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Stand der Technik
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Anwenderschnittstelle, ein Fortbewegungsmittel sowie ein Verfahren zur Klassifikation einer frei im Raum ausgeführten Anwendergeste (auch "3D-Geste"). Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung eine Unterscheidung zwischen im Erfassungsbereich der Anwenderschnittstelle ausgeführter Eingabegesten und Rückführgesten.
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Im Stand der Technik sind technische Einrichtungen und insbesondere Fortbewegungsmittel bekannt, welche über Wischgesten des Anwenders unter Kontakt mit einer Oberfläche einer Anzeigeeinrichtung ("Touchscreen") bedient werden können. Zunehmend werden auch Ansätze verfolgt, bei welchen 3D-Gesten für die Eingabe verwendet werden. Hierbei wird in einem vordefinierten Raumbereich ein Erfassungsbereich mittels eines Sensors aufgespannt, innerhalb dessen Gesten des Anwenders erfasst, interpretiert und zur Interaktion mit der Anwenderschnittstelle ausgewertet werden. Insbesondere für Wischgesten besteht nun eine Herausforderung der Informationsverarbeitung darin, eine beabsichtigte Anwendereingabe von einer die Hand des Anwenders z.B. lediglich in eine Ausgangsposition zurückzuführenden "Rückführgeste" zu unterscheiden. Wischgesten sind häufig insbesondere für waagerechte Eingaben definiert. Als Beispiel für Sensoren zur Erkennung der Wischgesten werden "Leap Motion" oder "HALIOS" von Mechaless genannt.
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Bei den bekannten Umsetzungen werden Hin- bzw. Rückführbewegungen, definiert als die Bewegung zwischen zwei gewollten Gesten, fälschlicherweise häufig als eigene Geste interpretiert, was zu einer Fehlbedienung oder unbeabsichtigten Reaktion der Anwenderschnittstelle führt.
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DE 10 2014 202 834 A1 und
WO 2015/131954 A1 offenbaren Anwenderschnittstellen, welche durch frei im Raum ausgeführte Anwendergesten bedient werden können.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine sichere Unterscheidung einer Wischgeste von einer Rückführbewegung innerhalb des Erfassungsbereiches des verwendeten Sensors zu ermöglichen.
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Die vorstehend identifizierte Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur Klassifikation einer frei im Raum ausgeführten Anwendergeste gelöst. Zunächst werden sensorisch eine erste Geste und eine zweite Geste erfasst. Dies kann bspw. mittels eines in einem im Gehäuse eines Anwenderendgerätes integrierten Sensors erfolgen. Alternativ oder zusätzlich kann der Sensor in einem Fortbewegungsmittel angeordnet sein, welches erfindungsgemäß ausgestaltet ist. Anschließend wird eine erste Eigenschaft der ersten Geste mit einer Eigenschaft der zweiten Geste verglichen. Bspw. kann eine Richtung und/oder eine Krümmung und/oder eine Geschwindigkeit und/oder eine Länge etc. der ersten Geste mit der korrespondierenden Eigenschaft der zweiten Geste verglichen werden. Alternativ kann ein Abstand einer Trajektorie der ersten Geste von einer Trajektorie der zweiten Geste bewertet werden. In Abhängigkeit des Vergleiches wird die erste Geste als beabsichtigte Anwendereingabe klassifiziert. Die zweite Geste kann im Unterschied hierzu als Rückführgeste klassifiziert werden. Erfindungsgemäß wird also die Klassifikation einer Geste anhand einer zweiten Geste des Anwenders ausgeführt. Insbesondere kann die erste Geste unmittelbar vor der zweiten Geste erfasst worden sein. Mit anderen Worten betreffen die erste Geste und die zweite Geste ein identisches Bedienereignis bzw. einen identischen Bedienschritt des Anwenders. Die erste Geste und die zweite Geste können sich bspw. auf einen im Wesentlichen identischen Bildschirminhalt beziehen. Alternativ oder zusätzlich können sich die erste Geste und die zweite Geste auf die Bedienung einer identischen Applikation/eines identischen Programms der Anwenderschnittstelle beziehen. Insbesondere sind zwischen der ersten Geste und der zweiten Geste keine Eingaben des Anwenders zu erfassen. Die erste Geste geht daher insbesondere nahtlos in die zweite Geste über. Anstatt eine vordefinierte Referenz zur Klassifikation der ersten Geste und der zweiten Geste zu verwenden, welche im Wesentlichen für sämtliche Anwender der erfindungsgemäßen Anwenderschnittstelle ähnliche Bewegungen vorschreibt, wird erfindungsgemäß also vorgesehen, zumindest zusätzlich, bevorzugt ausschließlich, mehrere aufeinanderfolgend ausgeführte Gesten miteinander zu vergleichen und somit die persönlichen Eigenarten der Gestengestalt eines jeden Anwenders bestmöglich zu berücksichtigen. Dies führt zu einer besonders hohen Erkennungsrate und besonders wenigen Fehlerkennungen. Die Akzeptanz einer erfindungsgemäß ausgestalteten Anwenderschnittstelle steigt. Sofern die erfindungsgemäße Anwenderschnittstelle in einem Fortbewegungsmittel angeordnet ist, kann zudem die Verkehrssicherheit erhöht werden.
