DE3706847A1 - Verfahren und vorrichtung zur induktiven verschleiss- und bruchueberwachung von bewegten maschinenelementen - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur induktiven verschleiss- und bruchueberwachung von bewegten maschinenelementenInfo
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Description
Die Erfindung geht von einem Verfahren der Ansprüche 1, 8, 9
und 10 und einer Vorrichtung der Ansprüche 11 und 12 aus.
Es ist bekannt, daß der Zustand von Spiralbohrern oder
Fräsern z. B. durch mechanische Taster im Anschluß an einen
Bohr-, oder Fräsvorgang überwacht wird. Hierdurch wird ein
Werkzeugbruch erkannt, so daß das Werkzeug vor Beginn des
nächsten Bearbeitungvorgangs ausgewechselt werden kann.
Hierbei ist jedoch von Nachteil, daß die Überprüfung des
Werkzeugzustandes erst nach Abschluß der Werkstückbearbeitung
erfolgt. Wenn ein Werkzeug bricht, dann geschieht dies aber
in der Regel noch während der Arbeitsvorschub eingeschaltet
ist. Unmittelbar nach einem Bruch können hohe Kräfte zwischen
dem Werkzeug und dem Werkstück auftreten, da die Schneid
fähigkeit des Werkzeuges nicht mehr gegeben ist. Im Fall
eines Bohrerbruchs entstehen zwischen den Bruchflächen des
Bohrers besonders hohe Kräfte, was zu folgenden Schäden
und Kostenursachen führen kann:
- - Verschweißen des Bohrerstumpfes im Werkstück und zusätz liche Mehrarbeit zu dessen Entfernung
- - Ausschußproduktion, wenn eine Behebung des Schadens nicht lohnenswert ist
- - Beschädigung der Maschine oder Dejustierung des Werkzeugs oder Werkstücks durch die auftretenden Kräfte
- - Unvorhergesehener Maschinenausfall zwecks Schadensbehebung, was zum Stillstand einer ganzen Transferstraße bzw. des Produktionsflusses führen kann.
Die bisherigen Prüfeinrichtungen auf der Basis von mechani
schen Tastern, induktiven Näherungsgebern oder optischen
Systemen, die das Werkzeug oder das bearbeitete Werkstück
nach einer Bohr- oder Fräsoperation auf ihre Geometrie über
prüfen, erfordern bekanntlich einen relativ hohen Vorrich
tungsaufwand zur Aufnahme der Fühler. Nach der Werkstückbear
beitung sind zudem für solche Prüfungen Nebenzeiten erforder
lich, um die sich die Weiterbearbeitung durch nachfolgende
Stationen verzögert.
Wenn der Werkzeugzustand während der Bearbeitung überwacht
würde, wären die beschriebenen zusätzlichen Prüfungen in
vielen Fällen nicht mehr erforderlich.
Der Erfindung liegt also die Aufgabe zugrunde ein Verfahren zu
finden, das
- a) einen drohenden Werkzeugbruch infolge Verschleißfort
schritt oder anderer Prozeßstörungen wie schlechtem
Spänefluß noch während der Bearbeitung erkennt
oder/und - b) im Fall eines unvorhersehbaren Bruches diesen mit einer Verzögerung von nur wenigen Millisekunden detektiert.
Bei Spiralbohrern kann sich ein drohender Werkzeugbruch (a)
dadurch ankündigen, daß das Werkzeug beginnt zu rattern. Die
Ursache für dieses Rattern liegt in Torsionsschwingungen des
Bohrers, die sich infolge der Wendelform des "Spiral"-Bohrers
als periodische Längenänderungen auswirken. Hierbei schlägt
der Bohrer mit der Torsionsschwingfrequenz hart auf dem
Bohrlochgrund auf, wobei der Bohrer wiederum zusätzlich zu
Längschwingungen angeregt wird. Diese Längsschwingungen
(Grundschwingung und Höherharmonische) liegen bei Spiral
bohrern mit normalen Längen über ca. 5 kHz bis weit in
den Ultraschallbereich hinein.
Die Überlagerung der verschiedenen Schwingungsformen führt
beim Bohrer schon nach kurzer Zeit - ggfs. schon nach
Sekunden - zu einem Ermüdungsbruch.
