DE1473275C - Verfahren und Vorrichtung zum Bestimmen der Wärmeleitfähigkeit, vorzugsweise nichtmetallischer Werkstoffe - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Bestimmen der Wärmeleitfähigkeit, vorzugsweise nichtmetallischer WerkstoffeInfo
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Description
ί 473
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen der Wärmeleitfähigkeit, vorzugsweise nichtmetallischer
Werkstoffe oder Verbundkörper, bei Temperaturen oberhalb 800° C, bei dem eine scheibenartige
Probe durch Quanten- oder Teilchenbeschuß erwärmt und der Wärmedurchfluß durch die
Probe aus der auf ihren beiden Seitenflächen auftretenden Strahlungswärme ermittelt wird.
Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zum Durchführen dieses Verfahrens.
Bei einem aus »Physikalische Zeitschrift«, 1938, S. 431 bis 436, bekannten Verfahren zum Bestimmen
der Wärmeleitfähigkeit nichtmetallischer Werkstoffe wird eine quadratische Probe von 10 cm Kantenlänge
und 3 bzw. 5 cm Dicke zwischen zwei durch elektrische Widerstandsheizung erwärmte Platten gebracht,
wobei die Temperatur der einen Platte niedriger als die der anderen gehalten wird. Zum Messen der
Temperaturdifferenz zwischen Ober- und Unterseite « der Probenplatte und des von der wärmeren zur kaiteren
Heizplatte fließenden Wärmestromes wird eine Vielzahl von Thermoelementen verwendet. Diese sind
in Nuten der Probe eingelegt und werden während der Messung in den Nuten verschoben. Diese bekannte
Einrichtung ist zur Ermittlung der Wärmeleitzahl von keramischen Stoffen, Wärmeschutzstoffen
und ähnlichen Materialien bis zu Temperaturen von 800° C gedacht.
Bei diesem bekannten Verfahren ist es schwierig, den tatsächlich durch die Probe fließenden Wärmestrom
zu messen, da die Wärme trotz entsprechender Vorkehrungen nicht nur in Richtung der geringsten
Ausdehnung der Scheibe abfließt. Die Anordnung der für die Messung erforderlichen Thermoelemente ist
aufwendig, stört das Temperaturfeld und führt zu Ungenauigkeiten bezüglich des Ortes der Temperaturmessung.
Schließlich benötigt man lange Meßzeiten, um sicherzustellen, daß der für eine hinreichend
genaue Messung erforderliche Gleichgewichtszustand hergestellt ist.
Aus dem »Journal of Applied Physics«, 1961, Vol.32, S. 1363 bis 1370, ist ein Meßverfahren der
obengenannten Art bekannt, bei dem eine scheibenförmige Probe einseitig durch einen Elektronenstrahl
erwärmt wird. Dieser Elektronenstrahl wird durch Rechteck- oder Sinuswellen moduliert und die resultierende
Temperaturmodulation beider Oberflächen der Probe photoelektrisch gemessen, wobei die Intensität
des Photostromes durch die resultierende Temperatur moduliert wird. Beim Wärmedurchgang
durch die Probe ergibt sich eine von der Temperaturleitfähigkeit des Probenmaterials abhängige Phasenverschiebung
der Intensitätsschwankungen. Ein erheblicher Nachteil dieses Verfahrens besteht darin,
daß die eigentlich interessierende Wärmeleitfähigkeit auf dem Umweg über die Temperaturleitfähigkeit
ermittelt wird, so daß zusätzlich die ebenfalls temperaturabhängige spezifische Wärme und das spezifische
Gewicht des Probenmaterials bestimmt werden müssen. Darüber hinaus erlaubt auch dieses Verfahren
trotz des hohen Aufwandes nur eine auf etwa ±10% geneue Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit.
Bei einem anderen aus »The Review of Scientific Instruments«, Vol. 33, 1962, S. 57 bis 63, bekannten
Meßverfahren der in Rede stehenden Art wird eine Probe durch die von einem elektrischen Lichtbogen
erzeugte und durch Reflektoren auf die Probe gelenkte Wärmestrahlung einseitig erhitzt. Alle Messungen
werden in einem stationären Zustand durchgeführt, indem der Wärmestrom durch die Probe mit
Hilfe der von der nicht bestrahlten Seite der Probe ausgehenden Wärmestrahlung mit einem absolut geeichten
Strahlungsempfänger (Thermopile) gemessen wird und gleichzeitig die Wärmestrahlung beider
Flächen der Probe über zwei weitere Reflektoren zur Temperaturmessung auf ein Strahlungspyrometer gelenkt
wird. Die letztgenannten Reflektoren müssen in der optischen Achse des Systems angeordnet werden,
damit die Temperaturen der beiden Probenoberflächen möglichst genau gemessen werden. Dabei
schirmt einer der Reflektoren einen erheblichen Teil der einen Probenfläche gegen die durch Strahlung zuzuführende
Energie ab, während der zwischen Probe und Thermopile befindliche Reflektor einen großen
Teil der von der nicht bestrahlten Probenoberfläche ausgehenden Wärmestrahlung vom Thermopile fernhält.
