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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Fehlerstromschutzvorrichtung mit einer ersten Leitung, die einen einspeisseitigen Abschnitt und einen verbraucherseitigen Abschnitt aufweist, einer zweiten Leitung, die ebenfalls einen einspeisseitigen Abschnitt und einen verbraucherseitigen Abschnitt aufweist, und einer Schalteinrichtung, durch die in einem Auslösezustand der jeweilige einspeisseitige Abschnitt von dem zugehörigen verbraucherseitigen Abschnitt jeder der Leitungen getrennt ist.
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Fehlerstrom-(FI)Schutzvorrichtungen (auch Fehlerstromschutzschalter genannt) dienen in Verbraucheranlagen zum Personen- und Brandschutz. Fehlerstromschutzschalter gegen Erdfehlerströme bzw. technische Ableitströme, auch RCD (Residual Current Device) genannt, sind Schutzschaltgeräte, die den elektrischen Stromkreis überwachen, um elektrische Fehler (Installationsfehler bzw. Schutz bei direktem Berühren) in Installationen zu detektieren und abzuschalten.
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Da unterschiedliche Fehlerströme (Gleichströme und Wechselströme aller Art) von Fehlerstromschutzschaltern erfasst werden sollen, unterscheidet man unterschiedliche Typen von Fehlerstromschutzschaltern. So dienen Fehlerstromschutzschalter bzw. Fehlerstromschutzvorrichtungen vom Typ AC lediglich zur Erfassung von sinusförmigen Wechselfehlerströmen. Fehlerstromschutzvorrichtungen vom Typ A erfassen neben sinusförmigen Wechselfehlerströmen auch pulsierende Gleichfehlerströme. Darüber hinaus erfassen Fehlerstromschutzvorrichtungen vom Typ F zusätzlich Fehlerströme, die aus einem Frequenzgemisch von Frequenzen bis 1 kHz bestehen. Schließlich dienen Fehlerstromschutzvorrichtungen vom Typ B neben der Erfassung der Fehlerstromformen des Typs F auch zur Erfassung von glatten Gleichfehlerströmen, d.h. sie sind allstromsensitiv. Die Erfassung von Gleichfehlerströmen erfordert in der Regel einen zusätzlichen Summenstromwandler und eine Elektronikeinheit, welche eine separate Stromversorgung benötigt. Daher sind Fehlerstromschutzschalter vom Typ B netzspannungsabhängig.
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Fehlerstromschutzschalter können bei Kurzschluss eine Abschaltung bewirken. Andererseits kann es auch vorkommen, dass bei einem bestehenden Kurzschluss des Netzes bzw. der Anlage ein Einschalten versucht wird. In einem solchen Fall von hohen Kurzschlussströmen kann es vorkommen, dass die Kontakte der Schalteinrichtung der Fehlerstromschutzvorrichtung verkleben oder verschweißen. Darüber hinaus können die Kurzschlussströme dazu führen, dass in einer Schaltkammer der Fehlerstromschutzvorrichtung hohe Ableitströme in Folge von Rußbildung entstehen. Diese Problematik ist für alle Schutzschaltgeräte mit Kontaktsystemen relevant.
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Bekannte Fehlerstromschutzschalter besitzen in der Regel einen Hebel, mit dem die Schalteinrichtung manuell betätigt werden kann. Der Hebel kann üblicherweise drei Stellungen einnehmen. In den beiden Endpositionen ist die Schalteinrichtung an- oder abgeschaltet. In einer Mittelstellung des Hebels ist nicht genau definiert, in welcher Stellung sich die Kontakte befinden. Der Hebel nimmt diese Mittelstellung beispielsweise ein, wenn eine Kontaktverschweißung vorliegt. In jedem Fall ist die Mittelstellung des Hebels für den Betreiber ein Hinweis darauf, dass ein nicht vorgesehener Zustand vorliegt.
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Darüber hinaus sind sogenannte „Abbrandrippen“ bekannt, welche die Kontaktlebensdauer einer Fehlerstromschutzvorrichtung definieren. Eine solche Abbrandrippe verhindert, dass sich die Kontakte nach einem gewissen Abbrand noch berühren können und sorgt somit für eine mechanische Unterbrechung. Des Weiteren verwendet man auch Hilfsschalter, um eine Schalterstellung der Schalteinrichtung zu erkennen.
