DE19905793A1 - Verfahren zur selektiven Freisetzung von mittels Polymermaterialien eingekapselten Inhaltsstoffen - Google Patents
Verfahren zur selektiven Freisetzung von mittels Polymermaterialien eingekapselten InhaltsstoffenInfo
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- A61K9/14—Particulate form, e.g. powders, Processes for size reducing of pure drugs or the resulting products, Pure drug nanoparticles
- A61K9/16—Agglomerates; Granulates; Microbeadlets ; Microspheres; Pellets; Solid products obtained by spray drying, spray freeze drying, spray congealing,(multiple) emulsion solvent evaporation or extraction
- A61K9/1605—Excipients; Inactive ingredients
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur selektiven Freisetzung von mittels Polymermaterialien
eingekapselten Inhaltsstoffen, insbesondere zur intrakorporalen Freisetzung von
Medikamenten.
Sowohl aus der Patentliteratur als auch aus zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen sind eine
Reihe von Systemen zur zeitlich verzögerten Freisetzung von Inhaltsstoffen bekannt. Jedem
dieser Systeme ist jedoch immanent, daß der Freisetzungsmechanismus unmittelbar nach
Applikation startet. Somit läßt sich mit diesen Systemen keine zeitlich und/oder räumlich
kontrollierte Freisetzung erreichen.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art weiterzuentwickeln, daß die Freisetzung der Inhaltsstoffe in ihrer zeitlichen und/oder
räumlichen Auflösung definiert steuerbar ist.
Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs beschriebenen Art dadurch gelöst, daß in
die Polymermaterialien bereits während der Herstellung chemisch aktive Brücken eingebaut
werden, welche am Ort der Freisetzung der Inhaltsstoffe durch Wechselwirkung mit
vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern gespalten werden. Insbesondere im
Bereich medizinischer oder veterinärmedizinischer Anwendungen soll das erfindungsgemäße
Verfahren zur intrakorporalen Freisetzung von Medikamenten verwendet werden.
Ausdrücklich ist dabei auch an die Chemotherapie von Tumoren gedacht.
Die Erfindung stellt ein generell applizierbares Verfahren zur Freisetzung von Inhaltsstoffen
dar und ist nur an das Vorhandensein von systemimmanenten Reaktionspartnern am Ort der
Freisetzung geknüpft, die selektiv mit den chemisch aktiven Brücken wechselwirken und diese
definiert spalten können. Im Vergleich zu den bekannten Polymermaterialien zur Freisetzung
von Inhaltsstoffen, die durch einen hydrolytischen Abbau degradieren, ergibt sich bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren der wesentliche Vorteil, daß der Abbau nach einem definierten,
durch vorhandene systemimmanente Reaktionspartner modulierten Vorgang verläuft. Dadurch
Charakters steuern. Weiterhin hat sich gezeigt, daß derartige Polymermaterialien anderen, für
die Freisetzung von Inhaltsstoffen günstigeren Degenerationskinetiken folgen als hydrolytisch
abbauende Polymermaterialien. Denn, wie dem versierten Fachmann bekannt ist, erfolgt der
hydrolytische Abbau von Polymermaterialien von innen nach außen, was sich insbesondere bei
der Verwendung zur Freisetzung von Inhaltsstoffen negativ auswirkt. Auch zeigen
hydrolytisch abbauende Polymermaterialien oft in Bezug auf ihre Größe heterogen verteilte
Abbauprodukte. Vielfach wird die Abtrennung von im molekularen Maßstab großen
Materialblöcken beobachtet, was insbesondere im Falle intravenöser Applikation zu
lebensbedrohenden Komplikationen führen kann. Aufgrund der definierten Verteilung der
chemisch aktiven Brücken in dem erfindungsgemäßen Polymermaterial können derartige
Vorgänge bei dem vorliegenden Verfahren ausgeschlossen werden.