Der Bruch selbst ist im allgemeinen ein Sprödbruch, der von
einer hochfrequenten Schallemission begleitet ist. Er tritt
aber nicht nur als Folge übermäßigen Verschleißes auf,
sondern kann sich sehr plötzlich durch einen Spanklemmer,
beim Auflaufen auf Hartstellen, Lunker oder beim schrägen
Anbohren ereignen (b).
Erfindungsgemäß werden diese Zusammenhänge berücksichtigt, um
die unter a) und b) genannte Aufgabe zu erfüllen.
Hierzu werden bei der Bohrerüberwachung die ferromagnetischen
Eigenschaften des Bohrers unter mechanischen Belastungen
genutzt. Im besonderen ist hiermit die Abhängigkeit der
Permeabilität des ferromagnetischen Werkstoffes von Zug- und
Druckspannungen gemeint, was als magnetoelastischer Effekt
bezeichnet wird.
Da der Bohrerwerkstoff magnetisch sehr hart ist, befindet er
sich immer - auch schon im Neuzustand - in einem gering
magnetisierten Zustand. Die Permeabilitätsänderungen des
Bohrerwerkstoffes gehen somit mit Änderungen der Magneti
sierung einher.
Wenn der Spiralbohrer wie oben erläutert durch Verschleiß
oder Prozeßstörungen beginnt in Längsrichtung zu schwingen,
wandern durch den Bohrer mit der Schallgeschwindigkeit dieser
Longitudinalwelle Zug- und Druckspannungen. Das Abwechseln von
Zug- und Druckspannungen mit der Frequenz der Longitudinal
welle führt zu dynamischen Änderungen der Magnetisierung
des Bohrers. Diese Magnetisierungsänderungen induzieren in
eine benachbart angeordnete Spule eine der Amplitude der
Magnetisierungsänderung und ihrer Frequenz proportionale
Wechselspannung. Der zu überwachende Bohrer selbst übernimmt
hierbei sozusagen die Funktion des Sensorelements.
In einer auch in anderer Hinsicht - wie weiter unten erläu
tert wird - vorteilhaften Spulenanordnung umgibt eine etwa
1 mm kurze bzw. flache Spule den Bohrer konzentrisch. Sie
kann entweder mit dem Bohrervorschub verfahren, so daß sie
gegenüber dem Bohrer immer die gleiche Lage hat, oder direkt
vor der Bohrbuchse, durch die der Bohrer oft zur Verhinderung
des "Verlaufens" beim Anbohren geführt wird, befestigt
werden.
Fig. 1 zeigt einen Spulensensor, der im wesentlichen nur aus
der Spulenwicklung (1), dem Spulenkörper (2) aus Keramik und
dem Spulengehäuse (3) aus Metall besteht.
Eine als Hohlkörper ausgebildete Halterung (4) sorgt auch
beim Auftreten von Wirrspänen für eine sichere Fixierung des
Spulengehäuses (3) und schützt gleichzeitig das Meßkabel (5),
das im Inneren der Halterung (4) verlegt wird.
Der Spulenkörper (2) ist aus verschleißfester Keramik, so daß
er auf dem Bohrer ggfs. schleifen kann. Für die Qualität der
Meßsignale ist die genau konzentrische Ausrichtung der Spule
mit der Bohrerachse nicht von Bedeutung.
Das metallische Spulengehäuse (3) übernimmt neben dem Schutz
der Spule vor Spänen und ggfs. Kühlschmierstoff auch eine
abschirmende Funktion gegenüber magnetischen Störfeldern.
Von den gemessenen hochfrequenten Magnetisierungsänderungen
wird mit einer elektronischen Auswerteeinheit ohne Zeitverzug
die Hüllkurve gebildet. Diese Hüllkurve verläuft bei einem
störungsfreien Bohrvorgang auf einem relativ niedrigen und
gleichmäßigen Niveau, während beim Rattern des Bohrers in
sehr hohe und zeitlich sehr kurze (Mikrosekundenbereich)
liegende Magnetisierungsänderungen gemessen werden, zwischen
denen in Relation zu ihrer Höhe relativ lange Pausen liegen.
Die Spitzenwerte der Hüllkurve liegen beim Rattern um ein
Vielfaches über dem zeitlich gemittelten Effektivwert der
Hüllkurve. Der Faktor, um den die Hüllkurvenspitzen ihren
eigenen Effektivwert überschreiten, wird auch in anderen
Zusammenhängen als Crestfaktor bezeichnet.
