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Die Erfindung betrifft ein Bremssystem für ein Kraftfahrzeug.
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Hydraulische Bremssysteme weisen heutzutage häufig zwei voneinander unabhängige Druckquellen auf, beispielsweise um die Redundanz zu erhöhen oder um unterschiedliche Charakteristika von Druckquellen kombinieren zu können. Die Druckquellen sind typischerweise über Ventile mit jeweiligen Bremsen bzw. Radbremsen verbunden.
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Bekannte Ausführungen haben den Nachteil, dass die Bremsen im unbestromten Zustand nicht druckausgeglichen sind. Auch wenn ein Unterdruck beispielsweise durch den Einbau von Rückschlagventilen vermieden wird, kann durch thermische Ausdehnung ein Überdruck entstehen, der die Bremsen schädigen kann. Diese Schädigung kann beispielsweise dadurch vermieden werden, dass auch bei abgestelltem Fahrzeug periodisch wenigstens eines der beiden Ventile an jeder Radbremse geöffnet wird. Dies führt jedoch zu einer erheblichen Belastung für eine Fahrzeugbatterie. Außerdem ist bei solchen Ausführungen typischerweise während der Fahrt permanent wenigstens ein Ventil an jeder Bremse geöffnet, was die Bereitschafts-Stromaufnahme erhöht.
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Es ist deshalb eine Aufgabe der Erfindung, ein Bremssystem bereitzustellen, welches diesbezüglich alternativ oder besser ausgeführt ist. Es ist des Weiteren eine Aufgabe der Erfindung, ein zugehöriges Verfahren zum Betrieb eines Bremssystems bereitzustellen.
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Dies wird erfindungsgemäß durch ein Bremssystem nach Anspruch 1 sowie durch ein Verfahren gemäß dem Verfahrensanspruch erreicht. Vorteilhafte Ausgestaltungen können beispielsweise den jeweiligen Unteransprüchen entnommen werden. Der Inhalt der Ansprüche wird durch ausdrückliche Inbezugnahme zum Inhalt der Beschreibung gemacht.
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Die Erfindung betrifft ein Bremssystem für ein Kraftfahrzeug.
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Das Bremssystem weist eine Anzahl vorderer Bremsen auf. Insbesondere kann es eine linke vordere Bremse und eine rechte vordere Bremse aufweisen. Es kann jedoch auch nur eine vordere Bremse aufweisen, beispielsweise bei einem Motorrad. Es kann auch mehr als zwei vordere Bremsen aufweisen, beispielsweise bei Spezialfahrzeugen mit mehreren Vorderachsen.
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Das Bremssystem weist eine Anzahl hinterer Bremsen auf. Insbesondere kann es eine linke hintere Bremse und eine rechte hintere Bremse aufweisen. Es kann jedoch auch nur eine hintere Bremse aufweisen, beispielsweise bei einem Motorrad. Es kann auch mehr als zwei hintere Bremsen aufweisen, beispielsweise bei Nutzfahrzeugen oder Spezialfahrzeugen mit mehreren Hinterachsen.
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Das Bremssystem weist einen ersten Druckerzeuger auf. Es weist außerdem einen zweiten Druckerzeuger auf. Die Druckerzeuger können insbesondere dazu ausgebildet sein, ein Fluid zur Betätigung der Bremsen unter Druck zu setzen.
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Das Bremssystem weist eine Anzahl erster Verbindungsventile auf, wobei jedes erste Verbindungsventil einer Bremse zugeordnet ist und die jeweilige Bremse schaltbar mit dem ersten Druckerzeuger verbindet. Dies ermöglicht es, einen Druck, welcher von dem ersten Druckerzeuger im Hydraulikfluid erzeugt wurde, kontrolliert an eine Bremse abzugeben.
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Das Bremssystem weist eine Anzahl zweiter Verbindungsventile auf, wobei jedes zweite Verbindungsventil einer Bremse zugeordnet ist und die jeweilige Bremse schaltbar mit dem zweiten Druckerzeuger verbindet. Dies ermöglicht es, einen Druck, welcher von dem zweiten Druckerzeuger im Hydraulikfluid erzeugt wurde, kontrolliert an eine Bremse abzugeben.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass jeder Bremse zumindest ein jeweiliges Verbindungsventil zugeordnet ist, welches stromlos offen ausgeführt ist.
