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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Bauwerksüberwachungssystem, das ein Sensornetz mit einer Mehrzahl von an unterschiedlichen Stellen in oder an einem Bauwerk verankerten Sensornetzknoten, die jeweils wenigstens einen Weg- und/oder Winkelsensor und wenigstens einen, eine zusätzliche physikalische und/oder chemische Größe neben dem Weg und/oder dem Winkel erfassenden Ergänzungssensor aufweisen, und eine mit den Sensornetzknoten gekoppelte Kalibrierungseinrichtung aufweist. Die Erfindung betrifft ferner ein Bauwerksüberwachungsverfahren, bei dem mit einem Sensornetz mit einer Mehrzahl von an unterschiedlichen Stellen in oder an einem Bauwerk verankerten Sensornetzknoten, die jeweils wenigstens einen Weg- und/oder Winkelsensor und wenigstens einen, eine zusätzliche physikalische und/oder chemische Größe neben dem Weg und/oder dem Winkel erfassenden Ergänzungssensor aufweisen, Zustände am Bauwerk erfasst werden.
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Aufgrund der stetig steigenden Anforderungen an die Belastbarkeit und die Nutzbarkeit von Bauwerken, insbesondere von Brücken, ergibt sich zur Vermeidung von Schäden oder gar Einstürzen von Bauwerken die Notwendigkeit, diese geeignet zu überwachen. Zwar existiert eine Vielzahl von Sensoren, die man grundsätzlich zur Bauwerksüberwachung einsetzen kann, jedoch gibt es bis heute kein wirklich zu vertretbaren Kosten installierbares und praktikables Bauwerksüberwachungssystem, das bei laufender Nutzung des jeweiligen Bauwerks kontinuierlich Auskünfte über den baulichen Zustand eines Bauwerks zur Verfügung stellt.
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Es ist vorgeschrieben, turnusmäßige Bauwerksüberwachungen durchzuführen, bei welchen an dem betreffenden Bauwerk an unterschiedlichen Stellen spezifische Sensoren, wie beispielsweise Dehnmessstreifen, angebracht werden. Dabei werden für die Verbindungen zwischen den Sensoren feste Kabelverbindungen eingesetzt. Dies bedeutet einen immer wieder erneut anfallenden enormen Zeit- und Materialaufwand. So ist beispielsweise die Verkabelung der Sensoren an großen Eisenbahnbrücken mit Kabellängen von 20 km und mehr verbunden, die teilweise nur mit Hubsteigern oder Rüstungen, bei abgeschalteter Fahrleitung und/oder gesperrten Gleisen, nur an Wochenenden und in Nächten installiert werden können.
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Durch den Einsatz von Lichtwellenleitern ist es zwar möglich, einzelne Messverstärker über einen relativ weiten Bereich entfernt voneinander zu betreiben, jedoch ist an den jeweiligen Messstellen eine Spannungsversorgung bereitzustellen. Zudem muss mit Lichtwellenleitern sorgsam umgegangen werden, um einen Defekt der optischen Seele zu vermeiden.
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Außerdem verbleibt das Problem, dass mit den bekannten Verfahrensweisen zum Bauwerksmonitoring jeweils nur Momentaufnahmen des Bauwerkzustandes gewinnbar sind.
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Es wurden im Stand der Technik Versuche unternommen, den zeit- und personalaufwändigen Verkabelungsaufwand durch Festinstallationen von Sensoren zu vermeiden. So ist aus der Druckschrift
DE 10 2017 217 125 A1 ein Verfahren zur Überwachung eines Neubaus bekannt, bei dem Sensoreinheiten vorzugsweise mit jeweiliger Batterie in das Baumaterial des Bauwerks eingemischt werden. Ganz abgesehen von den Belastungen, die auf die Sensoreinheiten während des Einmischens und der Bauphase einwirken, wodurch hier ausschließlich sehr robuste Sensoreinheiten zum Einsatz kommen können, führt die vorgeschlagene Vorgehensweise dazu, dass beim fertigen Bauwerk die Sensoreinheiten völlig undefiniert in dem Bauwerk liegen. Daher muss jede der Sensoreinheiten zunächst gesucht und dann eingemessen werden. Bei wiederholter Vermessung der einzelnen Sensoreinheiten kann eine Lageänderung detektiert werden. Das beschriebene Verfahren ist für Bestandsbauwerke nicht anwendbar.
