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Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung betrifft ein Lagerelement für ein Gleit- oder Wälzlager, welches Lagerelement zumindest abschnittsweise aus einem pulvermetallurgischen Verbundmaterial, welches eine metallische Bindephase und eine Hartstoffphase enthält, gebildet ist oder ein solches Verbundmaterial umfasst.
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Hintergrund der Erfindung
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Lagerelemente für Gleit- oder Wälzlager, insbesondere in Form von Lagerringen, sind weithin bekannt und werden in der Regel aus mechanisch besonders beanspruchbaren Materialien, d. h. insbesondere klassischen Wälzlagerstählen, gebildet. Für korrosiv besonders beanspruchende Anwendungen sind zudem pulvermetallurgische Verbundmaterialien sowie Kunststoff- und Keramikmaterialen zur Ausbildung entsprechender Lagerelemente bekannt.
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Insbesondere im Hinblick auf den Einsatz entsprechender Lagerelemente in nicht konventionell geschmierten Betriebssituationen, d. h. vornehmlich in korrosiv wirkenden (dünn)flüssigen, insbesondere wässrigen, Medien, in welchen entsprechende Lagerelemente dauerhaft ausgelagert und von welchen die Lagerelemente durchspült werden, besteht ein Entwicklungsbedarf an mechanisch wie auch korrosiv hoch beanspruchbaren Materialien zur Ausbildung entsprechender Lagerelemente. Derartige, insbesondere aufgrund einer nicht wirkungsvoll realisierbaren Schmierung der Lagerelemente, mechanisch wie auch korrosiv hoch beanspruchende Betriebssituationen sind insbesondere bei Anwendungen in Wasserbauwerken, wie z. B. Meereskraftwerken, Schleusentoren, oder in Salz- oder Süßwasserturbinen, oder in Bohrkopf-, Kompressor- oder Pumpenlagern gegeben. In diesen Anwendungen besteht zudem die Gefahr der Aushöhlung (Kavitation).
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Zusammenfassung der Erfindung
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein, insbesondere mechanisch wie auch korrosiv, hoch beanspruchbares Lagerelement anzugeben.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Lagerelement der eingangs genannten Art gelöst, welches sich dadurch auszeichnet, dass die metallische Bindephase auf wenigstens einem Element der Gruppe: Chrom, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan basiert.
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Erfindungsgemäß wird ein Lagerelement für ein Gleit- oder Wälzlager vorgeschlagen, welches Lagerelement zumindest abschnittsweise aus einem eine metallische Bindephase und eine Hartstoffphase enthaltenden pulvermetallurgischen Verbundmaterial gebildet respektive hergestellt ist oder zumindest abschnittsweise ein solches pulvermetallurgisches Verbundmaterial umfasst. Das Besondere an dem erfindungsgemäßen Lagerelement liegt insbesondere in der (chemischen) Zusammensetzung der metallischen Bindephase.
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Die metallische Bindephase basiert erfindungsgemäß auf wenigstens einem Element der Gruppe: Chrom, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan. Hierunter ist zu verstehen, dass die metallische Bindephase aus wenigstens einem Element der Gruppe: Chrom, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan gebildet ist oder wenigstens ein Element der Gruppe: Chrom, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan als Hauptbestandteil umfasst. Hierunter ist jedoch auch zu verstehen, dass die metallische Bindephase aus einer metallischen Verbindung enthaltend Chrom und/oder Kobalt und/oder Molybdän und/oder Nickel und/oder Titan gebildet ist oder wenigstens eine solche umfasst. Die genannten Elemente können sonach elementar oder (chemisch) gebunden vorliegen.