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Die Unteransprüche zeigen bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung.
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Bevorzugt kann die erste Geste von der zweiten Geste durch einen jeweiligen im Wesentlichen parallel zu einer Anzeigeeinheit liegenden Geschwindigkeitsanteil mit unterschiedlichen Vorzeichen unterschieden werden. Die Anzeigeeinheit kann beispielsweise ein Touch-Screen sein, welcher durch 3D-Anwendergesten bedienbar ist. Werden die Bewegungskomponenten der ersten Geste und der zweiten Geste vektoriell zerlegt, wozu beispielsweise ein vordefiniertes kartesisches Koordinatensystem verwendet werden kann, kann ein ungleichnamiges Vorzeichen einer Bewegungskomponente zum Anlass genommen werden, die erste Geste von der zweiten Geste zu unterschieden bzw. die erste Geste als separate Geste bezüglich der zweiten Geste zu behandeln. Da eine Rückführgeste häufig im Wesentlichen entgegengesetzter Richtung zur Eingabegeste erfolgt, kann auf diese Weise ein erster wichtiger Indikator für das Vorliegen zweier Gesten ermittelt werden.
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Die erste Geste und die zweite Geste können ohne ein zwischenzeitliches Verlassen eines sensorischen Erfassungsbereiches erfasst werden. Während im Stand der Technik häufig das Verlassen eines Erfassungsbereiches erforderlich ist, um eine zur ersten Geste ähnliche dritte Geste auszuführen, kann erfindungsgemäß die Hand des Anwenders in entgegengesetzter Richtung den Erfassungsbereich durchqueren, ohne dass die zweite Geste als beabsichtigte Anwendereingabe fehlinterpretiert wird. Eine kontinuierliche Aufnahme der Position des Eingabemittels steht erfindungsgemäß also nicht einer erfolgreichen Wischgestenerkennung im Wege.
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Die erste Geste kann erfindungsgemäß beispielsweise durch ihre Krümmung derart von der zweiten Geste unterschieden werden, dass eine in Richtung einer vom Anwender bedienten Anzeigeeinrichtung konvexe Charakteristik der ersten Geste stärker ausgeprägt ist, als eine entsprechend ermittelte konvexe (oder gar konkave) Charakteristik der zweiten Geste. Alternativ oder zusätzlich kann ein mittlerer Abstand zwischen dem Kurvenverlauf der ersten Geste und dem Kurvenverlauf der zweiten Geste mit einer vordefinierten Referenz verglichen werden und bei Überschreiten des durch die Referenz definierten Abstandes die erste Geste als beabsichtigte Anwendereingabe und die zweite Geste als Rückführgeste (oder anders herum) klassifiziert werden. Bei Unterschreiten der jeweiligen Referenz kann die erste Geste ebenso wie die zweite Geste entweder als beabsichtigte Anwendereingabe oder als Rückführbewegung klassifiziert werden. Als „mittlerer Abstand“ kann der Abstand eines Linienschwerpunktes des Kurvenverlaufes der ersten Geste von einem Linienschwerpunkt des Kurvenverlaufes der zweiten Geste ermittelt werden.