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Die Druckschrift
DE 10 2006 009 447 B4 beschreibt ein Verfahren zur Diagnostik von Tragwerken und belastungsbedingten Verformungen von Bauelementen dieser Tragwerke in baulichen Anlagen. Hierzu werden Marken an dem Tragwerk und Referenzmarken an einer das Tragwerk aufweisenden Halle angebracht, deren Positionskoordinaten von einem unterhalb des Tragwerkes platzierten Lageerfassungssystems, wie einem Laser-Scanner, erfasst werden. Das Verfahren weist einen Diagnoseschritt auf, bei welchem eine definierte Prüflast an verschiedenen Stellen des Tragwerkes aufgebracht wird und für jede Orientierung der Prüflast ein Messpunktnetz aufgenommen wird, auf Basis dessen Belastungskennwerte des Tragwerkes berechnet werden. Zusätzlich zu den Messwerten der Marken werden weitere Parameter des Tragwerkes messtechnisch durch Sensoren, wie Temperatur- und Feuchtesensoren, erfasst.
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Die Druckschrift
CN 1 07 860 538 A offenbart ein mobiles System und ein zugehöriges Verfahren zur Überwachung einer Bauteilbelastung. Das System umfasst eine Vorrichtung, die auf das zu überprüfende Bauteil aufgebracht wird und gezielt Kräfte auf das Bauteil aufbringt. Ferner umfasst das System einen Neigungssensor und einen Empfänger für den Neigungssensor, welche dazu dienen, eine Auslenkung des Bauteils zu erfassen.
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Die Funktionalität und Störsicherheit solcher Systeme kann deutlich verbessert werden, wenn ein Sensornetz mit funkbasierten Sensorknoten verwendet wird. Um ein solches System nutzen zu können, musste bisher jeweils die aktuelle Position jedes Sensors des Sensornetzes nach dessen Anbringung am Bauwerk beispielsweise über mehrere Funkpeilungen einzeln vermessen werden, was wiederum sehr zeitaufwändig ist und Fehlerquellen in sich birgt.
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Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein System und ein Verfahren zur Bauwerksüberwachung zur Verfügung zu stellen, die es ermöglichen, permanent dynamische Veränderungen an einem Bauwerk zu erfassen.
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Die Aufgabe wird zum einen durch ein Bauwerksüberwachungssystem gelöst, das ein Sensornetz mit einer Mehrzahl von an unterschiedlichen Stellen in oder an einem Bauwerk verankerten Sensornetzknoten, die jeweils wenigstens einen Weg- und/oder Winkelsensor und wenigstens einen, eine zusätzliche physikalische und/oder chemische Größe neben dem Weg und/oder dem Winkel erfassenden Ergänzungssensor aufweisen, und eine mit den Sensornetzknoten gekoppelte Kalibrierungseinrichtung aufweist, wobei das Bauwerksüberwachungssystem einen fixen, mit der Kalibrierungseinrichtung gekoppelten Kalibrierpunkt und eine Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit aufweist, in der jeweils eine Position des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors relativ zu dem Kalibrierpunkt ohne Belastung des Bauwerks als eine erste Referenzposition des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors und jeweils eine Position des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors relativ zu dem Kalibrierpunkt mit definierter Belastung des Bauwerks als eine zweite Referenzposition des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors gespeichert sind.
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Das erfindungsgemäße Bauwerksüberwachungssystem unterscheidet sich von bisherigen Monitoringanordnungen für Bauwerke dadurch, dass damit für die Vermessung der Bauwerksstruktur nicht wie bisher Absolutwerte an definierten Positionen des Bauwerks einzeln vermessen werden, sondern von dem fixen Kalibrierpunkt aus die Weg- und/oder Winkelsensoren des Sensornetzes in ihrer geometrischen Lage definiert werden. Hierfür werden mindestens zwei Referenzpositionen während der Kalibrierung des Sensornetzwerkes ermittelt, welche ohne Belastung und mit Belastung des Bauwerks die exakte geometrische Lage der Einzelsensoren definieren und somit einen Teil des dynamisch zu vermessenden Bereichs abbilden.
