schwermetalle oder auch verzweigte Fettsäuren (z. B. Iso-Buttersäure, hemmend schon ab 50 mg/1). Zu der zweiten Gruppe werden z. B Schwefelwasserstoff oder Ammoniak gezählt. Schwefelwasserstoff kann schon in Konzentrationen von ca. 50 mg/1 Gärsubstrat die Biogasbildung deutlich verringern. Zur Entfernung des unerwünschten Schwefelwasserstoffs wird dieser beispielsweise mittels Sauerstoffeinleitung in den Gasraum des Fermenters zu elementarem Schwefel oxidiert. Dabei sollte die Sauerstoffkonzentration im Biogas unter 5% bleiben, um die Explosionsgefahr zu minimieren. Ammoniak kann sich vor allem beim Einsatz von proteinreichem Gärsubstrat bilden. Er steht dabei in einem pH-Wert-abhängigen Gleichgewicht mit den in Lösung befindlichen Ammoniumionen. Bei einer Verschiebung des pH-Werts in den basischen Bereich liegt das Gleichgewicht auf Seiten des Ammoniaks. Wird eine Konzentration an gelöstem Ammoniak von 0,15 g/l Gärsubstrat erreicht, kann es zu einer Hemmung der Biogasbildung kommen.
Ein weiterer im Stand der Technik benannter Parameter, der die Biogasbildung beeinflusst, ist der pH- Wert des Gärsubstrates. Die Bakterien, welche für den Ablauf der einzelnen Schritte der Biogasbildung notwendig sind haben nämlich verschiedene pH-Optima. So liegt das pH- Optimum der Bakterien der Hydrolyse und der Versäuerungsphase bei 4,5 bis 6,3. Sie können jedoch auch bei geringfügig höheren pH- Werten überleben, ohne allzu stark in ihrer Aktivität eingeschränkt zu sein. Dagegen wird im Stand der Technik ausgeführt, dass die essigsäure- und methanbildenden Bakterien vorzugsweise einen pH- Wert im neutralen Bereich bei 6,8 bis 7,5 benötigen. Daraus folgt, dass bei einem einstufigen Verfahren, also bei Durchführung des gesamten Prozesses in einem einzigen Reaktionsgefäß, gemäß der herrschenden Lehre dieser pH-Bereich eingehalten werden sollte. Von Vorteil ist dabei allerdings, dass sich der pH- Wert innerhalb des Systems in der Regel von selbst einstellt, unabhängig davon, ob der Prozess ein- oder mehrstufig ist. Diese Selbsteinstellung erfolgt durch die sauren und alkalischen Stoffwechselprodukte der an den einzelnen Schritten beteiligten Bakterien (A. Schattauer und P. Weiland: Handreichung Biogasgewinnung und -nutzung herausgegeben durch die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe, Gülzow, 2005).
Die einzelnen Teilschritte der Biogasbildung sind auf eine ausgewogene Substratzufuhr angewiesen. Zum einen ist es erwünscht, dass sich mit den verwendeten Substraten möglichst viel Biogas produzieren lässt. Zum anderen ist jedoch auch darauf zu achten, dass
Spurenelemente und Nährstoffe für die Bakterien selbst in ausreichender Menge vorhanden sind. Im Hinblick auf die gebildete Menge an Biogas lässt sich sagen, dass diese durch die Anteile an Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten im Gärsubstrat bestimmt wird. Fett liefert den höchsten Biogasertrag, gefolgt von Kohlenhydraten und Eiweiß. Der Methangehalt des entstandenen Biogases ist jedoch bei Eiweiß am höchsten, gefolgt von Fett und Kohlenhydraten (A. Schattauer und P. Weiland: Handreichung Biogasgewinnung und - nutzung herausgegeben durch die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe, Gülzow, 2005).
Des Weiteren sollte für die im Stand der Technik eingesetzten Verfahren das verwendete Gärsubstrat ein ausgewogenes C/N-Verhältnis aufweisen. Ist zu viel Kohlenstoff und zu wenig Stickstoff anwesend, kann der vorhandene Kohlenstoff nicht vollständig umgesetzt werden. Somit wird nicht soviel Methan produziert, wie technisch möglich wäre. Durch Stickstoffüberschuss andererseits kann es zur Bildung des Hemmstoffs Ammoniak (siehe oben) kommen. Für einen ungestörten Prozessablauf sollte daher laut Stand der Technik das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff im Bereich von 10-30 liegen. Eine ausreichende Nährstoffversorgung der Bakterien wird mit einem C/N/P/S-Verhältnis von 600: 15:5:1 erreicht (A. Schattauer und P. Weiland: Handreichung Biogasgewinnung und -nutzung herausgegeben durch die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe, Gülzow, 2005).
Im Stand der Technik sind demnach eine Reihe von Parametern bekannt, die bei der Erzeugung von Biogas miteinander wechselwirken und die zu erwartende Ausbeute an Biogas positiv oder negativ beeinflussen. Diese Parameter sind im Stand der Technik vom Fachmann für eine optimierte Biogasausbeute ohne weiteres beherrschbar. Selbst bei einer optimierten, auf den bisherigen Erkenntnissen beruhenden Justierung dieser Parameter ist die erzielbare Ausbeute an Biogas und damit auch an Methan jedoch als verbesserungswürdig zu bezeichnen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein Verfahren bereitzustellen, mit dem signifikant höhere Ausbeuten an Biogas erzielt werden können. Die Lösung dieser Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen bereitgestellten Ausführungsformen erreicht.
Somit betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Biogas, wobei (a) Biomasse unter anaeroben Bedingungen vergoren wird; mit der Ausnahme, dass (b) während des
Vergärungsprozesses dem die Biomasse umfassenden Gärsubstrat dosiert Luft und/oder Sauerstoff zugeführt wird.
