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Die Erfindung betrifft ein automatisiertes System und ein automatisiertes Verfahren zur Kommissionierung von Artikeln, insbesondere Apothekenartikeln.
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Unter der Kommissionierung von Waren wird gemeinhin die Zusammenstellung von Artikeln aus einem Sortiment verstanden. Das Sortiment umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Artikel, die mehr oder weniger sortenrein in einem Lager, beispielsweise einem Tablarlager eingelagert sind. Soll nun eine Warensendung, die mehrere Artikel umfasst, zum Versand bereitgestellt werden, so werden die Artikel einzeln aus dem Lager entnommen und zu einem Versandbehälter geführt.
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Ein automatisiertes System zum Lagern und Kommissionieren von Artikeln ist aus
DE 103 13 577 B4 bekannt. Die Artikel werden dabei in Tablarlagern gelagert. Geht ein Kommissionierungsauftrag ein, so werden die benötigten Artikel aus dem Tablarlager entnommen und zu einer Verladezone befördert, wo die Artikel auf Auftragspaletten geladen, mit Folie umwickelt und schließlich auf einen Lastkraftwagen verladen werden. Zur Entnahme der Artikel aus dem Tablarlager ist eine automatisierte Fördertechnik vorgesehen. Das Tablarlager soll gleichzeitig als Puffer dienen. Wird ein Artikel im Tablarlager knapp, so wird dieser Artikel aus einem Palettenlager angefordert, das direkt an die Anlieferungszone angrenzt. Die Artikel werden auf Paletten sortenrein angeliefert, so dass die Art der angelieferten Artikel zu jedem Zeitpunkt bekannt ist. Das System soll den Vorteil bieten, ohne Kommissionierer oder Picker auszukommen.
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Ein System, das einen Kommissionierer oder Picker benötigt, ist aus
EP 0 156 953 A1 bekannt. Dabei werden aus einem Anlieferband Kisten, die Tüten enthalten, zu einer Übergabeposition befördert und dort auf eine Linearverfahreinheit befördert, auf der ein Industrieroboter angeordnet ist. Der Roboter weist einen Greifer auf, der eine Tüte aus der Kiste greifen und zu einem optischen Lesesystem führen kann. Aus den gelesenen Daten wird dann eine Zieladresse für die Tüte berechnet, die schließlich von der Linearverfahreinheit samt Roboter angefahren wird. Die Tüte wird dann dort in ein Regelfach eines der beiden Regale gelegt, die längs der Linearverfahreinheit angeordnet sind. Bei dem genannten System sind die zu kommissionierenden Artikel mit einer maschinell lesbaren Codierung versehen. Ziel des Systems ist es, angelieferte Güter möglichst schnell in die einzelnen Regalfächer zu verteilen.
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Gerade bei Apothekenartikeln ist jedoch erforderlich, Artikel nicht nur möglichst schnell in Regalfächer einzuordnen, sondern die Artikel auch möglichst schnell wieder zu Warensendungen zusammenzustellen. Großhändler für Apothekenartikel erhalten eine große Anzahl von Artikeln, die sortenunrein angeliefert werden. Die rasche Zusammenstellung von Artikeln zu Warensendungen, die für eine einzelne Apotheke bestimmt sind, erfordert einen raschen Umsatz der Artikel mit einer möglichst geringen Lagerungszeit in Lagersystemen. Damit soll der Aufenthalt der Artikel beim Großhändler vom Wareneingang bis zum Warenausgang minimiert werden, so dass die benötigte Lagerfläche möglichst gering gehalten werden kann.
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Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile nach dem Stand der Technik zu beseitigen. Es soll insbesondere ein automatisiertes System zur Kommissionierung von Artikeln angegeben werden, das eine möglichst schnelle und platzsparende Kommissionierung von sortenunrein angelieferten Artikeln ermöglicht. Ferner soll ein dazu geeignetes Verfahren angegeben werden. Sowohl das System als auch das Verfahren sollen zur Kommissionierung großer Mengen an Artikeln geeignet sein.
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Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 10 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindungen ergeben sich aus den Merkmalen der Unteransprüche.
