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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Produktionsanlage, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch ein Computerprogramm, ein maschinenlesbarer Datenträger zur Speicherung des Computerprogramms und eine Einrichtung, mittels derer das erfindungsgemäße Verfahren durchführbar ist.
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Stand der Technik
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Die Rohstoffe für die Zementherstellung werden in einem Steinbruch gewonnen. Dort wird das Material entweder durch Sprengungen oder mit schweren Maschinen gelockert und anschließend mit Rad-Schaufelladern und Schwerlastkraftwagen zu einer Brecheranlage transportiert und dort zusammen mit Zusatzstoffen zu Schotter zerkleinert. Dieser wird dann über Förderbänder in ein sogenanntes „Premix-Lager“ des Zementwerkes gebracht. Im nächsten Schritt wird das Material zusammen mit weiteren Zuschlagstoffen in einer Rohmühle zu Rohmehl gemahlen und in ein Rohmehlsilo eingelagert und homogenisiert. Anschließend wird das Rohmehl in einem Drehofen bei etwa 1.450 °C zu Zementklinker gebrannt, der anschließend gekühlt und wiederum gelagert wird. Im letzten Schritt wird der Zementklinker mit Zuschlagstoffen in der Zementmühle zu Zement vermahlen, der dann in Zementsilos gelagert wird. Der in den Silos gelagerte fertige Zement wird schließlich verpackt und vertrieben bzw. versandt.
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Der Brecher und die Mühlen sind elektrisch angetriebene Komponenten, welche man relativ flexibel betreiben kann. Dies wird dadurch möglich, dass das nach den Mühlen in dem Premix-Lager und in den Silos zwischengelagerte Material einen Puffer bildet. Dieser Puffer ermöglicht den Produktionsbetrieb bzw. -prozess aufrecht zu erhalten, auch wenn die Mühlen oder der Brecher z.B. für mehrere Stunden abgestellt werden. Die dadurch vorhandenen Vorräte können somit genutzt werden, wenn keine regenerative Energie zur Verfügung steht. Das Premix-Lager und die Silos werden erst wieder aufgefüllt, wenn wieder regenerative Energie zur Verfügung steht.
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Da die Silokapazitäten allerdings begrenzt sind und eine Erweiterung der Lagerkapazitäten mit höheren Investitionskosten verbunden ist, müssen die Laufzeiten genau geplant werden. Dabei muss beachtet werden, dass dem mit fossilen Brennstoffen betriebenen Ofen immer ausreichend viel Rohmaterial zur Verfügung steht. Der Betrieb der Anlage muss somit an die Silofüllstände angepasst werden. Diese wiederum richten sich nach der verkauften Menge an Zement. Durch eine Verkaufsprognose kann die zu erwartenden Menge bestimmt werden. Dies kann durch ein Produktionsmanagementsystem gesteuert werden.
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Das Angebot an regenerativer Energie richtet sich unter Anderem nach dem Vorhandensein von z.B. Wind oder Sonne. Durch eine Windprognose und die Anlagenkennlinie eines Windparks kann die zu erwartende Menge an Windenergie bestimmt werden. Analog verhält es sich bei Solarenergie. Neben den genannten sind dabei nicht nur alle Arten von regenerativer Energie relevant, sondern auch Strombörsen, WHR („Waste heat recovery“) Systeme, Kohlekraftwerke usw. wenn betrachtet werden soll, welches die günstigste Energie-Alternative zu einem Zeitpunkt t ist. Dies kann durch ein Energiemanagement System gesteuert werden.
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Die Zementherstellung ist mit einem erheblichen Energieeinsatz verbunden. Die Strombezugskosten sind ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor für die Anlagenbetreiber. Dabei bestimmen die Verbraucher wann Strom produziert wird. Allerdings sind regenerative Energiequellen wie Sonne oder Wind nicht jederzeit bei Bedarf verfügbar. Bisher gibt es keine Kopplung zwischen der Erzeugung regenerativer Energie und dem Verbrauch in der Produktion.