Der Begriff ..Biogas" ist dabei definiert als ein Produkt des anaeroben biologischen Abbaus von Biomasse. Biogas enthält üblicherweise ca. 45 bis 70% Methan, 30 bis 55% Kohlendioxid, geringe Mengen an Stickstoff, Schwefelwasserstoff und andere Spurengase. Dabei ist Methan der eigentliche Energieträger.
Als „Biomasse" wird die organische Substanz lebender oder toter Organismen bzw. ihrer Exkremente oder Abbauprodukte bezeichnet.
„Anaerobe Bedingungen" sind Reaktionsbedingungen, die durch die Abwesenheit von freiem oder gelöstem Sauerstoff gekennzeichnet sind. Entsprechend bezieht sich der Begriff „mit der Ausnahme" auf die Tatsache, dass dem anaeroben Gärprozess von außen Luft und/oder Sauerstoff zugeführt wird.
Unter „Vergärung" versteht man energieliefernde, organisches Material zersetzende Stoffwechsel-Prozesse, die unter anaeroben Bedingungen stattfinden. Eine Vergärung ist immer auf die Aktivität von anaeroben oder fakultativ anaeroben Mikroorganismen (Bakterien oder Pilze) zurückzuführen. Die Biogasbildung als Vergärungsprozess läuft in der Natur in verschiedenen Schritten ab, für welche unterschiedliche Mikroorganismen verantwortlich sind.
Unter „Gärsubstrat" versteht man zur Vergärung mit dem Ziel der Biogasgewinnung vorgesehenes Material, welches aus oben definierter Biomasse besteht oder diese enthält. Zusätzlich zur Biomasse kann das Gärsubstrat noch andere Stoffe, wie z. B. zusätzlich zugesetzte(s) Wasser oder Nährstoffpräparate, wie z. B. Mineralien für Bakterien enthalten.
Unter „Luft" wird im folgenden das Gasgemisch der Erdatmosphäre verstanden. Danach besteht Luft hauptsächlich aus den zwei Gasen Stickstoff (78%) und Sauerstoff (21%). In vergleichsweise hohen Konzentrationen kommen ferner Argon (0,9%) und Kohlenstoffdioxid (0,03%) vor. Des Weiteren fällt unter den Begriff „Luft" auch sogenannte „technische Luft" gleicher Zusammensetzung. Unter „technischer Luft" wird im folgenden Druckluft verstanden, wie sie von verschiedenen Herstellern (z. B. Linde AG, Pullach) in Stahlflaschen
vertrieben wird. Ebenfalls unter den Begriff Luft fallen Gasgemische, die mindestens 66% Stickstoff und 20% Sauerstoff enthalten, wobei die zu 100% fehlenden Anteile aus Edelgasen oder Kohlenstoffdioxid bestehen können.
„Sauerstoff (Elementsymbol O) ist ein nichtmetallisches Element. Als zweiatomiges geruchloses Gas (O2) kommt es mit einem Volumenanteil von rund 21% in der Erdatmosphäre vor. Sauerstoff kann im erfindungsgemäßen Verfahren als kommerziell in Stahlflaschen vertriebenes Gasgemisch eingesetzt werden, wobei das Gasgemisch zu mindestens 99,5% aus Sauerstoff besteht. Als Beimengungen kommen beispielsweise Wasser, Kohlenstoffdioxid, Methan, Ethan, Ethen, Ethin, Distickstoffoxid oder halogenierte Kohlenwasserstoffe in Frage.
Das erfindungsgemäße Verfahren bricht mit dem Tabu aus dem Stand der Technik, dass kein Sauerstoff in den Methanbildungsreaktor eingeführt werden darf. Bislang sind im Stand der Technik nämlich keine verfahrenstechnischen Lösungen bekannt oder vorgeschlagen, die in ein- oder zwei- bzw. mehrstufigen Verfahrensprozessen zur Biogaserzeugung gezielt Sauerstoff bzw. Luftsauerstoff in den Methanbildungsreaktor eintragen. Vielmehr wird bislang beim technologischen Eintrag von z. B. pflanzlicher Biomasse in den Vergärungsvorgang streng darauf geachtet, die Gefahr des Sauerstoffeintrags durch besondere technische Vorrichtungen zu unterbinden.
Im Stand der Technik ist bekannt, dass die Zufuhr von Luft in den Schritt der Hydrolyse oder Versäuerungsphase durchgeführt wird. Das erfindungsgemäße Verfahren betreibt im Gegensatz dazu auch den Sauerstoffeintrag direkt in die Methanogenese. Bevorzugterweise erfolgt der Eintrag von Luftsauerstoff in den unteren, gärsubstraterfüllten Reaktorbereich. Eine wirksame Homogenisierungstechnik führt beispielsweise zu einer guten Raumverteilung im durchmischten Reaktor.
Wesentliche Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens gegenüber dem Stand der Technik sind zum einen eine höhere erzielbare Biogasausbeute und zum anderen bessere Pump- und Fließeigenschaften durch den schnelleren Abbau der Biomasse sowie daraus folgend eine geringere Neigung zur Schwimm- und Sinkschichtenbildung. Insbesondere Langzeitversuche der Erfinder mit einem Hochleistungsreaktor kommen zu dem überraschenden Ergebnis, dass beim Einleiten von Luft in das Gärsubstrat im Reaktor der Sauerstoff sofort verbraucht wird
und die Gasbildungsrate ansteigt, unter gleichzeitiger Beobachtung sich weiter negativ entwickelnder Redoxspannungen. Das Optimum der Methanerzeugung im Vergärungsprozess wird erst bei sehr negativen Redoxspannungen von beispielsweise etwa - 350 mV bis unter - 500 mV beobachtet. Biogasanlagen mit einem hohen Methanbildungspotential erreichen solche Werte. Es konnten Ausbeuten erzielt werden, die um bis zu 51% über der Ausbeute ohne Zufuhr von Luft bzw. Sauerstoff lagen. Auch nach über 40 Stunden Versuchsdauer lag die Biogasentwicklung noch um 23% höher als bei nicht mit Luft bzw. Sauerstoff behandeltem Material, wobei die Ausbeute vom eingesetzten Gärsubstrat abhängig ist.