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Nach Maßgabe der Erfindung ist ein automatisiertes System zur Kommissionierung von Artikeln, insbesondere von Apothekenartikeln, aus sortenunrein angelieferten Artikeln vorgesehen, umfassend
- – eine erste Transporteinrichtung zum Antransport der sortenunrein angelieferten Artikel;
- – eine Erfassungseinrichtung zur Identifizierung der Artikel;
- – eine Lagereinrichtung zur Zwischenlagerung der identifizierten Artikel;
- – eine zweite Transporteinrichtung zum Abtransport der kommissionierten Artikel; und
- – eine stationäre Handhabungseinrichtung, die die identifizierten Artikel an einen vorgegebenen Ort in der Lagereinrichtung überführt und nach Zwischenlagerung aus der Lagereinrichtung entnimmt.
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Sowohl die erste als auch die zweite Transporteinrichtung können ein oder mehrere Förderbänder umfassen. Zwischen den Förderbändern der ersten Transporteinrichtung können Einrichtungen zum Entleeren von Transportbehältern, zur Vereinzelung von Artikeln, zur Positionsbestimmung und Bestimmung von Größenverhältnissen von Artikeln sowie weitere Einrichtungen angeordnet sein. Die Einrichtung zur Vereinzelung von Artikeln kann eine zweite Handhabungseinrichtung umfassen. Ebenso können weitere Handhabungseinrichtungen vorgesehen sein, um sicherstellen zu können, dass die erste Handhabungseinrichtung nur mit der Überführung von angelieferten, vereinzelten und identifizierten Artikeln von einem Förderband der ersten Transporteinrichtung in die Lagereinrichtung zur Zwischenlagerung und nach der Zwischenlagerung mit der Überführung von Artikeln aus der Lagereinrichtung auf ein Förderband der zweiten Transporteinrichtung befasst ist. Die erste Handhabungseinrichtung kann daher als Zentralroboter angesehen werden.
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Die erfindungsgemäß vorgesehene Lagereinrichtung ermöglicht eine Zwischenlagerung der vereinzelten und identifizierten Artikel. Die stationäre Handhabungseinrichtung lagert die Artikel in der Lagereinrichtung ein und entnimmt sie bei Bedarf aus der Lagereinrichtung, ohne dass die Handhabungseinrichtung ihren Platz verändert. Ein zeitaufwendiges Umherfahren der Handhabungseinrichtung wird so vermieden. Da sich alle Artikel in Reichweite der Handhabungseinrichtung befinden, können die Artikel wiederum rasch zusammengestellt werden, wenn ein Kommissionierungsauftrag eingeht.
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Vorzugsweise umfasst die erfindungsgemäß vorgesehene Lagereinrichtung ein oder mehrere Lagerregale, die in Reichweite der Handhabungseinrichtung um diese herum angeordnet sind. Es ist dabei zweckmäßig, wenn ein oder mehrere Lagerregale vorgesehen sind, deren horizontale Längsachse gekrümmt ist. In einer Ausführungsform umfasst die Lagereinrichtung ein Lagerregal mit im Wesentlichen elliptischer oder kreisförmiger Längsachse. Das erfindungsgemäße Lagersystem kann mehrere derartige Lagerregale umfassen.
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Vorzugsweise ist die Handhabungseinrichtung im geometrischen Zentrum der Fläche angeordnet, die von dem oder den Lagerregalen umgeben ist. Die Lagerregale sind zu dem geometrischen Zentrum hin geöffnet, so dass Artikel mittels der Handhabungseinrichtung in das oder die Lagerregale eingelegt und aus diesen entnommen werden können. Sind mehrere Lagerregale mit im Wesentlichen elliptischer oder kreisförmiger Längsachse vorgesehen, so ist vorzugsweise jeweils eine gesonderte Handhabungseinrichtung in den geometrischen Zentren eines solchen Lagerregals vorgesehen. Ein Lagerregal mit einer im Wesentlichen kreisförmigen Längsachse ist ringförmig und wird im Folgenden auch als ringförmiges Lagerregal oder Ringspeicher bezeichnet.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Lagereinrichtung ein ringförmiges Lagerregal. Es können mehrere ringförmige Lagerregale vorgesehen sein.
