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Technisches Anwendungsgebiet
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren sowie eine Vorrichtung bei dem
die Haut einer Person mit einem elektromagnetischen Messstrahl beaufschlagt wird
und in innere Geweberegionen eingedrungene, dort an inneren Strukturen
reflektierte und/oder gestreute, und danach aus der Haut wieder
austretende elektromagnetische Strahlung erfasst wird. Bevorzugte
Anwendungsgebiete sind solche, bei denen eine sichere, insbesondere
betrugssichere und schnelle Personenidentifizierung gewünscht
ist, wie insbesondere im Bereich der Flugsicherheit und der Zutrittsüberwachung
zu sicherheitssensiblen Arbeitsbereichen. Weitere Anwendungsgebiete
sind zum Beispiel automatisierte Grenzkontrollen oder die Personenidentifizierung
für administrative Zwecke, wie etwa in Personal-, Pass-,
Führerschein- und Sozialversicherungsbehörden.
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Stand der Technik
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Es
ist bereits bekannt, einzelne Bereiche des Profils der Hautoberfläche
zur Identifizierung von Personen zu verwenden. Dabei werden üblicherweise
die individuell unterschiedlichen Fingerlinienbilder, aber auch
Linienbilder der Handinnenfläche und der Fußsohle
von Menschen als biometrische Merkmale zur Personenidentifikation
genutzt. Diese Linienbilder entstehen durch die linienförmige
Anordnung der Papillen in der Leistenhaut. Diese Papillenanordnung,
welche eigentlich im intra- bis subkutanen Gewebebereich angeordnet
ist, führt an der Oberfläche der Haut zu einer ähnlich
strukturierten einzigartigen Oberflächentopographie der
Haut.
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Im
Stand der Technik werden bereits verschiedene Technologien zur Erfassung
von Fingerlinienbildern eingesetzt. So lassen sich Fingerlinienbilder
u. a. beispielsweise mit einem optischen Verfahren ermitteln, bei
dem die auf einem Glaskörper ruhende Hautoberfläche
(z. B. Finger) mit einer Lichtquelle bestrahlt und der an der Grenzfläche
zwischen Glaskörper und Hautoberfläche reflektierte
Strahlungsanteil von einem optischen Detektor erfasst wird. Aufgrund
ihrer unebnen Oberflächenstruktur hat die Haut dabei an
ihren Fingerlinienbergen Kontakt mit dem Glaskörper, an
ihren Fingerlinientälern liegt zwischen Hautoberfläche
und Glaskörper dagegen ein kleiner Luftspalt vor. Wegen
des unterschiedlichen Brechungsindexsprungs zwischen Glas zu Luft
einerseits und Glas zu Haut andererseits führt dies zu
unterschiedlichen Reflexionsgraden an der Grenzfläche,
so dass die reflektierte Strahlung am optischen Detektor ein einem
konventionellen Fingerabdruck entsprechendes Bild abbildet.
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Andere
Verfahren verwenden kapazitive Sensoren oder piezoelektrische Sensoren.
Auch deren Messergebnisse entsprechen denen eines Fingerabdrucks.
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Nachteilig
an den genannten Techniken ist, dass sie beschränkt sind
auf Messungen an Leistenhaut (d. h. an der Handinnenseite und der
Fußsohle), da nur dieser Hauttyp ein oberflächliches
Linienbild aufweist. Vor allem jedoch ist mit diesen Techniken lediglich
ein zweidimensionales Abbild der Oberflächentopographie
oder allenfalls der Verlauf des Oberflächenprofils ermittelbar.
Dies hat den Nachteil, dass diese Verfahren empfindlich gegenüber
Verschmutzungen der Hautauflagefläche (Glaskörper, Sensor)
sind. Zurückbleibender Schweiß, aber auch Fett,
Wassertröpfchen, Staub, etc. können ein latentes
Abbild des zuletzt untersuchten Messobjekts auf der Hautauflagefläche
(Glaskörper, Sensor) hinterlassen bzw. diese beschädigen.
Diese sogenannten ”ghost images” werden anschließend
zusammen mit einem nachfolgenden Messobjekt aufgenommen und beeinträchtigen
oder verhindern eine ordnungsgemäße Auswertung
der neuen Messdaten bzw. die Sicherheit und Korrektheit des Ergebnisses
der Personenidentifizierung. Darüber hinaus können
diese Verfahren auch vergleichsweise leicht mit betrügerischer Absicht
getäuscht werden. So können sie Gummi- oder Silikonimitate,
bei denen lediglich die Oberflächentopographie des Originalmessobjekts
nachgebildet wurde, nicht vom Originalmessobjekt, z. B. einem Finger,
unterscheiden. Derartige Gummiimitate sind relativ leicht herstellbar,
was für kriminelle Zwecke ausgenutzt wird.
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Die
Auswertung oberflächlicher Hautmerkmale zur Personenidentifikation
ist daher mit einer prinzipiellen Unsicherheit verbunden.
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In
der
EP1661058 B1 wird
darüber hinaus ein biometrisches Identifikationssystem
zum Identifizieren eines einzelnen Fingers beschrieben, bei dem die
Haut mit fokussierter Strahlung beaufschlagt und die in einem unterhalb
der Hautoberfläche befindlichen Fokuspunkt reflektierte
Strahlung mit einem Konfokalmikroskop erfasst wird. Mehrere derartige Punktmessungen
werden zu einem Intrakutanbild zusammengesetzt. Anhand der Lage
von in mehreren Intrakutanbildern aus unterschiedlicher Hauttiefe
erkannten Schweißporen erfolgt die Personenidentifizierung.
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Der
apparative Aufwand eines solchen Identifikationssystems ist allerdings
sehr hoch und nimmt mit zunehmender Messtiefe stark zu, so dass
nur aus relativ oberflächennahen Hautebenen brauchbare Resultate
erzielt werden können. Um anhand der Lage von Schweißporen
eine hinreichende Sicherheit bei der Identifizierung zu gewährleisten,
muss darüber hinaus eine vergleichsweise große
Fläche durchgescannt werden.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren
zur Personenidentifizierung bereitzustellen, mit dem eine besonders
schnelle, eindeutige und sichere Personenidentifizierung ermöglicht
wird, mit dem insbesondere Täuschungsversuche schnell und
sicher erkannt werden und bei dem ein hoher apparativer und kostenintensiver
Aufwand vermieden wird. Der Erfindung liegt darüber hinaus
die Aufgabe zugrund eine dafür geeignete, preiswerte, kompakte
und leicht, insbesondere auch ohne Fachpersonal bedienbare Vorrichtung
anzugeben.
