DE4128932A1 - Norbornenylgruppen aufweisende organo(poly)siloxane, deren herstellung und verwendung - Google Patents
Norbornenylgruppen aufweisende organo(poly)siloxane, deren herstellung und verwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Norbornenylgruppen aufweisende
Organo(poly)siloxane und deren Herstellung. Weiterhin be
trifft die Erfindung vernetzbare Zusammensetzungen, die
Norbornenylgruppen aufweisendes Organo(poly)siloxan, Alkyl
thiolgruppen aufweisendes Organopolysiloxan und gegebenen
falls die Thiol-En-Reaktion fördernden Vernetzungskatalysa
tor enthalten, sowie die Verwendung der Zusammensetzungen
zur Herstellung von klebrige Stoffe abweisenden Überzügen.
In EP-A 3 88 028 sind Organo(poly)siloxane mit Si-gebundenen
2-(Norborn-5-enyl)ethylgruppen beschrieben, die über die
entsprechenden Silane hergestellt werden. Dazu wird 5-Vinyl-
2-norbornen mit Silan mit Si-gebundenem Wasserstoff, wie
Trichlorsilan oder Dimethylchlorsilan, in Gegenwart eines
Hydrosilylierungskatalysators umgesetzt, und die Organopoly
siloxane werden durch Hydrolyse und Kondensation dieser
Silane oder Kondensation dieser Silane mit Organopoly
siloxanen hergestellt. 5-Vinyl-2-norbornen muß dabei im
großen Überschuß eingesetzt werden, damit die Hydrosilylie
rung an der Vinylgruppe und nicht an der Doppelbindung im
Norbornenring erfolgt. Aus EP-A 3 38 028 ist weiterhin eine
vernetzbare Zusammensetzung, die Norbornenylgruppen aufwei
sendes Organo(poly)siloxan, Alkylthiolgruppen aufweisendes
Organopolysiloxan und die Thiol-En-Reaktion fördernden Ver
netzungskatalysator enthält, bekannt.
In US-A 48 77 820 sind vernetzte oder durch Hydrosilylierung
vernetzte Polymere aus cyclischen Polyenen, wie Norborna
dien, und linearen Organohydrogenpolysiloxanen beschrieben.
Gemäß den Beispielen werden mit Trimethylsiloxaneinheiten
endblockierte lineare Organopolysiloxane aus Methylhydrogen
siloxan- und Dimethylsiloxaneinheiten oder reinen Methyl
hydrogensiloxaneinheiten mit Norbornadien bei niedrigen
Temperaturen umgesetzt, wobei Si-gebundener Wasserstoff im
Überschuß zu C=C-Doppelbindung im Norbornadien im Reaktions
gemisch vorliegt, und bei der anschließenden Härtung im Tem
peraturbereich von 150°C bis 280°C bis zu insgesamt 36 Stun
den lang werden als vernetzte Produkte Elastomere oder glas
artige Feststoffe erhalten. In US-A 48 77 820 ist weiterhin
beschrieben, daß das anfängliche Reaktionsprodukt aus der
Umsetzung bei niedriger Temperatur als Zwischenprodukt er
halten und gelagert und später durch Hydrosilylierung über
noch freie Si-gebundene Wasserstoffatome im Polymer zu einem
vernetzten Produkt umgesetzt werden kann, wenn das zur Um
setzung eingesetzte cyclische Polyen zwei chemisch unter
schiedliche Doppelbindungen aufweist, was bei Norbornadien
nicht der Fall ist.
Es bestand daher die Aufgabe, Organopolysiloxane mit Si-ge
bundenen Norbornenylgruppen bereitzustellen, die unvernetzt
sind und in einem einfachen Verfahren erhalten werden kön
nen. Weiterhin bestand die Aufgabe, Zusammensetzungen be
reitzustellen, die über eine Thiol-En-Reaktion vernetzbar
sind. Die Aufgabe wird durch die Erfindung gelöst.
Gegenstand der Erfindung sind Norbornenylgruppen aufweisende
Organo(poly)siloxane der allgemeinen Formel
wobei N einen 5-Norbornen-2-ylrest,
R einen einwertigen, gegebenenfalls substituierten Kohlen
wasserstoffrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen je Rest,
a 0 oder 1, durchschnittlich 0,01 bis 1,0,
b 1, 2 oder 3, durchschnittlich 0,8 bis 2,5 und die Summe aus a+b3, durchschnittlich 0,9 bis 3,0 be deutet, mit der Maßgabe, daß durchschnittlich mindestens ein 5-Norbornen-2-ylrest je Molekül enthalten ist.
b 1, 2 oder 3, durchschnittlich 0,8 bis 2,5 und die Summe aus a+b3, durchschnittlich 0,9 bis 3,0 be deutet, mit der Maßgabe, daß durchschnittlich mindestens ein 5-Norbornen-2-ylrest je Molekül enthalten ist.
In der obigen Formel sind neben linearen und verzweigten Or
gano(poly)siloxanen auch cyclische Organo(poly)siloxane ent
halten.
Die erfindungsgemäßen Organo(poly)siloxane sind frei von Si-
gebundenen Wasserstoffatomen.
Gegenstand der Erfindung ist weiterhin ein Verfahren zur
Herstellung von Norbornenylgruppen aufweisenden Organo
(poly)siloxanen, dadurch gekennzeichnet, daß Norbornadien an
Organo(poly)siloxan mit mindestens einem Si-gebundenen Was
serstoffatom je Molekül in Gegenwart von die Anlagerung von
Si-gebundenem Wasserstoff an aliphatische Doppelbindung för
derndem Katalysator angelagert wird, wobei Norbornadien in
solchen Mengen eingesetzt wird, daß Kohlenstoff-Kohlenstoff-
Doppelbindung im Norbornadien zu Si-gebundenem Wasserstoff
im Organo(poly)siloxan im Verhältnis von mindestens 2 : 1
vorliegt.
Bei der Hydrosilylierung erfolgt sowohl exo- wie auch endo-
Addition am Norbornadien, es werden demnach beide Isomere
erhalten.