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Ein Lagerregal kann mehrere Böden umfassen. Vorzugsweise sind auf jedem Boden mehrere Speicherplätze vorgesehen, die einzeln adressiert werden können. Ein bevorzugtes Lagerregal umfasst zwischen 500 und 5000 Speicherplätze, wobei 750 bis 1500 Speicherplätze bevorzugt sind. Die Zahl der Böden kann beliebig gewählt werden, vorausgesetzt dass die Böden von der Handhabungseinrichtung erreicht werden können, um Artikel an einem vorgegebenen Speicherplatz auf dem Boden ablegen und von dort aufnehmen zu können.
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Die Handhabungseinrichtung weist vorzugsweise mindestens eine Greif- und/oder Saugeinrichtung auf. Vorzugsweise weist die Handhabungseinrichtung eine oder mehrere Sauggreifer auf. Sind mehrere Sauggreifer vorgesehen, so kann die Handhabungseinrichtung zusätzlich ein Sauggreiferwechselsystem umfassen. Auf diese Weise ist möglich, einen angelieferten Artikel mit einem Sauggreifer in die Lagereinrichtung oder aus der Lagereinrichtung auf die zweite Transporteinheit zu überführen, der an die Handhabung eines Artikels mit bestimmten Eigenschaften wie Größe, Gewicht, Form, Material und andere angepasst ist. Bevorzugt ist die Handhabungseinrichtung ein Knickarmroboter.
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Ist die Handhabungseinrichtung im geometrischen Zentrum eines Lagerregals angeordnet, so muss sichergestellt werden, dass die Handhabungseinrichtung Zugang zu den Transporteinrichtungen hat. So kann vorgesehen sein, dass der unterste Boden des Lagerregals in einer Höhe angeordnet ist, die größer als die Höhe eines Förderbandes der ersten Transporteinrichtung, von dem die Handhabungseinrichtung einen Artikel in das Lagerregal überführen soll, und größer als die Höhe eines Förderbandes der zweiten Transporteinrichtung ist, auf die die Handhabungseinrichtung einen Artikel aus dem Lagerregal überführen soll, Auf diese Weise kann die Handhabungseinrichtung unter dem Lagerregal hindurch auf die erste und zweite Transporteinrichtung zugreifen oder aber das Förderband der ersten Transporteinrichtung, von dem die Handhabungseinrichtung einen Artikel in das Lagerregal überführen soll, und das Förderband der zweiten Transporteinrichtung, auf die die Handhabungseinrichtung einen Artikel aus dem Lagerregal überführen soll, unter dem Lagerregal hindurchgeführt werden.
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Nach Maßgabe der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Kommissionierung von Artikeln, insbesondere von Apothekenartikeln, aus sortenunrein angelieferten Artikeln, vorgesehen, umfassend die Identifizierung der sortenunrein angelieferten Artikel, die Zwischenlagerung der identifizierten Artikel in einer Lagereinrichtung mittels einer Handhabungseinrichtung und die Kommissionierung von Artikeln, die in der Lagereinrichtung gelagert sind, mit derselben Handhabungseinrichtung.
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In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße Verfahren
- (a) den Antransport der sortenunrein angelieferten Artikel mittels einer ersten Transporteinrichtung;
- (b) die Identifizierung der Artikel mittels einer Erfassungseinrichtung;
- (c) die Zwischenlagerung der identifizierten Artikel in der Lagereinrichtung mittels einer stationären Handhabungseinrichtung, die die identifizierten Artikel an einen vorgegebenen Ort in der Lagereinrichtung überführt;
- (d) die Kommissionierung von vorgegebenen Artikeln mittels der Handhabungseinrichtung durch Überführung der Artikel aus der Lagereinrichtung zu einer zweiten Transporteinrichtung; und
- (e) den Abtransport der kommissionierten Artikel mittels einer zweiten Transporteinrichtung.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise mit dem oben beschriebenen erfindungsgemäßen Lagersystem ausgeführt. Es ist daher bevorzugt, dass die identifizierten Artikel in einem Lagerregal mit im Wesentlichen elliptischer oder kreisförmiger Längsachse zwischengelagert werden. Das Lagerregal mit kreisförmiger Längsachse wird auch als Ringspeicher bezeichnet. Aufgrund der Anordnung der Handhabungseinrichtung ist eine schnelle und raumsparende Kommissionierung von Artikeln aus sortenunrein angelieferten Artikeln möglich.