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Offenbarung der Erfindung
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Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, elektrische Energie hauptsächlich dann zu verbrauchen, wenn ausreichend regenerative Energie zur Verfügung steht. Dazu werden flexibel betreibbare bzw. steuerbare und energieintensive Prozesse an das Angebot von zeitlich fluktuierenden bzw. relativ stark veränderlichen Energieangeboten, insbesondere von erneuerbarer bzw. regenerativer Energie und deren Energieabsatz angepasst. Mittels der Erfindung kann möglichst viel regenerative Energie genutzt werden. Dadurch können nicht nur Kosten gespart werden, sondern auch die CO2-Emissionen verringert werden. Es ist hierbei anzumerken, dass der Begriff fluktuierende Energieangebote auch eine Kostenoptimierung aus Preisschwankungen von konventionell erzeugtem Strom umfasst.
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Bei dem erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verfahren zum Betreiben einer Produktionsanlage, in der wenigstens ein elektrische Energie intensiv verbrauchender Produktionsprozess zur Herstellung eines Produktes durchgeführt wird, welcher wenigstens zwei Prozessstufen umfasst, wobei in der jeweiligen Prozessstufe erzeugte Zwischenprodukte in wenigstens einem Zwischenlager gelagert werden können, ist insbesondere vorgesehen, dass die elektrische Versorgung der Produktionsanlage mittels wenigstens einer zeitlich fluktuierenden, z.B. regenerativen Energiequelle erfolgt, dass eine für den Produktionsprozess gemäß einer der wenigstens zwei Prozessstufen ausreichende elektrische Versorgung geprüft wird, dass bei einer ausreichenden elektrischen Versorgung der Produktionsprozess gemäß einer der wenigstens zwei Prozessstufen durchgeführt wird, und dass bei einer für den Produktionsprozess gemäß der einen Prozessstufe nicht ausreichenden elektrischen Versorgung des Produktionsprozesses ein in dem Produktionsprozess gemäß der einen Prozessstufe hergestelltes Zwischenprodukt zwischengelagert wird.
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Bei dem vorgeschlagenen Verfahren kann vorgesehen sein, dass bei der Prüfung der für den Produktionsprozess momentan ausreichenden elektrischen Versorgung Prognosedaten der regenerativen Energiequelle berücksichtigt werden. Solche Prognosedaten können z.B. von entsprechenden Energieanbietern (z.B. sogenannten „Ökostromanbietern“) oder von entsprechenden Energiebörsen online abgerufen bzw. erfasst werden.
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Bei dem vorgeschlagenen Verfahren kann ferner vorgesehen sein, dass bei der Prüfung der für den Produktionsprozess momentan ausreichenden elektrischen Versorgung bei von durch Windkraft erzeugter regenerativer Energie entsprechend prognostizierte Wetterdaten, insbesondere Windvorhersagedaten, und/oder bei von durch Sonnenenergie erzeugter regenerativer Energie entsprechend prognostizierte Wetterdaten, insbesondere Sonnenscheindauerwerte, und/oder bei von durch Wasserkraft erzeugter regenerativer Energie entsprechend prognostizierte Wetterdaten, berücksichtigt werden. Auch solche Wetterdaten können bekanntermaßen online abgerufen bzw. erfasst werden.
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Die Prognosedaten der regenerativen Energiequelle und/oder die prognostizierten Wetterdaten können dabei mit einem empirisch vorgebbaren Schwellenwert verglichen werden und bei Überschreiten des jeweiligen Schwellenwertes der Produktionsprozess gemäß der jeweils nachfolgenden Prozessstufe weitergeführt werden.
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Bei dem vorgeschlagenen Verfahren kann auch vorgesehen sein, dass zusätzlich Vertriebsdaten auf ein Maß an Eilbedürfnis hin geprüft werden und dass in einem eilbedürftigen Vertriebsfall auch bei einer nicht ausreichenden elektrischen Versorgung der Produktionsprozess gemäß der jeweiligen Prozessstufe durchgeführt wird. Demnach kann etwa anstehenden eiligen Produktionsaufträgen ein Vorrang vor der genannten Stromkostenoptimierung eingeräumt werden.
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Die zusätzlich berücksichtigten Vertriebsdaten können mit vorliegenden Produktionsplanungsdaten verglichen werden und in Abhängigkeit vom dem Vergleichsergebnis der Produktionsprozess gemäß der jeweils nachfolgenden Prozessstufe durchgeführt oder nicht durchgeführt werden.