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Dadurch wird sowohl im Fall eines stehenden wie auch im Fall eines fahrenden Fahrzeugs ein Druckausgleich ermöglicht, der Beschädigungen vermeidet, welche ansonsten beispielsweise aufgrund thermischer Ausdehnung entstehen können, und zwar ohne dass hierfür eine laufende oder regelmäßige Bestromung des jeweiligen Ventils nötig wäre.
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Es kann auch jeder Bremse genau ein jeweiliges stromlos offenes Verbindungsventil zugeordnet sein, wobei der jeweiligen Bremse dann typischerweise ein weiteres Verbindungsventil zugeordnet ist, welches stromlos geschlossen ausgeführt ist.
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Gemäß einer Ausführung sind die den vorderen Bremsen zugeordneten ersten Verbindungsventile stromlos offen ausgeführt.
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Gemäß einer Ausführung sind die den vorderen Bremsen zugeordneten zweiten Verbindungsventile stromlos geschlossen ausgeführt.
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Gemäß einer Ausführung sind die den hinteren Bremsen zugeordneten ersten Verbindungsventile stromlos geschlossen ausgeführt.
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Gemäß einer Ausführung sind die den hinteren Bremsen zugeordneten zweiten Verbindungsventile stromlos offen ausgeführt.
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Derartige Ausführungen haben sich für typische Implementierungen als vorteilhaft erwiesen, wie weiter unten anhand figürlich dargestellter Ausführungsbeispiele näher beschrieben werden wird.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführung weist da Bremssystem eine erste Energieversorgung und eine separat dazu ausgeführte zweite Energieversorgung auf, wobei bevorzugt der erste Druckerzeuger an der ersten Energieversorgung angeschlossen ist und weiter bevorzugt der zweite Druckerzeuger an der zweiten Energieversorgung angeschlossen ist. Damit kann eine besonders hohe Redundanz hergestellt werden. Die beiden Energieversorgungen können insbesondere unabhängig voneinander ausgeführt sein. Darunter kann beispielsweise verstanden werden, dass bei Ausfall einer Energieversorgung die jeweils andere Energieversorgung weiter funktioniert. Beispielsweise können die Energieversorgungen zueinander unterschiedliche Leitungsnetze, Transformatoren oder Steuerungen haben.
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Die den vorderen Bremsen zugeordneten stromlos offenen Verbindungsventile sind gemäß einer Ausführung jeweils an der ersten Energieversorgung und an der zweiten Energieversorgung angeschlossen, können also nach Ausfall einer Energieversorgung immer noch unter Verwendung der jeweils anderen Energieversorgung geöffnet und geschlossen werden. Damit wird eine besonders hohe Redundanz erreicht.
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Die den vorderen Bremsen zugeordneten stromlos offenen Verbindungsventile sind gemäß einer Ausführung nur an der zweiten Energieversorgung angeschlossen. Damit wird eine einfachere Ausführung erreicht.
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Die den hinteren Bremsen zugeordneten stromlos offenen Verbindungsventile sind gemäß einer Ausführung jeweils an der ersten Energieversorgung und an der zweiten Energieversorgung angeschlossen. Damit wird eine besonders hohe Redundanz erreicht.
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Die den hinteren Bremsen zugeordneten stromlos offenen Verbindungsventile sind gemäß einer jeweiligen Ausführung beide nur an der ersten Energieversorgung angeschlossen oder beide nur an der zweiten Energieversorgung angeschlossen. Damit wird eine einfachere Ausführung erreicht.
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Gemäß einer Ausführung weist das Bremssystem ferner ein zusätzliches Verbindungsventil auf, über welches die den hinteren Bremsen zugeordneten stromlos offenen Verbindungsventile gemeinsam mit dem zweiten Druckerzeuger verbunden sind. Vorzugsweise ist dabei das zusätzliche Verbindungsventil nur an derjenigen Energieversorgung angeschlossen, an welcher die den hinteren Bremsen zugeordneten stromlos offenen Verbindungsventile nicht angeschlossen sind.
