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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Beleuchtungssystem mit einer Leuchtvorrichtung und einer in oder an der Leuchtvorrichtung angeordneten Datenverarbeitungsvorrichtung zur Bereitstellung eines Orientierungssignals. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum Unterstützen einer Orientierung einer Person durch Bereitstellen eines Orientierungssignals durch ein Beleuchtungssystem.
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Blinde und sehbehinderte Personen können sich in fremden Gebieten nur schwierig orientieren. Solche Gebiete sind beispielsweise Areale wie U-Bahnstationen. Orientierungshilfen könnten Audio-Informationen sein. Solche Audio-Informationen zur Selbstortung für Blinde können aber nicht permanent angeschaltet sein. Lautsprecher mit Ausgaben bzw. Signalen, die ständig ausgegeben werden, würden das Umfeld zu sehr stören. Da die sehbehinderten Personen jedoch keine Informationen über das Sichtfeld erhalten, bleibt ihnen zur Orientierung vornehmlich nur der Gehör- und Tastsinn.
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In zahlreichen öffentlichen Bereichen stehen Orientierungs- und Leitsysteme für sehbehinderte Personen zur Verfügung. Es mangelt dabei weniger an dem Umfang der Leitsysteme, sondern vielmehr an ortsspezifischen Informationen. An U- und S-Bahnstationen entstehen typischerweise folgende Fragen: Welche Möglichkeiten haben ich zum Reisen? Benötige ich ein Ticket? Welche Ausweise brauche ich hier? Wo ist die U-Bahn in Richtung XY? Zur Beantwortung dieser Fragen müssten entsprechende ortsspezifische Informationen zur Verfügung gestellt werden.
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Ein Nutzer eines digitalen Informationssystems (z. B. ein Navigationssystem mit Sprachansage) benötigt die Orientierungsinformation „In welche Richtung geht der Nutzer“ bzw. „In welche Richtung schaut er gerade“. Ortsspezifische Informationen in Form von lesbarer Schrift, ständige Barrieren, Regelungen für Blinde für Nahverkehrstickets etc. sind in der Regel nicht ohne Unterstützung vor Ort verfügbar. Außerdem verlieren digitale Informationen mit der Zeit gegebenenfalls ihre Aktualität (Barrieren verschieben sich, Kontexte im Umfeld eines Ortes werden verändert). Neuerkannte Informationen sollten außerdem in das Informationssystem aufgenommen werden können (Feedback-Möglichkeit).
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Bislang sind zur Orientierung oberirdisch in Straßen GPS-basierte Kartensysteme bekannt, die Blinde unterstützen können. Dazu werden z. B. Navigationsinformationen über ein Smartphone/Navigationssystem einem Blinden/Sehbehinderten über Audiodateien zur Verfügung gestellt. Der Nutzer kann die Informationen über ein entsprechendes Endgerät abspielen.