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Vorzugsweise ist bei dem erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungssystem die Kalibrierungseinrichtung direkt mit den Sensornetzknoten gekoppelt.
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Jeder im Bauwerksüberwachungssystem integrierte Sensor erhält damit automatisiert seien Null-Position über den Sensornetzknoten als zentralen Punkt zugewiesen.
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Die Kalibrierungseinrichtung dient einer Einrichtung und/oder einem Abgleich des Bauwerksüberwachungssystems. Nach der Kalibrierung kann die Überwachung der Bauwerksstruktur dauerhaft erfolgen.
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Die bei dem erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungssystem verwendeten Sensorknoten bzw. deren Sensoren können an strategisch wichtigen Punkten des Bauwerks platziert werden.
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Durch die Vernetzung der Sensornetzknoten können zwischen diesen nicht nur Daten übertragen werden, es ist ferner möglich, über das Sensornetz die einzelnen Sensornetzknoten mit Strom zu versorgen.
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In dem erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungssystem kommen insbesondere Weg- und/oder Winkelsensoren, aber auch weitere, andere physikalische und/oder chemische Größen als Weg und/oder Winkel messende Sensoren, die hier Ergänzungssensoren genannt werden, zum Einsatz. Mit den Weg- und/oder Winkelsensoren werden insbesondere Längen, Dehnungen, Abstände, Durchbiegungen und/oder deren Änderungen erfasst. Die derartigen an Bauwerken ermittelten Weg- und/oder Winkelmesswerte sind jedoch häufig von Umgebungsbedingungen, wie Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Bauwerksfeuchte, Luftzusammensetzung, Schall, Schwingungen usw., abhängig. Diese physikalischen und/oder chemischen Größen werden durch die Ergänzungssensoren vorzugsweise quantitativ erfasst und durch die Datenspeicher- und - verarbeitungseinheit zusammen mit den Messdaten der Weg- und/oder Winkelsensoren ausgewertet. Dadurch ist das erfindungsgemäße Bauwerksüberwachungssystem in der Lage, umgebungsbedingte Toleranzen auszugleichen und/oder Störgrößen zu kompensieren.
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Dabei werden vorzugsweise von der Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit die von den jeweiligen Sensoren ermittelten Sensorrohdaten über einen verknüpften Algorithmus mathematisch bearbeitet und gefiltert, sodass im Ergebnis eine Weg- und/oder Winkeländerung bezogen auf die ohne Bauwerksbelastung ermittelte erste Referenzposition ausgegebene werden kann.
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Vorzugsweise sind die bei dem erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungssystem eingesetzten Sensoren so ausgewählt, dass sie von ein und demselben Hersteller stammen. Dadurch kann ein einheitliches System geschaffen werden, bei dem die Sensoren optimal aufeinander abgestimmt sind. So können beispielsweise Sensorgenauigkeit, Sensordrift, Sensorhaltbarkeit, Sensorstromverbrauch, Sensorgröße usw. der Sensoren des Bauwerksüberwachungssystems so ausgewählt oder eingestellt werden, dass die Sensoren einander optimal ergänzen und die messbedingten Toleranzen des Sensornetzes nicht zu groß werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungssystems ist der Kalibrierpunkt an einem End- oder Randbereich des Bauwerks, wie beispielsweise an einem Ende einer Brücke, an dem die auf die Brücke wirkenden belastungsbedingten Schwingungen nahezu Null sind und wo die Position des Kalibrierpunktes relativ zu den anderen Teilen der Brücke dauerhaft definiert ist, angeordnet.
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Das erfindungsgemäße Bauwerksüberwachungssystem eignet sich insbesondere für Bestandsbauwerke, wie beispielsweise bestehende Bahn- oder Autobahnbrücken, an welchen das Bauwerksüberwachungssystem nachträglich montiert werden kann, kann aber auch an Neubauten installiert werden. In jedem Fall ist das erfindungsgemäße Bauwerksüberwachungssystem nicht an eine Bauphase gebunden.
