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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Überwachen einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung, insbesondere einer Schaltanlage.
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Ein limitierender Faktor für die Stromtragfähigkeit von Elektroenergieübertragungsvorrichtungen wie beispielsweise Schaltanlagen, insbesondere Hochspannungsschaltanlagen, ist die Erwärmung von Komponenten durch elektrische Verluste. Durch die fehlende Rückmeldung über eine tatsächliche Erwärmung von Komponenten einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung wird eine Elektroenergieübertragungsvorrichtung aus Sicherheitsgründen in der Regel weit unterhalb ihrer tatsächlichen thermischen Belastungsgrenze betrieben. Mit anderen Worten werden Elektroenergieübertragungsvorrichtungen oft nicht bei einem für eine aktuelle Umgebungstemperatur maximal zulässigen Strom betrieben, so dass eine tatsächliche Erwärmung von Komponenten der Elektroenergieübertragungsvorrichtung oft weit unter einer zulässigen Erwärmung liegen kann.
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Außerdem weisen Elektroenergieübertragungsvorrichtungen oft eine derart hohe Wärmekapazität auf, dass sie für eine kurze Zeit elektrischen Strömen standhalten können, die einen Nennstrom deutlich übersteigen. Dieses Potential einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung wird meist nicht ausgenutzt.
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Ein der Ausnutzung der tatsächlichen thermischen Belastbarkeit einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung entgegenstehendes Problem besteht darin, dass derzeit die Temperatur einiger Komponenten (beispielsweise elektrischer Leiter) nicht messtechnisch erfasst werden kann. Dadurch kann in einem Fehlerfall nicht erkannt werden, wann zulässige Temperaturgrenzwerte überschritten werden.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Überwachen einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung anzugeben, das einen Betrieb der Elektroenergieübertragungsvorrichtung bis zu deren maximaler thermischer Belastbarkeit ermöglicht.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1, ein Computerprogramm mit den Merkmalen des Anspruchs 15 und eine Elektroenergieübertragungsvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 16 gelöst.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Überwachen einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung, insbesondere einer Schaltanlage, werden zeitaufgelöste Betriebszustandsdaten zu aktuellen, vergangenen und/oder zukünftigen Betriebszuständen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung, Umgebungszustandsdaten zu aktuellen, vergangenen und/oder zukünftigen Umgebungszuständen in einer Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung und/oder Sensordaten, die von wenigstens einem Sensor der Elektroenergieübertragungsvorrichtung erfasst werden und/oder erfasst wurden, aufgezeichnet. Mittels eines die Betriebszustandsdaten, Umgebungszustandsdaten und/oder Sensordaten verarbeitenden Berechnungsmodells wird ein Temperaturverlauf von aktuellen, vergangenen und/oder zukünftigen Temperaturen wenigstens eines Moduls der Elektroenergieübertragungsvorrichtung berechnet und anhand des berechneten Temperaturverlaufs wird eine thermische Auslastung des Moduls in Abhängigkeit von einer thermischen Belastungsgrenze für das Modul ermittelt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht eine präzise Ermittlung von Temperaturverläufen der Temperaturen einzelner Module, indem es zeitaufgelöste Betriebszustandsdaten zu Betriebszuständen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung, Umgebungszustandsdaten zu Umgebungszuständen in einer Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung und/oder Sensordaten berücksichtigt. Unter zeitaufgelösten Daten werden hier Daten verstanden, denen jeweils ein Zeitpunkt zugeordnet ist, beispielsweise indem die Daten jeweils einen digitalen Zeitstempel aufweisen. Durch die Berücksichtigung der zeitaufgelösten Betriebszustandsdaten und der Umgebungszustandsdaten können beispielsweise an einzelnen Messpunkten an oder in der Elektroenergieübertragungsvorrichtung erfasste Sensordaten, mit denen direkt oder indirekt Temperaturen an diesen Messpunkten ermittelt werden, verwendet werden, um Temperaturen auch an anderen Orten der Elektroenergieübertragungsvorrichtung und Temperaturverläufe einzelner Module zu berechnen und insbesondere zu prognostizieren. Dadurch werden nur wenige Sensoren benötigt, um die Temperaturverläufe einzelner Module zu ermitteln, und es können Temperaturen und Temperaturverläufe auch für Orte beziehungsweise Module berechnet werden, an denen Temperaturen messtechnisch nicht erfasst werden oder nicht erfasst werden können.