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Aus der Druckschrift
US 6 052 265 A ist ein Erdungsfehlerschalter bekannt. Bei geschlossenem Erdungsfehlerschalter kann dieser mittels einer Testschaltung überprüft werden. Hierzu fließt Strom von der Lastseite zur Einspeisseite.
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Ferner offenbart die Druckschrift
US 6 697 238 einen Erdungsfehlerschalter mit einem sekundären Testschalter zusätzlich zu einem primären Testschalter. Falls der Erdungsfehlerschalter bei Betätigen des primären Testschalters nicht auslöst, wird die Auslösung mittels des sekundären Testschalters und einer Sicherung erzwungen.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, ein Verkleben bzw. Verschweißen von Kontakten einer Fehlerstromschutzvorrichtung bzw. einen Ableitstrom in Folge überstarker Verrußung einer Schaltkammer einer Fehlerstromschutzvorrichtung sicherer erkennen zu können.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Fehlerstromschutzvorrichtung nach Anspruch 1.
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In vorteilhafter Weise wird also die Schalteinrichtung in einer Fehlerstromschutzvorrichtung mittels eines Überwachungszweigs überbrückt, und zwar diagonal von einer der Leitungen zur anderen. Dadurch ist es möglich, festzustellen, ob über einen Schalter der Schalteinrichtung auch im Auslösezustand, d.h. gewünschten Offenzustand, noch Strom fließt. Dies ist der Fall bei Kontaktverschweißungen oder -verklebungen, aber auch beispielsweise bei Verrußungen der Schaltkammer der Schalteinrichtung. Falls daher in dem Überwachungszweig ein Strom fließt, muss er - eine Einspeisung in die jeweiligen einspeisseitigen Abschnitte der Leitungen vorausgesetzt - zuerst über die Schalter bzw. Kontakte geflossen sein, was aber im Auslösezustand der Schalteinrichtung nicht gewünscht ist. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass ein Fehler und mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Verschweißen oder Verkleben der Kontakte vorliegt.
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Vorzugsweise besitzt der erste Überwachungszweig einen Schalter, in dessen Offenstellung der erste Überwachungszweig unterbrochen und der von der Überwachungseinrichtung gesteuert ist. Ein solcher Schalter ist im normalen Betriebszustand offen, so dass über den ersten Überwachungszweig kein Strom fließt. Zur Selbstüberwachung schließt die Überwachungseinrichtung den Schalter, so dass gegebenenfalls Strom über den Überwachungszweig fließen kann.
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Günstigerweise ist die Überwachungseinrichtung dazu ausgelegt, ein Schließen des Schalters in dem ersten Überwachungszweig zu bewirken, wenn der Auslösezustand der Schalteinrichtung neu eingenommen ist. Ein Auslösezustand wird neu eingenommen, wenn er erstmals oder wiederholt aus einem Nicht-Auslösezustand, in dem die Schalteinrichtung geschlossen ist, erreicht wird. Nach einem Schalten der Schalteinrichtung in den Auslösezustand und insbesondere jedes Mal danach führt die Fehlerstromschutzvorrichtung einen Selbsttest durch, bei dem der Schalter in dem ersten Überwachungszweig geschlossen wird, so dass in dem ersten Überwachungszweig Strom fließen kann.
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Speziell kann der erste Überwachungszweig durch eine Kopplungseinrichtung von der Überwachungseinrichtung galvanisch entkoppelt sein. Diese galvanische Entkopplung hat Vorteile hinsichtlich der Isolation. Alternativ kann ein Stromsignal des Überwachungszweigs auch durch eine Transistor- oder Widerstandsschaltung an die Überwachungseinrichtung übertragen werden.
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Vorteilhafterweise handelt es sich bei der Kopplungseinrichtung um einen Optokoppler. Derartige Optokoppler bringen keine Verzögerungen und keinen Phasenversatz mit sich. Außerdem sind sie kostengünstig.
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Darüber hinaus kann die Fehlerstromschutzvorrichtung mindestens eine dritte Leitung aufweisen, von der aus ein zweiter Überwachungszweig von der gleichen Art wie der erste Überwachungszweig die Schalteinrichtung überbrückend in die erste oder zweite Leitung mündet. Damit ist es möglich, innerhalb der Fehlerstromschutzvorrichtung, d.h. innerhalb eines Gehäuses der Fehlerstromschutzvorrichtung, nicht nur eine Schalteinrichtung für zwei Leitungen, sondern auch eine Schalteinrichtung für mehr Leitungen zu überprüfen.