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Die den vorderen Bremsen zugeordneten stromlos geschlossenen Verbindungsventile sind gemäß einer Ausführung nur an der zweiten Energieversorgung angeschlossen.
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Die den hinteren Bremsen zugeordneten stromlos geschlossenen Verbindungsventile sind gemäß einer Ausführung nur an der ersten Energieversorgung angeschlossen.
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Durch den Anschluss eines Ventils nur an eine jeweilige Energieversorgung wird der Aufwand im Vergleich zum Anschluss an zwei Energieversorgungen verringert.
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Gemäß einer Ausführung ist parallel zum zweiten Druckerzeuger ein stromlos offenes Pumpenventil geschaltet, welches beispielsweise nur an der zweiten Energieversorgung angeschlossen ist, oder welches an der ersten Energieversorgung und an der zweiten Energieversorgung angeschlossen ist.
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Gemäß einer Ausführung ist einigen oder allen der stromlos offenen Verbindungsventile ein jeweiliges Rückschlagventil parallelgeschaltet. Die Integration eines Rückschlagventils in ein stromlos offenes Ventil ermöglicht es, das Ventil insgesamt einfacher zu gestalten und seine Funktionalität zu erhöhen. Insbesondere ist es dadurch leichter, das Ventil analog ansteuerbar auszuführen. Außerdem kann ein Druckausgleich auch dann erfolgen, wenn das Ventil geschlossen ist, beispielsweise um Beschädigungen zu vermeiden. Das Rückschlagventil kann dabei jeweils zur Bremse hin oder zum Druckerzeuger hin durchlässig sein. Beispielsweise können die Rückschlagventile so verschaltet sein, wie dies in den Figuren der Anmeldung gezeigt ist.
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Gemäß einer Ausführung ist der erste Druckerzeuger ein Linearaktuator. Ein solcher kann insbesondere einen besonders schnellen Druckaufbau liefern.
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Gemäß einer Ausführung ist der zweite Druckerzeuger eine Kolbenpumpe oder eine Drei-Kolben-Pumpe. Eine solche kann insbesondere einen hohen Druck liefern.
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Die Erfindung betriff des Weiteren ein Verfahren zum Betrieb eines Bremssystems, insbesondere eines erfindungsgemäßen Bremssystems, wobei nach Ausfall eines Druckerzeugers oder einer Energieversorgung ein Bremsdruck über den jeweils anderen Druckerzeuger oder die jeweils andere Energieversorgung gestellt und/oder moduliert wird. Ein solches Verfahren ermöglicht insbesondere eine besonders hohe Redundanz. Der Bremsdruck kann insbesondere gestellt und/oder moduliert werden, um das Fahrzeug zu verzögern und/oder stabil und lenkbar zu erhalten. Hinsichtlich des erfindungsgemäßen Bremssystems kann auf alle hierin beschriebenen Ausführungen und Varianten zurückgegriffen werden. Bei Durchführung des Verfahrens mit zwei Energieversorgungen kann dabei insbesondere auf Ausführungen des Bremssystems mit zwei Energieversorgungen zurückgegriffen werden.
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Weitere Merkmale und Vorteile wird der Fachmann den nachfolgend mit Bezug auf die beiliegende Zeichnung beschriebenen Ausführungsbeispielen entnehmen. Dabei zeigen:
- 1: Ein Bremssystem gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel,
- 2: Ein Bremssystem gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel,
- 3: Ein Bremssystem gemäß einem dritten Ausführungsbeispiel,
- 4: Ein Bremssystem gemäß einem vierten Ausführungsbeispiel,
- 5: Ein Bremssystem gemäß einem fünften Ausführungsbeispiel, und
- 6: Ein Bremssystem gemäß einem sechsten Ausführungsbeispiel.
