DE19904219A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Ermitteln von kritischen Fahrzuständen bei im Fahrbetrieb befindlichen Fahrzeugen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Ermitteln von kritischen Fahrzuständen bei im Fahrbetrieb befindlichen FahrzeugenInfo
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Abstract
Zur Ermittlung von kritischen Fahrsituationen bei Fahrzeugen, die an mindestens einem Rad einen Meßwertaufnehmer aufweisen, mittels dem eine Abstandsänderung zwischen Meßwertaufnehmer und Meßwertgeber erfaßbar ist, wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß während des Fahrbetriebs mittels dem Meßwertaufnehmer auf Abstandsänderungen basierende Werte kontinuierlich erfaßt werden, daß die Werte mit entsprechenden Referenzwerten verglichen werden, und daß aus dem Vergleich der zwischengespeicherten Werte und der Referenzwerte auf Kenngrößen für das Vorliegen einer Kippneigung geschlossen wird (Fig. 2c).
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zum Ermitteln von kritischen Fahrsituationen bei im
Fahrbetrieb befindlichen Fahrzeugen nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 bzw. des Anspruchs 8.
Bei Fahrzeugen mit hochliegendem Schwerpunkt und/oder
geringer Spurbreite, z. B. Lastkraftwagen, Lastzügen, Bussen,
Kleinbussen und Geländewagen, ist es bekannt, daß bei
Kurvenfahrt mit großer Wankbewegung eine Kippgefahr besteht.
Beispielsweise in dem Buch "Fundamentals of vehicle
dynamics", T. D. Gillespie, Society of Automotive Engineers,
Inc., Warrendale 1992, Kapitel 9, Seite 309-333, auf das
in dem vorliegenden Zusammenhang vollumfänglich Bezug
genommen wird, sind verschiedene Modelle für sogenannte
Überrollunfälle beschrieben. Beginnend mit einem quasi
stationären Modell für ein starres Fahrzeug über ein quasi
stationäres Modell für ein gefedertes Fahrzeug bis hin zu
dynamischen Modellen unter Berücksichtigung von Wankeigen
frequenzen werden Bedingungen für bestehende Kippgefahren
angegeben.
In jüngerer Zeit hat sich gezeigt, daß auch
Personenkraftwagen sich seitlich bis zum Umkippen
aufschaukeln können. Eine solche Kippgefahr wird durch
unsachgemäße Beladung, beispielsweise extrem einseitig oder
auf dem Fahrzeugdach, erheblich erhöht, weil die Lage des
Massenschwerpunktes des Fahrzeugs nach oben oder zu einer
Seite hin verlagert wird. Zudem werden in neuerer Zeit
vermehrt Fahrzeuge zugelassen, die als Personenkraftwagen
mit relativ hochliegenden Schwerpunkt konzipiert sind, z. B.
die neue Fahrzeugklasse der sogenannten "Vans".
Um einen derartigen kritischen Betriebszustand wirksam
vermeiden zu können, wäre es wünschenswert
- - eine kritische Situation detektieren zu können, und
- - auf die Detektion hin geeignete Gegenmaßnahmen treffen zu können.
In herkömmlichen Regelungssystemen, z. B. dem ESP-System
(= Elektronisches-Stabilitäts-Programm) der Anmelderin, werden
als für kritische Fahrsituationen indikative fahrdynamische
Kenngrößen, u. a. die Querbeschleunigung oder die zeitliche
Änderung der Querbeschleunigung bereitgestellt.
