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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überwachung eines Milchviehbetriebes mit einer Herde von milchgebenden Tieren.
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Aus dem Stand der Technik sind zahlreiche Überwachungsvorrichtungen und – verfahren bekannt, mit denen jeweilige Einzelstandorte, beispielsweise eine Melkstation eines solchen Milchviehbetriebes überwacht werden können. Abhängigkeiten des Betriebsablaufes zwischen zwei oder mehreren solcher Einzelstandort, beispielsweise einer Melkstation und eines Zutriebsbereiches, in dem das Milchvieh zu den einzelnen Melkplätzen einer Melkstation hingetrieben werden, können bei der Überwachung der Einzelstandorte nicht erfasst werden.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Überwachung eines Milchviehbetriebes mit einer Herde von milchgebenden Tieren bereitzustellen, das eine Überwachung des gesamten Milchviehbetriebes gewährleistet.
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Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren zur Überwachung eines Milchviehbetriebes mit einer Herde von milchgebenden Tieren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Erfindungsgemäß weist das Verfahren die folgenden Verfahrensschritte auf:
- – Erfassen der Position jedes der Tiere der Herde,
- – Erfassen des aktuellen Betriebszustandes der mit einer Schnittstelle zur Übertragung von Betriebszustandsdaten ausgestatteten technischen Geräte des Milchviehbetriebs,
- – Übertragen und Speichern der Betriebszustandsdaten der technischen Geräte des Milchviehbetriebes sowie der Position der Tiere der Herde an einen Zentralcomputer,
- – Abrufen und Anzeigen der an den Zentralcomputer übertragenen Betriebszustandsdaten mit einer oder mehreren mit dem Zentralcomputer verbundenen Ausgabevorrichtung(en), insbesondere PCs und/oder mobilen Endgeräten wie Smartphones, Tablet-PCs oder dergleichen.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es ermöglicht, alle Bereiche und Arbeitsprozesse des kompletten Milchviehbetriebes, d.h. Stall-, Treibe- und Melkbereiche und die einzelnen Abläufe darin, zu visualisieren und zu überwachen. Dis ermöglicht die Darstellung aller Vorgänge, insbesondere die Bewegung von Milchvieh-, insbesondere Kuhgruppen, Aufenthaltsorte oder Wegeprozesse, und der technischen Funktionalität der technischen Geräte des Milchviehbetriebs in Echtzeit.
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Insbesondere ist eine optimale Prozesskontrolle des gesamten Milchviehbetriebs ermöglicht. Desweiteren ermöglicht die Darstellung aller Gesamtabläufe eine zentrale Überwachung der gesamten Technik und Sicherstellung funktionierender Abläufe auf allen Ebenen. Dadurch wird die Funktionssicherheit des Gesamtsystems verbessert.
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Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche. Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsvariante weist das Verfahren die weiteren Verfahrensschritte
- – Abgleich von im Zentralcomputer ankommenden Betriebszustandsdaten mit im Zentralcomputer abgespeicherten Sollbetriebszustandsdaten,
- – Ausgabe einer visuellen und/oder akustischen Warninformation an eine oder mehrere der Ausgabevorrichtungen, sofern bei dem Abgleich der Betriebszustandsdaten mit im Zentralcomputer abgespeicherten Sollbetriebszustandsdaten eine als Störung definierte Abweichung der Betriebszustandsdaten von den Sollbetriebszustandsdaten in einem oder mehreren der Bereiche des Milchviehbetriebs festgestellt wird,
auf.
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Mithilfe einer solchen Statusanzeige erhält der Betriebsleiter eine sofortige Meldung im Fall von Störungen und kann gezielt in die Technik wie auch in die Abläufe eingreifen.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Anzeige eines oder mehrerer bestimmter Bereiche des Milchviehbetriebes abhängig vom Aufgabenbereich eines Nutzers einer der mit dem Zentralcomputer verbundenen Anzeigevorrichtungen aus den an den Zentralcomputer übertragenen Position jedes der Tiere der Herde sowie Betriebszustandsdaten ausgewählt.
