DE4122448A1 - Pyrophosphathaltige violett- und blaupigmente - Google Patents
Pyrophosphathaltige violett- und blaupigmenteInfo
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Description
Manganviolett der Formel NH₄Mn P₂O₇ zeichnet sich durch
einen leuchtenden violetten Farbton aus. Als Pigment ist
es vollkommen lichtecht und eignet sich für viele Zwecke
der Ölmalerei und des Tapetendrucks. Als Ammoniumverbindung
ist Manganviolett alkali-empfindlich.
Die Herstellung des Pigments erfolgt durch Zusammenschmelzen
eines Manganoxids mit Ammonphosphat und konzentrierter
Phosphorsäure (DP 344, 156 v. 1919/1921)
und ist technisch nicht einfach. Die chemische Verbindung
NH₄MnP₂O₇ ist thermisch mit einem Zersetzungsbeginn
oberhalb einer Temperatur von 340°C nicht sehr beständig.
Zur violetten Einfärbung vieler Dispersionsmedien,
insbesondere von organischen Kunststoffen und
Textilien, ist eine thermische Beständigkeit des
Pigmentes bis zu 450-600°C erwünscht. Für viele Einsatzgebiete
violetter bis blauer anorganischer Pigmente
wäre eine kontinuierliche Farbänderung, bei gleichem
Farbton eine steigende Temperaturstabilisierung, oder
beides gleichzeitig, ebenso wie eine Verbesserung der
Kalkbeständigkeit, von großem Vorteil.
Die Aufgabe der Erfindung wird durch die Bereitstellung
neuer ganz oder teilweise Mangan(III)- und ganz oder
teilweise Kalium enthaltender Pyrophosphatpigmente
gelöst. Die neuen Pigmente sind Systeme der Zusammensetzung
K(1-x)M(I)xMn(1-y)M(III)yP₂O₇, wobei M(I)=Na
und/oder Li und/oder NH₄ und/oder Rb und/oder Cs und
M(III)=Al und/oder Sc und/oder Ga und/oder Fe und/oder
Co und/oder Bi und/oder und/oder bedeuten,
wobei die weitere Bedingung erfüllt sein muß, daß
0 x 0,70 und 0 y 0,60 ist.
Die Pigmente werden so hergestellt, daß Mischungen der
nach der Formel angegebenen Mengen an Oxiden, Hydroxiden,
Phosphaten des K, Na, Li, NH₄, Rb oder Cs, des Mn,
Al, Sc, Ga, Fe, Co, Mg, Zn, Ti oder diese beim Glühen liefernden
Verbindungen (z. B. Alkali-, Ammonium-, Mangan-,
M(III)-, Mg-, Zn- und Ti-Carbonate, Nitrate, Chloride,
Sulfate, Phosphate, Acetate, Formiate, Hydroxide bzw.
weiterer Salze flüchtiger Säuren) in einem bestimmten
Temperaturbereich in O₂ enthaltender Atmosphäre, vorzugsweise
an Luft, erhitzt werden. Das Reaktionsprodukt
wird abgekühlt und auf Pigmentfeinheit zerkleinert.
Das Glühen kann mehrmals nach entsprechendem
Mahlen bei gleicher oder steigender Temperatur durchgeführt
werden.
Um den Umsetzungsgrad der Komponenten über Teilchengröße,
Farbreinheit, Farbstärke und Temperaturbeständigkeit
der Pigmente zu steuern, kann es zweckmäßig
sein, die Ausgangsstoffe in oberflächenreicher,
reaktionsaktiver Form einzusetzen. Basische Mangancarbonate
liefern nach Röntgenuntersuchungen besonders
hohe Umsetzungsgrade, farbreine, farbstarke und besonders
temperaturbeständige Violett- und Blaupigmente.
Eine wesentliche Vereinfachung und eine besonders
gute Steuerungsmöglichkeit der Pigmenteigenschaften
bietet das Fällungsverfahren, mit dem die Pigmente
selbst, oder Ausgangsverbindungen hergestellt werden
können. Durch Variation der Konzentration der kationischen
und anionischen Komponenten, der Fällungsart
und -temperatur, des pH-Wertes und der an der Fällungsreaktion
nicht beteiligten Fremdionen oder wasserlöslicher
organischer Verbindungen lassen sich z. B.
im Ausgangssystem KMnPO₄ oder K(Mn, Fe) PO₄ kristallwasserhaltige
oder wasserfreie Mischphasen variabler spezifischer
Oberfläche gewinnen, die als Ausgangsstoffe für
die mindestens Kalium und Mangan enthaltenden Pyrophosphatpigmente
dienen können.