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Für die Überprüfung von mehr als zwei Leitungen ist es von Vorteil, wenn der erste Überwachungszweig mit dem zweiten Überwachungszweig einen gemeinsamen Abschnitt aufweist. So können beispielsweise Abschnitte der Überwachungszweige in einem Knotenpunkt zusammenmünden. In dem gemeinsamen Abschnitt kann dann beispielsweise die Kopplungseinrichtung vorgesehen sein.
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Eine von der ersten Leitung und der zweiten Leitung kann eine Phasenleitung oder eine Nullleitung für ein Dreiphasensystem sein. Weitere Leitungen in der Fehlerstromschutzvorrichtung können dann für die weiteren Phasenleitungen des Dreiphasensystems vorgesehen sein. Alternativ können die Leitungen natürlich auch für ein Einphasensystem oder andere Mehrphasensysteme genutzt werden.
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Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist die Fehlerstromschutzvorrichtung ein Netzteil auf, mit dem von den Leitungen Energie abgegriffen wird, um die Überwachungseinrichtung zu versorgen. Mit einer solchen eigenständigen Energieversorgung kann die Überwachungseinrichtung und damit die gesamte Fehlerstromschutzvorrichtung sehr flexibel ausgebildet werden.
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Gemäß einer weiterentwickelten Ausführungsform kann die Fehlerstromschutzvorrichtung eine Sensoreinrichtung zum Erkennen einer Schaltstellung der Schalteinrichtung aufweisen. Damit kann insbesondere eine Stellung der Kontakte der Schalteinrichtung neben der Überprüfung mittels eines oder mehrerer Überwachungszweige parallel durch die Sensoreinrichtung erfolgen. Dies führt zu einer zusätzlichen Sicherheit in Folge der Redundanz.
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Die vorliegende Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert, die exemplarisch ein Beispiel eines Schaltbilds einer erfindungsgemäßen Fehlerstromschutzvorrichtung wiedergibt.
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Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung dar. Dabei ist zu beachten, dass die angeführten Merkmale nicht nur in der jeweils dargestellten Kombination, sondern auch in Alleinstellung oder in anderen Kombinationen zusammengefügt werden können, sofern dies technisch möglich und nicht anders angegeben ist.
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In der Figur ist das Schaltbild einer exemplarischen, erfindungsgemäßen Fehlerstromschutzvorrichtung, d.h. eines Fehlerstromschutzschalters, dargestellt. Die dargestellten und nachfolgend näher beschriebenen Komponenten befinden sich innerhalb eines Gehäuses 1. So befinden sich in dem Gehäuse 1 vier Leitungen L1, L2 und L3 für die drei Phasen eines Dreiphasensystems sowie eine Nullleitung N. Alternativ sind für ein Einphasensystem nur zwei Leitungen und für ein anderes Mehrphasensystem entsprechend mehr Leitungen vorgesehen.
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Die Leitungen L1, L2, L3 und N sind durch das Gehäuse 1 hindurchgeführt. Dementsprechend ergeben sich hier vier Anschlüsse an der Einspeisseite 2 und vier Anschlüsse an der Verbraucherseite 3. Jede der Leitungen lässt sich so in einen einspeisseitigen und einen verbraucherseitigen Abschnitt unterteilen. Dementsprechend besitzt die Leitung L1 einen einspeisseitigen Abschnitt 41 und einen verbraucherseitigen Abschnitt 51. Analog besitzt die Leitung L2 einen einspeisseitigen Abschnitt 42 und einen verbraucherseitigen Abschnitt 52, die Leitung L3 einen einspeisseitigen Abschnitt 43 und einen verbraucherseitigen Abschnitt 53 und die Leitung N einen einspeisseitigen Abschnitt 4N und einen verbraucherseitigen Abschnitt 5N.
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Die einspeisseitigen Abschnitte 41, 42, 43 und 4N sind durch eine Schalteinrichtung 6 mit ihren jeweiligen verbraucherseitigen Abschnitten 51, 52, 53 und 5N gekoppelt. Im vorliegenden Fall handelt es sich um ein vierpoliges Relais, das entsprechend vier Einzelschalter aufweist, welche gemeinsam elektromagnetisch betrieben werden. Die Anzahl der Pole entspricht also der Anzahl der in der Fehlerstromschutzvorrichtung vorgesehenen Leitungen.