Beispielsweise aus der deutschen Offenlegungsschrift
DE-A 196 32 943 "Verfahren zum Betrieb eines Kraftfahrzeugs mit
fahrstabilisierenden Bremseingriffen", Daimler-Benz
Aktiengesellschaft, ist ein entsprechendes Verfahren zum
Betrieb eines Kraftfahrzeugs mit fahrstabilisierenden
Bremseingriffen beschrieben, bei dem als einzige für die
Fahrzeugkipptendenz um die Fahrzeuglängsachse indikative
fahrdynamische Kenngröße die Querbeschleunigung herangezogen
wird. Für die Querbeschleunigung ist ein zugehöriger,
vorgebbarer Kippverhinderungs-Schwellenwert vorgesehen. Bei
Kurvenfahrt wird das Fahrzeug durch die an den
Reifenaufstandsflächen auf der Fahrbahn wirkenden Querkräfte
in der Spur gehalten. Der größte Teil dieser Querkräfte wird
von den kurvenäußeren Rädern bzw. Reifen aufgebracht. Liegt
die bei der Kurvenfahrt auftretende Querbeschleunigung über
dem Kippver-hinderungs-Schwellenwert, so werden ein oder
mehrere Räder durch Aktivieren eines entsprechenden
Bremseingriffs in einen Zustand hohen Bremsschlupfes
übergeführt, wodurch die durch die Reifen übertragbare
Querkraft deutlich verringert wird. Infolgedessen können die
kurvenäußeren Räder zwar der einwirkenden Querbe
schleunigung nicht mehr standhalten, was eventuell eine
Vergrößerung des Bahnradius bedeutet, gleichzeitig wird aber
auch das Kippmoment verringert und ein Kippen des Fahrzeugs
um seine Längsachse verhindert.
In der Offenlegungsschrift DE-A 197 46 889
"Fahrzeugbewegungssteuerungssystem", Aisin Seiki K.K. et
al., ist ein System zur Erhöhung der Seitenstabilität eines
Kraftfahrzeugs bei Kurvenfahrt beschrieben, bei dem eine
Kipperfassungseinheit für das Erfassen einer Kippbewegung
einer normalen Achse des Fahrzeugs zu dessen Vertikalachse
und eine Kurvenbestimmungseinheit für das Bestimmen eines
Kurvenzustandes des Fahrzeugs vorgesehen sind. Zur
Berechnung der Fahrzeugkippbewegung bzw. des Fahrzeugkippens
wird entweder der Höhenunterschied zwischen rechter und
linker Fahrzeugseite oder die Querbeschleunigung des
Fahrzeugs erfaßt, um den Wankwinkel zwischen der Fahrzeug
horizontalen und der Fahrbahnhorizontalen zu ermitteln.
Dabei wird eine Linearität zwischen der Querbeschleunigung
aq und der durch einen Wankwinkel Gamma gekennzeichneten
Fahrzeugkippung zugrunde gelegt. Wird von der Neigungser
fassungseinrichtung eine Kippgefahr erkannt, wird durch
Abbremsen des kurvenäußeren Vorderrades ein gegensteuerndes
Giermoment erzeugt.
Dennoch ist festzustellen, daß die Zahl der Versicherungs
fälle, bei denen es zum Umkippen von Fahrzeugen des o.g.
Typs kommt, ständig zunimmt. Insbesondere ist es dabei oft
erforderlich festzustellen, ob ein Produkthaftungsfall
vorliegt.
Ein dabei wichtiger Anwendungsbereich ist eine Erkennung
eines nicht "on-road" erfolgten Umkippens, d. h. wenn das
Fahrzeug an einem Hindernis hängenbleibt und sich dadurch
überschlägt. Bei diesem Unfalltypus gilt es herauszufinden,
ob der Unfall nur durch konstruktivbedingtes Umkippen auf
einer an sich stabilen Kreisfahrt (trotz stabiler Seiten
führungskräfte), oder aber durch Rutschen und anschließendes
Kippen, z. B. an einem Bordstein, erfolgt ist.
Bereits bekannte Fahrtenschreiber stellen nur einen
unzureichenden Teil der für die vorgenannte Beurteilung
erforderlichen Informationen bereit.
Aus der DE-OS 44 42 355, auf die im vorliegenden Zusammen
hang vollumfänglich verwiesen wird, ist ferner bekannt, daß
bei bestimmten Fahrmanövern, z. B. dem schnellen Durchfahren
enger Kurven, die auftretenden dynamischen Kräfte zu einer
zeitweisen Verformung von Achsteilen führen können. Somit
läßt sich ein solcher Fahrzustand anhand dieser Kräfte
charakterisieren. Aus dieser Druckschrift ist weiter
bekannt, daß ein geeignetes Maß für die elastische
Achsverformung die Dicke eines Luftspaltes zwischen
Meßwertaufnehmer (Sensor) und Meßwertgeber (Encoder) eines
Drehzahlmessers bietet. Sensorische Vorrichtungen zur
Erfassung von Raddrehzahlen bestehen in der Regel aus einem
inkrementalen Encoder, der mechanisch mit dem drehenden Teil
verbunden ist und einen Sensor, der diesen Encoder abtastet.
