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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Dosiervorrichtung zur Applikation von Infusionslösungen und eine Verwendung der Dosiervorrichtung.
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Während der Reanimation eines Menschen oder Tieres ist die behandelnde Person bzw. das Reanimationsteam mit einer Vielzahl von Tätigkeiten beschäftigt, so dass es bei der Medikamentenapplikation leicht zu Fehlern kommen kann.
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Nach den ERC Leitlinien 2010 (ERC: European Resuscitation Council) wird während der gesamten Reanimation eines erwachsenen Menschen bei Feststellung einer Asystolie oder pulsloser elektrischer Aktivität als Herzrhythmus Adrenalin in einer Dosis von 1 mg alle 3–5 min appliziert. Bei Feststellung von Kammerflimmern oder pulslosen Tachykadien als Herzrhythmus des Patienten wird zunächst einmalig 1 mg Adrenalin appliziert. Wenn nach drei erfolglosen Defibrillationsversuchen immer noch derselbe Herzrhythmus besteht, erfolgt dann die Adrenalingabe alle 3–5 min periodisch in oben genannter Weise. Ebenfalls nach dem dritten erfolglosen Defibrillationsversuch kommt Amiodaron 300 mg zum Einsatz. Bei allen Bolusgaben aller Medikamente wird eine Hochlagerung der entsprechenden Extremität für 10–20 Sekunden empfohlen. Des Weiteren muss mit 20 ml Kochsalzlösung nachgespült werden.
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In der Praxis kommt es vielfach zu wesentlichen Abweichungen von diesen Leitlinien. Aus diesem Grund würde sich eine Verbesserung der medikamentösen Therapie im Rahmen einer kardiopulmonalen Reanimation deutlich positiv auf die Prognose des Patienten auswirken.
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Da das Reanimationsteam parallel mit mehreren Aufgaben beschäftigt ist, kommt es oft zu Verzögerungen der Bolusgabe sowie zu Unsicherheiten bezüglich der verabreichten Dosis der Medikamente. Der Notarzt ist zu Beginn der Reanimation mit der Maskenbeatmung und der Intubation des Patienten beschäftigt und kann deshalb nur schwer den Ablauf der leitliniengerechten Medikamentenapplikation kontrollieren. Rettungsassistenten sind teilweise mit der Medikamentenapplikation nicht vertraut. An eine Hochlagerung der entsprechenden Extremität und an ein Nachspülen mit Kochsalzlösung wird oft nicht gedacht. Die in den ERC Leitlinien 2010 geforderten Intervalle werden oft nicht eingehalten. Eine Über- oder Unterdosierung hat fatale Folgen. Das wiederholte Auspacken und Aufziehen von Medikamenten nimmt wertvolle Zeit in Anspruch und verursacht Chaos. Bei der Herzdruckmassage ist ein regelmäßiger Wechsel der sie durchführenden Personen nötig, da man dabei schnell ermüdet und keine suffizienten Kompressionen mehr ausführen kann. Auch deshalb kann ein Rettungsassistent nicht permanent für die Medikamentenapplikation eingesetzt werden.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung bereitzustellen, die Fehler, bei der Medikamentenapplikation während einer Reanimation verhindert.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird durch eine Dosiervorrichtung zur Applikation von Infusionslösungen umfassend:
- – eine Dosiereinheit mit mindestens einem Behälter, der eine zu applizierende Infusionslösung enthält, wobei der Behälter einen Anschluss, zur Verbindung mit einem Infusionsschlauch (einer Infusionsleitung), aufweist und mindestens eine Vorrichtung zur kontrollierten Entleerung des Behälters,
- – mindestens zwei Elektroden, die mit einem Patienten verbindbar sind und
- – eine Steuereinheit mit einer Datenbank, wobei die Steuereinheit mit den mindestens zwei Elektroden im Datenaustausch steht und wobei die Steuereinheit dazu geeignet ist auf Basis der Daten der Datenbank und der Daten der mindestens zwei Elektroden die Dosis der Infusionsabgabe zu berechnen und die Infusionsabgabe aus den Behältern zu steuern,
gelöst.
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Die häufigsten Fehler, die hinsichtlich der medikamentösen Therapie vom Reanimationsteam gemacht werden, können durch eine solche Dosiervorrichtung zur Durchführung einer leitliniengerechten medikamentösen kardiopulmonalen Reanimation verhindert werden, da durch die Dosiervorrichtung die benötigten Medikamente in der richtigen Dosis und zum richtigen Zeitpunkt automatisch appliziert werden.