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Zu allen gezeigten Ausführungsbeispielen sei erwähnt, dass Druckstangenaufnahme, Erzeugung des Pedalgefühls und Interpretation des Fahrerbremswunschs nicht dargestellt sind. Sie erfolgen beispielsweise in einer separaten Einheit, und das Fahrerbremswunsch-Signal wird an das dargestellte System übermittelt. Das jeweils gezeigte Bremssystem ist insbesondere Bestandteil eines Kraftfahrzeugs oder für den Einsatz in einem Kraftfahrzeug vorgesehen.
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1 zeigt ein Bremssystem gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel der Erfindung. Dieses weist einen ersten Druckerzeuger P1 und einen zweiten Druckerzeuger P2 auf. Der erste Druckerzeuger P1 ist vorliegend als Linearaktuator ausgeführt, welcher eine hohe Dynamik bietet. Der zweite Druckerzeuger P2 ist vorliegend als Dreikolbenpumpe ausgeführt, welche kostengünstig hohe Drücke erzeugen kann.
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Über dem ersten Druckerzeuger P1 ist ein erstes Pumpenventil VP1 mit einem Rückschlagventil RP1 verschaltet. Über dem zweiten Druckerzeuger P2 ist ein zweites Pumpenventil VP2 mit einem Rückschlagventil RP2 verschaltet. Damit kann der jeweilige Druckerzeuger P1, P2 überbrückt werden.
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Das Bremssystem weist vorliegend insgesamt vier Bremsen B1, B2, B3, B4 auf. Dies entspricht einer typischen Ausführung eines Bremssystems eines vierrädrigen Kraftfahrzeugs. Dabei ist eine erste Bremse B1 einem vorderen linken Rad (FL) zugeordnet, eine zweite Bremse B2 ist einem vorderen rechten Rad (FR) zugeordnet, eine dritte Bremse B3 ist einem hinteren linken Rad (RL) zugeordnet, und eine vierte Bremse B4 ist einem hinteren rechten Rad (RR) zugeordnet.
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Das Bremssystem weist insgesamt vier erste Verbindungsventile V1, V2, V3, V4 auf, über welche jeweils eine Bremse B1, B2, B3, B4 mit dem ersten Druckerzeuger P1 verbunden ist.
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Das Bremssystem weist insgesamt vier zweite Verbindungsventile W1, W2, W3, W4 auf, über welche jeweils eine Bremse B1, B2, B3, B4 mit dem zweiten Druckerzeuger P2 verbunden ist.
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In der gezeigten Ausführung sind die Ventile V1, V2, W3, W4 stromlos offen, die anderen Ventile V3, V4, W1, W2 stromlos geschlossen ausgeführt. Durch die stromlos offenen Ventile kann auch ohne aktive Ansteuerung der Ventile ein Druckausgleich von der jeweiligen Bremse B1, B2, B3, B4 aus stattfinden, was Beschädigungen, beispielsweise aufgrund thermischer Ausdehnung, vermeidet.
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Die Figuren zeigen die Ventile nicht in ihrem stromlosen Zustand, sondern in einem Zustand, in welchem für eine Druckbeaufschlagung aller Bremsen B1, B2, B3, B4 der erste Druckerzeuger P1 verwendet wird. Dies kann auch als Normalbremsung bezeichnet werden.
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Es ist dabei zweckmäßig, im stromlosen Zustand eine Kreistrennung herzustellen. Deshalb werden durch die stromlos offenen Ventile V1, V2, W3, W4 zwei Bremsen B1, B2 mit dem ersten Druckerzeuger P1 und zwei andere Bremsen B3, B4 mit dem zweiten Druckerzeuger P2 verbunden. Auch andere Ausführungen sind jedoch möglich, beispielsweise eine umgekehrte Verschaltung oder auch die Verwendung stromlos offener Ventile zwischen dem gleichen Druckerzeuger P1, P2 und allen Bremsen B1, B2, B3, B4.
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Das Bremssystem weist einen Bremsflüssigkeitsbehälter BFLS auf, mit welchem die Druckerzeuger P1, P2 verbunden sind.