Als Encoder werden meist ferromagnetische Zahnräder, Zahn
ringe und ferromagnetische Lochscheiben verwendet. Ein
solcher Sensor mit einer Ausrüstung zur Erkennung des
Luftspalts wird so justiert, daß die Dynamikbereiche von
elastischer Achsverformung und Veränderung der Amplitude des
sinusähnlichen Eingangssignales ausreichend übereinstimmen.
Danach besteht ein reproduzierbarer Zusammenhang zwischen
dynamischer Verformung von Achsteilen und der Veränderung
des Eingangssignales, der in Kombination mit gemessenen
Einzeldrehzahlen als Giergeschwindigkeitsmesser oder für
eine Plausibilitätsprüfung genutzt werden soll. Diese
dynamikabhängige Signalveränderung ist der Funktion der
Drehzahlmessung überlagert und führt zu keiner Verfälschung
dieser beiden Meßgrößen, die gemeinsam im elektronischen
Regler dekodiert werden können.
Daher liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Erfassen einer
kritischen Fahrsituation eines im Fahrbetrieb befindlichen
Fahrzeuges bereitzustellen, die es erlauben, die in Betracht
stehenden Situationen mit geringem Aufwand sensieren und
beurteilen zu können.
Diese Aufgabe wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
dadurch gelöst, daß während des Fahrbetriebs mit dem
Meßwertaufnehmer auf Abstandsänderungen zwischen dem
Meßwertaufnehmer und dem Meßwertgeber basierende Werte
kontinuierlich erfaßt werden, daß die Werte mit ent
sprechenden Referenzwerten verglichen werden, und daß aus
dem Vergleich der Werte und der Referenzwerte auf Kenngrößen
für das Vorliegen einer Kippneigung des Fahrzeugs
geschlossen wird.
Vorteilhaft werden die so erfaßten Werte der Abstands
änderung und/oder die Kenngrößen in einem Speicher
zwischengespeichert. Die zwischengespeicherten Werte werden
mit entsprechenden Referenzwerten verglichen, so daß aus dem
Vergleich der zwischengespeicherten Werte und/oder aus den
verglichenen Kenngrößen auf das Vorliegen der kritischen
Fahrsituation geschlossen werden kann. Mit der Zwischen
speicherung der Werte und/oder der Kenngrößen ist die
Erkennung eines nicht "on road" erfolgenden oder bereits
erfolgten Umkippens nachvollziehbar. Diese Erkennung ist
insbesondere aus versicherungstechnischen Gründen geboten,
da in solchen Situationen auch eine Umkippverhinderungs
funktion das Fahrzeug nicht mehr stabilisieren kann und
somit seitens des Fahrzeugherstellers der Nachweis erbracht
werden muß, daß keine Fehlfunktion der Umkipphinderungs
funktion vorgelegen hat (Produkthaftung).
Im Rahmen der Erfindung wird auch eine Vorrichtung vorge
schlagen, bei der entsprechend ein Meßwertaufnehmer zum
kontinuierlichen Erfassen von während des Fahrbetriebs
zwischen dem Meßwertaufnehmer und dem Meßwertgeber
gemessenen Werten einer Abstandsänderung, Mittel zum
Vergleichen der Werte mit entsprechenden Referenzwerten und
Mittel zum Bewerten der Ergebnisse aus dem Vergleich der
Werte und der Referenzwerte auf Kenngrößen für das Vorliegen
einer Kippneigung des Fahrzeugs hin, vorgesehen sind.
Gegenüber dem Stand der Technik zeichnet sich die Erfindung
insbesondere durch die folgenden Vorteile aus. Zum einen
er fördert die technische Realisierung der Erfindung keine
zusätzliche Sensorik und ist daher mit nur relativ geringen
Zusatzkosten verbunden. Zudem ermöglichen die gespeicherten
Werte eine reproduzierbare Erkennung und Erfassung von
kritischen Fahrsituationen, die zum (seitlichen) Umkippen
des Fahrzeuges führen können. Die im Rahmen der Erfindung
ebenfalls vorgeschlagene Abhebesensorik arbeitet insbe
sondere unabhängig von der tatsächlichen Schwerpunktlage des
Fahrzeugs. Zudem ermöglicht das vorgeschlagene Konzept eine
zwischen einer Links- und einer Rechtskurve unterscheidende
Sensierung.
