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Stand der Technik
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Die
Erfindung betrifft ein Laserschweißverfahren zum Verschweißen
von mindestens zwei Bauteilen gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1. Ferner betrifft die Erfindung eine Laserschweißvorrichtung
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 11.
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Bekannte
Laserschweißverfahren können zeitlich im Wesentlichen
in drei Phasen unterteilt werden. Während einer sogenannten
Auframpungsphase wird zunächst der Energieeintrag des Laserstrahls pro
Flächen- und Zeiteinheit erhöht, bis eine gewünschte
Flächenleistungsdichte erreicht ist. Diese wird über
eine auf die Auframpungsphase folgende Schweißphase aufrecht
erhalten, wobei in einer auf die Schweißphase folgenden
Abrampungsphase der Energieeintrag des Laserstrahls pro Flächen-
und Zeiteinheit stetig wieder reduziert wird.
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Beim
Schweißen mit Laserstrahlung wird der Laserstrahl dabei
während sämtlicher vorgenannter Zeitphasen auf
das zu fügende Material fokussiert. Die Absorption des
Laserlichts führt zum Aufheizen und Aufschmelzen und oftmals
zur teilweisen Verdampfung des Materials. Aus der beim Fügen
mehrerer Fügepartner erfolgenden Durchmischung der Schmelze
und der anschließenden Wiedererstarrung des Materials entsteht
die Schweißverbindung. Durch die lokale Wärmedehnung,
gegebenenfalls eine Gefügeumwandlung und die Erstarrung
des Materials tritt unerwünschter Verzug auf, der am Bauteil zur
Form- und Maßänderungen und somit zu Funktionsbeeinträchtigungen
und im ungünstigsten Fall zum Ausfall führen kann.
Insbesondere beim Schweißen von ungleichartigen Verbindungen,
d. h. von verschiedenen Werkstoffen, können aufgrund von
unterschiedlichen Wärmedehnungskoeffizienten während der
Schweißung Risse entstehen.
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Bei
der herkömmlichen Umfangsschweißung mit Hilfe
von Laserstrahlung tritt, bedingt durch einen Anfangs- und Endpunkt
und eine Überlappungszone, die zweimal überfahren
wird, eine ungleichmäßige und unsymmetrische Erwärmung
der Fügezone auf. Die Asymmetrie der Schweißung
führt zu einer Abweichung im Plan- und Rundlauf des Bauteils.
Beispielsweise beim Schweißen von Ventilsitzen kann dies
zur Beeinträchtigung der Dichtfunktion des Ventils führen.
Bei Umfangsschweißnähten wird das Bauteil des
Weiteren durch das Zusammenziehen der Naht beim Abkühlen
längs gestaucht und daraufhin geknickt.
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Nullverzug
in radialer Richtung lässt sich – zumindest theoretisch – durch
das homogene Einbringen von Energie, d. h. die gleichmäßige
symmetrische Erwärmung der Fügezone erreichen.
Nachteil hierbei ist, dass Strahlquellen mit relativ hoher Leistung
bzw. Pulsdauer benötigt werden, um ausreichende Intensitäten
und damit Einschweißtiefen zu erzielen.
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Aus
DE 103 55 051 A1 ist
ein Laserschweißverfahren bekannt, bei dem der Laserstrahl
derart gesteuert oder geregelt wird, dass der kritische Energieeintrag
pro Flächeneinheit und Zeiteinheit nicht überschritten
wird, um dadurch eine Abzeichnung der Laserschweißnaht
auf der dem Laserstrahl abgewandten Seite der miteinander zu verschweißenden
Werkstücke zu erreichen. Der Bauteilverzug wird hierdurch
nicht minimiert.
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Offenbarung der Erfindung
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Technische Aufgabe
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein alternatives Laserschweißverfahren
sowie eine alternative Laserschweißvorrichtung vorzuschlagen, mit
denen, trotz einer inhomogenen Energieeinbringung, ein Verzug zumindest
weitgehend ausgeglichen werden kann.
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Technische Lösung
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Diese
Aufgabe wird hinsichtlich des Laserschweißverfahrens mit
den Merkmalen des Anspruchs 1 und hinsichtlich der Laserschweißvorrichtung
mit den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteran sprüchen
angegeben. In den Rahmen der Erfindung fallen sämtliche
Kombinationen aus zumindest zwei von in der Beschreibung, den Ansprüchen
und/oder den Figuren angegebenen Merkmalen. Zur Vermeidung von Wiederholungen
sollten verfahrensgemäß offenbarte Merkmale auch
als vorrichtungsgemäß offenbart gelten und beanspruchbar sein.
