DE19500354C1 - Verfahren zur Herstellung von Durchflußreaktionskartuschen für bioanalytische Systeme und Bioreaktoren - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Durchflußreaktionskartuschen für bioanalytische Systeme und BioreaktorenInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist ein einfaches, neuartiges Ver
fahren zur Herstellung von Trägermaterialien mit immobili
sierten Biokatalysatoren für Durchflußreaktionskartuschen. Die
Erfindung bezieht sich auf die Immobilisierung von Enzymen
(und, gegebenenfalls zusätzlich Elektronenmediatoren und/oder
Coenzyme oder Coenzymanaloga), Mikroben oder anderen biolo
gischen oder biochemischen Systemen auf elektrisch leitfähigen
Materialien mit einer den Durchfluß einer Flüssigkeit erlau
benden porösen Struktur (filz-, schwamm- oder gewebeartig),
die als Füllmaterial in Kartuschen oder Reaktoren für Durch
fluß-Systeme (z. B. FIA) eingesetzt werden können. Die Immo
bilisierung erfolgt durch Einschluß der biokatalytisch aktiven
Komponente(n) in elektrolytisch auf das Trägermaterial abzu
scheidende Polymere. Dabei wird der Träger - z. B. Graphitfilz -
als Anode geschaltet. Die Abscheidung kann auf großflächigen
Stücken des Materials vorgenommen werden, so daß aus einem
Stück eine Vielzahl von Einzelkartuschen mit möglichst gleichen
Eigenschaften hergestellt werden können.
Oftmals werden in Fließinjektions-Analysensystemen (J. Ruzicka,
E. H. Hansen, Anal. Chim. Acta 78 (1975) 145) sogenannte Enzym
kartuschen eingesetzt, die in der durchfließenden Lösung eine
Reaktion durch enzymatische Katalyse hervorrufen. Ein Beispiel
hierfür liefern Ukeda, Yoshioka, Matsumoto und Osajima (in: GBF
Monogr. 17, VCH Weinheim 1991). Üblicherweise erfolgt erst nach
Durchfluß durch die Kartusche die Detektion eines
Reaktionsproduktes (oder der Konzentrationsabnahme eines
Eduktes) mittels verschiedener Methoden. Hierbei können neben
elektrischen auch optische oder thermische Detektionsverfahren
eingesetzt werden.
Für die Immobilisierung der Enzyme in der Kartusche werden
verschiedene Verfahren angewendet. Gebräuchlich ist die
kovalente Immobilisierung an kommerziell erhältlichen, akti
vierten Materialien wie CNBr-aktivierter Sepharose (Ukeda et
al., a.a.O.) oder CPG (controlled porous glass) (P.W. Carr,
L.D. Bowers, Immobilized Enzymes in Analytical and Clinical
Chemistry; Fundamentals & Applications, Vol. 56, New York
1980). Auch Einschlußverfahren z. B. in Alginatkügelchen finden
Verwendung.
Allen Verfahren ist gemeinsam, daß die Immobilisierung
vergleichsweise aufwendig und hinsichtlich der Reprodu
zierbarkeit relativ problematisch ist. Die der Erfindung
zugrundeliegende Aufgabenstellung wird dadurch gelöst, daß die
Biokomponenten mittels eines einfachen, ein- oder mehrstufigen
Verfahrens durch Einschluß in ein auf einem elektrisch
leitenden Träger abzuscheidendes Polymer immobilisiert werden.
Diese Immobilisierungsmethode ist für die Fixierung von Enzymen
aufaktiven Elektrodenoberflächen weit verbreitet (H.L.
Schmidt, w. Schuhmann, F.W. Scheller, F. Schubert, in: Sensors
- A Comprehensive Survey Vol. 3, VCH Weinheim 1992). Dabei kann
die Enzymbeladung erhöht werden, indem man die effektive
Elektrodenoberfläche maximiert. So verwendeten Esch und Lukas
für ihren Glucose-Biosensor eine aus transversal zur Oberfläche
verlaufenden Hohlfibern bestehende Membran (Eur. Pat. App1., 10
pp., CODEN: EPXXDW EP 554 955 A1 930 811).
Die Abscheidung von Elektropolymeren ist jedoch keineswegs nur
auf relativ glatte Elektrodenoberflächen beschränkt. So ist
auch die Beschichtung von Graphitfilz mit Polypyrrol be
schrieben (H. Feldhues, Ger. Offen., 6 pp., CODEN: GWXXBX
DE 36 09 646 A1 870 924, 1987).