Es war der US-A 48 77 820 nicht zu entnehmen und unerwartet,
daß, wie unten das Beispiel 1 zeigt, bei der Umsetzung von
Norbornadien mit Organopolysiloxan mit Si-gebundenem Wasser
stoff im Verhältnis von 1 Mol Norbornadien je Grammatom Si-
gebundenem Wasserstoff, d. h. im Verhältnis von C=C-Doppel
bindung zu Si-H von 2 : 1, also bei stöchiometrischer Um
setzung, die Addition nur an einer Doppelbindung im
Norbornadien erfolgt, obwohl beide Doppelbindungen im Nor
bornadienring chemisch völlig gleichwertig sind, und ein un
vernetztes Polymer erhalten wird.
Dagegen erfolgt die Addition bei stöchiometrischer Umsetzung
eines Diens, das zwei chemisch völlig gleichwertige Doppel
bindungen besitzt, wie 1,5-Hexadien, mit Organopolysiloxan
mit Si-gebundenem Wasserstoff an beiden Doppelbindungen, wie
unten im Vergleichsversuch 1 detailierter dargelegt wird,
und es wird ein Polyaddukt erhalten.
Die erfindungsgemäßen Organo(poly)siloxane besitzen vorzugs
weise ein durchschnittliches Molekulargewicht von 240 bis
100 000 g/Mol, bevorzugt 320 bis 20 000 g/Mol, und vor
zugsweise eine Viskosität von 3 bis 100 000 mm2 · s-1 bei
25°C, bevorzugt 12 bis 5 000 mm2 · s-1 bei 25°C.
Beispiele für Reste R sind Alkylreste, wie der Methyl-,
Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-, 1-n-Butyl-, 2-n-Butyl-, iso-
Butyl-, tert.-Butyl-, n-Pentyl-, iso-Pentyl-, neo-Pentyl,
tert.-Pentylrest; Hexylreste, wie der n-Hexylrest; Heptyl
reste, wie der n-Heptylrest; Octylreste, wie der n-Octylrest
und iso-Octylreste, wie der 2,2,4-Trimethylpentylrest; No
nylreste, wie der n-Nonylrest; Decylreste, wie der n-Decyl
rest; Dodecylreste, wie der n-Dodecylrest; Octadecylreste,
wie der n-Octadecylrest; Cycloalkylreste, wie Cyclopentyl-,
Cyclohexyl-, Cycloheptylreste und Methylcyclohexylreste;
Arylreste, wie der Phenyl-, Naphthyl- und Anthryl- und
Phenanthrylrest; Alkarylreste, wie o-, m-, p-Tolylreste,
Xylylreste und Ethylphenylreste und Aralkylreste, wie der
Benzylrest, der α- und der ß-Phenylethylrest. Bevorzugt ist
der Methylrest.
Beispiele für halogenierte Reste R sind Halogenalkylreste,
wie der 3,3,3-Trifluor-n-propylrest, der 2,2,2,2′,2′,2′-
Hexafluorisopropylrest, der Heptafluorisopropylrest, und
Halogenarylreste, wie der o-, m-, und p-Chlorphenylrest.
Die erfindungsgemäßen Organo(poly)siloxane sind vorzugsweise
solche aus Einheiten der Formel
R′₃SiO1/2, R′₂SiO und R′SiO3/2,
wobei R′ R oder N bedeutet, und R und N die oben dafür ange
gebene Bedeutung haben, mit der Maßgabe, daß
2 bis 20, bevorzugt 2 bis 4 Triorganosiloxaneinheiten,
0 bis 1000, bevorzugt 0 bis 300 Diorganosiloxaneinheiten und
0 bis 10, bevorzugt 0 bis 4 Monorganosiloxaneinheiten
durchschnittlich je Molekül enthalten sind und
durchschnittlich mindestens ein Rest N und kein Si-gebun
denes Wasserstoffatom je Molekül enthalten ist.
Bevorzugt als Norbornenylgruppen aufweisende Organo(poly)
siloxane sind solche der allgemeinen Formel
NcR3-cSiO(SiR₂O)n(SiRNO)mSiR3-cNc (II),
wobei N und R die oben dafür angegebene Bedeutung haben,
c 0 oder 1, besonders bevorzugt 0,
n 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 1000, besonders bevor zugt 0 bis 200 und
m 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 50, besonders bevorzugt 2 bis 10 ist, mit der Maßgabe, daß durchschnittlich mindestens ein Rest N je Molekül enthalten ist.
n 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 1000, besonders bevor zugt 0 bis 200 und
m 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 50, besonders bevorzugt 2 bis 10 ist, mit der Maßgabe, daß durchschnittlich mindestens ein Rest N je Molekül enthalten ist.
Beispiele für Organo(poly)siloxane der Formel (II) sind sol
che der Formel
NR₂SiO(SiR₂O)nSiR₂N (II′)
und
R₃SiO(SiR₂O)n(SiRNO)mSiR₃ (II′′),
wobei N, R, n und m (m<0) die oben dafür angegebene Bedeu
tung haben. Ein bevorzugtes Beispiel für die erfindungs
gemäßen Organopolysiloxane ist ein solches der Formel
(II,).
Vorzugsweise werden als Organo(poly)siloxane mit mindestens
einem Si-gebundenen Wasserstoffatom je Molekül solche der
allgemeinen Formel
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat,
e 0 oder 1, durchschnittlich 0,01 bis 1,0,
f 0, 1, 2 oder 3, durchschnittlich 0,8 bis 2,5 und die Summe von e+f3, durchschnittlich 0,9 bis 3,0 ist, eingesetzt.
f 0, 1, 2 oder 3, durchschnittlich 0,8 bis 2,5 und die Summe von e+f3, durchschnittlich 0,9 bis 3,0 ist, eingesetzt.
In der obigen Formel sind neben linearen und verzweigten
Organo(poly)siloxanen auch cyclische Organo(poly)siloxane
enthalten.