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Dabei werden zwei Elektroden an den Thorax des Patienten, gegebenenfalls neben die Elektroden eines Defibrillators, geklebt, die den aktuellen Herzrhythmus des Patienten an die Steuereinheit der Dosiervorrichtung weitergeben. Zu diesem Zweck kündigt die Dosiervorrichtung dem Reanimationsteam, ähnlich wie die im Rettungsdienst üblichen Defibrillatoren es tun, Pausen an, in denen die Herzdruckmassage unterbrochen wird und der Herzrhythmus bestimmt werden kann.
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Alternativ können Elektroden verwendet werden, die Informationen an die Steuereinheit der Dosiervorrichtung weiterleiten und die Fähigkeit besitzen eine Unterscheidung zwischen Herzrhythmus des Patienten und den durch die Herzdruckmassage erzeugten elektrischen Artefakte im Elektrokardiogramm zu machen, bzw. es der Steuereinheit der Dosiervorrichtung ermöglichen diese Unterscheidungen zu machen. In diesem Fall ist die Ankündigung von zusätzlichen Pausen nicht erforderlich. In diesen beiden beschriebenen Ausführungen zur Informationsbeschaffung über den aktuellen Herzrhythmus des Patienten können Dosiervorrichtung und Defibrillator unabhängig voneinander funktionieren.
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Die Datenbank enthält die Informationen, die die Steuereinheit zur leitliniengerechten Applikation der Infusionslösungen benötigt, umfassend Daten über die bei jedem Bolus zu gebende Dosis (bei Kindern, beispielsweise bezogen auf das Gewicht des Patienten) und die Intervalle in denen die Infusionen appliziert werden. Gleichzeitig kann die Datenbank dazu dienen, Informationen über den Patienten und den Verlauf der Behandlung zur späteren Auswertung zu speichern.
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Die Steuereinheit weist vorzugsweise eine Eingabeeinheit auf, mit der der Beginn einer Infusionsgabe start- und unterbrechbar ist. Durch Einschalten der Dosiervorrichtung wird die automatische medikamentöse Reanimation eingeleitet, so dass sich das Reanimationsteam anderen Aufgaben zuwenden kann.
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Die Steuereinheit umfasst vorzugweise eine Eingabeeinheit, wobei die Eingabeeinheit dazu geeignet ist Daten über den Patienten, wie beispielsweise dessen Gewicht, einzugeben und der Steuereinheit zur Verfügung zu stellen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der Behälter eine Spritze und die Vorrichtung zur kontrollierten Entleerung des Behälters eine Vorrichtung, die dazu geeignet ist, den Kolben der Spritze, zum Entleeren der Spritze, zu bewegen. Dies hat den Vorteil, das handelsübliche Spritzen, die leicht ausgetauscht werden können, in der Dosiervorrichtung verwendbar sind.
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Die Spritzen werden vor dem Einsatz der Dosiervorrichtung mit den benötigten Infusionslösungen gefüllt und in die Dosiereinheit eingesetzt.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der Behälter ein flexibler Behälter, beispielsweise aus einem flexiblen Kunststoff, und die Vorrichtung zur kontrollierten Entleerung des Behälters eine Vorrichtung, die dazu geeignet ist einen kontrollierten Druck auf den Behälter auszuüben, um den Behälter zu entleeren.
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Es ist denkbar, dass die Behälter einen Anschluss für eine Infusionsleitung aufweisen, der im unbenutzten Zustand mit einem Verschluss, beispielsweise einem Drehverschluss verschließbar ist. Auf diese Weise können die Behälter befüllt gelagert werden. Zum Verwenden wird lediglich der Verschluss entfernt und, nach Einfügen in die Dosiereinheit, wird der Anschluss mit der Infusionsleitung verbunden (beispielsweise durch eine Bajonett-, Steck- oder Schraubverbindung).
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Es sind aber auch Ausführungsformen denkbar, bei denen der Behälter beim Einlegen in die Dosiereinheit aufgestochen wird, so dass der Inhalt des Behälters in den Infusionsschlauch geleitet wird.
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Zum Bewegen des Kolbens einer Spritze oder um Druck auf einen Behälter auszuüben, umfasst die Dosiereinheit einen oder mehrere Elektromotoren, die den Kolben bewegen oder einen kontrollierten Druck auf einen Behälter ausüben. Die Stromversorgung der Elektromotoren erfolgt über einen Netzanschluss oder über (Akkumulator-)Batterien.
