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Die
Erfindung betrifft einen künstlichen elektrischen Muskel.
Künstliche Muskeln sind Bauteile, bei denen das Anlegen
einer elektrischen Spannung unmittelbar, das heißt ohne
Zwischenschaltung eines Elektromotors, zu einer Kraft führt.
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Aus
dem Aufsatz „Biominetics Using Electroactive Polymers
(EAP) as Artificial Muscles – a Review" von Yoseph
Bar-Cohen, Journal of Advanced Materials, Volume 38, No. 4, October
2006 sind Muskeln bekannt, die aus Polymeren aufgebaut
sind, die beim Anlegen einer elektrischen Spannung ein Biegemoment
erzeugen. Nachteilig hieran ist, dass eine relativ aufwendige Konstruktion
notwendig ist, wenn lediglich eine Verkürzung mit dem künstlichen
elektrischen Muskel erreicht werden soll.
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Aus
dem Artikel „Contractile dielectric elastomer actuator
with folded shape" von F. Carpi und D. De Rossi, Proceedings
of SPIE Vol. 6168, 61680 D-1 werden unterschiedliche Konzepte
dielektrischer Kontraktionsaktuatoren beschrieben. Neben einer Stapelanordnung
von Dickenwandlern, der bei Aktuierung anschwillt und sich verkürzt,
was die Gefahr einer Trennung der Plattenebenen voneinander aufgrund
der senkrecht zur Plattenebene orientierten Zugspannungen in sich
birgt, ist ein gefalteter elektrischer Muskel bekannt. Beim Anlegen
einer Spannung addieren sich die Biegemomente eines mäanderförmig
gefalteten Polymers zu einer linearen Kontraktionsbewegung. Nachteilig
hieran ist, dass stets Polymere eingesetzt werden müssen,
die ein Biegemoment entwickeln, wenn eine Spannung an sie angelegt
wird.
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Bekannt
sind zudem künstliche elektrische Muskeln, die Kohlenstoffnanoröhrchen
enthalten. Nachteilig hieran ist die aufwendige Fertigung, die zudem
zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht prozesssicher gelingt. Das führt
zudem zu einem hohen Preis für derartige künstliche
Muskeln.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen konstruktiv besonders
einfachen künstlichen elektrischen Muskel vorzuschlagen.
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Die
Erfindung löst das Problem durch einen künstlichen
elektrischen Muskel, mit (a) einem ersten Endstück, (b)
einem dem ersten Endstück gegenüberliegenden zweiten
Endstück, (c) einer ersten Elektrodenelementgruppe von
Elektrodenelementen, die nebeneinander entlang einer ersten geschlossenen
Fläche angeordnet sind, ein erstes Ende besitzen, mit dem
sie am ersten Endstück befestigt sind, ein zweites Ende
besitzen, mit dem sie am zweiten Endstück befestigt sind,
die mit einer Anode kontaktiert sind und die flexibel sind, (d)
einer zweiten Elektrodenelementgruppe von Elektrodenelementen, die nebeneinander
entlang einer zweiten geschlossenen Fläche angeordnet sind,
ein erstes Ende besitzen, mit dem sie am ersten Endstück
befestigt sind, ein zweites Ende besitzen, mit dem sie am zweiten
Endstück befestigt sind, die mit einer Kathode kontaktiert und
flexibel sind, und (e) zu einem verformbaren Dielektrikum, das zwischen
der ersten Elektrodenelementgruppe und der zweiten Elektrodenelementgruppe
so angeordnet ist, dass es die Elektrodenelementgruppen nicht oder
nicht wesentlich durchdringen kann, wobei die Elektrodenelemente
in einer Längsrichtung so unelastisch sind und das Dielektrikum
so inkompressibel aber elastisch ist, dass sich die Elektrodenelemente
bei einem Anlegen einer Spannung zwischen Anode und Kathode so verformen,
dass das erste Endstück und das zweite Endstück
sich aufeinander zu bewegen. Das Dielektrikum wird zusammengedrückt
und beult sich aufgrund der Volumenkonstanz des Dielektrikums bevorzugt
in der Mitte aus. Durch die Umlenkung der nahezu dehnungsfreien
Elektrodenelemente kommt es zu einer Verkürzung des Abstandes
der Elektrodenelementenenden zueinander, wodurch die Endstücke
aufeinander zu bewegt werden. Die Elektrodenelementgruppen sind
als Zugkraft übertragende Elemente ausgebildet, so dass
die Kraftübertragung im Wesentlichen parallel zu der Längserstreckung der
Elektrodenelemente erfolgt. Hierdurch wird vermieden, dass durch
eine Zugkraftübertragung senkrecht zur Elektrodenebene
die Elektroden sich von dem Dielektrikum oder von einer angrenzenden
Elektrode abheben oder lösen. Bei einer fadenartigen Ausgestaltung
der Elektrodenelemente kann das Dielektrikum geringfügig
zwischen die Elektroden hineingedrückt werden.