Im Vergleich zu Freisetzungssystemen, bei denen die freizusetzenden Wirkstoffe kovalent an
ein Trägermaterial gebunden sind und bei denen die Abspaltung des Wirkstoffes enzymatisch
erfolgt, besitzt das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil, eine signifikant größere Menge an
Wirkstoff in einer zeitlich definierteren Weise freisetzen zu können.
Es hat sich überraschend gezeigt, daß gemäß der Erfindung Makromoleküle, die aus
Grundsequenzen aufgebaut sind, welche durch chemisch aktive Brücken verbunden werden,
durch spezifische Wechselwirkung mit Reaktionspartnern definiert gespalten werden können
und somit die Freisetzung der Inhaltsstoffe bewirken. Solche Makromoleküle werden im
folgenden als Polymermaterialien bezeichnet. Grundsequenzen im Sinne der Erfindung können
dabei alle Moleküle sein, die ob reaktiver funktioneller Gruppen zur Bindung an die chemisch
aktiven Brücken befähigt sind. Als besonders geeignete Grundsequenzen im Sinne der
Erfindung haben sich künstliche und/oder natürliche Polymere erwiesen, wie z. B.
Polyurethane, Polyharnstoff, Polyolefine, Polyether, Polyethersulfone, Polyetherketone,
Polyetheretherketone, Stärke, Dextran oder Polyketone. Erfindungsgemäß eignen sich nur
solche Moleküle als Grundsequenzen, die am Ort der Freisetzung per se nicht oder nur sehr
langsam resorbierbar sind.
Die oben genannten Grundsequenzen werden mit chemisch aktiven Brücken umgesetzt. Dabei
werden Polymerketten interchenar und/oder intrachenar über chemisch aktive Brücken
Reaktionspartnern werden die chemisch aktiven Brücken gespalten, und die Inhaltsstoffe
freigesetzt.
Vor allem in einer biologischen Umgebung, wie z. B. eines menschlichen oder tierischen
Organismus, stehen eine Vielzahl von selektiv wirkenden Reaktionspartnern zur definierten
Spaltung der chemisch aktiven Brücken zu Verfügung.
Reaktionspartner im Sinne der Erfindung sind Moleküle die am Ort der Freisetzung vorhanden
sind. Dies kann bedeuten, daß die Reaktionspartner dort permanent vorhanden sind oder aber
daß die Reaktionspartner an den Ort der Freisetzung gebracht werden oder aber deren Bildung
durch das eingeführte Polymermaterial induziert wird. In jedem Fall sind nur solche Moleküle
Reaktionspartner im Sinne der Erfindung, die selektiv mit den chemisch aktiven Brücken in
Wechselwirkung treten und diese spalten.
Besonders geeignet sind Reaktionspartner, die nicht im gesamten Organismus vorkommen,
sondern deren Vorhandensein charakteristisch für ein bestimmtes Organ oder für eine zelluläre
Einheit sind, sogenannte systemimmantente Reaktionspartner. In diesem Fall erfolgt die
selektive Wechselwirkung mit den chemisch aktiven Brücken sowie deren Spaltung nur in
einem räumlich begrenzten Bereich, nämlich der Systemeinheit, für die der Reaktionspartner
charakteristisch ist. Dieses Merkmal der Erfindung ermöglicht es, spezifisch nur ein
bestimmtes Organ und/oder bestimmte Zeilverbände und/oder bestimmte Zellen und/oder
bestimmte Organellen mit dem freizusetzenden Inhaltsstoff in Kontakt zu bringen. Dies kann
nach einem weiteren Merkmal der Erfindung dadurch verstärkt werden, daß das
Polymermaterial mit Strukturen ausgerüstet wird, die spezifisch das Polymermaterial in eine
oben beschriebene biologische Systemeinheit dirigieren. Im Sinne der Erfindung sind
insbesondere Lysosomen derartige Systemeinheiten, da sie charakteristisch für Monozyten
sind. Lysosomen sind stark polymorphe u. größenvariable, kugelig-sackförmige Gebilde der
ungefähren Größe 0,4 mm, die im Gegensatz zu den doppelt umhüllten Mitochondrien von nur
einer Elementarmembran umgeben sind. Sie gelten als wichtigste Organellen der intrazellulären
Verdauung von Fremdstoffen, Zelltrümmem; beim Abbau geschädigter Zellorganellen und bei
der Autolyse absterbender Zellen. In den Lysosomen vorhandene systemimmanente
Raktionspartner sind z. B. Glykosidhydrolasen, Esterasen, Proteasen (bes. Kathepsine),
Phosiphatasen, insbesondere die saure Phosphatase. Aufgrund ihrer substratspezifischen
Wirkungsweise und ihres lokal beschränkten Vorkommens sind insbesondere Enzyme als
Reaktionspartner geeignet.