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Die Dosiereinheit weist vorzugsweise drei Behälter und drei Vorrichtungen zur kontrollierten Entleerung der Behälter auf, wobei der erste Behälter eine Infusionslösung enthält, die ein Antiarrhythmikum, beispielsweise Amiodaron, enthält, der zweite Behälter enthält eine Infusionslösung, die ein Catecholamin, beispielsweise Adrenalin, enthält und in dem dritten Behälter ist eine Kochsalzlösung enthalten.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist ein Defibrillator mit der Steuereinheit, beispielsweise über eine Schnittstelle, verbindbar oder umfasst einen Defibrillator, der mit der Steuereinheit im Datenaustausch steht. Hierdurch wird der Steuereinheit ermöglicht auch die durch einen Defibrillator ermittelten (Patienten-)Daten in die Berechnung der Zeitabläufe und der Dosis der Applikation mit einzubeziehen.
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Die Elektroden sind vorzugsweise sowohl mit der Steuereinheit als auch mit dem Defibrillator verbunden, wodurch eine gemeinsame Verwendung der Elektroden für die Dosiervorrichtung und den Defibrillator ermöglicht wird. Damit wird die Zahl der am Thorax des Patienten klebenden Elektroden von vier auf zwei reduziert. Dies ist problemlos möglich, da die Elektroden der im Rettungsdienst üblichen Defibrillatoren auswechselbar sind. An Stelle der gewöhnlichen Elektroden werden hierbei solche Elektroden verwendet, welche die Fähigkeit besitzen Informationen über den aktuellen Herzrhythmus des Patienten parallel an beide Geräte zu senden. In diesem Fall werden also Elektroden verwendet, die zwei Kabel anstatt normalerweise nur einem pro Elektrode aufzuweisen, sodass ein Kabel von jeder Elektrode zum Defibrillator und ein weiteres Kabel von jeder Elektrode zur Dosiervorrichtung führen.
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Die Elektroden sind vorzugsweise mit der Steuereinheit durch eine kabellose Verbindung verbunden.
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Idealerweise erfolgt der Anschluss über die Elektroden zur Dosiervorrichtung kabellos, beispielsweise über Bluetooth oder eine andere kabellose Verbindung. Die Verbindung zum Defibrillator muss natürlich dennoch kabelgebunden stattfinden, da über diese Verbindung die Elektroschocks abgegeben werden. In diesen beiden Ausführungsformen zur Informationsbeschaffung über den aktuellen Herzrhythmus des Patienten funktionieren Dosiervorrichtung und Defibrillator synchron miteinander, d. h. sie erhalten gleichzeitig über dieselbe Elektrode Informationen zum aktuellen Herzrhythmus des Patienten.
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Die Synchronisation beider Geräte muss nicht unbedingt über entsprechende Elektroden erfolgen, sondern kann auch über eine direkte Verbindung zwischen ihnen hergestellt werden. Hierfür müssen die Geräte entsprechende Anschlüsse/Schnittstellen aufweisen. In diesem Fall benötigt die Vorrichtung keine eigenen Elektroden, da die Informationen über den aktuellen Herzrhythmus zu ihr direkt vom Defibrillator gelangt.
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Durch die hier beschrieben Ausführungsformen der direkten oder indirekten, unabhängigen oder synchron funktionierenden, kabellosen oder kabelgebundenen Verbindung zwischen Patient und Dosiervorrichtung gelangt in jedem Fall die Information über den aktuellen Herzrhythmus des Patienten zur Steuereinheit, welche die leitliniengerechte Applikation der Medikamente unter Kontrolle der Datenbank durchführen kann.
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Die Steuereinheit umfasst vorzugsweise mindestens eine Ausgabeeinheit. Die Ausgabeeinheit kann ein Lautsprecher, ein Bildschirm und/oder ein Touchscreen sein, durch die der Benutzer Informationen, wie Patientendaten, Behandlungsvorschläge, Dosierungsmengen und Dosierungszeiten erhält.
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Ist die Ausgabeeinheit ein Touchscreen, so kann dieser auch zur Eingabe von Daten verwendet werden und dient somit auch als Eingabeeinheit.
