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Die Erfindung bezieht sich auf ein elektrifiziertes Kraftfahrzeug mit einem Bedienelement zur Auswahl einer Fahrzeug-Betriebsweise aus mehreren definierten Fahrzeug-Betriebsweisen. Unter einem elektrifizierten Kraftfahrzeug werden ein Elektrofahrzeug mit Batterie und/oder Brennstoffzelle sowie ein Hybridfahrzeug mit mindestens einem elektrischen Antriebsmotor und mindestens einem zweiten Antriebsmotor verstanden.
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Insbesondere zur Fahrzeug-Individualisierung ist ein derartiges Bedienelement beispielsweise durch den sogenannten Fahrerlebnisschalter in den Kraftfahrzeugen der Anmelderin bekannt (beispielsweise Betriebsanleitung der BMW 5er Reihe von 2018). Durch den Fahrerlebnisschalter ist ein „Fahrmodus“ aus den mit ECO PRO+, ECO PRO, COMFORT, SPORT und SPORT+ bezeichnete Fahrzeug-Betriebsweisen über einen Kippschalter auswählbar.
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Weiterhin ist zur Fahrzeug-Individualisierung beispielsweise aus der Offenlegungsschrift
DE 10 2006 025 625 A1 ein Kraftfahrzeug bekannt, das eine erste Wähleinrichtung in Form eines Wählhebels aufweist, mit dem die in einem Automatikmodus einstellbaren Fahrstufen P, R, N, D festlegbar sind. Mit einer zweiten Wähleinrichtung in Form eines zwei Schalter („Schaltpaddels“) aufweisenden Lenkrades sind in einem Manuellmodus die Gänge des Getriebes insbesondere stufenweise manuell hoch- oder rückschaltbar. Die bekannte Vorrichtung weist ein elektronisches Getriebesteuergerät auf, das bei Automatikgetrieben oder automatisierten Handschaltgetrieben, hier zusammenfassend als automatisierte Getriebe bezeichnet, üblich ist. Bei bekannten Kraftfahrzeugen wird mittels eines elektronischen Steuergeräts, das abhängig von den Signalen der Wähleinrichtungen und weiteren Eingangssignalen die Stellglieder des Getriebes ansteuert, bei Betätigung zumindest der zweiten Wähleinrichtung in die manuelle Rückschaltposition und Halten der Wähleinrichtung in dieser Rückschaltposition zunächst eine erste Rückschaltung vorgenommen. Anschließend werden bei längerem Halten der Wähleinrichtung in der Rückschaltposition sequentiell weitere Rückschaltungen ausgeführt, wenn bei der jeweils weiteren Rückschaltung eine maximal zulässige Antriebsmotordrehzahl nicht überschritten wird.
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Hierzu ist die Wähleinrichtung, insbesondere in Form von Tastern, derart ausgestaltet, dass nicht nur ein Antippen sondern auch ein Halten der Wähleinrichtung in einer bestimmten Position erfassbar ist. Die erfasste Position wird dem Steuergerät mitgeteilt, das derart ausgestaltet ist, dass es die erfasste Position auswertet und gegebenenfalls auch zeitgesteuerte Rückschaltungen veranlasst.
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Weiterhin ist aus der Offenlegungsschrift
DE 10 2006 013 677 A1 ein Hybridfahrzeug mit einem elektrischen Antriebsmotor und mit einem Verbrennungsmotor bekannt, bei dem ein elektrischer „Boost-Betrieb“ zur erhöhten Beschleunigung über den Kick-Down-Schalter aktivierbar ist.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, ein elektrifiziertes Kraftfahrzeug im Hinblick auf individuelle Wünsche des Fahrers insbesondere im Fall einer vom Fahrer gewünschten Fahrdynamikanforderung weiter zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind die Gegenstände der abhängigen Patentansprüche.
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Die Erfindung betrifft ein elektrifiziertes Kraftfahrzeug mit einem Bedienelement zur Auswahl einer Fahrzeug-Betriebsweise aus mehreren definierten Fahrzeug-Betriebsweisen, wobei die jeweils ausgewählte Betriebsweise in einem Display anzeigbar ist, mit mindestens einem elektrischen Antriebsmotor, mit mindestens einem Boost-Taster und mit einer elektronischen Steueranordnung, die derart ausgestaltet ist, dass bei Betätigung des Boost-Tasters für eine vorgegebene Mindestzeitdauer automatisch unabhängig von der Betätigung des Bedienelements eine dynamikbezogene über das Bedienelement nicht auswählbare Betriebsweise aktivierbar und im Display anstelle einer auswählbaren Betriebsweise anzeigbar ist.
