DE19506290A1 - Verfahren zur Herstellung eines muldenförmigen Gegenstandes aus Kunststoff, insbesondere eines Sanitärgegenstandes - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines muldenförmigen Gegenstandes aus Kunststoff, insbesondere eines SanitärgegenstandesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines muldenförmigen Gegenstandes aus Kunststoff mit
einer aus Boden und Seitenwänden gebildeten Mulde, deren
Öffnung durch einen umlaufenden Muldenrand begrenzt
ist.
Die Herstellung eines muldenförmigen Gegenstandes aus
Kunststoff, beispielsweise einer Badewanne, erfolgte
bisher in der Weise, daß eine Folie aus einem Sanitär
acryl in entsprechender Dicke in eine Negativform tief
gezogen wurde. Auf die Außenseite der so gebildeten
Grundform der Mulde wurde dann eine Verstärkungsschicht
aus einem mit Glasfasern versetzten Kunstharz aufge
spritzt, der dann entsprechend ausgehärtet wurde. Bei
diesem Verarbeitungsprozeß werden Lösungsmittel freige
setzt, die die Umgebungsluft belasten. Etwa erforderliche
Verstärkungselemente im Bodenbereich und im Bereich
des Wannenrandes sowie Befestigungselemente für die
Wannenfüße wurden hierbei in die Verstärkungsschicht
einlaminiert. Nach diesem Verfahren hergestellte Kunst
stoffbadewannen sind formstabil und haben sich in der
Praxis bewährt. Der Nachteil besteht lediglich darin,
daß die Werkstoffpaarung Acryl/glasfaserverstärktes
Polyesterharz nur mit erheblichem Aufwand trennbar ist,
so daß eine sortenreine Wiedergewinnung der einzelnen
Werkstoffe aus den Produktionsabfällen und zurückgenom
menen Altwannen nicht oder nur unter erheblichen Kosten
möglich ist.
Aus EP-A-0 052 869 ist es bekannt, in eine Stahlwanne
an die Stelle einer Emaillierung durch einen Tiefzieh
vorgang in den Stahlkörper aus einer Folie einen Innen
mantel aus einem thermoplastischem Kunststoff, beispiels
weise Acrylharz, einzuziehen.
Bei einer Beschädigung dieses Innenmantels kann dieser
aus der Stahlwanne herausgezogen werden und an Ort und
Stelle durch einen neuen Innenmantel ersetzt werden.
Bei einem Verschrotten einer unmodern gewordenen Altwanne
ist auch hier eine Trennung des Kunststoffes von dem
tragenden Stahlkörper möglich.
Aus FR-A-1 377 016 ist es ferner bekannt, eine Badewanne
dadurch herzustellen, daß in eine Form zunächst eine
Tragschale entsprechender Dicke aus einem Polyvenyl
chlorid tiefgezogen wird und daß dann in einem zweiten
Tiefziehschritt in diese Tragschale eine Deckschicht
aus einem Acrylharz eingebracht wird. Der Nachteil dieses
Verfahrens besteht darin, daß Verstärkungen im Bodenbe
reich, Anschlußelemente für die Wannenfüße und ähnliches
nicht eingebunden werden können.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein vereinfach
tes Verfahren zur Herstellung von Badewannen aus Kunst
stoff zu schaffen.
Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst,
daß über einen die Innenfläche der Mulde formenden Form
kern eine in einen Rahmen eingespannte erwärmte Folie
aus einem tiefziehgeeigneten thermoplastischen Kunststoff
gezogen wird, daß bei Annäherung der Folienfläche an
die den Boden der Mulde formende Kopffläche des Formkerns
zwischen Folie und Kopffläche Luft eingeblasen wird,
daß die Einblasung von Luft spätestens dann beendet
wird, wenn der Rahmen den den Muldenrand formenden
Bereich des Formkerns erreicht und dann bis zur Anlage
des Rahmens an einer Dichtfläche die Folie weiter ausge
zogen wird, daß durch Abführen der Luft aus dem Zwischen
raum zwischen Formkern und Folie zumindest im Bereich
des Muldenrandes die Folie nur vorgeformt wird, daß
danach zum Aufbringen einer Verstärkungsschicht ein
Formoberteil aufgesetzt wird, das einen Formraum über
dem Folienkörper begrenzt, in den ein thermoplastischer
Kunststoff als Verstärkungsschicht eingespritzt wird.