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Um mehrere Wischgesten hintereinander ausführen zu können, kann es erforderlich sein, die Wischgesten mit anderen Bewegungen zu verbinden. Diese verbindenden Bewegungen können auch als „Hin- bzw. Rückführbewegung“ verstanden werden. Der erfindungsgemäß vorgeschlagene Algorithmus erhält als Eingabe die aktuelle Handposition. Anhand von Bewegungssegmentierungen und Extraktion von Attributen kann anschließend entschieden werden, ob die Bewegung eine Wischgeste oder nur eine Hin- bzw. Rückführbewegung ist.
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Als Auswertungsfunktion kann ein neuronales Netz verwendet werden.
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Um die Erkennungsrate zu verbessern, können adaptive Ebenen verwendet werden.
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Die Erfindung ermöglicht eine Filterung der Hin- bzw. Rückführbewegung sowie eine dynamische Adaption der Bestimmung der Ebenen, in welchen die Bewegungen ausgeführt werden. Als Input für den Algorithmus der vorliegenden Erfindung wird beispielsweise eine Abfolge von Positionen des Handmittelpunkts erwartet. Um waagerechte Wischgesten (also von links nach rechts bzw. anders herum) von senkrechten Wischgesten (also von oben nach unten bzw. anders herum) unterscheiden zu können, können im Voraus eine waagerechte und eine senkrechte Ebene definiert werden. Mit Hilfe der Ebenen können Bewegungen in einzelne Bewegungssegmente zerlegt werden. Solange die Abfolge von Bewegungsrichtungen in der Ebene in die gleiche Richtung vollzogen werden, können diese Messwerte als ein Bewegungssegment zusammengefasst werden. Aus den wie vorstehend genannt ermittelten Bewegungssegmenten können Attribute extrahiert werden, welche die Bewegung klassifizieren. Beispielsweise kann dies anhand der Geschwindigkeit, der Beschleunigung, der Kurvenbeschreibung, der relativen Lage zur vorherigen Bewegung sowie anhand einer Lage zum Sensor erfolgen. Die Attribute der Bewegungssegmente werden anschließend verwendet, um den Vergleich von zwei nacheinander folgenden Bewegungssegmenten durchzuführen. Hierfür kann im Voraus ein neuronales Netzwerk trainiert werden, welches auf Basis bekannter Attribut-Kombinationen entscheiden kann, ob eine Bewegung eine Wischgeste oder eine Hin- bzw. Rückführbewegung ist. Das neuronale Netz kann entweder spezifisch nur für eine Zielperson trainiert werden oder ein allgemeines Netz (bevorzugt, wenn keine Kalibrierung stattfinden soll) darstellen, in welchem verschiedene Personen das Netz mit Wischgesten angelernt haben, kann bereitgestellt werden. Da unterschiedliche Benutzerbewegungen einerseits individuell ausführen und andererseits bezüglich des Sensors unterschiedlich positioniert sein können, kann es zudem vorkommen, dass Bewegungen nicht exakt in der horizontalen Ebene bzw. in der vertikalen Ebene stattfinden. Damit diese Tatsache erfindungsgemäß keine Erkennungsprobleme birgt, kann eine Ausgleichsebene durch die Positionen der ersten Geste bzw. der zweiten Geste gelegt werden. Diese Ebene kann dann mit den vordefinierten Ebenen (z. B. der waagerechten Ebene und den senkrechten Ebenen) verglichen und der wahrscheinlichsten der beiden Ebenen zugeordnet werden. Mit anderen Worten wird die auf Basis der Messwerte ermittelte Ausgleichsebene auf eine Bezugsebene umgerechnet. Dies ermöglicht eine bessere und ressourcenschonende Erkennung von Wischgesten.