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Das erfindungsgemäße elektrifizierte Kraftfahrzeug ist mit einem Bedienelement zur Auswahl einer Fahrzeug-Betriebsweise (auch Fahrmodus genannt) aus mehreren definierten Fahrzeug-Betriebsweisen ausgestattet, wobei die jeweils ausgewählte Betriebsweise in einem Display angezeigt wird. Ein derartiges Bedienelement ist beispielsweise - wie oben ausgeführt - grundsätzlich bereits als sogenannter „Fahrerlebnisschalter“ bei Fahrzeugen der Anmelderin bekannt.
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Weiterhin ist das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug (PHEV) mit mindestens einem elektrischen Antriebsmotor und vorzugsweise mit einem Verbrennungsmotor als zweiten Antriebsmotor, mit einem elektronisch steuerbaren automatisierten Getriebe, das in mindestens einem Automatikprogramm und in mindestens einem Manuellprogramm betreibbar ist, mit mindestens einem Taster zur Auslösung einer Umschaltung von einem Automatikprogramm zu einem Manuellprogramm und mit einer elektronischen Steueranordnung ausgestattet. Dieser Taster wird hier erfindungsgemäß multifunktional auch als Boost-Taster verwendet.
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Alternativ ist das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug (BEV) nur mit mindestens einem elektrischen Antriebsmotor ohne Automatikgetriebe, mit einer elektronischen Steueranordnung und mit einem vorzugsweise am Lenkrad angeordneten Boost-Taster anstelle eines Tasters zur Auslösung einer Umschaltung von einem Automatikprogramm zu einem Manuellprogramm ausgestattet.
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Im Folgenden wird unter dem Begriff „Taster“ oder „Boost-Taster“ sowohl ein eigenständiger Boost-Taster (für BEVs) als auch der Taster (für PHEVs) zur Auslösung einer Umschaltung von einem Automatikprogramm zu einem Manuellprogramm verstanden, der multifunktional als Boost-Taster einsetzbar ist.
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Die elektronische Steueranordnung, die in einem oder verteilt in mehreren elektronischen Steuergeräten integriert sein kann, ist derart ausgestaltet, dass bei Betätigung des Tasters bzw. Boost-Tasters für eine vorgegebene Mindestzeitdauer durch den Fahrer automatisch unabhängig von der Betätigung des Bedienelements eine dynamikbezogene über das Bedienelement nicht auswählbare Betriebsweise aktivierbar und im Display anstelle einer auswählbaren Betriebsweise anzeigbar ist.
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Vorzugsweise ist die dynamikbezogene über das Bedienelement nicht auswählbare Betriebsweise mittels der Steueranordnung automatisch deaktivierbar, wenn sich eine Leistungsanforderung bzw. ein Leistungsanforderungssignal innerhalb eines definierten Leistungsanforderungsbereichs - vorzugsweise für eine vorgegebene Zeit - befindet. Unter dem Begriff Leistungsanforderung bzw. Leistungsanforderungssignal kann beispielsweise ein Fahrpedalwinkel oder ein Fahrpedalgradient verstanden werden.
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Weiterhin umfasst die dynamikbezogene über das Bedienelement nicht auswählbare Betriebsweise vorzugsweise die Freischaltung einer elektrischen Energie-Reserve („E Boost Reserve“) für den elektrischen Antriebsmotor. Zusätzlich kann deren Abruf bei Unterschreiten einer Leistungsanforderungsschwelle für eine vorgegebene zweite Zeitdauer und/oder bei Vorliegen eines Leistungsanforderungssignals innerhalb des definierten Leistungsanforderungsbereichs unterbrochen werden.
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Weiterhin kann die dynamikbezogene über das Bedienelement nicht auswählbare Betriebsweise aktiviert bleibt, solange der Blinker des Kraftfahrzeugs gesetzt ist.
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Auch kann die dynamikbezogene über das Bedienelement nicht auswählbare Betriebsweise einer dynamikbezogenen über das Bedienelement auswählbare Betriebsweise entsprechen.
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Vorzugsweise umfasst die dynamikbezogene über das Bedienelement nicht auswählbare Betriebsweise die Rückschaltung in einen - vorzugsweise den niedrigst möglichen - Gang, der vor einem Gang liegt, der zur Überschreitung der maximal zulässige Drehzahl des Antriebsmotors führen würde.
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Vorzugsweise wird in einer Weiterbildung der Erfindung während der dynamikbezogenen über das Bedienelement nicht auswählbaren Betriebsweise bis zu ihrer Deaktivierung ein definiertes akustisches dynamikbezogenes Geräusch ausgegeben.