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Das pulvermetallurgische Verbundmaterial zeichnet sich im Allgemeinen durch eine vergleichsweise zähe metallische Bindephase und eine vergleichsweise harte Hartstoffphase aus. Die Zähigkeit der metallischen Bindephase kompensiert die Sprödigkeit der Hartstoffphase und führt zu einer ausreichenden (Gesamt-)Schlagzähigkeit des Verbundmaterials. Die Härte der Hartstoffphase verleiht dem Verbundmaterial eine hohe Härte. Sowohl die metallische Bindephase als auch die Hartstoffphase ist äußerst korrosionsbeständig. Das pulvermetallurgische Verbundmaterial weist sonach eine hohe Festigkeit, Zähigkeit, Härte, Überroll- und Verschleißfestigkeit, insbesondere gegenüber Abrasion, Adhäsion und Kavitation, sowie eine hohe Korrosionsbeständigkeit auf. Gleiches gilt für das aus diesem gefertigte bzw. hergestellte erfindungsgemäße Lagerelement.
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Die vergleichsweise hohe Zähigkeit des Verbundmaterials ermöglicht es, auch mechanisch wie auch korrosiv hoch beanspruchbare größere Lagerelemente, d. h. insbesondere größere Lagerringe, nämlich Lagerringe bis zu einem Durchmesser von bis zu ca. 1000 mm, zu realisieren. Bezogen auf den Einsatz in einem bzw. als Gleit- oder Wälzlager reduziert die Zähigkeit des Verbundmaterials gleichermaßen die Bildung wachstumsfähiger Risse, bedingt durch die Überrollung von Fremdpartikeln, und die Möglichkeit eines Versagens durch hohe dynamische Beanspruchung.
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Je nach konkreter chemischer und anteilsmäßiger Zusammensetzung des Verbundmaterials lassen sich insbesondere Lagerelemente mit folgenden physikalischen bzw. mechanischen Kennwerten realisieren: Dichte 5–15 g/cm3, Druckfestigkeit 2000–8000 MPa, E-Modul 400–700 GPa, Härte 1000–2000 HV. Die genannten Zahlenwerte sind rein beispielhaft und können, wie erwähnt, in Abhängigkeit der jeweiligen chemischen wie auch anteilsmäßigen Zusammensetzung des Verbundmaterials variieren, d. h. insbesondere auch höher oder niedriger liegen.
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Die besondere chemische wie auch anteilsmäßige Zusammensetzung des pulvermetallurgischen Verbundmaterials ist somit Grundlage für das besondere Eigenschaftsprofil des erfindungsgemäßen Lagerelements, welches das Lagerelement, insbesondere auch ohne konventionelle Schmierung, für die Verwendung in mechanisch wie auch korrosiv hoch beanspruchenden Einsatzgebieten prädestiniert. Entsprechende Einsatzgebiete können z. B. in korrosiv wirkenden Umgebungen, d. h. z. B. in nicht-wässrigen oder wässrigen, insbesondere chlorhaltigen, sowie sauren oder basischen Umgebungen, wie z. B. im Bereich von Gezeiten- bzw. Meereskraftwerken, d. h. insbesondere Offshore-Windturbinen, Offshore-Förderanlagen, allgemein Wasserbauwerken, oder sonstigen Meeresanwendungen, wie z. B. Schiffen, d. h. insbesondere Schiffsantrieben, oder auch im Bereich von Pumpen und Kompressoren liegen. Auch trocken laufende Anwendungen oder minimal geschmierte Anwendungsgebiete sind relevant, z. B. im Bereich der Lebensmittel- und Pharmatechnik.
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Das erfindungsgemäße Lagerelement respektive das dieses bildende Verbundmaterial ist durch pulvermetallurgische Verfahren, d. h. basierend auf einem pulverförmigen Ausgangsmaterial bzw. einer pulverförmigen Ausgangsmaterialmischung, hergestellt. Der Einsatz pulvermetallurgischer Verfahren ist insbesondere deshalb vorteilhaft, als dieser die Ausbildung von Gefügestrukturen mit (nahezu) isotropen Eigenschaften ermöglicht. Gleichermaßen erlaubt der Einsatz pulvermetallurgischer Verfahren generell eine endkonturnahe Fertigung bzw. Urformung des Lagerelements, was den Bedarf mechanischer, d. h. insbesondere spanender, Nachbearbeitungsschritte weitgehend reduziert und deshalb in fertigungstechnischer und somit auch wirtschaftlicher Hinsicht vorteilhaft ist.