Die Organo(poly)siloxane mit mindestens einem Si-gebundenen
Wasserstoffatom enthalten vorzugsweise 0,01 bis 1,6 Gew.-%,
bevorzugt 0,1 bis 1,5 Gew.-%, Si-gebundenen Wasserstoff und
ihre durchschnittliche Viskosität beträgt vorzugsweise 0,5
bis 50 000 mm2·s-1 bei 25°C, bevorzugt 0,5 bis 2 000 mm2·s-1
bei 25°C.
Bevorzugt werden als Organo(poly)siloxane mit mindestens
einem Si-gebundenen Wasserstoffatom je Molekül solche aus
Einheiten der Formel
R′′₃SiO1/2, R′′₂SiO und R′′SiO3/2,
wobei R′′ R oder ein Wasserstoffatom bedeutet, und R die
oben dafür angegebene Bedeutung hat, mit der Maßgabe, daß
2 bis 20, insbesondere 2 bis 4 Triorganosiloxaneinheiten,
0 bis 1000, insbesondere 0 bis 300 Diorganosiloxan
einheiten,
0 bis 10, insbesondere 0 bis 4 Monorganosiloxaneinheiten
und insgesamt 1 bis 50, insbesondere 2 bis 10 Siloxanein
heiten mit Si-gebundenen Wasserstoffatomen durchschnittlich
je Molekül enthalten sind, eingesetzt.
Besonders bevorzugt werden als Organo(poly)siloxane mit min
destens einem Si-gebundenen Wasserstoffatom je Molekül sol
che der allgemeinen Formel
HgR3-gSiO(SiR₂O)o(SiRHO)pSiR3-gHg (IV),
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat,
g 0 oder 1, insbesondere 0,
o 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 1000, insbesondere 0 bis 200 und
p 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 50, insbesondere 2 bis 10 ist,
verwendet.
g 0 oder 1, insbesondere 0,
o 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 1000, insbesondere 0 bis 200 und
p 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 50, insbesondere 2 bis 10 ist,
verwendet.
Beispiele für Organopolysiloxane der Formel (IV) sind Misch
polymerisate aus Dimethylhydrogensiloxan- und Dimethyl
siloxaneinheiten, Mischpolymerisate aus Dimethylhydrogen
siloxan-, Dimethylsiloxan- und Methylhydrogensiloxanein
heiten, Mischpolymerisate aus Trimethylsiloxan- und
Methylhydrogensiloxaneinheiten und Mischpolymerisate aus
Trimethylsiloxan-, Dimethylsiloxan- und Methylhydrogen
siloxaneinheiten, wobei die beiden letztgenannten bevorzugte
Beispiele sind.
Verfahren zum Herstellen von Organopolysiloxanen mit min
destens einem Si-gebundenen Wasserstoffatom je Molekül, auch
von solchen der bevorzugten Art, sind allgemein bekannt.
Norbornadien wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren in
solchen Mengen eingesetzt, daß C=C-Doppelbindung im
Norbornadien zu Si-gebundenem Wasserstoff im Organopoly
siloxan im Verhältnis von vorzugsweise 2 : 1 bis 4 : 1,
bevorzugt 2 : 1 bis 3 : 1, vorliegt.
Als die Anlagerung von Si-gebundenem Wasserstoff an alipha
tische Mehrfachbindung fördernde Katalysatoren können auch
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die gleichen Kata
lysatoren eingesetzt werden, die auch bisher zur Förderung
der Anlagerung von Si-gebundenem Wasserstoff an aliphatische
Doppelbindung eingesetzt werden konnten. Bei den Katalysa
toren handelt es sich vorzugsweise um ein Metall aus der
Gruppe der Platinmetalle oder um eine Verbindung oder einen
Komplex aus der Gruppe der Platinmetalle. Beispiele für sol
che Katalysatoren sind metallisches und feinverteiltes Pla
tin, das sich auf Trägern, wie Siliciumdioxyd, Aluminiumoxyd
oder Aktivkohle befinden kann, Verbindungen oder Komplexe
von Platin, wie Platinhalogenide, z. B. PtCl4, H2PtCl6*6H₂O,
Na2PtCl4*4H₂O, Platin-Olefin-Komplexe, Platin-Alkohol-Kom
plexe, Platin-Alkoholat-Komplexe, Platin-Ether-Komplexe,
Platin-Aldehyd-Komplexe, Platin-Keton-Komplexe, einschließ
lich Umsetzungsprodukten aus H2PtCl6*6H₂O und Cyclohexanon,
Platin-Vinylsiloxankomplexe, wie Platin-1,3-Divinyl-1,1,3,3-
tetramethyldisiloxankomplexe mit oder ohne Gehalt an nach
weisbarem anorganisch gebundenem Halogen, Bis-(gamma
picolin)-platindichlorid, Trimethylendipyridin
platindichlorid, Dicyclopentadienplatindichlorid, Di
methylsulfoxydethylenplatin-(II)-dichlorid, Cyclooctadien-
Platindichlorid, Norbornadien-Platindichlorid, Gamma
picolin-Platindichlorid, Cyclopentadien-Platindichlorid, so
wie Umsetzungsprodukte von Platintetrachlorid mit Olefin und
primärem Amin oder sekundärem Amin oder primärem und sekun
därem Amin gemäß US-A 42 92 434, wie das Umsetzungsprodukt
aus in 1-Octen gelöstem Platintetrachlorid mit sec.-Butyl
amin, oder Ammonium-Platinkomplexe gemäß EP-B 1 10 370.
Der Katalysator wird vorzugsweise in Mengen von 1 bis 100
Gew.-ppm (Gewichtsteilen je Million Gewichtsteilen), be
vorzugt in Mengen von 5 bis 20 Gew.-ppm, jeweils berechnet
als elementares Platin und bezogen auf das Gesamtgewicht von
Norbornadien und Organo(poly)siloxan, eingesetzt.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise beim Druck
der umgebenden Atmosphäre, also etwa bei 1020 hPa (abs.),
durchgeführt, es kann aber auch bei höheren oder niedrigeren
Drücken durchgeführt werden. Ferner wird das erfindungs
gemäße Verfahren vorzugsweise bei einer Temperatur von 60°C
bis 180°C, bevorzugt 100°C bis 140°C, durchgeführt.