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Des Weiteren weist das Bremssystem eine Anzahl von Sensoren auf. Diese sind jeweils als quadratische Kästchen dargestellt, wobei das jeweilige „U“ eine ansprechend auf eine Messgröße auszugebende Spannung darstellt und des Weiteren die gemessene Größe dargestellt ist. Mit „p“ ist dabei das Messen eines Drucks dargestellt, mit „δ“ ist das Messen eines Drehwinkels dargestellt und mit „9“ ist das Messen einer Temperatur dargestellt.
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Das Bremssystem weist eine erste Energieversorgung E1 und eine zweite Energieversorgung E2 auf. Die erste Energieversorgung versorgt unter anderem den ersten Druckerzeuger P1. Die zweite Energieversorgung E2 versorgt unter anderem den zweiten Druckerzeuger P2. Hierzu sind jeweilige Motoren M schematisch dargestellt, welche den jeweiligen Druckerzeuger P1, P2 antreiben und von der jeweiligen Energieversorgung E1, E2 mit Strom versorgt werden.
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Die Energieversorgungen E1, E2, sind getrennt und redundant zueinander ausgeführt, so dass bei Ausfall einer Energieversorgung E1, E2 die andere Energieversorgung E1, E2 funktionsfähig bleibt.
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Die Pumpenventile VP1, VP2 sind jeweils an der Energieversorgung E1, E2 des ihnen zugeordneten Druckerzeugers P1, P2 angeschlossen.
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In der vorliegenden Ausführung sind die stromlos offenen Ventile V1, V2, W3, W4 jeweils mit beiden Energieversorgungen E1, E2 verbunden. Dies ist dadurch dargestellt, dass diese Ventile jeweils zwei Magnete haben. Sie können somit auch bei Ausfall einer der beiden Energieversorgungen E1, E2 noch angesteuert werden. Die Ventile W1, W2 sind demgegenüber nur mit der zweiten Energieversorgung E2 verbunden und die Ventile V3, V4 sind nur mit der ersten Energieversorgung E1 verbunden.
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Für ein Ventil, welches von zwei Energieversorgungen versorgt werden kann, gibt es mehrere mögliche Realisierungen, beispielsweise eine Spule mit Umschaltung durch Relais oder Dioden, eine Spule mit zwei getrennten Wicklungen oder zwei konventionelle Ventile, die im stromlos offenen Fall in Reihe und im stromlos geschlossenen Fall parallel geschaltet sind.
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Der Aufwand der doppelten Ventilansteuerung, also der Verbindung eines jeweiligen Ventils mit zwei Energieversorgungen E1, E1 hat beispielsweise den Vorteil, dass eine Raddruckregelung nach Ausfall einer Energieversorgung nicht nur im Multiplex-Verfahren möglich ist. An jeweils zwei Bremsen ist zusätzlich ein Druckabbau über Ventile in den Bremsflüssigkeitsbehälter BFLS möglich.
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Im Fall eines Ausfalls der ersten Energieversorgung E1 können bei der beschriebenen Ausführung alle Räder noch gebremst werden. Bei den Vorderrädern, welchen die ersten und zweiten Bremsen B1, B2 zugeordnet sind, ist dabei eine freie Modulation möglich. Bei den Hinterrädern, welchen die dritten und vierten Bremsen B3, B4 zugeordnet sind, ist eine Modulation im Multiplex-Verfahren möglich.
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Im Fall eines Ausfalls der zweiten Energieversorgung E2 können bei der beschriebenen Ausführung alle Räder noch gebremst werden. Bei den Vorderrädern, welchen die ersten und zweiten Bremsen B1, B2 zugeordnet sind, ist dabei eine Modulation im Multiplex-Verfahren möglich. Bei den Hinterrädern, welchen die dritten und vierten Bremsen B3, B4 zugeordnet sind, ist eine freie Modulation möglich.
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Unter einer freien Modulation wird insbesondere verstanden, dass durch Ansteuerung beider Verbindungsventile, welche einer jeweiligen Bremse zugeordnet sind, ein Druck an einer Bremse individuell eingestellt werden kann. Unter einer Modulation im Multiplex-Verfahren wird insbesondere verstanden, dass ein zentraler Druck eingestellt wird, welcher über nur ein jeweiliges Ventil an jede Bremse geleitet wird, wobei das jeweils andere Ventil der Bremse geschlossen ist. Dabei wird typischerweise der zentrale Druck für mehrere Bremsen bereitgestellt. Er kann insbesondere dem niedrigsten der an den entsprechend angesteuerten Bremsen gewünschten Drücke entsprechen. Ein höherer Druck ist dann nicht realisierbar.