Eine Unterscheidung zwischen den Magnetisierungsänderungen
beim normalen und gestörten Bohrvorgang erfolgt durch eine
ständig veränderliche Schwelle, deren Niveau durch ein
Vielfaches des zeitlich gemittelten Effektivwertes der
Hüllkurve gebildet wird. Das Niveau dieser Schwelle wird so
hoch gelegt, daß sie nur von den Meßsignalen mit hohem Crest
faktor wie z. B. beim Bohrerrattern überschritten wird.
Um eine Unterscheidung gegenüber zufälligen Überschreitungen
dieser Schwelle z. B. beim Auflaufen auf eine Hartstelle zu
ermöglichen, wird die Anzahl der pro Zeit auftretenden Schwel
lenüberschreitungen ständig erfaßt. Erst bei einer Mindest
häufigkeit von pro Zeiteinheit sich ereignenden Schwellen
überschreitungen ist das Kriterium für eine deutliche
Prozeßstörung oder übermäßigen Bohrerverschleiß erfüllt. Die
Grenzwerte hierfür werden empirisch bzw. selbstlernend von
dem Überwachungsgerät in einer Einrichtphase ermittelt,
solange noch nicht genügend Erfahrungswerte vorliegen.
Änderungen der Magnetisierung des Bohrers über seiner Länge
oder mit der Zeit durch Temperatur und Erschütterungen sind
durch diese Überwachungsmethode ohne Bedeutung, denn die
Grenzwerte werden ständig durch die Signale selbst gebildet.
Der Crestfaktor beim Rattern des Bohrers ist nicht von der
absoluten Höhe der Signale, sondern nur von der Form der
Singale abhängig. Eine automatische Verstärkungsregelung
sorgt dafür, daß im Fall plötzlich ansteigender
Signale der Verstärker nicht übersteuert wird. Wenn der
Regelbereich der automatischen Verstärkungsregelung droht
überschritten zu werden, wird sofort oder beim Bohrerrückzug
mit der Sensorspule entweder eine Entmagnetisierung mit
einem niedrigfrequenten starken Wechselfeld, dessen Amplitude
langsam verringert wird, oder aber ein dosierter Gleichfeld
impuls zur Aufmagnetisierung des Bohrers erzeugt. Die
Magnetisierung braucht hierbei niemals so hoch zu sein, daß
Stahlspäne am Bohrer haften bleiben. In der Regel ist der
Magnetisierungszustand des neuen Bohrers gerade richtig bzw.
er liegt im Regelbereich.
Zur Bohrerbrucherkennung wird das gemessene Körperschall
signal auf seinen Frequenzinhalt untersucht. Denn im Moment
des Bohrerbruchs treten wesentlich höherfrequente Signalan
teile auf, wie auch schon in der EP-OS 01 65 482 beschrieben
wurde. Gegenüber der EP-OS 01 65 482 hat sich in umfangreichen
Messungen aber herausgestellt, daß sich nicht nur der Pegel
eines hochliegenden Frequenzbereiches, sondern das Verhältnis
der Pegel von mindestens zwei Frequenzbereichen ein
sichereres Merkmal für einen Bohrerbruch darstellt. Ein
Verhältnis der Amplituden der Signale oberhalb von 300 kHz zu
den Amplituden der Signale zwischen 10 kHz und 100 kHz mit
einem Wert größer als 0,2 hat sich unabhängig vom Bohrer
durchmesser als geeignetes Bruchkriterium herausgestellt.
Durch diese Verhältnisbildung wird zudem wie schon bei der
Verschleißüberwachung eine weitgehende Unabhängigkeit von der
absoluten Höhe der Signale erreicht.
Als weitere Methode läßt sich die Werkzeuglänge mit dem
Impuls-Echo-Verfahren messen, wobei der Ultraschallimpuls
nicht mit einem mechanisch schwingenden Prüfkopf, sondern
über ein hochfrequentes Magnetfeld mit der gleichen,
konzentrisch um das Werkzeug angeordneten Spule aufgrund der
Magnetostriktion des Werkzeugwerkstoffes erzeugt wird. Die in
ihrer Entstehung noch ringförmige Ultraschallwelle breitet
sich u. a. in axialer Richtung des Werkzeuges aus und wird an
den Enden des Werkzeuges reflektiert. Bei Kenntnis des
Abstandes des bruchgefährdeten Endes des Werkzeuges von der
Spule kann die Zeit bis zur theoretischen Rückkehr des Echos
berechnet werden. Unmittelbar nach Aussenden des Ultraschall
impulses wird die Spule auf Empfangen umgeschaltet, so daß
das Echo in Wechselwirkung mit der Magnetoelastizität in die
Spule eine elektrische Spannung mit Ultraschallfrequenz
induzieren kann. Das stark geschwächte Echo wird gegenüber
den Störsignalen der übrigen Echos, die z. B. vom rückwär
tigen Ende des Werkzeuges kommen, durch ein zeitliches
Erwartungsfenster abgegrenzt. Tritt das Echo nicht oder
gegenüber vorherigen Messungen zeitlich früher auf, so muß
das Werkzeug durch Bruch verkürzt worden sein.