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Der
Erfindung liegt die Idee zugrunde, das Dielektrikum zwischen den
Elektrodenelementgruppen so anzuordnen, dass ein Anlegen einer elektrischen
Spannung zwischen den beiden Elektrodenelementgruppen zu einer Erhöhung
eines hydrostatischen Drucks im Dielektrikum führt. Die
Elektrodenelementgruppen sind zudem so angeordnet, dass die erste
Fläche und die zweite Fläche unterschiedlich groß sind.
Das Dielektrikum möchte dem erhöhten hydrostatischen
Druck ausweichen, indem es die Fläche zwischen den Elektroden
vergrößert. Da dies in der Längsrichtung
aufgrund der Ausgestaltung der Elektrodenelemente unterbunden ist,
vergrößert sich der Umfang und der künstliche
Muskel verformt sich. Es handelt sich dabei um einen einfachen Mechanismus,
der mit konstruktiv einfachen Mitteln umgesetzt werden kann und
leicht zu fertigen ist.
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In
anderen Worten sind die Elektrodenelementgruppen so an den Endstücken
angeordnet, dass die Erhöhung des hydrostatischen Drucks
beim Anlegen einer Spannung im Dielektrikum dazu führt, dass
sich das Dielektrikum nicht in Längsrichtung der Elektrodenelemente
ausdehnen kann und sich die Elektrodenelementgruppen dadurch ihre
Form ändern, beispielsweise nach außen wölben.
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Es
ist ein weiterer Vorteil, dass der erfindungsgemäße
künstliche Muskel besonders robust ist. Der künstliche
Muskel kann zudem so aufgebaut sein, dass außen liegende
Teile keine Spannung führen, so dass der künstliche
Muskel handhabungssicher ist.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform sind die Elektrodenelemente
fadenförmig bzw. filamentartig. Unter einem fadenförmigen
Elektrodenelement werden insbesondere Elektrodenelemente verstanden,
die über eine Längserstreckung einen gleich bleibenden
Querschnitt aufweisen. Dieser Querschnitt ist beispielsweise ellipsen-
oder kreisförmig. Es ist jedoch auch möglich,
dass der Querschnitt beispielsweise rechteckförmig ist,
so dass die Elektrodenelemente streifenförmig sind. Unter
einem filamentartigen Elektrodenelement sind fadenförmige und
streifenförmige Elektrodenelemente zu verstehen. Derartige
Elektrodenelemente sind besonders einfach herzustellen und zu verarbeiten
und ergeben einen mit hoher Effizienz arbeitenden künstlichen elektrischen
Muskel. Die fadenförmigen Elektrodenelemente können
verdrillt ausgebildet sein, beispielsweise verdrillt um eine im
Wesentlichen zylindrische Mantelfläche, wodurch die Länge
der Elektrodenelemente erhöht und eine verstärkte
Ausbeulung erzielt werden kann.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform sind die Elektrodenelemente
entlang geschlossener Flächen angeordnet. Hierunter ist
insbesondere zu verstehen, dass die Flächen im mathematischen
Sinne orientierbar sind und so einen Innenraum von einem Außenraum
trennen, wobei jeder Verbindungspfad zwischen dem Innenraum und
dem Außenraum entweder durch die Fläche oder durch
eines der beiden Endstücke verläuft. Dabei ist
es möglich, nicht aber notwendig, dass die Elektrodenelemente
jeweils aneinander angrenzen. Es ist auch möglich, dass
die Elektrodenelemente voneinander beabstandet sind.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform sind die erste Fläche
und die zweite Fläche Zylindermantelflächen. Besonders
bevorzugt verlaufen diese Zylindermantelflächen konzentrisch
zueinander. Es ergibt sich so ein symmetrischer Aufbau, der besonders
leicht zu fertigen ist und zudem eine besonders einfache Verkürzungskinetik
aufweist.