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Durch die weitere Möglichkeit, auf der Ausgabevorrichtung die Vorgänge einer Tiergruppe von einem Vorwartehof, einem Melkbereich und einem Nachtreibeweg anzuzeigen, ist es ermöglicht, Probleme beim Treiben zum Melksystem so rechtzeitig festzustellen und entsprechend reagieren zu können, so dass im Melkzentrum ein kontinuierliches Melken möglich ist. Außerdem ermöglichen die genauen Informationen aus allen Betriebsbereichen eine verbesserte Rundenplanung, in der bestimmte Arbeitsbereiche gezielt angesteuert und andere ausgelassen werden können.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante erfolgt das Abrufen und Anzeigen der an den Zentralcomputer übertragenen Betriebszustandsdaten mit einer oder mehreren mit dem Zentralcomputer verbundenen Ausgabevorrichtung(en) drahtlos. Dadurch können Mitarbeiter des Milchviehbetriebes jederzeit und überall die für sie notwendigen Informationen abrufen und bei auftretenden Problemen rechtzeitig in den Betriebsablauf eingreifen.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsvariante können Betriebszustandsdaten eines der Bereiche des Milchviehbetriebs und/oder Positionsdaten einer Tierherde in einem Bereich des Milchviehbetrieb mit einer oder mehreren mit dem Zentralcomputer verbundenen Ausgabevorrichtung(en) abgerufen und angezeigt werden. Mit einer solchen Filterung bzw. Auswahl von anzuzeigenden Daten bis auf die Ebene einzelner Tiere oder Geräte des Michviehbetriebes ist eine individuell an die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter angepasste Anzeige der erfassten Daten des Milchviehbetriebes ermöglicht.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsvariante wird der Betriebszustand der technischen Geräte und/oder der Tiere bzw. einer Tierherde des Milchviehbetriebs auf einer oder mehreren mit dem Zentralcomputer verbundenen Ausgabevorrichtung(en) in Gestalt einfacher Symbole, insbesondere als Kreise, Vierecke und/oder Dreiecke angezeigt. Dadurch ist eine einfache Bedienbarkeit des Verfahrens gewährleistet. Durch die Nutzung von graphischen Symbolen wird die die Anwenderfreundlichkeit verbessert und Sprachbarrieren verhindert. Die intuitive Bedienbarkeit erleichtert auch ungeübten Personen die Nutzung des Systems. Die graphische Darstellung ist auch auf mobilen Anzeigegeräten gut anpassbar und verwendbar.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsvariante wird der Zentralcomputer bei Bedarf mit externen Datenerfassung- und/oder Aufbereitungsverfahren vernetzt, um zusätzlich benötigte Daten zu erfassen, die von der/den Ausgabevorrichtung(en) angezeigt werden. So können beispielsweise Daten aus eine externen Herdenverwaltungsverfahren abgerufen werden. Auch die Anbindung an ein tierindividuelles Positionierungssystem ist denkbar.
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Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der beiliegenden Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung einer Übersichtsanzeige eines Milchviehbetriebes,
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2 eine schematische Darstellung einer Übersichtsanzeige eines Milchviehbetriebes sowie weiterer Anzeigefelder.
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3 eine schematische Darstellung einer Übersichtsanzeige eines Milchviehbetriebes mit Tierlogistikdaten,
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4 die schematische Darstellung der Übersichtsanzeige aus 3 mit zusätzlicher Darstellung bestimmter Statusanzeigen,
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5 ein Balkendiagramm zur Darstellung mehrerer Tiergruppen in unterschiedlichen Bereichen eines Stallbereiches, und
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6 eine schematische Darstellung einer Belegungsanzeige eines Vorwartebereiches.
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Mit dem erfindungsgemäßen computerimplementierten Verfahren ist die Darstellung und Überwachung des gesamten Produktionsprozesses eines Milchviehbetriebes auf einer einzigen Oberfläche eines Endgerätes wie beispielsweise eines Desktop-Rechners, oder auf einem mobilen Endgerät wie ein Tablet PC oder Smartphone ermöglicht.
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Eine beispielhafte schematische Darstellung eines solchen Milchviehbetriebes ist in 1 gezeigt, wobei mit dem Bezugszeichen 1 der gesamte Milchviehbetrieb bezeichnet ist. In dieser Übersichtsanzeige sind des Weiteren ein Stallbereich 2, ein Weg 3, der vom Stallbereich 2 hin zu einem Melkbereich 4, beispielsweise einem Melkkarussell, führt, der Melkbereich 4 selbst, ein Weg 5, der vom Melkbereich 4 weg zurück zum Stallbereich 2 oder einem Selektierbereich 6 führt, sowie ein graphisches Symbol für einen Technikbereich 7 dargestellt.