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Darstellung der Erfindung
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Die
Lösung dieses technischen Problems erfolgt durch ein Verfahren
und eine Vorrichtung gemäß den unabhängigen
Ansprüchen. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen
werden durch die abhängigen Ansprüche angegeben
oder lassen sich aus der nachfolgenden Beschreibung und den Ausführungsbeispielen
entnehmen.
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Erfindungsgemäß wurde
erkannt, dass sich das technische Problem durch ein Verfahren zur
Personenidentifizierung mit einer Tiefenmessung lösen lässt,
bei dem ein Untersuchungspunkt der Haut einer Person mit einem elektromagnetischen
Messstrahl beaufschlagt wird und in intrakutane und/oder subkutane
Geweberegionen eingedrungene, dort an inneren Strukturen reflektierte
oder gestreute, und danach aus der Haut wieder austretende elektromagnetische
Strahlung mit einem interferometrischen Sensor erfasst wird, wobei
die erfassten Signale zur Bestimmung mindestens eines biometrischen
Merkmals, anhand dessen eine Personenidentifizierung erfolgt, genutzt
werden.
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Zur
Personenidentifizierung wird somit eine Tiefenmessung vorgenommen,
das bedeutet, es werden ein oder mehrere biometrische Merkmale ”in der
Tiefe”, das heißt ”in” und/oder
unter der Haut, also jedenfalls unterhalb der Hautoberfläche
liegende biometrische Merkmale gemessen. Lediglich ergänzend
dazu kann die Personenidentifizierung zusätzlich optional
auf eine Ermittlung eines oberflächlichen Fingerlinienbildes
bzw. eine Ermittlung der Oberflächentopographie der Haut
gestützt werden.
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Das
Verfahren ist daher unempfindlich gegenüber Verschmutzungen
der Sensoroberfläche. Da der interferometrische Sensor
biometrische Merkmale in der Haut statt nur an der Hautoberfläche misst,
führen Schweiß, Staub, etc. auf der Sensorfläche
zwar eventuell zu einer reduzierten Signalstärke, nicht
aber zu einer Veränderung der Messdaten. Dies gewährleistet
unverfälschte Messergebnisse und gestattet eine exakte
Datenanalyse im Hinblick auf eine sichere Personenidentifikation.
Täuschungsversuche werden verhindert oder zumindest stark
erschwert, da die inneren Strukturen nicht durch Imitate nachbildbar
sind.
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Bei
dem elektromagnetischen Messstrahl handelt es sich vorzugsweise
um Strahlung einer spektral breitbandigen Quelle im Sichtbaren oder
im nahen Infrarot. Besondere Vorzüge hat eine Strahlung
mit einer Wellenlänge zwischen 1250 und 1350 nm, da diese
eine hohe Eindringtiefe in das Gewebe ermöglicht, wenig
Probleme mit Dispersion auftreten und zudem geeignete Lichtquellen
und weitere optische Komponenten aus der Glasfasertechnik zur Verfügung
stehen. Zum Erzielen einer hohen Eindringtiefe in Gewebe wird typischerweise
eine mittlere Leistung im Bereich von 100 μW bis 1 W gewählt. Der
elektromagnetische Messstrahl wird fokussiert auf die Hautoberfläche
geleitet, so dass der Messfleck auf der Hautoberfläche
einen Durchmesser von ca. 2 bis 400 μm, vorzugsweise 10
bis 100 μm aufweist. Im Hinblick auf eine hohe axiale Auflösung (Auflösung
in Strahlrichtung) sollte das Spektrum der Strahlquelle zentralwellenlängenabhängig
mindestens eine Breite von 10 nm aufweisen. Beispiele für geeignete
Strahlquellen sind Superlumineszenzdioden (SLD), Leuchtdioden (LED),
Titan:Saphir-Laser und andere durch Kristallfasern spektral verbreiterte Kurzpulslaserstrahlquellen.
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Die
in dem erfindungsgemäßen Verfahren analysierte
Haut kann beispielsweise die der Hand, insbesondere eines Fingers,
sein. In diesem Fall würde es in Bezug auf die Datenaufnahme
bzw. die Interaktion mit der untersuchten Person konventionellen Verfahren ähneln,
bei denen zur Personenidentifikation der Fingerabdruck genommen
bzw. oberflächliche Fingerlinienbilder bestimmt werden,
allerdings mit den bereits genannten Vorteilen. Darüber
hinaus ist das erfindungsgemäße Verfahren jedoch
nicht auf die Untersuchung derartiger Bereiche der Leistenhaut beschränkt,
da die Personenidentifikation nicht auf die Hautoberfläche
betreffende biometrische Merkmale basiert bzw. auf deren Bestimmung
angewiesen ist. Stattdessen kann das Verfahren selbst an Körperstellen
durchgeführt werden, welche nicht von Leistenhaut bedeckt
sind. In Frage kommen etwa Identifizierungsmessungen auf üblicherweise
frei zugängigen Körperstellen, wie etwa der Stirn
oder der Fingeroberseite sowie dem Handrücken von Personen.
Mit den bei solchen Messungen zusätzlich gewonnenen biometrischen
Merkmalen könnte die Betrugssicherheit von Personenidentifizierungssystemen
weiter gesteigert werden.
