DE19610864A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung der Raddrehgeschwindigkeit - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung der RaddrehgeschwindigkeitInfo
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Description
Das erfindungsgemäße Verfahren beziehungsweise die
erfindungsgemäße Vorrichtung geht aus von einer
Raddrehzahlerfassung mit den Merkmalen des Oberbegriffs der
Ansprüche 1 und 6.
Zur Regelung beziehungsweise Steuerung der Bremskraft an den
einzelnen Rädern eines Kraftfahrzeugs sind aus dem Stand der
Technik vielerlei Regelungsstrategien, insbesondere zur
Vermeidung des Blockierens eines gebremsten Rades, bekannt.
Hier soll beispielhaft auf das Fachbuch: Adam Zomotor,
Fahrwerktechnik: Fahrverhalten, 1. Auflage, 1987,
ISBN 3-8023-0774-7, insbesondere die Seiten 85 bis 97,
verwiesen werden. Für eine solche Bremsregelung ist es
notwendig, den momentanen Bewegungszustand der Räder zu
ermitteln. Die Erfassung der Drehzahl beziehungsweise der
Drehgeschwindigkeit der Räder geschieht im allgemeinen mit
Hilfe von Drehzahlsensoren. Diese Sensoren können an den
einzelnen Rädern oder achsweise angebracht werden. Ausgehend
von den Radbewegungen werden, je nach Regelstrategie, die
Bremskräfte an den einzelnen Rädern beziehungsweise an den
Achsen eingestellt. Eine bekannte Regelstrategie ist die
sogenannte Select-High Regelung. Man geht dabei davon aus,
daß das Fahrzeug sich einseitig auf einer relativ glatten
Fahrbahn (kleiner Reibwert) bewegt, während die andere Seite
des Fahrzeugs sich auf einer Fahrbahn mit einem relativ
hohen Reibwert befindet. Bei einer solchen sogenannten µ-Split
Bremsung ist die obengenannte Select-High Regelung
bekannt. Select-High Regelung bedeutet dabei, daß die
Regelung des Bremsdrucks an dem Rad mit dem niedrigen
Reibwert von dem Rad mit dem höheren Kraftschluß abgeleitet
wird. Die Bremskraft des High-Rades wird also voll
ausgenutzt, das Rad auf der glatten Fahrbahnseite, das Low-Rad
kann aber blockieren. Insbesondere bei Bremssystemen,
die an einer Achse, beispielsweise einer Hinterachse,
lediglich einen einzigen Drehzahlsensor zur Ermittlung des
Mittelwertes der Achsgeschwindigkeit beziehungsweise ein
einziges Drucksteuerventil (Stellglied) aufweisen, wird bei
µ-Split Bremsung nach der oben beschriebenen Select-High
Regelung der Bremsdruck an der Hinterachse geregelt, um den
Bremsweg zu optimieren. Auf einer homogenen Fahrbahn kann
dann nach der Select-Low-Regelstrategie vorgegangen werden,
bei der das Rad mit dem niedrigeren Kraftschluß den
Bremsdruck für beide Räder bestimmt. Bei dieser Select-Low-
Regelung wird die mögliche Bremskraft am Rad auf der
griffigeren Fahrbahnseite nicht ganz ausgenutzt, dafür
bleibt aber eine hohe Seitenführungsfähigkeit erhalten.
Insbesondere für die Select-High Regelung ist es wichtig,
die möglichst genaue Drehzahl der Räder zu kennen.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin,
ausgehend von dem Mittelwert der Achsgeschwindigkeit die
Drehgeschwindigkeiten der Räder möglichst genau zu
bestimmen.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 6
gelöst.
Wie erwähnt, geht die Erfindung aus von einer Bestimmung der
Drehgeschwindigkeit wenigstens eines von zwei Rädern einer
Achse, wobei eine die mittlere Drehgeschwindigkeit der
beiden Räder repräsentierende erste Größe und eine die
Fahrzeuggeschwindigkeit repräsentierende zweite Größe erfaßt
wird. Diese sogenannte Referenzgeschwindigkeit kann in
bekannter Weise aus den Raddrehzahlen mit Hilfe logischer
Verknüpfungen gebildet werden, es kann aber auch die
Fahrzeuggeschwindigkeit als Referenzgeschwindigkeit dienen.
Der Kern der Erfindung besteht darin, daß zunächst die
Differenz zwischen einem aus der ersten Größe (mittlere
Drehgeschwindigkeit) abgeleiteten Wert und einem aus der
zweiten Größe (Referenzgeschwindigkeit) abgeleiteten Wert
gebildet wird. Diese Differenz wird mit einem Schwellwert
verglichen. Unterschreitet diese Differenz den Schwellwert,
so wird die Drehbewegung des Rades, das sich auf der
Fahrbahn mit dem niedrigeren Reibwert befindet, zu Null
bestimmt. Überschreitet jedoch die Differenz den
Schwellwert, so wird die Drehzahl des Rades, das sich auf
der Fahrbahn mit dem niedrigeren Reibwert befindet, zu einem
von Null abweichenden Wert bestimmt.