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Bei dem vorgeschlagenen Verfahren kann zudem vorgesehen sein, dass die Energieverfügbarkeit und der Energiepreis berechnet werden, wobei genannte Prognose- bzw. Wetterdaten regelmäßig abgerufen bzw. erfasst werden, dass ein zu erwartender Produktabsatz berechnet wird, wobei aktuelle Produktionsdaten von einem üblichen Produktionsplanungssystem abgerufen werden, wobei die Produktionsplanung z.B. auf extern verfügbaren Vertriebsdaten und/oder ggf. kundenbezogenen Wartungsdaten beruht, und dass die so erzeugten Daten einem Prozessleitsystem zugeführt werden, welches mit einer Prozesssteuerung z.B. einer Zementproduktionsanlage steuerungstechnisch verbunden ist.
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Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Einrichtung ist insbesondere eingerichtet, eine Produktionsanlage, in der wenigstens ein elektrische Energie intensiv verbrauchender Produktionsprozess zur Herstellung eines Produktes durchgeführt wird, welcher wenigstens zwei Prozessstufen umfasst, wobei in der jeweiligen Prozessstufe erzeugte Zwischenprodukte in wenigstens einem Zwischenlager gelagert werden können, mittels des vorgeschlagenen Verfahrens zu steuern.
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Die vorgeschlagene Einrichtung kann ein Kommunikationsmodul aufweisen, mittels dessen die von einer externen Datenquelle abgerufenen Prognosedaten empfangen werden, ein Berechnungsmoduls oder Datenspeicher zur Bereitstellung von für den Vergleich erforderlichen Schwellenwerten für die jeweiligen Prognosedaten, und einen Vergleicher aufweisen, mittels dessen die empfangenen Prognosedaten und die von dem Berechnungsmodul bzw. Datenspeicher bereitgestellten Schwellenwerte verglichen werden, um die Ergebnisse des Vergleichs einer Prozesssteuerung zuzuführen, welche den Prozessablauf der Produktionsanlage steuert.
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Die vorgeschlagene Einrichtung kann ferner ein Energiemanagementmodul, welches bereits vorverarbeitete Daten von einem Prognosemodul zur Erfassung bzw. Berechnung der Energieverfügbarkeit und des Energiepreises, welches die genannten Prognose- bzw. Wetterdaten regelmäßig abruft bzw. erfasst, und von einem den zu erwartenden Produktabsatz berechnenden Absatzprognosemodul erhält, aufweisen. Das Absatzprognosemodul wiederum erhält erforderliche aktuelle Produktionsdaten von einem üblichen Produktionsplanungssystem, wobei die Produktionsplanung auf z.B. extern verfügbaren Vertriebsdaten und/oder ggf. kundenbezogenen Wartungsdaten beruht. Das Energiemanagementmodul leitet die von ihm erzeugten Daten an ein übliches Prozessleitsystem weiter, welches mit der Prozesssteuerung z.B. einer Zementproduktionsanlage steuerungstechnisch verbunden ist
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Das erfindungsgemäße Verfahren bzw. die Einrichtung können durch Kombination eines Energiemanagementsystems mit einem Produktionsplanungssystem implementiert werden. Das Produktionsplanungssystem kann dabei vorteilhaft ein automatisches, autonomes System darstellen. Die Einrichtung kann somit als übergeordnetes System die Aufgaben des Energiemanagementsystems mit denen des Produktionsplanungssystems kombinieren.
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Die Einrichtung erhält Informationen darüber, wann wieviel regenerative Energie zur Verfügung steht, und wann wieviel Material in den Silos vorhanden sein muss. Dabei wird dann situationsabhängig berechnet, welche der Anlagenteile gestartet oder gestoppt werden, um mit möglichst geringen Energiekosten ausreichend Zement zu produzieren, der die Nachfrage des Marktes bedient. Dabei kann die Einrichtung nicht nur die verschiedenen Energiequellen berücksichtigen, sondern auch den exakten Stromverbrauch der einzelnen Verbraucher und deren Energieverbräuche beim Anfahren oder Abfahren der Produktionsanlage.
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Die Einrichtung ist dabei bevorzugt dem eigentlichem Leitsystem übergeordnet und kann die verschiedenen Anlagenteile automatisch starten, soweit sie verfügbar sind.