Ebenso sollen vorrichtungsgemäß offenbarte Merkmale
als verfahrensgemäß offenbart gelten und beanspruchbar
sein.
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Der
Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, die zu fügenden Bauteile
durch eine, vorzugsweise kurzzeitige, Erhöhung des Energieeintrags
des Laserstrahls pro Flächen- und Zeiteinheit während
der Abrampungsphase zu richten. Anders ausgedrückt wird
in der Abrampungsphase, während der der Energieeintrag
des Laserstrahls pro Flächen- und Zeiteinheit im Stand
der Technik stetig reduziert wird, vorzugsweise an einer bestimmten
Umfangsposition, ganz besonders bevorzugt in Form eines kurzen Peaks
erhöht. Noch anders ausgedrückt wird während
der Abrampungsphase, vorzugsweise an einer bestimmten Stelle am
Umfang der mindestens zwei Bauteile, die Leistung des Laserstrahls
kurzzeitig erhöht, d. h. es wird ein kurzer Leistungs-
bzw. Wärme-Peak eingebracht, damit sich der Verzug durch die
vermehrt eingebrachte Wärme in die entsprechende Richtung
lenken lässt. Da der Bauteilverzug mit der Wärmeeinbringung
betragsmäßig korreliert, kann durch geeignete
Positionierung und Dimensionierung einer Energieeintragserhöhung
während der Abrampungsphase ein Ausgleich des Bauteilverzugs realisiert
werden. Besonders bevorzugt ist eine Ausführungsform, bei
der der Energieeintrag ein einziges Mal während der Abrampungsphase
erhöht wird – das stetige Abfallen des Energieeintrags
während der Abrampungsphase also einmal unterbrochen wird – wobei
auch eine Ausführungsform realisierbar ist, bei der an
mindestens zwei zeitlich aufeinander folgenden Zeitpunkten während
der Abrampungsphase eine, vorzugsweise jeweils kurze, ganz besonders
bevorzugte peakartige Erhöhung des Energieeintrags des
Laserstrahls pro Flächen- und Zeiteinheit erfolgt.
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In
Weiterbildung der Erfindung ist mit Vorteil vorgesehen, dass die
Größe und/oder die Position und/oder die Richtung
eines Verzugs zumindest eines der Bauteile gemessen wird, und dass
die Größe, die Zeitdauer und die (Umfangs-)Position
des erhöhten Energieeintrags während der Abrampungsphase
auf Basis der vorerwähnten, durchgeführten Bauteilverzugsmessung,
insbesondere Formmessung, derart berechnet wird, dass aus der Erhöhung des
Energieeintrags ein Verzugsvektor resultiert, der den gegebenen
Verzug des Bauteils auszugleichen versucht. Anders ausgedrückt
wird durch eine, vorzugsweise dreidimensionale, Vermessung der zu
fügenden bzw. gefügten Bauteile eine Berechnungsgrundlage
zum Berechnen der Größe, der Zeitdauer und der
Position des erhöhten Energieeintrags (vorzugsweise Peaks)
bereitgestellt. Besonders bevorzugt ist es dabei die aktuelle Form
des Bauteils inline zu messen und den Energieeintrag des Laserstrahls pro
Flächen- und Zeiteinheit während der Abrampungsphase
nachzuregeln, vorzugsweise derart, dass ein Nullverzug resultiert.
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Ganz
besonders bevorzugt ist eine Ausführungsform des Laserschweißverfahrens,
bei der der Verzugsvektor derart berechnet und realisiert wird, dass
er der Richtung des Verzugs entgegengerichtet wird. Ist beispielsweise
ein in Richtung eines 90° Winkels in radialer Richtung
orientierter Verzug gegeben, so wird das Maximum des erhöhten
Energieeintrags gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des
Verfahrens bei einem Umfangswinkel von 270° platziert,
um somit dem ursprünglichen Verzug entgegenzuwirken.
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In
Weiterbildung der Erfindung ist mit Vorteil vorgesehen, dass die
Schweißnaht während der Schweißphase
nicht nur über einen Umfangsabschnitt der beiden Bauteile
realisiert wird, sondern über einen 360° überschreitenden
Umfangswinkel, vorzugsweise über einen Umfangswinkel von
370° oder größer.