Die Überlegenheit des erfindungsgemäßen Verfahrens gegenüber den Verfahren aus dem Stand der Technik beruht darauf, dass durch dosierten Eintrag von Sauerstoff bzw. Luft die Reaktionsgeschwindigkeit des Vergärungsvorganges erhöht wird. Dies ist beispielsweise durch einen schnelleren Abbau pflanzlicher Biomasse, insbesondere von Cellulose und Hemicellulose möglich (siehe unten).
Im Ergebnis labor- und großtechnischer Untersuchungen konnte der Nachweis erbracht werden, dass der Eintrag von Luft bzw. Sauerstoff insbesondere zum beschleunigten Abbau cellulosehaltiger Substrate und zur Bildung organischer Folgeprodukte mit eingelagertem endständigen Sauerstoff wie beispielsweise Alkoholen, Aldehyden, Estern und Amiden führt, die nun mikrobiologisch leichter abbaubar sind. Damit wird die NährstoffVerfügbarkeit für die methanbildenden Mikroorganismen erhöht. Die höheren Abbaugeschwindigkeiten infolge Sauerstoffeinfluss führen folgerichtig zu größeren Durchsatzleistungen, Gasproduktivitäten und Gasausbeuten im Reaktor. Der Prozess kann als Hochleistungsprozess gefahren werden. Die Abbaubarkeit der hochpolymeren Verbindungen wird beispielsweise durch eine mikrobielle Vielfalt von aeroben, anaeroben und fakultativ anaeroben Mikroorganismen oder durch die Gegenwart von Enzymen oder Algenpräparaten gewährleistet.
Dabei ist ferner hervorzuheben, dass die einleitend genannten und im Stand der Technik bekannten Parameter zur Optimierung der Biogasausbeute keine Komplikationen bei der Umsetzung des erfindungsgemäßen Verfahrens verursachen und somit auch im erfϊndungsgemäßen Verfahren ohne weiteres vom Fachmann beherrschbar sind. Verfahrenstechnisch kann also (mit Ausnahme der erfindungsgemäßen Modifikation) an etablierten Abläufen festgehalten werden und gleichzeitig eine wesentlich verbesserte Ausbeute an Biogas erzielt werden.
In einer bevorzugten Ausfuhrungsform betrifft die Erfindung ein Verfahren, das einstufig ablaufen kann.
Von einem ..einstufigen Verfahren"' spricht man, wenn die vier Schritte der Biogasbildung (Hydrolyse, Versäuerungsphase, Essigsäurebildung. Methanogenese) in einem Reaktionsgefäß (Fermenter) ablaufen.
Einstufige Verfahren haben den Vorteil, dass durch den geringeren baulichen Aufwand, der zur Konstruktion der verwendeten Anlage notwendig ist, Kosten gespart werden können. Von Nachteil ist hingegen, dass die Empfindlichkeit der methanogenen Mikroorganismen gegenüber veränderten Umweltbedingungen zur Folge hat, dass die Reaktionsbedingungen an diese angepasst werden müssen. Somit arbeiten die Mikroorganismen, die für die anderen Schritte verantwortlich sind, nicht mehr unter optimalen Bedingungen und weisen daher geringere Abbauleistungen auf. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es nun möglich, beispielsweise bei einstufigen Anlagen die Biogasausbeute zu erhöhen und trotzdem in einem Milieu zu arbeiten, das sich an den Erfordernissen der methanbildenden Mikroorganismen orientiert.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Verfahren, dass mehrstufig abläuft.
Werden die Schritte der Hydrolyse und der Versäuerungsphase räumlich getrennt von den Schritten der Essigsäurebildung und Methanogenese durchgeführt, spricht man von einem „mehrstufigen Verfahren". Zu den mehrstufigen Verfahren zählen beispielsweise auch zweistufige Verfahren.
Die Mehrstufigkeit bietet den Vorteil, dass die Reaktionsbedingungen an die individuellen Anforderungen der an dem jeweiligen Schritt beteiligten Mikroorganismen angepasst werden können, um dadurch höhere Abbauleistungen zu erzielen. Nachteilig wirkt sich hingegen die aufwändigere Bauart der Anlagen aus, welche zu höheren Investitionskosten führt.
In einer anderen Ausführungsform betrifft die Erfindung ein einstufiges Nassgärverfahren zur anaeroben Vergärung von Flüssig- und/oder Festmist sowie pflanzlicher Biomasse zwecks Erzeugung von Biogas, dadurch gekennzeichnet, dass zur Erzielung größerer
Reaktionsgeschwindigkeiten dem Gärsubstrat periodisch und dosiert Luft bzw. Sauerstoff zugeführt wird. Die Zuführung erfolgt dabei so, dass es zu keiner schädigenden Wirkung auf die obligat anaeroben methanbildenden Mikroorganismen kommt und durch den aeroben Behandlungsschritt eine höhere Gasbildungsrate bzw. -ausbeute aus der zu vergärenden Biomasse erzielt wird. Die Verfahrensentwicklung stellt infolge der höheren Nährstoffverfügbarkeit einen Hochleistungsprozess in der Biogaserzeugung dar.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Zufuhr von Luft und/oder Sauerstoff beim mehrstufigen Verfahren im Methanbildungsreaktor.