In Abhängigkeit von der Werkzeuggeometrie, insbesonders des
Freiwinkels beim Bohrer, und von der gewählten Ultraschall
frequenz, die ihrerseits von der Ultraschallabsorption des
Werzeugwerkstoffes abhängt, kann die Längenmessung auch
während der Werkstückbearbeitung erfolgen. Als störend
erweist sich gelegentlich der Umstand, daß durch den nur
geringen Spalt zwischen der Freifläche der Werkzeugschneide
und dem Werkstückwerkstoff das Ultraschallsignal nicht
ausreichend reflektiert wird, sondern im Werkstück
weiterläuft.
Neben der reinen Längenmessung kann aber auch das gesamte
Spektrum der empfangenen Echos zur Überwachung komplizier
terer Werkzeuggeometrien herangezogen werden. Hierzu wird das
gesamte Echogramm des intakten Werkzeuges als Muster
abgespeichert und mit den folgenden Echogrammen verglichen.
Mit dieser Methode lassen sich z. B. einzelne Schneiden
ausbrüche oder sich bildende Risse an HSS- oder Vollhartme
tallfräswerkzeugen erkennen.
Neben dieser recht aufwendigen Methode reicht es bei
Werkzeugen wie Spiralbohrern oder Gewindeschneidern, die beim
Bruch i. a. eine deutliche Längenänderung erfahren, die
Eigenfrequenz des Werkzeuges oder der sich im Werkzeug
ausbreitenden (Ultraschall-)Schwingung zu messen.
Hierzu werden mit der Spule und schmalbandigen Bandpaßfiltern
selektiv die durch das Schnittkraftrauschen angeregten
Eigenschwingungen gemessen, die sich im Bruchmoment zu
deutlich höheren Frequenzen verlagern. Die Bandpaßfilter sind
auf die Grundschwingung und deren Oberwellen bei intaktem
Werkzeug eingestellt. Im Moment des Werkzeugbruches schwingt
das Werkzeug für einen Sekundenbruchteil in allen seinen
Eigenschwingungsformen, die sich infolge der plötzlichen
Werkzeugverkürzung in Richtung höherer Frequenzen verschieben.
Besonders bei der Grundschwingung und deren ersten Oberwellen
tritt eine deutliche Verschiebung aus dem Bereich der
Bandpaßfrequenzen auf. Zusätzlich zur höheren Anregungs
frequenz beim Werkzeugbruch, die die höheren Oberwellen
begünstigen, treten durch diese Freqenzverschiebung die mit
den höheren Bandpässen gemessenen Amplituden hervor. Ein
deutlicher Anstieg der hochfrequenten Amplituden gegenüber
der selektiv gemessenen Grundschwingung oder deren ersten
Oberwellen kann ein noch deutlicheres Indiz für einen
Werkzeugbruch als der oben beschriebene pauschale Vergleich
zweier Frequenzbereiche sein. Allerding sind bei dieser
Methode die Bandpaßfrequenzen werkzeugabhängig einzustellen,
was bei einer selbsttätigen Einstellung einen gewissen elek
tronischen Zusatzaufwand erfordert.
Neben der prozeßbegeleitenden Messung ist mit Hilfe der
Eigenfrequenzmessung auch nach der Werkstückbearbeitung eine
Bruchüberwachung des Werkzeuges möglich, indem es über die
Spule künstlich in seiner Grundschwingung angeregt wird. Die
anregende Frequenz ist hierbei entweder stochastischer Natur,
d. h. sie überdeckt einen frequenzmäßig breiten Anregungsbe
reich, oder sie wird nacheinander mit verschiedenen Frequen
zen im Bereich der möglichen Grundschwingungsfrequenzen (im
allgemeinen 5-20 kHz bei einer Bohrer-Longitudinalschwin
gung) angeregt. Unmittelbar nach einer kurzzeitigen Anregung
mit hoher elektrischer Wechselspannung wird die Spule auf
Empfangen umgeschaltet, um die Frequenz des Ausschwingvor
gangs des Werkzeuges zu messen.