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Eine achsindividuelle Komfort-Druckstellung kann beipsielsweise durch eine Ventilschaltung erreicht werden, durch welche die vorderen Bremsen B1, B2 nur mit dem ersten Druckerzeuger P1 und die hinteren Bremsen B3, B4 nur mit dem zweiten Druckerzeuger P2 verbunden werden. Dies gilt für alle gezeigten Ausführungsbeispiele.
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Im Folgenden werden fünf weitere erfindungsgemäße Ausführungsbeispiele eines Bremssystems vorgestellt. Dabei nimmt der Aufwand für die stromlos offenen Ventile sukzessive ab. Entsprechend ergeben sich jeweils zusätzliche Einschränkungen bei der Raddruckmodulation nach Ausfall einer Energieversorgung.
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2 zeigt ein Bremssystem gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel der Erfindung. Dabei werden die stromlos offenen Verbindungsventile V1, V2 an den vorderen Bremsen B1, B2 durch stromlos offene Analog-Digital-Ventile mit jeweils integriertem Rückschlagventil RV1, RV2 ersetzt. Durch das jeweilige Rückschlagventil RV1, RV2 kann das jeweilige Ventil V1, V2 weniger aufwändig gebaut werden, da statisch Druck nur in eine Richtung abfallen kann. Dies spart Kosten. Außerdem ergibt sich ein sehr niedriger Flusswiderstand von dem ersten Druckerzeuger P1 zu den ersten und zweiten Bremsen B1, B2.
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Eine radindividuelle Druckeinstellung ist bei der gezeigten Ausführung nur noch aus dem zweiten Druckerzeuger P2 möglich. Dies ist vorteilhaft die Druckquelle, welche den höchsten vorkommenden Druck bereitstellen kann. Von Vorteil ist jedoch auch der besonders kleine Strömungswiderstand der Verbindungsventile V1, V2 mit integrierten Rückschlagventilen RV1, RV2. Im Zusammenwirken mit dem hochdynamischen Druckerzeuger P1 wird ein besonders schneller Druckaufbau in den entsprechenden Bremsen B1, B2 erreicht. Diese Bremsen B1, B2 sind deshalb zweckmäßig an der Vorderachse angebracht, können jedoch auch anders verteilt sein.
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Falls die zweite Energieversorgung E2 ausfällt, folgt der Druck an der Vorderachse dem Druck des ersten Druckerzeugers P1. Der Druck an der Hinterachse kann konventionell bzw. frei moduliert werden. Eine Funktionalität einer elektronischen Bremskraftverteilung bleibt somit in vollem Umfang erhalten. Nach einem Ausfall der ersten Energieversorgung E1 kann die Raddruckmodulation wie beim ersten Ausführungsbeispiel erfolgen, nämlich radindividuell mit konventioneller Modulation vorn und im Multiplex-Verfahren hinten. Letzteres bedeutet insbesondere, dass während einer Druckänderung an den Bremsen B3, B4 der Hinterachse ein Druckaufbau vorn nur auf einem niedrigeren Druckniveau möglich ist.
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Die 3 zeigt ein Bremssystem gemäß einem dritten Ausführungsbeispiel der Erfindung. Im Vergleich zum zweiten Ausführungsbeispiel werden dabei die doppelt ansteuerbaren stromlos offenen Ventile durch eine Kombination von drei stromlos offenen Ventilen ohne doppelte Ansteuerung ersetzt. Dies sind die zweiten Verbindungsventile W3, W4 sowie ein Zusatzventil Z1 mit Rückschlagventil RZ1, wobei das Zusatzventil die beiden Verbindungsventile W3, W4 gemeinsam mit dem zweiten Druckerzeuger P2 verbindet. Die Verbindungsventile W3, W4 sind an der ersten Energieversorgung E1 angeschlossen, das Zusatzventil Z1 ist an der zweiten Energieversorgung E2 angeschlossen.