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Bei einem solchen pulvermetallurgischen Verfahren zur Herstellung des Lagerelements kann es sich beispielsweise um heißisostatisches Pressen, kurz HIP; mithin um ein pulvermetallurgisches fertigungstechnisches Prinzip aus dem Bereich des Urformens handeln, gemäß welchem ein pulverförmiges Ausgangsmaterial respektive eine pulverförmige Ausgangsmaterialmischung unter Druck und Temperatur verdichtet bzw. verpresst und versintert wird.
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Ein anderes denkbares pulvermetallurgisches Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Lagerelements ist das Sprühkompaktierverfahren, bei welchem es sich ebenso um ein pulvermetallurgisches fertigungstechnisches Prinzip aus dem Bereich des Urformens handelt, gemäß welchem ein pulverförmiges Ausgangsmaterial respektive eine pulverförmige Ausgangsmaterialmischung auf ein Trägermaterial gesprüht und durch einen schichtweisen Auftrag auf dem Trägermaterial ein Bauteil „aufgebaut“ wird. Ein Vorteil des Sprühkompaktierverfahrens gegenüber anderen pulvermetallurgischen Verfahren besteht darin, dass hier nicht zwingend eine vollständige Verdichtung der pulverförmigen Ausgangsmaterialien notwendig ist. Ein weiterer Vorteil des Sprühkompaktierverfahrens ist die mögliche Realisierung einer „maßgeschneiderten“ Materialzusammensetzung des Verbundmaterials, welches sonach mit örtlich bzw. räumlich verteilten Stoff- bzw. Konzentrationsgradienten ausgebildet werden kann.
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Im Rahmen der pulvermetallurgischen Herstellung des Verbundmaterials ist es denkbar, das die metallische Bindephase bildende pulverförmige Material bzw. Materialgemisch mit einem die Hartstoffphase bildenden pulverförmigen Material bzw. Materialgemisch im Rahmen eines pulvermetallurgischen Verfahrens zu verbinden. Alternativ dazu ist es denkbar, zunächst die metallische Bindephase über ein pulvermetallurgisches Verfahren herzustellen und die Hartstoffphase in der metallischen Bindephase durch die anschließende gezielte Bildung von Ausscheidungen, etwa im Zuge der Urformung des Verbundmaterials oder einer Wärmebehandlung, auszubilden.
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Die metallische Bindephase kann zusätzlich Anteile von Eisen- und/oder Kohlenstoff und/oder Stickstoff und/oder wenigstens einer Eisen- und/oder Kohlenstoff- und/oder Stickstoff enthaltenden Verbindung enthalten. Derart lässt sich das Eigenschaftsspektrum der metallischen Bindephase im Hinblick auf ein konkretes Einsatzgebiet des erfindungsgemäßen Lagerelements gezielt beeinflussen. Gleichermaßen lässt sich derart gegebenenfalls auch die Verbindung zwischen der metallischen Bindephase und der, typischerweise aus einzelnen Hartstoffphasenkörnern gebildeten, Hartstoffphase verbessern.
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Wie weiter oben erwähnt, kann die metallische Bindephase auch aus einer metallischen Verbindung enthaltend Chrom und/oder Molybdän und/oder Nickel und/oder Kobalt und/oder Titan gebildet sein oder wenigstens eine solche umfassen. Sonach ist es also z. B. möglich, dass die Elemente Chrom, Molybdän, Titan, soweit vorhanden, in gebundener Form vorliegen und daher mit weiteren Bestandteilen der metallischen Bindephase, wie z. B. Eisen und/oder Kohlenstoff und/oder Stickstoff chemisch verbunden sind. Es ist also beispielsweise denkbar, dass die metallische Bindephase als Kohlenstoff enthaltende Verbindung Chrom- und/oder Molybdän- und/oder Titankarbid enthält.