Abhängig von der Reaktionstemperatur, der Menge und Art des
eingesetzten Katalysators und der Struktur des eingesetzten
Organo(poly)siloxans mit mindestens einem Si-gebundenen Was
serstoffatom je Molkül beträgt die Reaktionszeit vorzugs
weise einige Minuten bis ca. 1 Tag.
Um stabile Organopolysiloxane mit Si-gebundenen Norbornenyl
gruppen zu erhalten ist es wichtig, hohe Umsätze von Si-ge
bundenen Wasserstoffatomen zu erreichen. Vorzugsweise werden
mehr als 99% der Si-gebundenen Wasserstoffatome umgesetzt.
Die Restmengen an vorzugsweise weniger als 1% Si-gebundenen
Wasserstoffatomen sind unerwünscht und werden durch geeigne
te Maßnahmen, wie längere Reaktionszeit, höhere Reaktions
temperatur oder erneute Katalysatorzugabe vermieden.
Da die Doppelbindung im Norbornadien bei höheren Tempera
turen zur Polymerisation neigt, können bei dem erfindungs
gemäßen Verfahren Radikalinhibitoren, wie 4-Methoxyphenol,
2,6-Bis(tert.butyl)-4-methylphenol, Phenothiazin, Hydro
chinon oder Brenzcatechin mitverwendet werden. Die Radikal
inhibitoren werden dabei vorzugsweise in Mengen von 10 bis
500 Gew.-ppm, bezogen auf das Gesamtgewicht an Norbornadien
und Organopolysiloxan, eingesetzt.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können inerte, orga
nische Lösungsmittel mitverwendet werden, obwohl die Mitver
wendung von inerten, organischen Lösungsmitteln nicht
bevorzugt ist. Beispiele für inerte, organische Lösungs
mittel sind Toluol, Xylol, Octanisomere und Butylacetat.
Von den nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten,
Norbornenylgruppen aufweisenden Organopolysiloxanen wird
vorzugsweise überschüssiges Norbornadien, flüchtige
cyclische Organo(poly)siloxane sowie gegebenenfalls mitver
wendetes inertes organisches Lösungsmittel destillativ ent
fernt. Kurzkettige Organo(poly)siloxane mit Si-gebundenen
Norbornenylgruppen, wie 1,3-Bis(5-norbornen-2-yl)-
1,1,3,3-tetramethyldisiloxan sind destillierbare Flüssig
keiten. Sie lassen sich auf diese Weise mit großer Reinheit
gewinnen.
Obwohl sich die erfindungsgemäßen Organo(poly)siloxane nahe
zu nebenproduktfrei gewinnen lassen, können sie bis zu 5
Mol% (bezogen auf die Norbornenylgruppen) Nortricyclenyl
gruppen enthalten. Üblicherweise liegen diese unter der
analytischen Nachweisgrenze.
Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten, Nor
bornenylgruppen aufweisenden Organo(poly)siloxane können mit
Organopolysiloxanen equilibriert werden.
Als Organopolysiloxane, mit denen die Norbornenylgruppen
aufweisenden Organo(poly)siloxane equilibriert werden kön
nen, werden vorzugsweise solche ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus linearen, endständige Triorganosiloxygruppen
aufweisenden Organopolysiloxanen der Formel
R₃SiO(SiR₂O)rSiR₃,
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat und
r 0 oder eine ganze Zahl im Wert von 1 bis 1500 ist,
linearen, endständige Hydroxylgruppen aufweisenden Organo
polysiloxanen der Formel
HO(SiR₂O)sH,
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat und
s eine ganze Zahl im Wert von 1 bis 1500 ist,
cyclischen Organopolysiloxanen der Formel
(R₂SiO)t,
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat und
t eine ganze Zahl von 3 bis 12 ist,
und Mischpolymerisaten aus Einheiten der Formel
R₂SiO und RSiO3/2,
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat,
eingesetzt.
Das Mengenverhältnis der bei der gegebenenfalls durchge
führten Equilibrierung eingesetzten Organopolysiloxane wird
lediglich durch den gewünschten Anteil der Norbornenyl
gruppen in den bei der gegebenenfalls durchgeführten Equili
brierung erzeugten Organopolysiloxanen und durch die
gewünschte mittlere Kettenlänge bestimmt.
Bei dem gegebenenfalls durchgeführten Equilibrieren werden
vorzugsweise basische Katalysatoren, welche die Equilibrie
rung fördern, eingesetzt. Beispiele für solche Katalysatoren
sind Alkalihydroxide, wie Natriumhydroxid und Kalium
hydroxid, Trimethylbenzylammoniumhydroxid und Tetramethyl
ammoniumhydroxid. Bevorzugt ist
Tetramethylbenzylammoniumhydroxid. Basische Katalysatoren
werden vorzugsweise in Mengen von 50 bis 10 000 Gew.-ppm (=
Teile je Million), bevorzugt 100 bis 1000 Gew.-ppm, jeweils
bezogen auf das Gesamtgewicht der eingesetzten Organopoly
siloxane, verwendet.
Die gegebenenfalls durchgeführte Equilibrierung wird vor
zugsweise bei 100°C bis 150°C und beim Druck der umgebenden
Atmosphäre, also etwa bei 1020 hPa (abs.) durchgeführt.
Falls erwünscht, können aber auch höhere oder niedrigere
Drücke angewendet werden. Das Equilibrieren wird gegebenen
falls in 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der
eingesetzten Organopolysiloxane, in mit Wasser nichtmisch
barem Lösungsmittel, wie Toluol, durchgeführt. Vor dem Auf
arbeiten des bei dem Equilibrieren erhaltenen Gemisches kann
der Katalysator unwirksam gemacht werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann absatzweise, halbkonti
nuierlich oder vollkontinuierlich durchgeführt werden.
Gegenstand der Erfindung sind weiterhin vernetzbare Zusam
mensetzungen, die
- (A) Norbornenylgruppen aufweisendes Organo(poly)siloxan vor zugsweise der Formel (I), bevorzugt der Formel (II),
- (B) SiC-gebundene Alkylthiolgruppen aufweisendes Organopoly siloxan und gegebenenfalls
- (C) Thiol-En-Reaktion fördernden Vernetzungskatalysator enthalten.