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Diese präzise und umfassende Berechnung der Temperaturverläufe einzelner Module ermöglicht insbesondere einen Betrieb der Elektroenergieübertragungsvorrichtung an ihrer thermischen Belastungsgrenze und einen kurzzeitigen Überlastbetrieb der Elektroenergieübertragungsvorrichtung, so dass die thermische Belastbarkeit und damit das tatsächliche Potential der Elektroenergieübertragungsvorrichtung maximal ausgenutzt werden können. Außerdem ermöglicht sie eine Verbesserung der Betriebssicherheit der Elektroenergieübertragungsvorrichtung, indem lokale Überhitzungen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung erkannt und beseitigt oder prognostiziert und verhindert werden können. Die Berechnung der Temperaturverläufe einzelner Module kann außerdem vorteilhaft als Grundlage für eine verbesserte Regelung einer aktiven Kühlung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung verwendet werden.
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Bei einer Ausgestaltung der Erfindung simuliert das Berechnungsmodell mathematisch den Betrieb wenigstens eines Moduls, weist ein mathematisches Modell wenigstens eines Moduls auf und/oder wertet Moduldaten zu geometrischen, physikalischen und/oder chemischen Eigenschaften wenigstens eines Moduls aus. Dadurch kann die Genauigkeit der Temperaturberechnung vorteilhaft erhöht werden, indem die spezifischen Eigenschaften einzelner Module in dem Berechnungsmodell berücksichtigt werden.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird anhand wenigstens eines berechneten Temperaturverlaufs ein aktueller und/oder wenigstens ein vergangener und/oder zukünftiger Ausnutzungsgrad der Elektroenergieübertragungsvorrichtung in Abhängigkeit von der thermischen Belastungsgrenze wenigstens eines Moduls ermittelt. Unter dem Ausnutzungsgrad der Elektroenergieübertragungsvorrichtung wird eine Ausnutzung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung im Verhältnis zu einer maximal zulässigen Ausnutzung verstanden. Beispielsweise wird der Ausnutzungsgrad durch eine thermische Auslastung im Verhältnis zu einer maximal zulässigen thermischen Auslastung definiert. Die Ermittlung des Ausnutzungsgrades ermöglicht vorteilhaft eine quantitative Beurteilung der Ausnutzung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung und erleichtert dadurch deren Optimierung.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird eine thermische Auslastung wenigstens eines Moduls in Abhängigkeit von dessen thermischer Belastungsgrenze und/oder der Ausnutzungsgrad der Elektroenergieübertragungsvorrichtung visualisiert. Beispielsweise umfasst die Visualisierung eine farbliche Darstellung wenigstens eines Moduls, deren Farbe einer für das Modul berechneten Temperatur in Abhängigkeit von der thermischen Belastungsgrenze des Moduls zugeordnet ist. Ferner kann vorgesehen sein, dass ein Zeitraum, für den die thermische Auslastung wenigstens eines Moduls und/oder der Ausnutzungsgrad der Elektroenergieübertragungsvorrichtung visualisiert werden, einstellbar ist. Derartige Visualisierungen ermöglichen vorteilhaft einen schnellen Überblick über die thermische Belastung und die Ausnutzung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung und insbesondere das Erkennen thermisch stark belasteter Module und möglicher Optimierungen des Betriebs der Elektroenergieübertragungsvorrichtung.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird die thermische Belastungsgrenze eines Moduls als ein für das Modul spezifischer Temperaturschwellenwert definiert. Dies realisiert eine zweckmäßige und einfache quantitative Festlegung einer Belastungsgrenze.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird ein Warnhinweis erzeugt, wenn der für ein Modul berechnete Temperaturverlauf den für das Modul definierten Temperaturschwellenwert überschreitet. Dadurch kann automatisch auf einen Überlastbetrieb der Elektroenergieübertragungsvorrichtung hingewiesen beziehungsweise vor einer Überlastung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung gewarnt werden.