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Die Ausgabeeinheit weist vorzugsweise eine Sprachausgabe auf. Dies hat den Vorteil, dass durch die Sprachausgabe der Benutzer über die vorgenommenen Applikationen informiert wird, so meldet ein Lautsprecher der Dosiervorrichtung beispielsweise jeden verabreichten Bolus. Zudem können über die Sprachausgabe dem Benutzer auch Behandlungsvorschläge gemacht werden, so erinnert die Dosiervorrichtung durch die Sprachausgabe den Benutzer an die vorzunehmenden Behandlungsschritte oder an eine spezielle Lagerung des Patienten, beispielsweise an eine Hochlagerung der entsprechenden Extremitäten (z. B. eines Arms), beispielsweise für 10–20 Sekunden, während der Injektion.
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Die Injektion erfolgt vom Behälter über einen Infusionsschlauch, der über einen intravenösen oder intraossären Zugang mit dem Patienten verbunden werden kann. Bei drei Behältern mit je einem Infusionsschlauch werden diese über ein Verbindungsstück zu einem einzigen Infusionsschlauch reduziert, welcher wie soeben beschrieben über verschiedene Zugänge mit dem Patienten verbunden ist. Das Verbindungsstück dient außerdem als Ventil, welches bei der Medikamentenapplikation eines Behälters den Rückfluss des Bolus in die Infusionsschläuche der zwei weiteren Behälter verhindert und nur die antegrade Infusionsbewegung in Richtung Patient zulässt.
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Das Verbindungsstück befindet sich idealerweise im Gerät, so dass nur ein Infusionsschlauch das Gerät verlässt und über die entsprechenden Zugänge mit dem Patienten verbunden werden kann.
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Außerdem misst die Dosiervorrichtung die Zeit, in der die Extremitäten hochgelagert werden und meldet das Ende des Hochlagerns durch ein Signal, beispielsweise ein optisches und/oder akustisches Signal.
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Des Weiteren wird die Aufgabe der vorliegenden Erfindung durch eine Verwendung der erfindungsgemäßen Dosiervorrichtung bei der Reanimation eines Menschen oder eines Tieres gelöst.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren und Beispielen näher beschrieben. Im Einzelnen zeigt
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1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Dosiervorrichtung,
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2 eine schematische Darstellung der Ausgabeeinheit der Dosiervorrichtung,
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3 eine weitere schematische Darstellung der Ausgabeeinheit der Dosiervorrichtung im Kindermodus,
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4 eine schematische Darstellung einer Verbindung der Elektroden mit einem Defibrillator und einer kabellosen Verbindung derselben Elektrode zur Dosiervorrichtung – beide Geräte funktionieren synchron miteinander,
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5 eine schematische Darstellung einer kabelgebundenen Verbindung der Elektroden mit einem Defibrillator und der Dosiervorrichtung, die synchron miteinander funktionieren und
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6 eine schematische Darstellung einer weiteren Ausführungsform mit zusätzlichen Elektroden, über welche die Dosiervorrichtung Informationen zum Herzrhythmus erhält und unabhängig vom Defibrillator funktioniert.
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1 zeigt eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Dosiervorrichtung 1. Unten links, in der in der 1 dargestellten Dosiervorrichtung 1, ist als Ausgabeeinheit ein Bildschirm 2 (Display) und rechts davon als Eingabeeinheit ein „EIN/START”-Knopf 3 angeordnet. Nach einmaligem Betätigen des „EIN/START”-Kopfes 3 schaltet sich die Dosiervorrichtung 1 ein, nach der zweiten Betätigung des Knopfes 3 erfolgt die automatische Medikamentenapplikation nach Herzrhythmus. In der rechten unteren Ecke befindet sich ein „Kind Gewicht”-Knopf 4. Nach Einschalten der Dosiervorrichtung 1 wird durch Betätigen des „Kind Gewicht”-Knopfes 4 der Kindermodus aktiviert. Durch erneutes Betätigen des Knopfes 4 werden rechts unten im Bildschirm 2 „5 kg” angezeigt. Nun kann bei einem ca. 5 kg schweren Kind durch Knopfdruck auf den „EIN/START”-Knopf 3 die medikamentöse Reanimation automatisch beginnen. Bei Kindern mit einem Gewicht von ca. 10 kg wird der „Kind Gewicht”-Knopf 4 nach Aktivierung des Kindermodus entsprechend zwei Mal betätigt. Bei 15 kg Gewicht drei Mal und so weiter in 5er-Schritten.