Der Verschleiß eines Werkzeuges wie des Bohrers im beschrie
benen Anwendungsfall geht beim Verschleißfortschritt auch mit
einer Temperaturerhöhung einher. Die Permeabilität ferromag
netischer Werkstoffe erhöht sich im allgemeinen mit der
Temperatur. Dieser Effekt läßt sich in Verbindung mit der
beschriebenen Spule dazu ausnutzen, eine verschleißbedingte
Temperaturerhöhung des Bohrers zu erfassen. Die Permeabili
tätsänderung kann über eine Messung der Spuleninduktivität, die
direkt von der Permeabilität des "Spulenkern"-Werkstoffes
abhängt, erfaßt werden.
Beim Bohren mit HSS-Bohrern wurden mit zunehmendem Verschleiß
temperaturbedingte Erhöhungen der Induktivität um etwa 10%
gemessen. Die Induktivitätsmessung efolgt indirekt über eine
Messung des Wechselstromwiderstandes bzw. der Impedanz der
Spule. Das Wechselspannungssignal wird hierbei so schwach
gewählt, daß im Fall einer Kombination mit der obigen
Körperschallmessung der Bohrer nicht entmagnetisiert wird.
Außerdem zeigt die Permeabilität bei kleinen magnetischen
Flußdichten die größte Temperaturabhängigkeit.
Ein Vorteil dieser Temperaturmessung liegt in der Möglich
keit nicht nur die Oberflächentemperatur, sondern auch die
Temperatur im Innern des Maschinenelements zu messen. Mit der
Frequenz der angelegten elektrischen Wechselspannung kann die
Eindringtiefe des Magnetfeldes eingestellt werden. Bei
abnehmender Frequenz nimmt die Eindringtiefe aufgrund des
schwächer werdenden Einflusses des Skineffektes zu.
Diese berührungslose Temperaturmeßmethode ist sowohl relativ
unabhängig von der Luftzirkulation im Bereich der Oberfläche
als auch vom Wärmestrahlungsvermögen der Oberfläche, die sich
durch Verschmutzung ändern kann. Außerdem wird eine plötzliche
Temperaturänderung im Maschinenelement schneller erkannt, da
die Spule gegenüber Thermoelementen nicht selbst erwärmt wer
den braucht.
Mit der selben Spule kann auch eine werkzeugverschleiß- oder
werkzeugbruchbedingte Änderung der mechanischen Zug- und
Druckspannungen im bewegten Werkzeug, seiner Halterung oder
Antriebsspindel gemessen werden. Hierzu wird wie auch bei
der Temperaturmessung während der Werkstückbearbeitung die
Permeabilität des belasteten ferromagnetischen Werkstoffes,
z. B. des Bohrer- oder Fräserschaftes, gemessen.
Wegen des relativ großen Temperatureinflusses wurde in
Versuchen nur der dynamische Anteil der Induktivitätsän
derungen betrachtet. Es stellte sich heraus, das insbesondere
Instabilitäten des Bearbeitungsvorgangs wie z. B. Rattern
beim Bohren und Fräsen durch zunehmenden Werkzeugverschleiß
gut überwacht werden kann. Aber auch plötzliche Belastungs
änderungen beim Werkzeugbruch lassen sich hierdurch erkennen.
Bei der Induktivitätsmessung wurde ein 10 kHz-Wechselspan
nungssignal als Trägerfrequenz gewählt.
Als weitere Störgröße bei der Messung von mechanischen
Spannungen sind die Inhomogenitäten der Permeabilität des
Maschinenelementwerkstoffes und Abstandsänderungen der Spule
durch z. B. Schwingungen der Halterung zu berücksichtigen.
Wird die Spule aber konzentrisch um ein rotierendes Maschi
nenelement angeordnet, treten diese Einflüsse lediglich bei
axialen Verlagerungen der Spule störend auf, wobei Verla
gerungen in radialer Richtung nur geringe Induktivitäts
änderungen erzeugen.