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Die Einrichtung kann ferner auch Wartungsarbeiten, notwendige Stillstände und Verschleiß mit berücksichtigen.
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Die Erfindung kann insbesondere in einer Produktionsanlage, in der elektrische Energie intensiv verbrauchende Produktionsprozesse zur Herstellung eines Produktes durchgeführt werden und in der erzeugte Zwischenprodukte in einem Zwischenlager gelagert werden können, zur Anwendung kommen.
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Das erfindungsgemäße Computerprogramm ist eingerichtet, jeden Schritt des Verfahrens durchzuführen, insbesondere wenn es auf einem Rechengerät oder einem Steuergerät abläuft. Es ermöglicht die Implementierung des erfindungsgemäßen Verfahrens auf einem elektronischen Steuergerät, ohne an diesem bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen. Hierzu ist der maschinenlesbare Datenträger vorgesehen, auf welchem das erfindungsgemäße Computerprogramm gespeichert ist. Durch Aufspielen des erfindungsgemäßen Computerprogramms auf eine Einrichtung bzw. ein entsprechendes elektronisches Steuergerät wird die erfindungsgemäße Einrichtung erhalten, welches eingerichtet ist, um eine hier betroffene Produktionsanlage mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens zu betreiben bzw. den entsprechenden Produktionsbetrieb zu steuern.
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Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und den beiliegenden Zeichnungen.
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Es versteht sich, dass die voranstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweiligen angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Figurenliste
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- 1 zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens anhand eines Flussdiagramms.
- 2 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Einrichtung anhand eines Blockdiagramms.
- 3 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Einrichtung anhand eines Blockdiagramms.
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Beschreibung von Ausführungsbeispielen
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Das nachfolgend beschriebene Verfahren bzw. der entsprechende Produktionsprozess zielt darauf ab, den Energieverbrauch bei der Produktion möglichst präzise an ein jeweils zur Verfügung stehendes Energieangebot aus erneuerbaren Quellen anzupassen. Bei dem Verfahren kann bevorzugt ein sogenanntes „Cross-Energy-Management“ (CEM) angewendet werden, worunter man generell die passgenaue Angleichung von flexibel durchführbaren, energieintensiven elektrischen Prozessen an ein aktuelles Energieangebot versteht.
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Das Verfahren und die Einrichtung werden nachfolgend am Beispiel einer Zementproduktionsanlage beschrieben, können aber auch bei anderen Produktionsanlagen, wie z.B. Produktionsanlagen zur Herstellung von chemischen Stoffe wie z.B. Harnstoff, Düngemittel, in der Stahl- und Koksproduktion, bei der Erzgewinnung oder dergleichen, entsprechend eingesetzt werden.
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Die Herstellung von Zement ist ein energieintensiver Prozess, für den besonders viel elektrische Energie benötigt wird. Die elektrischen Strombezugskosten sind ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor für die Anlagenbetreiber, weshalb sich die Zementbranche als typischer CEM-Anwendungsfall eignet.
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In einem ersten Verfahrensschritt der Zementproduktion wird Rohmaterial aus einem Steinbruch zunächst zerkleinert und in einem Mahlwerk vorgemahlen. Danach kommt es in das Herzstück der Produktionsanlage, und zwar in einen rotierenden Ofen, in dem es zu Zementklinker gebrannt wird. Anschließend wird der so gebrannte Klinker in einem zweiten Mahlwerk fein gemahlen, bis eine vorgegebene Körnung erreicht ist.
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Dem Verfahren liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die beiden Mahlwerke elektrisch angetriebene Komponenten darstellen, welche relativ flexibel betrieben werden können. So kann beispielsweise das erste Mahlwerk eingeschaltet werden, wenn gerade viel Strom aus regenerativen Quellen kostengünstig vorhanden ist. Das gemahlene Vormaterial wird dann in einem Silo zwischengelagert, bevor es in den Ofen gelangt. Ist kostengünstiger elektrischer Versorgungsstrom hingegen momentan knapp, wird der Klinker vor dem zweiten Mahlprozess zunächst in das Silo eingelagert. Der zweite Mahlprozess wird erst dann angefahren, wenn kostengünstiger elektrischer Strom wieder ausreichend verfügbar ist.