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Es sind aber auch Ausführungsformen der Dosiervorrichtung 1 denkbar, bei denen das Gewicht durch eine Eingabe über eine Eingabeeinheit genau eingegeben werden kann. Auch sind Ausführungsformen denkbar, die mehrere Tasten oder einen Regler aufweisen, die jeweils für eine Gewichtseingabe stehen, beispielsweise „2 kg-Taste”, „4 kg-Taste”, „6 kg-Taste”, „8 kg-Taste” oder „5 kg”-Taste, „10 kg”-Taste, „15 kg”-Taste und „20 kg”-Taste etc.
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Zwischen dem „EIN/START”-Knopf 3 und dem „Kind Gewicht”-Knopf 4 ist ein „AUS”-Knopf 5 angeordnet, mit dem die Dosiervorrichtung 1 ausgeschaltet werden kann.
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Über dem Bildschirm 2 sind drei (Fertig-)Spritzen 6, die Infusionslösungen mit Adrenalin 7, Amiodaron 8 und (isotonischer) Kochsalzlösung 9 enthalten, angeordnet.
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In der 1, auf der rechten Seite, ist ein Stromanschluss 10 gezeigt und auf der linken Seite ein Infusionsschlauch 11 und ein zu zwei (in der 1 nicht gezeigten) Elektroden 20 führendes Kabel 12.
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Die Dosiervorrichtung 1 weist, in der 1 nicht gezeigte, Anschlüsse auf, mit denen die Behälter, in denen sich die Infusionslösungen 7, 8, 9 befinden, mit einem oder mehreren Infusionsschläuchen 11 verbunden werden können. Es sind ebenfalls Ausführungsformen der Dosiervorrichtung 1 denkbar, bei denen diese Anschlüsse dazu verwendet werden können, die Behälter beim Transport oder, wenn die Dosiervorrichtung 1 nicht verwendet wird zu verschließen und somit ein ungewolltes Auslaufen der Injektionsflüssigkeit aus den Behältern zu verhindern.
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Es versteht sich, dass die Anordnung der einzelnen Bauteile der Dosiervorrichtung 1 nicht den in der 1 beispielhaft gezeigten Anordnung entsprechen muss, sondern auch in einer anderen Weise erfolgen kann.
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Die Dosiervorrichtung 1 kann als weitere Ausgabeeinheit, zusätzlich zu dem Bildschirm 2, auch einen Lautsprecher (in den Figuren nicht gezeigt), mit dem eine Sprachausgabe möglich ist, aufweisen.
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Anstatt über die Elektroden 20 der Dosiervorrichtung 1 können auch über die Elektroden 20 eines Defibrillators 21 Daten über den Herzrhythmus des Patienten erhalten werden, indem man eine direkte Verbindung zwischen beiden Geräten schafft oder beide Geräte ineinander integriert.
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In diesem Fall benötigt die Dosiervorrichtung 1 keine eigenen Elektroden 20, da die Elektroden 20 des Defibrillators 21 als Elektroden 20 der Dosiervorrichtung 1 verwendet werden. Auch andere Bauteile, die in beiden Geräten vorhanden sind, wie beispielsweise Anzeigen, Lautsprecher, Eingabegeräte, etc., müssten, bei einer solchen Integration beider Geräte in ein Gerät oder bei miteinander verbundenen Geräten nur einmal vorliegen.
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Bei den im Rettungsdienst üblichen Defibrillatoren 21, wie etwa dem Corplus® 3 der Firma GS Elektromedizinische Geräte G. Stemple GmbH, ist eine Speicherkarte vorhanden, die den ganzen Einsatz des Gerätes aufzeichnet. Durch eine Verbindung, die einen Datenaustausch, zwischen der Dosiervorrichtung 1 und dem Defibrillator 21 ermöglicht kann auch die Steuereinheit der Dosiervorrichtung 1 auf die über den Defibrillator 21 gewonnenen Patientendaten bzw. deren Speicherkarte zugreifen. Hierzu wird ein Anschluss/eine Schnittstelle zwischen beiden Geräten benötigt.
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Natürlich kann auch die Dosiervorrichtung 1 selbst eine Vorrichtung zur Speicherung von Daten auf einem internen oder externen Speichermedium, wie einer Speicherkarte, aufweisen.
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In allen fünf bisher erläuterten Möglichkeiten der Informationsbeschaffung über den aktuellen Herzrhythmus des Patienten zur Steuereinheit appliziert die Dosiervorrichtung 1, dem aktuellen Herzrhythmus entsprechend, Adrenalin und Amiodaron.