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Besonders
günstig ist es, wenn die erste Fläche und die
zweite Fläche äquidistant verlaufen. Beim Kontrahieren
des Muskels werden dann Verkippungen der ersten Fläche
gegenüber der zweiten Fläche vermieden.
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Alternativ
ist es möglich, dass die erste Fläche und die
zweite Fläche spiralförmig angeordnet sind. In
diesem Fall haben die erste Fläche und die zweite Fläche
zumindest ein offenes Ende, an dem sie so miteinander verbunden
sind, dass sich das Dielektrikum nicht aus dem freien Ende herausbewegen
kann.
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Der
künstliche Muskel kann dadurch als Pumpe eingesetzt oder
vorgespannt werden, indem die erste Elektrodenelementgruppe und/oder
die zweite Elektrodenelementgruppe mit dem ersten Endstück
und dem zweiten Endstück einen gasdichten Hohlraum umschließen.
Dieser Hohlraum wird bevorzugt durch ein Ventil gegenüber
einer Umgebung eines künstlichen Muskels abgedichtet. Wird der
künstliche Muskel kontrahiert und es stellt sich eine Volumenvergrößerung
durch die Ausbeulung im Inneren des künstlichen Muskels
ein, kann ein Nachströmen eines Fluids, beispielsweise
Luft und eine Flüssigkeit, durch das Ventil ermöglicht
werden, so dass ein Einbeulen des künstlichen Muskels bei
Vorliegen einer Zugbelastung verhindert wird. Die Elektrodenelementgruppen
werden dadurch gezwungen, sich nach außen auszudehnen und
in diesem Zustand zu verbleiben, auch wenn die Zugbelastung auf die
Endstücke vergrößert wird.
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Um
ein Einbeulen zu vermeiden, kann die Wandstärke des künstlichen
Muskels, beispielsweise durch eine entsprechende Ausgestaltung des
Dielektrikums, angepasst ausgewählt werden. Ebenfalls ist es
möglich, eine Vorbombierung auszubilden, damit bereits
im nicht kontrahierten, relaxierten Zustand eine leichte Ausbeulung
vorhanden ist.
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Um
die Kraftdichte des künstlichen Muskels zu erhöhen,
können zusätzliche Elektrodengruppen vorgesehen
sein. Bevorzugt sind dann alle Elektrodengruppen so angeordnet,
dass sich ein symmetrischer, insbesondere ein rotationssymmetrischer, künstlicher
Muskel ergibt. Ebenfalls ist es möglich, mehrere Elektrodengruppen
hintereinander zu schalten, um den Gesamtweg der Verkürzung
zu erhöhen.
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Eine
energetische Verbesserung bei einer Vielzahl von konzentrisch zueinander
Elektrodengruppen besteht darin, wenn die Elektrodenabstände unterschiedlich
groß sind, also die Schichtdicke des Dielektrikums zwischen
Kathode und Anode sich von Schicht zu Schicht ändert. Die äußeren
Schichten können dicker als die inneren Schichten sein,
um die Unterschiede in der Krümmung auszugleichen, da die
Krümmung innen größer als außen
ist.
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Auch
können unterschiedliche Elektrodenabstände vorgesehen
sein, um unterschiedliche Ansprechverhalten bei gleicher angelegter
Spannung zu erzeugen. Größere Abstände
führen zu einer weniger großen Anziehungskraft
der Elektroden, so dass über die Einstellung des Abstandes
der Elektroden zueinander unterschiedliche Kontraktionsstärken
eingestellt werden können. Gleiches kann auch durch eine
Variation der Dielektrika erfolgen, so dass bei gleich bleibenden
Abmessungen und unterschiedlichen Dielektrika unterschiedliche Kontraktionsstärken
bei gleicher angelegter Spannung erzeugt werden können.
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Die
Erfindung betrifft ebenfalls Prothesen oder Orthesen, die mit einem
oben beschriebenen künstlichen Muskel ausgestattet sind.