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Eine hier betroffene Zementproduktionsanlage umfasst bevorzugt ein Klinkersilo, eine Redox-Flow-Batterie mit einer elektrischen Speicherkapazität zur Bereitstellung der gesamten Anlagenleistung wenigstens über eine Stunde sowie eine Windkraftanlage, wodurch eine elektrisch optimierbare Anlagensteuerung ermöglicht wird.
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Bei dem in 1 dargestellten Verfahren zum Betreiben einer hier betroffenen Produktionsanlage erfolgt die elektrische Versorgung der Produktionsanlage mittels wenigstens einer fluktuierenden, regenerativen Energiequelle. Es wird vorliegend angenommen, dass der momentan ablaufende Produktionsprozess sich in einer n-ten Produktionsstufe von wenigstens zwei Produktionsstufen befindet 100. Dabei wird für die vorliegende n-te Produktionsstufe geprüft 105, ob für die jeweils nachfolgende n+1-te Produktionsstufe des gesamten Produktionsprozesses eine ausreichende elektrische Versorgung gewährleistet ist. Ergibt die Prüfung 105, dass eine ausreichenden elektrischen Versorgung für die n+1-te Produktionsstufe vorliegt, dann wird der Produktionsprozess gemäß der n+1-ten Prozessstufe weitergeführt 110. Andernfalls wird ein in dem Produktionsprozess gemäß der n-ten Prozessstufe hergestelltes Zwischenprodukt zwischengelagert 115. Danach wird wieder zum Prüfschritt 105 zurückgesprungen.
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Bei der Prüfung der für die n+1-te Prozessstufe des Produktionsprozesses momentan ausreichenden elektrischen Versorgung können Prognosedaten der regenerativen Energiequelle berücksichtigt werden 120. Alternativ oder zusätzlich können bei von durch Windkraft erzeugter regenerativer Energie entsprechend prognostizierte Wetterdaten, insbesondere Windvorhersagedaten, berücksichtigt werden 120. Bei von durch Sonnenenergie erzeugter regenerativer Energie können alternativ oder zusätzlich entsprechend prognostizierte Wetterdaten, insbesondere Sonnenscheindauerwerte, berücksichtigt werden 120. Bei von durch Wasserkraft erzeugter regenerativer Energie können alternativ oder zusätzlich entsprechend prognostizierte Wetterdaten berücksichtigt werden 120.
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Bei der Prüfung auf ausreichende elektrische Versorgung können die Prognosedaten der generativen Energiequelle und/oder die prognostizierten Wetterdaten mit einem empirisch vorgebbaren Schwellenwert verglichen werden, so dass erst bei Überschreiten des jeweiligen Schwellenwertes der Produktionsprozess gemäß der n+1-ten Prozessstufe durchgeführt wird.
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Zusätzlich bzw. optional, wie durch die Strichelung angedeutet, können Vertriebsdaten auf ein Maß an Eilbedürfnis hin geprüft werden 125, so dass in einem eilbedürftigen Vertriebsfall auch bei einer nicht ausreichenden elektrischen Versorgung der Produktionsprozess gemäß der n+1-ten Prozessstufe durchgeführt wird. Die Vertriebsdaten können mit vorgebbaren bzw. vorliegenden Produktionsplanungsdaten verglichen werden und in Abhängigkeit vom dem Vergleichsergebnis der Produktionsprozess gemäß der n+1-ten Prozessstufe durchgeführt wird oder nicht durchgeführt wird.
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Bei dem Verfahren kann zudem geprüft werden, ob es sinnvoll ist, bei einem Stromüberschuss im Netz das Mahlwerk heraufzufahren, auch wenn das Material danach erst zwischengelagert werden muss, oder ob es möglich ist, bei einem Strommangel ein Aggregat abzuschalten und stattdessen die Vorräte zu verwenden. Die Zementproduktionsanlage bzw. das Zementwerk wäre damit für den Netzbetreiber ein Lieferant für Regelenergie, mit der sich Schwankungen im Stromnetz ausgleichen lassen. Diese Systemdienstleistung (Sekundärregelleistung) würde der Netzbetreiber dem Zementhersteller vergüten.