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Vorzugsweise werden die Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens parallel zueinander ausgeführt werden mit der Maßgabe, dass Schritt (d) erst dann ausgeführt wird, wenn alle Artikel in der Lagereinrichtung, die für die Ausführung eines Auftrages benötigt werden, zwischengelagert sind.
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Weitere Merkmale des erfindungsgemäßen Systems und der erfindungsgemäßen Vorrichtung ergeben sich aus den nachstehenden Ausführungsbeispielen und den Zeichnungen, die die Erfindung nicht einschränken sollen. Dabei zeigen
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1 eine schematische Draufsicht einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems;
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2 eine schematische Seitenansicht der in 1 gezeigten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems;
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3 Flussdiagramme zur Veranschaulichung einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens (3A: Einlagerung sortenunrein angelieferter Artikel; Kommissionierung von Artikeln eines Auftrages).
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Das in den 1 und 2 gezeigte erfindungsgemäße System umfasst als Lagereinrichtung ein Ringlager 1, das mehrere übereinander angeordnete und voneinander beabstandete Regalböden 2 umfasst. Der unterste Regalboden 2a ist von dem Boden, auf dem das Ringlager 1 aufgestellt ist, beabstandet, so dass eine erste Handhabungseinrichtung 3 mittels ihres Greifarmes 4 unter dem Regelboden 2a hindurchgreifen kann. Die erste Handhabungseinrichtung 3 ist im geometrischen Mittelpunkt der von dem Ringlager 1 umschlossenen Fläche angeordnet. In der gezeigten Ausführungsform umfasst das Ringlager 1 1000 Speicherplätze.
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Das System umfasst ferner eine erste Transporteinrichtung, die in der gezeigten Ausführungsform die Förderband 5, 7 und 12 umfasst. Auf Förderband 5 werden Artikel 21 unsortiert und sortenunrein angeliefert (Pfeil A). Die Artikel 21 können sich dabei in Lagerordnungskästen 6 oder einem anderen Behälter befinden. Typischerweise enthält ein Lagerordnungskasten 6 mehrere verschiedene Artikel 21. Dabei ist nicht bekannt, welche Artikel 21 in einem Lagerordnungskasten 6 enthalten sind.
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Mittels des Förderbandes 5 werden die Lagerordnungskästen 6, die die Artikel 21 enthalten, zu einer Einrichtung 5a befördert, mit deren Hilfe die Artikel 21 aus den Lagerordnungskästen 6 auf ein zweites Förderband 7 geschüttet werden (Pfeil B). Die entleerten Lagerordnungskästen 6a werden mit dem Förderband 5 abtransportiert. Das zweite Förderband ist vorzugsweise eine Bandanlage mit einer weichen Oberfläche, die Beschädigungen oder Verminderungen der Qualität der ausgeschütteten Artikel 22 verhindert.
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Mittels einer ersten Erfassungseinrichtung 8, die auf das zweite Förderband 7 gerichtet ist, werden die Lagekoordinaten und die Größenverhältnisse der ausgeschütteten Artikel 22 erfasst. Das zweite Förderband 7 transportiert die ausgeschütteten Artikel 22 in den Erfassungsbereich der ersten Erfassungseinrichtung 8 (Pfeil C).
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Die Erfassungseinrichtung 8 ist beispielsweise eine Kamera, die kontinuierlich oder in vorgegebenen Abständen Bilder von dem Förderband 7 oder einem Abschnitt davon aufnimmt. Die Bilder werden von der ersten Erfassungseinrichtung 8 an eine Datenverarbeitungseinrichtung (nicht gezeigt) übermittelt. Aus den Bildern werden dort mittels einer Bildverarbeitungssoftware Lagekoordinaten und die Größenverhältnisse der ausgeschütteten Artikel errechnet. Die Bildverarbeitungssoftware bildet zusammen mit der ersten Erfassungseinrichtung ein Bildverarbeitungssystem. Dieses Bildverarbeitungssystem kann beispielsweise ein Lichtschnittverfahren nutzen, das auf dem Prinzip des an sich bekannten messtechnischen Triangulationsverfahrens beruht. Mittels des Triangulationsverfahrens können die Lagekoordinaten der Artikel und damit deren Position sowie die Größenverhältnisse der Artikel mathematisch berechnet werden. Auf diese Weise können die Artikel in jeder vorgefundenen Art und Weise erfasst werden. Die Daten, die von der ersten Erfassungseinrichtung 8 an die Datenverarbeitungseinrichtung übermittelt werden, werden nicht zur Identifizierung des Artikels genutzt.