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So wird bei Asystolie und pulslosen elektrischen Aktivitäten sofort mit der Adrenalinapplikation begonnen. Alle 4 min wird ein Adrenalinbolus verabreicht. Ein Behälter der Dosiereinheit (Adrenalinfertigspritze) beinhaltet 25 mg Adrenalin in 50 ml Lösung. Auf diese Weise können insgesamt 25 Adrenalinboli verabreicht werden. Der Behälter (die [Fertig-]Spritze 6) reicht also für eine Reanimationsdauer von 100 min. Denkbar sind aber auch Ausführungsformen, bei denen die verwendeten Behälter (bzw. die [Fertig-]Spritzen 6) ein anderes Volumen aufweisen.
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Bei jeder Verabreichung eines Bolus wird dies von der Sprachausgabe der Dosiervorrichtung 1 angesagt: „Adrenalin verabreicht. Hochlagern!” Die beschriebene Bolusabgabe erfolgt normalerweise automatisch, kann aber auch manuell einstellbar sein, beispielsweise als Modus „Bolus mit Ratenberechnung”. Der entscheidende Unterschied zwischen der erfindungsgemäßen Dosiervorrichtung 1 und bekannten Dosiergeräten, beispielsweise dem Perfusor® Space der Firma B. Braun® Melsungen AG im Modus „Bolus mit Ratenberechnung” ist, dass bei der erfindungsgemäßen Dosiervorrichtung 1 eine Voreinstellung, die sich nach dem Herzrhythmus richtet, vorhanden ist und die Bolusabgabe in der leitliniengerechten Dosis sofort (automatisch) gestartet und beendet werden kann, wodurch kostbare Zeit gespart wird.
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Stellt die Vorrichtung Kammerflimmern und pulslose elektrische Aktivitäten fest, so erfolgt eine sofortige einmalige Applikation eines Adrenalinbolus von 1 mg. Nach dem dritten erfolglosen Defibrillationsversuch wird die periodische Applikation von Adrenalinboli in einer Dosis von 1 mg alle 3–5 min durchgeführt. Ebenfalls nach dem dritten erfolglosen Defibrillationsversuch kommt Amiodaron in einer Dosis von 300 mg zum Einsatz. Die Defibrillationen werden von der Dosiervorrichtung 1 genauso wie der Herzrhythmus registriert. Die Anzahl der Defibrillationen werden auf dem Bildschirm 2 angezeigt. Genauso wie bei der Adrenalinapplikation wird der Amiodaronbolus von der Sprachausgabe der Dosiervorrichtung 1 angesagt: „Amiodaron verabreicht. Hochlagern!” Der Behälter (die Amiodaronfertigspritze) beinhaltet 900 mg Amiodaron (Cordarex®) in 15 ml. Somit können drei Boli verabreicht werden.
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Des Weiteren ist praktischerweise auch die Nachspülung mit (isotonischer) Kochsalzlösung 9 automatisiert. Ein 500 ml Kochsalzlösung 9 enthaltender Behälter (Kochsalzfertigspritze mit 500 ml) wird in die Dosiervorrichtung 1 eingespannt. Somit ist nur die Hochlagerung der entsprechenden Extremität, nach Ansage seitens der Sprachausgabe der Dosiervorrichtung 1, vom Reanimationsteam manuell durchzuführen. Die restliche medikamentöse Reanimation wird vollständig und automatisch von der Dosiervorrichtung 1 durchgeführt.
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2 zeigt ein Beispiel für die Darstellung von Werten auf dem Bildschirm 2, auf dem die absolute Dauer 13 eines Einsatzes der Dosiervorrichtung 1, die Anzahl der verabreichten Adrenalinboli 14, der Countdown bis zur nächsten Applikation 15, die Anzahl der durchgeführten Defibrillationen 16 und die Anzahl der verabreichten Amiodaronboli 17 angezeigt wird. Darüber hinaus können auch noch andere Patientendaten oder Informationen für den Benutzer angegeben werden, wie beispielsweise, dass es sich bei dem Patienten um einen Erwachsenen handelt, Behandlungshinweise und den Füllstand der Behälter bzw. der Spritzen 6.
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In der 3 wird ein weiteres Beispiel für die Darstellung von Werten auf dem Bildschirm 2 gezeigt. Hier jedoch im Kinder-Modus für ein Kind mit einem Gewicht, welches von den Benutzern der Dosiervorrichtung 1 auf ungefähr 15 kg geschätzt wurde. Zusätzlich zu den bereits in der 2 gezeigten Werten, wird daher auf dem Bildschirm 2 (in der 3) auch das Gewicht des Kindes 18 bzw. des Patienten angegeben.