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Gemäß einem zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird eine Anwenderschnittstelle zur Klassifikation einer frei im Raum ausgeführten Anwendergeste vorgeschlagen. Die Anwenderschnittstelle umfasst einen Sensor, welcher eingerichtet ist, eine erste Geste und eine zweite Geste sensorisch zu erfassen und korrespondierende Messsignale an eine Auswerteeinheit weiterzuleiten. Die Auswerteeinheit ist eingerichtet, eine erste Eigenschaft der ersten Geste mit einer ersten Eigenschaft der zweiten Geste zu vergleichen und in Abhängigkeit des Vergleiches die erste Geste im Unterschied zur zweiten Geste als beabsichtigte Anwendereingabe zu klassifizieren. Mit anderen Worten verwendet die erfindungsgemäße Anwenderschnittstelle eine von einem Anwender zu einem ersten Zeitpunkt ausgeführte und sensorisch erfasste erste Geste als Referenz zur Klassifikation einer zweiten, zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführten Geste (insbesondere auch anders herum). Die Anwenderschnittstelle ist also eingerichtet, die Merkmale, Merkmalskombinationen und die sich aus diesen ergebenden Vorteile entsprechend den erstgenannten Erfindungsaspekt zu verwirklichen, weshalb zur Vermeidung von Wiederholungen auf die obigen Ausführungen verwiesen wird.
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Bevorzugt kann die Anwenderschnittstelle eine Anzeigeeinheit aufweisen, welche eingerichtet ist, mittels frei im Raum ausgeführter Anwendergesten bedienbare Anzeigeinhalte anzuzeigen. Die Anzeigeeinheit kann als berührungsempfindliche Anzeigeeinrichtung zur Entgegennahme unter Kontakt ausgeführter 3D-Gesten ausgeführt sein.
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Die Anzeigeeinheit kann bevorzugt eingerichtet sein, als zentrales Informationsdisplay, als Kombiinstrument o. ä. in einem Fortbewegungsmittel angeordnet zu sein.
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Alternativ oder zusätzlich kann die Anzeigeeinheit eingerichtet sein, als berührungsempfindlicher Bildschirm in einem tragbaren mobilen Anwenderendgerät (z. B. ein Drahtloskommunikationsendgerät wie z. B. ein Smartphone, Tablet o. ä.) angeordnet zu werden. Auf diese Weise kann die vorliegende Erfindung eine bestmögliche Erkennung frei im Raum ausgeführter Wischgesten sowohl in Fortbewegungsmitteln als auch in Verbindung mit tragbaren Anwenderendgeräten und anderen technischen Einrichtungen unterstützen.
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Gemäß einem dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Computerprogrammprodukt (z. B. ein Datenspeicher) vorgeschlagen, in welchem Instruktionen gespeichert sind, die einen programmierbaren Prozessor in die Lage versetzen, die Schritte eines Verfahrens gemäß dem erstgenannten Erfindungsaspekt durchzuführen. Das Computerprogrammprodukt kann beispielsweise als CD, DVD, Blue-Ray-Disc, Flashspeicher, Festplatte, RAM/ROM, Cache, etc. ausgestaltet sein. In Verbindung mit einem zur Erkennung von 3D-Gesten geeigneten Sensor kann das Computerprogrammprodukt zum Aufbau einer erfindungsgemäßen Anwenderschnittstelle verwendet werden.