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Für einfache Navigation werden zudem auch im Boden eingelassene Rillen/Rippen/Noppen verwendet, die von Blinden/Sehbehinderten mit Hilfe eines Blindenstocks ertastet werden können. Vorteil hier ist, dass das System auch in Gebäuden funktioniert. An Fußgängerübergängen wird außerdem die Ampelschaltung (rot/grün) für sehbehinderte Menschen per Vibration und/oder mit Geräuschen angezeigt.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, blinden und sehbehinderten Menschen insbesondere auch in Gebäuden oder öffentlichen Bereichen ortsspezifische Informationen zur Verfügung zu stellen.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Beleuchtungssystem nach Anspruch 1 sowie ein Verfahren nach Anspruch 15. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Entsprechend der vorliegenden Erfindung wird demnach ein Beleuchtungssystem mit einer Leuchtvorrichtung und einer in oder an der Leuchtvorrichtung angeordneten Datenverarbeitungsvorrichtung zur Bereitstellung eines Orientierungssignals zur Verfügung gestellt. Eine Stimulationsvorrichtung des Beleuchtungssystems dient zum Darbieten einer akustischen oder fühlbaren (insbesondere taktilen) Orientierungsinformation auf der Basis des Orientierungssignals. In vorteilhafter Weise wird also eine Orientierungsinformation für sehbehinderte Personen akustisch oder fühlbar präsentiert, um den Gehörsinn oder einen anderen Wahrnehmungssinn anzusprechen. Beispielsweise kann eine fühlbare Orientierungsinformation eine den Tastsinn ansprechende fühlbare Information, aber auch ein Licht-Einfluss und Wärmestrahlung sein. Damit könnte zum Beispiel mittels Linear-Beleuchtungssystemen ein Pfad für einen Blinden spürbar gemacht werden. Bei dem Orientierungssignal handelt es sich um eine ortsspezifische Information, auf Basis der eine Ortung oder Orientierung (Position und Ausrichtung) bezüglich des aktuellen Standorts durchgeführt werden kann. Die Position, die der sehbehinderten Person übermittelt werden soll, ist hierbei durch die Position der Leuchtvorrichtung vorgegeben.
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In einer Ausführungsvariante ist die Stimulationsvorrichtung in oder an der Leuchtvorrichtung angeordnet. Speziell kann beispielsweise an einer Leuchtvorrichtung ein Lautsprecher oder Audio-Modul angeordnet sein, der/das akustische Signale ausgibt. Darüber hinaus können aber auch an einer Lichtleiste Vibrationselemente angeordnet sein, die taktile Reize zum Beispiel beim Gehen entlang einer Wand erzeugen. Auch andere fühlbare bzw. spürbare Reize, wie Wärme oder Infraschall, könnten von dem Beleuchtungssystem zur Orientierung geliefert werden.
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Die akustische Orientierungsinformation kann ein periodisches Geräusch oder eine Sprachinformation sein. So kann sich eine sehbehinderte Person beispielsweise durch ein Klackgeräusch, das von einem Lautsprecher an der Leuchtvorrichtung ausgegeben wird, orientieren. Ähnliches gilt für geeignete Sprachausgaben.
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Darüber hinaus kann das Beleuchtungssystem mindestens eine weitere Leuchtvorrichtung einschließlich einer darin oder daran angeordneten weiteren Stimulationsvorrichtung aufweisen, wobei die weitere Stimulationsvorrichtung ebenfalls zum Darbieten einer akustischen oder taktilen Orientierungsinformation ausgebildet ist. So kann sich eine sehbehinderte Person beispielsweise an einer Reihe von Leuchten mit Lautsprechern akustisch orientieren. Ähnliches gilt für Leuchtvorrichtungen mit Vibrationselementen, die beispielsweise in einer Mehrzahl hintereinander an einer Wand angeordnet sind.
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Bei einer alternativen Ausführungsform kann die Stimulationsvorrichtung in ein mobiles Endgerät integriert sein, welches in drahtloser Kommunikationsverbindung mit der Datenverarbeitungsvorrichtung steht. Die Stimulationsvorrichtung muss also nicht direkt in oder an der Leuchtvorrichtung angeordnet sein. Vielmehr kann die Stimulationsvorrichtung auch in ein mobiles Endgerät integriert sein, welches das Orientierungssignal drahtlos über elektromagnetische Kommunikation erhält.
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In einer spezifischen Ausgestaltung kann in oder an der Leuchtvorrichtung eine Bake (nachfolgend auch Beacon genannt) angeordnet sein, die dazu ausgebildet ist, das Orientierungssignal elektromagnetisch an das Endgerät zu senden. Eine solche Bake kann beispielsweise Standardprotokolle wie etwa Bluetooth oder BLE (Bluetooth Low Energy) oder WiFi zur Datenübertragung nutzen.