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Besonders
zweckmäßig ist es, wenn die Größe
des erhöhten Energieeintrags pro Flächen- und Zeiteinheit
während der Abrampungsphase das Leistungsniveau pro Flächeneinheit
des Laserstrahls während der Schweißphase nicht
erreicht, wodurch die Energiekosten minimiert werden können.
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Ganz
besonders bevorzugt ist eine Ausführungsform, bei der der
Energieeintrag pro Flächen- und Zeiteinheit während
der Abrampungsphase durch eine Modulation der Laserleistung verändert, d.
h. vorzugsweise kurzzeitig erhöht wird. Ganz besonders
bevorzugt ist es, wenn die Erhöhung des Energieeintrags
pro Flächen- und Zeiteinheit ausschließlich aus
einer Modulation der Laserleistung resultiert.
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Zusätzlich
oder alternativ zu einer Modulation der Laserleistung ist es denkbar,
den Energieeintrag pro Flächen- und Zeiteinheit durch eine
Modulation der Relativgeschwindigkeit zwischen dem Laserstrahl und
den Bauteilen zu verändern, vorzugsweise kurzzeitig zu
erhöhen.
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In
Weiterbildung der Erfindung ist mit Vorteil vorgesehen, dass der
Laserstrahlfokus, d. h. die Flächeneinheit, die von dem
Laserstrahl beaufschlagt wird, während der Schweißphase
und/oder während der Abrampungsphase nicht verändert
wird, also der Energieeintrag pro Flächen- und Zeiteinheit
durch eine Modulation der Laserleistung und/oder der Relativgeschwindigkeit
zwischen Laserstrahl und Bauteilen verändert wird.
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Ganz
besonders bevorzugt ist eine Ausführungsform des Laserschweißverfahrens,
bei der mit dem Laserschweißverfahren zwei, zumindest im Schweißbereich
rotationssymmetrisch ausgebildete, vorzugsweise zylindrisch konturierte,
Bauteile miteinander verschweißt werden.
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Die
Erfindung führt auch auf eine Laserschweißvorrichtung,
vorzugsweise zur Durchführung eines zuvor beschriebenen
Laserschweißverfahrens. Die Laserschweißvorrichtung
zeichnet sich dadurch aus, dass die Steuer- und/oder Regeleinrichtung
zur Einstellung des Energieeintrags pro Flächen- und Zeiteinheit
während der Abrampungsphase derart ausgebildet ist, dass
diese den Energieeintrag während der Abrampungsphase mindestens
einmal, vorzugsweise ausschließlich einmal, erhöht,
um hierdurch einen Verzugsvektor zu erzeugen, der den Bauteilverzug
der gefügten Bauteile entgegenwirkt.
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In
Weiterbildung der Erfindung ist mit Vorteil vorgesehen, dass die
Laserschweißvorrichtung eine Messeinrichtung, vorzugsweise
eine dreidimensional messende Formmesseinrichtung umfasst, mit der, ganz
bevorzugt inline, die Größe und/oder die Position
und/oder die Richtung eines Verzugs, zumindest eines der Bauteile,
vorzugsweise während dem Erzeugen der Schweißnaht,
gemessen werden kann, wobei die Steuer- und/oder Regeleinrichtung
bzw. eine Logikeinheit dieser Einrichtung derart ausgebildet ist,
dass diese die exakte Größe, Zeitdauer und Position
des erhöhten Energieeintrags des Laserstrahls während
der Abrampungsphase auf Basis der vorerwähnten Verzugsmessung
derart berechnet, dass ein den Verzug, zumindest weitgehend, ausgleichender,
vorzugsweise der Verzugsrichtung entgegengesetzter, Verzugsvektor
resultiert.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Weitere
Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele
sowie anhand der Zeichnungen. Diese zeigen in:
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1:
einen Verzug einer gefügten Bauteilpaarung,
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2:
eine schematische Darstellung einer Bauteilpaarung in einer Ansicht
von oben in einem ebenen Polarkoordinatensystem und
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3:
ein Diagramm, das den Verlauf der Laserstrahlleistung über
den Umfangswinkel zeigt, wobei die Bauteilfläche, die von
dem Laserstrahl beaufschlagt wird, konstant bleibt.