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In dem Gehäuse 1 ist an die Leitungen L1, L2, L3 und N ein Summenstromwandler 7 magnetisch gekoppelt. Er besitzt einen ringförmigen Kern, durch den sämtliche Leitungen hindurchgeführt sind. Außerdem ist an den Kern 71 eine Sekundärspule 72 induktiv gekoppelt. Somit kann in üblicherweise ein Wert für eine vektorielle Summe der Ströme in den Leitungen an eine Erfassungs- bzw. Überwachungseinrichtung 8 weitergeleitet werden.
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In der Überwachungseinrichtung 8 wird in bekannter Weise der Summenstrom des Summenstromwandlers 7 erfasst und mit einer Bemessungsstromgrenze verglichen. Übersteigt der Summenstrom, ob Gleich- oder Wechselstromanteil, die (jeweilige) Bemessungsstromgrenze, so erzeugt die Überwachungseinrichtung 8 ein Auslösesignal für die Schalteinrichtung 6. Diese öffnet daraufhin ihre Schalter, so dass sämtliche Leitungen unterbrochen sind.
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Neben dieser üblichen Funktionalität eines Fehlerstromschutzschalters bzw. einer Fehlerstromschutzvorrichtung ist hier zusätzlich im Gehäuse 1 der Fehlerstromschutzvorrichtung eine Überwachung der Kontakte der Schalteinrichtung 6 vorgesehen. Dazu ist ein erster Überwachungszweig 91 zwischen dem verbraucherseitigen Abschnitt 51 der ersten Leitung L1 und dem einspeisseitigen Abschnitt 4N der zweiten Leitung N vorgesehen. Darüber hinaus ist ein zweiter Überwachungszweig 92 von dem verbraucherseitigen Abschnitt 52 der dritten Leitung L2 zu dem einspeisseitigen Abschnitt 4N der zweiten Leitung N vorgesehen, ebenso wie ein dritter Überwachungszweig 93 von dem verbraucherseitigen Abschnitt 53 der vierten Leitung L3 zu dem einspeisseitigen Abschnitt 4N der zweiten Leitung N. Die drei Überwachungszweige 91, 92 und 93 besitzen einen gemeinsamen Abschnitt 94, in den sie jeweils über einen Begrenzungswiderstand, eine Diode oder ein anderes Bauelement in einen Knotenpunkt 95 münden. In dem gemeinsamen Abschnitt 94 ist eine Kopplungseinrichtung 10 angeordnet, die hier als Optokoppler ausgebildet ist. Der Optokoppler dient hier dazu, den in den gemeinsamen Abschnitt 94 fließenden Strom bzw. einen Wert dafür unter galvanischer Trennung in die Überwachungseinrichtung 8 einzukoppeln. Alternativ kann für dieses Einkoppeln in die Überwachungseinrichtung 8 eine Transistorschaltung, eine Widerstandsschaltung oder dergleichen verwendet werden. Zweck dieser Kopplungseinrichtung 10 ist lediglich, möglichst sicher und zuverlässig einen Strom in dem gemeinsamen Abschnitt 94 bzw. in einem der Überwachungszweige 91, 92 und 93 für die Überwachungseinrichtung 8 erkennen zu können.
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Die Überwachung eines Stromflusses in einem der Überwachungszweige sollte nur im Rahmen eines Selbsttests durchgeführt werden. Während des normalen Betriebs der Fehlerstromschutzvorrichtung sollte daher kein Strom über die Überwachungszweige 91, 92 und 93 fließen. Dazu ist ein Schalter 11 in dem gemeinsamen Abschnitt 94 der Überwachungszweige 91, 92 und 93 angeordnet. Dieser Schalter 11 ist von der Überwachungseinrichtung 8 steuerbar. Letztere ist also nicht nur zur Erfassung eines Fehlerstroms oder Ableitstroms mit Hilfe des Summenstromwandlers 7, sondern auch zur Überwachung der Schalteinrichtung 6 mittels der Überwachungszweige 91, 92 und 93 zuständig. Gegebenenfalls sind für diese beiden Funktionen auch voneinander getrennte Logiken vorgesehen.