Die Erfindung ist vor dem Hintergrund zu sehen, daß bei
bekannten Systemen zur Erreichung einer guten
Bremsregelqualität mit einem optimalen Bremsweg im Select-
High-Fall angenommen wird, daß der gemessene Mittelwert an
der Hinterachse identisch ist mit der Radgeschwindigkeit des
High-Rades (Rad, das sich auf der Fahrbahn mit dem höheren
Reibwert bewegt, High-Rad). Auf der Grundlage der so
ermittelten Radgeschwindigkeit des High-Rades wird dann der
Bremsdruck an der gesamten Achse geregelt. Dieses Verfahren
hat aber den Nachteil, daß während der Select-High Regelung
das Low-Rad (das Rad, das sich auf der Fahrbahn mit dem
niedrigeren Reibwert bewegt) als blockiert angenommen wird.
Das Low-Rad kann aber während der Select-High Regelung
durchaus noch einen gewissen Geschwindigkeitsbeitrag zur
erfaßten mittleren Achsgeschwindigkeit liefern. In diesem
Fall liegt die angenommene Geschwindigkeit des High-Rades zu
hoch, was zu einer Verschlechterung der gesamten Regelung
führt. Die Erfindung hat vor diesem Hintergrund den Vorteil,
daß aus dem erfindungsgemäßen Vergleich geschlossen wird, ob
das Low-Rad noch einen Anteil an der erfaßten mittleren
Drehgeschwindigkeit liefert oder nicht. Man gelangt so zu
einer Verbesserung der Select-High Regelung.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen, daß bei
Unterschreiten des Schwellwertes die Drehbewegung des
anderen Rades, des High-Rades, als doppelte mittlere
Drehgeschwindigkeit der beiden Räder bestimmt wird.
Weiterhin kann vorgesehen sein, daß im Falle eines
Überschreitens des Schwellwertes die Drehbewegung des
anderen Rades, des High-Rades, als die
Fahrzeuggeschwindigkeit bestimmt wird. Durch diese
Ausgestaltung der Erfindung gelangt man zu einer relativ
genauen Angabe der Drehbewegung des High-Rades.
Wie schon erwähnt, ist insbesondere vorgesehen, daß die
erfindungsgemäß bestimmten Drehgeschwindigkeiten zu einer
Regelung beziehungsweise Steuerung der Bremskraft,
insbesondere im Sinne einer Select-High Regelung,
herangezogen werden.
Gegenstand der Erfindung ist neben dem erfindungsgemäßen
Verfahren eine entsprechende Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind den
Unteransprüchen zu entnehmen.
Die Fig. 1 zeigt ein Blockschaltbild der Erfindung, während
die Fig. 2 die Erfindung anhand eines Ablaufdiagramms
darstellt.
Im folgenden soll die Erfindung anhand eines
Ausführungsbeispiels dargelegt werden.
In der Fig. 1 ist mit dem Block 101 eine Einheit zur
Erfassung der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit Vref
bezeichnet, während mit dem Block 102 ein Sensor zur
Erfassung der mittleren Drehgeschwindigkeit der Räder einer
Achse, in diesem Beispiel der Hinterachse, bezeichnet ist.
Die Bildung der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit Vref
geschieht dabei in bekannter Weise durch eine logische
Verknüpfung der zur Verfügung stehenden Raddrehzahlsignale,
die Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit Vref kann aber auch als
Fahrzeuglängsgeschwindigkeit gemessen werden. Beispielsweise
kann als die die Fahrzeuglängsgeschwindigkeit
repräsentierende Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit das sich am
schnellsten drehende Rad des Fahrzeugs genommen werden.
Diese Größe Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit Vref steht im
allgemeinen in der Bremssteuereinheit 104 zur
Bremsschlupfermittlung zur Verfügung. In der Einheit 103
wird dann, wie anhand der folgenden Fig. 2 beschrieben
wird, die Drehgeschwindigkeit VH des High-Rades und die
Drehgeschwindigkeit VL des Low-Rades bestimmt. Diese
Geschwindigkeiten werden der Bremssteuereinheit 104
zugeführt, in der in an sich bekannter Weise diese
Raddrehzahlen zur Ermittlung des Bremsschlupfes mit der
Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit verglichen werden und
abhängig davon, beispielsweise im Sinne einer oben
beschriebenen Select-High Regelung, die
Radbremsen Bvr, Bvl und Bh zur Einstellung einer bestimmten
Bremskraft angesteuert werden.
Die Bestimmung der Drehgeschwindigkeiten des
High- beziehungsweise Low-Rades soll anhand der Fig. 2 näher
dargestellt werden. Nach dem Startschritt 201 werden im
Schritt 202 die aktuellen Werte der mittleren
Drehgeschwindigkeit VM der mittleren Drehzahl der Räder
einer Achse und die Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit Vref
eingelesen. Im Schritt 203 wird die Differenz Δ zwischen der
doppelten mittleren Drehgeschwindigkeit und der
Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit gebildet, um diese
Differenz Δ im Schritt 204 mit dem Schwellwert SW zu
vergleichen.