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Zweckmäßigerweise erfasst die erste Erfassungseinrichtung 8 nicht nur die Lagekoordinaten und Größenverhältnisse der ausgeschütteten Artikel 22 auf dem Förderband 7, sondern zusätzlich auch weitere Merkmale der Artikel 22. Bei diesen Merkmalen kann es sich beispielsweise um die äußere Form eines Artikels, z. B. zylindrisch, kugelförmig, quaderförmig oder pyramidenförmig; Elemente der äußeren Form des Artikels, z. B. eine runde, dreieckige, viereckige Oberfläche; eine Klassifizierung des Artikels nach dessen Gewicht, Größe oder Material, z. B. feste Verpackung aus Pappe oder Verpackung mit variabler Gestalt wie Beutel, beispielsweise Teebeutel oder Badesalzbeutel; sowie um Kombinationen eines dieser Merkmale mit einem oder mehreren weiteren dieser Merkmale handeln. Diese Merkmale eines Artikels sowie dessen Lagekoordinaten und Größenverhältnisse auf dem Förderband 7 werden aus den Daten, im Falle einer Kamera aus den Bildern, die von der ersten Erfassungseinrichtung an die Datenverarbeitungseinrichtung übermittelt werden, mittels der Bildverarbeitungssoftware errechnet. Anhand der gewonnenen Daten kann die Klassifizierung der Artikel 22 in vorgegebene Gruppen, beispielsweise in Bezug auf das Merkmal Größe in eine Klasse mit einer Größe unter einem vorgegebenen Grenzwert (Klein-Klasse) und eine Klasse mit einer Größe bei oder über dem vorgegebenen Grenzwert (Groß-Klasse), vorgenommen werden. Aus den ermittelten Daten kann ferner auf das Gewicht des Artikels geschlossen werden, so dass eine Klassifizierung des Artikels nach dem Gewicht des Artikels, z. B. in eine Gruppe mit einem Gewicht unter einem vorgegebenen Grenzwert (Leicht-Klasse) oder eine Gruppe mit einem Gewicht bei oder über einem vorgegebenen Grenzwert (Schwer-Klasse), vorgenommen werden kann. Eine solche Klassifizierung nach Gewicht kann beispielsweise anhand der Daten, die die äußeren Abmessungen des Artikels betreffen, sowie der Daten über das äußere Material des Artikels gewonnen werden. Beispielsweise kann bei Apothekenartikeln aus den von der ersten Erfassungseinrichtung 8 aufgenommenen Bildern mittels der Bildverarbeitungssoftware ermittelt werden, ob es sich um Glasflaschen, d. h. um einen Artikel mit hohem Gewicht, oder um Tablettenschachteln der Packungsgröße N1 gemäß der Packungsgrößenverordnung, d. h. einen Artikel mit geringem Gewicht, handelt.
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Nachdem in der Datenverarbeitungseinrichtung die Lagekoordinaten und Größenverhältnisse sowie, falls vorgesehen, weiterer Merkmale der Artikel 22, die sich auf dem Förderband 7 befinden, ermittelt worden sind, generiert die Datenverarbeitungseinrichtung Steuersignale für eine zweite Handhabungseinrichtung 9 und übermittelt diese an die Handhabungseinrichtung 9. Damit wird die Handhabungseinrichtung 9 veranlasst, einen Artikel 22 von dem Förderband 7 aufzunehmen und zur zweiten Erfassungseinrichtung 11 zu führen.
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Die zweite Handhabungseinrichtung 9 ist zweckmäßigerweise ein Roboter, beispielsweise ein Roboter mit Knickarm oder Schwenkarm. Vorzugsweise ist der Roboter ein Roboter mit mehreren Bewegungsachsen. Der Roboter sollte zumindest eine Greif- oder Saugeinrichtung zur Aufnahme des Artikels von dem Förderband 7 aufweisen. Vorzugsweise weist der Roboter mehrere Greif- oder Saugeinrichtungen auf, wobei jede dieser Greif- oder Saugeinrichtungen zur Aufnahme von Artikeln 22 mit vorgegebenen Merkmalen angepasst ist. Diese Merkmale sind die Merkmale, die aus den Bildern, die von der ersten Erfassungseinrichtung aufgenommen worden sind, ermittelt wurden. Anhand dieser Merkmale kann somit eine Greif- oder Saugeinrichtung der Handhabungseinrichtung ausgewählt werden, die an den aufzunehmenden Artikel 22 speziell angepasst ist.