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Ausführungsformen
der Erfindung
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In 1 ist
eine Fügeverbindung aus einem ersten Bauteil 1 und
einem zweiten Bauteil 2 gezeigt. Bei den Bauteilen 1 und 2 handelt
es sich um rotationssymmetrische, zylindrische Bauteile. Die Bauteile 1, 2 sind
mit Hilfe einer sich über den gesamten Umfang der Bauteile 1 und 2 erstreckenden
Schweißnaht 3 miteinander verschweißt.
Zu erkennen ist, dass das erste, in der Zeichnungsebene obere Bauteil,
in der Zeichnungsebene nach rechts geneigt, d. h. verzogen ist.
In der Zeichnungsebene links ist ein Verzugsvektor V eingezeichnet,
der während einer später noch zu erläuternden
Abrampungsphase während der Laserschweißung erzeugt
wird, um den Verzug der Bauteile 1, 2 auszugleichen.
Zu erkennen ist, dass die Richtung des Verzugsvektors V der Richtung
des Bauteilverzugs entgegengerichtet ist.
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In 2 ist
ein Bauteilverzug zweier Bauteile 1, 2 in einer
Ansicht von oben in einem Polarkoordinatensystem gezeigt. Der Pfeil
S kennzeichnet die Schweißrichtung, in der der Laserstrahlvorschub
erfolgt. Zu erkennen ist, dass das Bauteil 1 in etwa in 450
Richtung geneigt, d. h. relativ zur auf der Zeichnungsebene stehenden
Vertikalen verzogen ist. Zum Ausgleichen dieses Verzugs, d. h. zum
Herstellen eines Nullverzugs, wird der Leistungseintrag des Laserstrahls
pro Flächen- und Zeiteinheit während der vorerwähnten
Abrampungsphase derart gesteuert und geregelt, dass an einer bestimmten
Umfangswinkelposition eine Erhöhung E des Energieeintrags erfolgt.
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Im
Folgenden wird das den Schweißablauf beschreibende Diagramm
gemäß 3 beschrieben. Bei dem Diagramm
ist auf der Y-Achse die Laserstrahlleistung, also der Energieeintrag
pro Zeiteinheit aufgetragen. Die x-Achse gibt den zugehörigen Umfangswinkel
in [°] wieder. Die Größe der Flächeneinheit,
auf die der Laserstrahl während des Laserschweißverfahrens
auftrifft, ist über die gesamte Verfahrensdauer konstant.
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In
einer mit I gekennzeichneten Auframpungsphase wird die Laserleistung
ausgehend von null auf PSchweiß erhöht.
Ab Erreichen von PSchweiß beginnt,
folgend auf die Auframpungsphase I, die eigentliche Schweißphase
II, bei der eine sich über den Umfang der Bauteile 1, 2 gemäß 1 erstreckende Schweißnaht
erzeugt wird. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel beginnt
bei 370° die mit III gekennzeichnete Abrampungsphase, in
der im Stand der Technik der Energieeintrag des Laserstrahls pro
Flächen- und Zeiteinheit linear reduziert wird. Dieser
lineare Verlauf wird bei dem gezeigten Verfahren durch einen erhöhten
Energieeintrag E (Peak) während der Abrampungsphase unterbrochen.
Anders ausgedrückt, wird der Energieeintrag pro Flächen- und
Zeiteinheit, d. h. die Laserstrahlleistung bei konstanter Flächeneinheit,
kurzzeitig erhöht, wobei die Größe der
Schweißleistung PSchweiß nicht
erreicht wird. Mit Hilfe einer nicht gezeigten Regel- und Steuereinrichtung
wird der Energieeintrag pro Flächen- und Zeiteinheit derart
berechnet, dass aus dem erhöhten Energieeintrag E ein in 2 schematisch angedeuteter
Verzugsvektor V resultiert, der dem Bauteilverzug entgegenwirkt.
Die Berechnung erfolgt bevorzugt auf Basis einer inline Formmessung
vor und/oder oder während und/oder nach der Schweißnahterzeugung.
Durch eine gezielte Wärmeeinbringung an einer bestimmten
Position mit einer bestimmten Größe können
die Bauteile 1, 2 gerichtet, d. h. so gelenkt
werden, dass zumindest näherungsweise ein Nullverzug resultiert,
was sich vorteilhaft auf die Fügepaarung, bestehend aus
den Bauteilen 1, 2, auswirkt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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