Man kann die neuen Pigmente auch direkt in einem bisher
nicht bekannten Fällungsverfahren herstellen, indem
man die Fällung der Mangan(III)-Verbindung in Gegenwart
von Pyrophosphationen durchführt.
Die Reaktionsgleichung lautet z. B.:
4 Mn(NO₃)₂ + KMnO₄ + 5 K₄P₂O₇ + 8 HNO₃ = 5 KMnP₂O₇ + 16 KNO₃ + 4 H₂O
Je nach Gehalt an wasserlöslichen Salzen kann das Erhitzungs-
bzw. Fällungsprodukt mit Wasser gewaschen,
abfiltriert, getrocknet und gemahlen werden. Erhitzungs-
bzw. Glühtemperatur, Wärmeeinwirkungsdauer, sowie die
Anwesenheit kleinerer Mengen an die Kristallisation
fördernder Mineralisatoren oder durch thermische Zersetzung
wirkender Oxidationsmittel (z. B. NH₄NO₃),
Sauerstoffpartialdruck (Luft-reiner Sauerstoff) sind
von entscheidender Bedeutung für die optischen und
thermischen Eigenschaften der neuen Violett- und Blaupigmente.
Die Trocken-, Erhitzungs- bzw. Glühtemperatur
liegt zwischen 120 und 800°C, bevorzugt zwischen 150
und 700°C. Die Wärmeeinwirkungsdauer schwankt in der
Regel zwischen 0,1 und 10 Stunden, vorzugsweise zwischen
0,5 und 5 Stunden. Die neuen Pigmente haben spezifische
BET-Oberflächen [G. Brunauer, P.H. Emmet und
H. Teller, J. Amer. Chem. Soc. 60, 309 (1938)] zwischen
0,01 und 300, bevorzugt zwischen 0,1 und 100 m²/g.
In den Tabellen 1 und 2 sind Beispiele zur Herstellung
von 5 g Pigment der angegebenen Zusammensetzung aufgeführt.
Entsprechende Mengen an analysenreinen Ausgangsstoffen
werden in einer Achatschale unter Mahlen gemischt.
Die Mischung wird nach dem angegebenen Programm in einem
Platintiegel 1 Stunde an Luft erhitzt, nach Abkühlen
gemahlen, das Produkt dieselbe Zeit bei der gleichen
oder nächsthöheren Temperatur an Luft getempert.
Die visuell beurteilte Farbe der höchst erhitzten und
auf Pigmentfeinheit gemahlenen Probe findet sich in der
letzten Tabellenspalte.
In Tabelle 1 findet man Angaben für pyrophosphathaltige
Pigmente, die nur dreiwertiges Mangan, Alkali und
Ammonium enthalten. Neben reinen Kaliumverbindungen
findet man solche, die neben K noch bis zu 70 At% andere
Alkalimetalle und/oder Ammonium aufweisen. Nach
visueller Beurteilung treten alle Farben von leuchtend
violett, reinviolett, violettstichig, ultramarin bis
leuchtend blau auf. Am farbreinsten sind die Pigmente,
die K oder K+NH₄ enthalten.
In Tabelle 2 sieht man Beispiele für Alkali-Mangan(III)-
Pyrophosphatpigmente, die mindestens 0,30 Teile K und
mindestens mehr als 0,40 Teile Mn(III) haben. M(III)-
Elemente sind vertreten durch Al, Fe, Co, Bi, ,
. Die Farbe variiert hier stärker als in Tabelle 1
von dem bekannten leuchtenden violett, blauviolett,
violettstichig, blau, leuchtend ultramarinblau,
preußischblau, tiefblau bis taubenblau. Auch hier erkennt
man, wie schon in Tabelle 1, daß die im wesentlichen
K oder K allein enthaltenden Pigmente die
höchste Farbreinheit besitzen. Man sieht weiter, daß
bei den K allein enthaltenden Pigmenten der Übergang
des reinen leuchtenden violetten Farbtons (nur Mn(III)
nach blau beim teilweisen Ersatz des Mn(III) durch
kleine bis mittlere Mengen der Elemente Al, Fe, Co, Bi,
und erfolgt. Aus wirtschaftlichen Gründen
dürfe der Übergang von leuchtend violett nach tiefblau
vor allem durch den teilweisen Ersatz des Elementes
Mn durch Fe von Interesse sein.