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Zur
Personenidentifikation werden Signale genutzt, die von Reflexionen
bzw. Streuungen in intrakutanen oder subkutanen Geweberegionen stammen,
vorzugsweise werden Signale aus beiden, d. h. aus intrakutanen und
subkutanen Geweberegionen genutzt. Es werden somit biometrische
Merkmale in oder unter der Haut, also jedenfalls unterhalb der Hautoberfläche
liegende Merkmale gemessen bzw. bestimmt. Als innere Strukturen,
an denen der elektromagnetische Messstrahl reflektiert und/oder
gestreut wird, kommen bei Messungen in der Leistenhaut insbesondere
die Papillen in Betracht, darüber hinaus z. B. aber auch
Blutgefäße, Nerven, Schweißdrüsen
und Schweißdrüsenkanäle. Aus den erfassten
Signalen können Rückschlüsse auf die
die Reflexionen bzw. Streuungen hervorrufenden inneren Strukturen
gezogen werden und ein oder mehrere biometrische Merkmale bestimmt
werden, etwa die Lage, Anordnung und/oder Verläufe dieser
inneren Strukturen. Während beim Berühren von
Gegenständen in der Regel unwillkürlich ein Fingerlinienbild – und
damit auch ein Hinweis auf die innere Anordnung der Papillenverläufe – zurückgelassen
wird, ist zur Positionsbestimmung anderer biometrischer intra- und
subkutaner Hautmerkmale eine explizite Messung notwendig. Die Imitation
derartiger Merkmale, wie z. B. den Schweißkanalpositionen
oder dem Verlauf von Nervenbahnen und Blutgefäßen
fremder Personen ist nicht ohne weiteres möglich. Das erfindungsgemäße
Verfahren ermöglicht dadurch einen besonders hohen Gehalt
an personengebundenen und nicht die Hautoberfläche betreffenden
Informationen, wodurch die Eindeutigkeit und Sicherheit der Identifikation
erhöht und die Gefahr von erfolgreichen Täuschungsversuchen
verringert oder beseitigt wird.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt der Erfindung wird das technische Problem gelöst
durch eine Vorrichtung zur Personenidentifizierung, welche eine Tiefen-Messeinrichtung
umfasst, aufweisend eine erste Strahlungsquelle, einen für
die elektromagnetische Strahlung der ersten Strahlungsquelle transparenten
Körper, wobei eine Hautoberfläche einer zu identifizierenden
Person durch den transparenten Körper hindurch mit einem
elektromagnetischen Messstrahl der ersten Strahlungsquelle beaufschlagt werden
kann, einen interferometrischen Sensor, mit dem in intrakutane und/oder
subkutane Geweberegionen eingedrungene und dort an inneren Strukturen reflektierte
oder gestreute, und danach aus der Haut wieder austretende elektromagnetische
Strahlung erfassbar ist, eine Auswerteeinheit, mit der aus der erfassten
Strahlung mindestens ein biometrisches Merkmal der Person ermittelbar
ist und mit einer Identifizierungseinheit, mit der anhand dieses
mindestens einen biometrischen Merkmals durch Vergleich mit gespeicherten
biometrischen Merkmalen eine Personenidentifizierung durchführbar
ist.
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Die
an den inneren Strukturen gestreute und/oder reflektierte elektromagnetische
Strahlung wird mit einem interferometrischen Sensor erfasst. Es
wurde erkannt, dass ein solcher sich für die Personenidentifikation
in besonderem Maße eignet und dieser erstmals für
diesen Zweck eingesetzt. So bietet ein interferometrischer Sensor
eine vergleichsweise besonders hohe räumliche Auflösung
(in der Größenordnung von wenigen μm),
so dass die inneren Strukturen sehr genau abbildbar sind. Damit
wird eine hohe Sicherheit bei der Identifizierung ermöglicht.
Weiterer Vorteil ist die vergleichweise besonders geringe Gerätegröße,
insbesondere für ein Tomographiesystem, und damit verbunden
eine geringe Größe des gesamten Systems, was die
Anwendbarkeit des Verfahrens für viele Zwecke erst ermöglicht
oder vereinfacht. Vorteilhaft sind außerdem die geringen
Anschaffungs- und Betriebskosten sowie die vergleichsweise einfache
Bedienbarkeit des Systems, da bei Messungen zum Beispiel keine individuelle
Fokussierung oder spezifische Einstellung des Geräts auf
eine bestimmte individuelle Tiefe, beispielsweise die Tiefe, in
der die Papillen verlaufen, notwendig ist.
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Darüber
hinaus kann der interferometrische Sensor so ausgestaltet sein bzw.
wird vorzugsweise so betrieben, dass die Beaufschlagung eines einzelnen
Untersuchungspunkts der Haut mit einem elektromagnetischen Messstrahl
und die nachfolgende Erfassung der reflektierten bzw. gestreuten
Strahlung bereits unmittelbar eine 1D-Tiefeninformation (entlang
des in die Haut eindringenden Messstrahls) zur Verfügung
stellt. Die Vorteile, insbesondere in Bezug auf die Verfahrensdauer,
gegenüber einem stattdessen auf Punktmessungen basierenden
Verfahren liegen auf der Hand. Insbesondere können Imitate
bereits durch die an einem einzelnen oder wenigen Untersuchungspunkten
erhaltene 1D-Tiefeninformation nachgewiesen und ein Täuschungsversuch
somit unmittelbar festgestellt werden. Dies kann im Rahmen einer
Vorabmessung durchgeführt werden, die dem eigentlichen
Verfahren vorangeht.
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Bei
dem transparenten Körper handelt es sich um einen Körper
aus einem beliebigen Material, welches für die elektromagnetische
Strahlung, die zur Tiefenmessung verwendet wird, transparent ist, beispielsweise
einen Glaskörper. Der transparente Körper kann
insbesondere derart ausgebildet sein, dass der elektromagnetische
Messstrahl senkrecht aus der für einen Kontakt mit der
Hautoberfläche vorgesehenen Kontaktfläche des
transparenten Körpers heraustreten kann. Das damit verbundene
senkrechte Eindringen in die Haut erlaubt die größtmögliche Eindringtiefe
und damit Tiefe des Messvolumens bzw. ermöglicht es, eine
Strahlungsquelle mit geringstmöglicher Intensität
zu verwenden.
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Im
einfachsten Fall kann der transparente Körper ein plattenförmiger
Körper sein, d. h. er weist eine für einen Kontakt
mit der Hautoberfläche vorgesehenen Kontaktfläche
und eine zweite dazu parallel angeordnete Fläche auf. Dabei
ist die Messstrahl- und Detektionsrichtung senkrecht zu diesen beiden Flächen
des plattenförmigen Körpers vorgesehen.
