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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen oder Bearbeiten einer Glasscheibe, die eine erste Glasscheibenkante und eine senkrecht zur der ersten Glasscheibenkante verlaufende zweite Glasscheibenkante besitzt, aus einer Roh-Glasscheibe, die eine erste Kante, die sich entlang der ersten Glasscheibenkante erstreckt, und eine zweite Kante, die sich entlang der zweiten Glasscheibenkante erstreckt, besitzt, mit den Schritten: (a) Schleifen der Roh-Glasscheibe entlang der ersten Kante, so dass die erste Glasscheibenkante entsteht, (b) Drehen der Roh-Glasscheibe, (c) Befestigen der Roh-Glasscheibe auf einer Linearfördervorrichtung, die eine Förderrichtung besitzt, und (d) Schleifen der Glasscheibe, die auf der Linearfördervorrichtung angeordnet ist.
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Gemäß einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung eine Glasscheibenschleifanlage mit (a) einer Linearfördervorrichtung zum Fördern einer Roh-Glasscheibe, die vier Kanten hat, wobei die Linearfördervorrichtung ausgebildet ist zum Fördern der Roh-Glasscheibe in eine Förderrichtung, (b) einer Umsetzvorrichtung, mittels der die Roh-Glasscheibe drehbar ist, und einer Schleifvorrichtung, die so zur Linearfördervorrichtung ausgebildet ist, dass die Roh-Glasscheibe an einer ersten Kante parallel zur Förderrichtung schleifbar ist, so dass eine erste Glasscheibenkante entsteht.
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Zum Fertigen von Isolierglasscheiben werden zwei oder mehr einzelne Glasscheiben auf das gleiche Format zugeschnitten und in einem weiteren Schritt miteinander zur Isolierglasscheibe verbunden. Damit die Isolierglasscheibe leicht zu montieren und zugleich langlebig ist, muss sichergestellt sein, dass die Glasscheiben, aus denen die Isolierglasscheibe aufgebaut ist, in engen Toleranzen die gleichen Abmessungen haben.
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Bei der Herstellung von Glasscheiben, insbesondere wenn diese eine Dicke von mehr als 6 mm haben, kann es beim Brechen der Glasscheibe aus einem Rohling zu Überbrüchen kommen. Unter einem Überbruch wird ein Vorsprung verstanden, der nach dem Brechen über die gewünschte Bruchkante übersteht.
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Es wurde versucht, diesen Überbruch dadurch zu beseitigen, dass die gebrochene Glasscheibe auf eine Fördervorrichtung mit elastischer Auflage gesetzt wird. Im Bereich des Überbruchs entsteht ein höherer Druck auf die Auflage, die daraufhin elastisch oder plastisch nachgibt, bis die Glasscheibe vollflächig mit ihrer Bruchkante aufliegt. Dadurch wird die Glasscheibe beim nachfolgenden Schleifschritt an der Schleifkante erarbeitet und der Überbruch wird abgeschliffen. Nachteilig an diesem Vorgehen ist, dass die Lebensdauer der Auflage recht gering ist, so dass sie in kurzen Zeitabständen von oftmals unter einem Monat ausgetauscht werden muss. Das ist ungünstig.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Glasscheiben auch dann mit einer hohen Formgenauigkeit herzustellen, wenn es zu einem Überbruch kommt.
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Die Erfindung löst das Problem durch ein gattungsgemäßes Verfahren, bei dem das Drehen der Glasscheibe so erfolgt, dass die Glasscheibe mit einer Genauigkeit von zumindest 0,1°, insbesondere zumindest 0,01°, um 90° gedreht wird und bei dem die Glasscheibe so auf der Linearführung der Vorrichtung befestigt wird, dass die erste Glasscheibenkante senkrecht zur Förderrichtung verläuft, auch wenn keine der Kanten senkrecht zur ersten Glasscheibenkante verläuft.
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Gemäß einem zweiten Aspekt löst die Erfindung das Problem durch eine gattungsgemäße Glasscheibenschleifanlage, bei der die Umsetzvorrichtung ausgebildet ist zum automatischen Drehen der Glasscheibe um ein vorgegebenes Vielfaches von 90° mit einer reproduzierbaren Winkelgenauigkeit von zumindest 0,1°, insbesondere höchstens 0,01°, wobei die Linearfördervorrichtung eine Befestigungsvorrichtung zum reibschlüssigen Befestigen der Glasscheibe umfasst, mittels der die Glasscheibe so auf der Linearfördervorrichtung befestigbar ist, dass die erste Glasscheibenkante zur Förderrichtung verläuft, auch wenn keine der Kanten senkrecht zur ersten Glasscheibenkante verläuft.
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Vorteilhaft an der Erfindung ist, dass sich Glasscheiben mit hochgenauer Geometrie herstellen lassen, auch wenn Überbrüche nicht vermieden werden können.
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Vorteilhaft ist zudem, dass das Verfahren für Glasscheiben sämtlicher Größen und Dicken einsetzbar ist. Bei der modernen Fertigung mit kleinen Losgrößen ist nicht planbar, welche Größen und Dicken die in Zukunft herzustellenden Glasschreiben haben. Die Erfindung ermöglicht es, alle Glassscheiben mit dem gleichen Vorgehen zu bearbeiten. Beispielsweise ist es möglich und eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung, Glasscheiben mit einer Dicke von mehr als 5 mm und einer Fläche von mehr als 2 Quadratmetern, insbesondere 4 Quadratmetern zu bearbeiten. Derartige Glasscheiben sind so schwer, dass sie beispielsweise nicht auf Zapfen aufgelagert werden können, da dort so hohe Drücke auftreten würden, dass Ausbrüche sehr wahrscheinlich sind.
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Im Rahmen der vorliegenden Beschreibung wird zum besseren Verständnis unterschieden zwischen der Roh-Glasscheibe und der Glasscheibe. Die Glasscheibe entsteht aus der Roh-Glasscheibe durch Schleifen der Kanten, die beispielsweise durch Brechen erzeugt worden sind. Es ist möglich, nicht aber notwendig, dass alle vier Kanten der Glasscheibe geschliffen worden sind. Insbesondere ist es auch möglich, dass drei, zwei oder nur eine der Kanten geschliffen worden sind.
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Unter dem Schleifen wird ein spanendes Bearbeiten mit gebundenem Korn mit nicht definierter Schneide verstanden, insbesondere ein Bearbeiten mit einer Schleifscheibe also. Es ist möglich, nicht aber notwendig, dass das Schleifen ausschließlich am Rand durchgeführt wird. Es kann sich um auch um ein Trennschleifen handeln.
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Das Drehen erfolgt vorzugsweise um einen Normalenvektor auf die Glasschube. Es ist günstig, nicht aber notwendig, wenn das Drehen mittels eines Handhabungsroboters erfolgt. Günstig ist es zudem, wenn das Drehen vorab ein Greifen der Glasscheibe mit einem Sauggreifer umfasst.
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Unter dem Befestigen der Glasscheibe auf der Linearfördervorrichtung wird insbesondere ein reibschlüssiges Befestigen verstanden, beispielsweise ein Klemmen. Die Linearfördervorrichtung kann beispielsweise zwei gegeneinander zustellbare Klemmketten aufweisen, zwischen denen die Roh-Glasscheibe gespannt werden kann. Vorzugsweise ist die Umsetzvorrichtung eingerichtet zum automatischen Einführen der Roh-Glasscheibe zwischen die Klemmketten, so dass die erste Glasscheibenkante senkrecht zur Förderrichtung verläuft.
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Unter dem Merkmal, dass die Linearfördervorrichtung eine Förderrichtung hat, wird verstanden, dass die Linearfördervorrichtung die Roh-Glasscheibe relativ zu der Schleifvorrichtung bewegen kann. In aller Regel wird dieses Fördern ein Bewegen relativ zum Untergrund sein, es ist aber auch möglich, dass die Schleifvorrichtung linear relativ zu der Linearfördervorrichtung und dem Untergrund bewegbar ist.
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Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Überbrüche in der Regel so klein sind, dass ein Winkelfehler ebenfalls klein ist, der dadurch entsteht, dass die Roh-Glasscheibe mit dem Überbruch auf eine Linearfördervorrichtung abgesetzt wird, die eine so wenig elastische Oberseite hat, dass der Überbruch nicht vollständig einsinkt. Nach dem ersten Schleifen verläuft die erste Glasscheibenkante damit nicht parallel zu der ersten Kante. Der so entstehende Winkelfehler führt dazu, dass in aller Regel auch die zweite Glasscheibenkante nicht parallel zur zweiten Kante verläuft. Es kommt damit zu mehr Verschnitt, was aber tolerierbar ist, da sich herausgestellt hat, dass Überbrüche in der Regel nur wenig über die Bruchlinie überstehen. In anderen Worten wird ein erhöhter Verschnitt akzeptiert, da die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens diesen Nachteil überkompensieren.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise vollständig automatisch durchgeführt. Das heißt, dass ein menschliches Eingreifen außer in Störfällen entbehrlich ist.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens umfasst das Drehen der Roh-Glasscheibe ein Fahren der Glasscheibe gegen einen Anschlag. Der Anschlag ist vorzugsweise unter einem rechten Winkel zur Förderrichtung der Linearfördervorrichtung angeordnet. Auf diese Weise kann eine Umsetzvorrichtung verwendet werden, die eine geringere Genauigkeit beim Anfahren des Drehwinkels hat. Es ist möglich, dass die Umsetzvorrichtung einen Horizontaltisch umfasst und die Roh-Glasscheibe dort ablegt und gegen zumindest einen Anschlag schiebt. Der Horizontaltisch kann kippbar und/oder linear entlang einer Längsachse, die parallel zur Förderrichtung verläuft, verschiebbar ausgebildet sein. Es ist dann möglich, die Roh-Glasscheibe nach dem Ausrichten am Anschlag automatisch in eine vertikale Lage zu kippen und an der Linearfördervorrichtung zu befestigen. Die Kippachse verläuft dann meist parallel zur Förderrichtung.
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Alternativ ist möglich, dass das Drehen ein Erfassen der momentanen Ausrichtung der ersten Glasscheibenkante umfasst. Dazu können Sensoren, insbesondere taktile Sensoren, verwendet werden. Es ist dann möglich, anhand der Daten der Sensoren die Drehposition mittels der Umsetzvorrichtung so lange zu korrigieren, bis eine vorgegebene Genauigkeit für die Ausrichtung der ersten Glasscheibenkante, insbesondere senkrecht zur Förderrichtung, erreicht ist.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Verfahren die Schritte: Erfassen einer Ausrichtung der zweiten Kante vor dem Befestigen der Glasscheibe auf der Linearfördervorrichtung, Ermitteln einer Schleiflinie, die vollständig innerhalb der Roh-Glasplatte liegt und einen minimalen Abstand von der zweiten Kante hat, und Befestigen der Glasplatte auf der Linearfördervorrichtung, so dass die Glasscheibe entlang der Schleiflinie automatisch abgeschliffen wird.
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Unter dem Merkmal, dass die Schleiflinie einen minimalen Abstand von der zweiten Kante hat, wird verstanden, dass der Abstand minimal bezüglich einer gewählten Minimalitätsbedingung und/oder einer gewählten Metrik ist. So ist es möglich, dass der kleinstmögliche Abstand der Schleiflinie von der zweiten Kante so gewählt wird, dass an jedem Punkt der Glasscheibenkante Material abgeschliffen wird. Vorteilhaft an diesem Vorgehen ist, dass die zweite Glasscheibenkante, die durch Schleifen entlang der Schleiflinie entsteht, mit sehr hoher Genauigkeit senkrecht zur ersten Glasscheibenkante verläuft. Die zweite Glasscheibenkante ist zudem wie die erste Glasscheibenkante hochgerade, das heißt, dass sie nur eine geringe Abweichung von einer idealen Geraden hat und insbesondere keine Überbrüche aufweist.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Erfassen der Ausrichtung der zweiten Kante die folgenden Schritte: Bewegen der Glasscheibe mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit in einer Bewegungsrichtung parallel zur ersten Glasscheibenkante, eines ersten Zeitpunkts, zu dem die zweite Kante einen vorgegebenen ersten Punkt passiert, und zumindest eines zweiten Zeitpunkts, zu dem die zweite Kante einen vorgegebenen zweiten Punkt passiert, der entlang einer Erstreckungsrichtung der zweiten Kante vom ersten Punkt beabstandet ist, und Ermitteln einer Steigung der zweiten Kante relativ zur zweiten Glasscheibenkante, dem ersten Zeitpunkt und dem zweiten Zeitpunkt.
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Eine derartige Ermittlung der Ausrichtung der zweiten Kante ist besonders einfach und prozesssicher durchführbar.
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Unter dem Merkmal, dass die Steigung der zweiten Kante relativ zur zweiten Glasscheibenkante ermittelt wird, wird verstanden, dass es möglich, nicht aber notwendig ist, dass die Steigung auch relativ zu der zweiten Glasscheibenkante angegeben ist. Insbesondere ist es selbstverständlich möglich, die Steigung zur ersten Glasscheibenkante zu berechnen, da diese einen bekannten Winkel mit der zweiten Glasscheibenkante einschließt. Dieser Winkel beträgt in aller Regel 90°.
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Vorzugsweise umfasst das Berechnen der Schleiflinie die Schritte des Erfassens einer Lage eines Kantenpunkts der ersten Glasscheibenkante relativ zu einem Drehpunkt der Drehung und eines Berechnens der Schleiflinie anhand der Steigung der zweiten Kante relativ zur zweiten Glasscheibenkante und der Lage des Kantenpunkts.
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Vorzugsweise umfasst das Verfahren das Drehen der Glasscheibe mit einer Genauigkeit von zumindest 0,1° um 180°, ein Befestigen der Glasscheibe an der Linearfördervorrichtung, so dass die erste Glasscheibenkante parallel zur Förderrichtung verläuft, und ein Schleifen der Glasscheibe an der Kante, die der ersten Glasscheibenkante gegenüber liegt.
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Es ist möglich, das zuerst um 180° gedreht wird und dann erst um 90°. Die Nummerierung der Kanten ist beliebig, es ist möglich, nicht aber notwendig, dass die zweite Kante an die erste Kante angrenzt. Es ist zudem möglich, nicht aber notwendig, dass alle Schritte stets in der angegebenen Reihenfolge ausgeführt werden.
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Die Glasscheibenschleifanlage umfasst vorzugsweise eine Ausrichtungserfassungsvorrichtung, die eingerichtet ist zum automatischen Erfassen einer Ausrichtung einer Kante der Roh-Glasscheibe, die an die erste Glasscheibenkante angrenzt, wobei die Umsetzvorrichtung ausgebildet ist zum automatischen Positionieren der Roh-Glasscheibe, so dass die Roh-Glasscheibe mittels der Befestigungsvorrichtung automatisch befestigbar ist, und wobei die Befestigungsvorrichtung ausgebildet ist zum automatischen Befestigen der Roh-Glasscheibe in der von der Umsetzvorrichtung vorgegebenen Position. Die Ausrichtungserfassungsvorrichtung umfasst vorzugsweise taktile Sensoren, die ein Signal abgeben, wenn eine Kante sie passiert oder berührt.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigt
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1 eine schematische Ansicht einer erfindungsgemäßen Glasscheibenschleifanlage und
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2 ein schematisiertes Ablaufdiagramm eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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1 zeigt schematisch eine erfindungsgemäße Glasscheibenschleifanlage 10, die eine Linearfördervorrichtung 12, im vorliegenden Fall in Form eines Förderbands, aufweist. Die Linearfördervorrichtung 12 ist ausgebildet zum Fördern einer Roh-Glasscheibe 14, die von einer nicht eingezeichneten Glas-Brechvorrichtung aus einem Rohling hergestellt wurde. Die Glas-Brechvorrichtung ist gemäß einer bevorzugten Ausführungsform Teil der Glasscheibenschleifanlage 10.
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Die Glasscheibenschleifanlage 10 umfasst eine Schleifvorrichtung 16, die so ausgebildet ist, dass sie die Roh-Glasscheibe 14 entlang einer Schleiflinie S geradlinig abschleift. Die Roh-Glasscheibe 14 umfasst eine erste Kante 18.1, eine zweite Kante 18.2, eine dritte Kante 18.3 und eine vierte Kante 18.4, die im Idealfall, in der Regel aber nicht im realen Fall, streng gradlinig verlaufen und untereinander einen Winkel von 90° einschließen.
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Die Glasscheibenschleifanlage 10 umfasst zudem eine Umsetzvorrichtung 20 in Form eines Handhabungsroboters, der einen Sauggreifer 22 umfasst. Der Sauggreifer 22 umfasst einen Winkelgeber, der eine so hohe Auflösung aufweist, dass der Drehwinkel α auf weniger als 2 Winkelsekunden genau eingestellt werden kann.
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Die Linearfördervorrichtung 12 umfasst eine Befestigungsvorrichtung 24, mittels der die Roh-Glasscheibe 14 geklemmt werden kann. Durch das Klemmen ist die Roh-Glasscheibe 14 so an der Linearfördervorrichtung 12 befestigt, dass sie in eine Förderrichtung R zur Schleifvorrichtung 16 transportiert und dort entlang der Schneidlinie S geschliffen wird.
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Die Glasscheibenschleifanlage 10 umfasst eine Ausrichtungserfassungsvorrichtung 26, die einen ersten Sensor 28.1, amen zweiten Sensor 28.2 und einen dritten Sensor 28.3 aufweist. Bei den Sensoren 28 handelt es sich um Taster, die auslösen, wenn eine Kante der Glasscheibe sie passiert oder berührt. In einer Materialflussrichtung M hinter der ersten Schleifvorrichtung 16 ist eine zweite Schleifvorrichtung 30 angeordnet.
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Ein erfindungsgemäßes Verfahren wird durchgeführt, indem die Roh-Glasscheibe 14 zunächst mittels der ersten Schleifvorrichtung 16 an der ersten Kante 18.1 bearbeitet wird, so dass eine erste Glasscheibenkante 32.1 entsteht. Die so bearbeitete Roh-Glasscheibe ist mit dem Bezugszeichen 14' versehen und gestrichelt eingezeichnet. Diese wird danach mittels der Umsetzvorrichtung 20 gegriffen und um α = 90° gedreht.
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Danach wird mittels der Ausrichtungserfassungsvorrichtung 26 die Ausrichtung der zweiten Kante 18.2 relativ zur ersten Glasscheibenkante 32.1 ermittelt. Nachfolgend wird eine Schleiflinie S berechnet, die vollständig innerhalb der Roh-Glasscheibe 14 liegt und, um Verschleiß zu vermeiden, möglichst dicht an der zweiten Kante 18.2 liegt. Mittels der Umsatzvorrichtung 20 wird die Roh-Glasscheibe 14 dann an der Befestigungsvorrichtung 24' einer zweiten Linearfördervorrichtung 12' befestigt und so von der zweiten Schleifvorrichtung 30 entlang der Schleiflinie S geschliffen.
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Im unteren Teil von 1 ist gezeigt, dass die erste Schleifvorrichtung 16 und die zweite Schleifvorrichtung 30 parallel zueinander ausgerichtet angeordnet sein können, so dass mittels einer zweiten Umsetzvorrichtung 34 die Roh-Glasscheibe 14'', die durch Schleifen einer weiteren Kante 18.3 aus der Roh-Glasscheibe 14' hervorgeht, erneut In die Schleifvorrichtung 16 eingesetzt werden kann. Nach zweimaligem Durchlaufen der Schleifvorrichtungen 16 und 30 ist die Roh-Glasscheibe in die fertige Glasscheibe bearbeitet.
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2 zeigt schematisch den Ablauf des oben geschilderten erfindungsgemäßen Verfahrens. In einem ersten Schritt wird die Roh-Glasscheibe 14 an der ersten Kante 18.1 geschliffen. Die Kante 18.1 besitzt einen Überbruch 34, der beim vorhergehenden Schritt des Brechens der Roh-Glasscheibe aus einem Rohling entstanden ist.
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In einem zweiten Schritt wird die Roh-Glasscheibe 14' mit dem Sauggreifer 22 der Umsetzvorrichtung 20 gegriffen und um α = 90°± 0,05° gedreht. Es ist zu erkennen, dass die zweite Kante 18.2 nicht senkrecht zur ersten Glasscheibenkante 32.1 verläuft. Die Roh-Glasscheibe 14' wird zunächst vorpositioniert, das heißt, dass der Sauggreifer 22 an eine Referenzposition gefahren wird. Die Umsetzvorrichtung 20 ist so ausgebildet, dass diese Referenzposition mit einer hohen Genauigkeit angefahren werden kann. Je höher die erreichbare Positioniergenauigkeit ist, desto besser ist es. In der Regel wird das Vorpositionieren so durchgeführt, dass die Lagegenauigkeit bezüglich einer Abweichung in x- und/oder y-Richtung kleiner Ist als 0,1 mm. Die x-y-Ebene entspricht in dem Moment, in dem die Referenzposition angefahren ist, der Glasscheibenebene E.
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In einem weiteren Schritt wird die Ausrichtung der zweiten Kante 18.2 ermittelt. Dazu wird zunächst mittels eines Positionssensors 36 ein Kantenpunkt K ermittelt. Hierunter ist zu verstehen, dass die Koordinaten eines Punktes auf der ersten Glasscheibenkante 32.1 relativ zu einem Drehpunkt ermittelt werden.
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In einem weiteren Schritt wird die Roh-Glasscheibe 14' in einer Bewegungsrichtung B bewegt, die parallel zur ersten Glasscheibenkante 32.1 verläuft. Da die zweite Kante 18.2 unter einem von 90° abweichenden Winkel zur ersten Glasscheibenkante 32.1 verläuft, lösen die Sensoren 28.1, 28.2, im vorliegenden Fall die Lichtschranken, zu unterschiedlichen Zeitpunkten t1 bzw. t2 aus.
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Wenn die Sensoren 28, wie in einer bevorzugten Ausführungsform vorgesehen, entlang einer Geraden angeordnet sind, die vorzugsweise senkrecht zur Bewegungsrichtung B verläuft, lösen alle Sensoren 28 (Bezugszeichen ohne Zählsuffix bezeichnen das Objekt als solches) zum gleichen Zeitpunkt t1 = t2 aus. Es ist möglich, dass drei Sensoren vorhanden sind, wie es in 1 gezeigt ist. Es ist aber auch möglich, wie in 2 gezeigt, dass nur zwei Sensoren vorhanden sind.
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Aus einer Geschwindigkeit v, mit der die Roh-Glasscheibe 14' auf die Sensoren 28 zu bewegt wird, und den Zeitdifferenzen Δt = t2 – t1, lässt sich eine Steigung der zweiten Kante 18.2 relativ zur zweiten Glasscheibenkante 32.2 brechen. Die zweite Glasscheibenkante 32.2 ist diejenige Kante, die die fertige Glasscheibe haben soll. Aus der Steigung, die durch den Steigungswinkel σ charakterisiert werden kann, und den Koordinaten des Kantenpunkts K wird eine Schleiflinie S2 berechnet, die vollständig in der Roh-Glasscheibe 14' liegt.
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Es wird in einem Kontrollschritt überprüft, ob in maximaler Abweichung zwischen der Schleiflinie S2 und der zweiten Kante 18.2 eine vorgegebene Maximalschleifdicke Δy überschritten wird. Ist das Fall, wird beispielsweise ein Warnsignal ausgegeben und der Prozess angehalten. Alternativ wird die Schleiflinie so verschoben, dass die Maximalschleifdicke Δy nicht überschritten wird.
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Ist die Maximalschleifdicke Δy nicht überschritten, so wird die Roh-Glasscheibe 14' so an der Linearfördervorrichtung 12 befestigt, dass die in der realen Flussrichtung folgende Schleifvorrichtung die Roh-Glasscheibe entlang der Schleiflinie S2 schleift. Es entsteht dann eine Roh-Glasscheibe 14, bei der die erste Glasscheibenkante 32.1 einen rechten Winkel mit der zweiten Glasscheibenkante 32.2 einschließt.
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Die oben angegebenen Verfahrensschritte werden für die beiden verbleibenden Kanten 18.3 und 18.4 wiederholt, so dass die fertige Glasscheibe 14 entsteht. Zum Berechnen der Schleiflinie S für die dritte Kante 18.3 und die vierte Kante 18.4 wird zusätzlich zu der Bedingung, dass die Schnittlinie durch die Roh-Glasscheibe 14 verlaufen soll, die Bedingung gesetzt, dass die Schnittlinie so liegt, dass die finale Glasscheibe die vor der Bearbeitung vorgegebenen Abmaße hat.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Glasscheibenschleifanlage
- 12
- Linearfördervorrichtung
- 14
- Roh-Glasscheibe
- 16
- Schleifvorrichtung
- 18
- Kante
- 20
- Umsetzvorrichtung
- 22
- Sauggreifer
- 24
- Befestigungsvorrichtung
- 26
- Ausrichtungserfassungsvorrichtung
- 28
- Sensor
- 30
- zweite Schleifvorrichtung
- 32
- Glasscheibenkante
- 34
- Überbruch
- 36
- Positionssensor
- α
- Drehwinkel
- σ
- Steigungswinkel
- B
- Bewegungsrichtung
- D
- Drehpunkt
- E
- Glasscheibenebene
- K
- Kantenpunkt
- M
- Materialflussrichtung
- R
- Förderrichtung
- S
- Schleiflinie
- t1,2
- Zeitpunkt
- v
- Geschwindigkeit
- Δy
- Maximalschleifdicke