Als Komponente (B) werden bevorzugt solche der allgemeinen
Formel
ThR3-hSiO(SiR₂O)k(SiRTO)lSiR3-hTh (V),
wobei T ein Rest der Formel
HS-R¹-
ist, worin R1 einen zweiwertigen Kohlenwasserstoffrest mit 1
bis 8 Kohlenstoffatomen je Rest, vorzugsweise einen linearen
oder verzweigten Alkylenrest mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen
je Rest, bedeutet,
R die oben dafür angegebene Bedeutung hat,
h 0 oder 1,
k 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 200, bevorzugt 1 bis 50 und
l 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 20, bevorzugt 1 bis 8 ist,
verwendet.
R die oben dafür angegebene Bedeutung hat,
h 0 oder 1,
k 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 200, bevorzugt 1 bis 50 und
l 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 20, bevorzugt 1 bis 8 ist,
verwendet.
Beispiele für SiC-gebundene Alkylthiolgruppen aufweisende
Organo(poly)siloxane der Formel (V) sind solche der Formel
R₃SiO(SiR₂O)k(SiRTO)lSiR₃ (V′)
und
TR₂SiO(SiR₂O)kSiR₂T (V′′),
wobei T, R, k und l (l<0) die oben dafür angegebene Bedeu
tung haben.
Beispiele für Reste T sind der 3-Mercaptopropylrest, der
4-Mercaptobutylrest und der 3-Mercapto-2-methylpropylrest.
Die Komponente (B) wird vorzugsweise in Mengen von 0,5 bis
2,5, bevorzugt 0,9 bis 1,5, Mol HS-Gruppe je Mol C=C-Doppel
bindung in der Komponente (A) eingesetzt.
Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen können thermisch,
radikalisch oder photochemisch vernetzt werden.
Katalysator (C) wird bei der radikalischen und photo
chemischen Vernetzung verwendet, wobei die photochemische
Vernetzung auch ohne Katalysator (C) möglich ist.
Als Katalysator (C) werden bei der radikalischen Vernetzung
vorzugsweise Radikalinitiatoren verwendet.
Beispiele für Radikalinitiatoren sind Peroxide, wie Di
benzoylperoxid, Bis(4-chlorbenzoyl)peroxid, Dilauroylperoxid
und Dicumylperoxid; Hydroperoxide, wie tert.-Butylhydro
peroxid und Cumolhydroperoxid; Perester, wie tert.-Butyl
perpivalat, tert.-Butylperbenzoat und Dicetylperoxidi
carbonat; und Azo-bis(isobutyronitril).
Als Katalysator (C) werden bei der photochemischen Ver
netzung vorzugsweise Photoinitiatoren verwendet.
Geeignete Photoinitiatoren sind gegebenenfalls substituierte
Acetophenone, Propiophenone, Benzophenone, Anthrachinone,
Benzile, Carbazole, Xanthone, Thioxanthone, Fluorene,
Fluorenone, Benzoine, Naphthalinsulfonsäuren, Benzaldehyde,
Zimtsäuren, Acylphosphinoxide und Bis(acylphosphinoxide).
Beispiele hierfür sind Fluorenon, Fluoren, Carbazol; Aceto
phenon; substituierte Acetophenone, wie
3-Methylacetophenon, 2,2′-Dimethoxy-2-phenylacetophenon,
4-Methylacetophenon, 3- Bromacetophenon, 4-Allylacetophenon,
p-Diacetylbenzol, p- tert.-Butyltrichloracetophenon;
Propiophenon;
substituierte Propiophenone, wie
1-[4-(Methylthio)phenyl]-2-morpholin propanon-1, Benzophenon;
substituierte Benzophenone, wie
Michlers Keton, 3-Methoxybenzophenon, 4,4′-Dimethylamino benzophenon,
4-Methylbenzophenon, 4-Chlorbenzophenon, 4,4′- Dimethoxybenzophenon,
4-Chlor-4′-benzylbenzophenon;
Xanthon; substituierte Xanthone, wie
3-Chlorxanthon, 3,9-Dichlor xanthon, 3-Chlor-8-nonylxanthon;
Thioxanthon;
substituierte Thioxanthone, wie
Isopropenylthioxanthon;
Anthrachinon;
sub stituierte Anthrachinone, wie
Chloranthrachinon und Anthra chino-1,5-disulfonsäuredinatriumsalz;
Benzoin,
sub stituierte Benzoine, wie
Benzoinmethylether; Benzil; 2- Naphthalinsulfonylchlorid; Benzaldehyd; Zimtsäure.
3-Methylacetophenon, 2,2′-Dimethoxy-2-phenylacetophenon,
4-Methylacetophenon, 3- Bromacetophenon, 4-Allylacetophenon,
p-Diacetylbenzol, p- tert.-Butyltrichloracetophenon;
Propiophenon;
substituierte Propiophenone, wie
1-[4-(Methylthio)phenyl]-2-morpholin propanon-1, Benzophenon;
substituierte Benzophenone, wie
Michlers Keton, 3-Methoxybenzophenon, 4,4′-Dimethylamino benzophenon,
4-Methylbenzophenon, 4-Chlorbenzophenon, 4,4′- Dimethoxybenzophenon,
4-Chlor-4′-benzylbenzophenon;
Xanthon; substituierte Xanthone, wie
3-Chlorxanthon, 3,9-Dichlor xanthon, 3-Chlor-8-nonylxanthon;
Thioxanthon;
substituierte Thioxanthone, wie
Isopropenylthioxanthon;
Anthrachinon;
sub stituierte Anthrachinone, wie
Chloranthrachinon und Anthra chino-1,5-disulfonsäuredinatriumsalz;
Benzoin,
sub stituierte Benzoine, wie
Benzoinmethylether; Benzil; 2- Naphthalinsulfonylchlorid; Benzaldehyd; Zimtsäure.