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Die dem pulvermetallurgischen Verbundmaterial zugehörige Hartstoffphase kann aus wenigstens einer der folgenden Hartstoffverbindungen gebildet sein oder wenigstens eine der folgenden Hartstoffverbindungen umfassen: Boride, Karbide, insbesondere Titankarbid und/oder Wolframkarbid, Karbonitride, insbesondere Titankarbonitrid, Nitride, insbesondere Titannitrid, Silizide. Die Hartstoffphase kann sonach insbesondere aus Hartmetallen, d. h. insbesondere gesinterten Karbidhartmetallen, wie z. B. Wolframkarbid, und/oder Cermets, d. h. in einer metallischen Matrix, z. B. basierend auf Nickel und/oder Molybdän, enthaltenen keramischen Partikeln, wie z. B. Titankarbid-, Titankarbonitrid- oder Titannitrid-Partikeln, gebildet sein oder solche umfassen. Selbstverständlich sind Mischungen (chemisch) unterschiedlicher Hartstoffverbindungen denkbar.
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Die Hartstoffphase kann zudem die thermische Leitfähigkeit des Verbundmaterials positiv beeinflussen, was insbesondere im Hinblick auf die Möglichkeit eines Wärmeabtransports aus dem erfindungsgemäßen Lagerelement und somit das Kühlungsvermögen des erfindungsgemäßen Lagerelements vorteilhaft ist. Dies gilt insbesondere für die Verwendung von auf Karbiden, insbesondere Wolframkarbiden, basierenden Hartstoffverbindungen, deren thermische Leitfähigkeit um ein Vielfaches über der thermischen Leitfähigkeit von unlegierten bzw. rostfreien Stählen, welche typischerweise zur Ausbildung herkömmlicher Lagerelemente verwendet werden, liegt.
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Wie erwähnt, ist die Hartstoffphase typischerweise aus einzelnen Hartstoffphasenkörnern gebildet oder umfasst solche. Das pulvermetallurgische Verbundmaterial kann auch eine Zwischenphase enthalten, welche um die Hartstoffphasenkörner gebildet ist und über welche eine Anbindung der Hartstoffphasenkörner an die metallische Bindephase realisiert ist. Für das Beispiel von aus Cermets, d. h. insbesondere Titankarbonitrid oder Titankarbid, gebildeten Hartstoffphasenkörnern wurde eine κ-Phase, d. h. eine komplexe Karbidstruktur, nachgewiesen, welche sich um die Hartstoffphasenkörner legt und eine feste Anbindung dieser an die metallische Bindephase gewährleistet.
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Der Volumenanteil der Hartstoffphase in dem pulvermetallurgischen Verbundmaterial liegt insbesondere in einem Bereich zwischen 50 und 99 Vol.-%, bevorzugt in einem Bereich zwischen 85 und 95 Vol.-%. Entsprechend liegt der Volumenanteil der metallischen Bindephase in dem pulvermetallurgischen Verbundmaterial insbesondere in einem Bereich zwischen 1 und 50 Vol.-%, bevorzugt in einem Bereich zwischen 15 und 5 Vol.-%. Es ist darauf zu achten, dass der Volumenanteil der Hartstoffphase 50 Vol.-% nicht unterschreitet, um eine hohe Härte des Verbundmaterials und sonach des Lagerelements zu gewährleisten. Gleichwohl kann der Volumenanteil der Hartstoffphase in Ausnahmefällen auch unterhalb 50 Vol.-% bzw. der Anteil der metallischen Bindephase in Ausnahmen auch oberhalb 50 Vol.-% liegen.