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird eine Toleranzzeitdauer definiert und ein Warnhinweis wird nur dann ausgegeben, wenn der für ein Modul berechnete Temperaturverlauf den für das Modul definierten Temperaturschwellenwert länger als die Toleranzzeitdauer überschreitet. Dadurch kann vorteilhaft eine nur kurzzeitige und deshalb unkritische Überlastung eines Moduls toleriert werden, so dass eine unnötige Abschaltung des Moduls oder der gesamten Elektroenergieübertragungsvorrichtung vermieden werden kann.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird ein Warnhinweis ausgegeben, wenn eine mittels des Berechnungsmodells für einen Zeitpunkt berechnete Temperatur eines Moduls von einer zu diesem Zeitpunkt gemessenen Temperatur des Moduls um mehr als einen vorgebbaren absoluten oder relativen Toleranzwert abweicht. Dadurch wird vorteilhaft auf mögliche Fehler des Berechnungsmodells beziehungsweise mit dem Berechnungsmodell ausgeführter Berechnungen hingewiesen.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung werden von den Temperaturen wenigstens eines Moduls abhängige Betriebseinstellungen für die Elektroenergieübertragungsvorrichtung definiert und Betriebshinweise auf die Betriebseinstellungen in Abhängigkeit von wenigstens einem berechneten Temperaturverlauf ausgegeben und/oder Betriebseinstellungen in Abhängigkeit von wenigstens einem berechneten Temperaturverlauf automatisch vorgenommen. Dies ermöglicht die automatische Erzeugung von Hinweisen zu einer Optimierung des Betriebs der Elektroenergieübertragungsvorrichtung oder sogar eine automatisierte Optimierung des Betriebs der Elektroenergieübertragungsvorrichtung.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weisen die Betriebszustandsdaten Informationen über einen Schaltzustand wenigstens einer elektrischen Schalteinheit, einen Betriebszustand wenigstens einer aktiven Kühleinrichtung und/oder einen elektrischen Betriebsstrom und/oder eine elektrische Leistung wenigstens einer Komponente der Elektroenergieübertragungsvorrichtung und/oder der gesamten Elektroenergieübertragungsvorrichtung auf. Diese Betriebszustandsdaten sind besonders relevante Betriebszustandsdaten für die Ermittlung der thermischen Belastung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung und eignen sich daher besonders für die Berechnung der Temperaturverläufe.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weisen die Umgebungszustandsdaten Informationen über eine Temperatur, eine Windgeschwindigkeit, Niederschlag, eine Luftfeuchtigkeit und/oder eine Strahlungsintensität elektromagnetischer Strahlung in der Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung auf. Diese Umgebungszustandsdaten sind besonders relevante Umgebungszustandsdaten für die Ermittlung der thermischen Belastung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung und eignen sich daher besonders für die Berechnung der Temperaturverläufe.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung umfassen die Sensordaten an wenigstens einem Messpunkt an oder in der Elektroenergieübertragungsvorrichtung erfasste Temperaturen. Dies ermöglicht vorteilhaft die Berücksichtigung und Auswertung tatsächlicher Temperaturen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung zur Berechnung der Temperaturverläufe.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist das Berechnungsmodell modular mit Bibliotheken zur Berücksichtigung einzelner Module aufgebaut. Dadurch kann das Berechnungsmodell vorteilhaft einer Änderung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung angepasst und für verschiedene Elektroenergieübertragungsvorrichtungen verwendet werden.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung werden die Betriebszustandsdaten, Umgebungszustandsdaten und/oder Sensordaten wenigstens teilweise in einer Datenwolke aufgezeichnet und/oder der Temperaturverlauf wenigstens eines Moduls wird mittels des Berechnungsmodells in einer Datenwolke berechnet. Dadurch können die Betriebszustandsdaten, Umgebungszustandsdaten und/oder Sensordaten und/oder die berechneten Temperaturverläufe vorteilhaft orts- und benutzerunabhängig abgerufen und verwendet werden. Ferner kann vorgesehen sein, dass Betriebszustandsdaten, Umgebungszustandsdaten und/oder Sensordaten und/oder die berechneten Temperaturverläufe aus der Datenwolke heruntergeladen und offline genutzt werden können.