Erfindungsgemäß sind chemisch aktive Brücken Molekülsequenzen die von für ein biologisches
System, insbesondere den menschlichen Körper, typischen Reaktionspartnern spezifisch
gespalten werden. Dazu zählen z. B. einzelne Aminosäuren, Nukleinsäuren, Saccharide,
Terpene, Glycosaminglycane oder Lipide bzw. Sequenzen daraus. Die Grundsequenzen
werden über chemisch aktive Brücken derart miteinander verbunden, daß ein Polymermaterial
gebildet wird, welches die Einkapselung von Wirkstoffen ermöglicht. Bei der Verbindung
zwischen Grundsequenz und chemisch aktiver Brücke sind erfindungsgemäß solche Bindungen
vorgesehen, die per se nicht oder zumindest nur sehr langsam resorbierbar sind. Als besonders
geeignet haben sich dabei Ether-, Thioether, Urethan-, Harnstoff-, Imid-, Sulfoxid-, Sulfonyl-
und/oder Amidbindungen erwiesen. Im weiteren ist erfindungsgemäß auch eine photochemisch
induzierte Verbindung zwischen Grundsequenz und chemisch aktiver Brücke vorgesehen.
Dazu wird zunächst ein molekularer Vorläufer dargestellt, der aus einer Grundsequenz und
einer damit über eine Ether-, Thioether, Urethan-, Harnstoff-, Imid-, Sulfoxid-, Sulfonyl-
und/oder Amidbindung verbundene chemisch aktive Brücke betet. Die chemisch aktive Brücke
ist an ihrem freien Ende mit einem photoaktivierbaren System, z. B. einer Benzophenoneinheit
ausgerüstet. Nach Photoaktivierung werden die molekularen Vorläufer über die chemisch aktiven
Brücken verbunden und das Polymermaterial aufgebaut.
Insbesondere Peptide eigenen sich erfindungsgemäß als chemisch aktive Brücken, da sie
spezifisch von einzelnen Enzymen gespalten werden. Somit werden die Inhaltsstoffe gezielt in
einem Bereich des menschlichen Körpers, z. B. einem Organ, einer Zelle oder einer Organelle
freigesetzt, in der das spezifische Enzym typischerweise vorkommt. Bei bestimmten
Anwendungen z. B. zur Therapie von Krebserkrankungen oder für genetische Manipulationen
kann es günstiger sein, Nukleinsäuresequenzen als chemisch aktive Brücken zu verwenden. Die
Spaltung der chemisch aktiven Brücken kann in diesem Fall durch spezifische DNA-spaltende
Enzyme erfolgen.