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Die Härte des Lagerelements liegt zumindest im Bereich seiner Oberfläche bzw. Randschicht bzw. in oberflächennahen bzw. randschichtnahen Bereichen insbesondere zwischen von 1000–2000 HV (Härte Vickers), typischerweise oberhalb 1100 HV. Die Oberfläche bzw. Randschicht des Lagerelements kann einen bestimmten Gefügebereich aufweisen, welcher sich von weiter innen liegenden Gefügebereichen in seinen Eigenschaften, d. h. insbesondere der Härte, unterscheidet und sonach von weiter innen liegenden Gefügebereichen abgrenzbar ist. Typischerweise sind derartige Oberflächen- bzw. Randschichtbereiche lagerelementseitig vorgesehene Gleit- bzw. Wälzflächen, d. h. insbesondere Laufbahnflächen für Gleit- oder Wälzkörper oder entsprechende Gleit- oder Wälzkörperflächen. Selbstverständlich kann das Lagerelement auch insgesamt eine konsistente Härte aufweisen. In Ausnahmefällen kann die Härte des Lagerelements, gegebenenfalls auch nur abschnittsweise, unterhalb 1000 HV bzw. oberhalb 2000 HV liegen.
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Für das Eigenschaftsprofil des Verbundmaterials ist neben der chemischen und der anteilsmäßigen Zusammensetzung, d. h. des volumenmäßigen Anteils der metallischen Bindephase und der Hartstoffphase, insbesondere auch die Form, Größe und Verteilung der die Hartstoffphase bildenden Hartstoffphasenkörner in der als Matrix dienenden metallischen Bindephase von Bedeutung. Die Hartstoffphasenkörner können im Allgemeinen von grob- bis feinkörnig vorliegen. Die Hartstoffphasenkörner sind bevorzugt runder oder rundlicher Gestalt. Im Rahmen der Herstellung des Verbundmaterials sollte auf eine möglichst kohärente Verteilung der die Hartstoffphase bildenden. Hartstoffphasenkörner in der als Matrix dienenden metallischen Bindephase geachtet werden.
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Ein Charakteristikum für die Form, Größe und Verteilung der die Hartstoffphase bildenden Hartstoffphasenkörner stellt die Oberflächengüte und somit die Rauheit des Lagerelements in einem fertig bearbeiteten Zustand, d. h. nach der Finishbearbeitung, dar. Grundsätzlich gilt im Zusammenhang mit der Rauheit entsprechender Lagerelemente, dass größere Außendurchmesser der Lagerelemente in technisch-wirtschaftlicher Hinsicht höhere Rauheitswerte der Lagerelemente aufweisen. Untersuchungen der Rauheit ergaben, dass für Lagerelemente mit Außendurchmessern oberhalb ca. 200 mm mittlere Rauheitswerte Ra im Bereich von 0,1–1,0 µm und für Lagerelemente mit Außendurchmessern unterhalb ca. 200 mm mittlere Rauheitswerte Ra im Bereich von 0,02–0,2 µm realisierbar sind, was auf eine kohärente und homogene Gefügestruktur, d. h. eine besonders kohärente und homogene Verteilung der Hartstoffphasenkörner in der metallischen Bindephase, insbesondere in Kombination mit einer geeigneten Fertigungstechnologie, zurückzuführen ist.
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Bei dem erfindungsgemäßen Lagerelement kann es sich z. B. um einen Lagerring, d. h. einen Außen- oder einen Innenring, eines Gleit- oder Wälzlagers handeln. Das Lagerelement kann auch ein Gleit- oder Wälzkörper oder ein Wälzkörperkäfig zur Aufnahme von Wälzkörpern sein.
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Die Erfindung betrifft ferner ein Lager, d. h. ein Gleit- oder Wälzlager, welches wenigstens ein wie vorstehend beschriebenes, erfindungsgemäßes Lagerelement umfasst. Bei dem oder den Lagerelement(en) kann es sich, wie erwähnt, insbesondere um Lagerringe und/oder Gleit- oder Wälzkörper und/oder einen Wälzkörperkäfig zur Aufnahme von Wälzkörpern handeln. Bezüglich des erfindungsgemäßen Lagers gelten sämtliche Ausführungen bezüglich des erfindungsgemäßen Lagerelements analog.