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Ein erfindungsgemäßes Computerprogramm umfasst Befehle, die bei der Ausführung des Computerprogramms durch eine Steuereinheit oder in einer Datenwolke diese veranlassen, das erfindungsgemäße Verfahren auszuführen.
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Eine erfindungsgemäße Elektroenergieübertragungsvorrichtung umfasst eine Steuereinheit, auf der ein erfindungsgemäßes Computerprogramm ausgeführt wird, oder eine Verbindung zu einer Datenwolke, in der ein erfindungsgemäßes Computerprogramm ausgeführt wird.
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Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen, die im Zusammenhang mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Dabei zeigen:
- 1 ein Strukturdiagramm eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Überwachen einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung,
- 2 eine erste Visualisierung einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung mit einer Darstellung von Temperaturen von Modulen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung,
- 3 eine zweite Visualisierung einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung mit einer Darstellung von Temperaturen von Modulen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung,
- 4 eine Visualisierung zeitlicher Verläufe eines Ausnutzungsgrades und eines Eingangsstroms einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung.
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1 (1) zeigt ein Strukturdiagramm eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Überwachen einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 mit verschiedenen Modulen 2 (siehe 2).
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Bei dem Verfahren werden zeitaufgelöste Betriebszustandsdaten 3 zu aktuellen und vergangenen Betriebszuständen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1, Betriebszustandsdaten 4 zu zukünftigen Betriebszuständen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1, Umgebungszustandsdaten 5 zu aktuellen und vergangenen Umgebungszuständen in einer Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1, Umgebungszustandsdaten 6 zu zukünftigen Umgebungszuständen in einer Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1, Sensordaten 7, die von wenigstens einem Sensor der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 erfasst werden und/oder erfasst wurden, und Moduldaten 8 zu geometrischen, physikalischen und/oder chemischen Eigenschaften wenigstens eines Moduls 2 aufgezeichnet, beispielsweise in einer Datenwolke.
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Mittels eines die Betriebszustandsdaten 3, 4, Umgebungszustandsdaten 5, 6, Sensordaten 7 und Moduldaten 8 verarbeitenden Berechnungsmodells 9 wird für verschiedene Module 2 der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 jeweils ein Temperaturverlauf 10 von aktuellen, vergangenen und/oder zukünftigen Temperaturen berechnet. Anhand der berechneten Temperaturverläufe 10 werden thermische Auslastungen der Module 2 in Abhängigkeit von thermischen Belastungsgrenzen für die Module 2 ermittelt. Das Berechnungsmodell 9 wird beispielsweise in einer Datenwolke ausgeführt. Eine thermische Belastungsgrenze eines Moduls 2 wird beispielsweise auf der Grundlage eines das Modul 2 beschreibenden Datenblatts, einer Sicherheitsvorschrift und/oder einer Norm definiert. Die thermische Belastungsgrenze eines Moduls 2 wird als ein für das Modul 2 spezifischer Temperaturschwellenwert definiert.
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Ferner werden anhand der berechneten Temperaturverläufe 10 ein aktueller und/oder wenigstens ein vergangener und/oder zukünftiger thermischer Auslastungsgrad wenigstens eines Moduls 2 in Abhängigkeit von dessen thermischer Belastungsgrenze und/oder ein aktueller und/oder wenigstens ein vergangener und/oder zukünftiger thermischer Ausnutzungsgrad D der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 in Abhängigkeit von den thermischen Belastungsgrenzen der Module 2 ermittelt. Ein Auslastungsgrad eines Moduls 2 wird beispielsweise als eine Abweichung einer für das Modul 2 berechneten Temperatur von dem für das Modul 2 definierten Temperaturschwellenwert oder als ein Verhältnis dieser Abweichung zu dem Temperaturschwellenwert definiert. Die ermittelten Auslastungsgrade und Ausnutzungsgrade D werden mit einer Visualisierung 11 visualisiert, siehe dazu die 2 bis 4 und deren Beschreibung.