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In
der Regel erfolgt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
insgesamt eine Strahlungsbeaufschlagung an einer Vielzahl von Untersuchungspunkten
auf einem zumindest ein-, vorzugsweise jedoch zweidimensionalen
Oberflächenbereich der Haut. Anders ausgedrückt
besteht eine Gesamtmessung aus einer Vielzahl von Einzelmessungen,
bei der jeweils ein einzelner Untersuchungspunkt der Haut mit einem
elektromagnetischen Messstrahl beaufschlagt wird. In einer vorteilhaften
Ausführungsform der Erfindung wird dabei zwischen zwei
Einzelmessungen der Auftreffort der elektromagnetischen Strahlung
auf der Hautoberfläche durch laterale Verschiebung der Hautoberfläche
oder vorzugsweise des Messstrahls verändert. Dabei erfolgt
die Strahlungsbeaufschlagung der Vielzahl von Untersuchungspunkten
innerhalb des ein- oder zweidimensionalen Oberflächenbereichs
der Haut typischerweise sukzessive, insbesondere rasterartig. Das
bedeutet, es wird typischerweise ein ein- oder vorzugsweise zweidimensionaler Oberflächenbereich
der Haut abgerastert.
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Hierfür
ist mindestens ein Mittel, z. B. ein optomechanisches Mittel wie
beispielsweise ein Linearachssystem, ein Scanner-Spiegel oder auch
ein akustooptischer Deflektor zur Führung des elektromagnetischen
Messstrahls vorhanden und so ausgebildet, dass die bei Austritt
des elektromagnetischen Messstrahls aus der für einen Kontakt
mit der Hautoberfläche vorgesehenen Kontaktfläche
des transparenten Körpers vorliegende Strahlachse des elektromagnetischen
Messstrahls lateral verschiebbar ist, so dass ein zweidimensionaler
Oberflächenbereich der Haut, welches ein erstes zweidimensionales Messfeld
definiert, abgerastert werden kann. Dieses erste zweidimensionale
Messfeld weist vorzugsweise in beiden, also in zwei orthogonalen
Richtungen jeweils eine Ausdehnung von mindestens 1 mm auf.
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Die
Einzelmessungen setzen sich gemäß einer vorgezogenen
Ausführungsform der Erfindung so zu einer Gesamtmessung
zusammen, dass die jeweils erfassten Signale insgesamt die tomographische
Abbildung eines dreidimensionalen intrakutanen und/oder subkutanen
Messvolumens ermöglichen, anders formuliert ergeben die
Einzelmessungen insgesamt eine interferometrische 3D-Messung. Für
diesen Zweck werden insbesondere die Anordnung und die Abstände
der einzelnen Untersuchungspunkte geeignet gewählt. Der
Messfleckdurchmesser benachbarter Untersuchungspunkte weist dabei
vorzugsweise einen lateralen Überlapp auf.
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Das
dreidimensionale intrakutane und/oder subkutane Messvolumen hat
eine Querschnittsfläche, die im Wesentlichen dem durchgescannten zweidimensionalen
Oberflächenbereich der Haut entspricht. Vorzugsweise weist
das dreidimensionale intrakutane und/oder subkutane Messvolumen
in Strahleindringrichtung eine Tiefe von mindestens 200 μm
auf (auf optische Weise gemessen mit einem kalibrierten OCT-Sensor
und umgerechnet unter Berücksichtigung des Brechungsindexes
des Gewebes in eine reale Tiefenangabe). Dies ermöglicht
in der Regel die Abbildung einer hinreichenden Zahl geeigneter innerer
Strukturen für eine sichere Personenidentifikation. Es
ist vorteilhaft, die Verläufe von Papillen als biometrisches
Merkmal für die Personenidentifizierung zu verwenden. Dadurch
können die mit diesem neuartigen Messverfahren gewonnenen
biometrischen Messdaten zu einer Person mit den Daten bereits bestehender
Datenbanken, die weltweit und insbesondere auch in der Europäischen
Union mit dem AFIS-Format (Automatisiertes Fingerabdruckidentifizierungssystem)
arbeiten, abgeglichen werden. Insbesondere ist es daher günstig,
wenn die Tiefe des Messvolumens so gewählt ist, dass es
die linienförmige Anordnung von Papillen, d. h. zumindest ihre
Maxima, vorzugsweise sowohl ihre Maxima als auch Minima, welche
innerhalb des durch die Querschnittsfläche des Messvolumens
vorgegebenen Bereichs liegen, vollständig umfasst.
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Typischerweise
ist es ausreichend, das Messvolumen auf intrakutane Geweberegionen
zu begrenzen. Grundsätzlich kann jedoch ein Messvolumen
mit einer noch größeren Tiefe durch die Möglichkeit
der Abbildung weiterer, tieferliegender Strukturen die Sicherheit
bei der Personenidentifikation weiter erhöhen. Alternativ
kann bei Verwendung einer größeren Tiefe eine
geringere Querschnittsfläche vorgesehen werden, ohne die
Sicherheit der Personenidentifikation einzuschränken. In
diesem Fall muss lediglich ein vergleichsweise kleiner zweidimensionaler Oberflächenbereich
der Haut abgerastert werden, was die Verfahrensdauer reduziert.
Es kann daher vorteilhaft sein, wenn das Messvolumen neben intrakutanen
auch subkutane Geweberegionen beinhaltet. Daher hat es besondere
Vorteile, wenn das dreidimensionale intrakutane und/oder subkutane
Messvolumen in Strahleindringrichtung eine Tiefe von mindestens
1 mm aufweist.
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In
jedem Fall sollte das erste zweidimensionale Messfeld eine Fläche
oder das dreidimensionale intrakutane und/oder subkutane Messvolumen
senkrecht zur Strahleindringrichtung eine Querschnittsfläche
von mindestens 1 mm2 aufweisen, so dass
in einer Richtung die laterale Ausdehnung zweier Papillarlinien
umfasst wird.
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Für
die Tiefenmessung, insbesondere die interferometrische 3D-Messung
kann beispielsweise ein interferometrischer Sensor nach dem Prinzip
der optischen Kohärenztomographie (OCT) verwendet werden.
Vorteil der OCT ist die Entkopplung der transversalen von der axialen
Auflösung. Die axiale Auflösung ist dabei nur
durch die Bandbreite des verwendeten Lichtes begrenzt. Somit kann
eine hohe Auflösung mit Lichtquellen großer Bandbreite
erreicht werden.