Unter dem „Methanbildungsreaktor" wird im folgenden das Reaktionsgefäß verstanden, in dem die Methanogenese stattfindet. Beim einstufigen Verfahren ist dies definitionsgemäß der Reaktor, in dem alle vier Schritte der Biogasbildung ablaufen. Beim mehrstufigen Verfahren ist es der Reaktor, in dem die letzten beiden Schritte der Biogasbildung ablaufen. Die anderen Reaktoren werden dabei üblicherweise nach dem jeweils in ihnen ablaufenden Schritt benannt. Wie bereits vorstehend erwähnt, wird die Luft und/oder der Sauerstoff dabei dem Gärsubstrat zugeführt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Zufuhr von Luft oder Sauerstoff in Zeitintervallen.
Unter „Zeitintervallen" wird im folgenden die periodische Zufuhr von Luft oder Sauerstoff verstanden, wobei für eine bestimmte Dauer Luft oder Sauerstoff zugeführt wird (Zeit t,) und anschließend für eine bestimmte Dauer keine Luft bzw. kein Sauerstoff zugeführt wird (Zeit t2). Bevorzugt liegt dabei t, im Bereich von 5 bis 30 min, besonders bevorzugt etwa 20 min.
Die periodische Zufuhr von Luft oder Sauerstoff bietet beispielsweise den Vorteil, dass durch permanente Kontrolle des Sauerstoffverzehrs die Dosierung des Luft- bzw. Sauerstoffeintrags so angepasst werden kann, dass eine Schädigung der methanbildenden Mikroorganismen verhindert werden kann. Menge und Dauer des Eintrags sind darüber hinaus beispielsweise abhängig vom mikrobiologischen Status des Gärsubstrats und insbesondere dann sinnvoll, wenn O2 - verwertende Mikroorganismen vorhanden sind (siehe unten).
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform werden die Zeitintervalle so gewählt, dass das Verhältnis der Dauer der Luft- bzw. Sauerstoffzufuhr (t,) zur Dauer der Zeit, während der keine Zufuhr erfolgt (t2) unter 0.2 liegt.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform wird die Dosierung des Luft- bzw. Sauerstoffeintrags so gewählt, dass die Sauerstoffkonzentration weniger als 0,1 mg/1 O2 im voll durchmischten Gärsubstrat beträgt.
Unter dem .,voll durchmischten Gärsubstrat" versteht man das Substrat, das mit der eingetragenen Luft bzw. dem eingetragenen Sauerstoff durch Rühren in vollständigen Kontakt gebracht wurde. Das Rühren kann dabei beispielsweise langsam und mit Unterbrechungen, schnell mit Unterbrechungen oder kontinuierlich erfolgen. Die Rührintensität wird dabei beispielsweise so gestaltet, dass eine volle Durchmischung des Reaktors, abhängig vom oTS-Gehalt erreicht wird.
Die Messung der Sauerstoffkonzentration erfolgt dabei im Gärsubstrat, bevorzugt an verschiedenen Messpunkten. Zur Messung der Sauerstoffkonzentration dienen handelsübliche Messinstrumente wie beispielsweise Sauerstoffelektroden (z. B. von der Firma Nanodox, Lichtenstein). Die Sauerstoffkonzentration kann beispielsweise als Mittelwert durch jeweils eine Messung an verschiedenen Positionen im Reaktor ermittelt werden.
Des weiteren wird eine sorgsame messtechnische Überwachung des Vergärungsprozesses bevorzugt, einschließlich der Messung und Analyse folgender Parameter:
• Temperaturverhalten » pH - Wert
• Äquivalente der leichtflüchtigen Fettsäuren
• Bestimmung der Trockensubstanzgehalte
• Erfassung der Stoffpotentiale und des C/N - Verhältnisses
• Zusammensetzung und Menge des Biogases • Kontinuierliche Messung des O2 - Gehaltes im Gärsubstrat an bevorzugterweise 2
Messpunkten
• Überwachung der Redoxspannung
Die genannten Parameter können vom Fachmann anhand üblicher Mess- und Bestimmungsverfahren ermittelt werden.
Zusammenfassend und im Einklang mit den vorstehend diskutierten bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung wird der Sauerstoffeintrag, neben dem mikrobiologischen Befund von folgenden Kriterien abhängig gemacht:
• O2-Gehalt <0.1 mg/1 (siehe oben) • pH-Wert bevorzugt 6.5 bis 8.5 (siehe oben)
• Redoxspannung: < -100 mV bis - 600 mV
• leichtflüchtige organische Säuren bzw. Fettsäuren bevorzugt < 2000 mg/ml
• t,ca. 20 min (siehe oben)
• t,/t2 < 0,1 (siehe oben)
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird der Vergärung eine mechanische Substratzerkleinerung vorgeschaltet.
Unter „mechanischer Substratzerkleinerung" versteht man die Verringerung der durchschnittlichen Größe der einzelnen Bestandteile des Gärsubstrates durch die Einwirkung von physikalischen Kräften. Der Vorteil der mechanischen Substratzerkleinerung liegt in der Vergrößerung der Oberfläche des Substrates, was dieses leichter zugänglich für Mikroorganismen macht.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform wird die mechanische Substratzerkleinerung durch Extrusion, Häckseln oder Zermahlen erreicht.
Unter „Extrusion" versteht man ein Verfahren, bei dem Materialien kontinuierlich mittels einer Schneckenpresse über einen Arbeitskanal durch eine Matrix gepresst und somit homogenisiert werden.
Unter „Häckseln" versteht man die Zerkleinerung von Materialien insbesondere mittels sich bewegender Messer.
..Zermahlen" bezeichnet die Zerkleinerung von Materialien unter Verwendung von Mühlen, wobei beispielsweise Walzen, Kugeln oder Brecher zum Einsatz kommen.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Vergärung bei Temperaturen von 38 bis 55°C. Besonders bevorzugt ist ein mesophiler Temperaturbereich von 40 bis 42°C.
Unter ,. Temperatur" wird dabei die Temperatur verstanden, die im Methanbildungsreaktor herrscht. Dabei kann die Temperatur beispielsweise aus kontinuierlichen Messungen an räumlich unterschiedlichen Positionen im Reaktor ermittelt werden.