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Ferner kann vorgesehen sein, dass ein Warnhinweis 12 erzeugt wird, wenn der für ein Modul 2 berechnete Temperaturverlauf 10 den für das Modul 2 definierten Temperaturschwellenwert überschreitet. Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass eine Toleranzzeitdauer definiert wird und ein Warnhinweis 12 nur dann ausgegeben wird, wenn der für ein Modul 2 berechnete Temperaturverlauf den für das Modul 2 definierten Temperaturschwellenwert länger als die Toleranzzeitdauer überschreitet. Dadurch kann vorteilhaft eine nur kurzzeitige und deshalb unkritische Überlastung eines Moduls 2 toleriert werden, so dass eine unnötige Abschaltung des Moduls 2 oder der gesamten Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 vermieden werden kann. Ein Warnhinweis 12 kann außerdem ausgegeben werden, wenn eine mittels des Berechnungsmodells 9 für einen Zeitpunkt berechnete Temperatur eines Moduls 2 von einer zu diesem Zeitpunkt gemessenen Temperatur des Moduls 2 um mehr als einen vorgebbaren absoluten oder relativen Toleranzwert abweicht.
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Des Weiteren werden von den Temperaturen der Module 2 abhängige Betriebseinstellungen für die Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 definiert und Betriebshinweise 13 auf die Betriebseinstellungen in Abhängigkeit von den berechneten Temperaturverläufen 10 erzeugt und/oder Betriebseinstellungen in Abhängigkeit von den berechneten Temperaturverläufen 10 automatisch vorgenommen. Derartige Betriebseinstellungen sind beispielsweise das Ändern eines elektrischen Betriebsstroms einer Komponente der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 und/oder der gesamten Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 oder das An- oder Ausschalten einer aktiven Kühleinrichtung. Darüber hinaus kann ein Betriebshinweis 13 beispielsweise die Wartung oder den Austausch einer oder mehrerer einzelner Komponenten der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 empfehlen, beispielsweise einen Sammelschienenwechsel.
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Die Betriebszustandsdaten 3, 4 weisen Informationen beispielsweise über einen Schaltzustand wenigstens einer elektrischen Schalteinheit, einen Betriebszustand wenigstens einer aktiven Kühleinrichtung und/oder einen elektrischen Betriebsstrom und/oder eine elektrische Leistung wenigstens einer Komponente der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 und/oder der gesamten Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 auf. Die Betriebszustandsdaten 3 zu aktuellen und vergangenen Betriebszuständen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 werden beispielsweise von einer die Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 steuernden Steuereinheit bereitgestellt. Die Betriebszustandsdaten 4 zu zukünftigen Betriebszuständen der Elektroenergieübertragungsvorrichtung werden beispielsweise einer manuell oder automatisch erzeugten Betriebsvorgabe 14 für den Betrieb der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 und/oder den erzeugten Betriebshinweisen 13 entnommen.
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Die Umgebungszustandsdaten 5, 6 weisen Informationen beispielsweise über eine Temperatur, eine Windgeschwindigkeit, Niederschlag, eine Luftfeuchtigkeit und/oder eine Strahlungsintensität elektromagnetischer Strahlung (beispielsweise der Sonneneinstrahlung) in der Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 auf. Die Umgebungszustandsdaten 5 zu aktuellen und vergangenen Umgebungszuständen in der Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 werden beispielsweise von einer Wetterstation, separaten Messvorrichtungen und/oder von einer Datenbank einer Datenwolke bereitgestellt. Die Umgebungszustandsdaten 6 zu zukünftigen Umgebungszuständen in der Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 werden beispielsweise einer Wettervorhersage 15 für die Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 und/oder einer manuell von einem Nutzer oder Betreiber der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 vorgenommenen Nutzereingabe 16 entnommen.