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In der in 2 gezeigten beispielhaften Bildschirmanzeige sind rechts neben der in 1 bereits dargestellten Symbolen zusätzlich weitere Informationsfelder dargestellt, beispielsweise in Gestalt einer Uhrzeitanzeige, einer Außentemperaturanzeige sowie eine Legende zu evtl. im linken Teil der Anzeige auftretenden Symbolen, beispielweise zur Anzeige eines Kurzstatus zu einem der Bereiche 2 bis 7, eines Alarmzeichens zur Anzeige eines Problems in jeweiligen Bereich, an dem das Symbol angezeigt wird oder ein Symbol zur Anzeige einer sich in einem bestimmten Bereich bewegenden Milchtierherde, beispielsweise einer Kuh- oder Ziegenherde.
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Den in den 3 und 4 gezeigten beispielhaften Bildschirmanzeigen sind zusätzliche Informationen entnehmbar. So sind beispielsweise im Stallbereich 2 anhand von Balken die Belegung unterschiedlicher Bereiche des oder Tiergruppen in dem Stallbereich angezeigt. Möchte der Nutzer Genaueres über diesn Bereich erfahren, so kann er eine Anzeigewie beispielhaft in 5 gezeigt, anwählen, auf die weiter unten noch eingegangen wird. Mit dem Bezugszeichen 10 sind Wegbereiche markiert, auf denen sich gerade eine Gruppe von Milchtieren befindet. Solche Wegbereiche können insbesondere auch farbig markiert sein. Entsprechend ist eine Belegung des Vorwartebereichs 3, des Melkbereiches 4 und des Sortierbereiches 6 durch eine Balkenanzeige markiert. In 4 sind zusätzlich Kurzstatusanzeigen in Gestalt von farbig ausgefüllten Kreissymbolen für jeden der abgebildeten Bereiche 2 bis 7 zu erkennen, wobei die Deutung der unterschiedlichen Farben in einer in einem Teilbereich der Anzeige abgebildeten Legende erläutert ist. Denkbar sin auch hier natürlich auch die Nutzung unterschiedlicher Symbole anstelle der unterschiedlichen Farben zur Kenntlichmachung verschiedener Betriebszustände.
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Durch eine wie in den 1 bis 4 beispielhaft gezeigte Bildschirmanzeige wird der Blick über die einzelnen Vorgänge im Melksystem hinaus auf die Gesamtabläufe gerichtet. So können zum einen alle Vorgänge in einer Tiergruppe vom Vorwartehof, über das Melksystem, bis zur Selektion und den Nachtreibeweg im Detail verfolgt und kontrolliert werden. Zum anderen wird die Überwachung der technischen Komponenten Im Betriebsablauf ermöglicht. Das Verfahren ermöglicht dem Anwender die Überwachung des Milchviehbetriebes durch die Darstellung einer vollständigen Abbildung des Milchviehbetriebs in Form einer Ablaufdarstellung. Das computerimplementierte Verfahren kann sowohl auf Desktop-Rechnern, als auch auf mobilen Endgeräten wie Tablet PCs oder Smartphones verwendet werden, so dass ein Zugriff auf das System jederzeit und unabhängig vom Standort des Betrachters (Herdenmanagers oder Anlagenleiter) möglich ist.
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Ein wesentlicher Vorteil des computerimplementierten Verfahrens liegt in der Darstellung der gesamten Tierlogistik in Echtzeit. Außerdem ist es gemäß einer weiteren Ausführungsvariante möglich, die Anzeige eines oder mehrerer bestimmter Bereiche des Milchviehbetriebes abhängig vom Aufgabenbereich eines Nutzers einer der mit dem Zentralcomputer verbundenen Ausgabevorrichtungen aus den an den Zentralcomputer übertragenen Position jedes der Tiere der Herde sowie Betriebszustandsdaten ausgewählt wird. So ist in 5 beispielhaft zum einen die Belegung eines Stallbereiches dargestellt, wobei durch unterschiedliche Farbwahl der angezeigten Symbole die Belegung einzelner Unterbereiche wie Liegebereich 13, Fütterbereich 14 oder Reinigungsbereich 15 dargestellt wird. In 6 ist beispielhaft die Belegung eines Vorwartebereiches vor und hinter einem Kuhtreiber dargestellt, wobei durch das in einer Ecke des oberen in Form eines Rechteckes symbolisierten Vorwartebereiches vor dem Kuhtreiber mit dem Bezugszeichen 8 versehene Kreissymbol vorzugsweise über die Auswahl unterschiedlicher Farben ein Kurzstatus zu diesem Teil des Vorwartebereiches darstellbar ist. Durch eine beispielsweise rechts neben den die Vorwartebereiche darstellenden Rechtecken gezeigten Legende wird dem Benutzer dabei die Bedeutung unterschiedlicher Farbfüllungen des Kreissymbols erläutert.