Bei gut gekühlten Bearbeitungsprozessen mit konstanten
Temperaturverhältnissen und geringen Verlagerungen der Spule
gegenüber dem rotierenden Maschinenelement ist es auch
möglich, statische Kräfte zu messen. Der Störabstand gegen
über dem Temperatureinfluß und den Verlagerungen vergrößert
sich außerdem, wenn die Induktivitätsmessung mit höheren
Feldstärken im Bereich des Permeabilitätsmaximums (steilster
Bereich der Magnetisierungskurve) durchgeführt wird. Dort
ist die relative Änderung der Induktivität durch mechanische
Spannungen am größten, während die relative Induktivitäts
änderung durch Temperatureinfluß mit höheren Feldstärken
abnimmt und für Verlagerungen etwa konstant bleibt.
Als zusätzliche Sicherheit bei der Überwachung von länglichen
Maschinenelementen wie Werkzeugen auf Bruch ist es möglich,
über eine Messung des induktiven Widerstandes der Spule eine
Aussage über die Länge des Maschinenelements zu machen.
Hierbei sind am Beispiel der Bohrerüberwachung 2 Verfahren zu
unterscheiden:
1. Eine den Bohrvorgang begleitende Induktivitätsmessung der
Spule: Hierbei wird die sogenannte Formpermeabilität des
Bohrers gemessen, die vom Verhältnis der Länge eines Bohrers
zu seinem Durchmesser abhängt. Die Formpermeabilität läßt
sich ebenfalls über eine Induktivitätsmessung bei geringer
Wechselfrequenz des Magnetfeldes, das den Bohrer in seiner
ganzen Länge oder zumindest bis zur wahrscheinlichen Bruch
stelle durchdringen muß, erfassen. Ein durch Abbrechen
plötzlich kürzerer Bohrer führt zu einer Induktivitätsver
ringerung der Spule, solange die Bruchstelle außerhalb der
Bohrung liegt und sich zwischen Spule und Bruchstelle keine
Bohrbuchse befindet. Die Induktivitätsmessung beeinträchtigt
nicht die oben beschriebene rein passive Messung, da das zur
Induktivitätsmessung erforderliche niedrigfrequente Wechsel
spannungssignal durch einen Hochpaßfilter von den Ultra
schallsignalen getrennt wird. Die Feldstärke zur Induktivi
tätsmessung wird zudem so niedrig gehalten, daß der Magneti
sierungszustand des Bohrers nicht beeinträchtigt wird.
Der Einfluß der Bohrertemperatur auf die gemessene
Induktivität wird durch eine parallele Induktivitätsmessung
bei hoher Trägerfrequenz, die nur eine örtliche Durchdringung
des Werkzeuges durch das Magnetfeld ergibt und damit unab
hängig von der Formpermeabilität ist, in der elektronischen
Auswerteeinheit mathematisch weitgehend kompensiert.
2. Eine im Anschluß an den Bohrvorgang durchgeführte
Induktivitätsmessung bei einer Befestigung der Spule z. B.
vor der Bohrbuchse: Hierzu wird der steile Induktivitätsabfall
der Spule beim Austritt der Bohrerspitze aus dem Spulenquer
schnitt ausgenutzt. In Verbindung mit einer Vorschubwegin
formation oder einer einfachen Zeitmessung während des
Bohrerrückzugs kann so sehr exakt festgestellt werden, ob der
Bohrer gebrochen ist.
Generell lassen sich die beschriebenen Verfahren auch an
Maschinenelementen aus nicht ferromagnetischen bzw. paramag
netischen Werkstoffen einsetzen. Durch Beschichten der
Maschinenelemente mit einer geeigneten ferromagnetischen
Folie oder einem galvanischen Nickel- oder Nickel/Eisen-
Überzug können die Meßeffekte an beliebigen Werkstoffen
genutzt werden, oder zu einer Verbesserung der Meßsignalqua
lität bezüglich Empfindlichkeit und Reproduzierbarkeit
beitragen.
Die beschriebenen Verfahren werden durch Öl oder Kühlschmier
stoff im Spulenquerschnitt nicht beeinflußt, da die relative
Permeabilität beider Medien wie die von Luft annähernd gleich
1 ist. Bei der Temperaturmessung ist allerdings damit zu rech
nen, daß die die kühlende Wirkung der Kühlschmierung durch
schwankenden Strahldruck oder die Kühlung behindernde Späne
im Arbeitsraum wenig reproduzierbare Verhältnisse schaffen
kann. Insofern bleibt die Temperaturmessung hauptsächlich auf
die Graugußbearbeitung beschränkt, da dort oft ohne Kühl
schmierstoff zerspant wird.