Die näheren Einzelheiten der Erfindung werden nun im
folgenden anhand von Zeichnungen beschrieben. Im einzelnen
zeigen
Fig. 1 einen Schnitt durch eine Fahrzeugachse, bei der
ein erfindungsgemäß hergerichteter ABS-Radsensor
nebst EEPROM zur Zwischenspeicherung der
Sensorsignale vorgesehen ist;
Fig. 2a-d typische Signalverläufe eines erfindungsgemäßen
Sensors, gemessen an der Vorderachse eines
Fahrzeugs bei Durchfahren einer Kurve mit den
Stadien Geradeausfahrt 2a, Kurvenfahrt 2b,
Kurvenfahrt mit abhebendem Rad 2c, Geradeausfahrt
2d;
Fig. 3 eine Veranschaulichung von Referenzbändern bei
konstanten Geschwindigkeits-Kennlinien gemäß der
Erfindung;
Fig. 4 eine Fahrsituation kurz vor einem nicht "on road"
erfolgenden Rollover (Überschlag).
Bekannte Fahrzeugtypen mit Blockierschutzregelsystemen sind
zur Erfassung des Raddrehverhaltens mit Radsensoren ausge
rüstet. Ein Beispiel eines solchen Radsensors wird nun
anhand der in Fig. 1 gezeigten Schnittzeichnung näher er
läutert. Diese bekannten Sensoren bestehen im allgemeinen
aus einem dem Rad zugeordneten Sensorrad 10, 11
(Meßwertgeber) oder im Gummi des Reifens vorgesehenen
magnetisierbaren Flächenzonen und einem in einem geringen
radindividuell festen Abstand zu diesem montierten Meßwert
aufnehmer 12, 13 (im folgenden "Sensor" genannt), der die
durch das Sensorrad erzeugten Impulse aufnimmt und sie an
eine Recheneinheit 14 (Auswerteschaltung) weiterleitet. Die
Drehgeschwindigkeit des Rades steht in einem festen Ver
hältnis zur im Sensor gemessenen Impulsfolge (Frequenz
messung). Der für jedes Rad aufgrund von Toleranzen
radindividuelle Abstand d von Sensorrad und Sensor (im
folgenden als "Luftspalt" bezeichnet) beeinflußt die
Amplitude des Signals. Bei einer beispielsweise induktiven
Kopplung zwischen Sensorrad und Sensor ergibt sich eine
feste Abhängigkeit der Signalamplitude des induzierten
Signals von der Umdrehungsgeschwindigkeit des Rades.
Beaufschlagt man ein solches Rad mit einer Querkraft
(Seitenkraft), führt dies zu einer Luftspaltänderung
zwischen Sensor und Sensorrad (Fig. 1). Der Luftspalt
beeinflußt nun das vom Sensor abgegebene Nutzsignal
dahingehend, daß ein kleiner werdender Luftspalt eine
größere Signalamplitude (Spannung, Feld) erzeugt, wohingegen
ein größerer Luftspalt einen Abfall der Signalstärke zur
Folge hat. Dieser Effekt wird hier genutzt, um ohne Quer
kraftsensor über entsprechende Signalstärkenverläufe auf das
Rad einwirkende Querkräfte sensieren zu können.
Die mittels des Radsensors 12, 13 erfaßten Daten werden
einem Speicherelement 15, vorzugsweise einem Puffer
speicher, zugeführt. Dieser Pufferspeicher kann bei
spielsweise als EPROM (Erasable Programmable Read Only
Memory) oder als EEPROM (Electronically Erasable
Programmable Read Only Memory) ausgebildet sein. Als
Durchgangsspeicher ermöglicht er die kontinuierliche
Aufzeichnung von Sensordaten, beispielsweise der über einen
Zeitraum von vorzugsweise etwa einer Minute, mindestens
jedoch einer Sekunde, gewonnen Daten, wodurch bei einem
erfolgten Unfall die innerhalb der letzten Minute
gemessenen Daten verfügbar gemacht werden.
Anhand der in dem EEPROM gespeicherten Sensordaten läßt sich
auch nach einem erfolgten Unfall noch eindeutig feststellen,
ob sich der Unfall etwa durch Rutschen und Kippen an einem
Bordstein ereignet hat oder ob andere Ursachen dafür
verantwortlich waren.