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Mittels der zweiten Handhabungseinrichtung 9 wird ein Artikel 22 von Förderband 7 aufgenommen und auf Förderband 12 abgelegt. Auf diese Weise werden die ausgeschütteten Artikel 22 vereinzelt. Der nun auf dem Förderband 12 befindliche, vereinzelte Artikel 23 wird mittels des Förderbandes 12 (Pfeil D) transportiert, und zwar zunächst in eine erste Position, in der eine zweite Erfassungseinrichtung Daten erfasst, die eine Identifizierung des Artikels 23 erlauben, und dann zu einer zweiten Position, in der der Artikel 23 von dem Greifarm 4 der ersten Handhabungseinrichtung 3 aufgenommen werden kann. Die erste und die zweite Position können jedoch auch zusammenfallen. Kann der Artikel 23 nicht identifiziert werden, so wird er schließlich mittels des Förderbandes 12 aussortiert, beispielsweise indem er zu einem Auffangbehälter, der am Ende des Förderbandes 12 angeordnet ist, transportiert wird.
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Bei der zweiten Erfassungseinrichtung 11 kann es sich um Detektoren handeln, die Daten zur Identifizierung des Artikels 23 ermitteln. In einer Variante sind sechs Detektoren vorgesehen. Die Detektoren sind dabei zweckmäßigerweise so angeordnet, dass sie die gesamte Oberfläche des Artikels erfassen. Die sechs Detektoren sind dazu vorzugsweise auf den sechs geometrischen Mittelpunkten der Seitenflächen eines gedachten Würfels positioniert, wobei Abweichungen davon zulässig sind. Zwischen den Seitenflächen des Würfels befindet sich die erste Position oder, wenn die erste und zweite Position zusammenfallen, auch die zweite Position. Im Falle eines quaderförmigen Artikels 23, der sich in der ersten Position befindet, ist so jeder Detektor auf eine andere Flächenseite des Artikels 23 gerichtet.
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Die Daten zur Identifizierung des Artikels 23 sind Identifizierungsinformationen, die auf den Artikel aufgebracht sind, beispielsweise der Barcode. Bei Apothekenartikeln kann beispielsweise die Pharmazentralnummer (PZN), die als Barcode vorliegen kann, zur Identifizierung genutzt werden. Die zweite Erfassungseinrichtung, die beispielsweise die oben beschriebenen sechs Detektoren umfasst, soll diese Identifizierungsinformationen erfassen und an die Datenverarbeitungseinrichtung übermitteln. In der Datenverarbeitungseinrichtung werden die von der zweiten Erfassungseinrichtung erfassten Identifizierungsinformationen mit einer dort hinterlegten Datenbank verglichen. Ist der Artikel 23 anhand der Identifizierungsinformationen identifiziert worden, im Falle von Apothekenartikeln als Präparat eines bestimmten Herstellers in einer bestimmten Packungsgröße, wird der Artikel 23 entweder von der ersten Position zu der zweiten Position auf dem Förderband 12 transportiert oder verbleibt, wenn die erste und zweite Position zusammenfallen, in der ersten Position. Der identifizierte Artikel wird nun als Artikel 24 bezeichnet. Besteht die zweite Erfassungseinrichtung wie beschrieben aus sechs Detektoren, so werden mehr als 95 % der vereinzelten Artikel identifiziert. Die nicht-identifizierten Artikel sind nahezu ausnahmslos Artikel mit beschädigten oder überklebten Identifizierungsinformationen. Von den identifizierten Artikeln werden mehr als 95 % richtig identifiziert.