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Grundsätzlich
kann das OCT-Verfahren in der Zeitdomäne (Time-Domgin-OCT,
TD-OCT) oder der Frequenzdomäne (Frequency-Domain-OCT, FD-OCT) betrieben
werden. Vorzugsweise wird jedoch das erfindungsgemäße
Verfahren in der Frequenzdomäne durchgeführt,
da dadurch schnell und einfach die vollständige Tiefeninformation
(1D-Signale) erfassbar ist, ohne dabei für den Tiefenscan
bewegliche Teile zu benötigen.
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Die
Auswerteeinheit mit der die Bildrekonstruktion und die Verarbeitung
und Auswertung der Rohdaten erfolgt, umfasst eine Hardware und/oder Software.
Neben den notwendigen Koordinatentransformationen, die durch die
Scan-Vorgänge verursacht werden können, und einer
Bildkontrastierung, kann auch eine automatisierte Strukturerkennung
(z. B. von Papillarlinien) im Messvolumen sowie eine integrierte
Erkennung von Täuschungsversuchen Bestandteil der Datenverarbeitung
und der Datenauswertung sein.
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Da
die meisten weltweit angelegten Datenbanken zur Fingerabdruckpersonenidentifizierung mit
dem sogenannten AFIS-Format arbeiten, ist es sinnvoll, die Messdaten
derart aufzubereiten, dass sie Informationen im AFIS-Format zur
Verfügung stellen, im Gegensatz zu bisherigen Fingerabdruckscannern
allerdings deutlich betrugssicherer sind. Langfristig könnte
aber auch ein neues Datenformat, das nicht nur auf das zweidimensionale
Fingerlinienbild Bezug nimmt, dreidimensionale biometrische Merkmale
speichern und anhand dieser Daten Personenidentifikationen vornehmen.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung weist darüber
hinaus eine Identifizierungseinheit auf, mit der anhand eines oder
mehrerer biometrischer Merkmale durch Vergleich mit gespeicherten
biometrischen Merkmalen eine Personenidentifizierung durchführbar
ist. Diese Identifizierungseinheit umfasst typischerweise einen
Computer sowie einen Datenspeicher, eine Datenbank oder Mittel zum
Zugriff auf eine solche.
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Gemäß einer
besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird
die erfindungsgemäße Tiefenmessung durch eine
Oberflächenmessung ergänzt, zur Durchführung
der Oberflächenmessung ist zusätzlich eine 2D-Messeinrichtung
vorhanden. Als Oberflächenmessung soll dabei eine Messung
verstanden werden, bei der das Oberflächenprofil eines
zweidimensionalen Oberflächenbereichs der Haut der Person
zumindest insoweit vermessen wird, dass Teilbereiche, die mit der
für den Kontakt mit der Hautoberfläche vorgesehenen
Kontaktfläche des transparenten Körpers direkten
Kontakt haben, von Teilbereichen, die von dieser Kontaktfläche
beabstandet sind, unterschieden werden können. Das Ergebnis
der Oberflächenmessung entspricht somit dem eines Fingerabdrucks
(ohne Beschränkung auf einen Finger als Messobjekt). Möglich
ist aber auch, die Oberflächenmessung so vorzusehen, dass
sie eine vollständige Information über das Oberflächenprofil
des untersuchten zweidimensionalen Oberflächenbereichs
der Haut der Person liefert. In jedem Fall ist die Oberflächenmessung
auf oberflächliche Merkmale der Haut beschränkt.
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Eine
derartige Oberflächenmessung allein hat zwar die bereits
beschriebenen Nachteile hinsichtlich der Sicherheit und Betrugssicherheit
bei der Personenidentifikation. Als Ergänzung zu einer
Tiefenmessung bewirkt eine geeignet eingesetzte Oberflächenmessung
jedoch den Vorteil, dass das Verfahren eine schnellere und/oder
sicherere Personenidentifikation ermöglicht. Dabei kann
die Oberflächenmessung im einfachsten Fall völlig
unabhängig von der Tiefenmessung durchgeführt
und ihr Ergebnis unmittelbar für die Personenidentifizierung
berücksichtigt werden. Dafür könnte die
Oberflächenmessung vor, nach oder gleichzeitig mit der
Tiefenmessung durchgeführt werden. In einem Identifizierungsschritt
kann geprüft werden, ob Oberflächenmessung und
Tiefenmessung zu einem sich entsprechenden Ergebnis gelangen.
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Von
besonderem Vorteil ist es jedoch, die Oberflächenmessung
vor der Tiefenmessung vorzunehmen. In diesem Fall ist es möglich,
das Ergebnis der Oberflächenmessung dafür zu nutzen,
eine für die Personenidentifikation besonders geeignete,
gezielte Auswahl des Oberflächenbereichs der Haut, der
für die Tiefenmessung durchgescannt wird, zu treffen. Vorzugsweise
erfolgt somit eine Auswahl der Untersuchungspunkte und/oder des
zweidimensionalen Oberflächenbereichs für die
Tiefenmessung abhängig von der bei der Oberflächenmessung
ermittelten Oberflächentopographie. Mit der Oberflächenmessung
können in der Regel Oberflächenbereiche, die auf
das Vorliegen besonders charakteristischer innerer Strukturen hindeuten,
erkannt werden. Die Durchführung der Tiefenmessung an besonders
charakteristischen inneren Strukturen erhöht die Sicherheit
bei der Personenidentifikation.
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Andererseits
ist es auch möglich, durch die gezielte Auswahl eines besonders
geeigneten Oberflächenbereichs für die Tiefenmessung
eine (im Vergleich zum Verfahren ohne vorige Oberflächenmessung)
geringere Größe dieses Oberflächenbereichs bzw.
Messvolumens oder der Querschnittsfläche des Messvolumens
vorzusehen, ohne die Sicherheit bei der Personenidentifikation zu
verringern. Aufgrund der gezielten Auswahl des Oberflächenbereichs
mittels der Oberflächenmessung bleibt sichergestellt, dass
auch bei einer vergleichsweise geringen Größe des
Oberflächenbereichs die Zahl der im korrespondierenden
Messvolumen vorhandenen inneren Strukturen und ihre Verwendbarkeit
für die Personenidentifikation ausreichend ist, um eine
sichere Personenidentifikation zu gewährleisten. Insbesondere
werden Messungen an für die Personenidentifikation nicht
geeigneten Stellen vermieden. Durch die geringere Größe
des durchzuscannenden Oberflächenbereichs bzw. der geringeren
Anzahl von Untersuchungspunkten wird das Verfahren erheblich beschleunigt.