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Durch das erfindungsgemäße Bauwerksüberwachungssystem ist eine stetige Veränderung der insbesondere durch die Weg- und/oder Winkelsensoren ermittelten Messwerte beobachtbar und analysierbar. Dadurch ist es möglich, Bestandsbauwerke, an welchen nicht exakt ein Grenzwert für eine Belastungsgrenze definiert werden kann, wie Neubauten zu überwachen. Aufgrund sich verändernder dynamischer Messwerte der Weg- und/oder Winkelsensoren bei Belastung des Bauwerks kann rückgeschlossen werden, wie die Alterung des Bauwerks fortschreitet. Bei zunehmender Bauwerksermüdung und damit sich rasant ändernder Messwerte bei Belastung kann so im Vorfeld eines auftretenden Schadensereignisses reagiert werden.
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Dadurch, dass bei der vorliegenden Erfindung die Sensoren des Sensornetzes nicht mit dem Bauwerk verbaut werden müssen, sondern nachträglich an dem Bauwerk montiert werden können, ergibt sich der Vorteil, dass vorzugsweise nur dort am Bauwerk die hochgenauen Sensoren des Sensornetzwerkes installiert werden, an denen eine Messung auch sinnvoll ist. Nachfolgend auftretende örtliche Gefahrenpunkte können jederzeit in das Sensornetz durch nachträgliche Installation zusätzlicher Sensorknoten berücksichtigt werden. Eine solche Vorgehensweise erfordert lediglich eine Neukalibrierung des Bauwerksüberwachungssystems.
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Es hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn der jeweils wenigstens eine Weg- und/oder Winkelsensor wenigstens ein Inertialsensor ist. Mit dem wenigstens einen Inertialsensor können berührungslos Messdaten zur Weg- und/oder Winkeländerung an dem Bauwerk geliefert werden. Besonders bevorzugt ist die Anwendung MEMS-basierter Inertialsensoren. Der wenigstens eine Inertialsensor dient der Trägheitserfassung und kann ein Schwingungssensor, ein Beschleunigungssensor, ein Drehratesensor oder ein ähnlicher Sensor sein. Veränderungen einer Wegstrecke und/oder eines Winkels werden bei dem wenigstens einen Inertialsensor in Zusammenwirken mit der Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit durch Auswertung dynamischer Schwingungen am Bauwerk bezogen auf wenigstens eine bei der Kalibrierung ermittelte erste und/oder zweite Referenzposition ermittelt.
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Die Kalibrierungseinrichtung kann beispielsweise positionsempfindliche Detektoren aufweisen. Dadurch kann sie hochgenau arbeiten.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist die Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit in einem der Sensornetzknoten integriert. Die Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit ist somit bei dieser Ausführungsform der Erfindung Bestandteil des Sensornetzes und erhält daher auf direktem Weg die Messdaten aller Sensornetzknoten und kann diese sofort, ohne Verluste verarbeiten. Bei Ausfall der Stromversorgung wird für eine redundante Speicherung der Messdaten gesorgt.
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Vorzugsweise sind die Sensornetzknoten des erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungssystems über ein Feld-Bus-System, wie einen CAN-Bus, miteinander gekoppelt. Dadurch kann eine sichere Datenübertragung und zusätzlich eine Energieversorgung des Sensornetzes ermöglicht werden. So kann beispielsweise hiermit garantiert werden, dass zu jedem Zeitpunkt eine entsprechende Energieversorgung an jedem der Sensoren des Sensornetzes zur Verfügung steht. Die von den Sensoren des Sensornetzes ermittelten Messwerte können zudem zu jedem Zeitpunkt mit der erforderlichen Datenrate sicher und lückenlos übertragen werden. Im Fehlerfall besteht über das Bussystem eine Redundanz des Übertragungsweges und gleichzeitig wird der Fehlerfall detektiert, unabhängig davon, wo der Fehler auftritt.