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Kurze Beschreibung der Zeichnung
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
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1 eine Prinzipdarstellung eines Wälzlagers, umfassend ein Lagerelement gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
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2 einen Ausschnitt aus einer Gefügestruktur eines pulvermetallurgischen Verbundmaterials zur Ausbildung eines Lagerelements gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung, und
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3 ein Diagramm zur Veranschaulichung der Korrosionsbeständigkeit eines erfindungsgemäßen Lagerelements im Vergleich zu einem aus einem herkömmlichen korrosionsfesten Wälzlagerstahl gebildeten Lagerelement.
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Ausführliche Beschreibung der Zeichnung
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1 zeigt eine Prinzipdarstellung eines Lagerelements 1 gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung. Das Lagerelement 1 ist Teil eines Wälzlagers 2. Bei dem Lagerelement 1 handelt es sich um den Außenring 3 des Wälzlagers 2. Der Innenring 4 des Wälzlagers 2 könnte gleichermaßen als entsprechendes Lagerelement 1 gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung ausgebildet sein. Gleiches gilt für die zwischen dem Außenring 3 und dem Innenring 4 wälzenden Wälzkörper 5 sowie für den die Wälzkörper 5 aufnehmenden bzw. führenden Wälzkörperkä6.
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Bei dem Lagerelement 1 könnte es sich auch um entsprechende Komponenten eines Gleitlagers handeln.
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Das Lagerelement 1 ist aus einem pulvermetallurgischen, d. h. pulvermetallurgisch hergestellten, Verbundmaterial gebildet. Das pulvermetallurgische Verbundmaterial umfasst eine metallische Bindephase und eine aus wenigstens einem Hartstoff gebildete Hartstoffphase. Das pulvermetallurgische Verbundmaterial kann sonach als „Metal Matrix Composite“ bezeichnet bzw. erachtet werden.
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Die metallische Bindephase basiert im Allgemeinen auf wenigstens einem Element der Gruppe: Chrom, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan. Hierunter ist zu verstehen, dass die metallische Bindephase aus wenigstens einem Element der Gruppe: Chrom, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan gebildet ist oder wenigstens ein Element der Gruppe: Chrom, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan als Hauptbestandteil umfasst. Hierunter ist auch zu verstehen, dass die metallische Bindephase aus einer metallischen Verbindung enthaltend Chrom und/oder Kobalt und/oder Molybdän und/oder Nickel und/oder Titan gebildet ist oder wenigstens eine solche umfasst. Die genannten Elemente können also elementar oder (chemisch) gebunden vorliegen.
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Die metallische Bindephase kann zusätzlich Anteile von Eisen- und/oder Kohlenstoff und/oder Stickstoff und/oder wenigstens einer Eisen- und/oder Kohlenstoff- und/oder Stickstoff enthaltenden Verbindung enthalten. Als Kohlenstoff enthaltende Verbindung kommt insbesondere Chrom-, und/oder Molybdänund/oder Titankarbid in Betracht.
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Die Hartstoffphase ist im Allgemeinen aus wenigstens einer der folgenden Hartstoffverbindungen gebildet oder umfasst wenigstens eine der folgenden Hartstoffverbindungen: Boride, Karbide, insbesondere Titankarbid und/oder Wolframkarbid, Karbonitride, insbesondere Titankarbonitrid, Nitride, insbesondere Titannitrid, Silizide. Die Hartstoffphase liegt typischerweise in Form einzelner oder mehrerer verbundener Hartstoffphasenkörner vor. Die Hartstoffphasenkörner weisen typischerweise eine Korngröße von ca. 0,5–10 µm, insbesondere 0,9–6 µm, auf.