Die Erfindung offenbart somit ein außergewöhnlich breites Spektrum an chemischen Brücken,
zuläßt. In Abhängigkeit von dem anvisierten biologischen System lassen sich die in dem
biologischen System vorhandenen, typischen Reaktionspartner einkreisen und die chemisch
aktiven Brücken so auswählen, daß sie von vorhandenen Reaktionspartnern erkannt und
gespalten werden können.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über vielversprechende chemisch aktive Brücken, ihre
Reaktionspartner sowie das biologische System, welches als Ort der Freisetzung anvisiert
wird. Die Tabelle soll die Erfindung erläutern ohne sie einzuschränken:
Erfindungsgemäß soll unter einer selektiven Freisetzung nicht nur ein lokal und funktionell
aufgelöstes Verfahren verstanden werden, sondern insbesondere auch eine zeitlich steuerbare
Freisetzung verstanden werden. Dazu wird erfindungsgemäß durch den Einbau von temporären
Schutzgruppen in den Bereich der chemisch aktiven Brücken deren chemische und/oder
räumliche Umgebung derart geändert, daß sie nicht mehr in einer Weise mit den vorhandenen
Reaktionspartnern in Wechselwirkung treten können, die zu einer Spaltung der Brücken führt.
Erst an einem definierten Ort und zu einem definierten Zeitpunkt wird durch einen
modulierbaren Einfluß die Veränderung der chemischen und/oder räumlichen Umgebung wieder
anfgehoben. Dadurch kann die chemisch aktive Brücke in zuvor beschriebener Weise mit den
vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern wechselwirken und gespalten werden.
Unter einer temporären Schutzgruppe soll erfindungsgemäß ein Molekül verstanden werden,
daß mit der chemisch aktiven Brücke oder der Umgebung dieser Brücke ein temporär stabiles
Konjugat bildet. Dabei ist ausdrücklich auch an eine kovalente Bindung zwischen temporärer
Schutzgruppe und chemisch aktiver Brücke gedacht.
Es hat sich gezeigt, daß die Umsetzung der chemisch aktiven Brücken mit 2-
(Methylsulfonyl)ethyl-N-succinimidylcarbonat bei pH 3 bis 8 in besonderem Maße dazu
geeignet ist, ihre chemische Umgebung derart zu verändern, daß eine Wechselwirkung mit
vorhandenen Reaktionspartnern und die damit verbundene Spaltung der Brücke unterbunden
werden.
Erfindungsgemäß ist zur Wiederherstellung der Spaltungsfähigkeit der chemisch aktiven
Brücken am Ort der Freisetzung jede Behandlung geeignet, die zuvor durchgeführte Änderung
der chemischen und räumlichen Umgebung wieder aufhebt. Im Falle der Änderung der
chemischen Umgebung durch 2-(Methylsulfonyl)ethyl-N-succinimidylcarbonat hat sich eine
Wiederherstellung der chemischen Umgebung durch moderate Anhebung des pH-Wertes
zwischen 7 und 12 als besonders geeignete Methode herausgestellt. Diese Methode ist
weiterhin besonders schonend gegen das Polymermaterial sowie die Bindung zwischen der
chemisch aktiven Brücke und der Grundsequenz.
Erfindungsgemäß sind alle Substanzen zur Änderung der chemischen und/oder räumlichen
Umgebung der chemisch aktiven Brücken geeignet, die die Wechselwirkungsselektivität mit den
vorhandenen Reaktionspartnern ändern und bei denen die durch sie bewirkte Änderung der
chemischen und räumlichen Umgebung am Ort der Freisetzung wieder hergestellt werden kann.
Insbesondere ist an Substanzen gedacht die folgenden Substanzklassen zugeordnet werden
können: 1-Chlorameisensäurealkylester (wie z. B. 1-Chlorameisensäure(5-trisilylpropyl)ester),
1-Chlorameisensäurearylester (wie z. B. 9-Fluorenylmethyloxycarbonylchlorid), 1-
Azidoameisensäurealkylester bzw. -arylester (wie z. B. 1-Azidoameisensäurebenzylester),
Dialkyl-, Diaryl- bzw. Arylalkylcarbonate, Aryl- bzw. Alkyl(orthonitrophenyl)carbonate
z. B. Diisobutyldicarbonat). Die Wiederherstellung der chemischen und räumlichen Umgebung
kann erfindungsgemäß durch alle Methoden erfolgen, die ausreichend schonend gegenüber dem
Polymermaterial, der Bindung zwischen chemisch aktiver Brücke und Grundsequenz sowie
gegebenenfalls dem umgebenden System sind.