Durch eine Kombination der beschriebenen Verfahren läßt sich
die Überwachungssicherheit bei der Überwachung von bewegten
Maschinenelementen, insbesondere von rotierenden Werkzeugen
wie Bohrern und Fräsern, erhöhen. Die Kombination prozeßbe
gleitender und postprozeß aktiver Überwachungsfunktionen
ermöglicht die gegenseitige Überprüfung von Störungsmel
dungen. So kann z. B. ein während der Werkstückbearbeitung
ausgelöster Bruchalarm sofort durch einen Rückzug des
Werkzeuges im Eilgang überprüft werden, währenddessen die
Werkzeuglänge mit einem der beschriebenen Verfahren gemessen
wird.
Der Aufwand an Sensorik beschränkt sich auf nur eine flache
Spule, da diese die Durchführung aller beschriebenen
Überwachungsfunktionen erfüllt. Spulen lassen sich bei einer
entsprechenden Kapselung robust aufbauen, so daß sie den
mechanischen und thermischen Belastungen standhalten können.
Claims (13)
1. Verfahren zur Verschleiß- und Bruchüberwachung von
bewegten Maschinenelementen, insbesondere von Werkzeugen aus
ferromagnetischem Werkstoff oder zumindest ferromagnetischer
Oberfläche, bei welchem das Körperschallsignal insbesondere
des Bearbeitungsprozesses bzw. des Werkzeugbruches empfangen
und ausgewertet wird, dadurch gekennzeichnet, daß die sich im
Maschinenelement ausbreitenden Körperschallsignale, die
infolge des magnetoelastischen Effektes dynamische Magneti
sierungsänderungen des Maschinenelements bewirken, durch eine
gegenüber dem bewegten Maschinenelement benachbart angeord
nete Spule induktiv aufgenommen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Körperschallsignal insbesondere des Bearbeitungsprozesses
oder Bruches des Maschinenelements von der Spule rein passiv
empfangen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die seitliche Abfolge und der Crestfaktor der Einhüllenden
der mit der Spule gemessenen Körperschallereignisse derart
zur Erkennung von Verschleiß an Maschinenelementen und von
Störungen eines Bearbeitungsprozesses herangezogen wird, daß
pro Zeiteinheit eine Mindestanzahl von solchen Körperschall
ereignissen auftreten muß, die über einem zuvor bestimmten
Vielfachen ihres zeitlich gemittelten Effektivwertes liegen.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
ein von der Spule gemessenes Körperschallereignis, dessen
Körperschallamplituden mindestens zweier Frequenzbereiche ein
bestimmtes Amplitudenverhältnis aufweisen, das innerhalb
eines empirisch ermittelten Toleranzbereiches liegt, ein
Indiz für einen Bohrerbruch ist und eine Auswerteeinheit zum
sofortigen Abschalten des Arbeitsvorschubes veranlaßt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
über die Spule in Wechselwirkung mit dem magnetoelastischen
Effekt Ultraschallsignale in das rotierende Maschinenelement
mit ferromagnetischer Oberfläche eingeleitet werden, die sich
in axialer Richtung des Maschinenelements ausbreiten, und das
Muster der zeitlichen Abfolge und der Amplituden der von der
selben Spule empfangenen Ultraschallechos zur Überwachung des
rotierenden Maschinenelements auf Bruch bzw. seine Länge
ausgewertet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens die Eigenschwingungsfrequenzen des Maschinenele
ments durch eine gegenüber dem bewegten Maschinenelement
benachbart angeordnete Spule gemessen und eine Erhöhung der
Eigenschwingungsfrequenzen über einen in Abhängigkeit von
der Massenverteilung des Maschinenelements berechneten oder
in einem Lernvorgang ermittelten Grenzwert als Indiz für
eine bruchbedingte Massenverringerung und Geometrieverän
derung des Maschinenelements bewertet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
eine dem Maschinenelement benachbarte Spule mit einem
Wechselstrom mit veränderbarem Frequenzinhalt versorgt wird,
so daß ein magnetisches Wechselfeld das Maschinenelement
teilweise durchdringt und in Wechselwirkung mit dem magneto
striktiven Effekt Eigenschwingungen des Maschinenelements
anregt.