Dadurch werden trotz des großen apparativen Aufwands erhebliche Verfälschungen der Meßergebnisse
verursacht.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Meßverfahren zum Bestimmen der Wärmeleitfähigkeit, vorzugsweise
nichtmetallischer Werkstoffe, bei Temperaturen oberhalb 800° C zu schaffen, das bei hoher Meßgeschwindigkeit
genauere Meßwerte liefert und trotzdem einfach in der Durchführung ist, so daß eine der Durchführung
dieses Verfahrens dienende Anordnung auch mit Fernbedienungsgeräten, wie sie in heißen Zellen
bei neutronenbetrahlten Proben verwendet werden, arbeiten kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß beide Seitenflächen der Probe gleichzeitig
durch Quanten- oder Teilchenbeschuß mit für jede Seite gesondert einstellbarer Intensität und/oder
Energie auf eine vorbestimmte absolute Temperatur Ts erhitzt werden und anschließend an der einen
Seite der Probe (Seite 1) eine Temperatur T1 >
Ts eingestellt wird, so daß infolge des jetzt zwischen
beiden Seitenflächen der Probe bestehenden Temperaturgefälles die Temperatur der anderen Seite
(Seite 2) ansteigt, bis die Wärmeleitung durch die Probe und die Wärmeabstrahlung von der Seite 2 der
Probe bei einer sich hier einstellenden Temperatur T1,
gleich groß sind, und daß aus den Temperaturen T1, T2 und Ts die Wärmeleitfähigkeit bestimmt wird. ·
Bezeichnet man mit / die vom Wärmestrom durchsetzte Probenfläche und mit d die Dicke der Probe, β
so erhält man bei einer Wärmeleitfähigkeit k die infolge Wärmeleitung durch die Probe transportierte
Wärmemenge
Q (TT)
wenn T1 die Temperatur der Seite 1 und T2 die Temperatur
der Seite 2 der Probe ist und T1 > T2.
Mit der Strahlungskonstanten σ gilt für die infolge des Temperaturanstieges von Ts auf T2 von der Oberfläche
2 abgestrahlte Wärmemenge
Im stationären Zustand sind beide Wärmemengen gleich groß, und man erhält die Wärmeleitfähigkeit
der Probe
°'d (T* -T
k=
(T*
2
2
Ein Ausführungsbeispiel der Meßanordnung zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in der Zeichnung dargestellt und wird im folgenden
näher beschrieben. Es zeigt
Fig. 1 eine Probe mit Erwärmungseinrichtung,
Fig. 2 eine schematische Darstellung der Meßanordnung.
Die in Fig. 1 dargestellte Probe 3 besteht aus
einem keramischen, also schlecht leitendem Material, ist auf beiden Seiten mit einer gut leitenden
Schicht 1, 2, beispielsweise Molybdän, bedampft und wird im Vakuum durch einstellbaren Elektronenbeschuß
von den Kathoden 4 und 5 erhitzt.
In F i g. 2 ist eine solche Probe 11 in einem Behälter mit einem die Randzone der scheibenförmigen
Probe umgebenden Abschirmkörper 13 zwischen den Kathoden 14 und 15 angeordnet und in bezug auf
diese als Anode geschaltet. Der Behälter wird während der Messung evakuiert, um Verfälschungen des
Meßergebnisses durch Konvektion auszuschließen. Dvie von den beiden Oberflächen der Probe aus- ao
gehende Wärmestrahlung tritt durch Fenster 17 und 18 aus dem Vakuumbehälter und gelangt über ein
optisches System 19 bis 24 wahlweise auf das Strah-'lungspyrometer
16.
Es ist zweckmäßig, den die Randzone umschließenden Abschirmkörper durch die Erwärmungseinrichtung
und/oder eine Hilfserwärmungseinrichtung zu beheizen.
Die Ausführungsmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Anordnung sind selbstverständlich nicht auf
das dargestellte und beschriebene Beispel beschränkt.