Photoinitiatoren werden in den erfindungsgemäßen Zusammen
setzungen vorzugsweise in Mengen von 0,01 bis 10 Gewichts-%,
insbesondere von 0,5 bis 5 Gewichtsprozent, jeweils bezogen
auf das Gesamtgewicht der zu vernetzenden Organopoly
siloxane, eingesetzt.
Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen werden bei der
photochemischen Vernetzung durch Licht, vorzugsweise durch
Ultraviolettlicht vernetzt, wobei solches mit Wellenlängen
im Bereich von 200 bis 400 nm bevorzugt ist. Das Ultra
violettlicht kann z. B. in Xenon-, Quecksilbernieder-, Queck
silbermittel- oder Quecksilberhochdrucklampen erzeugt
werden. Zur Vernetzung durch Licht ist auch solches mit
einer Wellenlänge von 400 bis 600 nm, also sogenanntes
"Halogenlicht", geeignet.
Eine bevorzugte Art der Vernetzung ist die Bestrahlung der
initiatorfreien erfindungsgemäßen Zusammensetzungen, also
solche ohne Katalysator (C), mit Elektronenstrahlen. Ver
netzungen erfolgen üblicherweise in sehr kurzen Zeiten, ent
sprechend einer Strahlendosis von ca. 1 bis 3 Mrad.
Die erfindungsgemäßen vernetzbaren Zusammensetzungen können
zur Herstellung von klebrige Stoffe abweisenden Überzügen
verwendet werden.
Beispiele für Oberflächen, auf welche die erfindungsgemäßen
Überzüge aufgebracht werden können, sind diejenigen von Pa
pier, Holz, Kork, Kunststoffolien, z. B. Polyethylenfolien
oder Polypropylenfolien, keramischen Gegenständen, Glas,
einschließlich Glasfasern, Metallen, Pappen, einschließlich
solcher aus Asbest, und von gewebtem und ungewebtem Tuch aus
natürlichen oder synthetischen organischen Fasern.
Das Auftragen der erfindungsgemäßen vernetzbaren Zusammen
setzungen auf die zu überziehenden Oberflächen kann in be
liebiger, für die Herstellung von Überzügen aus flüssigen
Stoffen geeigneter und vielfach bekannter Weise erfolgen,
beispielsweise durch Tauchen, Streichen, Gießen, Sprühen,
Aufwalzen, Drucken, z. B. mittels einer Offsetgravurüber
zugsvorrichtung, Messer- oder Rakelbeschichtung.
Weiterhin können die erfindungsgemäßen Organo(poly)siloxane
verwendet werden in vernetzbaren Zusammensetzungen, die
- A) Norbornenylgruppen aufweisendes Organo(poly)siloxan vor zugsweise der Formel (I), bevorzugt der Formel (II),
- D) Si-gebundene Wasserstoffatome aufweisendes Organopoly siloxan und
- E) die Anlagerung von Si-gebundenem Wasserstoff an alipha tische Doppelbindung förderndem Katalysator enthalten.
Weiterhin können die erfindungsgemäßen Organopolysiloxane
auch mit Ziegler-Natta-Katalysatoren nach dem Olefinmeta
thesemechanismus vernetzt werden.
238 g eines α,ω-Dihydrogendimethylpolysiloxans mit einer
Viskosität von 7,2 mm2·s-1 bei 25°C, das 0,50 g Si-gebun
denen Wasserstoff enthält, werden bei Raumtemperatur mit
46 g (0,50 Mol) Norbornadien und 4,5 mg Platin in Form des
1,3-Divinyl-1,1,3,3-tetramethyldisiloxan-Komplexes von
H2PtCl6*6H₂O vermischt. Die klare Mischung enthält 1 Mol
Norbornadien, d. h. 2 Mol C=C-Doppelbindung pro Grammatom
Si-gebundenem Wasserstoff in dem α,ω-Dihydrogendimethylpoly
siloxan. Unter Stickstoffatmosphäre wird die Mischung auf
100°C erwärmt. Die exotherme Reaktion läßt die Temperatur
der Mischung auf 135°C ansteigen. Nach drei Stunden Reak
tionszeit bei 125°C sind mehr als 99,5% der Si-gebundenen
Wasserstoffatome des α,ω-Dihydrogendimethylpolysiloxans um
gesetzt. Die flüchtigen Bestandteile werden dann bei 120°C
und 5 hPa (abs.) entfernt. Es werden 275 g eines klaren Öls
mit einer Viskosität von 21,9 mm2·s-1 bei 25°C erhalten. Das
Produkt hat eine Jodzahl (=Zahl, die angibt, wieviel g Jod
von 100 g Substanz gebunden werden) von 45, was einem
α,ω-Bis(5-norbornen-2-yl)-dimethylpolysiloxan gleicher Ket
tenlänge wie das eingesetzte α,ω-Dihydrogendimethylpoly
siloxan entspricht. Im 1H-NMR-Spektrum sind keine Signale
für die Brückenkopfprotonen eines beidseitig hydrosilylier
ten Norbornadiens bei 2,15-2,50 ppm nachweisbar. Das Ver
hältnis von exo- zu endo-Isomeren beträgt 49 : 51.
Die Arbeitsweise von Beispiel 1 wird wiederholt mit der Ab
änderung, daß 41 g (0,50 Mol) 1,5-Hexadien anstelle von 46 g
(0,50 Mol) Norbornadien eingesetzt wird. Nach einer Reak
tionszeit von einer Stunde bei 80°C sind mehr als 99,6% der
Si-gebundenen Wasserstoffatome des eingesetzten α,ω-Dihydro
gendimethylpolysiloxans umgesetzt. Es werden 253 g eines
klaren Öls mit einer Viskosität von 31,1 mm2·s-1 bei 25°C
und einer Jodzahl von 24,6 erhalten. Weder die Viskosität
noch die Jodzahl korrespondieren mit einem α,ω-Bis-
(5-hexenyl)dimethylpolysiloxan der Kettenlänge wie das ein
gesetzte α,ω-Dihydrogendimethylpolysiloxan (theoretische
Jodzahl: 46). Gemäß dem 1H-NMR-Spektrum beträgt das Verhält
nis von H2C=CH- (5-Hexenylgruppe) zu SiCH2- (Brückeneinheit
O1/2(CH₃)₂SiCH₂(CH₂)₄CH₂Si(CH₃)₂O1/2
und endständige Einheit
H₂C=CH(CH₂)₃CH₂Si(CH₃)₂O1/2) 0,50.