8. Verfahren zur Überwachung des Verschleißes eines
bewegten Maschinenelements mit Temperaturmessungen, dadurch
gekennzeichnet, daß die temperaturbedingte Permeabilitäts
änderung des ferromagnetischen Maschinenelementwerkstoffes
bzw. seiner ferromagnetischen Oberfläche oder eines wärme
leitend mit ihm verbundenen unmittelbar benachbarten
Maschinenelements, als Indiz für einen verschleißbedingten
Temperaturanstieg mit einer Spule gemessen wird und hinsicht
lich eines empirisch ermittelten festen Grenzwertes überwacht
wird.
9. Verfahren zur Verschleiß- und Bruchüberwachung von
rotierenden Werkzeugen mit Kraftmessungen, dadurch gekenn
zeichnet, daß die belastungsbedingte Permeabilitätsänderung
des durch Verschleiß oder Bruch einer erhöhten mechanischen
Spannung oder plötzlichen Spannungsänderungen ausgesetzten
ferromagnetischen Werkzeuges oder dessen Halterung oder
Antriebsspindel über mindestens eine benachbart angeordnete
Spule mit einer Induktivitätsmessung erfaßt wird.
10. Verfahren zur Bruchüberwachung eines bewegten Maschinen
elementes mit ferromagnetischer Oberfläche über eine Längen
messung, dadurch gekennzeichnet, daß die Induktivität der
Spule mit dem Maschinenelement als Kern, den sie berührungs
los umgibt, gemessen wird und hinsichtlich eines plötzlichen
Induktivitätsabfalls unter einen ständig in Abhängigkeit von
der Temperatur des Maschinenlements korrigierten Wert als
Kriterium für einen Bruch überprüft wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
ein längliches Werkzeug im Anschluß an den Bearbeitungsvor
gang dadurch auf seine Länge überprüft wird, daß beim
Herausziehen des Werkzeuges aus dem Spulenquerschnitt der
Induktivitätsabfall der Spule zur Überwachung einer bruch
bedingten Verkürzung des Werkzeuges genutzt wird.
12. Vorrichtung zur Ausführung der Verfahren nach Anspruch 1
bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß eine kurze zylindrische
Spule mit einem magnetisch neutralen Spulenkörper in unmit
telbarer Nähe des Maschinenelements angeordnet ist, das auf
Verschleiß und Bruch überwacht werden soll, oder dieses bzw.
ein unmittelbar benachbartes mitrotierendes Maschinenelement
konzentrisch umgibt.
13. Vorrichtung zur Ermöglichung der Verfahren nach Anspruch
1 bis 11 an paramagnetischen Maschinenelementen oder solchen
mit zu geringer Meßempfindlichkeit oder schlechter Reprodu
zierbarkeit, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche
des Maschinenelements mit einer galvanischen Beschichtung
oder einer Folie aus einem ferromagnetischen Material mit
ausreichender Magnetostriktion bzw.Temperaturempfindlichkeit
der Permeabilität versehen ist.
Priority Applications (1)
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Applications Claiming Priority (1)
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Family
ID=6322200
Family Applications (1)
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Country Status (1)
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4222085A1 (de) * | 1992-07-04 | 1994-01-05 | Kloeckner Humboldt Deutz Ag | Verschleißmeßverfahren für Mahlwalzen von Walzenmaschinen |
Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10034524B4 (de) * | 2000-07-15 | 2017-08-10 | Volkswagen Ag | Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung einer unfallbedingten Verformung mindestens eines Bauteils eines Kraftfahrzeugs |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3404232A1 (de) * | 1984-02-07 | 1985-08-08 | Wolfgang Dipl.-Phys. Dr.-Ing. 8000 München Stengel | Zerstoerungsfreie werkstoffpruefung von ferromagnetika |
EP0165482A2 (de) * | 1984-05-18 | 1985-12-27 | Omron Tateisi Electronics Co. | Werkzeugüberwachungssystem |
-
1987
- 1987-03-03 DE DE19873706847 patent/DE3706847A1/de active Granted
Patent Citations (2)
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Title |
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Materialprüf. 20, Nr. 12, Dezember 1978, S. 446-449 * |
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DE4222085A1 (de) * | 1992-07-04 | 1994-01-05 | Kloeckner Humboldt Deutz Ag | Verschleißmeßverfahren für Mahlwalzen von Walzenmaschinen |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE3706847C2 (de) | 1989-02-16 |
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