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Bei dem Verfahren kann zudem vorgesehen sein, dass die Energieverfügbarkeit und der Energiepreis berechnet werden, wobei genannte Prognose- bzw. Wetterdaten regelmäßig abgerufen bzw. erfasst werden. Dabei kann ein zu erwartender Produktabsatz berechnet werden, wobei aktuelle Produktionsdaten von einem üblichen Produktionsplanungssystem abgerufen bzw. bereitgestellt werden. Die Produktionsplanung kann z.B. auf extern verfügbaren Vertriebsdaten und/oder ggf. kundenbezogenen Wartungsdaten beruhen. Die so erzeugten Daten können schließlich einem Prozessleitsystem zugeführt werden, welches mit einer Prozesssteuerung z.B. einer Zementproduktionsanlage steuerungstechnisch verbunden ist.
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Das beschriebene Verfahren kann in Form eines Steuerprogramms für ein elektronisches Steuergerät zum Betrieb bzw. zur Steuerung einer hier betroffenen Produktionsanlage oder in Form einer oder mehrerer entsprechender elektronischer Steuereinheiten (ECUs) realisiert werden.
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Die in 2 dargestellte Einrichtung 200 umfasst ein Kommunikationsmodul 205, mittels dessen die von einer externen Datenquelle, in dem vorliegenden Ausführungsbeispiel ein entsprechender Cloud-Dienst 207, abgerufenen Prognosedaten über eine übliche drahtlose und/oder drahtgebundene Datenverbindung 210 empfangen werden. Mittels eines Berechnungsmoduls oder Datenspeichers 215 werden die für den Vergleich erforderlichen Schwellenwerte für die jeweiligen Prognosedaten 210 bereitgestellt.
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Die mittels des Kommunikationsmoduls 205 empfangenen Prognosedaten 210 und die von dem Modul 215 bereitgestellten Schwellenwerte werden mittels eines Vergleichers 220 miteinander verglichen und die Ergebnisse des Vergleichs schließlich einer Prozesssteuerung 225 zugeführt, welche den in 1 beschriebenen Prozessablauf steuert.
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Die in 3 dargestellte, durch eine Strichelung 300 hervorgehobene Einrichtung umfasst ein Energiemanagementmodul 305, welches bereits vorverarbeitete Daten von einem Prognosemodul 310 zur Erfassung bzw. Berechnung der Energieverfügbarkeit und des Energiepreises, welches die genannten Prognosedaten 315, Wetterdaten 320 und/oder Prognosedaten konventioneller Stromanbieter 323 regelmäßig abruft bzw. erfasst, und von einem den zu erwartenden Produktabsatz berechnenden Absatzprognosemodul 325 erhält. Das Absatzprognosemodul 325 wiederum erhält erforderliche aktuelle Produktionsdaten von einem üblichen Produktionsplanungssystem 330, wobei die Produktionsplanung auf z.B. extern verfügbaren Vertriebsdaten 335 und/oder ggf. kundenbezogenen Wartungsdaten 340 beruhen kann.
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Das Energiemanagementmodul 305 leitet die von ihm erzeugten Daten an ein übliches Prozessleitsystem 345 weiter, welches mit einer Prozesssteuerung 350 z.B. einer Zementproduktionsanlage 355 steuerungstechnisch verbunden sein kann.
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Die Einrichtung 300 kann ferner ein, wie durch die Strichelung angedeutet, optionales Optimierungsmodul 360 zur Optimierung der jeweiligen Produktionsanlage umfassen, welches die jeweiligen Prozessparameter während des Betriebs speichert und diese auswertet. Bei einer Mühle können dies z.B. der Hydraulikdruck, die Menge an Frischgut zur Mühle, die Menge an z.B. zu Kühlzwecken oder bei der Zementherstellung eingedüstem Wasser und der Stromverbrauch sein. Über eine längere Betriebszeit zeigt sich dann, unter welchen Bedingungen die Mühle energetisch optimal betrieben werden kann, d.h. wann die Produktionsleistung im Vergleich zum Stromverbrauch am höchsten ist. Dabei werden diese Daten weiter gesammelt und ausgewertet, so dass der optimale Betriebspunkt auch kontinuierlich überprüft werden kann. Denn dieser Betriebspunkt kann sich durch Verschleiß und eventuell wechselnde Rohmaterialien bzw. sich ändernde Anforderungen an das Produkt, z.B. bei Mühlen meist die Feinheit des Produktes, ändern.