Nr. 1) 2,50 g Mn(NO₃)₂ · 4 H₂O werden mit 10 g einer
85%igen H₃PO₄ versetzt und 2 h bei 250°C erhitzt. Nach
Abkühlung wird mit 50 ml H₂O verdünnt und dann 50 ml einer
konzentrierten KNO₃-Lösung zugegeben. Der Niederschlag
wird abfiltriert und getrocknet. Nach Tempern bei 300-
500°C erhält man ein tiefviolettes Pigment der Zusammensetzung
KMnP₂O₇.
Nr. 2) Eine Lösung von 0,79 g KMnO₄ in 50 ml H₂O wird
tropfenweise und unter Rühren zu einer Lösung von 5,21 g
Mn(NO₃)₂ · 4 H₂O, 10 g K₄P₂O₇ und 10 g 85%ige H₃PO₄ in
100 ml H₂O zugegeben. Der Niederschlag wird nach 30 Minuten
abfiltriert, gewaschen und getrocknet. Nach Zumischen
von 10% KNO₃ wird bei 350°C 1 Stunde getempert.
Man erhält ein tiefviolettes Pigment der Zusammensetzung
KMnP₂O₇.
Nr. 3) 6,28 g Mn(NO₃)₂ · 4 H₂O, 10,30 g K₄P₂O₇ und 2,53 g
KNO₃ werden in 50 ml H₂O gelöst und mit H₃PO₄ ein pH-
Wert von 3,0 eingestellt. Es wird langsam unter Rühren
auf 60-70°C erwärmt. Dann wird eine Lösung von 1,00 g
KMnO₄ in 50 ml H₂O zugetropft. Die pinkfarbige Fällung
wird abfiltriert und der Niederschlag bei 110°C getrocknet.
Das Trockenprodukt mischt man mit 5-10% NH₄NO₃
als Mineralisator und erhitzt langsam auf 300-400°C.
(1 h 120°C, 1/2 h 200°C, 1 h 300°C, 1 h 400°C). Das
leuchtend violette Pigment hat die Zusammensetzung
KMnP₂O₇.
Nr. 4) Herstellung von KMn0,75FE0,25P₂O₇ bzw.
KMn0,50Fe0,50P₂O₇ auf dem Fällungsweg.
0,593 g bzw. 0,395 g KMnO₄ und 2,525 g bzw. 5,050 g
Fe(NO₃)₃ · 9 H₂O werden in 50 ml H₂O gelöst (Lösung I).
8,250 g K₄P₂O₇ werden in 50 ml H₂O gelöst (Lösung II).
3,900 g bzw. 2,600 g Mn(NO₃)₂ · 4 H₂O werden in 50 ml
H₂O aufgelöst (Lösung III). Mit H₃PO₄ wird ein pH-Wert
von 3 eingestellt. Die Lösungen I und II werden tropfenweise
unter Rühren zu Lösung III zugegeben. Der pinkfarbige
bzw. hellbraune Niederschlag wird abfiltriert,
gewaschen und bei 120°C getrocknet. Nach Tempern an Luft
erhält man bei 300°C bei beiden Präparaten ein violettes,
bei 400°C ein hell- bzw. dunkel-violettes Pigment.
Nach Zumischen von 10% NH₄NO₃ zum 120°C-Trockenprodukt
ist KMn0,75Fe0,25P₂O₇ sowohl bei einer Temperatur von
300°C als auch 400°C preußischblau und KMn0,50FE0,50P₂O₇
dunkelblau.
Zur Messung der thermischen Beständigkeit der neuen
Pigmente, des Manganvioletts (NH₄MnP₂O₇) und der Reinverbindung
NaMnP₂O₇, RbMnP₂O₇ und CsMnP2O₇ werden
kleine Probemengen in einer selbstregistrierenden automatischen
Thermowaage bei konstanter Aufheizgeschwindigkeit
(16 2/3°C/Min.) von 25 bis 750°C an der Luft aufgeheizt.
In Tabelle 3 sind für die Temperaturen 400, 550 und
700°C die gemessenen prozentualen Verluste eingetragen.
Manganviolett (NH₄MnP₂O₇), ebenfalls NaMnP₂O₇ haben bei
allen Temperaturen sehr hohe prozentuale Gewichtsverluste.
RbMnP₂O₇ und csMnP₂O₇ haben im Vergleich zu den
beiden genannten Pyrophosphaten sehr niedrige Werte,
sind aber wirtschaftlich uninteressant.