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Gemäß einem vierten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird eine Signalfolge repräsentierend Instruktionen vorgeschlagen, welche einen programmierbaren Prozessor in die Lage versetzen, die Schritte eines Verfahrens gemäß dem erstgenannten Erfindungsaspekt durchzuführen. Auf diese Weise wird auch die informationstechnische Bereitstellung der Instruktionen für den Fall unter Schutz gestellt, dass sich die hierzu erforderlichen Speichermittel außerhalb des Geltungsbereiches der beigefügten Ansprüche befinden.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. In den Zeichnungen ist:
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1 eine schematische Übersichtsdarstellung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Fortbewegungsmittels mit einem Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäß ausgestalteten Anwenderschnittstelle;
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2 eine schematische Darstellung zweier orthogonaler Ebenen, welche innerhalb eines Erfassungsbereiches einer erfindungsgemäß ausgestalteten Anwenderschnittstelle aufgespannt werden;
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3 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Segmentierung einer Bewegung in eine erste Geste und eine zweite Geste;
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4 eine schematische Darstellung einer Adaption der waagerechten Ebene für die Segmentierung einer Bewegung;
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5 eine schematische Darstellung einer in Richtung einer Anzeigeebene eintauchenden Bewegung;
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6 eine schematische Darstellung einer aus Richtung einer Anzeigeebene austauchenden Bewegung; und
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7 ein Flussdiagramm veranschaulichend Schritte eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Ausführungsformen der Erfindung
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1 zeigt einen Pkw 10 als Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Fortbewegungsmittels, in welchem ein Anwender 8 seine Hand in einem Erfassungsbereich 9 eines Sensors 5 führt. Der Erfassungsbereich 9 wird vor einem Bildschirm 3 als Anzeigeeinheit der Anwenderschnittstelle 7 vorgesehen und auf ihm dargestellte Inhalte können durch vom Anwender 8 ausgeführte 3D-Wischgesten manipuliert werden. Die vom Sensor 5 erfassten Signale werden informationstechnisch aufbereitet an ein elektronisches Steuergerät 4 als Auswerteeinheit weitergeleitet, welches die Anwendergesten auswertet und entsprechend manipulierte Bildsignale an den Bildschirm 3 weiterleitet. In einem informationstechnisch mit dem elektronischen Steuergerät 4 verbundenen Datenspeicher 6 sind Referenzen für vordefinierte Gesten und Instruktionen zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens abgespeichert und werden zur Verwendung durch das elektronische Steuergerät 4 bereitgehalten. Die Komponenten 3, 4, 5 und 6 der dargestellten Anwenderschnittstelle 7 können in entsprechender Weise anstatt in einem PKW 10 auch in einem mobilen Anwenderendgerät, insbesondere einem Smartphone, einem Tablet o. ä. angeordnet und in identischer Weise verwendet werden.
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2 zeigt ein kartesisches Koordinatensystem mit den Achsen x, y, z sowie die durch die Achsen x, y, z aufgespannten Ebenen x, y; x, z; y, z, welche sich sämtlich zumindest anteilig in einem Erfassungsbereich 9 eines Sensors 5 zur Erfassung dreidimensionaler Anwendereingaben befinden.
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3 zeigt zwei Liniensegmente 1, 2 als erste Geste und zweite Geste, welche sich hinsichtlich eines Vorzeichens ihrer Geschwindigkeit in x-Richtung unterscheiden. Die erste Geste 1 ist vollständig in positiven y-Wertbereichen angeordnet, während die zweite Geste 2 überwiegend in negativen y-Wertbereichen angeordnet ist. Auf diese Weise kann eine erfindungsgemäße Segmentierung der Bewegung in die erste Geste 1 und die zweite Geste 2 erfolgen, indem diejenigen Positionsabschnitte als Bestandteil der ersten Geste 1 betrachtet und analysiert werden, welche negative dx/dt-Werte aufweisen und solche Bewegungsbestandteile als zweite Geste aufgefasst werden, welche positive dx/dt-Werte aufweisen. Hierbei sei dx/dt die zeitliche Ableitung der x-Werte, mit anderen Worten also die Geschwindigkeit in x-Richtung.
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4 zeigt ein Beispiel zur Anpassung einer Auswerteebene xa, ya, welche gegenüber einer waagerechten Ebene x, y um die y-Achse geschwenkt worden ist. Indem die Positionen innerhalb der Gesten 1, 2 im Wesentlichen in der angepassten Ebene xa, ya-Ebene liegen, und z-Werte vernachlässigt werden können, kann eine rechentechnisch vereinfachte Auswertung und damit schnellere und sichere Klassifikation der ersten und zweiten Geste 1, 2 erfolgen. Diese Ebene kann außerdem in der Segmentierung für zukünftige Wisch-Gesten wieder verwendet werden. Dadurch wird die Genauigkeit der Segmentierung, wie in Verbindung mit einem Vorzeichenwechsel der Bewegungsvektoren erwähnt, verbessert.