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Ferner kann eine Kommunikationseinrichtung in oder an der Leuchtvorrichtung angeordnet sein, wobei die Kommunikationseinrichtung eine Servervorrichtung aufweist oder mit einer solchen in Kommunikationsverbindung steht, und wobei mit dem mobilen Endgerät die Orientierungsinformation über die Kommunikationseinrichtung von der Servervorrichtung herunterladbar ist. Dies eröffnet die Möglichkeit, auch komplexere Orientierungsinformationen von der Leuchtinstallation auf das mobile Endgerät zu übertragen. Außerdem muss die Orientierungsinformation dann nicht ständig gesendet werden.
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Des Weiteren kann das Endgerät dazu ausgebildet sein, das Orientierungssignal oder mehrere solche Orientierungssignale zu empfangen, sich damit selbst zu orten und die eigene Ausrichtung zu ermitteln, und darauf basierend die akustische Orientierungsinformation darzubieten. Dies bedeutet, dass die Datenverarbeitungsvorrichtung nur sehr einfache Informationen bereitstellen muss und das Endgerät selbst daraus die Orientierungsinformation über beispielsweise interne oder externe Datenbanken gewinnt.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform weist das Beleuchtungssystem eine Detektionsvorrichtung auf, mit der eine Person oder das mobile Endgerät detektierbar ist, wobei die Datenverarbeitungseinrichtung das Orientierungssignal nur dann bereitstellt oder die Stimulationsvorrichtung die akustische oder fühlbare Orientierungsinformation nur dann darbietet, wenn von der Detektionsvorrichtung die Person oder das mobile Endgerät detektiert ist. Eine solche Detektionsvorrichtung kann beispielsweise in oder an der Leuchtvorrichtung angeordnet sein, so dass das Beleuchtungssystem detektieren kann, ob sich in der Nähe der Leuchtvorrichtung eine Person oder ein mobiles Endgerät befinden. Dabei lässt sich eine Person beispielsweise mittels Infrarotstrahlung und ein mobiles Endgerät anhand typischer Sendesignal detektieren.
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Bei einer speziellen Weiterbildung ist vorgesehen, dass die Person oder das mobile Endgerät eine vorgegebene Identität besitzt, die von der Detektionsvorrichtung erfassbar ist. Dies bedeutet, dass von der Detektionsvorrichtung nicht nur prinzipiell erfassbar ist, ob sich eine Person oder ein mobiles Endgerät in ihrer bzw. in der Umgebung der Leuchtvorrichtung befindet, sondern dass die Detektionsvorrichtung auch in der Lage ist, die Identität der Person bzw. des mobilen Endgeräts individuell festzustellen. Dies kann bei Personen beispielsweise dadurch geschehen, dass sie entsprechende Sender (z. B. RFID) mit sich führen. Auch kann die Identität einer Person indirekt über ein mobiles Endgerät festgestellt werden. Die Identität des mobilen Endgeräts selbst kann beispielsweise mit Hilfe seiner MAC-Adresse festgestellt werden.
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In einer Weiterbildung kann die Datenverarbeitungsvorrichtung dazu ausgebildet sein, einen semantischen Inhalt des Orientierungssignals in Abhängigkeit von der erfassten Identität bereitzustellen. Dies kann beispielsweise bedeuten, dass ganz spezifisch in Abhängigkeit von der Identität ein Orientierungssignal zur Verfügung gestellt wird. So kann beispielsweise für eine Person ein anderes Orientierungssignal sinnvoll sein als für eine andere Person. Dies kann der Fall sein, wenn die eine Person stets die S-Bahn benutzt und die andere Person stets die U-Bahn, so dass beide Personen auf unterschiedlichen Wegen geleitet werden müssen.