Neben der reduzierten Messdauer bei den Scans ausschließlich
relevanter Oberflächenbereiche führt dieses selektive
Vorgehen auch zu einer verminderten Datenmenge. Deren Verarbeitung
und Abgleich mit Datenbanken kann ebenfalls schneller erfolgen,
als im Fall einer vollständigen 3D-Messung, ohne dabei
die Identifikationssicherheit zu vermindern. Die geringe Zeitdauer
der zusätzlichen Oberflächenmessung fällt
demgegenüber nicht ins Gewicht, da für diese vergleichsweise
deutlich schnellere Messmethoden zur Verfügung stehen.
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Die
Auswahl des Oberflächenbereichs bzw. des ersten zweidimensionalen
Messfeldes für die Tiefenmessung kann dabei insbesondere
automatisiert erfolgen. Dabei werden mit einer Auswerteeinheit automatisch
Teilbereiche des mit der 2D-Messeinrichtung aufgenommenen Bildes
erkannt, welche besonders charakteristisch erscheinen, wie etwa
Endungen und Verzweigungen der Papillarleisten, und somit eine hohe
Eignung für die Personenidentifizierung durch die Tiefenmessung
erwarten lassen. Denkbar ist es auch, anhand des Ergebnisses der Oberflächenmessung
bereits (wenn möglich) eine Personenidentifizierung durch
Vergleich mit gespeicherten Referenzdaten vorzunehmen und die Auswahl
des Oberflächenbereichs bzw. des ersten zweidimensionalen
Messfeldes für die Tiefenmessung abhängig von
diesen Referenzdaten vorzunehmen, wobei die Auswahl auch in diesem
Fall automatisch erfolgen kann.
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Für
die Oberflächenmessung können grundsätzlich
verschiedene, dem Fachmann an sich bekannte Messmethoden eingesetzt
werden. Besonders gut für die Kombination mit der Tiefenmessung eignet
sich zur Durchführung der Oberflächenmessung jedoch
eine rein optische Messmethode. Hierfür wird die auf dem
transparenten Körper ruhende, zu untersuchende Hautoberfläche
durch den transparenten Körper hindurch mit einer zweiten
elektromagnetischen Strahlung bestrahlt (auch für diese
ist der transparente Körper transparent). Die dafür
verwendete Lichtquelle und/oder eine zusätzlich eingesetzte Aufweitungsoptik
ist dabei vorzugsweise so ausgebildet, dass die zweite elektromagnetische
Strahlung in der Ebene der Grenzfläche zwischen transparenten Körper
und Hautoberfläche einen derartigen Querschnitt aufweist,
dass sie den gesamten zu untersuchenden zweidimensionalen Oberflächenbereich
der Haut bestrahlt. Hierzu kommt eine Vielzahl unterschiedlicher
Lichtquellen in Frage. An dem ein zweites zweidimensionales Messfeld
definierenden Teilbereich der Kontaktfläche (bzw. deren
Innenseite) des transparenten Körpers zurück reflektierte
Strahlungsanteile werden mit einem hierfür geeignet angeordneten
optischen zweidimensionalen Sensor erfasst. Da der Brechungsindexsprung
zwischen dem Material des transparenten Körpers, wie etwa
Glas, und Luft sich von dem Brechungsindexsprung zwischen dem Material
des transparenten Körpers und Haut unterscheidet, lässt
sich anhand des vom zweidimensionalen Sensor erfassten Bildes erkennen,
an welchen Stellen die Hautoberfläche mit dem transparenten
Körper direkten Kontakt hat und an welchen Stellen zwischen
Hautoberfläche und transparenten Körper zumindest
ein kleiner Abstand besteht. Somit können insbesondere
Fingerlinienberge von Fingerlinientälern unterschieden
werden. Mit anderen Worten ist die Erfassung eines 2D-Abbildes eines
Fingerlinienmusters, d. h. eines Fingerabdrucks möglich. Es
handelt sich um eine unmittelbar zweidimensionale Messmethode, d.
h. eine Relativbewegung zwischen Messobjekt und elektromagnetischer
Strahlung, also eine Führung der Strahlung über
die zu untersuchende Oberfläche, ist nicht erforderlich.
Somit ist die Verfahrensdauer der Oberflächenmessung vernachlässigbar.
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Vorzugsweise
wird bei dieser Art der Oberflächenmessung der Effekt der
Totalreflexion ausgenutzt. Dafür wird die Lichtquelle so
angeordnet, dass die zweite elektromagnetische Strahlung beim Auftreten
eines Brechungsindexsprungs vom Material des transparenten Körpers
zu Luft totalreflektiert wird.
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Bei
dem Sensor kann es sich beispielsweise um einen Photodetektor (z.
B. CCD- oder CMOS-Kamera) handeln. Außerdem ist typischerweise
eine Detektoroptik vorhanden, mit der das reflektierte Licht auf
den Sensor, also z. B. den Photodetektor abgebildet wird.
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Bei
der Kombination der Tiefenmessung mit der beschriebenen Art der
Oberflächenmessung wird das Messobjekt durch denselben
transparenten Körper hindurch mit der ersten und der zweiten
elektromagnetischen Strahlung beaufschlagt. Hierdurch ist eine einfache
und unmittelbare zeitliche Abfolge der beiden Messverfahren möglich
mit dem geringst möglichen apparativen Aufwand. Dabei überschneiden
sich das (mit der Tiefenmessung korrespondierende) erste und das
(mit der Oberflächenmessung korrespondierende) zweite zweidimensionale
Messfeld. Der transparente Körper ist somit vorzugsweise so
ausgebildet und geformt, dass er die Beaufschlagung dieses Überschneidungsbereichs
sowohl durch die erste als auch durch die zweite elektromagnetische
Strahlung ermöglicht. Vorzugsweise kann das erste im zweiten
zweidimensionalen Messfeld enthalten oder beide Messfelder identisch
sein. Insbesondere können die beiden Messverfahren auch
gleichzeitig betrieben werden. Vorzugsweise erfolgt die Oberflächenmessung
aber vor der Tiefenmessung, so dass die Ergebnisse der Oberflächenmessung
wie bereits beschrieben für die Auswahl des mit der Tiefenmessung
untersuchten Hautbereichs herangezogen werden.