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5 zeigt eine im Wesentlichen in der x, y-Ebene ausgeführte, gekrümmte erste Geste 1, welche hinsichtlich einer hinter dem Koordinatensystem angeordneten Oberfläche einer (nicht dargestellten) Anzeigeeinheit konvex ausgestaltet ist. Mit anderen Worten taucht die erste Geste 1 in eine parallel zur Oberfläche der Anzeigeeinheit gelegene Bilanzoberfläche zunächst ein und im weiteren Verlaufe wieder aus. Mit anderen Worten ist der Kurvenmittelpunkt der Geste von der Anzeigeeinheit abgewandt orientiert. Übergeordnet kann die dargestellte erste Geste 1 als linksgerichtete Wischgeste verstanden werden. Eine, wie dargestellt, eintauchende Geste repräsentiert häufig eine beabsichtigte Anwendereingabe. Mit anderen Worten wünscht der Anwender durch die Wischgeste eine Manipulation des dargestellten Anzeigeinhaltes.
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6 zeigt eine prinzipielle Darstellung einer austauchenden Geste in der x-y-Ebene, welche bezüglich einer hinter dem kartesischen Koordinatensystem angeordneten Oberfläche der Anzeigeeinheit eine konkave Gestalt aufweist. Mit anderen Worten ist der Kurvenmittelpunkt der Geste in Richtung der Anzeigeeinheit orientiert, während der Kurvenmittelpunkt in 5 der Anzeigeeinheit abgewandt orientiert ist.
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Eine wie dargestellt zur Anzeigeoberfläche gekrümmt orientierte zweite Geste 2 wird vom Anwender häufig verwendet, wenn er die Bewegung als Rückführbewegung, also gerade nicht als beabsichtigte und vom System mit einer zugeordneten Manipulation des Anzeigeinhalts zu quittierende Geste verstanden wissen möchte.
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7 zeigt Schritte eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Klassifikation einer frei im Raum ausgeführten Anwendergeste. In Schritt 100 wird eine erste Geste sensorisch erfasst. In Schritt 200 wird eine zweite Geste sensorisch erfasst. Die beiden vorgenannten Schritte können zeitgleich und informationstechnisch zunächst unabhängig voneinander (z. B. kontinuierlich) erfolgen. In Schritt 300 wird die erste Geste von der zweiten Geste durch einen jeweiligen im Wesentlichen parallel zu einer Anzeigeeinheit liegenden Geschwindigkeitsanteil mit unterschiedlichen Vorzeichen unterschieden. Vereinfacht ausgedrückt werden eine in eine erste Richtung ausgeführte Wischgeste und eine zweite, in eine entgegengesetzte Richtung ausgeführte Wischgeste in der Anwendereingabe identifiziert. In Schritt 400 wird eine erste Eigenschaft der ersten Geste mit einer ersten Eigenschaft der zweiten Geste verglichen. In Abhängigkeit des Vergleiches wird die erste Geste im Unterschied zur zweiten Geste in Schritt 500 als beabsichtigte Anwendereingabe klassifiziert, während die zweite Geste als Rückführbewegung interpretiert wird. Lediglich die erste Geste führt also zu einer Manipulation der Anwenderschnittstelle.
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Auch wenn die erfindungsgemäßen Aspekte und vorteilhaften Ausführungsformen anhand der in Verbindung mit den beigefügten Zeichnungsfiguren erläuterten Ausführungsbeispiele im Detail beschrieben worden sind, sind für den Fachmann Modifikationen und Kombinationen von Merkmalen der dargestellten Ausführungsbeispiele möglich, ohne den Bereich der vorliegenden Erfindung zu verlassen, deren Schutzbereich durch die beigefügten Ansprüche definiert wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Erste Geste
- 2
- Zweite Geste
- 3
- Bildschirm
- 4
- Elektronisches Steuergerät
- 5
- Sensor
- 6
- Datenspeicher
- 7
- Anwenderschnittstelle
- 8
- Anwender
- 9
- Erfassungsbereich
- 10
- Pkw
- 100 bis 500
- Verfahrensschritte
- x, y, z
- Koordinaten
- xa, ya
- Angepasste Koordinaten
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102014202834 A1 [0004]
- WO 2015/131954 A1 [0004]