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So können mit dem computerimplementierten Verfahren Daten aus dem Ablaufprozess oder Fehlermeldungen individuell an die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter angepasst werden. Beispielsweise können dem Betriebsleiter z.B. alle Alarme bei einer Prozessstörung angezeigt werden, wohingegen der Melker auf tiefergehenden Zoomstufen einzelne Tier- und Melkhinweise in Listenform einsehen kann. Um eine intuitive Bedienung zu gestatten und Sprachbarrieren zu vermeiden, werden zur Darstellung der Tiere, der technischen Geräte und/oder Betriebszustandsdaten bevorzugt einfache Symbole wie Kreise oder Rechtecke verwendet.
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Denkbar ist auch, die Anzeige zu filtern, d.h. so einzustellen, dass nur bestimmte technische Geräte oder nur Tiere dargestellt werden. So wird beispielsweise mit einem „CowFlow“-Filter angezeigt, welche Gruppen von Kühen sich an welcher Stelle im Stall bewegen, auf dem Weg zum Melken sind, gerade gemolken werden oder auf dem Rückweg vom Melken durch z.B. ein Klauenbad gehen. Zudem wird die Tierbelegung in den einzelnen Arbeitsbereichen angezeigt, so dass auf Basis dieser Information bestimmte Arbeitsvorgänge, z.B. die Fütterung oder die Liegeboxenreiniqung gestartet werden können. Über die Darstellung der Tiergruppen hinaus ist es möglich, innerhalb von 3 Zoomstufen Datenzugriff auf das Einzeltier zu erhalten. Gruppenverschiebungen können so in Echtzeit verfolgt und Störungen im Arbeitsablauf sofort identifiziert und behoben werden. Ein derartig umfangreiches und übersichtliches System ist für den Milchviehbereich bisher nicht verfügbar.
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In einer weiteren Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens können auch Überwachungsverfahren spezifischer Betriebsabläufe oder einzelner Bereiche des Milchviehbetriebs aufgerufen bzw. angesteuert und angezeigt werden. So kann beispielsweise eine Verbindung zu einem als computerimplementiertes Softwareprogramm ausgebildetes Überwachungsverfahren für ein Herdenmanagement über eine Schnittstelle erstellt werden, dass aus dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Überwachung des Milchviehbetriebes heraus aufgerufen werden kann und so ein effektives Gruppenmanagment der Tierherde ermöglicht. Denkbar sind auch Anbindungen an ein Workflowmanagement oder Daten zum Gesundheitszustand der Tiere der Herde.
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Denkbar ist auch, eine Startoberfläche auf einem Anzeigeelement eines der Ausgabevorrichtungen zu generieren, von der aus die verschiedenen Betriebsprogramme gestartet und eingesehen werden können.
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Als Option können auch Verbindungen zu Kameras geschaffen werden, die spezielle kritische Bereiche, wie Abkalbestall oder Ein- und Ausgang des Melksystems überwachen. So kann direkt gesehen werden, ob der Mitarbeiter eingreifen muss. Zur Anzeige eigne sich dabei beispielsweise Balken als Füllstandsanzeige, über die schnell und einfach darstellbar ist, wie viel Prozent der Herde sich in dem jeweiligen Bereich des Milchviehbetriebes befindet. Interessant sind hier insbesondere das Stallabteil, der Vorwartehof sowie der Selektionsbereich.
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Die Erfassung der Positionsdaten der milchgebenden Tiere erfolgt vorzugsweise über einen Transponder, insbesondere RFIDs.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Milchviehbetrieb
- 2
- Stallabteil
- 3
- Weg zur Melkstation
- 4
- Melkstation
- 5
- Weg weg von der Melkstation
- 6
- Selektionsbereich
- 7
- Technik
- 8
- Kurzstatus
- 9
- Alarm
- 10
- Milchviehverkehr
- 11
- Uhrzeitanzeige
- 12
- Temperaturanzeige