Bei Kurvenfahrt mit zunehmender Geschwindigkeit, und damit
auch zunehmender Querbeschleunigung, steigt an den äußeren
Rädern aufgrund der Reibungskräfte (Seitenführungskräfte)
zwischen den Reifen und der Fahrbahn die eingeleitete
Querkraft kontinuierlich an, da das Straßenmoment in diesem
Fall zum Fahrzeug hinweist (Pfeil 24). In der gleichen
Situation steigen aber die Querkräfte an den inneren Rädern
zunächst an, wobei hier das Straßenmoment vom Fahrzeug
wegweist (Pfeil 25), und signalisieren somit eine Kurven
fahrt. Allerdings fallen hier die Querkräfte bei einer
bestimmten Querbeschleunigung wieder ab, da dann das Rad
abhebt und somit die Querkräfte gleich Null werden. Somit
ermöglicht der genannte charakteristische Verlauf der
Querkräfte insgesamt die Unterscheidung zwischen
"Kurvenerkennung" und "Abhebeerkennung".
Die Fig. 2a-d zeigen die Signalsituationen an der
Vorderachse eines frontgetriebenen Fahrzeuges beim
Durchfahren einer engen Linkskurve mit einer
Sensoranordnung, wie sie in Fig. 1 schematisch dargestellt
ist. Der Einfachheit halber wird vorausgesetzt, daß bei der
Fahrt die Fahrgeschwindigkeit relativ hoch ist und nicht
vermindert wird. Es ist selbstverständlich, daß der
Signalverlauf bei einer Fahrt mit zunehmender
Geschwindigkeit zu einer Vergrößerung der Amplitude und
einer steigenden Frequenz führt, bis am linken und rechten
Rad die in Fig. 2a dargestellte Phase nahezu konstanter
Geschwindigkeit erreicht ist. Die Situation vor der Kurve,
die Geradeausfahrt, ist in Fig. 2a dargestellt, in welcher
die Amplitudenwerte am linken Raddrehzahlmesser L und am
rechten Raddrehzahlmesser R bei konstanter Geschwindigkeit
etwa gleich hoch sind. Beim Durchfahren der Linkskurve
ergeben sich unter quasistationärer Betrachtung Werte gemäß
Fig. 2b, nach welcher sich am linken Drehzahlmesser die
Amplitude um dL vergrößert und am rechten Drehzahlmesser um
dR vermindert. Steigt die an den äußeren Rädern eingeleitete
Querkraft kontinuierlich an, führt dies am kurveninneren
linken Rades, bei einer in Fig. 1 dargestellten Anordnung
der Radsensoren, zu einem steigen Anstieg der Amplitude
gemäß Fig. 2c aufgrund eines kleiner werdenden Luftspalts,
bis dann das Rad abhebt. Dies führt zu einem maximalen
Luftspalt d zwischen dem Meßwertgeber und dem
Meßwertaufnehmer. Die radindividuelle Amplitude fällt stark
um dL abheben ab. Dieser Abfall oder die charakteristische
Veränderung des Signalverlaufs der Signalamplitude am
inneren Rad dient zur Abhebeerkennung des Rades. Die
radindividuelle Amplitude des äußeren rechten Rades nimmt
aufgrund der eingeleiteten Querkraft ab, da das zum Fahrzeug
hinweisende Straßenmoment bei der in Fig. 1 schematisch
dargestellten Anordnung der Radsensoren eine Vergrößerung
des Abstandes zwischen dem Meßwertaufnehmer 13 und dem
Meßwertgeber 11 erzeugt.
Diese radindividuellen Signalverläufe werden an jedem Rad
eines vorzugsweise zwei Achsen und vier Räder aufweisenden
Fahrzeugs ermittelt und über eine Bewertung aller
radindividuellen Kenngrößen (Vergleich der Werte mit den
Referenzwerten) und/oder Muster auf die Kippneigung des
Fahrzeugs geschlossen. Über eine Bewertung vorzugsweise
aller, mindestens aber von zwei radindividueller(n)
Signalverläufe(n) z. B. eines Vorderrades zum entsprechenden
Hinterrad, kann eine Plausibilitätsprüfung erfolgen, wenn
das Fahrzeug fahrzeugspezifische Kippeigenschaften aufweist.