Dieses Verfahren erlaubt es, die Vorteile des Tiefzieh
verfahrens durch seine vielfältigen Formgebungsmöglich
keiten und den besonderen Vorteilen des Folienwerkstoffes,
hier insbesondere Sanitäracryl, auf der Benutzerseite
einerseits und die Vorteil hinsichtliche Formgebung,
hohem Mechanisierungsgrad und Materialauswahl beim Auf
bringen der Verstärkungsschicht andererseits auszunutzen.
Durch die Lufteinblasung während des Ziehvorganges wird
eine nahezu gleichmäßige Wandstärke des Folienmaterials
praktisch über den gesamten Verformungsbereich erzielt,
da die Folie auf der eingeblasenen Luft "schwimmt" und
daher nicht in Kontakt mit den Kanten des Formkerns
steht und dementsprechend nicht in den Kantenzonen be
grenzt stärker ausgezogen werden kann. Der besondere
Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht insbe
sondere darin, daß das unterschiedliche Wärmedehnungs-
bzw. -schrumpfungsverhalten des Folienmaterials einer
seits und des einzuspritzenden thermoplastischen Kunst
stoffmaterials andererseits ausgeglichen wird. Hierbei
besteht insbesondere der Vorteil, daß für den als Ver
stärkungsschicht einzubringenden thermoplastischen
Kunststoff auch ein Recyclat verwendet werden kann.
Damit ist weiterhin der Vorteil gegeben, daß sowohl
bei der Fertigung durch Besäumen der Fertigteile anfallen
de Abfälle wieder sortenrein getrennt und als Recyclat
wieder verwendet werden können, was bisher bei Kunststoff
wannen mit glasfaserverstärkter Polyesterharzschicht
als Verstärkungsschicht praktisch nicht möglich war.
Da zweckmäßigerweise das zur Bildung der Verstärkungs
schicht einzuspritzende Material in das Formoberteil
im Bereich des zu bildenden Muldenbodens eingespritzt
wird und damit über den Bodenbereich in die Seitenwand
bereiche bis in den Bereich des Muldenrandes gedrückt
wird, bietet das erfindungsgemäße Verfahren den weiteren
Vorteil, daß in diesem, den Muldenrand bildenden Bereich
eine genügende Verformungsreserve vorhanden ist, wenn
beim vorangegangenen Ausziehen der Folie über den Form
kern dieser Bereich nicht vollständig ausgezogen wird.
Die durch das Einspritzen des Kunststoffmaterials für
die Verstärkungsschicht bedingten Dehnungen des Folien
körpers werden hierbei voll aufgenommen, so daß erst
mit Eintritt des Kunststoffmaterials in diesen Bereich
der Form über die Luftabsaugung die endgültige Formgebung
des Muldenrandes erfolgt. Der weitere Vorteil des erfin
dungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß durch eine
entsprechende Formgestaltung der Außenseite der hinter
spritzten, die Muldenaußenseite bildenden Bereiche der
fertigen Mulde eine gute Gestaltfestigkeit der Mulde
erzielt werden kann. So ist es möglich, beispielsweise
den den Muldenboden aber auch den Muldenrand auf der
Außenseite abdeckenden Bereich im Formwerkzeug so zu
gestalten, daß die fertige Außenseite ein kassettenartig
gestaltetes Muster aus sich kreuzenden Stegen aufweist,
so daß mit einer Wandstärke zwischen 5 und 8 mm sowohl
für den am Folienkörper anliegenden Schichtteil als auch
für die Stege eine hohe Gestaltfestigkeit erreicht werden
kann. Hierbei ist ferner die Möglichkeit gegeben, daß
über diese Stege Anschlußbereiche zur Befestigung von
Wannenfüßen oder dergl. von der den Bodenbereich des
Folienkörpers überdeckenden Verstärkungsschicht "abgekop
pelt" werden können, so daß das hierfür notwendige
größere Kunststoffvolumen infolge der beim Erkalten
zwangsläufig eintretenden Schrumpfung sich nicht auf
den Folienkörper überträgt.