Höhere Temperaturen bei der Vergärung haben laut Stand der Technik eine höhere Gasausbeute zur Folge. Nachteilig wirkt sich hierbei jedoch die Notwendigkeit aus, das Gärsubstrat zu beheizen, da die Eigenwärme der Mikroorganismen nicht zur Aufrechterhaltung der erforderlichen Temperaturen ausreicht. Es lässt sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine deutliche Effizienzsteigerung erzielen, da bei Temperaturen von 40 bis 42°C höhere Ausbeuten, als bisher im Stand der Technik für diesen Temperaturbereich bekannt, erreicht werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform beträgt die Faulraumbelastung mehr als 3 kg oTS/m3x d. In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform beträgt die Faulraumbelastung mehr als 7 kg oTS/m^x d.
Unter „Faulraumbelastung" wird die Menge an organischer Trockensubstanz (oTS) in Kilogramm verstanden, die dem Methanbildungsreaktor je m1 Volumen und Zeiteinheit zugeführt wird.
Im Stand der Technik wird von einer bevorzugten Faulraumbelastung von 3 kg oTS/Wx d ausgegangen, bei der ein störungsfreier, ausbeuteoptimierter Betrieb der Anlage möglich ist. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es nun beispielsweise möglich, Faulraumbelastungen von mehr als 3 kg oTS/m\ d und sogar mehr als 7 kg oTS/mV d zu beherrschen. Dadurch lässt sich z. B. eine wesentlich höhere Energiedichte als bisher im Stand der Technik bekannt erreichen, was auch zu höheren Ausbeuten an Biogas führt.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform sind fakultativ anaerobe Mikroorganismen im Gärsubstrat anwesend.
Unter „fakultativ anaeroben Mikroorganismen" werden Mikroorganismen verstanden, welche sowohl Sauerstoff unter ATP-Bildung veratmen können als auch in dessen Anwesenheit durch Vergärung ATP erzeugen können. Im Gegensatz dazu können aerobe Mikroorganismen nur in der Anwesenheit von freiem oder gelöstem Sauerstoff ATP erzeugen, während
anaerobe Mikroorganismen auf die Abwesenheit von Sauerstoff angewiesen sind. Aerob arbeitende Mikroorganismen sind z. B. Aktinobakterien oder bestimmte Pilze. Anaerob arbeitende Mikroorganismen sind die methanbildenden Mikroorganismen oder Clostridien und fakultativ anaerob sind z. B. Enterobacteriaceae wie E. coli. Werden Algenpräparate oder Enzyme eingesetzt (siehe unten), so kann der technologisch eingetragene Sauerstoff möglicherweise auch von diesen verzehrt werden. Werden diese nicht eingesetzt, so ist die Anwesenheit der fakultativ anaeroben Mikroorganismen zwingend erforderlich, um den Sauerstoff zu verzehren.
Die kontinuierliche Methanbildung wird beispielsweise durch die Anwesenheit der fakultativen Anaerobier ermöglicht, die unter kurzzeitigen Sauerstoffeinflüssen existieren können, den Sauerstoff zeitnah verzehren und somit eine Schutzfunktion für die obligat anaeroben Methanbakterien übernehmen. Weiterhin kann der Verzehr von Sauerstoff beispielsweise auch durch Enzyme oder Algenpräparate erfolgen (siehe unten).
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform sind die fakultativ anaeroben Mikroorganismen Pilze. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform sind die Pilze einzellig. In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform gehören die einzelligen Pilze zu den Hefen.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform sind die fakultativ anaeroben Mikroorganismen Bakterien. Besonders bevorzugt gehören die Bakterien den Familien der Enterobacteriaceae oder Vibrionaceae an. In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform sind die Enterobacteriaceae ausgewählt aus der Gattung Alterococcus, Aranicola, Arsenophonus, Averyella, Brenneria, Buchnera, Budvicia, Buttiauxella, Candidatus, Phlomobacter, Cedecea, Citrobacter, Dickeya, Edwardsieila, Enterobacter, Erwinia, Escherichia, Ewingella, Grimontella, Hafnia, Klebsiella, Kluyvera, Leclercia, Leminorella, Moellerella, Morganella, Obesumbacterium, Pantoea, Pectobacterium, Photorhabdus, Plesiomonas, Pragia, Proteus, Providencia, Rahnella, Raoultella, Salmonella, Samsonia, Serratia, Shigella, Tatumella, Thorsellia, Tiedjeia, Trabulsiella, Wigglesworthia, Xenorhabdus, Yersinia oder Yokenella. Weiter bevorzugt sind die Bakterien aus der Familie der Vibrinaceae ausgewählt aus der Gattung Allomonas, Catenococcus, Enterovibrio, Ferrania, Grimontia, Listonella, Photobacterium, Photococcus, Salinivibrio oder Vibrio. Oft sind Mikroorganismen bereits im Gärsubstrat bzw. in der Biomasse vorhanden.
Erfindungsgemäß wird jedoch auch der Zusatz von Mikroorganismen ins Auge gefasst, um die Ausbeuten weiter zu erhöhen. Dazu können einzelne Mitglieder der vorstehend genannten Gattungen, wie auch geeignete Mischungen dieser zugesetzt werden. Geeignete Mischungen schließen Mischungen von Mitgliedern der Gattungen Escherichia oder Kluyvera ein.