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Die Aufgabe wird ferner durch ein Bauwerksüberwachungsverfahren gelöst, bei dem mit einem Sensornetz mit einer Mehrzahl von an unterschiedlichen Stellen in oder an einem Bauwerk verankerten Sensornetzknoten, die jeweils wenigstens einen Weg- und/oder Winkelsensor und wenigstens einen, eine zusätzliche physikalische und/oder chemische Größe neben dem Weg und/oder dem Winkel erfassenden Ergänzungssensor aufweisen, Zustände an dem Bauwerk erfasst werden, wobei zum Kalibrieren der jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensoren ein fixer Kalibrierpunkt festgelegt wird und jeweils eine Position des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors relativ zu dem Kalibrierpunkt ohne Belastung des Bauwerks als eine erste Referenzposition des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors und jeweils eine Position des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors relativ zu dem Kalibrierpunkt mit definierter Belastung des Bauwerks als eine zweite Referenzposition des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors erfasst werden, und nach dem Kalibrieren die Weg- und/oder Winkelsensoren messen und ihre Messwerte zusammen mit den Messwerten der Ergänzungssensoren relativ zu der ersten und/oder der zweiten Referenzposition durch eine Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit ausgewertet werden.
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Das erfindungsgemäße Bauwerksüberwachungsverfahren ermöglicht eine dauerhafte Online-Messung, -Aufzeichnung und -Bewertung der Messwerte des wenigstens einen Weg- und/oder Winkelsensors und des wenigstens einen Ergänzungssensors. Dadurch ist es möglich, zu jedem Zeitpunkt Belastungszustände und/oder den aktuellen Verschleißzustand des überwachten Bauwerks zu ermitteln.
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Indem bei dem erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungsverfahren die jeweiligen Sensoren fest und dauerhaft an dem Bauwerk installiert sind und somit in der Lage sind, permanent Messungen an dem Bauwerk vorzunehmen, entfällt der aus dem Stand der Technik bekannte, ständig wiederkehrende Revisionsaufwand, wobei auch Eingriffe in das Umfeld des überwachten Bauwerks nicht nötig sind.
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Mit dem erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungsverfahren können nach einmaliger Kalibrierung dauerhaft und lückenlos statische Veränderungen durch nutzungsbedingte Belastungen, Überbelastung und Alterung einer Tragwerkskonstruktion des Bauwerks nachvollzogen werden.
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Es ist aber mit dem erfindungsgemäßen verfahren auch möglich, dann, wenn keine dynamischen Veränderungen mehr am Bauwerk mittels der angebrachten Sensoren detektiert werden, die Messung zwischenzeitlich zu stoppen, diskontinuierlich durchzuführen oder zu beenden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungsverfahrens wird als der wenigstens eine Weg- und/oder Winkelsensor wenigstens ein Inertialsensor, verwendet. Inertialsensoren, wie Schwingungssensoren, Beschleunigungssensoren, Drehratesensoren oder ähnliche Sensoren liefern sich dynamisch ändernde Messwerte, wie Weg- und/oder Winkeländerungen, in Korrelation mit einer auftretenden Belastung am überwachten Bauwerk.
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Alternativ können auch andere Messwertaufnehmer für den wenigstens einen Weg- und/oder Winkelsensor, wie beispielsweise optische Sensoren, z. B. Laser, eingesetzt werden.
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Besonders eignen sich als Inertialsensoren MEMS(Mikro-Elektro-Mechanische-System)-basierte Inertialsensoren, da diese besonders klein, robust und preiswert sind, um größere Sensornetze realisieren zu können.
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Es ist besonders von Vorteil, wenn bei dem erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungsverfahren die Messwerte der Sensoren der Sensornetzknoten von der in wenigstens einem der Sensornetzknoten implementierten Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit unter Verwendung eines Auswertealgorithmus verarbeitet werden. Der Auswertealgorithmus ist an das jeweils genutzte Bauwerksüberwachungssystem angepasst und ermöglicht die Filterung und Bewertung der Messwerte aller Sensoren des Bauwerksüberwachungssystems. Indem die Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit direkt in einem der Sensornetzknoten integriert ist, werden durch sie nicht nur die an diesem Sensornetzknoten erfassten Messwerte, sondern auch die Messwerte der Sensoren aller weiteren Sensoren der über das Sensornetz vernetzten, weiteren Sensornetzknoten verarbeitet. Dadurch ergibt sich eine besonders hohe Genauigkeit des Bauwerksüberwachungsverfahrens, wodurch es möglich ist, hochgenau Lageveränderungen von Elementen des Bauwerks zu detektieren und Störeinflüsse weitestgehend zu unterdrücken.