In zweckmäßiger Ausgestaltung der Erfindung ist vorge
sehen, daß die Einblasung der Luft in einem Bereich
der Kopffläche des Formkerns erfolgt, in dem im Boden
der herzustellenden Mulde der Abflußbereich geformt
wird. Damit ist sichergestellt, daß die Abformung der
Einblasstelle auf dem Folienkörper und damit auf der
fertiggestellten Wanne beim Ausschneiden des Abflußloches
später entfernt wird und damit keine Beeinträchtigung
der Optik der als Benutzerfläche dienenden Innenfläche
des Muldentroges gegeben ist.
In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung
ist vorgesehen, daß als Folie ein continous-cast-Acryl
verwendet wird. Die Verwendung dieses Materials bietet
zum einen den Vorteil, daß als Ausgangsmaterial eine
dünnere Folie verwendet werden kann mit einer Dicke
von beispielsweise 2,0 bis 2,5 mm, die jedoch wegen
ihres hohen Molekulargewichtes von etwa 800 000 g/mol
besonders günstige Gebrauchseigenschaften besitzt. Da
die Folie und der aus der Folie hergestellte Folienkörper
lediglich die Aufgabe hat, eine gegen chemische, mechani
sche und bis zu einem gewissem Grade auch thermische
Einwirkungen widerstandsfähige Gebrauchsoberfläche der
fertigen Mulde zu schaffen, während die Formstabilität
des fertigen Muldenkörpers ausschließlich über die ge
spritzte Verstärkungsschicht geschaffen wird, ergeben
sich hier auch Kostenvorteile, da für die Verstärkungs
schicht entsprechend preiswerte Recyclate eingesetzt
werden können. Es ist jedoch durchaus möglich, mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren auch eine Folie oder Platte
aus cell-cast-Acryl oder extrudierte einschichtige Acryl
platten oder koextrudierte zweischichtige, mit einer
Trägerschicht, beispielsweise Acrylnitril-Butadien-
Styrol (ABS) versehene Acrylplatten, zu verarbeiten,
die jedoch herstellungsbedingt eine Dicke von mind.
3 mm aufweist. Aus Gründen der Formstabilität ist jedoch
eine derartige Foliendicke schon nicht mehr erforderlich.
In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung ist vorgesehen,
daß als thermoplastischer Kunststoff zur Bildung der
Verstärkungsschicht Polypropylen (PP), Polyethylen (PE),
Polystyrol (PS), Polyethylenterephthalat (PET) oder
Polymethylmethacrylat (PMMA) sowie Mischungen aus diesen
Materialien verwendet werden. Diese thermoplastischen
Kunststoffe können hierbei bevorzugt in Form von
Recyclaten eingesetzt werden.
In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung ist vorgesehen,
daß die Folie auf ihrer dem Formkern abgewandten Flächen
seite mit einem Haftvermittler versehen ist. Das Aufbrin
gen der Haftvermittlerschicht auf eine glatte Fläche
ist grundsätzlich sehr viel einfacher und kann bereits
bei der Herstellung der Folie durchgeführt werden. Damit
ist auch sichergestellt, daß am gezogenen Folienkörper
auch in Eckenbereichen eine ausreichende Haftvermittler
schicht vorhanden ist, während bei einem späteren Auf
bringen auf einen bereits fertiggeformten Folienkörper,
was in der Regel nur durch einen Sprühvorgang erfolgen
kann, die Gefahr besteht, daß gerade in derartigen Ecken
bereichen "blanke" Stellen verbleiben, in denen dann
keine einwandfreie Haftung mit dem als Verstärkungsschicht
aufzuspritzenden Kunststoff erfolgt.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand schematischer
Zeichnungen am Beispiel der Herstellung einer Badewanne
näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 bis 4 die wesentlichen Verfahrensschritte
bis zum Abschluß des Spritzvorganges,
Fig. 5 in größerem Maßstab die Ausbildung des
Wannenrandes im Schnitt,
Fig. 6 der Verfahrensschritt entsprechend Fig. 2
für eine andere Wannenform,
Fig. 7 eine Ansicht des fertigen Wannenbodens.