Gegenstand der beschriebenen Erfindung ist die Anwendung der
Abscheidung von Elektropolymeren auf Graphitfilz oder Mate
rialien vergleichbarer Eigenschaften (poröse Struktur, große
spezifische Oberfläche und elektrische Leitfähigkeit), um auf
diesem Material Enzyme oder andere Biokomponenten zu immo
bilisieren. Auf diese Weise lassen sich Füllmaterialien für
Durchflußreaktoren mit immobilisierten Biokomponenten her
stellen.
Dabei wird der Filz zunächst für die Immobilisierung als Anode
geschaltet. Befindet er sich hierbei in einer Lösung der
Biokomponenten und eines elektropolymerisierbaren Monomers -
z. B. Pyrrol -, so wird auf dem Filz eine Schicht des Polymers
abgeschieden, in welche die Biokomponenten eingeschlossen sind.
Gegebenenfalls kann auch vor der Polymerisation eine Adsorption
oder Elektroadsorption der Biokomponenten vorgenommen werden.
In diesem Falle, würde eine Adsorbatschicht erzeugt, welche
erst nachträglich mit dem Elektropolymer abgedeckt und so
fixiert wird. Auch der nachträgliche Einschluß in ein zuvor
abgeschiedenes Polymer durch elektrochemische Behandlung oder
eine elektrochemische Regenerierung einer solchem
Immobilisatschicht ist denkbar. Ein Vorteil des erfindungs
gemäßen Verfahrens ist, daß der Immobilisierungsprozeß auf
großen Trägermaterialstücken erfolgen kann, die erst nach
träglich zerschnitten werden. Damit sollte sich ein hohes Maß
an Reproduzierbarkeit hinsichtlich der katalytischen Eigen
schaften der Einzelstücke erreichen lassen. In bioanalytischen
Fließsystemen kann einer mit einem solchen katalytisch aktiven
Material beschickten Kartusche ein Detektorsystem zur Messung
eines Eduktes oder Produktes der in der Kartusche ablaufenden
Reaktion nachgeschaltet werden. Dies ist mit den verschie
densten optischen, elektrochemischen oder thermischen
Detektionsverfahren denkbar.
Prinzipiell eignet sich das Material nicht nur bei der Immo
bilisierung, sondern auch im Durchflußreaktor als Elektrode.
Somit erlaubt die Durchflußreaktionskartusche nicht nur die
Durchführung chemischer und biokatalysierter, sondern auch
elektrochemischer und elektrokatalytischer Reaktionen bzw.
Kombinationen dieser Reaktionstypen. Dabei kann der Träger auch
zur elektrochemischen Detektion eingesetzt werden. Hierbei kann
sich die große Elektrodenoberfläche vorteilhaft auswirken. Bei
coulometrischer Detektion etwa kann diese die quantitative
Umsetzung eines Substrates garantieren. So kann z. B. ein
Substrat katalytisch durch im Polymer eingeschlossenes Enzym
unter Wasserstoffperoxidbildung quantitativ oxidiert werden.
Das Wasserstoffperoxid kann sodann am als Anode geschalteten
Träger quantitativ oxidiert werden. Gegebenenfalls kann durch
Zugabe eines organischen oder anorganischen Mediators, z. B.
Iodid, in die Trägerstromlösung die Überspannung des
Wasserstoffperoxids am Elektrodenmaterial herabgesetzt werden.
Das Verfahren eignet sich für alle biokatalytisch aktiven
Komponenten, die sich in Elektropolymere einschließen lassen,
also Enzyme, Elektronenmediatoren, (modifizierte) Coenzyme,
Mikroben, Zellen sowie Kombinationen aus den genannten Kompo
nenten.
Nachführend wird ein Ausführungsbeispiel beschrieben, daß die
Möglichkeit der Immobilisierung durch Einschluß in ein auf
Graphitfilz abgeschiedenem Polypyrrol und den Einsatz in einem
Fließinjektionssystem belegt.
Als Trägermaterial wurde ®Sigratherm GFA 5, ein kommerziell
erhältlicher Graphitfilz, verwendet. Dieser wird üblicherweise
als Wärmedämmung, Filter, poröse Elektrode, Lötunterlage etc.
verwendet wird.