Damit enthält das Produkt
durchschnittlich eine -(CH₂)₆-Gruppe je Molekül. 1,5-
Hexadien folgt somit dem Mechanismus einer Polyaddition völ
lig gleichwertiger Doppelbindungen im Gegensatz zur Norbor
nadien.
Beispiel 1 wird wiederholt mit dem Unterschied, daß Norbor
nadien im Unterschuß eingesetzt wird, also 38,2 g statt 46,0 g.
Die Mischung enthält somit 1,66 mol C=C-Doppelbindung pro
Grammatom Si-gebundenem Wasserstoff. Unter gleichen Reak
tionsbedingungen erhält man ein farbloses Öl der Viskosität
39,4 mm2/s mit der Jodzahl 33. Das 1H-NMR-Spektrum weist im
Bereich bei 2,3 ppm Multipletts für Brückenkopfprotonen von
beidseitig hydrosilyliertem Norbornadien auf. Etwa jedes 6.
Norbornadienmolekül wurde 2fach hydrosilyliert.
Für die beidseitige Hydrosilylierung von Norbornadien sind
demnach überraschenderweise nicht die physikalischen Parame
ter entscheidend, sondern, ob das C=C/Si-H-Verhältnis den
Wert <2 oder <2 hat. Trotz chemischer Gleichwertigkeit der
C=C-Doppelbindungen im Norbornadien werden diese sehr selek
tiv hydrosilyliert.
Unter Stickstoffatmosphäre werden 12 mg Platin in Form einer
Lösung von Platintetrachlorid in 1-Octen in 400 g Norborna
dien gelöst, 200 g 1,1,3,3-Tetramethyldisiloxan zudosiert
und die Mischung auf Rückfluß erwärmt. Innerhalb von ca.
sieben Stunden steigt die Temperatur der Mischung langsam
auf 100°C und nach einer weiteren Stunde auf 110°C. Nach 15
Stunden Reaktionszeit bei 110°C sind mehr als 99,6% der Si-
gebundenen Wasserstoffatome des 1,1,3,3-Tetramethyl
disiloxans umgesetzt. Nach Entfernen des restlichen Norbor
nadiens wird das Rohprodukt im Vakuum bei 5 hPa (abs.)
destilliert. Zwischen 120°C und 130°C werden 440 g (92% d.
Th.) 1,3-Bis(5-norbornen-2-yl)-1,1,3,3-tetramethyldisiloxan
als farblose leicht bewegliche Flüssigkeit mit einer Vis
kosität von 11,4 mm2 · s-1 bei 25°C erhalten. Das 1H-NMR-Spek
trum zeigt ein Verhältnis von exo- zu endo-Isomeren von 50 :
50. Im IR-Spektrum ist kein Nortricyclen mit der Bande
(C-H)=3070 cm-1 des Cyclopropanrings nachweisbar. Das
Produkt hat eine Jodzahl von 162, die gut mit der theore
tischen Jodzahl von 160 für das 1,3-Bis(5-norbornen-2-yl)
1,1,3,3-tetramethyldisiloxan übereinstimmt.
Man vermischt bei Raumtemperatur unter Stickstoffatmosphäre
60 g (0,75 mol) Norbornadien mit 319 g (entsprechend 0,5 g
Aktivwasserstoff) eines Copolymerisats aus Hydrogendimethyl
silyloxy-, Hydrogenmethylsilyloxy- und Dimethylsilyloxy
einheiten mit der Viskosität 90 mm2/s (bei 25°C) und fügt 20
mg 2,6-Bis(tert.butyl)-4-methylphenol zu, sowie 8 mg Platin
in Form einer Lösung von Platintetrachlorid in 1-Octan. Das
Gemisch wird durch Erwärmen zur Reaktion gebracht, wobei die
Innentemperatur von anfangs 114°C auf 125°C erhöht wird.
Nach ca. 8 Stunden sind mehr als 99% der SiH-Gruppen umge
setzt. Entfernen restlicher Mengen Norbornadien bei 100°C im
Vakuum und Filtration ergibt ein klares gelbliches Öl der
Viskosität 1025 mm2/s mit der Jodzahl 35,8 (theoretisch
34,8). Im 1H-NMR-Spektrum sind im Bereich 2,15-2,50 ppm
keine Signale für Brückenkopfprotonen eines beidseitig hy
drosilylierten Norbornadiens nachweisbar. Das Verhältnis von
exo- zu endo-Isomeren beträgt 54:46.
Beispiel 3 wird mit 62 g 1,5-Hexadien statt 69 g Norbor
nadien in gleicher Weise wiederholt. Innerhalb von ca. 5 Mi
nuten steigt die Innentemperatur selbsttätig um rund 30°C,
wobei die Mischung stark eindickt und unter weiterem Tempe
raturanstieg (ca. 75°C) in wenigen Minuten geliert.
Das molare Verhältnis von hydrosilylierbaren Doppelbindungen
(C=C) zu Aktivwasserstoff betrug in beiden Fällen 3:1.
50 g des Produkts aus Beispiel 1 werden mit 450 g eines Di
methylpolysiloxans mit Hydroxyendgruppen und einer Viskosi
tät von 20 000 mP·s bei 25°C mit Hilfe von insgesamt 800 mg
einer 40%igen Lösung von Trimethylbenzylammoniumhydroxyd in
Methanol bei 100°C 5 Stunden lang equilibriert. Man zerstört
die Katalysatorreste bei 150°C, entfernt bei 5 hPa die
flüchtigen Bestandteile und bekommt 352 g eines hellen Öls
mit der Viskosität 430 mm2/s. Die Jodzahl von 4,2 entspricht
einer durchschnittlichen Kettenlänge von ca. 160 Einheiten
eines α,ω-Bis(norbornenyl)-dimethylpolysiloxans. Sein 1H-
NMR-Spektrum bestätigt ein unverändertes exo/endo-Verhältnis
von 49:51.