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Das Gefüge des Verbundmaterials besteht sonach insbesondere aus einzelnen oder mehreren miteinander verbundenen Hartstoffphasenkörnern, welche von der metallischen Bindephase umgeben sind. Die metallische Bindephase erstreckt sich sonach zwischen den Hartstoffphasenkörnern und bindet diese in dem Gefüge. Die Gefügestruktur des Verbundmaterials kann mit einem Mauerwerk, umfassend mehrere durch einen Mörtel verbundene Mauersteine, verglichen werden, wobei die Hartstoffphasenkörner die Mauersteine und die metallische Bindephase den Mörtel repräsentiert.
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Die Hartstoffphase weist in dem Verbundmaterial einen Anteil von 50–99 Vol.-%, insbesondere einen Anteil zwischen 85 und 95 Vol.-%, auf. Die metallische Bindephase weist einen Anteil von 1–50 Vol.-%, insbesondere einen Anteil zwischen 15 und 5 Vol.-%, auf.
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In einem konkreten Ausführungsbeispiel kann das Verbundmaterial als metallische Bindephase Nickel und gebundenes Chrom enthalten. Die Hartstoffphase besteht in diesem konkreten Ausführungsbeispiel aus Wolframkarbid. Der Anteil der Hartstoffphase liegt zwischen 85 und 95 vol.-%. Der hohe Anteil der Hartstoffphase gewährleistet eine sehr hohe Härte, typischerweise 1150–1750 HV1, des Verbundmaterials und somit des Lagerelements 1. Die Zähigkeit der metallischen Bindephase kompensiert die Sprödigkeit der Hartstoffphase und sorgt für eine gute Schlagzähigkeit, typischerweise K1c 7–19 MN/mm3/2, des Verbundmaterials und somit des Lagerelements 1. Die Druckfestigkeit des Verbundmaterials und somit des Lagerelements 1 liegt zwischen 3500 und 6300 MPa, der E-Modul liegt in einem Bereich zwischen 500 und 650 GPa, die Poisson-Zahl liegt zwischen 0,21 und 0,22 und die Dichte zwischen in einem Bereich von 13,0 und 15,0 g/cm3. Die Korngröße der Hartstoffphasenkörner liegt zwischen 0,5 und 5 µm.
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Ähnliche Eigenschaften lassen sich auch in einem weiteren konkreten Ausführungsbeispiel des Verbundmaterials erzielen, welches sich von dem vorstehenden konkreten Ausführungsbeispiel im Wesentlichen dadurch unterscheidet, dass die metallische Bindephase aus Kobalt als Hauptbestandteil besteht.
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In einem weiteren konkreten Ausführungsbeispiel des Verbundmaterials kann dieses als metallische Bindephase hauptsächlich Nickel und Kobalt enthalten. Die metallische Bindephase enthält hier zusätzlich Kohlenstoff- bzw. Karbidverbindungen, wie insbesondere Nickelkarbid- oder Kobaltkarbidverbindungen. Die Hartstoffphase ist hier aus Titankarbid bzw. Titankarbonitrid gebildet. In dem Verbundmaterial ist hier um die Hartstoffphasenkörner eine Zwischenphase gebildet, über welche eine feste Anbindung der Hartstoffphasenkörner an die metallische Bindephase realisiert ist. Bei der Zwischenphase handelt es sich um eine so genannte κ-Phase, d. h. um eine komplexe Karbidstruktur. Die Härte des Verbundmaterials und somit des Lagerelements 1 liegt zwischen 1100 und 1650 HV, die Schlagzähigkeit liegt bei ca. K1c 8–14 MN/mm3/2, der E-Modul liegt zwischen 370 und 450 GPa, die Dichte liegt zwischen 5,8 und 6,9 g/cm3. Hervorzuheben ist, dass die vergleichsweise geringe Dichte des Verbundmaterials zu einem vergleichsweise geringen Bauteilgewicht führt.