KMnP₂O₇-Pigmente, auch Gegenstand des Patentes, zeigen
sehr gute Thermobeständigkeitswerte, die insbesondere
durch Verwendung reaktionsaktiver, oberflächenreicher
Ausgangsstoffe (bas. Mangankarbonat) noch erheblich
verbessert werden können. Bei gleicher Manganquelle
(MnO₂) wird mit steigendem Ersatz des dreiwertigen Mangan
durch die Elemente Fe(III), Al(III), Bi(III) bei jeder
Glühtemperatur die thermische Beständigkeit der Pigmente
erhöht. Die prozentualen Verluste fallen bei den reinen
Kaliumverbindungen mit steigendem Austausch des Mn(III)
durch die genannten dreiwertigen Elemente.
Kontinuierliche Farbänderungen von reinem leuchtend
violett über leuchtend violettstichig blau, leuchtend
ultramarin, preußischblau, tiefblau nach taubenblau
sind sowohl durch Ersatz des K durch Na, Li, NH₄ und/
oder durch Ersatz von Mn(III) durch die dreiwertigen
Elemente, Fe, Al, Co, Bi oder oder möglich.
Die erfindungsgemäß hergestellten Systeme sind neue anorganische
Violett- bis Blaupigmente mit toxikologisch
unbedenklichen Elementen und können deshalb zur Färbung
von anorganischen und/oder organischen Dispersionsmedien
verwendet werden, die hohen bis höchsten gesundheitlichen
Anforderungen gerecht werden sollen. Insbesondere eignen
sich die neuen Violett- bis Blaupigmente zur Einfärbung
von Kunststoffen, die zur Aufbewahrung oder Verpackung
von Lebens-, Genuß- und Futtermmitteln, pharmazeutischen
und kosmetischen Produkten oder zur Herstellung von
Kleiderstoffen oder Spielzeug dienen.
Claims (3)
1. K(1-x)M(I)xMn(1-y)M(III)yP₂O₇ - Violett- und Blaupigmente
mit M(I)=Na, Li, NH₄, Rb, Cs und M(III)=Al, Sc,
Ga, Fe, Co, Bi, , , wobei
0 x 0,70 und 0 y 0,60 bedeuten.
2. Verfahren zur Herstellung der in Anspruch 1 genannten
Pigmente dadurch gekennzeichnet, daß Mischungen der
nach der Formel erforderlichen Mengen an Alkali- und
Ammonium-Oxiden, Hydroxiden, Alkali-, Ammonium-
Phosphaten oder diese beim Erhitzen liefernden Verbindungen,
oder die auf dem Fällungsweg entstandenen
kristallwasserhaltigen oder wasserfreien Einzel-
oder gemischten Alkali-, Ammonium-, Mangan(II)-,
Mangan(III)-, M(III)-normalen und/oder sauren Meta-,
Pyro- oder Orthophosphate in O₂ enthaltenden Gasen,
bevorzugt an Luft, auf Temperaturen von 120-800°C,
bevorzugt auf 150-700°C, ggf. unter Zusatz kleiner
Mengen von die Oxidation und/oder die Kristallisation
befördernder leicht zersetzlicher Nitrate, Nitrite
oder Mineralisatoren erhitzt werden, wobei das Tempern
bzw. Glühen auch mehrmals und nach Mahlen der
Zwischenprodukte bei gleicher oder steigender Temperatur
durchgeführt werden kann.
3. Verwendung der nach Anspruch 2 hergestellten pyrophosphathaltigen
Violett- und Blaupigmente zur Einfärbung
anorganischer und/oder organischer Dispersionsmedien.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914122448 DE4122448A1 (de) | 1991-07-06 | 1991-07-06 | Pyrophosphathaltige violett- und blaupigmente |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914122448 DE4122448A1 (de) | 1991-07-06 | 1991-07-06 | Pyrophosphathaltige violett- und blaupigmente |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4122448A1 true DE4122448A1 (de) | 1993-01-07 |
Family
ID=6435609
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19914122448 Withdrawn DE4122448A1 (de) | 1991-07-06 | 1991-07-06 | Pyrophosphathaltige violett- und blaupigmente |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4122448A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2000002636A1 (en) * | 1998-07-11 | 2000-01-20 | Soung Moo Lee | Sanitary finished stuffed/plush toy and its manufacturing method |
-
1991
- 1991-07-06 DE DE19914122448 patent/DE4122448A1/de not_active Withdrawn
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2000002636A1 (en) * | 1998-07-11 | 2000-01-20 | Soung Moo Lee | Sanitary finished stuffed/plush toy and its manufacturing method |
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