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Weiterhin kann das Beleuchtungssystem eine Sensorikvorrichtung zum Erfassen eines Umfelds der Leuchtvorrichtung und zum Bereitstellen eines entsprechenden Sensorsignals aufweisen, wobei die Datenverarbeitungsvorrichtung dazu ausgebildet ist, das Orientierungssignal in Abhängigkeit von dem Sensorsignal bereitzustellen. Mit einer solchen Sensorikvorrichtung lassen sich aktuelle Veränderungen des Umfelds der Leuchtvorrichtung erfassen (z. B. verschobene Barriere).
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Des Weiteren kann die Sensorikvorrichtung dazu ausgebildet sein, benutzte Wege einer Vielzahl von Nutzern zu erfassen, eine Analyse der erfassten Wege durchzuführen und ein Analyseergebnis als das Sensorsignal an die Datenverarbeitungsvorrichtung für das Orientierungssignal zu übermitteln. Eine solche Analyse der erfassten Wege kann dazu ausgenutzt werden, ein Bewegungsmuster von Nutzern zu ermitteln und korrespondierende Wege der sehbehinderten Person akustisch oder fühlbare darzubieten.
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Außerdem kann das Beleuchtungssystem mit einer Empfangsvorrichtung in oder an der Leuchtvorrichtung ausgestattet sein, um drahtlos Informationen für die Datenverarbeitungsvorrichtung zur Erzeugung des Orientierungssignals zu empfangen. Eine solche Empfangsvorrichtung kann dazu ausgenutzt werden, ein Feedback zu geben, um beispielsweise Datenbanken aktuell halten zu können.
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Die oben genannte Aufgabe wird auch gelöst durch ein Verfahren zum Unterstützten einer Orientierung einer Person durch Bereitstellen eines Orientierungssignals durch ein Beleuchtungssystem und Darbieten einer akustischen oder fühlbaren Orientierungsinformation auf der Basis des Orientierungssignals. Für dieses Verfahren gelten die oben im Zusammenhang mit dem Beleuchtungssystem genannten Vorteile und Weiterbildungsmöglichkeiten. Insbesondere lassen sich die funktionellen Merkmale des Beleuchtungssystems als Verfahrensmerkmale für das erfindungsgemäße Verfahren anwenden.
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Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert, in denen zeigen:
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1 eine Skizze zur akustischen Orientierung einer sehbehinderten Person durch ein Beleuchtungssystem;
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2 eine Skizze zur Orientierung einer sehbehinderten Person durch ein Endgerät in einem Beleuchtungssystem; und
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3 eine Draufsicht auf unterschiedliche Wege von Nutzern mit Orientierungshilfe durch ein Beleuchtungssystem.
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Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugten Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung dar. Dabei ist zu beachten, dass die einzelnen Merkmale nicht nur in den jeweils geschilderten Merkmalskombinationen, sondern auch in Alleinstellung oder in anderen technisch sinnvollen Merkmalskombinationen realisiert werden können.
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Im Folgenden wird ein Beleuchtungssystem beschrieben, das beispielsweise in einem Gebäude, einer Anlage (z. B. U-Bahnanlage) oder auf einem Parkplatz oder dergleichen verwendet werden kann. Es ist, wie auch in dem Beispiel von 1 dargestellt ist, mindestens eine Leuchtvorrichtung 1 vorhanden. In oder an der Leuchtvorrichtung 1 ist eine Datenverarbeitungsvorrichtung 2 angeordnet. Die Datenverarbeitungsvorrichtung 2 kann rein lokal arbeiten oder über ein Datennetz mit anderen Komponenten verbunden sein, was in 2 angedeutet ist. Beispielsweise kann die Datenverarbeitungsvorrichtung 2 über die Leuchtvorrichtung 1 und ein Lichtinstallationsnetz 3 mit einer weiteren Leuchtvorrichtung 1‘ bzw. einer wiederum daran oder darin angeordneten weiteren Datenverarbeitungsvorrichtung 2‘ in Kommunikationsverbindung stehen. Das Lichtinstallationsnetz 3 kann mit einer zentralen Servereinrichtung 4 und/oder dem Internet 5 verbunden sein. Anstelle des Lichtinstallationsnetzes kann auch ein anderes Datennetz zur Verfügung stehen.