Das Verfahren kann auch für metallische oder mit metallischen Umhüllungen versehene Werkstoffe ohne
weiteres eingesetzt werden. Um eine möglichst gleichmäßige Erhitzung sicherzustellen, können zusätzlich
elektronen- oder ionenoptische Einrichtungen bei der Kathode und gegebenenfalls auch bei der als Anode
verwendeten Probe vorgesehen werden.
Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß durch die gleichzeitige Erwärmung
beider Seitenflächen der Probe auf vorbestimmte Temperaturen Ts Messungen bei beliebig
hohem Temperaturniveau vorgenommen werden können und der die Wärmeleitung in der Probe bewirkende
Temperaturgradient durch die frei wählbare Temperatur T1
> Ts eingestellt werden kann. Das ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil die Wärmeleitfähigkeit
eines Stoffes keine Konstante, sondern eine in hohem Maße temperaturabhängige Größe ist
und bei vielen Stoffen der funktionale Zusammenhang von Wärmeleitfähigkeit und Temperatur unstetig
verläuft. Das gilt im besonderen Maße auch für nichtmetallische Werkstoffe und im Bereich höherer
Temperaturen.
Die Art der gewählten Erwärmung und insbesondere die Messung der Temperaturen und die abgestrahlte
Wärme bringt es ferner mit sich, daß nicht unbedingt die gesamte Probenfläche gleichmäßig erwärmt
werden muß. Wesentlich ist nur, daß dies für einen bestimmten Bereich, vorzugsweise, in der Mitte
der Probenflächen, sichergestellt wird.
Schließlich kann man mit dem Verfahren nach der
Erfindung auch in einfacher Weise Verbundkörper, beispielsweise keramische Kernbrennstoffe mit metallischer
Umhüllung, untersuchen.
Es ist auch möglich, zur Untersuchung radioaktiver Werkstoffe die gesamte Meßeinrichtung in eine heiße
Zelle einzubauen, da Messungen und Probenwechsel von außen durchgeführt werden können.
Claims (7)
1. Verfahren zum Bestimmen der Wärmeleitfähigkeit, vorzugsweise nichtmetallischer Werkstoffe
oder Verbundkörper, bei Temperaturen oberhalb 800° C, bei dem eine scheibenartige
Probe durch Quanten- oder Teilchenbeschuß erwärmt und der Wärmedurchfiuß durch die Probe
aus der auf ihren beiden Seitenflächen auftretenden Strahlungswärme ermittelt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß beide Seitenflächen der Probe gleichzeitig durch Quanten- oder
Teilchenbeschuß mit für jede Seite gesondert einstellbarer Intensität und/oder Energie auf eine
vorbestimmte absolute Temperatur Ts erhitzt werden
und anschließend an der einen Seite der Probe eine Temperatur T1
> T5 eingestellt wird, so daß infolge des jetzt zwischen beiden Seiten-Sachen
der Probe bestehenden Temperaturgefälles die Temperatur der anderen Seite ansteigt, bis
die Wärmeleitung durch die Probe und die Wärmestrahlung dieser Seite bei der sich hier einstellenden
Temperatur T., gleich groß sind, und daß aus den Temperaturen T1, T2 und Ts die
Wärmeleitfähigkeit errechnet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Proben bzw. die Probenoberflächen
durch Elektronenbeschuß erhitzt werden.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 und 2, gekennzeichnet
durch einen evakuierbaren Behälter (12), der eine Halterung für eine Probe (11) und eine Einrichtung
zum Erwärmen der Probe umfaßt und mit Fenstern (17, 18) für den Durchtritt der Wärmestrahlung versehen ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Behälter ein die Probe
(11) seitlich umgebender Abschirmkörper (13) angeordnet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Abschirmkörper durch die
Erwärmungseinrichtung und/oder durch Hilfserwärmungseinrichtungen
beheizbar ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 3 bis 5, gekennzeichnet durch ein optisches System zum wahlweisen
Beaufschlagen eines Strahlungspyrometers (16) durch die aus den Fenstern (17, 18) austretende
Wärmestrahlung der beiden Probenseitenflächen (1, 2).
7. Vorrichtung nach Anspruch 3 bis 6, gekennzeichnet durch zwei im Behälter (12) mit Abstand
zur Wandung und zur Probe vorgesehene Kathoden (14, 15), wobei die Probe, vorzugsweise
über ihre Halterung elektrisch geschaltet, als Anode für einen Elektronenbeschuß als Erwärmungseinrichtung
dient.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
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