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Eine funktionale Änderung ergibt sich insbesondere nach Ausfall der ersten Energieversorgung E1. Dann kann der Druck an den hinteren Bremsen B3, B4 nicht mehr individuell eingestellt werden, sondern nur noch gemeinsam nach dem Select-Low-Prinzip im Multiplex-Verfahren.
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4 zeigt ein Bremssystem gemäß einem vierten Ausführungsbeispiel der Erfindung. Die stromlos offenen Verbindungsventile W3, W4, welche den hinteren Bremsen B3, B4 zugeordnet sind, sind dabei im Vergleich zum dritten Ausführungsbeispiel durch stromlos offene Radventile mit integrierten Rückschlagventilen RW3, RW4 ersetzt. Auch sind diese Verbindungsventile W3, W4 nicht mehr an der ersten, sondern an der zweiten Energieversorgung E2 angeschlossen.
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Dadurch kann auf die aufwändigen und teuren stromlos offenen Ventile ohne integriertes Rückschlagventil vollständig verzichtet werden. Nach einem Ausfall der ersten Energieversorgung E1 kann der Radbremsdruck hinten etwas freier moduliert werden als beim dritten Ausführungsbeispiel. Dafür steht nach einem Ausfall der zweiten Energieversorgung E2 keine volle elektronische Bremskraftverteilung mehr zur Verfügung, sondern der Radbremsdruck hinten kann nur noch gemeinsam nach dem Select-Low-Prinzip geregelt werden.
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5 zeigt ein Bremssystem gemäß einem fünften Ausführungsbeispiel der Erfindung. Dabei sind im Vergleich zum vierten Ausführungsbeispiel das Zusatzventil Z1 und das zweite Pumpenventil VP2, welches beim vierten Ausführungsbeispiel nur einfach angesteuert ist, durch ein einziges zweites Pumpenventil VP2 mit doppelter Ansteuerung, also Versorgung durch beide Energieversorgungen E1, E2, ersetzt. Die Funktionalität wird dadurch nicht wesentlich geändert.
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6 zeigt ein Bremssystem gemäß einem sechsten Ausführungsbeispiel der Erfindung. Dabei wird das zweite Pumpenventil VP2 im Vergleich zum fünften Ausführungsbeispiel nur an der zweiten Energieversorgung E2 angeschlossen. Auch die Verbindungsventile V3, V4 sind nicht an der ersten, sondern an der zweiten Energieversorgung E2 angeschlossen. Sollte die zweite Energieversorgung E2 ausfallen, kann nur noch vorn Druck aufgebaut werden, und auch das nur einheitlich. Vorteilhaft ist dagegen, dass nach dem Ausfall der ersten Energieversorgung E1 eine konventionelle Raddruckmodulation an allen vier Rädern möglich ist.
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Es sei darauf hingewiesen, dass die Zeichnung zumindest in der ursprünglich eingereichten Form farbig ist und Merkmale, welche sich aufgrund farbiger Gestaltung ergeben, nach geltender Rechtsprechung auch dann zur Offenbarung zählen, wenn die Zeichnung später durch Figuren in schwarz-weiß ersetzt wird. Diesbezüglich ist insbesondere zu erwähnen, dass eine Spule, die einem Ventil zugeordnet ist, und die an der ersten Energieversorgung E1 angeschlossen ist, blau eingefärbt ist und dass eine Spule, die einem Ventil zugeordnet ist und die an der zweiten Energieversorgung E2 angeschlossen ist, rot eingefärbt ist. Des Weiteren sei erwähnt, dass Ventile mit hellblauem Ventilkörper stromlos offen sind und Ventile mit hellrotem Ventilkörper stromlos geschlossen sind.