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2 zeigt einen Ausschnitt aus einer Gefügestruktur eines dem vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiel ähnlichen pulvermetallurgischen Verbundmaterials zur Ausbildung eines Lagerelements 1 gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung. Die hier hauptsächlich Nickel und Molybdän enthaltende metallische Bindephase ist mit Bezugszeichen 7, die hier aus Titankarbonitrid bestehenden Hartstoffphasenkörner mit Bezugszeichen 8 und die κ-Phase mit Bezugszeichen 9 angedeutet. Die Anbindung der Hartstoffphasenkörner 8 an die metallische Bindephase 7 erfolgt über die die Hartstoffphasenkörner 8 unmittelbar umgebende Zwischenphase 9.
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Mit sämtlichen Ausführungsbeispielen des Verbundmaterials sind je nach Außendurchmesser Lagerelemente 1 mit mittleren Rauheitswerten Ra zwischen 0,02 und 1,0 µm realisierbar, was eine kohärente und homogene Verteilung der Hartstoffphasenkörner in der metallischen Bindephase sowie, insbesondere bedingt durch die Auswahl geeigneter Fertigungsparameter, eine hohe Oberflächengüte der Lagerelemente 1 bedeutet.
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Insgesamt betrachtet zeichnet sich das das Lagerelement 1 bildende Verbundmaterial und somit auch das Lagerelement 1 durch eine hohe Festigkeit, hohe Zähigkeit, hohe Härte, hohe Überroll- und Verschleißfestigkeit, hohe Wärmeleitfähigkeit sowie eine hohe Korrosionsbeständigkeit aus.
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3 zeigt ein Diagramm zur Veranschaulichung der Korrosionsbeständigkeit eines erfindungsgemäßen Lagerelements 1 im Vergleich zu einem aus einem herkömmlichen korrosionsfesten Wälzlagerstahl gebildeten Lagerelement. Anhand von 3 lässt sich die im Vergleich zu einem aus einem herkömmlichen Wälzlagerstahl verbesserte Korrosionsbeständigkeit des das erfindungsgemäße Lagerelement 1 bildenden Verbundmaterials veranschaulichen.
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In dem in 3 gezeigten Diagramm ist der elektrische Strom (y-Achse) gegen das elektrische Potential (x-Achse) aufgetragen. Gezeigt sind Versuchsergebnisse aus elektrochemischen Untersuchungen des Lochkorrosionspotentials bzw. des Repassivierungspotentials (Ag/AgCl, 3,5% NaCl, 20°C). Die Kurve 10 repräsentiert die Messergebnisse für ein erfindungsgemäßes Lagerelement 1, die Kurve 11 repräsentiert die Messergebnisse für ein aus einem herkömmlichen Wälzlagerstahl gebildetes nicht erfindungsgemäßes Lagerelement.
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Ersichtlich beginnt die durch den Anstieg der Kurve 10 indizierte Materialauflösung bei dem erfindungsgemäßen Lagerelement 1 deutlich später als bei dem nicht erfindungsgemäßen Lagerelement. Das Repassivierungspotential, d. h. das Potential, bei welchem die Kurven nach dem Anstieg wieder auf die x-Achse treffen, liegt bei dem erfindungsgemäßen Lagerelement 1 im Vergleich zu dem nicht erfindungsgemäßen Lagerelement deutlich höher. Die Untersuchungen belegen die sehr gute Korrosionsbeständigkeit des erfindungsgemäßen Lagerelements 1.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Lagerelement
- 2
- Wälzlager
- 3
- Außenring
- 4
- Innenring
- 5
- Wälzkörper
- 6
- Wälzkörperkäfig
- 7
- Nickel und Molybdän enthaltende metallische Bindephase
- 8
- Hartstoffphasenkörner
- 9
- κ-Phase
- 10
- Kurve
- 11
- Kurve