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An der Leuchtvorrichtung 1 ist ferner eine Stimulationsvorrichtung 6 angeordnet. Diese kann auch in das Gehäuse der Leuchtvorrichtung integriert sein ebenso wie die Datenverarbeitungsvorrichtung 2. Die Stimulationsvorrichtung 6, die mit der Datenverarbeitungsvorrichtung 2 in Verbindung steht, kann als Lautsprecher oder Audio-Modul realisiert sein. Sie ist dann in der Lage, gemäß 1 eine akustische Orientierungsinformation 7 beispielsweise für eine sehbehinderte Person 8 darzubieten. Mit dem Audio-Modul bzw. dem Lautsprecher als akustische Stimulationsvorrichtung 6 kann z. B. ein Klack-Geräusch ausgesandt werden, um einen Gang/Weg 9 unterhalb einer Leuchteninstallation zu kennzeichnen. Eine solche Leuchteninstallation kann eine Vielzahl an Leuchtvorrichtungen 1, 1‘ jeweils mit Datenverarbeitungsvorrichtungen 2, 2‘ und Stimulationsvorrichtungen 6, 6‘ aufweisen. Die Person 8 kann dann beispielsweise dem Klack-Geräusch von einer Leuchtvorrichtung 1 zur nächsten Leuchtvorrichtung 1‘ folgen.
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Entsprechend einer abgewandelten Ausführungsform kann von der Stimulationsvorrichtung 6 bzw. dem Audio-Modul eine Audiospur ausgesandt werden. So können beispielsweise stimmbasierte Informationen von dem Audio-Modul akustisch zur Orientierung ausgegeben werden.
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Gemäß einer alternativen Ausführungsform, die skizzenhaft in 2 wiedergegeben ist, ist die Stimulationsvorrichtung 6 in einem mobilen Endgerät 10 untergebracht, das die Person 8 mit sich führt. Die Stimulationsvorrichtung 6 kann wiederum eine akustische Wiedergabemöglichkeit und/oder eine fühlbare Stimulation (z. B. Vibrieren, Infraschall, Wärme) ermöglichen. Auf diese Weise kann die Person 8 eine akustische oder fühlbare Orientierungsinformation erhalten.
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Das der fühlbaren oder akustischen Orientierungsinformation zugrundeliegende Orientierungssignal kann das mobile Endgerät von der Datenverarbeitungsvorrichtung 2 über eine Sendevorrichtung 11 erhalten. Bei dieser Sendevorrichtung 11 kann es sich beispielsweise um eine Bake bzw. ein Beacon handeln. Das Beacon kann permanent über z. B Bluetooth, WiFi oder lichtbasierte Kommunikation oder ähnlichem ein Orientierungs- bzw. Ortungssignal aussenden, damit sich das Endgerät 10 daran orten kann. Hierzu kann die Sendevorrichtung 11 in oder an der Leuchtvorrichtung 1 angeordnet sein. Das mobile Endgerät 10 ist in der Lage, die von der Sendevorrichtung abgestrahlten Informationen für die Selbstortung zu verarbeiten. Das Endgerät kann nun beispielsweise Audiodateien mit ortsspezifischen Informationen, über die Sendeeinrichtung und das Daten- bzw. Lichtinstallationsnetz 3 von dem Server 4 bzw. Internet 5 herunterladen bzw. zur Verfügung stellen. Dem Nutzer kann damit z. B. über ein Headset eine Navigation und ortsspezifische Informationen zur Verfügung gestellt werden.