Wie aus Fig. 1 ersichtlich, wird für die Durchführung
des Verfahrens ein Formkern 1 benötigt, dessen Außen
fläche 2 der Benutzerfläche der herzustellenden Bade-
oder Duschwanne entspricht. Der Formkern 1 ist im Bereich
seiner den Boden des Wannentroges formenden Kopffläche
3 mit wenigstens einer Öffnung 4 versehen, die mit einer
Einrichtung zur Erzeugung von Blasluft in Verbindung
steht. Diese Öffnung wird entsprechend dem herzustellen
den Wannenmodell am Formkern 1 in dem Bereich angeordnet,
in dem an der fertigen Wanne die Abflußöffnung ange
bracht wird. Damit ist gewährleistet, daß sich bei dem
nachfolgenden Tiefziehvorgang die nicht zu vermeidende
"Abbildung" der Öffnung 4 auf der zu ziehenden Folie
durch Ausschneiden entfernt wird.
In den den Wannenrand formenden Bereichen 5 weist der
Formkern Öffnungen 6 und 7 auf, die vorzugsweise in
den Kanten- bzw. Eckenbereichen angeordnet sind, in
denen die die Seitenwandungen des Wannentroges bildenden
Flächen in die den Wannenrand bildenden Flächen übergehen
(Öffnung 6) und in den Bereichen, in denen die Flasche
des Wannenrandes in die Umlaufkante des Randes übergehen
(Öffnungen 7). Die Öffnungen 6 und 7 stehen jeweils
mit einer Einrichtung zur Erzeugung eines Unterdruckes
in Verbindung.
In einen hin- und herbewegbaren (Pfeil 9) Halterahmen 8
ist eine Platte oder Folie 10 aus einem Polymethylmeth
acrylat eingespannt, die zunächst durch eine hier nicht
näher dargestellte Heizeinrichtung auf eine Temperatur
von etwa 160°C aufgeheizt wird. Der Formkern 1 ist hier
bei über entsprechende Einrichtung, beispielsweise in
die Formkernwandung integrierte Rohre, durch ein entspre
chendes Heizmittel auf eine Temperatur von etwa 85 bis
90°C aufgeheizt.
Dem Formkern 1 ist im Bereich des zu formenden Wannen
randes eine mit entsprechender Kontur umlaufende Dicht
fläche 11 zugeordnet, an die der Halterahmen 8 dicht
angelegt werden kann. Sobald nun die Folie 10 auf die
erforderliche Temperatur aufgeheizt ist, wird der Halte
rahmen 8 gegen den Formkern bewegt. Sobald sich nun
die Folie 10 der Kopffläche 3 des Formkerns 1 nähert,
wird über die Einblasöffnung 4 aufgewärmte Luft einge
blasen. Die Luft weist hierbei eine Temperatur von minde
stens 150°C auf. Der Halterahmen 8 wird nun weiter bewegt,
bis er, wie in Fig. 2 dargestellt, an der Dichtfläche
11 des Formkerns 1 anliegt. Bei dieser Abwärtsbewegung
wird die Folie über dem Formkern 1 zu einer Art Ballon
aufgeblasen, der überraschenderweise auch bei einer
rechteckigen Ausgangsform der Folie eine über die gesamte
Ballonfläche gleiche Wandstärke aufweist. Durch die
Blasluft wird der unmittelbare Kontakt zwischen den
Kanten 3.1 der Kopffläche unterbunden, so daß die Folie
10 auf den Luftpolstern "schwimmt" und nicht "um die
Ecke" gezogen wird. Sobald nun der Halterahmen 8 die
Dichtfläche 11 erreicht, wird die Einblasluft abgestellt
und gleichzeitig über die Öffnungen 6 und 7 die im Zwi
schenraum 12 zwischen Formkern 1 und Folie 10 befindliche
Luftmenge abgesaugt. Hierbei fließt aus dem Zwischenraum
13 zwischen der Kopffläche 3 und dem darüber befindlichen
Teil der Folie die eingeblasene Luft ab, so daß sich
dieser Folienbereich 10.1 auf die Kopffläche auflegt.