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Die Überwachungseinrichtung 8 steuert eine Statusanzeige 12 an. Bei dieser Statusanzeige 12 handelt es sich beispielsweise um eine LED, die leuchtet, wenn ein Strom über die Überwachungszweige festgestellt ist. Die Statusanzeige 12 kann aber auch Teil einer Gesamtanzeige der Fehlerstromschutzvorrichtung sein, die auch Informationen bezüglich Fehler- und/oder Ableitströmen ausgibt. Ferner kann auch eine Schnittstelle an der Überwachungseinrichtung 8 vorgesehen sein, die in der Figur zwar nicht eingezeichnet ist, mit der aber Daten auch im Hinblick auf die Überwachung der Schalteinrichtung 6 mit externen Geräten ausgetauscht werden können. Insbesondere kann eine binäre Information bezüglich des Stromflusses durch einen der Überwachungszweige bzw. den gemeinsamen Abschnitt 94 nach außen übertragen werden.
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Im Folgenden wird die Funktionsweise der Fehlerstromschutzvorrichtung mit Selbstüberwachung des Kontaktsystems näher beschrieben. Fließt in der Anlage oder dem Netz ein hoher Kurzschlussstrom oder es kommt anderweitig zu einer Stromüberhöhung, so kann es bei geschlossener Schalteinrichtung 6, d.h. die jeweiligen einspeisseitigen Abschnitte und verbraucherseitigen Abschnitte der Leitungen L1, L2, L3 und N sind miteinander verbunden, zu einem Verschweißen oder Verkleben der Kontakte der einzelnen Schalter kommen. Dies hat zur Folge, dass die Fehlerstromschutzvorrichtung nicht mehr ordnungsgemäß die Leitungen unterbrechen kann. Strom fließt also selbst bei versuchter Auslösung weiterhin ungewollt über die Schalteinrichtung 6. Neben einem Verschweißen oder Verkleben der Kontakte kann auch ein Verrußen der Schaltkammer dazu führen, dass trotz Auslösung der Schalteinrichtung weiterhin Strom über sie fließt. Die Rußbildung kann nämlich hohe Ableitströme hervorrufen, die ebenso schädlich wie gefährlich sind. Derartige Fehler können mit einer Fehlerstromschutzvorrichtung gemäß obiger Ausprägung detektiert werden.
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Wird beispielsweise an der Einspeisseite 2 an der Phasenleitung L1 eine Spannung angelegt und der Schalter der Schalteinrichtung 6 in dieser Leitung ist verschweißt, so liegt diese Spannung nicht nur am einspeisseitigen Abschnitt 41, sondern auch am verbraucherseitigen Abschnitt 51 an, unabhängig davon, ob die Überwachungseinrichtung 8 die Schalteinrichtung 6 ausgelöst hat oder nicht. Demzufolge fließt ein Strom von dem verbraucherseitigen Abschnitt 51 über den ersten Überwachungszweig 91 in den gemeinsamen Abschnitt 94 einschließlich des Optokopplers 10 in den einspeisseitigen Abschnitt 4N, wenn der Schalter 11 in dem gemeinsamen Abschnitt 94 für einen Selbsttest geschlossen ist. Dies wäre typischerweise dann der Fall, wenn die Überwachungseinrichtung 8 nach einem Auslösen der Fehlerstromschutzvorrichtung automatisch einen Selbsttest durchführt. Da in diesem Fall eben Strom fließt, würde die Statusanzeige 12 beispielsweise leuchten. Der Betreiber der Anlage würde dadurch informiert werden, dass die Fehlerstromschutzvorrichtung nicht fehlerfrei funktioniert, was mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Kontaktverschweißen zurückzuführen ist. Gleiches gilt sinngemäß für ein Verschweißen der Schalter in den Leitungen L2 und L3.
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Wird versehentlich in die Fehlerstromschutzvorrichtung falsch eingespeist, d.h. von der Verbraucherseite 3 her, so fließt über die Überwachungszweige 91, 92 und 93 auf jeden Fall Strom, unabhängig davon, ob die Fehlerstromschutzvorrichtung ausgelöst hat oder nicht. Die Statusanzeige 12 würde dies signalisieren. Die Überwachungszweige einschließlich der Überwachungseinrichtung 8 sind also in der Lage, auch eine falsche Einspeisung (reverse feed) am Gerät zu erkennen.