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Bei Kindernotfällen muss nach dem Einschalten der Dosiervorrichtung 1 zunächst das Gewicht des Kindes eingestellt werden, um die Dosis anzupassen. Dies geschieht über die Eingabeeinheit bzw. den „Kind Gewicht”-Knopf 4, wobei die Steuereinheit auf in der Datenbank der Dosiervorrichtung 1 oder auf über eine externe Datenleitung bereitgestellte Werte zurückgreifen kann. Danach wird wieder der „Ein/Start”-Knopf 3 betätigt und die Dosiervorrichtung 1 beginnt mit der Medikamentenapplikation in der für das Kind angepassten Dosis.
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Nicht selten ist die korrekte Dosis bei Kinderreanimationen dem Reanimationsteam nicht bekannt. In diesen Fällen muss der Notarzt zuerst nachschauen oder er verabreicht geschätzte Boli. Mit der Dosiervorrichtung 1 wird auch dieses Problem vermieden.
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Es versteht sich, dass die in den 2 und 3 gezeigte Anordnung der Informationen auf dem Bildschirm 2 nur beispielhaft sind und die Werte/Daten auch in anderer Weise dargestellt werden können.
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Der Bildschirm 2 kann ein monochromatischer Bildschirm oder ein Farbbildschirm sein, in diesem Fall können kritische Werte oder Informationen, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, in einer anderen (Signal-)Farbe dargestellt werden.
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Die Steuereinheit kann die Daten der durchgeführten Behandlung auch in einer Datenbank speichern, so dass sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder abrufbar ist.
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Zudem kann die Dosiervorrichtung 1 eine oder mehrere Schnittstellen aufweisen, die eine kabellose Verbindung oder einen Anschluss eines Datenkabels mit einem (externen) Rechner oder anderen Geräten, wie beispielsweise einem Defibrillator 21 oder einem Speichermedium, ermöglichen. Auf diese Weise können die Daten der Behandlung zu einem späteren Zeitpunkt ausgewertet werden oder vom Einsatzort direkt an einen anderen Ort, beispielsweise ein Krankenhaus, weitergeleitet werden. Außerdem kann die Verwendung der Dosiervorrichtung 1, so auch von einer an einem anderen Ort befindliche Person, beispielsweise einem noch nicht am Behandlungsort eingetroffenen Notarzt oder einem Krankenhausarzt, überwacht werden.
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In den 4 bis 6 ist ein Thorax 19 eines Patienten mit darauf befestigten Elektroden 20 schematisch dargestellt. Hierbei können unterschiedliche Arten von Elektroden 20 verwendet werden:
- a) Elektroden 20-1 mit jeweils einer kabelgebundenen Verbindung 22 zum Defibrillator 21 und einer weiteren (zweiten) kabellosen Verbindung 23 oder kabelgebundenen Verbindung 24 zur Dosiervorrichtung 1.
- b) Elektroden 20-2 mit welchen die Dosiervorrichtung 1 unabhängig vom Defibrillator 21 funktioniert.
- c) Elektroden 20-3, die im Rettungsdienst mit dem Defibrillator 21 verwendet werden.
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In der 4 ist eine schematische Darstellung einer Verbindung der Elektroden 20-1 mit einem Defibrillator 21 und der Dosiervorrichtung 1, die synchron miteinander funktionieren, dargestellt. In der in der 4 gezeigten Ausführungsform werden spezielle Elektroden 20-1 verwendet, die eine kabelgebundene Verbindung 22 zum Defibrillator 21 und eine kabellose Verbindung 23 zur Dosiervorrichtung 1 aufweisen.
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In der 5 ist eine schematische Darstellung einer kabelgebundenen Verbindung 22, 24 der Elektroden 20-1 mit einem Defibrillator 21 und der Dosiervorrichtung 1, die synchron miteinander funktionieren, dargestellt. Hierbei werden spezielle Elektroden 20-1 verwendet, die eine kabelgebundene Verbindung 22, 24 zum Defibrillator 21 und zur Dosiervorrichtung 1 aufweisen.