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Für eine zuverlässige Funktion des Systems sollte ein Arial mit breitem Netz von Leuchten mit integrierten Beacons oder dergleichen installiert sein, da andernfalls Lücken in der Navigation/der Dienste entstehen könnten, sobald sich der Nutzer innerhalb der Installation bewegt. Entsprechende Audiodateien für die Ortung bzw. Orientierung können z. B. auch über die Lichtinstallationen zur Verfügung gestellt werden.
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In einer Ausbaustufe werden die Signale von der Stimulationsvorrichtung 6 und/oder der Sendevorrichtung 11 nur dann ausgesendet, wenn ein entsprechender Nutzer in der Nähe ist, der die Informationen verarbeiten kann. Dazu ist entsprechende Sensorik notwendig, wie unten näher erläutert werden wird.
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Eine optionale Erweiterung besteht darin, dass eine Sensorvorrichtung 12 in die Leuchtvorrichtung integriert bzw. an ihr angeordnet wird, um das Umfeld der Leuchtvorrichtung zu erfassen (vgl. 2). In einer exemplarischen Ausgestaltung nimmt die Sensorvorrichtung 12 orientierungsrelevante Informationen über das Umfeld wahr. So kann z. B. eine Kamera Umfeldveränderungen im Bereich einer Leuchtvorrichtung 1 wie beispielsweise neue Barrieren oder verschobene Barrieren wahrnehmen und weitermelden.
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Bei einem weiteren Ausführungsbeispiel kann die z. B. in oder an der Leuchtvorrichtung 1 bzw. 1‘ angeordnete Sensorikvorrichtung 12 bzw. 12‘ (im Folgenden auch Detektionsvorrichtung genannt) dazu ausgebildet sein, eine sehbehinderte Person 8 zu erkennen bzw. zu identifizieren. Dazu kann die Sensorikvorrichtung 12, 12‘ beispielsweise dazu ausgelegt sein, visuell eine Blindenbinde oder einen Blindenstock zu erkennen. Alternativ kann die Sensorikvorrichtung 12, 12‘ aber auch dazu ausgelegt sein eine MAC-Adresse des mobilen Endgeräts 10 zu identifizieren, das die sehbehinderte Peron 8 trägt. Falls in einer Datenbank, auf die die Sensorikvorrichtung beispielsweise über die Datenverarbeitungsvorrichtung 2 Zugriff hat, hinterlegt ist, dass die MAC-Adresse einer blinden Person 8 zugeordnet ist, so ist auf diese Weise indirekt die Identifikation dieser sehbehinderten Person möglich. Alternativ hierzu könnte die Leuchtvorrichtung auch eine Empfangsvorrichtung aufweisen und die sehbehinderte Person ein Beacon oder einen anderen Sensor mit sich führen. Ein damit abgesandtes, funkbasiertes Identifikationssignal kann seitens der Leuchtvorrichtung dazu dienen das Beacon und damit indirekt die sehbehinderte Person 8 zu erkennen bzw. zu identifizieren.
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Entsprechend einer weiteren Option kann die Sensorikvorrichtung einen Blinden anhand einer Verbindung, die von dem vom Blinden getragenen Endgerät zur Sensorikvorrichtung aufgebaut wird, bzw. anhand der über diese Verbindung ausgetauschten Informationen, erkennen.
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Gemäß einer weiteren Option kann die Datenverarbeitungsvorrichtung 2 dazu ausgelegt sein, die Informationen der Senorikvorrichtung 12 auszuwerten und für Sehbehinderte aufzubereiten. So kann beispielsweise eine Bilderkennung in für Blinde verarbeitbare Informationsformen transformiert werden.