Gleichzeitig werden, wie in Fig. 3 dargestellt, die
die Seitenwände des Wannentroges bildenden Flächenbe
reiche 10.2 an die entsprechenden Flächen des Formkerns
1 dicht angelegt. Aus Gründen der klareren Darstellung
ist hierbei zwischen der Außenfläche des Formkerns 1
und den entsprechenden Folienbereichen 10.1 und 10.2
ein Zwischenraum belassen worden. Da der Bereich 10.2
bereits bei dem voraufgegangenen Blasvorgang entsprechend
ausgezogen worden ist, liegen sich diese Flächenbereiche
ohne nennenswerte weitere Verformung am Formkern an.
Die den Wannenrand bildenden Bereiche 10.3 der Folie
werden nur soweit ausgeformt, daß, wie aus Fig. 4 er
sichtlich, ein Formoberteil 14 aufgesetzt werden kann.
Das Formoberteil 14 ist so bemessen, daß über dem aus
Fig. 3 ersichtlichen Folienkörper ein Formraum 15 ver
bleibt. Das Formoberteil wird dichtschließend aufgesetzt
und weist auf seiner der Kopffläche 3 des Formkerns
zugeordneten Bodenfläche 16 mehrere Einspritzöffnungen
17 auf, die mit einer entsprechenden Extrudereinrichtung
in Verbindung stehen und durch die ein thermoplastischer
Kunststoff in den Formraum 15 eingespritzt werden kann.
Bei diesem Verfahrens schritt hat sich der Folienkörper
auf die mit etwa 85 bis 90°C vorgegebene Temperatur
des Formkerns 1 abgekühlt. Nach dem Aufsetzen des Form
oberteils 14 wird nun der die Verstärkungsschicht bilden
de Kunststoff über die Einspritzöffnungen 17 in den
Formraum 15 eingedrückt. Der Kunststoff tritt hier jeweils
mit der für den betreffenden Kunststoff vorgesehenen
Verarbeitungstemperatur ein. Diese beträgt bei Polystyrol
etwa 200°C, bei Polymethylmethacrylat etwa 220°C und
bei Polypropylen etwa 240°C.
Durch das mit einem Druck von etwa 30 Bar in den Form
raum 15 eingespritzte Kunststoffmaterial wird der Folien
körper aufgeheizt, so daß sich das Folienmaterial auch
entsprechend in Richtung auf den Bereich des Wannenrandes
ausdehnt. Da in diesem Bereich der Folienkörper noch
nicht vollständig ausgeformt ist, steht durch den Folien
bereich 10.3 eine Verformungsreserve zur Verfügung,
so daß durch den eindringenden heißen Kunststoff das
Folienmaterial auch in die Eckenbereiche gedrückt und
damit der Wannenrand ausgeformt wird. Hierbei stehen
die Öffnungen 6 und 7 zumindest mit der Umgebungsluft
in Verbindung. Zweckmäßig ist es jedoch, wenn zu diesem
Zeitpunkt kurzfristig ein Unterdruck angelegt wird.
Auch das Formoberteil 14 ist über entsprechende Heizein
richtungen in bekannter Weise auf Betriebstemperatur
gebracht worden. Nach Anschluß des Spritzvorganges kann
nun durch die Beaufschlagung des Formoberteils und des
Formkerns statt eines Heizmittels ein Kühlmittel einge
leitet werden, so daß die Erstarrung des flüssigen Kunst
stoffes schnell erfolgt und anschließend das Formoberteil
aufgefahren und der fertige Wannenkörper abgenommen
werden kann.
Fig. 5 zeigt in etwas größerem Maßstab den Bereich des
Wannenrandes der fertig hinterspritzten Wanne in einer
vom Formkern 1 abgehobenen Position. Obwohl der Formkern 1
in seinem Randbereich 5 die Abzugsöffnungen 6 und 7
aufweist, ergeben diese jedoch auf der fertigen Wanne
keinerlei Markierungen, wenn die Abzugsöffnungen 6 und 7
jeweils in den Eckenbereichen der Form angeordnet sind.