Bei Anwesenheit der fakultativ anaeroben Mikroorganismen kann der erfindungsgemäß eingetragene Sauerstoff von diesen veratmet werden. Somit wird zum einen ein Absterben der methanbildenden Mikroorganismen verhindert und zum anderen wird durch die deutlich geringere Generationsverdoppelungszeit der fakultativ anaeroben Mikroorganismen eine höhere Reaktionskinetik erreicht, da diese die Cellulose und/oder Hemicellulose in biologisch leichter abbaubare Zwischenprodukte aufspalten.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann unter Verwendung verschiedener Mikroorganismen ausgeführt werden, die die genannten Substrate vergären können. Beispiele für derartige Mikroorganismen sind psychrophile Mikroorganismen. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform allerdings erfolgt die Vergärung durch mesophile oder thermophile Mikroorganismen.
Unter „mesophilen Mikroorganismen" werden Mikroorganismen verstanden, die ihr Wachstumsoptimum in einem Temperaturbereich von beispielsweise 32 bis 42°C haben.
Beispiele für mesophile Mikroorganismen sind die meisten Eubakterien. „Thermophile
Mikroorganismen" hingegen haben ihr Temperaturoptimum vorzugsweise bei Temperaturen von 50 bis 570C. Beispiele für thermophile Mikroorganismen finden sich vor allem unter den
Archaebakterien. Es gibt jedoch auch thermophile Vertreter unter den Gram-positiven Bakterien, wie z. B unter den Klassen der Clostridien und Bacilli. Beispiele hierfür sind unter anderem Clostridiales, Halanaerobiales oder Thermoanaerobacteriales für die Klasse der
Clostridien und Lactobacillales oder Bacillales für die Klasse der Bacilli.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform sind die thermophilen oder mesophilen Mikroorganismen aus den Klassen der Methanomicrobia oder Methanobacteria ausgewählt. Beispiele für Mitglieder dieser Klassen finden sich unter den Familien der Methanoplanaceae, Methanosarcinaceae oder Methanobacteriaceae. Zu diesen Familien gehören unter anderem die Gattungen Methanogenium, Methanospirillum, Methanoplanus, Methanosarcina, Methanococcoides, Methanotrix, Methanolobus oder Methanothermobacter. Beispiele für die
Gattung Methanogenium sind die Spezies M. cariaci, M. marisnigri, M. olentangyi, M. thermophilicum. M. aggregands. M. bourgense oder M. tationis. Ein Beispiel für die Gattung Methanospirillum ist die Spezies M. lungatei. Beispiele für die Gattung Methanosarcina sind M. limicola, M. barkeri, M. mazei. M. thermophila, M. acetivorans oder M. vacuolate. Ein Beispiel für die Gattung Methanococcoides ist M. methylutents. Beispiele für die Gattung Mathanotrix sind M. soehngenii oder M. concilli. Ein Beispiel für die Gattung Methanolobus ist M. tindarius. Ein Beispiel für die Gattung Methanothermobacter ist M. thermoautotrophicus. Auch diese Mikroorganismen sind oft bereits im Gärsubstrat bzw. in der Biomasse vorhanden. Erfindungsgemäß wird jedoch auch hier der Zusatz von Mikroorganismen ins Auge gefasst, um die Ausbeuten weiter zu erhöhen. Dazu können einzelne Mitglieder der vorstehend genannten Gattungen, wie auch geeignete Mischungen dieser zugesetzt werden. Geeignete Mischungen schließen M. soehngenii mit M. thermoautotrophicus (früher Methanobacterium thermoautrophicum) ein, die z. B. als CO2- Reduzierer bekannt sind.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform besteht das Gärsubstrat aus pflanzlicher Biomasse, Zoomasse, Bioabfall oder tierischen Ausscheidungen oder enthält diese.
Unter „pflanzlicher Biomasse" wird Biomasse verstanden, die aus Pflanzen oder Pflanzenteilen besteht. Es kann sich dabei beispielsweise um getrocknete Pflanzen oder Pflanzenteile handeln oder um frische Pflanzen oder Pflanzenteile. Vorteilhafte Beispiele sind unter anderem Sudangras, Bananenblätter oder Heu.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform enthält die pflanzliche Biomasse Cellulose, Hemicellulose oder Lignocellulose.
„Cellulose" ist ein unverzweigtes Polysaccharid, das aus mehreren Hundert bis Zehntausend ß-Glucose-Molekülen, die über eine (l-4)ß-glykosidische Bindung verknüpft sind, besteht. Cellulose ist der Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden und damit in fast allen Pflanzen vorhanden. Lediglich einige Algenarten, wie beispielsweise die Bangiophycidae enthalten in bestimmten Entwicklungsstadien keine Cellulose.
„Hemicellulose" ist eine Sammelbezeichnung für Polysaccharide, die aus verschiedenen Hexosen (z. B. Glucose, Mannose, Galactose) und/oder Pentosen (z. B. Arabinose, Xylose)
aufgebaut sind. Ist sie nur aus Hexosen aufgebaut spricht man von Hexosanen, ist sie aus Pentosen aufgebaut von Pentosanen. Hemicellulose kommt z. B. verstärkt in Getreide vor.
,.Lignocellulose"' ist eine Kombination von Cellulose und Lignin, welche in Holzzellen als Stützsubstanz dient. Lignocellulose kommt vor allem in Holz vor.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Verfahren, bei dem Gärsubstrate mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an zu vergärender pflanzlicher Biomasse eingesetzt werden. Dabei ist der Anteil pflanzlicher Biomasse so hoch, dass ein oTS-Gehalt von mehr als 12%, vorzugsweise mehr als 15% wie mehr als 20% im Reaktor erreicht wird.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform ist die pflanzliche Biomasse Stroh, das erfindungsgemäß vorzugsweise im Gemisch mit anderer Biomasse eingesetzt wird.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es auch möglich Stroh als Gärsubstrat einzusetzen. Dies erweist sich beispielsweise als besonders vorteilhaft, da Stroh insbesondere hierzulande durch seine Verwendung als Stalleinstreuung in der Tierhaltung und als Abfallprodukt der Getreideproduktion in großen Mengen anfällt.