Hebt z. B. aufgrund fahrzeugspezifischer Kippeigenschaften
das Hinterrad vor dem Vorderrad ab und der radindividuelle
Signalverlauf sensiert das Abheben des Vorderrades, werden
die einzuleitenden Gegenmaßnahmen in ihrer Wirkung begrenzt
und/oder es werden weitere Signalverläufe von anderen
Rädern, z. B. von dem auf der gleiche Achse angeordneten Rad,
zur Bewertung herangezogen. Ist eine Kippneigung erkannt,
werden auf die Bremsen einwirkende Gegenmaßnahmen
eingeleitet.
Fig. 2d zeigt den Zustand nach dem Durchfahren der Kurve,
wenn ein Kippen des Fahrzeugs aufgrund der festgestellten
Kippneigung und der eingeleiteten Gegenmaßnahmen verhindert
wurde und sich der ursprüngliche Amplitudenzustand wieder
einstellt. Die Relationen dL/l und -dR/R sind Größen für die
dynamische Fahreugbelastung und werden vom elektronischen
Regler ausgewertet.
Die vorstehend beschrieben Signalverläufe sind abhängig von
der Änderung des Abstandes zwischen dem Meßwertaufnehmer und
dem Meßwertgeber, welcher sich konstruktionsbedingt mit der
Anordnung der Radsensoren am Fahrzeug ändert. So sind z. B.
nach einem nicht näher dargestellten Ausführungsbeispiel die
Meßwertaufnehmer den Meßwertgebern unterhalb der Fahrzeug
achse gegenüberliegend angeordnet, so daß das Abheben des
inneren Rades zu einer Verringerung des Luftspalts d führt.
Die Amplitude steigt stark an. Dieser, von der Anordnung der
Radsensoren abhängige sprunghafte Anstieg der Amplitude
dient dann zur Abhebeerkennung des Rades.
Fig. 3 zeigt drei Kennlinien 16, 17, 19 für die konstanten
(Grenz-)Geschwindigkeiten 5 km/h und 200 km/h sowie die
Geschwindigkeit 50 km/h über dem Luftspalt (Abszisse) und der
Spannung (Ordinate) des Sensorsignals aufgetragen. Erkennbar
steigt bei kleiner werdendem Luftspalt, d. h. bei steigender
Querkraft, die Spannung des Sensorsignals an. Die Sensor
signalstärken sind bei höherer Geschwindigkeit größer, bei
niedrigeren Geschwindigkeiten kleiner. Mit d ist auf der
Abszisse der Luftspalt für ein Rad angegeben. Da der Abstand
d (Fig. 1) zwischen Meßwertaufnehmer und Meßwertgeber, die
Sensorempfindlichkeit und dgl. bei quasistationärer
Betrachtung bereits Toleranzen aufweist, die bei dynamischer
Betrachtung durch Fahrwerkseigenschaften der Fahrzeuge und
dgl. zu weiteren Unterschieden bei jedem Rad führen, wird
ein Referenzwert bzw. Referenzband (z. B. 26) mit dem
beispielweise durch 21 oder 22 oder 23 gekennzeichneten
Verlauf während eines querkraftfreien Fahrbetriebs empirisch
ermittelt, das alle radindividuellen Betriebszustände
berücksichtigt. In dem in Fig. 2c genannten Fall, erfolgt
durch das vom Fahrzeug wegweisende Straßenmoment an dem
linken Rad eine Verkleinerung des Luftspalts d1 und damit
ein stetiger Anstieg der Sensorsignalstärke U1 bis zum
Abheben des Rades. Die in das Rad eingeleiteten Querkräfte
werden gleich Null, der sich vergrößernde Luftspalt d2 führt
zu einem charakteristischen Abfall der Signalstärke U2 im
Moment des Abhebens, der in unkritischen Situationen nicht
auftreten kann (Fig. 3).
Eine Recheneinheit 14 vergleicht die Werte mit den
Referenzwerten bzw. Referenzbändern 26 und beurteilt nun die
im Vergleich der einzelnen Räder gewonnenen Kenngrößen
und/oder Muster in bezug auf eine möglicherweise drohende
Kippgefahr. Auf der Grundlage von Schwellenwerten oder durch
vergleichende Mustererkennung wird die kritische
Fahrsituation erkannt und an einem oder mehreren Rädern
eingebremst.