Auf dem als Anode geschaltetem Stück Graphitfilz wurde eine
Polypyrrol-Glucose-Oxidaseschicht abgeschieden. Hierzu wurde
ein Stück des Filzes (ca. 5×5×5 mm³) in einer GOD-Lösung (500
u/ml in 0.1 M KCl, 0.1 M Pyrrol) für 300 Sekunden auf 750 mV
vs. Ag/Agcl/3 M KCl polarisiert.
Das Ansprechverhalten des Filzes bei Injektion einer 100 mM
Glucoselösung wurde in einem einfachen, nach dem wall-jet-
Prinzip konstruierten FIA-System untersucht. Hierzu wurde der
Filz selber als Arbeitselektrode geschaltet (700 mV vs
Ag/Agcl/3 M KCl). Es zeigt:
Fig. 1 das Ansprechverhalten des Polypyrrol-Glucoseoxidase
beschichteten Graphitfilzes im FIA-System bei
dreifacher Injektion einer 100 mM Glucose-Lösung.
Claims (8)
1. Verfahren zur Herstellung von Trägermaterialien mit immobi
lisierten Biokomponenten für Durchflußreaktionskartuschen
dadurch gekennzeichnet, daß als Träger elektrisch leitende
Materialien poröser, filz- oder wolleartiger Struktur dienen
und auf diesen durch Einschluß in durch anodische Oxidation
abgeschiedene Polymere die Biokomponenten eingeschlossen
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
Polymere unsubstituierte oder substituierte Polypyrrole, Poly
phenole, Polyaniline, Polythiophene, Polyazulene, Polyphen
oxazine, Polyphenothiophene, Polyphenazine verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
Träger Graphitfilz, Kohlefilz, Platinwolle oder Silberwolle,
metallisierter Graphit- oder Kohlefilz oder ein metallisierter
oder graphitisierter poröser Träger verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
katalytisch aktive Biokomponente Enzyme, Coenzyme,
Coenzymanaloga, Elektronenmediatoren, Zellen, Antikörper oder
Kombinationen solcher Komponenten eingeschlossen werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Trägermaterial selbst als Arbeitselektrode dient.
6. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß eine
Regenerierung oder Erhöhung der Aktivität des Immobilisat
beschichteten Trägers durch elektrochemische Behandlung
erfolgt.
7. Verwendung des mit dem Verfahren gemäß Anspruch 1 erzeugten
Trägermaterials in Durchflußreaktionskartuschen zur Durch
führung biochemischer und elektrochemischer Reaktionen.
8. Verwendung des mit dem Verfahren gemäß Anspruch 1 erzeugten
Trägermaterials in Sensoren.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995100354 DE19500354C1 (de) | 1995-01-07 | 1995-01-07 | Verfahren zur Herstellung von Durchflußreaktionskartuschen für bioanalytische Systeme und Bioreaktoren |
Applications Claiming Priority (1)
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DE1995100354 DE19500354C1 (de) | 1995-01-07 | 1995-01-07 | Verfahren zur Herstellung von Durchflußreaktionskartuschen für bioanalytische Systeme und Bioreaktoren |
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Publication Number | Publication Date |
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DE19500354C1 true DE19500354C1 (de) | 1995-10-19 |
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ID=7751125
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DE1995100354 Expired - Fee Related DE19500354C1 (de) | 1995-01-07 | 1995-01-07 | Verfahren zur Herstellung von Durchflußreaktionskartuschen für bioanalytische Systeme und Bioreaktoren |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE19500354C1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP1739415A3 (de) * | 2001-05-31 | 2007-02-28 | Instrumentation Laboratory Company | Verfahren zur Wiederherstellung der funktionellen Eigenschaften eines elektrochemischen Sensors |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3609646A1 (de) * | 1986-03-21 | 1987-09-24 | Hoechst Ag | Flexible, elektrisch leitfaehige verbundkoerper, verfahren zu ihrer herstellung und ihre verwendung |
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1995
- 1995-01-07 DE DE1995100354 patent/DE19500354C1/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (1)
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---|---|---|---|---|
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
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8100 | Publication of the examined application without publication of unexamined application | ||
D1 | Grant (no unexamined application published) patent law 81 | ||
8364 | No opposition during term of opposition | ||
8339 | Ceased/non-payment of the annual fee |