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Im
Folgenden wird ein exemplarisches Ausführungsbeispiel der
Erfindung anhand der beigefügten Zeichnungen näher
erläutert. Dabei zeigt
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1 einen
erfindungsgemäßen elektrischen Muskel in einer
relaxierten Stellung,
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2a einen
Querschnitt durch den künstlichen Muskel gemäß 1 in
spannungsfreiem Zustand,
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2b den
Querschnitt gemäß 2a, bei dem
eine elektrische Spannung zwischen den beiden Elektrodenelementgruppen
angelegt ist, und
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3 einen
kontrahierten elektrischen Muskel. Die
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4a, 4b zeigen
einen Schnitt durch eine Elementarzelle des elektrischen Muskels,
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5 zeigt
einen Querschnitt durch einen aus mehreren Elektrodenelementgruppen
aufgebauten elektrischen Muskel in einer schematischen Ansicht,
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6 zeigt
eine schematische Ansicht eines elektrischen Muskels mit Elektrodenelementgruppen, die
entlang spiralförmig verlaufender Flächen angeordnet
sind, und
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7 zeigt
eine weitere Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
elektrischen Muskels mit hintereinander geschalteten Teil-Muskeln.
In
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8 ist
ein alternativer erfindungsgemäßer elektrischer
Muskel gezeigt.
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1 zeigt
einen künstlichen elektrischen Muskel 10 mit einem
ersten Endstück 12 und einem zweiten Endstück 14,
die beide scheibenförmig und einander gegenüberliegend
angeordnet sind. Zwischen dem ersten Endstück 12 und
dem zweiten Endstück 14 ist eine erste Elektrodenelementgruppe 16 angeordnet,
die eine Vielzahl an Elektrodenelementen 18.1, 18.2,
... aufweist. Im Folgenden bezeichnen Bezugszeichen ohne Zählsuffix
jeweils das Objekt als solches. Alle Elektrodenelemente 18 sind mit
einem ersten Ende fest mit dem ersten Endstück 12 und
mit einem zweiten Ende mit dem zweiten Endstück 14 verbunden,
so dass die beiden Endstücke 12, 14 nicht
entlang einer Längsachse A, die entlang einer x-Achse verläuft,
voneinander beabstandbar sind.
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Die
Elektrodenelemente 18 der ersten Elektrodenelementgruppe 16 sind
entlang einer Zylindermantelfläche F1 angeordnet,
die eine geschlossene Fläche darstellt. Die zu der Zylindermantelfläche
F1 zugehörigen Stirnseiten werden
durch die Endstücke 12 und 14 gebildet.
Die Elektrodenelemente 18 sind in ihrer Längsrichtung
A (x-Richtung) im Wesentlichen unelastisch. Das heißt,
dass beim Betrieb des elektrischen Muskels 10 auftretende
Kräfte so klein sind, dass die dadurch hervorgerufene relative
Längung der Elektrodenelemente 18 beispielsweise
unterhalb von 5‰ liegt. Die Elektrodenelemente 18 sind flexibel,
so dass die beiden Endstücke 12, 14 in
y- und z-Richtung leicht gegeneinander verschoben werden können.
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2a zeigt
einen Querschnitt in y-/z-Richtung durch den künstlichen
Muskel 10 gemäß 1. Es ist
zu erkennen, dass die Elektrodenelemente 18 elektrisch
mit einer ersten Elektrode in Form einer Anode 20 verbunden
sind, die durch das erste Endstück 12 hindurch
verläuft (vergl. 1). Über
die Anode 20 kann eine elektrische Spannung an die Elektrodenelemente 18 der
ersten Elektrodenelementgruppe 16 angelegt werden.
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Die
Elektrodenelemente 18 sind auf der Zylindermantelfläche
F1 um einen Kreismittelpunkt M angeordnet.
Konzentrisch dazu sind zweite Elektrodenelemente 22.1, 22.2,
..., entlang einer zweiten Zylindermantelfläche F2 angeordnet, die eine zweite Elektrodenelementgruppe 24 bilden.
Es ist möglich, nicht aber notwendig, dass jeweils einem
ersten Elektrodenelement 18 genau ein zweites Elektrodenelement 22 gegenüberliegt.
Zwischen der ersten Elektrodenelementgruppe 16 und der
zweiten Elektrodenelementgruppe 24 ist ein hohlzylinderförmiges Dielektrikum
angeordnet. Das Dielektrikum 26 kann beispielsweise aus
einer Umhüllung 28 und einer dielektrischen Gallerte 30 aufgebaut
sein.