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Mittels des Greifarms 4 der Handhabungseinrichtung 3 kann der identifizierte Artikel 24 dann in das Ringlager 1 überführt werden (Pfeil E, wobei die Handhabungseinrichtung 3 den Artikel 24 allerdings unter dem untersten Regalboden 2a hindurch von dem Förderband 12 zu seinem Speicherplatz in dem Ringlager 1 führt). Dazu werden von der Datenverarbeitungseinrichtung Steuersignale an die Handhabungseinrichtung 3 übermittelt. In der Datenverarbeitungseinrichtung sind für jeden Speicherplatz Informationen gespeichert, aus denen sich ergibt, ob der Speicherplatz frei ist oder, wenn er belegt ist, mit welchem Artikel er belegt ist. Die Datenverarbeitungseinrichtung ermittelt einen freien Platz und generiert Steuersignale für die Handhabungseinrichtung 3, die die Aufnahme des Artikels 24 von dem Förderband 12 und dessen Ablage in dem vorgegebenen Speicherplatz in dem Ringlager veranlassen. Der zwischengelagerte Artikel wird nun als Artikel 25 bezeichnet.
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Soll nun zur Ausführung eines Auftrages eine Warensendung aus mehreren vorgegebenen Artikeln zusammengestellt werden, so werden diese Artikel aus dem Ringlager 1 entnommen. Dazu werden von der Datenverarbeitungseinrichtung Steuersignale generiert, die die Handhabungseinrichtung 3 veranlassen, nacheinander die Artikel 25, die für die Warensendung benötigt werden, aus dem Ringlager 1 zu entnehmen und in einen Behälter 15, beispielsweise einen Versandbehälter wie einen Karton, abzulegen (Pfeil F). Der Behälter 15 wird auf einem Förderband 14 bereitgestellt, der die zweite Transporteinrichtung zum Abtransport der kommissionierten Artikel darstellt. Die in den Behälter 15 überführten Artikel werden als kommissionierte Artikel 26 bezeichnet. Enthält der Behälter 15 alle Artikel 26 des Auftrages, so wird Behälter 15 auf dem Förderband 14 abtransportiert, beispielsweise zu einer Einrichtung zum Verschluss des Behälters 15. Anschließend kann der nächste Behälter 15 entsprechend einem zweiten Auftrag befüllt werden, vorausgesetzt dass sich alle Artikel des Auftrages in dem Ringlager, in der beschriebenen Ausführungsform dem Ringlager 1, befinden. Befinden sich nicht alle Artikel, die für die Ausführung des nächsten Auftrages benötigt werden, in dem Ringlager, so wird ein anderer, dritter Auftrag ausgeführt, bei dem sich alle Artikel in dem Ringlager befinden. Da Ringlager 1 gleichzeitig mit Artikeln 21 – nach deren Vereinzelung und Identifizierung – befüllt wird, kann der zweite, zurückgestellte Auftrag ausgeführt wird, sobald sich alle Artikel, die für diesen zweiten Auftrag benötigt werden, in dem Ringlager befinden.
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Der oder die verschlossenen Behälter 16 stehen dann zum Versand bereit.
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Es kann vorgesehen sein, dass zusätzlich zu dem Förderband 14 ein weiteres Förderband 17 vorgesehen ist. Das ist insbesondere dann zweckmäßig, wenn zwischengelagerte Artikel nicht unmittelbar zum Versand bereitgestellt werden, sondern in eine andere Lagereinrichtung (nicht gezeigt), beispielsweise einen zweiten Ringspeicher, transportiert werden sollen. Als Transportbehälter können Lagerordnungskästen 18 dienen, die auf dem Förderband transportiert werden (Pfeil F). Die Handhabungseinrichtung kann dann einen oder mehrere Artikel 25 in einen Lagerordnungskasten überführen.
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Die Taktrate, mit der Artikel in das Ringlager eingelagert und aus diesem entnommen werden, kann unter 4 Sekunden liegen. In den 3a und 3b werden die zwischen den gestrichelten Linien angeordneten Schritte vorzugsweise im Systemtakt ausgeführt. Die erste Handhabungseinrichtung 3 nimmt an beiden Teilverfahren teil, wobei sie vorzugsweise abwechselnd am Teilverfahren zur Einlagerung von Artikeln (3a) und am Teilverfahren zur Kommissionierung von Artikeln (3b) teilnimmt. Sind jedoch keine Artikel einzulagern oder keine Artikel zu kommissionieren, nimmt sie nur am jeweils anderen Teilverfahren teil.
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Das in 3a gezeigte Teilverfahren zur Einlagerung angelieferter Artikel 21 in das Ringlager 1 startet mit der Anlieferung von Artikeln. Die einzulagernden Artikel werden unsortiert und sortenunrein in Lagerordnungskästen angeliefert 101. Nach dem Ausschütten eines Lagerordnungskastens werden die angelieferten Artikel 21 vereinzelt 102. Ein vereinzelter Artikel 23 wird danach identifiziert 103. Anschließend wird dem identifizierten Artikel 24 ein Speicherplatz in dem Ringlager 1 zugewiesen 104 und der identifizierte Artikel 24 dort eingelagert 105. Die erfolgreiche Einlagerung am vorgegebenen Speicherplatz wird an die Datenverarbeitungseinheit gemeldet. Damit steht der Artikel 25 zur Kommissionierung bereit. Umfasst die Anlieferung weitere Artikel 21 107, so werden die Schritte 103 bis 106 wiederholt.
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3b zeigt das Teilverfahren zur Zusammenstellung von Artikeln nach Vorgaben eines Auftrages. Geht ein solcher Auftrag ein 201, der die Bereitstellung eines oder mehrerer Artikel in einem Behälter 15, beispielsweise Versandkarton, betreffen kann, so wird zunächst geprüft, ob sich alle Artikel des Auftrages in dem Ringlager 1 befinden 202. Ist das der Fall, so werden die Artikel 25 nacheinander in den Versandbehälter 15 überführt 204. Befinden sich alle Artikel 26 eines Auftrages in dem Behälter 15, kann der Behälter 15 zum Versand abtransportiert werden 205.
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Ergibt die in Schritt 202 durchgeführte Prüfung hingegen, dass sich nicht alle Artikel, die zur Ausführung des Auftrages benötigt werden, in dem Ringlager 1 befinden, so wird der Auftrag zurückgestellt 206. Geht nun eine Meldung über die Einlagerung eines Artikels 25 in das Ringlager 1 ein 207 (siehe Schritt 106 in 3b), so wird erneut geprüft, ob sich nun alle Artikel, die zur Ausführung des Auftrages benötigt werden, in dem Ringlager 1 befinden 202. Wenn ja, werden nun die Artikel in einem Versandkarton zum Versand bereitgestellt 203, 204, 205. Wenn nein, wird der Auftrag erneut zurückgestellt 206.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung und das erfindungsgemäße Verfahren ermöglichen eine rasche Kommissionierung von angelieferten Teilen aufgrund der Zwischenlagerung der Artikel in einer Lagereinrichtung mittels einer stationären, ersten Handhabungseinrichtung, die nur mit der Überführung angelieferter Artikel in die Lagereinrichtung und der Entnahme der Artikel aus der Lagereinrichtung befasst ist. Alle anderen vor- oder nachgelagerten Schritte werden von anderen Einrichtungen ausgeführt, was eine zeit- und raumsparende Kommissionierung ermöglicht. Die vorgelagerten Schritte wie Entleeren der Transportbehälter, Vereinzelung der Artikel, Identifizierung der Artikel erfolgen, bevor der Artikel von der ersten Handhabungseinrichtung erfasst wird. Aufgrund dieser Entlastung der stationären Handhabungseinrichtung ergibt sich ein erheblicher Zeitgewinn, der sich durch die Zwischenlagerung weiter erhöht.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Ringlager
- 2
- Regalboden
- 3
- Handhabungseinrichtung
- 4
- Greifarm
- 5
- Förderband
- 6
- Lagerordnungskasten
- 6a
- entleerter Lagerordnungskasten
- 7
- Förderband
- 8
- erste Erfassungseinrichtung
- 9
- zweite Handhabungseinrichtung
- 10
- Greifarm
- 11
- zweite Erfassungseinrichtung
- 12
- Förderband
- 13
- Detektor
- 14
- Förderband
- 15
- Behälter
- 16
- versandbereiter Behälter
- 17
- Förderband
- 18
- Lagerordnungskasten
- 21
- angelieferter Artikel
- 22
- ausgeschütteter Artikel
- 23
- vereinzelter Artikel
- 24
- identifizierter Artikel
- 25
- zwischengelagerter Artikel
- 26
- kommissionierter Artikel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10313577 B4 [0003]
- EP 0156953 A1 [0004]