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Innerhalb
des transparenten Körpers sind die Strahlachse der ersten
elektromagnetischen Strahlung und die der zweiten elektromagnetischen Strahlung
vorzugsweise gegeneinander gekippt, d. h. die Strahlachsen weisen
also einen vorgegebenen Winkelversatz auf. Dieser Winkel beträgt
materialabhängig vorzugsweise 40° bis 70° zur
Flächennormalen. Dies erleichtert die Strahlführung
und Signalerfassung der beiden Messverfahren.
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Vorzugsweise
weist der transparente Körper neben der für einen
Kontakt mit der Hautoberfläche vorgesehenen Kontaktfläche
eine dieser Kontaktfläche gegenüberliegende, vorzugsweise
zu dieser parallele oder im Wesentlichen parallele Fläche,
sowie zwei zur Kontaktfläche geneigte Flächen
auf. Die Flächennormalen der beiden zur Kontaktfläche
geneigten Flächen weisen gegenüber der Flächennormalen der
Kontaktfläche einen vorgegebenen Winkelversatz auf. Dies
ermöglicht eine Strahlführung, bei der die Strahlachse
eines der beiden Messverfahren senkrecht zur Kontaktfläche
verläuft und für den Eingangsstrahl und den reflektierten
Strahl identisch ist, und die gegenüber den Strahlachsen
des anderen Messverfahrens geneigt sind, wobei Eingangsstrahl und
reflektierter Strahl unterschiedliche Strahlachsen aufweisen. Dabei
erfolgt der Eintritt der Strahlen in den und Austritt aus dem transparenten
Körper vorzugsweise sowohl durch die der Kontaktfläche
gegenüberliegende als auch durch die beiden geneigten Flächen
jeweils senkrecht zu der jeweiligen Fläche.
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Gemäß einer
vorgezogenen Ausführungsform der Erfindung wird die der
Kontaktfläche gegenüberliegende Fläche
als Ein- und Austrittsfläche für die erste elektromagnetische
Strahlung (d. h. Tiefenmessung) in den bzw. aus dem transparenten
Körper verwendet. Dies ermöglicht ein senkrechtes
Eindringen in die Haut mit den bereits beschriebenen Vorteilen.
Dementsprechend wird eine der geneigten Flächen als Eintritts-,
die andere geneigte Fläche als Austrittsfläche
für die zweite elektromagnetische Strahlung (d. h. Oberflächenmessung)
benutzt. Die Strahlführung der zweiten elektromagnetischen Strahlung
und/oder der transparente Körper ist vorzugsweise so ausgebildet,
dass die zweite elektromagnetische Strahlung auf die Innenseite
der Kontaktfläche des transparenten Körpers unter
einem Winkel auftrifft, der für den Übergang aus
dem Material des transparenten Körpers, insbesondere Glas, zu
Luft die Bedingung für Totalreflexion erfüllt.
Das bedeutet, der Winkel zwischen der Strahlachse und der Normalen
der Kontaktfläche ist größer als der Grenzwinkel
der Totalreflexion. Für den Übergang von Glas
zu Luft liegt dieser Grenzwinkel (θ = arcsin(n(Luft)/n(Glas)))
beispielsweise bei etwa 40°. Die Ein- und Austrittsfläche
des transparenten Körpers können beispielsweise
derart geneigt sein, dass die Strahlachse der in den transparenten
Körper eindringenden zweiten elektromagnetischen Strahlung senkrecht
zur Eintrittsfläche und die Strahlachse der an der Kontaktfläche
reflektierten Strahlung senkrecht zur Austrittsfläche liegt.
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Die
der Kontaktfläche gegenüberliegende Fläche
kann parallel zur Kontaktfläche angeordnet sein. Vorteilhaft
ist aber auch eine Ausführungsform, bei der die der Kontaktfläche
gegenüberliegende Fläche lediglich im Wesentlichen
parallel zur Kontaktfläche ist, nämlich derart
geformt, insbesondere gekrümmt ist, dass in den transparenten
Körper eintretende Messstrahlen so gebrochen werden, dass
ihr Strahlengang im transparenten Körper senkrecht zur Kontaktfläche
verläuft. Die Messstrahlen müssen somit nicht
bereits vor dem transparenten Körper senkrecht zur Kontaktfläche
ausgerichtet sein. Dies vereinfacht die Strahlführung bzw.
das Durchscannen des ersten zweidimensionalen Messfeldes und gestattet
eine unkomplizierte Bildrekonstruktion sowie eine größtmögliche
Eindringtiefe der Messstrahlung in das Messobjekt. Die gleiche Funktion
könnte jedoch auch ein zusätzliches optisches
Mittel, z. B. eine Linse, erfüllen.
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Die
Größe der der Kontaktfläche gegenüberliegende
Fläche entspricht mindestens dem ersten zweidimensionalen
Messfeld, d. h. dem mit der Tiefenmessung untersuchten Oberflächenbereich
der Haut und hat daher zumindest eine Ausdehnung von 1 mm bzw. einen
Flächeninhalt von mindestens 1 mm2,
vorzugsweise jedoch eine Ausdehnung von mindestens 4 mm und einen
Flächeninhalt von mindestens 16 mm2.
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Grundsätzlich
ist auch eine Vertauschung der Strahlengänge von Tiefenmessung
und Oberflächenmessung möglich.
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Als
transparenter Körper kann beispielsweise ein modifiziertes
Prisma, insbesondere ein Dove-Prisma eingesetzt werden.
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Die
Tiefen-(insbesondere 3D-)Messeinrichtung und die 2D-Messeinrichtung
können aufeinander kalibrierbar sein. Damit ist die Rückführbarkeit der
Ergebnisse des interferometrischen Sensors der Tiefenmesseinrichtung
und die des Sensors der 2D-Messeinrichtung gewährleistet.