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Die nachfolgende Tabelle enthält eine Übersicht über die beschriebenen Ausführungsbeispiele. Dabei ist dargestellt:
- - die Anzahl der stromlos geschlossenen (SG) Ventile,
- - die Anzahl der stromlos offenen (SO) Ventile
- ○ darunter die Anzahl der SO-Ventile ohne Rückschlagventil (RV)
- ○ darunter die Anzahl der SO-Ventile mit redundanter bzw. doppelter Ansteuerung
- - die besten verfügbaren Modulationsverfahren beim Ausfall der ersten Energieversorgung E1
- ○ an der Vorderachse
- ○ an der Hinterachse
- - die besten verfügbaren Modulationsverfahren beim Ausfall der zweiten Energieversorgung E2
- ○ an der Vorderachse
- ○ an der Hinterachse
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Der Platzhalter X bedeutet „getrennter Druckaufbau / gemeinsamer Druckabbau“.
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Es ist anzumerken, dass bei den zweiten bis sechsten Ausführungsbeispielen der Strömungswiderstand zwischen dem ersten Druckerzeuger
P1 und den vorderen Bremsen
B1,
B2 durch Rückschlagventile bestimmt wird. Dadurch kann dieser Strömungswiderstand besonders klein gewählt werden, ohne dass Nachteile für die Baugröße oder den elektrischen Ansteuermechanismus des Ventils entstehen.
Ausführungsbeispiel | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 |
Komponentenanzahl | | | | | | |
SG-Ventile | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 |
SO-Ventile | 6 | 6 | 7 | 7 | 6 | 6 |
ohne RV | 4 | 2 | 2 | 0 | 0 | 0 |
mit redundanter Ansteuerung | 4 | 2 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Modulation | | | | | | |
Ausfall E1 | | | | | | |
Vorderachse | konventionell | konventionell | konventionell | konventionell | konventionell | konventionell |
Hinterachse | Multiplex | Multiplex | select low/ Multiplex | X | X | konventionell |
Ausfall E2 | | | | | | |
Vorderachse | Multiplex | Zentraldruck | Zentraldruck | Zentraldruck | Zentraldruck | Zentraldruck |
Hinterachse | konventionell | konventionell | konventionell | select low/ konvent. | select low/ konvent. | drucklos |
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Die zur Anmeldung gehörigen Ansprüche stellen keinen Verzicht auf die Erzielung weitergehenden Schutzes dar.
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Sofern sich im Laufe des Verfahrens herausstellt, dass ein Merkmal oder eine Gruppe von Merkmalen nicht zwingend nötig ist, so wird anmelderseitig bereits jetzt eine Formulierung zumindest eines unabhängigen Anspruchs angestrebt, welcher das Merkmal oder die Gruppe von Merkmalen nicht mehr aufweist. Hierbei kann es sich beispielsweise um eine Unterkombination eines am Anmeldetag vorliegenden Anspruchs oder um eine durch weitere Merkmale eingeschränkte Unterkombination eines am Anmeldetag vorliegenden Anspruchs handeln. Derartige neu zu formulierende Ansprüche oder Merkmalskombinationen sind als von der Offenbarung dieser Anmeldung mit abgedeckt zu verstehen.
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Es sei ferner darauf hingewiesen, dass Ausgestaltungen, Merkmale und Varianten der Erfindung, welche in den verschiedenen Ausführungen oder Ausführungsbeispielen beschriebenen und/oder in den Figuren gezeigt sind, beliebig untereinander kombinierbar sind. Einzelne oder mehrere Merkmale sind beliebig gegeneinander austauschbar. Hieraus entstehende Merkmalskombinationen sind als von der Offenbarung dieser Anmeldung mit abgedeckt zu verstehen.
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Rückbezüge in abhängigen Ansprüchen sind nicht als ein Verzicht auf die Erzielung eines selbständigen, gegenständlichen Schutzes für die Merkmale der rückbezogenen Unteransprüche zu verstehen. Diese Merkmale können auch beliebig mit anderen Merkmalen kombiniert werden.
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Merkmale, die lediglich in der Beschreibung offenbart sind oder Merkmale, welche in der Beschreibung oder in einem Anspruch nur in Verbindung mit anderen Merkmalen offenbart sind, können grundsätzlich von eigenständiger erfindungswesentlicher Bedeutung sein. Sie können deshalb auch einzeln zur Abgrenzung vom Stand der Technik in Ansprüche aufgenommen werden.