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In einer weiteren Ausführungsform kann die Datenverarbeitung dazu dienen, die Informationen von der Sensorikvorrichtung 12 aufzunehmen, auszuwerten und den von ihr gelieferten Content verändert bereitzustellen. So kann beispielsweise die Sensorik dazu genutzt werden, die Wege 13 sehender Nutzer 14 zu erfassen und zu analysieren. Als Ergebnis einer solchen Weganalyse ergibt sich beispielsweise ein Bewegungsmuster. In dem Beispiel von 3 zeigt das Bewegungsmuster, dass sämtliche Nutzer eine Barriere 15 umgehen. Dieses Bewegungsmuster kann nun für die Navigation von sehbehinderten Personen genutzt werden. Hierfür geben die Leuchtvorrichtungen 1, 1‘, 1‘‘ und 1‘‘‘ bzw. die daran angeschlossenen Stimulationsvorrichtungen 6, 6‘ oder die angeschlossenen Sendeeinrichtungen 11, 11‘ entsprechende Ortungs- bzw. Orientierungssignale oder -informationen aus. Durch die Sensorikvorrichtung 12, 12‘ an den Leuchtvorrichtungen 1, 1‘, 1‘‘, 1‘‘‘ können die Bewegungsmuster stets aktuell gehalten werden und so Hindernisse und Barrieren (soweit sie von der Sensorik nicht anderweitig erkannt werden) mit ihrem aktuellen Ort zuverlässig erkannt werden. Entsprechend können die Orientierungsinformationen für sehbehinderte Personen 8 stets aktuell gehalten werden. In einer weiteren Variante ist in oder an der Leuchtvorrichtung eine Empfangsvorrichtung angeordnet bzw. angeschlossen, die eine Anbindung zu einem Datenspeicher besitzt. Mit der Empfangsvorrichtung kann ein Feedback eines Passanten aufgenommen werden. Dieses Feedback wird auf dem Datenspeicher für weitere Passanten gespeichert und bei Gelegenheit verfügbar gemacht. So kann beispielsweise in einer Leuchte oder im Umfeld ein Mikrofon gegebenenfalls mit Anbindung an eine Spracherkennung vorgesehen sein. Bei einer anderen Variante kann ein Blinder über das mobile Endgerät 10 geschriebene oder gesprochene Informationen auf die Empfangsvorrichtung einspielen und diese so an die Leuchte als ortsspezifischen Content geben.
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Auch das Endgerät 10 kann zahlreiche Modifikationen bzw. Funktionen besitzen. So kann es eine Empfängereinheit für das Ortungs- bzw. Orientierungssignal oder aber auch für ortsspezifische Informationen besitzen. Außerdem kann das Endgerät ein Modul zum Abspielen einer Tonspur, ein Modul zum Aufnehmen einer Tonspur, ein Modul zur Ermittlung der Orientierung bzw. Ausrichtung des Endgeräts und/oder ein Modul zur Ausgabe bzw. zum Ertasten von Blindenschrift umfassen. Weiterhin kann das Endgerät eine Sendeeinheit zum Versenden von Daten und/oder eine Datenverarbeitungseinheit zur Erzeugung einer Tonspur anhand der empfangenen ortsspezifischen Informationen aufweisen.
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Das Beleuchtungssystem kann einen oder mehrere Datenspeicher aufweisen. So kann ein Datenspeicher über ein Mobilfunknetz erreichbar sein (Cloud- bzw. Internetzugang). Gemäß einer weiteren Option kann ein lokaler Datenspeicher in oder an der Leuchtvorrichtung 1 vorgesehen sein, aus dem ortsspezifische Informationen heruntergeladen werden können.
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Leuchtvorrichtungen sind in der Regel gleichmäßig über Areale verteilt. Um dennoch gerade für die Orientierung Abdeckungslücken zu vermeiden, können optional weitere Beacons/Kommunikationseinheiten im Umfeld der Leuchten bzw. Leuchtvorrichtungen vorgesehen sein.
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Nachfolgend werden kurz fünf exemplarische Verfahren zusammengefasst.