Im weiteren entspricht auch die temporäre Überführung der chemisch aktiven Brücke im eine
Konfiguration, die nicht länger mit den vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern
wechselwirken kann, ebenfalls der Grundidee der Erfindung. Insbesondere Enzyme zeigen eine
hohe Selektivität im Hinblick auf die Konfiguration des Substrates selbst bei identischer
Molekülzusammensetzung. Am Ort der Freisetzung kann dann durch einen äußeren Einfluß
eine Umwandlung in die Konfiguration erfolgen, die mit den vorhandenen, systemimmanenten
Reaktionspartnern wechselwirkt, so daß es zur Spaltung der chemisch aktiven Brücken und
somit zur Freisetzung der Inhaltsstoffe kommt. Der äußere Einfluß kann durch die Zuführung
von Energie von außen in das System erfolgen.
Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung ist jedoch auch vorgesehen, die Aufhebung der
Konfigurations- bzw. Konformationsänderung der chemisch aktiven Brücken durch
Wechselwirkung mit Reaktionspartnern zu induzieren, die ihrerseits für den Ort der
Freisetzung spezifisch sind. Zu solchen stereochemisch aktiven Reaktionspartnern zählen
Racernasen oder Epimerasen. In diesem Fall sind die chemisch aktiven Brücken dergestalt, daß
sie aus Peptid- (Racemasen), Ibuprofen- (Epimerase) oder Saccharidsequnzen (Epimerasen)
aufgebaut sind und mindestens einen Baustein enthalten, der in einer stereochemischen
Konfiguration vorliegt, die von vorhandenen Reaktionspartnern nicht gespalten werden
können. Am Ort der Freisetzung sind stereochemisch aktive Reaktionspartner vorhanden, die
die Überführung zumindest eines Teils der chemisch aktiven Brücken in eine stereochmische
Konfiguration induzieren, die von den vorhandenen Reaktionspartnern gespalten werden
können und somit die Freisetzung der Inhaltsstoffe bewirken. Die folgende Tabelle gibt eine
Übersicht über vielversprechende stereochemisch aktivierbarer Brücken, ihre Reaktionspartner
sowie das biologische System, welches als Ort der Freisetzung anvisiert wird. Die Tabelle soll
die Erfindung erläutern ohne sie einzuschränken:
Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung kann die Änderung der chemischen und/oder
räumlichen Umgebung der chemisch aktiven Brücken auch dadurch erfolgen, daß enzymatisch
spaltbare Moleküle oder Molekülsequenzen an den chemisch aktiven Brücken angebracht
werden und dadurch temporär die Wechselwirkungsselektivität mit den vorhandenen
Reaktionspartnern geändert wird. Am Ort der Freisetzung wird das enzymatisch spaltbare
Molekül oder die Molekülsequenz durch Enzyme abgetrennt und somit kann die chemisch
aktive; Brücke in zuvor beschriebener Weise mit vorhandenen Reaktionspartnern
wechselwirken und gespalten werden. Der Vorteil eines Verfahrens dieses Merkmals im
Vergleich zu den zuvor beschriebenen Verfahren ist, daß chemisch aktive Brücken die mit
mehreren Sequenzen wechselwirken bzw. deren typischer Reaktionspartner eine breite
Verteilung im biologischen System besitzt trotzdem spezifisch spaltbar sind, da die Spezifität
des die chemische Umgebung wiederherstellenden Enzyms die Gesamtspezifität determiniert.