Es hat sich überraschenderweise nämlich herausgestellt,
daß bei dem vorstehend beschriebenen Ablauf des kombinier
ten Hinterspritzens und Ziehens trotz einer scharfkantigen
Formgebung diese Bereiche des Formkerns die Folie 10
nur mit einer entsprechenden Rundung verformt wird,
so daß ein geringer Restabstand zwischen der Ecke der
Form und der entsprechenden Kante der Folie in diesem
Bereich verbleibt und damit eine "Abbildung" der Absaug
öffnungen 6 und 7 unterbleibt. Zur vollständigen Fertig
stellung der Wanne wird dann noch der Spannrand 19 der
Folie 10 abgetrennt.
In Fig. 6 ist der Fig. 2 entsprechende Verfahrensschritt
für eine Wannenform dargestellt, bei der der umlaufende
Wannenrand in einem vorgegebenen Bereich als Sitz- und/
oder Ablagefläche entsprechend groß gestaltet ist. Auch
hier wird nach der Anlage des Halterahmens 8 an der
Dichtfläche 11 über die Öffnungen 6 und 7 der Zwischen
raum 12 nach dem Abschalten der Blasluft abgesaugt,
so daß, wie vorstehend beschrieben, die Folienbereiche
10.2 an den zugehörigen Flächen des Formkerns 1 anliegen.
Fig. 7 zeigt eine Aufsicht auf die Verstärkungsschicht
im Bereich des Wannenbodens. Während die die Seitenwände
und den Wannenrand bildenden Bereiche des Wannentroges
mit einer glatten Verstärkungsschicht von beispielsweise
5 mm versehen ist, kann zur Erhöhung der Tragfestigkeit
der fertigen Wanne der Bodenbereich zusätzlich mit sich
kreuzenden Rippen 18 versehen sein, wobei die Dicke
der stegförmigen Rippen zweckmäßigerweise höchstens
gleich groß der unmittelbar an den Bodenfläche der Folie
anliegenden Verstärkungsschicht ist, um für alle Bereiche
gleichmäßige Wanddicken zu haben und so ein "Einfallen"
des hinterspritzten Kunststoffes beim Abkühlen zu ver
meiden, was sonst entweder zu Ablösungen der hinterspritz
ten Kunststoffschicht von der Folie oder aber zu Verfor
mungen der Folie führen würde, die sich auf der Benutzer
seite, d. h. auf der Innenseite des Wannentroges dann
als entsprechendes Gittermuster abbilden würde.
Bei entsprechender Ausgestaltung des Formoberteils 14
in diesem Bodenbereich, beispielsweise durch die Verwen
dung von Schieberteilen und dergl., ist es möglich,
im Bereich von Kreuzungspunkten auf der freien Kanten
seite der Stege 18 entsprechende Materialverdickungen
vorzusehen, die zur Aufnahme von Befestigungselementen
dienen können, ohne daß hierbei das durch die Material
verdickung bedingte Einfallen beim Abkühlen sich auf
die Folie überträgt. Ebenso ist es bei entsprechend
gestalteten Formoberteilen möglich, unmittelbar Befesti
gungselemente einzuspritzen, beispielsweise Gewindemut
tern aus Metall oder Kunststoff, die vor dem Aufsetzen
des Formoberteils entsprechend in das Formoberteil ein
gelegt werden. Da sich diese Verstärkungsstruktur in
dem Bereich des Formoberteils befindet, über den der
Kunststoff eingespritzt wird, kann über eine entsprechen
de Halte zeit an der Spritzeinrichtung beim Erkalten
eine entsprechende Kunststoffmenge noch nachgedrückt
werden, so daß selbst bei größeren Materialansammlungen,
wie sie für die Anordnung von Befestigungselementen
notwendig sind, ein "Einfallen" keine Auswirkungen auf
die Folie haben kann. Auch für den Bereich des Wannen
randes kann das Formoberteil entsprechend gestaltet
sein, so daß auch hier durch entsprechende Verstärkungs
strukturen eine höhere Gestaltfestigkeit erzielt werden
kann.
Die zur Bildung der Verstärkungsschicht eingesetzten
thermoplastischen Kunststoffe oder Kunststoffmischungen
können schaumbildende Substanzen enthalten, die beim
Einspritzen in den Formraum 15 die sich bildende Verstär
kungsschicht aufschäumen. Neben einer Gewichtsreduzierung
ergibt sich eine geringere Wärmedurchlässigkeit des
fertigen muldenförmigen Gegenstandes.