Unterschreitet die Differenz Δ den Schwellwert SW, so läßt
dies darauf schließen, daß das Low-Rad keinen Beitrag zur
mittleren Raddrehgeschwindigkeit liefert, das Low-Rad also
blockiert. In diesem Falle wird die Geschwindigkeit VH des
High-Rades als doppelte mittlere Drehgeschwindigkeit 2 *VM
gesetzt, während die Drehgeschwindigkeit des Low-Rades VL zu
Null bestimmt wird.
Überschreitet die Differenz Δ den Schwellwert SW, so läßt
dies darauf schließen, daß das Low-Rad einen Beitrag zur
mittleren Raddrehgeschwindigkeit liefert, das Low-Rad also
nicht vollständig blockiert. In diesem Falle wird die
Geschwindigkeit VH des High-Rades mit der
Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit Vref gleichgesetzt, während
die Drehgeschwindigkeit des Low-Rades VL als Differenz
zwischen der doppelten mittleren Drehgeschwindigkeit (2 * VM)
und der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit Vref bestimmt wird.
Nach dem Endschritt 207 wird der Ablauf erneut gestartet.
Erfindungsgemäß wird also zu einem Vergleich der mittleren
Radgeschwindigkeit mit der Fahrzeuggeschwindigkeit die
Differenz zwischen beiden ermittelt und diese Differenz dem
Low-Rad zugerechnet.
Claims (8)
1. Verfahren zur Bestimmung der Drehgeschwindigkeit
wenigstens eines von zwei Rädern einer Achse, wobei eine die
mittlere Drehgeschwindigkeit der beiden Räder
repräsentierende erste Größe und eine die
Fahrzeuggeschwindigkeit repräsentierende zweite Größe erfaßt
wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Bestimmung abhängig
von einem Vergleich der Differenz (2 * VM-Vref) zwischen einem
aus der ersten Größe abgeleiteten Wert (2 * VM) und einem aus
der zweiten Größe abgeleiteten Wert (Vref) mit einem
Schwellwert (SW) derart geschieht, daß bei Unterschreiten
des Schwellwertes die Drehbewegung des einen Rades (Low-Rad)
zu Null und bei überschreiten des Schwellwertes zu einem von
Null abweichenden Wert bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
bei Unterschreiten des Schwellwertes die Drehbewegung des
anderen Rades (High-Rad) als doppelte mittlere
Drehgeschwindigkeit (2 * VM) der beiden Räder bestimmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß im Falle eines Überschreitens des Schwellwertes die
Drehbewegung des anderen Rades (High-Rad) als die
Fahrzeuggeschwindigkeit (Vref) bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die bestimmten
Drehgeschwindigkeiten zu einer Regelung bzw. Steuerung der
Bremskraft herangezogen werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die bestimmten Drehgeschwindigkeiten Regelung bzw. Steuerung
der Bremskraft im Sinne einer an sich bekannten Select-High-
Regelung herangezogen werden.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch
1. dadurch gekennzeichnet, daß Mittel (104) zur Bestimmung
der Drehgeschwindigkeit wenigstens eines von zwei Rädern
einer Achse vorgesehen sind, wobei erste Erfassungsmittel
(102) eine die mittlere Drehgeschwindigkeit der beiden Räder
repräsentierende erste Größe und zweite Erfassungsmittel
(101, 104) eine die Fahrzeuggeschwindigkeit repräsentierende
zweite Größe erfassen, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mittel (104) derart ausgestaltet sind, daß die Bestimmung
abhängig von einem Vergleich der Differenz (2 * VM-Vref)
zwischen einem aus der ersten Größe abgeleiteten Wert (2 * VM)
und einem aus der zweiten Größe abgeleiteten Wert (Vref) mit
einem Schwellwert (SW) derart geschieht, daß bei
Unterschreiten des Schwellwertes die Drehbewegung des einen
Rades (Low-Rad) zu Null und bei überschreiten des
Schwellwertes zu einem von Null abweichenden Wert bestimmt
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die Mittel (104) weiterhin derart ausgelegt sind, daß bei
Unterschreiten des Schwellwertes die Drehbewegung des
anderen Rades (High-Rad) als doppelte mittlere
Drehgeschwindigkeit (2 * VM) der beiden Räder bestimmt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Mittel (104) weiterhin derart ausgelegt sind, daß
im Falle eines Überschreitens des Schwellwertes die
Drehbewegung des anderen Rades (High-Rad) als die
Fahrzeuggeschwindigkeit (Vref) bestimmt wird.
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- 1996-03-20 DE DE1996110864 patent/DE19610864B4/de not_active Expired - Fee Related
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