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In der 6 ist eine schematische Darstellung einer weiteren Ausführungsform dargestellt, bei der sowohl die Dosiervorrichtung 1 als auch der Defibrillator 21, jeweils mit zwei Elektroden 20-2/20-3 verbunden sind, so dass die Dosiervorrichtung 1, unabhängig vom Defibrillator 21, Informationen über den Herzrhythmus des Patienten erhält. Die Elektroden 20-2, 20-3 sind dabei über kabelgebundene Verbindungen 22, 24 mit dem Defibrillator 21 bzw. mit der Dosiervorrichtung 1 verbunden.
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Der Defibrillator 21 wird dabei mit Elektroden 20-3 verbunden, wie sie gewöhnlicher Weise im Rettungsdienst eingesetzt werden.
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Verwendung der Dosiervorrichtung 1 und eines Defibrillators 21 unabhängig voneinander:
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Wird die Dosiervorrichtung 1 mit einem von ihr unabhängig arbeitenden Defibrillator 21 verwendet, so werden, wie oben bereits erwähnt, Elektroden 20 eingesetzt, die die Fähigkeit besitzen zwischen dem Herzrhythmus des Patienten und den durch die Herzdruckmassage erzeugten Artefakten im EKG zu unterscheiden. Wenn Elektroden 20 mit dieser Fähigkeit nicht verfügbar sind, kann die Dosiervorrichtung 1 alternativ, genau wie der Defibrillator 21, Pausen (Unterbrechungen der Herzdruckmassage) zur Rhythmusbestimmung, beispielsweise durch ein akustisches oder optisches Signal, ankündigen.
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Verwendung der Dosiervorrichtung 1 und eines Defibrillators 21 synchronisiert miteinander:
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Die zwei Elektroden 20, mit denen Defibrillatoren 21 im Rettungsdienst funktionieren, sind auswechselbar. Geeigneter Weise werden im vorliegenden Fall Elektroden 20 verwendet, die zwei Kabel pro Elektrode (anstatt normalerweise nur einem) aufweisen, sodass ein Kabel von jeder Elektrode 20 zum Defibrillator 21 und ein weiteres Kabel von jeder Elektrode 20 zur Dosiervorrichtung 1 führen. Auf diese Weise kann die Information über den bestehenden Herzrhythmus parallel an beide Geräte gesendet werden.
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Geeigneter Weise erfolgt der Anschluss über die Elektroden 20 zur Dosiervorrichtung 1 kabellos, beispielsweise über Bluetooth oder eine andere kabellose Verbindung. Die Verbindung zum Defibrillator 21 muss jedoch über eine kabelgebundene Verbindung 22 erfolgen, da über diese Verbindung die Elektroschocks abgegeben werden.
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Die Synchronisation zwischen der Dosiervorrichtung 1 und einem Defibrillator 21 kann aber auch durch eine direkte Verbindung zwischen den beiden Geräten erfolgen. Die Geräte müssen hierfür entsprechende Anschlüsse/Schnittstellen aufweisen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Dosiervorrichtung
- 2
- Bildschirm
- 3
- „EIN/START”-Knopf
- 4
- „Kind Gewicht”-Knopf
- 5
- „AUS”-Knopf
- 6
- Spritze
- 7
- Infusionslösung mit Adrenalin
- 8
- Infusionslösung mit Aniodaron
- 9
- Kochsalzlösung
- 10
- Stromanschluss
- 11
- Infusionsschlauch
- 12
- Kabel zur Elektrode
- 13
- absolute Dauer
- 14
- Anzahl der verabreichten Adrenalinboli
- 15
- Countdown bis zur nächsten Applikation
- 16
- Anzahl der durchgeführten Defibrillationen
- 17
- Anzahl der verabreichten Amiodaronboli
- 18
- Gewicht des Kindes
- 19
- Thorax
- 20
- Elektrode
- 20-1
- Elektrode (mit jeweils einem Anschluss zur kabelgebundenen Verbindung mit einem Defibrillator 21 und einem Anschluss zur kabellosen oder kabelgebundenen Verbindung mit der Dosiervorrichtung 1)
- 20-2
- Elektrode (mit welcher die Dosiervorrichtung 1 unabhängig vom Defibrillator 21 funktioniert)
- 20-3
- Elektrode, zur Verwendung mit einem Defibrillator 21 im Rettungsdienst
- 21
- Defibrillator
- 22
- kabelgebundene Verbindung (von den Elektroden 20 zum Defibrillator 21)
- 23
- kabellose Verbindung (von den Elektroden 20 zur Dosiervorrichtung 1)
- 24
- kabelgebundene Verbindung (von den Elektroden 20 zur Dosiervorrichtung 1)