Um die Signalstärken, für jedes Rad einzeln, unter
Berücksichtigung der aktuellen Betriebszustände absolut zu
eichen, d. h. querkraftfrei radindividuell festzulegen, wird
gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung bei
jedem Zündungslauf eine Signalstärkenreferenz bzw. ein
Signalstärkereferenzband ermittelt und/oder die bestehenden
Signalstärkenreferenzen bzw. ein Signalstärkereferenzbänder
aktualisiert. Dabei kann beispielsweise die durch den
Reifentoleranzabgleich gelieferte Geradeausfahrtinformation
(querkraftfrei) dazu verwendet werden, Referenzwerte bzw.
Referenzbänder (Fig. 3) aufzunehmen und eine entsprechende
Kennlinien zu erstellen.
Zeigen die Kenngrößen und/oder Muster in Abhängigkeit von
den aufgenommenen Referenzwerten bzw. Referenzbändern
"Rollover"-Muster auf, werden entsprechende kippverhindernde
Gegenmaßnahmen von einer Beeinflussungseinheit 18
eingeleitet. Bezüglich dieser Gegenmaßnahmen wird
vollumfänglich Bezug genommen auf die beim Deutschen
Patentamt eingereichten, aber bis zu diesem Zeitpunkt noch
nicht veröffentlichten Patentanmeldungen DE 198 30 189.8
und DE 198 30 190.1.
Ein weiteres Anwendungsfeld der Erfindung ist die Erkennung
eines nicht "on road" erfolgenden oder bereits erfolgten
Umkippens. Wenn das Fahrzeug an einem Hindernis
"hängenbleibt" und sich überschlägt, kann dies an einem
schlagartigen, überproportionalen Signalverlauf erkannt
werden. Fig. 4 zeigt die durch den Querkraftsverlauf
extreme Signalwertausbildung. Wie dargestellt, steigt die
Amplitude bei zunehmender Frequenz (zunehmende
Geschwindigkeit) kontinuierlich an (26) und geht dann bei
einer Geradeausfahrt in einen stetigen Verlauf (27)
über (konstante Geschwindigkeit). Bleibt nach Einfahrt in eine
Kurve mit kleiner werdender Amplitude (28) aber
gleichbleibender Geschwindigkeit und somit Frequenz der
Signalwertausbildung das Rad an einem Hindernis "hängen",
stellt sich schlagartig ein überproportionaler
Querkraftsanstieg ein, der über den sich entsprechend
schlagartig vergrößernden Abstand zwischen den
Meßwertaufnehmern 12, 13 und den Meßwertgebern 10, 11 erfaßt
wird. Die Amplitude verringert sich schlagartig (29). Diese
Erkennung ist insbesondere aus versicherungstechnischen
Gründen geboten, da in solchen Situationen auch eine
Umkippverhinderungsfunktion das Fahrzeug nicht mehr
stabilisieren kann und somit seitens des Fahrzeugherstellers
der Nachweis erbracht werden muß, daß keine Fehlfunktionen
der Kipperkennung und deren Beeinflussungsvorrichtung
vorgelegen hat (Produkthaftung).
Claims (14)
1. Verfahren zum Ermitteln von kritischen Fahrsituationen
bei im Fahrbetrieb befindlichen Fahrzeugen, die an
mindestens einem Rad einen mit einem Meßwertgeber
zusammenwirkenden Meßwertaufnehmer aufweisen, mittels
dem das Fahrverhalten des Fahrzeugs repräsentierende
Meßwerte erfaßbar sind, dadurch gekennzeichnet,
daß während des Fahrbetriebs mit dem Meßwertaufnehmer auf Abstandsänderungen zwischen dem Meßwertaufnehmer und dem Meßwertgeber basierende Werte kontinuierlich erfaßt werden,
daß die Werte mit entsprechenden Referenzwerten verglichen werden, und
daß aus dem Vergleich der Werte und der Referenzwerte auf Kenngrößen für das Vorliegen einer Kippneigung des Fahrzeugs geschlossen wird.