44 g eines α,ω-Bis(norbornenyl)dimethylpolysiloxans aus
Beispiel 4 werden mit 6 g eines mit Trimethylsiloxygruppen
endblockierten Copolymers aus 3-Mercaptopropyl-methyl
siloxan- und Dimethylsiloxan-Einheiten im Molverhältnis 1:6
und einer Kettenlänge von ca. 50 Siloxan-Einheiten, sowie 1
g Darocure 1173 gemischt. Eine 5 µm starke Beschichtung auf
satiniertem Pergaminpapier ist nach Bestrahlung mit einer
Quecksilbermitteldrucklampe mit einer Leistung von 80
Watt/cm im Abstand von 10 cm in 1,5 Sekunden ausgehärtet.
Claims (7)
1. Norbornenylgruppen aufweisende Organo(poly)siloxane der
allgemeinen Formel
wobei N einen 5-Norbornen-2-ylrest,
R einen einwertigen gegebenenfalls substituierten Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen je Rest,
a 0 oder 1, durchschnittlich 0,01 bis 1,0,
b 1, 2 oder 3, durchschnittlich 0,8 bis 2,5
und die Summe aus a+b3, durchschnittlich 0,9 bis 3,0, bedeutet, mit der Maßgabe, daß durchschnittlich mindestens ein 5-Norbornen-2-ylrest je Molekül enthalten ist.
R einen einwertigen gegebenenfalls substituierten Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen je Rest,
a 0 oder 1, durchschnittlich 0,01 bis 1,0,
b 1, 2 oder 3, durchschnittlich 0,8 bis 2,5
und die Summe aus a+b3, durchschnittlich 0,9 bis 3,0, bedeutet, mit der Maßgabe, daß durchschnittlich mindestens ein 5-Norbornen-2-ylrest je Molekül enthalten ist.
2. Norbornenylgruppen aufweisende Organo(poly)siloxane nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es solche der
allgemeinen Formel
NcR3-cSiO(SiR₂O)n(SiRNO)mSiR3-cNc (II),sind, wobei N einen 5-Norbornen-2-ylrest,
R einen einwertigen gegebenenfalls substituierten
Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen je
Rest
c 0 oder 1, bevorzugt 0,
n 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 1000 und
m 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 50 bedeutet, mit der Maßgabe, daß durchschnittlich mindestens ein Rest N je Molekül enthalten ist.
c 0 oder 1, bevorzugt 0,
n 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 1000 und
m 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 50 bedeutet, mit der Maßgabe, daß durchschnittlich mindestens ein Rest N je Molekül enthalten ist.
3. Verfahren zur Herstellung von Norbornenylgruppen aufwei
senden Organo(poly)siloxanen, dadurch gekennzeichnet,
daß Norbornadien an Organo(poly)siloxan mit mindestens
einem Si-gebundenen Wasserstoffatom je Molekül in Gegen
wart von die Anlagerung von Si-gebundenem Wasserstoff an
aliphatische Doppelbindung förderndem Katalysator ange
lagert wird, wobei Norbornadien in solchen Mengen einge
setzt wird, daß Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung im
Norbornadien zu Si-gebundenem Wasserstoff im
Organo(poly)siloxan im Verhältnis von mindestens 2 : 1
vorliegt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
als Organo(poly)siloxan mit mindestens einem Si-gebun
denen Wasserstoffatom je Molekül solches der allgemeinen
Formel
wobei R einen einwertigen gegebenenfalls substituierten
Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen je
Rest
e 0 oder 1, durchschnittlich 0,01 bis 1,0,
f 0, 1, 2 oder 3, durchschnittlich 0,8 bis 2,5 und
die Summe von e+f3, durchschnittlich 0,9 bis 3,0, bedeutet, verwendet wird.
e 0 oder 1, durchschnittlich 0,01 bis 1,0,
f 0, 1, 2 oder 3, durchschnittlich 0,8 bis 2,5 und
die Summe von e+f3, durchschnittlich 0,9 bis 3,0, bedeutet, verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
als Organo(poly)siloxan mit mindestens einem Si-gebun
denen Wasserstoffatom je Molekül solches der allgemeinen
Formel
HgR3-gSiO(SiR₂O)o(SiRHO)pSiR3-gHg (IV),wobei R einen einwertigen gegebenenfalls substituierten
Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen je
Rest,
g 0 oder 1, bevorzugt 0,
o 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 1000 und
p 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 50 bedeutet, verwendet wird.
g 0 oder 1, bevorzugt 0,
o 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 1000 und
p 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 50 bedeutet, verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3, 4 oder 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß das so erhaltene Norbornenylgruppen auf
weisende Organo(poly)siloxan mit Organopolysiloxan,
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus linearen, end
ständige Triorganosiloxygruppen aufweisenden Organopoly
siloxanen, linearen, endständige Hydroxylgruppen
aufweisenden Organopolysiloxanen, cyclischen Organopoly
siloxanen und Mischpolymerisaten aus Diorganosiloxan-
und Monorganosiloxaneinheiten, equilibriert wird.
7. Vernetzbare Zusammensetzungen, die
- A) Norbornenylgruppen aufweisendes Organo(poly)siloxan gemäß Anspruch 1 oder 2,
- B) SiC-gebundene Alkylthiolgruppen aufweisendes Organo polysiloxan und gegebenenfalls
- C) Thiol-En-Reaktion fördernden Vernetzungskatalysator enthalten.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4128932A DE4128932A1 (de) | 1991-08-30 | 1991-08-30 | Norbornenylgruppen aufweisende organo(poly)siloxane, deren herstellung und verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4128932A DE4128932A1 (de) | 1991-08-30 | 1991-08-30 | Norbornenylgruppen aufweisende organo(poly)siloxane, deren herstellung und verwendung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE4128932A1 true DE4128932A1 (de) | 1993-03-04 |
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8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |