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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen eines Volumenstroms gemäß Anspruch 1. Sie betrifft ferner eine Recheneinrichtung gemäß Anspruch 17 und eine Blutbehandlungsvorrichtung gemäß Anspruch 18. Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung ein digitales Speichermedium gemäß Anspruch 30, ein Computerprogramm-Produkt gemäß Anspruch 31 sowie ein Computerprogramm gemäß Anspruch 32.
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Bei manchen Verfahren der extrakorporalen Blutbehandlung wird dem verwendeten extrakorporalen Blutkreislauf und/oder einem Blutbehandlungsmodul, z. B. dem Blutfilter, eine Substituatflüssigkeit zugeführt. Es ist unter Praxisbedingungen nicht zuverlässig möglich, die Größe eines solchen Substituatflusses oder anderer Volumenströme zu ermitteln.
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Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein weiteres Verfahren zur Volumenstrombestimmung in einer Blutbehandlungsvorrichtung vorzuschlagen. Zudem sollen eine geeignete Recheneinrichtung, eine entsprechende Blutbehandlungsvorrichtung sowie ein digitales Speichermedium, ein Computerprogramm-Produkt und ein Computerprogramm angegeben werden.
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Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Sie wird ferner durch eine Recheneinrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 17 und durch eine Blutbehandlungsvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 18 gelöst. Die erfindungsgemäße Aufgabe wird ferner gelöst durch ein digitales Speichermedium, ein Computerprogramm-Produkt sowie ein Computerprogramm mit jeweils den Merkmalen der Ansprüche 30, 31 und 32.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zum Bestimmen wenigstens eines ersten Volumenstroms in einer Blutbehandlungsvorrichtung vorgeschlagen. Die Blutbehandlungsvorrichtung weist auf: einen Primärkreislauf zum Leiten des zu behandelnden Bluts, einen Sekundärkreislauf zum Leiten eines Fluids, das zur Blutbehandlung verwendet wird, und ein Blutbehandlungsmodul als Abschnitt des Primärkreislaufs und/oder des Sekundärkreislaufs, das dazu vorgesehen ist, Fluide und/oder Stoffe zwischen dem Primärkreislauf und dem Sekundärkreislauf auszutauschen. Die Blutbehandlungsvorrichtung kann optional eine Fluidverbindung zwischen dem Primärkreislauf und dem Sekundärkreislauf aufweisen, vorgesehen zum Einbringen des ersten Volumenstroms aus dem Sekundärkreislauf in den Primärkreislauf.
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Das Verfahren umfasst das Bestimmen des ersten Volumenstroms des Sekundärkreislaufs unter Einbeziehung eines ersten Druckmesswerts und eines zweiten Druckmesswerts im Sekundärkreislauf. Alternativ oder ergänzend hierzu kann das Verfahren das Bestimmen eines Volumenstroms des Sekundärkreislaufs stromauf des Blutbehandlungsmoduls unter Einbeziehung oder Berücksichtigung einer ersten Druckdifferenz, und/oder das Bestimmen eines Volumenstroms des Sekundärkreislaufs stromab des Blutbehandlungsmoduls unter Einbeziehung oder Berücksichtigung einer zweiten Druckdifferenz umfassen.
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Die erfindungsgemäße Recheneinrichtung ist vorgesehen und/oder programmiert zum Ausführen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Die erfindungsgemäße Blutbehandlungsvorrichtung ist vorgesehen zum extrakorporalen Behandeln von Blut. Sie ist zudem zum Ausführen oder Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens ausgestaltet und vorgesehen. Sie weist wenigstens auf oder ist hiermit verbunden: eine erfindungsgemäße Recheneinrichtung, einen Primärkreislauf zum Leiten des zu behandelnden Bluts, einen Sekundärkreislauf zum Leiten eines Fluids, das zur Blutbehandlung verwendet wird, ein Blutbehandlungsmodul als Abschnitt des Primärkreislaufs und/oder des Sekundärkreislaufs, das dazu vorgesehen ist, Fluide und/oder Stoffe zwischen dem Primärkreislauf und dem Sekundärkreislauf auszutauschen, und eine Fluidverbindung zwischen dem Primärkreislauf und dem Sekundärkreislauf, vorgesehen zum Einbringen des ersten Volumenstroms aus dem Sekundärkreislauf in den Primärkreislauf.
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Alle mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielbaren Vorteile lassen sich in bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen ungeschmälert mit jedem der erfindungsgemäßen Gegenstände erzielen. Dies gilt in einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen auch für das erfindungsgemäße digitale Speichermedium, das erfindungsgemäße Computerprogramm-Produkt sowie das erfindungsgemäße Computerprogramm.
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Ein erfindungsgemäßes digitales Speichermedium, insbesondere in Form einer Diskette, CD, DVD oder EPROM, insbesondere mit elektronisch oder optisch auslesbaren Steuersignalen, kann derart mit einem programmierbaren Computersystem zusammenwirken, dass die maschinellen Schritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens veranlasst werden.
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Dabei können alle, einige oder manche der maschinell durchgeführten Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens veranlasst werden.
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Ein erfindungsgemäßes Computerprogramm-Produkt weist einen auf einem maschinenlesbaren Träger gespeicherten Programmcode auf zur Veranlassung der maschinellen Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens, wenn das Computerprogramm-Produkt auf einem Rechner abläuft.
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Ein maschinenlesbarer Träger bezeichnet in bestimmten Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung einen Träger, der mittels Software und/oder Hardware interpretierbare Daten oder Informationen enthält. Der Träger kann eine Diskette, eine CD, DVD, ein USB-Stick, eine Flashcard, eine SD-Karte und dergleichen sein.
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Ein erfindungsgemäßes Computerprogramm weist einen Programmcode auf zur Veranlassung der maschinellen Schritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens, wenn das Computerprogramm auf einem Computer abläuft.
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Auch für das erfindungsgemäße Computerprogramm-Produkt und das erfindungsgemäße Computerprogramm gilt, dass alle, einige oder manche der maschinell durchgeführten Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens veranlasst werden.
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Erfindungsgemäße Ausführungsformen können eines oder mehrere der im Folgenden genannten Merkmale aufweisen. Erfindungsgemäße Ausführungsformen sind zudem Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Bei allen folgenden Ausführungen ist der Gebrauch des Ausdrucks „kann sein” bzw. „kann haben” usw. synonym zu „ist vorzugsweise” bzw. „hat vorzugsweise” usw. zu verstehen und soll bestimmte erfindungsgemäße Ausführungsformen erläutern.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist der Primärkreislauf und/oder der Sekundärkreislauf ein geschlossener Kreislauf. In anderen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist der Primärkreislauf und/oder der Sekundärkreislauf ein offener Kreislauf oder ein nicht geschlossener Kreislauf.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist der Sekundärkreislauf ein Dialysatkreislauf. In anderen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist er kein Dialysatkreislauf.
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In bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist ein Volumenstrom eine Flussrate.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist der erste Volumenstrom ein Substituatstrom.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist der erste Volumenstrom ein Ultrafiltrationsstrom.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist das Bestimmen ein quantitatives Bestimmen. In anderen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist das Bestimmen ein qualitatives Bestimmen. Letzteres kann z. B. das Angeben des ersten Volumenstroms als Anteil eines zweiten Volumenstroms oder eines Gesamtvolumenstroms sein oder umfassen.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen werden oder sind der erste Druckmesswert und der zweite Druckmesswert an verschiedenen Messorten innerhalb des Sekundärkreislaufs gemessen.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen betreffen die erste Druckdifferenz und die zweite Druckdifferenz Druckdifferenzen innerhalb des Sekundärkreislaufs.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen befindet sich der erste Messort stromauf eines jeden Blutbehandlungsmoduls, z. B. stromauf eines jeden Dialysefilters, und der zweite Messort befindet sich stromab eines jeden Blutbehandlungsmoduls, z. B. stromab eines jeden Dialysefilters. Umfasst der Dialysefilterabschnitt mehrere, getrennt vorliegende Dialysefilter, so können sie in manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen als gemeinsamer Dialysefilter betrachtet werden.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen dienen die Drucksensoren nicht zur Bestimmung des jeweiligen Filtratflusses oder eines anderen Flusses durch die Membran eines Blutbehandlungsfilters hindurch.
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In bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen gibt der erste Druckmesswert einen Druck im Sekundärkreislauf an einer ersten Druckmessstelle stromauf des Blutbehandlungsmoduls an, und zwar stromab einer Aufteilung, Trennung oder Abzweigung des ersten Volumenstroms aus einem zweiten – vorzugsweise größeren – Volumenstrom.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird der Volumenstrom in einem Dialysierflüssigkeitsfilter oder einem Online-Filter aufgeteilt. Ein Online-Filter kann ein Filter sein, in welchem die Flüssigkeitsmenge, die das Dialysegerät zur Substitution benötigt oder vorsieht, und welche dem geschlossenen System vor dem Dialysator entnommen wird, erneut gefiltert wird.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen gibt der zweite Druckmesswert einen Druck im Sekundärkreislauf an einer zweiten Druckmessstelle an, welche stromab des Blutbehandlungsmoduls liegt.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen geht der erste Volumenstrom aus einem zweiten Volumenstrom ab und/oder ist ein Teilstrom des zweiten Volumenstroms. In bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird der erste Volumenstrom mittels einer Pumpe, z. B. mittels einer Substituatpumpe, dem zweiten Volumenstrom entnommen und in den Primärkreislauf oder in das Blutbehandlungsmodul gefördert.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen des Verfahrens wird ein Strömungswiderstand zwischen der ersten Druckmessstelle und der zweiten Druckmessstelle als Funktion des zweiten Volumenstroms und der Differenz aus zweitem Druckmesswert und erstem Druckmesswert bestimmt.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird die Funktion des Strömungswiderstands im Bereich wenigstens eines Arbeitspunktes linearisiert.
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Ein Arbeitspunkt kann durch einen Volumenstrom und eine Druckdifferenz angegeben werden. Eine Linearisierung liegt beispielsweise dann vor, wenn benachbarte Arbeitspunkte in einem vorgegebenen Volumenstrom-/Druckdifferenzbereich auf einer Geraden liegen, die mathematisch beschrieben werden kann. Die Korrelation der Messpunkte mit der Geraden kann durch den Korrelationskoeffizienten R2 angegeben werden. Eine hinreichend genaue Linearisierung kann z. B. durch einen Korrelationskoeffizienten R2 größer oder gleich 0,995 vorgegeben werden.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird der erste Volumenstrom als Funktion des Strömungswiderstands, des zweiten Volumenstroms und der Differenz aus zweitem Druckmesswert und erstem Druckmesswert bestimmt.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird nur dann der erste Volumenstrom als Funktion des Strömungswiderstands, des zweiten Volumenstroms und der Differenz aus zweitem Druckmesswert und erstem Druckmesswert bestimmt, wenn der erste Volumenstrom klein gegenüber dem zweiten Volumenstrom ist. Der erste Volumenstrom ist in einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen dann als klein zu betrachten, wenn er max. 4% oder max. 8% des zweiten Volumenstroms beträgt.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird der funktionelle Zusammenhang eines Druckverlusts zwischen erster Druckmessstelle und einem Abschnitt innerhalb des Blutbehandlungsmoduls in Abhängigkeit des zweiten Volumenstroms im Sekundärkreislauf werksseitig vor Beginn der Blutbehandlung bestimmt oder wurde auf diese Weise bestimmt.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist der Abschnitt innerhalb des Blutbehandlungsmoduls dessen Mitte.
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Die Mitte des Blutbehandlungsmoduls kann auf dessen durchströmte Strecke auf die Seite des Primärkreislaufs oder Sekundärkreislaufs bezogen sein.
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Der erste Volumenstrom kann hierbei auf Null gesetzt sein oder werden.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird der funktionelle Zusammenhang eines Druckverlusts zwischen erster Druckmessstelle und einem Abschnitt innerhalb des Blutbehandlungsmoduls in Abhängigkeit des zweiten Volumenstroms im Sekundärkreislauf als Funktion eines Druckverlusts bestimmt oder wurde auf diese Weise bestimmt. Dieser Druckverlust entsteht zwischen erster Druckmessstelle und zweiter Druckmessstelle und hängt vom zweiten Volumenstrom ab. In diesem Fall wird der Druckverlust infolge des Strömungswiderstands ab der ersten Druckmessstelle bis zu einem Abschnitt innerhalb des Blutbehandlungsmoduls extrapoliert, um auch jenen Strömungswiderstand zu umfassen, welcher bis zur zweiten Druckmessstelle entsteht. Dies ist in der Regel vor allem dann zulässig, wenn beide Strömungsabschnitte gleich oder ähnlich aufgebaut sind und daher gleiche oder ähnliche Strömungswiderstände aufweisen.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird – oder wurde zu einem Zeitpunkt vor Verfahrensbeginn – der Druckverlust zwischen erster Druckmessstelle und zweiter Druckmessstelle – ausschließlich oder nicht ausschließlich – unter Berücksichtigung des Druckverlusts zwischen erster Druckmessstelle und zweiter Druckmessstelle in Abhängigkeit des zweiten Volumenstroms und des Volumenstroms, der als UF-Rate oder Transmembranfluss im Behandlungsmodul vom Primärkreislauf in den Sekundärkreislauf übertritt, bestimmt.
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Die Summe aus dem zweiten Volumenstrom und dem Volumenstrom, der im Behandlungsmodul vom Primärkreislauf in den Sekundärkreislauf transportiert wird, entspricht, unter der Voraussetzung, dass der erste Volumenstrom deutlich kleiner ist als der zweite Volumenstrom, z. B. max. 10%, im Wesentlichen dem Volumenstrom, der im zweiten Abschnitt, also vom Blutbehandlungsmodul bis zur zweiten Druckmessstelle, fließt. Da dieser Volumenstrom jedoch für die Bestimmung des Strömungswiderstands und damit des Druckverlusts für die Gesamtstrecke, also von erster bis zweiter Druckmessstelle, unrealistisch hoch ist, wird ein Druckverlustanteil des ersten Abschnitts abgezogen. Dieser Anteil kann näherungsweise durch das totale Differential bestimmt werden:
mit:
- F1,m
- – Druckverlust als Funktion des Volumenstroms zwischen erster Druckmessstelle und der Mitte des Blutbehandlungsmoduls;
- QBK
- – zweiter Volumenstrom;
- QUF
- – Volumenstrom, der im Blutbehandlungsmodul aus dem Primärkreislauf in den Sekundärkreislauf übertritt; und
- Qd
- – zweiter Volumenstrom abzüglich des ersten Volumenstroms.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird ein Leck oder eine Leckrate, welche sich aus unterschiedlich großen Volumenströmen im Sekundärkreislauf stromab und stromauf des Blutbehandlungsmoduls ergibt oder hiermit einhergeht, bestimmt. Zu dieser Bestimmung wird ein funktioneller Zusammenhang der folgenden Parameter ermittelt oder angegeben, zu welchen zählen: der erste Druckmesswert; der zweite Druckmesswert; der Strömungswiderstand zwischen erster Druckmessstelle und einem Abschnitt innerhalb des Blutbehandlungsmoduls; der Strömungswiderstand zwischen dem Abschnitt innerhalb des Blutbehandlungsmoduls und der zweiten Druckmessstelle; der erste Volumenstrom; der zweite Volumenstrom; und – optional – ein dritter Volumenstrom. Der dritte Volumenstrom entspricht einem Fluidaustausch oder Fluidübertritt über eine Membran zwischen Primärkreislauf und Sekundärkreislauf des Blutbehandlungsmoduls.
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Unter einer funktionellen Beziehung wird in bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen eine Funktion, ein Zusammenhang, ein mathematischer Zusammenhang, eine Formel oder dergleichen verstanden.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird die Dichtigkeit des Sekundärkreislaufs gegenüber einem Äußeren des Sekundärkreislaufs zwischen einem ersten Ventil stromauf des Blutbehandlungsmoduls und einem zweiten Ventil stromab des Blutbehandlungsmoduls ermittelt. Diese Ausführungsformen umfassen das Schließen des ersten Ventils und das Schließen des zweiten Ventils. Anschließend wird das Fluidsystem stromauf des ersten Ventils und/oder stromab des zweiten Ventils mit einem Überdruck beaufschlagt. Dies kann beispielsweise mittels der Dialysatpumpe erfolgen. Dabei wird überprüft oder überwacht, ob sich der Überdruck im Fluidsystem innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne verändert. Ergänzend oder alternativ wird überprüft oder überwacht, ob sich der Überdruck verändert oder abbaut. Wird ein Druckabfall oder ein Druckabbau jenseits eines vorgegebenen Druckbereichs erkannt, so wird der Sekundärkreislauf oder sein auf Dichtigkeit überprüfter Abschnitt als nicht dicht erkannt. Die Überprüfung auf Druckabfall kann mittels der ersten Druckmessstelle und/oder mittels der zweiten Druckmessstelle erfolgen.
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Optional kann bei diesen Ausführungsformen geprüft oder sichergestellt werden, ob der erste Volumenstrom Null ist. Ein Sicherstellen, dass der erste Volumenstrom Null beträgt, erfolgt beispielsweise dadurch, dass mittels der Substituatpumpe kein Fluss erzeugt wird.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird in dem Fall, dass der festgestellte Druckabfall den vorgegebenen Druckbereich verlässt, ein Leck im Sekundärkreislauf festgestellt und die Blutbehandlungsvorrichtung oder auch nur eine Ultrafiltration aus Gründen der Patientensicherheit gestoppt.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird bei unterschiedlich großen Volumenströmen des Sekundärkreislaufs stromab und stromauf des Blutbehandlungsmoduls für den Fall, dass der Druckabfall den vorgegebenen Druckbereich nicht verlässt, ein Offset-Fehler der Volumenstrombestimmung festgestellt. Dieser Offset kann in weitere Messungen einfließen und/oder bei der Behandlung des Patienten berücksichtigt werden, ohne dass die Blutbehandlung abgebrochen werden muss.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird ein Volumenstrom stromauf und/oder ein Volumenstrom stromab des Blutbehandlungsmoduls jeweils mittels einer Druckdifferenzbestimmung an definierten Strömungswiderständen ermittelt.
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Derartige definierte oder bekannte Strömungswiderstände können an im Kreislauf vorhandenen Ventilen, Blenden oder anderen Komponenten auftreten.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen wird ein Offset für Volumenstrombestimmungen ermittelt. Dies umfasst das Überprüfen, insbesondere nach einer oben beschriebenen Vorgehensweise, ob der Sekundärkreislaufs oder ein betrachteter Abschnitt hiervon dicht gegenüber einer äußeren Umgebung und/oder einem weiteren Leitungsabschnitt ist. Es umfasst ferner das Überprüfen oder das Sicherstellen, ob bzw. dass kein Fluid zwischen Primärkreislauf und Sekundärkreislauf, beispielsweise über das Blutbehandlungsmodul, ausgetauscht wird. Ferner umfasst dieses Vorgehen das Ermitteln einer Differenz zwischen dem Volumenstrom stromauf und dem Volumenstrom stromab des Blutbehandlungsmoduls im Sekundärkreislauf. Diese kann beispielsweise nach einem oben beschriebenen Verfahren ermittelt werden.
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Schließlich umfasst dieses Vorgehen das Festlegen der Differenz zwischen den Volumenströmen – oder eines hiermit korrelierenden Wertes – als Offset.
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In bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen umfasst das Verfahren das Ermitteln eines Fluidaustauschs oder Fluidübertritts – oder eines Wertes hierfür – im Blutbehandlungsmodul zwischen Primärkreislauf und Sekundärkreislauf. Ein solcher Fluidaustausch gilt als ermittelt, wenn unterschiedlich große Volumenströme im Sekundärkreislauf stromab und stromauf des Blutbehandlungsmoduls festgestellt werden.
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Ein solcher Fluidaustausch kann dem gesamten Transmembranfluss, welcher im Wesentlichen der Ultrafiltrationsrate (UF) entspricht, gleichzusetzen sein.
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Wird ein solcher Fluidaustausch festgestellt, so kann in einem folgenden Schritt geprüft werden, ob ein Offset oder eine Leckage vorliegt. Die Ergebnisse dieser Überprüfung fließen in die weitere Dialysebehandlung ein, indem entweder ein Offset eingestellt oder die Behandlung des Patienten abgebrochen wird.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist das Bestimmen des ersten, zweiten, dritten und/oder vierten Druckmesswerts Teil des Verfahrens, in anderen nicht. Das Bestimmen der Druckwerte kann direkt, z. B. durch direktes Messen, oder indirekt erfolgen. Von einem Druckmesswert ist erfindungsgemäß daher selbst dann die Rede, wenn der Druck nicht gemessen, sondern anderweitig, z. B. durch Errechnen aus anderen Größen, ermittelt oder festgelegt wurde.
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In bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen weist die Recheneinrichtung eine oder mehrere Steuer- oder Regeleinheiten zum Steuern bzw. Regeln einer Blutbehandlungsvorrichtung auf oder ist hiermit verbunden.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist die Recheneinrichtung geeignet und konfiguriert zum qualitativen Bestimmen des ersten Volumenstroms des Sekundärkreislaufs als Anteil eines zweiten Volumenstroms.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen weist die Blutbehandlungsvorrichtung die zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens erforderlichen und hierfür vorgesehenen oder konfigurierten Einrichtungen auf. Dies gilt insbesondere für die im Zusammenhang mit den hierin offenbarten Verfahren genannten Einrichtungen.
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Die nur optional vorhandene Fluidverbindung, vorgesehen zum Einbringen des ersten Volumenstroms aus dem Sekundärkreislauf in den Primärkreislauf, ist in bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen eine Leitung, insbesondere eine Schlauchleitung oder Verbindungsleitung.
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In einigen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist die Fluidverbindung keine Filtermembran und/oder weist keine Filtermembran auf.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen weist die Blutbehandlungsvorrichtung wenigstens oder genau zwei im Sekundärkreislauf liegende Druckmessstellen stromauf des Blutbehandlungsmoduls und/oder nach Abgang der Fluidverbindung aus dem Sekundärkreislauf auf.
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Ergänzend oder alternativ weist die Blutbehandlungsvorrichtung in diesen Ausführungsformen zwei im Sekundärkreislauf gelegene Druckmessstellen stromab des Blutbehandlungsmoduls auf.
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In manchen der zuletzt genannten erfindungsgemäßen Ausführungsformen liegen die jeweils wenigstens zwei Druckmessstellen, z. B. die erste und die dritte, oder die zweite und die vierte, stromauf bzw. stromab eines bekannten Strömungswiderstands. So können die erste und die dritte Druckmessstelle stromauf bzw. stromab des ersten Ventils liegen oder messen. Ferner können die zweite und die vierte Druckmessstelle stromauf bzw. stromab des zweiten Ventils liegen oder messen.
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In bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist die Blutbehandlungsvorrichtung eine Hämofiltrationsvorrichtung oder eine Hämodiafiltrationsvorrichtung.
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In manchen erfindungsgemäßen Ausführungsformen ist das Blutbehandlungsmodul ein Blutfilter, ein Dialysefilter oder ein Hämodialysefilter.
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Manche, einige oder bestimmte erfindungsgemäße Ausführungsformen weisen einen, manche oder alle der folgenden Vorteile auf:
Erfindungsgemäß bedarf es vorteilhafterweise keiner Vorrichtung, um den Substituatfluss oder den Dialysatorfluss direkt zu messen.
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Die Hämodialyse ist ein Verfahren zur Entfernung von harnpflichtigen Substanzen und zum Flüssigkeitsentzug aus dem Blut von an Niereninsuffizienz leidenden Patienten. Bei der Hämodialyse wird das Blut des Patienten außerhalb des Körpers in einem Dialysator gereinigt. Der Dialysator weist eine Blutkammer und eine Dialysierflüssigkeitskammer auf, die mittels einer semipermeablen Membran getrennt sind. Während der Behandlung strömt Blut des Patienten durch die Blutkammer. Um das Blut effektiv von harnpflichtigen Substanzen zu reinigen, wird die Dialysierflüssigkeitskammer kontinuierlich von frischer Dialysierflüssigkeit durchströmt.
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Während bei der Hämodialyse (HD) der Transport der kleineren molekularen Substanzen durch die Membran des Dialysators im Wesentlichen durch die Konzentrationsunterschiede (Diffusion) zwischen der Dialysierflüssigkeit und dem Blut bestimmt wird, werden bei der Hämofiltration (HF) im Plasmawasser gelöste Substanzen, insbesondere höhermolekulare Stoffe, durch einen hohen Flüssigkeitsstrom (Konvektion) durch die Membran des Dialysators effektiv entfernt. Bei der Hämofiltration dient der Dialysator als Filter. Eine Kombination aus beiden Verfahren ist die Hämodiafiltration (HDF).
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Bei der Hämo(dia)filtration wird ein Teil des durch die Membran des Dialysators abgezogenen Serums durch eine sterile Substitutionsflüssigkeit ersetzt, die im Allgemeinen entweder stromauf des Dialysators oder stromab des Dialysators dem extrakorporalen Blutkreislauf zugeführt wird. Die Zufuhr der Substitutionsflüssigkeit stromauf des Dialysators wird auch als Prädilution bezeichnet, die Zufuhr stromab des Dialysators als Postdilution.
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Zwar kann der Substituatfluss auch indirekt ermittelt werden. Dies könnte in Abhängigkeit des Typs der verwendeten Substituatpumpe beispielsweise indirekt aus der Drehzahl und dem eingangsdruckabhängigen Schlagvolumen der Substituatpumpe, die als okkludierende Schlauchrollenpumpe ausgeführt sein kann, berechnet werden. Der reale Substituatfluss kann aufgrund von z. B. Schlauch-Kinking (Abknicken des Schlauchs) oder unvollständiger Okklusion des Pumpschlauchs und dergleichen allerdings mehr oder weniger stark vom berechneten Substituatfluss abweichen. Derartige Fehler oder Abweichungen zwischen indirekt ermitteltem und tatsächlichem Substituatfluss sind regelmäßig durch bekannte Überwachungsmethoden wie beispielsweise der TMP-Überwachung nicht festzustellen: Bei der TMP-Überwachung (TMP – transmembrane pressure) ist die Bilanziergenauigkeit bei derartigen Abweichungen nicht beeinträchtigt. Hier schafft die vorliegende Erfindung in einigen Ausführungsformen vorteilhaft Abhilfe.
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Bei HDF-Behandlungen wird die Clearance bei Mittelmolekülen vom Substituatfluss bestimmt. Abweichungen im Substituatfluss schlagen sich somit in der verabreichten Dialysedosis der Behandlung nieder. Die Genauigkeit und die Sicherheit der Behandlung des Patienten lassen sich bei Kenntnis des genauen Substituatflusses somit in manchen Ausführungsformen vorteilhaft steigern.
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Ein Vorteil einiger erfindungsgemäßer Ausführungsformen liegt in der Genauigkeit, mit welcher der Substituatfluss bestimmt werden kann. Die erzielbare Genauigkeit beruht u. a. darauf, dass die Strömungswiderstände R1 und R2 durch nicht auszutauschende Hydraulik-Komponenten der zur Behandlung verwendeten Blutbehandlungsvorrichtung bedingt sind, welche zur erfindungsgemäßen Berechnung des Substituatflusses verwendet werden. Damit beruht die Berechnung nicht auf dem Strömungswiderstand von zur individuellen Behandlungssitzung eigens ausgesuchten und verwendeten Disposables (z. B. Dialysatoren mit teils sehr unterschiedlichen Ultrafiltrationskoeffizienten), deren Strömungsunterschiede sich von Typ zu Typ und sogar von Disposable zu Disposable desselben Typs unterscheiden können. Die erzielbare Genauigkeit beruht u. a. auch darauf, dass alle bei der Volumenstrombestimmung berücksichtigten Fluide solche sind, deren Eigenschaften bekannt und zudem unveränderlich sind. Dies trifft beispielsweise auf Dialysat zu, auf welches sich die hierin beschriebenen Berechnungen stützen. Dieselbe Annahme trifft hingegen nicht auch auf andere Fluide wie etwa Blut zu. Dessen Viskosität kann sich aufgrund geänderter Zusammensetzung (Hkt, TP, Fibrinogen, ...) von Behandlung zu Behandlung ändern. Zudem kann sich die Viskosität von Blut auch innerhalb einer Behandlung aufgrund des Wasserentzugs ändern. Bei Hämodiafiltrationsbehandlungen verändert sich zudem der effektive UF-Leistung des Dialysators durch den Aufbau einer reversiblen Sekundärmembran in Abhängigkeit der Substituatrate und der Behandlungsart (Prä-/Post-Dilution). Auch dies spielt beim erfindungsgemäßen Verfahren vorteilhaft keine Rolle.
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Während der Dialysebehandlung können mittels der Druckdifferenzmessung und anhand der zuvor ermittelten Strömungswiderstandsmessung kontinuierlich der Transmembranfluss oder die UF-Rate ermittelt werden. Auch dies kann vorteilhaft zur Erhöhung der Patientensicherheit beitragen.
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Im Folgenden wird die vorliegende Erfindung unter Bezugnahme auf die beigefügten Figuren rein exemplarisch beschrieben. In den Figuren bezeichnen identische Bezugszeichen gleiche oder identische Elemente. Mittels der Pfeile wird stets eine Strömungsrichtung des betrachteten Fluids angegeben. Es gilt:
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1 zeigt einen Ausschnitt einer schematisch vereinfachten Blutbehandlungsvorrichtung mit Primärkreislauf und Sekundärkreislauf gemäß einer ersten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung;
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2 zeigt eine Messkurve einer Druckdifferenz im Sekundärkreislauf zwischen einer ersten und einer zweiten Druckmessstelle über einem zweiten Volumenstrom zur Bestimmung eines Strömungswiderstands;
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3 zeigt eine Messkurve des doppelten zweiten Volumenstroms abzüglich eines ersten Volumenstroms über der Druckdifferenz zwischen der ersten und der zweiten Druckmessstelle im Sekundärkreislauf; und
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4 zeigt schematisch den Teilausschnitt des Sekundärkreislaufs aus 1 der Blutbehandlungsvorrichtung gemäß einer ersten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung mit zwei weiteren Druckmessstellen.
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1 zeigt schematisch einen Ausschnitt einer Hämodiafiltrationsvorrichtung (im Folgenden kurz HDF genannt) als Beispiel einer erfindungsgemäßen Blutbehandlungsvorrichtung 1000 mit einem Primärkreislauf 100 und einem Sekundärkreislauf 200. Primärkreislauf 100 und Sekundärkreislauf 200 durchströmen jeweils ein gemeinsames Blutbehandlungsmodul 300, hier beispielhaft als Blutfilter oder Dialysator dargstellt.
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Ein erster Volumenstrom, im Folgenden als Substituatfluss Qsub bezeichnet, und ein dritter Volumenstrom, im Folgenden als Dialysatorfluss Qd bezeichnet, entstehen durch Aufteilung eines zweiten Volumenstroms, im Folgenden als Dialysatfluss QBK bezeichnet. Die Aufteilung erfolgt in einem Filter 3 des Sekundärkreislaufs 200.
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Der Substituatfluss Qsub wird dem Dialysatfluss QBK beispielsweise mittels einer Substituatpumpe entnommen. Der Substituatfluss Qsub wird mittels einer Fluidleitung oder Fluidverbindung 5, welche in 1 mittels Pfeil nur angedeutet ist, in den Primärkreislauf 100, einen extrakorporalen Blutkreislauf, eingebracht.
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Der Dialysatorfluss Qd durchströmt das Blutbehandlungsmodul 300 im Sekundärkreislauf 200.
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Diese Volumenverteilungen und -beziehungen lassen sich mittels folgender Gleichung darstellen: QBK = Qd + Qsub (1)
- QBK
- – Dialysatfluss
- Qd
- – Dialysatorfluss
- Qsub
- – Substituatfluss
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Bevor der Dialysatfluss Q
BK wie oben beschrieben aufgeteilt wird, durchströmt er im vorliegenden Beispiel eine Bilanzierkammer des Sekundärkreislaufs
200. Die Bilanzierkammer erlaubt die Bestimmung des Dialysatflusses Q
BK als Funktion eines kalibrierten Bilanzierkammervolumens und einer Ladezeit der Bilanzierkammer:
mit:
- QBK
- – Dialysatfluss;
- VBK
- – kalibriertes Bilanzierkammervolumen; und
- TBK
- – Ladezeit der Bilanzierkammer.
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Im vorliegenden Ausführungsbeispiel wird eine fehlerfrei arbeitende Vorrichtung betrachtet, bei der keine fehlerbehaftete Fehlbilanzierung auftritt. Zudem wird angenommen, dass die Ultrafiltrationsrate QUF („UF-Rate”) gemessen am Substituatfluss Qsub vernachlässigbar klein ist.
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Stromab des Filters 3 wird der erste Druckmesswert S03 des Dialysatorflusses Qd mittels eines ersten Drucksensors 9 gemessen. Der Druckwert in der Mitte des Blutbehandlungsmoduls 300 wird als PDm bezeichnet. Somit entspricht die Druckdifferenz des Dialysatorflusses Qd zwischen der ersten Druckmessstelle 9 und der Mitte des Blutbehandlungsmoduls 300 dem Ausdruck S03 – PDm.
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Zwischen erster Druckmessstelle 9 und der Mitte des Dialysators 300 besteht ein Strömungswiderstand R1. Der Strömungswiderstand R1 ist eine Funktion des Dialysatorflusses Qd: R1 = f(Qd) mit:
- R1
- – Strömungswiderstand zwischen erster Druckmessstelle 9 und der Mitte des Dialysators 300; und
- Qd
- – Dialysatorfluss.
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Somit ergibt sich für die Druckdifferenz S03 – PDm: S03 – PDm = Qd·R1 = (QBK – Qsub)·R1 (2)
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In diesem Ausführungsbeispiel wird der Substituatfluss Qsub, der in den Dialysator 300 hineinströmt, vollständig aus dem Primärkreislauf 100 erneut in den Sekundärkreislauf 200 übertragen bzw. durch die im Dialysator 300 befindliche Membran transportiert. Daher tritt der Dialysatfluss QBK am Ausgang des Blutbehandlungsmoduls 300 wieder auf Seite des Sekundärkreislaufs 200 aus.
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Weiter stromab des Dialysators 300 wird im Sekundärkreislauf 200 an einem zweiten Drucksensor 13 ein zweiter Druckmesswert S07 gemessen. Somit ergibt sich die Druckdifferenz zwischen der Mitte des Blutbehandlungsmoduls 300 und dem zweiten Drucksensor 13 zu PDm – S07.
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Analog zu R1 wird ferner ein Strömungswiderstand R2 eingeführt, er gibt den Strömungswiderstand an, der zwischen der Mitte des Dialysators 300 und der zweiten Druckmessstelle 13 vorliegt. Es gilt: PDm – S07 = QBK·R2 (3)
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Addition der Gleichungen (2) und (3) ergibt: S03 – S07 = Qd·R1 + QBK·R2 = (QBK – Qsub)·R1 + QBK·R2 (4a) bzw. S03 – S07 = QBK·(R1 + R2) – Qsub·R1 (4b)
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Hieraus lässt sich der Substituatfluss Q
sub berechnen:
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Die Strömungswiderstände R1 und R2 sind ausschließlich durch Komponenten des Sekundärkreislauf 200 bedingt. Sie alle tragen in der Praxis in etwa gleich zum Strömungswiderstand bei, mit Ausnahme eines Dialysatfilters 15, der allerdings nur einen geringen Druckabfall erzeugt. Daher werden die Strömungswiderstände R1 und R2 in erster Näherung als gleich groß angenommen. Mit der Vereinfachung R1 = R2 = R ergibt sich: S03 – S07 = R·(2·QBK – Qsub) (6)
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2 zeigt eine Messkurve der Druckdifferenz zwischen dem an der ersten Druckmessstelle 9 gemessenen ersten Druckmesswert S03 und dem an der zweiten Druckmessstelle 13 gemessenen zweiten Druckmesswert S07 über dem Dialysatfluss QBK im Sekundärkreislauf 200. Der Substituatfluss Qsub beträgt Null (Qsub = 0 ml/min). Der Blutfluss im Primärkreislauf beträgt Qb = 450 ml/min.
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In 2 sind fünf Messpunkte 17 eingezeichnet. Die Messpunkte wurden zwischen den Druckdifferenzwerten 20 hPa bis 420 hPa und bei Dialysatflüssen QBK zwischen 100 ml/min und 1.000 ml/min aufgenommen. Durch diese Messpunkte wurde ein Polynom 2. Grades mit der angegebenen Funktion y = f(x2) als Kalibierfunktion gelegt. Der Korrelationskoeffizient beträgt R2 = 0,9999.
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Die Darstellung der 2 lässt sich angeben als: S03 – S07 = F1,2(QBK) mit:
- F1,2(QBK)
- – Funktion des Dialysatflusses QBK zwischen der ersten Druckmessstelle 9 und der zweiten Druckmessstelle 13
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Nach Gleichung (6) kann der Strömungswiderstand R jederzeit, d. h. z. B. während einer Vorbereitung oder einem Behandlungseinsatz der Blutbehandlungsvorrichtung
1000, online in der Blutbehandlungsvorrichtung
1000 gemessen werden, indem die Substituatpumpe ausgeschaltet (Q
sub = 0) oder konstant gehalten und der Dialysatfluss Q
BK variiert wird:
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Bedingt durch ein erstes Ventil
19, welches stromauf des Blutbehandlungsmoduls
300 im Sekundärkreislauf
200 angeordnet ist, und durch ein zweites Ventil
21, welches stromab des Blutbehandlungsmoduls
300 im Sekundärkreislauf
200 angeordnet ist, ergibt sich ein nichtlinearer Verlauf für den Strömungswiderstand R. Da der Substitutionsfluss Q
sub üblicherweise klein gegenüber dem Dialysatfluss Q
BK ist, kann der Strömungswiderstand R folgendermaßen näherungsweise durch Variation von Q
BK um den Arbeitspunkt bestimmt werden:
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3 zeigt eine Messkurve des zweifachen oder doppelten Dialysatflusses QBK abzüglich des Substituatflusses Qsub in Abhängigkeit der Druckdifferenz zwischen der ersten Druckmessstelle 9 (Druckmesswert S03) und der zweiten Druckmessstelle 13 (Druckmesswert S07). Der Dialysatorfluss Qd beträgt konstant 500 ml/min. Der Blutfluss im Primärkreislauf beträgt Qb = 450 ml/min.
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In 3 sind sieben Messpunkte 17 aufgetragen, die unter Variation des Substituatflusses Qsub gemessen wurden. Die Messpunkte 17 wurden bei Volumenflüssen (2·QBK – Qsub) zwischen 950 ml/min und 1.350 ml/min und Druckdifferenzwerten (S03 – S07) zwischen 110 hPa und 220 hPa aufgenommen. Durch die Messpunkte 17 wurde eine Gerade mit der angegebenen Funktion y = f(x) gelegt. Der Korrelationskoeffizient beträgt R2 = 0,9966.
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Die Steigung der Geraden stellt den reziproken Strömungswiderstand 1/R dar. Hieraus kann der Substituatfluss Qsub berechnet werden.
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Der Substituatfluss Qsub kann weiterhin auch unter Berücksichtigung der nichtlinearen Strömungswiderstände R1, R2 und unter Berücksichtung der Ultrafiltratrate Quf (kurz UF-Rate), welche als Volumenstrom im Dialysator 300 aus dem Primärkreislauf 100 in den Sekundärkreislauf 200 übergeht, berechnet werden.
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Ersetzt man in Gleichung (4a) die Produkte Qd·R1(Qd) bzw. QBK·R2(QBK) durch die Druckdifferenzen, die als Funktion der Flüsse dargestellt werden, F1,m(Qd) = Qd·R1(Qd) (9a) Fm,2(QBK + QUF) = QBK·R2(QBK) (9b) so erhält man allgemein S03 – S07 = F1,m(Qd) + Fm,2(QBK + QUF) (10).
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Mit Hilfe der Umformung S03 – S07 = F1,m(QBK + QUF) + Fm,2(QBK + QUF) – (F1,m(QBK + QUF) – F1,m(Qd)) und der Definition F1,2(QBK + QUF) = F1,m(QBK + QUF) + Fm,2(QBK + QUF) erhält man schließlich S03 – S07 = F1,2(QBK + QUF) – (F1,m(QBK + QUF) – F1,m(QBK – Qsub)) (11)
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Die Funktion F1,2 liefert den größten Beitrag zur Druckdifferenz S03 – S07. Bei ausgeschalteter Substitutionspumpe bzw. Qsub = 0, und bei UF-Rate Quf = 0 kann F1,2(Q) online bestimmt werden, indem der Bilanzkammerfluss QBK = Q variiert wird: F1,2(Q) = S03 – S07 (12)
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Die Funktion F1,m(Q) kann im Rahmen der Typprüfung für alle Geräte oder durch eine Werkskalibrierung gerätespezifisch bestimmt werden. Alternativ kann die Funktion F1,m(Q) in Abhängigkeit der Funktion F1,2(Q) festgelegt werden, z. B.: F1,m(Q) = 0,5·F1,2(Q) + k·Q wobei der Term k·Q den Druckabfall am Dialysatfilter 15 berücksichtigt (wegen der Asymmetrie der beiden Strecken), oder, allgemein: F1,m(Q) = a·F1,2(Q) + k·Q
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In der Regel ist bei der HDF-Behandlung der Dialysatfluss Q
BK deutlich größer als der Substituatfluss Q
sub. Die Differenz F
1,m(Q
BK + Q
UF) – F
1,m(Q
d) kann näherungsweise durch das totale Differential dF
1,m ersetzt werden. Man erhält dann:
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Da die beiden Funktionen F1,m(Q) und F1,2(Q) bekannt sind, lässt sich die Substituatrate Qsub aus Gleichung (11) oder aus Gleichung (13) berechnen.
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4 basiert auf der Darstellung der 1 und zeigt eine erfindungsgemäße Blutbehandlungsvorrichtung 1000 einer zweiten Ausführungsform.
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Abweichend von der in 1 dargestellten Blutbehandlungsvorrichtung weist die in 4 dargestellte Blutbehandlungsvorrichtung 1000 zusätzlich einen dritten Drucksensor 23 als eine dritten Druckmessstelle zum Erheben eines dritten Druckmesswerts S03,0 und einen vierten Drucksensor 25 als eine vierte Druckmessstelle zum Erheben eines vierten Druckmesswerts S07,0 auf.
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Der Substituatfluss Qsub wird auch in diesem zweiten Ausführungsbeispiel – wie in 1 gezeigt – in den Primärkreislauf eingeführt, obwohl dies aus Gründen der Übersichtlichkeit in 4 nicht gesondert dargestellt ist.
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Durch die zwei zusätzlichen Drucksensoren, d. h. den dritten Drucksensor 23 und den vierten Drucksensor 25, können ein Dialysator-Eingangsfluss Qein – mittels der Druckdifferenz S03 – S03,0 – und ein Dialysator-Ausgangsfluss Qaus – mittels der Druckdifferenz S07 – S07,0 – an definierten Strömungswiderständen ermittelt werden. Im vorliegenden Beispiel sind die bekannten Strömungswiderstände durch die vorhandenen Ventile 19 und 21 realisiert. Erfindungsgemäß vorgesehen ist zum Bestimmen der Strömungswiderstände wie hier beschrieben anstelle von Ventilen alternativ auch der Einsatz dezidierter Drosseln, insbesondere solcher, welche ohne mechanisch bewegte Teile auskommen, und deren Druckabfälle in einem gut messbaren Bereich liegen.
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Prinzipiell lässt sich mit dieser Anordnung der Differenzfluss zwischen dem Fluss, der dem Dialysator 300 eingangsseitig zufließt und dem Fluss, der den Dialysator 300 ausgangseitig wieder verlässt, bestimmen.
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Neben dem Substituatfluss Qsub (in 4 nicht dargestellt) werden damit auch die UF-Rate QUF (siehe die Beschreibung zu 3) sowie eine Leckrate QLeck bei einer Fehlbilanz erfasst. Die Summe der Flüsse wird als Transmembranfluss Qtm bezeichnet, der über die Dialysatormembran fließt oder zwischen Primärkreislauf 100 und Sekundärkreislauf 200 im Dialysator ausgetauscht wird. Qtm = Qsub + QUF + QLeck (14) mit:
- Qtm
- – Transmembranfluss
- Qsub
- – Substituatfluss
- Quf
- – Ultrafiltrationsrate
- QLeck
- – Leckrate
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Ersetzt man den Dialysatfluss QBK in Gleichung (5) durch die Summe Qd + Qsub + QUF + QLeck so erhält man: S03 – S07 = Qd·R1 + (Qd + Qsub + QUF + QLeck)·R2
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Damit ergibt sich die Leckrate Q
Leck zu:
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Aus der Steigung der Geraden in 3 ergibt sich der reziproke Widerstand l/R im vorliegenden Beispiel zu:
l/R = 4,0 ml/min/hPa = 320 ml/h/mmHg.
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Dieser Wert liegt in der Größenordnung des maximalen Ultrafiltrationskoeffizienten (UFK) von Dialysatoren mit einem UFKmax = 200 ml/h/mmHg.
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Die Strömungswiderstände R1 und R2 können Konstanten sein. Sie müssen jedoch keine Konstanten sein; sie können vielmehr selbst variieren, beispielsweise in Abhängigkeit vom Durchfluss Q.
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Durch einen Druckhaltetest (DHT) kann die Dichtigkeit des Bilanzierkreises getestet werden. Die zuvor registrierte Leckrate Q
Leck,0 kann als Offset interpretiert werden und nach dem DHT abgezogen werden:
Bezugszeichenliste
Bezugszeichen | Beschreibung |
1000 | Blutbehandlungsvorrichtung |
100 | Primärkreislauf |
200 | Sekundärkreislauf |
300 | Blutbehandlungsmodul, Dialysator |
Qsub | erster Volumenstrom, Substituatfluss |
QBK | zweiter Volumenstrom, Dialysatfluss |
Qd | dritter Volumenstrom, Dialysatorfluss |
Qein | Dialysator-Eingangsfluss |
Qaus | Dialysator-Ausgangsfluss |
PDm | Druckwert in der Mitte des Blutbehandlungsmoduls 300 |
3 | Filter |
5 | Pfeil, deutet eine Fluidverbindung an |
9 | erster Drucksensor, erste Druckmessstelle, liefert ersten Druckmesswert S03 |
13 | zweiter Drucksensor, zweite Druckmessstelle, liefert zweiten Druckmesswert S07 |
15 | Dialysatfilter |
17 | Messpunkte |
19 | erstes Ventil |
21 | zweites Ventil |
23 | dritter Drucksensor, dritte Druckmessstelle, liefert dritten Druckmesswert S03,0 |
25 | vierter Drucksensor, vierte Druckmessstelle, liefert vierten Druckmesswert S07,0 |