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Verfahren 1: Ortsspezifische Informationen
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- – Eine sehbehinderte Person (im Folgenden auch Nutzer genannt) empfängt über sein Endgerät diverse Signale aus diversen Leuchten in seinem Umfeld;
- – Anhand der Signale ortet sich das Endgerät selbst;
- – Das Endgerät bekommt über die Signale an den Leuchten Informationen über die Ausrichtung des Geräts;
- – Das Endgerät lädt aus dem Datenspeicher (lokal oder global) eine ortsspezifische Information herunter, die zur Orientierung und Unterstützung des Nutzers gedacht ist;
- – Der Nutzer bekommt diese Informationen über eine Tonausgabe und/oder eine Ausgabe für Blindenschrift zur Verfügung gestellt.
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Verfahren 2: Ortsspezifische situative Informationen
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- – Die Sensorik in der Lichttechnik übernimmt die Funktion eines Auges für den sehbehinderten Menschen. Dazu erkennt die Leuchte bestimmte Hindernisse oder Informationen.
- – Die Informationen werden in ein für das Endgerät des Nutzers verarbeitbares Datenformat transformiert.
- – Das Endgerät informiert den Nutzer über Tonspur/Blindenschrift über Barrieren/ortsspezifische und situative Besonderheiten.
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Verfahren 3: Aktualisieren von Informationen
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- – Ein Nutzer (gegebenenfalls auch nicht sehbehindert) benutzt ein Endgerät, um ortsspezifische Informationen direkt vor Ort auf das Endgerät zu sprechen.
- – Das Endgerät identifiziert Ort und Ausrichtung des Nutzers.
- – Entsprechend dem Ort und der Ausrichtung des Nutzers werden die Informationen an den Datenspeicher gesendet (gegebenenfalls in die Leuchte). Dort sind diese Informationen nunmehr abrufbar (gegebenenfalls wird ein Kontrollmechanismus durch Dritte über das (mobile) Internet ermöglicht).
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Verfahren 4: Nutzerspezifische Informationen
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- – Ein Blinder bzw. vergleichbarer Nutzer wird als solcher von einer Leuchte über die Sensorik/Empfangseinheit erkannt.
- – Ein für die Nutzergruppe bestimmter Service (Klackern/Tonsignal/Tonspur mit Content in der Leuchte) wird freigegeben und abgespielt.
- – Option 1: Der Nutzer kann sich anhand der Beacon-spezifishcen Signale orientieren.
- – Option 2: Das Endgerät des Nutzers gibt ein Navigationsziel vor, die Beacon-Signale werden dynamisch verändert und geben den Weg für eine Navigation des Nutzers vor (Analogie zu „Leuchtspur“ für sehende Personen).
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Verfahren 5: Aktualisieren ortsspezifischer Informationen
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- – Neuerkannte ortsspezifische Informationen werden auf einem Endgerät aufgespielt.
- – Die Informationen werden mit den Ortskoordinaten (z. B. aus der Leuchte) verknüpft und auf einem an das Kommunikationsnetzwerk angeschlossenen Datenspeicher gespeichert.
- – Die Informationen werden an der Leuchte bzw. Leuchtvorrichtung verfügbar gemacht (über das Netzwerk abrufbar).
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Leuchtvorrichtung
- 1‘
- Leuchtvorrichtung
- 1‘‘
- Leuchtvorrichtung
- 1‘‘‘
- Leuchtvorrichtung
- 2
- Datenverarbeitungsvorrichtung
- 2‘
- Datenverarbeitungsvorrichtung
- 3
- Lichtinstallationsnetz
- 4
- Servereinrichtung
- 5
- Internet
- 6
- Stimulationsvorrichtung
- 6‘
- Stimulationsvorrichtung
- 7
- Orientierungsinformation
- 8
- Person
- 9
- Weg
- 10
- mobiles Endgerät
- 11
- Sendevorrichtung
- 11‘
- Sendevorrichtung
- 12
- Sensorikvorrichtung
- 12‘
- Sensorikvorrichtung
- 13
- Weg
- 14
- sehender Nutzer
- 15
- Barriere