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Die in der Figur dargestellte Schaltung ist rein exemplarisch Es sind zahlreiche Varianten denkbar. So kann beispielsweise jeder der Überwachungszweige unabhängig voneinander verlaufen, oder jeder hat seinen eigenen Schalter 11, mit dem er von der Überwachungseinrichtung 8 separat angesteuert werden kann. Dementsprechend können auch mehrere Kopplungsvorrichtungen 10 (z. B. eine pro Überwachungszweig) vorgesehen sein. Damit wäre beispielsweise eine Einzelerkennung möglich, um genau denjenigen Schalter von mehreren erkennen zu können, bei dem ein Kontaktverschweißen oder Kontaktverkleben stattgefunden hat. Außerdem können sich bei getrennten Zweigen die Ströme auch nicht in einem Sternpunkt zu null summieren, so dass mit der Einzelerkennung in jedem Überwachungszweig auch der Fall detektiert werden kann, dass alle drei Phasenleitungsschalter in dem Dreiphasensystem verschweißt sind.
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Die beschriebene Technik zur Überwachung von Fehlerstromschutzvorrichtungen kann prinzipiell für alle Typen von Fehlerstromschutzvorrichtungen verwendet werden. Besonders vorteilhaft ist jedoch der Einsatz bei netzspannungsabhängigen Fehlerstromschutzvorrichtungen, da diese bereits über ein Netzteil verfügen und dieses eben nicht nachträglich eingefügt werden muss. Die Auswertung der Überwachungszweige in der Überwachungseinrichtung 8 erfordert nämlich eine eigene Energieversorgung, wenn sämtliche Arten von Kontaktverschweißungen in der Schalteinrichtung 6 erkannt werden sollen. Dies hängt davon ab, ob bei der jeweiligen Kontaktverschweißung in dem Summenstromwandler 7 ein von null verschiedener Summenstrom auftritt. Ist dies der Fall, so kann die Überwachungseinrichtung 8 auch von der Sekundärspule 72 mit Energie versorgt werden. Konkret könnte dies der Fall sein, wenn nur einer oder zwei der Schalter in den Phasenleitungen L1, L2 und L3 verschweißt sind, so dass die Summe der Ströme durch den Summenstromwandler 7 von null verschieden ist und somit in der Sekundärspule 72 Spannung induziert wird.
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Eine Durchführung eines Selbsttests zur Kontaktüberprüfung des (netzspannungsabhängigen) Fehlerstromschutzschalters sollte nach jeder Auslösung (z. B. eine vorgegebene Zeitspanne nach einem Auslöseimpuls) und gegebenenfalls in festen zeitlichen Abständen (z. B. halbjährlich) erfolgen. So kann zuverlässig ein Verkleben und Verschweißen der Kontakte erkannt werden. Ebenso lassen sich hierdurch Ableitströme in Folge überstarker Verrußung der Schaltkammer oder eine falsche Einspeisung am Gerät routinemäßig erkennen.
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Nach einer Fehlererkennung kann eine Fehlermeldung/Warnung abgegeben werden, wie dies oben angedeutet wurde. Neben einer reinen Leuchtanzeige können die Fehler oder Warnungen auch in einem Fehlerspeicher eines Mikroprozessors der Fehlerstromschutzvorrichtung gespeichert werden. Darüber hinaus können auch Telegramme von der Fehlerstromschutzvorrichtung beispielsweise in einem Bus abgesetzt werden sowie andere Statusinformationen beliebiger Art.
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Optional kann die Schaltstellung der Kontakte auch mittels eines oder mehrerer Sensoren, die in die Fehlerstromschutzvorrichtung eingebaut sind, erkannt werden. Mit diesen Sensorergebnissen kann die Überwachung mittels der oben geschilderten Überwachungszweige unter Umständen noch detaillierter ausgewertet werden, und es können entsprechende Aktionen ergriffen werden.
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Eine Anwendung von Fehlerstromschutzvorrichtungen der erfindungsgemäßen Art kann nicht nur in Installationssystemen, sondern auch in Fahrzeugen mit elektrischen Antrieben und jeglichen Anlagen, die einer Stromüberwachung bedürfen, erfolgen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gehäuse
- 2
- Einspeisseite
- 3
- Verbraucherseite
- 6
- Schalteinrichtung
- 7
- Summenstromwandler
- 8
- Überwachungseinrichtung
- 10
- Kopplungseinrichtung
- 11
- Schalter
- 12
- Statusanzeige
- 41, 42, 43, 4N
- einspeisseitiger Abschnitt
- 51, 52, 53, 5N
- verbraucherseitiger Abschnitt
- 71
- Kern
- 72
- Sekundärspule
- 91, 92, 93
- Überwachungszweig
- 94
- Abschnitt
- 95
- Knotenpunkt
- L1, L2, L3
- Phasenleitung
- N
- Nullleitung