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Schließlich kann auch eine entsprechende dynamikbezogene Innenraumbeleuchtung und/oder Klimaanlagensteuerung aktiviert werden.
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Beispielsweise kann die dynamikbezogene über das Bedienelement nicht auswählbare Betriebsweise als „SPRINT“-Modus oder „BOOST“-Modus bezeichnet werden, der gegenüber den anderen Betriebsweisen z. B. folgende Funktionalitäten aufweisen kann:
- - Aktivierung einer elektrischen Energie-Reserve für den elektrischen Antriebsmotor
- - Insbesondere kann der Antriebskoordinator auf „SPORT“ geschaltet werden; d.h. progressive Fahrpedalkennlinie und/oder Lastschlag
- - zusätzlich insbesondere bei Vorhandensein eines Verbrennungsmotors als weiterer Antriebsmotor beispielsweise u.a.: hoher Gradientenanstieg des Motormoments bei Verbrennungsmotoren als Antriebsmotor, Schubblubbern, AbgasKlappe geöffnet (zur akustischen Rückkopplung und/oder zur Leistungsbeeinflussung)
Vorzugsweise kann mindestens eine der folgenden weiteren Funktionalitäten zusätzlich aktiviert werden:
- - Die Fahrwerkseinstellung wird auf sportlich geschaltet
- - Inszenierung per Anzeige; Schriftzug „SPRINT“ oder „BOOST“; zusätzlich oder alternativ kann ein Zähler angezeigt werden, solange sich der Fahrer im Leistungsanforderungsbereich befindet
- - Inszenierung per dynamikbezogenem Sound (Active Sound Design); neues Design oder Verwendung des Sport-Akustik-Sound-Designs für die Betriebsweise „SPORT“
- - Inszenierung per dynamikbezogenem Lichtdesign
- - Inszenierung per dynamikbezogener Klimaanlageneinstellung
- - Rückschaltung in einen vorzugsweise niedrigst möglichen Gang und/oder in ein sehr sportlich ausgeprägtes Automatikgetriebeschaltprogramm, z.B. wenn sich der Fahrer bei Aktivierung der Boost-Funktion im Automatikmodus D befunden hat.
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Durch die Erfindung kann beim Überholvorgang das Fahrzeug per einfacher Bedienhandlung auf maximale Sportlichkeit umgeschaltet werden. Der Beschleunigungseindruck wird durch Inszenierung per Sound verstärkt.
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Die Erfindung wird mittels eines Ausführungsbeispiels näher erläutert. Dazu ist in der Zeichnung (einzige Figur, 1) ein Überblick über eine für die Erfindung vorteilhafte Gesamtanordnung dargestellt.
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In 1 ist schematisch ein elektrifiziertes Kraftfahrzeug (hier ein PHEV) mit einem Bedienelement 4 für den Fahrer zur Auswahl einer Fahrzeug-Betriebsweise aus mehreren definierten Fahrzeug-Betriebsweisen, z. B. SPORT, COMFORT und ECO, dargestellt. Die jeweils ausgewählte Betriebsweise, hier z. B. „COMFORT“, wird in einem Display 6, beispielsweise im Kombiinstrument oder Head-UP-Display des Kraftfahrzeugs, angezeigt. Das Bedienelement 4 ist an sich bekannt und ist beispielsweise in der Mittelkonsole im Fahrgastinnenraum angeordnet. Das Kraftfahrzeug ist weiterhin mit einem elektrischen Antriebsmotor 9, mit einem Verbrennungsmotor 11 als zweiten Antriebsmotor und mit einem elektronisch steuerbaren automatisierten Getriebe 8, das - wie ebenfalls grundsätzlich bereits bekannt - in mindestens einem Automatikprogramm D („Drive“) oder S („Sport“) und in mindestens einem Manuellprogramm M betreibbar ist. In einem bekannten Manuellprogramm M sind beispielsweise über die Betätigung eines Tasters „-“ oder „+“ grundsätzlich sequentiell Rück- oder Hochschaltungen aktivierbar. Die Taster „-“ oder „+“ sind hier z. B. in einer S-Automatikprogramm-Gasse eines Getriebewählhebels 2 integriert oder als Schaltpaddels am Lenkrad 1 ausgebildet. Dieser Taster wird hier multifunktional als Boost-Taster eingesetzt.