Unter „Zoomasse" versteht man beispielsweise tote Tiere oder Teile von toten Tieren, teilweise auch in verarbeitetem Zustand, die jedoch möglichst noch nicht in Zersetzung befindlich sind oder von anderen Lebewesen verdaut werden oder wurden. Beispiele für Zoomasse sind unter anderem Metzgereiprodukte wie Fleisch, Wurstwaren, Fischprodukte oder Reste, die bei der Herstellung dieser anfallen. Bevorzugt sind solche Materialien, die einen hohen Fettgehalt aufweisen.
..Bioabfall" ist Material tierischer oder pflanzlicher Herkunft, das durch Mikroorganismen, Bodenlebewesen oder von diesen abgesonderte Enzyme abgebaut werden kann. Es kann auch schon in Zersetzung befindlich sein. Beispiele für Bioabfall sind unter anderem überlagerte und damit nicht mehr genießbare Lebensmittel, Küchen- und Kantinenabfälle, Fettabfälle oder Abfälle aus der Lebens- und Futtermittelindustrie.
..Tierische Ausscheidungen" sind die Exkremente von Tieren jeder Art. Beispiele sind unter anderem Gülle. Mist oder Guano. Ebenfalls eingeschlossen ist Stallmist, der mit Stroh oder anderen Einstreumaterialien vermengt ist, jedoch erfindungsgemäß trotz Beimischung pflanzlicher Produkte unter dem Begriff ., tierische Ausscheidungen"' geführt wird.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform sind die tierischen Ausscheidungen Gülle oder Festmist oder enthalten diese.
„Gülle" ist ein Gemisch tierischer Exkremente (Kot und Harn) sowie Wasser und mitunter auch Einstreu wie Stroh.
„Festmist" ist ein stapelfähiges Gemenge aus tierischen Exkrementen und Einstreu, welches z. B. noch Futterreste sowie Trink- und Reinigungswasser enthalten kann.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform werden dem Gärsubstrat Enzyme oder Algenpräparate zugesetzt.
„Enzyme" sind, wie bekannt, Proteine, die chemische Reaktionen katalysieren. Sie können beispielsweise innerhalb der Zellmembran einer Zelle als sogenannte Endoenzyme vorkommen oder befinden sich als sogenannte Exoenzyme auf der Außenseite der Zellmembran oder werden von Zellen ausgeschieden. Beispiele für erfindungsgemäß einsetzbare Enzyme sind in den Gruppen der Oxidoreduktasen, Hydrolasen oder Lyasenzu finden. Sie können in verschiedenen Darreichungsformen eingesetzt werden, so z. B. in Form von Pellets, flüssig oder in Pulverform.
Der Begriff „Algen" bezeichnet im weiteren Sinn im Wasser lebende, pflanzenartige Lebewesen, die Photosynthese betreiben. Unter „Algenpräparaten" werden sowohl frische Algen, als auch Darreichungsformen von Algen jedweder Art verstanden. Diese Darreichungsformen können z. B. getrocknet und in Pulverform, als Extrakt oder aber in einer Suspension vorliegen. Vorzugsweise sind die in den Algenpräparaten vorhandenen Enzyme noch funktionsfähig.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren konnte durch die Zugabe von Algenpräparaten eine deutliche Erhöhung der Biogasausbeute erzielt werden. Algenpräparate sind aufgrund ihrer geringeren Kosten im Vergleich zu Enzymen besonders bevorzugt. Ohne dass der Anmelder
hier an eine bestimmte Theorie gebunden sein möchte, wird vermutet, dass durch den Zusatz von Algenpräparaten bzw. Enzymen der zugeführte (Luft-) Sauerstoff zumindest teilweise umgesetzt werden kann.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform erfolgt der Zusatz der Enzyme bzw. Algenpräparate vor, während oder nach der mechanischen Substratzerkleinerung.
Der Zusatz der Algenpräparate bzw. der Enzyme vor oder während der mechanischen Zerkleinerung kann beispielsweise die Zerkleinerung des Gärsubstrats erleichtern, indem die biologischen Makromoleküle, wie z. B. Cellulose, schon vor der eigentlichen Zerkleinerung teilweise aufgeschlossen werden. Des Weiteren können die Enzyme bzw. Algenpräparate durch den Zerkleinerungsschritt schon mit dem Gärsubstrat vermischt werden. Eine Zugabe nach der mechanischen Substratzerkleinerung bietet beispielsweise den Vorteil, dass das bereits zerkleinerte Gärsubstrat durch seine vergrößerte Oberfläche in engeren Kontakt mit den Enzymen bzw. Algenpräparaten kommt.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform sind die verwendeten Enzyme Cellulasen, Hemicellulasen, Xylanasen oder Pektinasen. Andere Enzyme, die beispielsweise Verwendung finden können sind Lipasen oder Proteasen.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform werden die Algenpräparate aus marinen Makroalgen gewonnen.
Unter „Makroalgen" versteht man die Algenarten, deren Habitus nicht mikroskopisch kleine Algenfäden oder Einzelzellen darstellt, sondern die mit bloßem Auge sichtbar sind. Arten, die diese Anforderungen erfüllen, kommen z. B. innerhalb der Braun-, Rot-, und Grünalgen vor.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform sind die marinen Makroalgen Braun- oder Rotalgen.
„Braunalgen" (oder Phaeophyta) sind marine, braune Algen mit Generationswechsel. Ein Kennzeichen dieser fädigen oder blattartigen, auf jeden Fall meist mehrzelligen Protisten sind braune Farbstoffe, die das grüne Chlorophyll maskieren. Zu den Braunalgen gehören die Ordnungen Ascoseirales, Cutleriales, Desmarestiales, Dictyotales, Ectocarpales, Fucales,
Heterochordariaceae, Laminariales, Ralfsiaceae, Scytothamnales, Sphacelariales, Sporochnales, Syringodermatales oder Tilopteridales. Zur Ordnung der Fucales gehören die Familien der Durvillaeaceae, Fucaceae, Himanthaliaceae, Hormosiraceae, Notheiaceae, Sargassaceae oder Seirococcaceae. Zur Familie der Fucaceae gehören die Gattungen Ascophyllum, Fucus, Hesperophycus, Pelvetia, Pelvetiopsis, Silvetia oder Xiphophora. Zur Gattung Ascophyllum gehört die Spezies Ascophyllum nodosum.