Die gesamte Formeinrichtung wird zweckmäßigerweise so
angeordnet, daß der Halterahmen 8 vertikal ausgerichtet
ist und der Formkern 1 sowie das Formoberteil 14 ent
sprechend ausgerichtet sind, so daß die Folie 10 beim
Aufheizen praktisch nicht ausbauchen kann.
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung eines muldenförmigen Gegen
standes aus Kunststoff, insbesondere eines Sanitärgegen
standes, mit einer aus Boden und Seitenwänden gebildeten
Mulde, deren Öffnung durch einen umlaufenden Muldenrand
begrenzt ist, dadurch gekennzeichnet, daß über einen
die Innenfläche der Mulde formenden Formkern (1) eine
in einen Rahmen (8) eingespannte erwärmte Folie (10)
aus einem tiefziehgeeigneten thermoplastischen Kunststoff
gezogen wird, daß bei Annäherung der Folienfläche an
die den Boden der Mulde formende Kopffläche (3) des
Formkerns (1) zwischen Folie (10) und Kopffläche (3)
Luft eingeblasen wird, daß die Einblasung von Luft späte
stens dann beendet wird, wenn der Rahmen (8) den den
Muldenrand formenden Bereich (5) des Formkerns (1) er
reicht, daß bis zur Anlage des Rahmens (8) an einer
Dichtfläche (11) die Folie (10) zu einem Folienkörper
ausgezogen wird, daß durch Abführen der Luft aus dem
Zwischenraum (12) zwischen dem Formkern (1) und der
Folie (10) zumindest im Bereich des Muldenrandes (5)
der Folienkörper nur vorgeformt wird, daß danach zum
Aufbringen einer Verstärkungsschicht ein Formoberteil
(14) aufgesetzt wird, das einen Formraum (15) über dem
Folienkörper begrenzt, in den ein thermoplastischer
Kunststoff als Verstärkungsschicht eingespritzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einblasung der Luft in einem Bereich der Kopf
fläche (3) des Formkerns (1) erfolgt, die im Boden der
Mulde den Abflußbereich formt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß als Folie ein continous-cast-Polymethylmeth
acrylat verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Folie eine Dicke von 2,0
bis 2,5 mm aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß für die Verstärkungsschicht
Polypropylen (PP), Polyethylen (PE), Polystyrol (PS),
Polyethylenperephalat (PET) oder Polymethylmethacrylat
(PMMA) sowie Mischungen von wenigstens zweien dieser
Kunststoffsorten verwendet werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Kunststoff für die Verstärkungs
schicht mit einem Druck von max. 20 bis 50 Bar, vorzugs
weise 25 bis 30 Bar in den Formraum (15) eingespritzt
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Verstärkungsschicht eine Stärke
von 5 bis 8 mm aufweist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Folie (10) auf der dem Formkern
(1) abgewandten Seite mit einem Haftvermittler versehen
ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß der thermoplastische Kunststoff
für die Verstärkungsschicht schaumbildende Substanzen
enthält, die beim Einspritzen in den Formraum (15) die
sich bildende Verstärkungsschicht aufschäumen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995106290 DE19506290A1 (de) | 1995-02-23 | 1995-02-23 | Verfahren zur Herstellung eines muldenförmigen Gegenstandes aus Kunststoff, insbesondere eines Sanitärgegenstandes |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995106290 DE19506290A1 (de) | 1995-02-23 | 1995-02-23 | Verfahren zur Herstellung eines muldenförmigen Gegenstandes aus Kunststoff, insbesondere eines Sanitärgegenstandes |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19506290A1 true DE19506290A1 (de) | 1996-08-29 |
Family
ID=7754827
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1995106290 Withdrawn DE19506290A1 (de) | 1995-02-23 | 1995-02-23 | Verfahren zur Herstellung eines muldenförmigen Gegenstandes aus Kunststoff, insbesondere eines Sanitärgegenstandes |
Country Status (1)
Country | Link |
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1995
- 1995-02-23 DE DE1995106290 patent/DE19506290A1/de not_active Withdrawn
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