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Das Kraftfahrzeug weist weiterhin ein Fahrpedal 5 zur Abgabe eines Leistungsanforderungssignals FP, einen Blinker 10 und eine elektronische Steueranordnung 3 auf. Die elektronische Steueranordnung 3 kann in einem einzigen Steuergerät, z. B. dem Getriebesteuergerät, enthalten sein, oder aus mehreren Software-Funktionsmodulen in verschiedenen beteiligten Steuergeräten (z.B. Getriebesteuergerät, Antriebsmotorsteuergerät, MMI-Steuergerät usw.) bestehen.
Schließlich weist das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug einen Lautsprecher 7 auf, der ein ohnehin für das Entertainment vorhandener Lautsprecher sein kann, der akustisch multifunktional einsetzbar ist.
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Erfindungsgemäß ist die elektronische Steueranordnung 3, insbesondere durch ein entsprechendes Computer-Programm-Produkt, in folgender Weise ausgestaltet:
- Wird der Taster „-“, also ein Taster, der grundsätzlich für manuelle Rückschaltungen und hier multifunktional auch als Boost-Taster vorgesehen ist, vom Fahrer für eine vorgegebene Mindestzeitdauer t1 betätigt, wird eine dynamikbezogene Sonder-Betriebsweise - hier „BOOST“ genannt - aktiviert. Der Taster „-“ könnte auch ein zusätzliche Beschriftung, z.B. „SPRINT“ oder „BOOST“, für diese Sonder-Betriebsweise aufweisen.
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Diese Sonder-Betriebsweise „BOOST“ wird automatisch unabhängig von der Betätigung des Bedienelements 4 aktiviert. War beispielsweise vor der Betätigung des Taster „-“ für eine vorgegebene Mindestzeitdauer t1 die Betriebsweise „COMFORT“ eingestellt, wird im Display 6 anstelle dieser Betriebsweise „COMFORT“ die Sonder-Betriebsweise „BOOST“ angezeigt.
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Die dynamikbezogene über das Bedienelement 4 nicht auswählbare Sonder-Betriebsweise BOOST wird mittels der Steueranordnung 3 automatisch deaktiviert, wenn sich das Leistungsanforderungssignal FP innerhalb eines definierten Leistungsanforderungsbereichs (S1 <FP<S2) - vorzugsweise für eine vorgegebene erste Zeitdauer - befindet.
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Die Sonder-Betriebsweise „BOOST“ führt zur Freischaltung einer elektrischen Energie-Reserve „E Boost Reserve“ für den elektrischen Antriebsmotor 9. Die Reservemenge kann dynamisch - hier z.B. mittels eines abnehmenden Balkens im Display 6 - angezeigt werden. Zusätzlich kann deren Abruf, wenn das Leistungsanforderungssignal innerhalb des definierten Leistungsanforderungsbereichs S1 <FP<S2 liegt, unterbrochen werden und danach wieder bis zum Aufbrauchen der E Boost Reserve erneut abgerufen werden, wenn das Leistungsanforderungssignal nicht länger als eine vorgegebene zweite Zeitdauer innerhalb des definierten Leistungsanforderungsbereichs S1<FP<S2 lag.
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Im Übrigen kann die Sonder-Betriebsweise „BOOST“ vorzugsweise zumindest zum Teil einer dynamikbezogenen über das Bedienelement 4 auswählbaren Betriebsweise - hier z. B. „SPORT“ - entsprechen, die jedoch im Display 6 nicht angezeigt wird.
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Die Sonder-Betriebsweise „BOOST“ bleibt vorzugsweise solange aktiviert, bis ein zum Überholen möglichweise gesetzter Blinker 10 (BL=1) wieder zurückgesetzt ist (BL=0). Die Zustände 0/1 des Blinkers 10 werden dazu von der Steueranordnung 3 erfasst.
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Schließlich wird über den Lautsprecher 7 - gegebenenfalls abhängig von einer möglicher Voreinstellung durch den Fahrer - während der Aktivschaltung der Sonder-Betriebsweise „BOOST“ bis zu ihrer Deaktivierung ein definiertes akustisches dynamikbezogenes Geräusch ausgegeben.
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Der Fahrgastraum des erfindungsgemäßen Kraftfahrzeugs kann - hier nicht dargestellt - auch Leuchtelemente für ein besonders sportliches Licht-Design aufweisen, das während der Sonder-Betriebsweise „BOOST“ aktiviert werden kann.
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Durch diese Erfindung wird einerseits dem Leistungswunsch des Fahrers und andererseits auch den Anforderungen an optimalen Komfort im Hinblick auf eine leichte Bedienbarkeit Rechnung getragen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102006025625 A1 [0003]
- DE 102006013677 A1 [0005]