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Das
Dielektrikum 26 ist so aufgebaut, dass es sich stets zwischen
den beiden Zylindermantelflächen F1 und
F2 befindet und die Zylindermantelflächen
F1, F2 nicht durchqueren
kann. Dazu ist beispielsweise die Umhüllung 28 entsprechend
dicht und steif ausgelegt.
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Die
zweiten Elektrodenelemente 22 der zweiten Elektrodenelemente 24 sind
elektrisch mit einer zweiten Elektrode in Form einer Kathode 32 kontaktiert, über
die eine elektrische Spannung an sie angelegt werden kann. Die Anode 20 und
die Kathode 32 sind elektrisch gegeneinander durch das
Dielektrikum 26 isoliert.
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2a zeigt
den potentialfreien Zustand. Das heißt, dass zwischen Anode 20 und
Kathode 32 keine Potentialdifferenz besteht. Es sei darauf
hingewiesen, dass es nicht notwendig ist, dass die ersten Elektrodenelemente 18 radial
außerhalb der zweiten Elektrodenelemente 22 angeordnet
sind. Es wäre entsprechend möglich, die Bezeichnungen
für Anode und Kathode zu vertauschen. Die Bezeichnung Anode
bzw. Kathode dient lediglich der Verständlichkeit.
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2b zeigt
den Zustand, in dem eine Spannung zwischen der Anode 20 und
der Kathode 32 anliegt. Dadurch kommt es zu einer negativen
elektrostatischen Aufladung der zweiten Elektrodenelemente 22 gegenüber
den positiv aufgeladenen ersten Elektrodenelementen 18.
Die ungleichnamig geladenen Elektrodenelemente ziehen einander an,
so dass ein Innendruck p des Dielektrikums 26 ansteigt.
Der erhöhte Innendruck p übt auf die erste Zylindermantelfläche
F1 und die zweite Zylindermantelfläche
F2 eine hydrostatische Kraft aus. Da die
erste Zylindermantelfläche F1 größer
ist als die zweite Zylindermantelfläche F2 wirkt
netto eine Kraft Fradial radial nach außen.
Die Ausbeulung findet statt, da sich bei einem gleichbleibenden
Volumen eine Vergrößerung der Mantelfläche
einstellt.
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3 zeigt,
dass die radial nach außen wirkende Kraft Fradial zu
einem Ausbuchten der Elektrodenelemente 18 in y-z-Richtung
führt, d. h. radial nach außen. Dadurch sinkt
ein Abstand zwischen den beiden Endstücken 12, 14 von
LR im relaxierten Zustand auf Lk im
kontrahierten Zustand. Bei Kurzschließen der beiden Elektrodenelementgruppen 16, 24 drückt
die Biegespannung der Elektrodenelemente die beiden Endstücke 12, 14 wieder
auseinander.
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Das
Dielektrikum 26 umschließt einen Hohlraum in Form
eines Innenraums 34 (vergl. 2b), der
gegenüber einer Umgebung des künstlichen Muskels 10 gasdicht
abgedichtet ist. Über ein Ventil 36, das in 1 schematisch
eingezeichnet ist, kann ein Gas- bzw. Flüssigkeitsaustausch
zwischen dem Innenraum 34 und der Umgebung freigegeben
oder abgesperrt werden. Auf diese Weise kann der elektrische Muskel 10 als
Pumpe eingesetzt werden, wenn das Hohlraumvolumen durch die Ausbeulung
vergrößert und durch die Relaxierung wieder verringert wird.
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4a zeigt
einen Schnitt durch eine Elementarzelle des künstlichen
Muskels. Es sind die Elektrodenelemente 18.1 und 18.2 der
ersten Elektrodenelementgruppe 16 und die Elektrodenelemente 22.1, 22.2 der
zweiten Elektrodenelementgruppe 24 schematisch eingezeichnet.
Das Dielektrikum 26 umgibt die Elektrodenelemente in dieser
Ausführungsform in Form einer Elastomermatrix.
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4b zeigt
das Grundprinzip des erfindungsgemäßen elektrischen
Muskels, wenn an die Elektrodenelemente 18.1, 18.2, 22.1, 22.2 eine Spannung
angelegt wird. In diesem Fall stoßen sich die gleichnamig
geladenen Elektrodenelemente 18.1, 18.2 der ersten
Elektrodenelementgruppe 16 untereinander ab und ziehen
die zweiten Elektrodenelemente 22.1 und 22.2 der
zweiten Elektrodenelementgruppe 24 elektrostatisch an.