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Der prinzipielle Aufbau, die Funktion und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden im Folgenden anhand von Figuren verdeutlicht, wobei
- 1 schematisch eine Ausführungsform eines an einem Bauwerk vorgesehenen erfindungsgemäßen Bauwerksüberwachungssystems ohne Belastung des Bauwerks zeigt; und
- 2 schematisch das Bauwerksüberwachungssystem aus 1 mit Belastung des Bauwerks zeigt.
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1 zeigt schematisch ein Bauwerk 2 mit einem Bauwerksüberwachungssystem 1. Das Bauwerk 2 ist in dem gezeigten Ausführungsbeispiel ein Bestandsbauwerk, wie beispielsweise eine Brücke, die eine spezielle Tragkonstruktion mit wenigstens einem Festlager 12 und wenigstens einem Loslager 12` aufweist, kann aber auch irgendein anderes Gebäude sein. In 1 ist das Bauwerk 2 nicht belastet.
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An dem Bauwerk 2 sind in Abständen Sensorknoten 3, 4 des Bauwerksüberwachungssystems 1 fest und dauerhaft montiert. Jeder der Sensorknoten 3, 4 weist wenigstens einen Weg- und/oder Winkelsensor 5 und wenigstens einen eine zusätzliche physikalische und/oder chemische Größe neben dem Weg und/oder dem Winkel erfassenden Ergänzungssensor 6 auf. Der wenigstens eine Ergänzungssensor 6 kann beispielsweise wenigstens ein Temperatursensor und/oder wenigstens ein Drucksensor und/oder wenigstens ein Feuchtigkeitssensor sein.
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In dem gezeigten Ausführungsbeispiel weist einer der Sensorknoten 4 zusätzlich zu den Sensoren 5, 6 eine Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit 9 auf. In anderen Ausführungsformen der Erfindung kann die Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit 9 auch an einer anderen Stelle des Bauwerksüberwachungssystems 1 angeordnet sein.
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Die Sensorknoten 3, 4 sind miteinander zu einem Sensornetz 10 vernetzt.
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An einem Randbereich 11 des Bauwerks 2 ist ein fester Kalibierpunkt 8 festgelegt. Der Kalibrierpunkt 8 ist mit einer Kalibriereinrichtung 7 gekoppelt. Zum Kalibrieren des Bauwerksüberwachungssystems 1 wird jeweils eine Position des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors 5 eines jeweiligen Sensorknotens 3, 4 relativ zu dem Kalibrierpunkt 8, wie in 1 gezeigt, ohne Belastung des Bauwerks 2 als eine erste Referenzposition des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors 5 ermittelt.
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2 zeigt das Bauwerk 2 mit dem daran angebrachten Bauwerksüberwachungssystem 1 aus 1 in einem Zustand mit einer definierten Belastung 13. In diesem Zustand wird jeweils eine Position des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors 5 relativ zu dem Kalibrierpunkt 8 als eine zweite Referenzposition des jeweiligen Weg- und/oder Winkelsensors 5 erfasst.
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Nach der Aufnahme der ersten und der zweiten Referenzposition für jeden der Sensorknoten 3, 4 ist die Kalibrierung des Bauwerksüberwachungssystems 1 beendet. Nach dem Kalibrieren messen die Weg- und/oder Winkelsensoren 5 und die Ergänzungssensoren 6 permanent weiter. Dabei werden durch die Datenspeicher- und -verarbeitungseinheit 9 die Messwerte der Weg- und/oder Winkelsensoren 5 zusammen mit den Messwerten der Ergänzungssensoren 6 jeweils relativ zu den ersten und den zweiten Referenzpositionen ausgewertet und daraus ein aktueller Belastungs- und/oder Verschleißzustandes Bauwerks 2 abgeleitet.