„Rotalgen" (Rhodophyta) sind meist marine Algen, denen gemeinsam ist, dass die Antennen für die Photosynthese einen roten Farbstoff enthalten. Zu den Rotalgen gehören z. B. die Bangiophyceae, Florideophyceae oder Goniotrichales.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform wird die Braunalge Ascophyllum nodosum eingesetzt.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren konnte insbesondere unter Einsatz der Braunalge Ascophyllum nodosum eine deutliche Steigerung der Biogasausbeute verzeichnet werden.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform werden die Enzyme bzw. Algenpräparate in einer Konzentration von 1 g/kg oTS eingesetzt.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren konnte unter Einsatz dieser Konzentration an Enzymen bzw. Algenpräparaten eine besonders vorteilhafte Steigerung der Biogasausbeute erzielt werden, wobei insbesondere bei Algenpräparaten ein besseres Preis- /Leistungsverhältnis als bei Enzymen festgestellt wurde.
Die Figuren zeigen:
Figur 1: Schematische Darstellung des Zeitlichen Verlaufs des periodischen Lufteintrags
Dargestellt ist der zeitliche Verlauf des Lufteintrags, einschließlich der gemessenen O2 - Gehalte in einem Gärsubstrat. Die Dosierung mit Luftsauerstoff war so bemessen, dass die hemmende Wirkung von Sauerstoff mit Grenzgehalten von 0,1 mg/1 deutlich unterschritten wurde.
Der starke Abfall des O2- Gehaltes nach Beendigung der Luftzufuhr spricht für das hohe Maß der Sauerstoffzehrung. Je schneller dieser Abfall erfolgt, desto günstiger sind Abbaugeschwindigkeit und Methanbildung.
Figur 2: Zeitliche Abhängigkeit der Biogasrate vom Lufteintrag
Gezeigt ist die zeitliche Abhängigkeit der Biogasrate vom Lufteintrag in das Gärsystem. Schon das unbehandelte Ausgangssubstrat zeigt eine hohe Gasbildungsrate. Mit der periodischen Luftzufuhr erhöht sich die Gasentwicklung explosionsartig, fallt in der nachfolgenden Ruhephase relativ gleichmäßig ab, um beim Folgeeintrag den Vorgang auf einem etwas geringeren Niveau fortzuführen. Im kontinuierlichen Durchflussgärverfahren kann durch Substratzuführung das eingestellte hohe Niveau der Gaserzeugung relativ konstant gehalten werden.
Bezugszeichenl i ste :
O2 Sauerstoffgehalt t Zeit ti Zeitspanne des Lufteintrags t2 Zeitspanne zwischen den periodischen Lufteinträgen mg Milligramm mV Millivolt
1 Liter
BG Biogas m3 Biogasvolumen (gemessen) m3 F Reaktorvolumen d Tag h Stunde min Minute kg oTS Kilogramm organische Trockensubstanz
Die Beispiele erläutern die Erfindung.
Beispiel ϊ: Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens in einer Pilotanlage
Im Mai 2003 wurde die Pilotanlage mit einem Volumen von 800m3 in Betrieb genommen. Die Ertragsleistungen wurden seither kontinuierlich gesteigert. Bezüglich der Vergleichbarkeit setzt sich das Gärsubstrat aus 23,1 t Rindergülle, 3,8 t Festmist, 6,9 t Grassilage und 0,9 t Getreide zusammen. Die Zufuhr an oTS betrug mit diesem Gärsubstrat
4805 kg/d. Daraus ergab sich eine Faulraum belastung von 6,01 kg oTS/WF x d. Die Gasproduktivität vor Beginn des zyklischen Lufteintrags betrug 2.42 m1
x d. Im Oktober 2005 wurde mit dem zyklischen Lufteintrag und dem Zusatz von 4,8 kg Algenpräparaten pro Tag (Ascophyllum nodosum der Firma Biofermat) begonnen. Dabei wurde pro Tag für 160 min in 8 Intervallen zu je 20 min (t,) Luft in den Methanbildungsreaktor eingetragen. Die Gesamtmenge an eingetragener Luft betrug dabei 90 mVd. Durch den zyklischen Lufteintrag konnte die Gasproduktivität auf 3,18 m3
x d erhöht werden. Dies entspricht einer Steigerung von 31%. Der Sauerstoffgehalt im Gärsubstrat blieb dabei kontinuierlich unter 0,02 mg/1 bei einem pH-Wert von 7,8 und einer Redoxspannung von -380 mV bis -560 mV. Die Konzentration freier Fettsäuren lag unter 500 mg/1. Die Anlage wurde bei einer Temperatur von 40 bis 42°C betrieben.
Beispiel 2: Laboruntersuchuπgen zum Sauerstoffeinfluss
In einem Laborversuch wurde das gleiche Gärsubstrat wie in Beispiel 1 in einem Reaktionsgefäß mit einem Volumen von 1 1 eingesetzt. Unter Zusatz des gleichen
Algenpräparates in gleicher Konzentration unter ansonsten vergleichbaren Bedingungen wurde dann über einen Zeitraum von 40 h alle 14 h für 15 min Luft in den Reaktor eingeblasen. Die Eintragsdosis an Luft war um den Faktor 5 höher als in der Pilotanlage
(Beispiel 1). Der Biogasertrag konnte durch den zyklischen Lufteintrag um über 200% gesteigert werden (siehe Figur 2).