Da eine Ausdehnung in x-Richtung, also in Längsrichtung
A, aufgrund der Inelastizität der Elektrodenelemente 18, 22 nicht
in Betracht kommt, dehnt sich auf Grund der Volumenkonstanz die
Elementarzelle des künstlichen Muskels entlang der ersten
Fläche F1 bzw. der zweiten Fläche
F2 aus. Diese Ausdehnung wird umgesetzt
in eine Bewegung der Endstücke relativ aufeinander zu oder
relativ voneinander weg.
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5 zeigt
schematisch eine Parallelschaltung von mehreren Elektrodenelementgruppen.
Neben der ersten Elektrodenelementgruppe 16 und der zweiten
Elektrodenelementgruppe 24 existiert eine dritte Elektrodenelementgruppe 38,
die Elektrodenelemente enthält. Die Elektrodenelemente
der dritten Elektrodenelementgruppe 38 sind in 5 nicht
zu erkennen, da es sich um einen Querschnitt handelt. Der künstliche
Muskel 10 umfasst zudem eine vierte Elektrodenelementgruppe 40,
eine fünfte Elektrodenelementgruppe 42 und eine
sechste Elektrodenelementgruppe 44. Die zweite, vierte
und sechste Elektrodenelementgruppe 24, 40, 44 sind
gemeinsam an der Kathode 32 angeschlossen. Die erste, dritte
und fünfte Elektrodenelementgruppe 16, 38, 42 ist
gemeinsam an der Anode 20 angeschlossen. Durch Anlegen
einer Spannung V zwischen Anode 20 und Kathode 32 kommt
es zu einer Kontraktion des Dielektrikums 26 in einer Dickenrichtung
D und zu einer Expansion in einer Umfangsrichtung U, was zu einem Ausbauchen
des künstlichen Muskels 10 führt (vergleiche 3).
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6 zeigt
eine weitere Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
künstlichen Muskels 10, bei dem der Übersichtlichkeit
halber die Endstücke weggelassen und die Elektrodenelementgruppen
teilweise abgewickelt gezeigt sind. Die Elektrodenelementgruppen
sind nunmehr entlang einer spiralförmigen Fläche
F1 bzw. F2 angeordnet.
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7 zeigt
eine erfindungsgemäße Ausführungsform,
bei der ein erster künstlicher Teil-Muskel 46.1 hinter
einem zweiten Teil-Muskel 46.2 angeordnet ist. Es können
so eine Vielzahl von Teil-Muskeln hintereinander angeordnet werden.
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8 zeigt
eine weitere alternative Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
künstlichen Muskels 10, bei dem die Endstücke 12, 14 als
Ringe ausgebildet sind.
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- 10
- Künstlicher
Muskel
- 12
- erstes
Endstück
- 14
- zweites
Endstück
- 16
- Elektrodenelementgruppe
- 18
- Elektrodenelement
- 20
- Anode
- 22
- zweite
Elektrodenelemente
- 24
- zweite
Elektrodenelementgruppe
- 26
- Dielektrikum
- 28
- Umhüllung
- 30
- Gallerte
- 32
- Kathode
- 34
- Innenraum
- 36
- Ventil
- 38
- dritte
Elektrodenelementgruppe
- 40
- vierte
Elektrodenelementgruppe
- 42
- fünfte
Elektrodenelementgruppe
- 44
- sechste
Elektrodenelementgruppe
- 46
- Teil-Muskel
- A
- Längsrichtung
- M
- Kreismittelpunkt
- F1
- erste
Zylindermantelfläche
- F2
- zweite
Zylindermantelfläche
- p
- Innendruck
- Fradial
- Kraft
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - „Biominetics
Using Electroactive Polymers (EAP) as Artificial Muscles – a
Review” von Yoseph Bar-Cohen, Journal of Advanced Materials, Volume
38, No. 4, October 2006 [0002]
- - „Contractile dielectric elastomer actuator with folded
shape” von F. Carpi und D. De Rossi, Proceedings of SPIE
Vol. 6168, 61680 D-1 [0003]