daß während des Fahrbetriebs mit dem Meßwertaufnehmer auf Abstandsänderungen zwischen dem Meßwertaufnehmer und dem Meßwertgeber basierende Werte kontinuierlich erfaßt werden,
daß die Werte mit entsprechenden Referenzwerten verglichen werden, und
daß aus dem Vergleich der Werte und der Referenzwerte auf Kenngrößen für das Vorliegen einer Kippneigung des Fahrzeugs geschlossen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die erfaßten Werte der Abstandsänderung und/oder die
Kenngrößen in einem Speicher zwischengespeichert
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Werte der Abstandsänderung in
mit der Abstandsänderung korrelierende Zustandsgrößen
umgerechnet werden und diese mit entsprechenden
Referenzwerten der Zustandsgrößen verglichen werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Referenzwerte der
Abstandsänderungen während eines querkraftfreien
Fahrbetriebs in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit
gewonnen werden.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß der Vergleich der
gespeicherten Werte und Referenzwerte mittels einer
Mustererkennung erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der Vergleich der Werte mit den
Referenzwerten mittels Mustererkennung und/oder
Kenngrößen an jedem Rad radindividuell durchgeführt
wird und auf eine Kippneigung des Fahrzeugs durch
Bewertung aller radindividuellen Muster und/oder
Kenngrößen geschlossen wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
6, dadurch gekennzeichnet, daß während einer
Kurvenfahrt des Fahrzeuges die Kippneigung anhand einer
Rad-Abhebeerkennung erfolgt.
8. Vorrichtung zum Ermitteln von kritischen
Fahrsituationen bei im Fahrbetrieb befindlichen
Fahrzeugen, die an mindestens einem Rad einen mit einem
Meßwertgeber (10, 11) zusammenwirkenden Meßwertaufnehmer
(12, 13) aufweisen, mittels dem das Fahrverhalten des
Fahrzeugs repräsentierende Meßwerte erfaßbar sind,
gekennzeichnet durch
einen Meßwertaufnehmer (12, 13) zum kontinuierlichen Erfassen von während des Fahrbetriebs zwischen dem Meßwertaufnehmer (12, 13) und dem Meßwertgeber (10, 11) gemessenen Werten einer Abstandsänderung (d),
Mittel (14) zum Vergleichen der Werte mit entsprechenden Referenzwerten,
Mittel (14) zum Bewerten der Ergebnisse aus dem Vergleich der Werte und der Referenzwerte auf Kenngrößen für das Vorliegen einer Kippneigung des Fahrzeugs hin.
einen Meßwertaufnehmer (12, 13) zum kontinuierlichen Erfassen von während des Fahrbetriebs zwischen dem Meßwertaufnehmer (12, 13) und dem Meßwertgeber (10, 11) gemessenen Werten einer Abstandsänderung (d),
Mittel (14) zum Vergleichen der Werte mit entsprechenden Referenzwerten,
Mittel (14) zum Bewerten der Ergebnisse aus dem Vergleich der Werte und der Referenzwerte auf Kenngrößen für das Vorliegen einer Kippneigung des Fahrzeugs hin.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, gekennzeichnet durch
Speichermittel (15) zum Zwischenspeichern der erfaßten
Werte der Abstandsänderung und/oder der Kenngrößen.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 und 9, gekennzeichnet durch
eine Recheneinheit zum Aufzeichnen von Referenzwerten
der Abstandsänderungen während eines querkraftfreien
Fahrbetriebs in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit.
11. Vorrichtung nach Anspruch 8 bis 10, gekennzeichnet
durch eine Recheneinheit zur Durchführung des
Vergleichs der gespeicherten Werte und der
Referenzwerte anhand einer Mustererkennung.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11,
gekennzeichnet durch eine Recheneinheit zum Vergleichen
der Werte mit den Referenzwerten mittels Musterer
kennung und/oder Kenngrößen radindividuell an jedem Rad
und die Bewertung aller radindividuellen Muster
und/oder Kenngrößen auf eine Kippneigung des Fahrzeugs
hin.
13. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 8
bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß der an mindestens
einem Rad vorgesehene Meßwertgeber ein einen Luftspalt
aufweisender Drehzahlsensor ist.
14. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 8
bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß als Speichermittel
zum Zwischenspeichern der erfaßten Werte der
Abstandsänderung und/oder der Kenngrößen ein
Pufferspeicher oder ein Durchgangsspeicher vorgesehen
ist.
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