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Die Sensordaten 7 umfassen insbesondere an wenigstens einem Messpunkt an oder in der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 erfasste Temperaturen.
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Die Moduldaten 8 zu einem Modul 2 werden beispielsweise einem das Modul 2 beschreibenden Datenblatt entnommen.
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Die 2 und 3 (2 und 3) zeigen jeweils eine Visualisierung 11 einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 mit einer Darstellung von Temperaturen von Modulen 2 der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1. Die Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 ist in diesem Beispiel eine Schaltanlage, deren Module 2 unter anderem Trennschaltermodule 2.1 mit als Trennschaltern ausgebildeten Schalteinheiten, Leistungsschaltermodule 2.2 mit als Leistungsschaltern ausgebildeten Schalteinheiten und Abgangsmodule 2.3 mit als Erdungsschaltern ausgebildeten Schalteinheiten sind. 2 zeigt eine dreidimensionale Visualisierung 11 mit einer realistischen Darstellung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1, 3 zeigt eine zweidimensionale Visualisierung 11 in Form eines Schaltplans der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1. Die für die Module 2 jeweils berechneten Temperaturen sind durch eine farbliche Darstellung der Module 2 dargestellt, wobei die Farbe, in der ein Moduls 2 dargestellt ist, der für das Modul 2 berechneten Temperatur in Abhängigkeit von der thermischen Belastungsgrenze des Moduls 2 zugeordnet ist. Beispielsweise werden für jedes Modul 2 Temperaturintervalle in Abhängigkeit von der thermischen Belastungsgrenze des Moduls 2 definiert und jedem Temperaturintervall wird eine Farbe zugeordnet. Beispielsweise wird ein Modul 2 rot dargestellt, wenn die für das Modul 2 berechnete Temperatur den für das Modul 2 definierten Temperaturschwellenwert überschreitet. Entsprechend kann ein Modul 2 beispielsweise grün dargestellt werden, wenn die für das Modul 2 berechnete Temperatur den für das Modul 2 definierten Temperaturschwellenwert deutlich unterschreitet, gelb bei höheren Temperaturen unterhalb des Temperaturschwellenwerts und orange bei Temperaturen, die in einem Temperaturintervall liegen, dessen Obergrenze der für das Modul 2 definierte Temperaturschwellenwert ist. Die verschiedenen Farben sind den 2 und 3 durch verschiedene Schraffuren dargestellt.
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4 (4) zeigt beispielhaft eine Visualisierung eines Ausnutzungsgrades D und eines Eingangsstroms I einer Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 in Form von Verläufen D(t) des Ausnutzungsgrades D und I(t) des Eingangsstroms I in Abhängigkeit von einer Zeit t. Ein Zeitraum Δt, für den die Verläufe D(t) und I(t) ermittelt und angezeigt werden, kann eingestellt werden. Ferner können über ein Auswahlmenü 20 mit Schaltflächen 21 bis 25 Größen ausgewählt werden, deren zeitliche Verläufe in dem Zeitraum Δt alternativ oder zusätzlich dargestellt werden. Beispielsweise ist eine Schaltfläche 21 dem Ausnutzungsgrad D der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 zugeordnet, eine Schaltfläche 22 ist dem Eingangsstrom I der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 zugeordnet und die weiteren Schaltflächen 23 bis 25 sind jeweils einer weiteren Größe zugeordnet, beispielsweise einer einen Umgebungszustand charakterisierenden Größe wie einer Temperatur, einer Windgeschwindigkeit, einem Niederschlag, einer Luftfeuchtigkeit oder einer Strahlungsintensität in der Umgebung der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 oder einer Betriebskenngröße der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1 wie einem Schaltzustand einer Schalteinheit oder einem thermischen Auslastungsgrad eines einzelnen Moduls 2 der Elektroenergieübertragungsvorrichtung 1.
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Obwohl die Erfindung im Detail durch bevorzugte Ausführungsbeispiele näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.