Die Veränderung der chemischen Umgebung nach diesem Merkmal der Erfindung erfolgt
insbesondere Peptidsequenzen an einer Seitengruppe der chemisch aktiven Brücke. Die
Wiederherstellung der chemischen Umgebung kann u. a. durch Verwendung von für die
Peptidsequenz spezifischen Exopeptidasen erfolgen. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht
über vielversprechende Peptidsequenzen, die eine temporäre Veränderung der chemischen
Umgebung der chemisch aktiven Brücken und die damit verbundene Veränderung der
Wechselwirkungsselektivität mit den vorhandenen Reaktionspartnern bewirken, sowie über
ihre Reaktionspartner und das biologische System, welches als Ort der Freisetzung anvisiert
wird. Die Tabelle soll die Erfindung erläutern ohne sie einzuschränken:
Claims (22)
1. Verfahren zur selektiven Freisetzung von mittels Polymermaterialien eingekapselten
Inhaltsstoffen, insbesondere zur intrakorporalen Freisetzung von Medikamenten, dadurch
gekennzeichnet, daß in die Polymermaterialien bereits während der Herstellung chemisch
aktive Brücken eingebaut werden, welche am Ort der Freisetzung der Inhaltsstoffe durch
Wechselwirkung mit vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern gespalten
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1 zur Freisetzung von Medikamenten, dadurch gekennzeichnet,
daß in die Polymermaterialien als chemisch aktive Brücken einzelne Aminosäuren und/oder
Aminosäuresequenzen eingebaut werden, welche am Ort der Medikamentenfreisetzung
durch Reaktion mit vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern selektiv gespalten
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 zur Freisetzung von Medikamenten, dadurch
gekennzeichnet, daß in die Polymermaterialien als chemisch aktive Brücken einzelne
Nukleinsäuren und/oder Nukleinsäuresequenzen eingebaut werden, welche am Ort der
Medikamentenfreisetzung mit vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern selektiv
in Wechselwirkung treten und gespalten werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß in die
Polymermaterialien als chemisch aktive Brücken einzelne Saccharide und/oder Saccharid
sequenzen eingebaut werden, welche am Ort der Medikamentenfreisetzung mit
vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern selektiv in Wechselwirkung treten und
gespalten werden.
5. Verfahren nach Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß in die Polymermaterialien
als chemisch aktive Brücken einzelne Glycosaminglycane und/oder Glycosamin
glycansequenzen eingebaut werden, welche am Ort der Medikamentenfreisetzung mit
vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern selektiv in Wechselwirkung treten und
gespalten werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß in die
Polymermaterialien als chemisch aktive Brücken Terpene eingebaut werden, welche am Ort
der Medikamentenfreisetzung mit vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern
selektiv in Wechselwirkung treten und gespalten werden.
7. Verfahren nach einem der Anspruche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß in die
Polymermaterialien als chemisch aktive Brücken Lipide eingebaut werden, welche am Ort
der Medikamentenfreisetzung mit vorhandenen, systemimmanenten Reaktionspartnern
selektiv in Wechselwirkung treten und gespalten werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindung
der chemisch aktiven Brücken zu den Grundsequenzen durch Ether-, Thioether, Urethan-,
Harnstoff-, Imid-, Sulfoxid-, Sulfonyl- und/oder Amidbindungen erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Bindung der
chemisch aktiven Brücken zu den Grundsequenzen durch photochemisch aktivierte
Brücken erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Bindung der
chemisch aktiven Brücken zu den Grundsequenzen durch thermisch aktivierte Brücken
erfolgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß durch Bildung
von temporären Schutzgruppen die chemische und/oder räumliche Umgebung der Brücken
zur Blockierung der Reaktivität zwischen den systemimmanenten Reaktionspartnern und
der chemisch aktiven Brücken zunächst verändert und erst am Ort der Freisetzung der
Inhaltsstoffe durch definierte Spaltung der temporären Schutzgruppen die Veränderung der
chemischen und/oder räumlichen Umgebung wieder aufgehoben wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Veränderung der chemischen
Umgebung durch Umsetzung des Hirudins mit 2-(Methylsulfonyl)ethyl-N-succinimidyl
carbonat bei pH 3 bis 8 erfolgt.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufhebung der Veränderung
der chemischen und räumlichen Umgebung nach der Immobilisierung bei einem pH-Wert
zwischen 6 bis 13 erfolgt.
14. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Veränderung der chemischen
Umgebung durch Umsetzung mit 1-Chlorameisensäurearylester (wie z. B. 9-
Fluorenylmethyloxycarbonylchlorid), 1-Azidoameisensäurealkylester bzw. -arylester (wie
bzw. Alkyl(orthonitrophenyl)carbonate (wie z. B. Isobutyl(orthonitrophenyl)carbonat)
oder Arylalkyl- bzw. Dialkyldicarbonate (wie z. B. Diisobutyldicarbonat) erfolgt.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die anschließende Aufhebung
der Veränderung der chemischen und räumlichen Umgebung bei pH 6 bis 13 erfolgt.
16. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Veränderung der räumlichen
Umgebung der Brücken durch Wechselwirkung der Brücken mit stereochemisch aktiven
Reaktionspartnern wieder aufgehoben wird.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem stereochemisch
aktiven Reaktionspartner um eine Racemase handelt.
18. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem stereochemisch
aktiven Reaktionspartner um eine Epimerase handelt.
19. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Veränderung der chemischen
Umgebung der Brücken durch enzymatische Spaltung eines in einer Seitenkette der Brücke
gebundenen Moleküls oder einer Molekülsequenz wieder aufgehoben wird.
20. Verfahren nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem in einer
Seitenkette der Brücke gebundenen Molekül um eine Aminosäure oder ein Peptid handelt.
21. Verfahren nach Anspruch 20 dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem spezifischen
Reaktionspartner um eine Exopeptidase handelt.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß das die
Inhaltsstoffe einkapselnde Polymermaterial mit von biologischen Systemen erkennbaren
Strukturen ausgerüstet ist, die das Eindringen des Polymermaterials in das Innere des
Systems bewirken, und daß die chemisch aktiven Brücken dergestalt sind, daß sie
spezifisch im Inneren des Systems mit vorhandenen systemimmanenten Reaktionspartnern
in Wechselwirkung treten und gespalten werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999105793 DE19905793A1 (de) | 1999-02-12 | 1999-02-12 | Verfahren zur selektiven Freisetzung von mittels Polymermaterialien eingekapselten Inhaltsstoffen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999105793 DE19905793A1 (de) | 1999-02-12 | 1999-02-12 | Verfahren zur selektiven Freisetzung von mittels Polymermaterialien eingekapselten Inhaltsstoffen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19905793A1 true DE19905793A1 (de) | 2000-08-17 |
Family
ID=7897237
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1999105793 Withdrawn DE19905793A1 (de) | 1999-02-12 | 1999-02-12 | Verfahren zur selektiven Freisetzung von mittels Polymermaterialien eingekapselten Inhaltsstoffen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19905793A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US7919600B2 (en) | 2002-09-23 | 2011-04-05 | Alcatel-Lucent Usa Inc. | Compositions that reversibly gel and de-gel |
US8389700B2 (en) * | 2002-09-23 | 2013-03-05 | Alcatel Lucent | Agent delivery system capable of selectively releasing an agent |
-
1999
- 1999-02-12 DE DE1999105793 patent/DE19905793A1/de not_active Withdrawn
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US7919600B2 (en) | 2002-09-23 | 2011-04-05 | Alcatel-Lucent Usa Inc. | Compositions that reversibly gel and de-gel |
US8389700B2 (en) * | 2002-09-23 | 2013-03-05 | Alcatel Lucent | Agent delivery system capable of selectively releasing an agent |
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Legal Events
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