Die Kalibrierung der Tiefen-Messeinrichtung, d. h. die laterale
und axiale Kalibrierung des interferometrischen Sensors und dessen
Kalibrierung in Bezug auf die 2D-Messeinrichtung bzw. des entsprechenden
Sensors kann auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Kalibrierkörpern
erfolgen. Der Kalibrierkörper kann z. B. als separates,
sensorunabhängiges Kalibrierobjekt, als sensor-externes,
also z. B. im Sensorgehäuse oder im Schutzdeckel des Sensorfelds
befindliches Kalibrierobjekt oder als sensor-internes Kalibrierobjekt,
z. B. realisiert durch Markierungen auf der Kontaktfläche
des transparenten Körpers oder im transparenten Körper,
ausgebildet sein. Der Kalibrierkörper kann insbesondere
z. B. ein transparentes Objekt sein, in dessen Inneren die zur Kalibrierung notwendigen
Markierungen mittels Laser-Innengravur vorgenommen wurden. Sowohl
für die 2D- als auch für die interferometrischen
(insbesondere 3D-)Sensoren werden die Messungen am Kalibrierkörper
bei Bedarf oder auch kontinuierlich zur integrierten Kalibrierung
und Prüfmittelüberwachung der Sensoren ausgewertet.
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Selbstverständlich
kann das beschriebene Verfahren bedarfsweise durch weitere Messmethoden
ergänzt werden, etwa durch eine Thermographieaufnahme der
Haut zwecks Lebenderkennung des Messobjekts.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Die
vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen
in Verbindung mit den Zeichnungen ohne Beschränkung des
durch die Patentansprüche vorgegebenen Schutzbereichs nochmals
näher erläutert. Hierbei zeigen:
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1:
Schematische Darstellung der Haut
-
2:
Schematische Darstellung der Erfindung
-
3:
Schematische Darstellung einer Ausführungsform der Erfindung
mit kombinierter Tiefen- und Oberflächenmessung
-
4:
Schematische Darstellung von Messbereichen in der Haut
-
Wege zur Ausführung
der Erfindung
-
Die 1 zeigt
eine schematische Darstellung der Haut. Der hier dargestellte als
Leistenhaut bezeichnete Hauttyp, welcher z. B. an der Handinnenseite
(Palmar) und der Fußsohle (Plantar) vorliegt, besteht von
außen nach innen aus der Oberhaut (Epidermis) 1,
der Lederhaut (Dermis) 2 und der Unterhaut (Subcutis) 3.
In der Leistenhaut sind die Papillen (Stratum Papillare) 4,
die in der Lederhaut 2 lokalisiert sind, in Längsreihen
angeordnet. Durch diese linienförmige Anordnung der Papillen 4 innerhalb
der Haut entstehen die einzigartigen Linienbilder der Handinnenseite
und der Fußsohle. Neben den Papillen 4 erkennt
man weitere innere Strukturen, insbesondere Blutgefäße 5,
Nerven 6, Schweißdrüsen 7' und
Schweißdrüsenkanäle 7''. Die
angegebenen Tiefen können je nach Hautbereich und vor allem von
Person zu Person variieren.
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2 zeigt
schematisch das Verfahren zur interferometrischen Messung dreidimensionaler
biometrischer Merkmale in Haut. Ausgehend vom interferometrischen
Sensor 8 wird ein Messstrahl 9' mit einer Wellenlänge
von 1310 nm über eine Strahlformung und -führung 10 durch
das transparente Sensorfeld 11 auf das Messobjekt 12 gelenkt.
Trifft der Messstrahl 9' auf die Messobjektoberfläche 13,
so wird dort ein Teil der Strahlung gestreut und gelangt als Teilstrahl 14' zurück
in den interferometrischen Sensor 8. Der nicht gestreute
Anteil des Messstrahls 9'' dringt in tiefer liegende Geweberegionen
ein und wird dort ebenfalls an innen liegenden Strukturen 15', 15'', 15''' zum
Teil zurückgestreut. Auch dieser Teilstrahl 14'' gelangt
zurück in den interferometrischen Sensor 8 und
wird detektiert.
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Der
elektromagnetische Messstrahl 9' wird dabei z. B. mit einer
Fokussierlinse einer Brennweite von 50 mm fokussiert auf die Hautoberfläche 13 geleitet,
so dass der Messfleckdurchmesser auf der Hautoberfläche
ca. 40 μm beträgt. Der Fokus ruht dabei bei einer
Einzelmessung, d. h. bei einem 1D-Tiefenscan. Der Messfleckdurchmesser
benachbarter Untersuchungspunkte weist einen lateralen Überlapp von
ca. 50% auf. Durch eine Führung des Messstrahls 9' über
das Messobjekt 12 (bzw. dessen Oberfläche 13)
werden tomographische Messungen im dreidimensionalen Messvolumen 16 möglich.
Da sich an den Grenzflächen der inneren Strukturen 15', 15'', 15''' der
Reflexionsgrad ändert, sind diese im rekonstruierten 3D-Bild
deutlich erkennbar. Beispielsweise wird ein erstes zweidimensionales
Messfeld bzw. ein Oberflächenbereich der Haut von 4 × 4
mm durchgescannt, wobei 200 × 200 Untersuchungspunkte,
also insgesamt 40000 Untersuchungspunkte angesteuert werden, was
zu einer lateralen Auflösung von 20 μm pro Bildelement
führt. Je nach Anforderung könnten aber auch gröbere
laterale Auflösungen (für Vor-Scans) oder feinere
laterale Auflösungen (für einzelne Minutien oder
Schweißdrüsen) eingestellt werden und sinnvoll
sein. Dabei ist die optische Auflösung mit der Scan-Schrittweite
jeweils anzupassen.
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Die 3 zeigt
schematisch eine Vorrichtung, die eine kombinierte interferometrische
3D- und optische 2D-Datenerfassung biometrischer Merkmale ermöglicht.
Die Vorrichtung umfasst als transparenten Körper ein Dove-Prisma 17,
welches im Vergleich zu einem herkömmlichen Prisma eine
weitere Körperseite parallel zur Sensorfläche 18 aufweist, durch
deren Fläche 19 die interferometrische 3D-Messung
erfolgen kann.
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Ausgehend
vom interferometrischen (insbesondere OCT-)Sensor 8 wird
der 3D-Messstrahl 9' über eine Strahlformung und
-führung 10 auf den Glaskörper 17 gelenkt.
Bei einer geeigneten Krümmung 20 der Eintrittsfläche 19 besteht
die Möglichkeit, eine Anordnung zu wählen, bei
der der 3D-Messtrahl 9' senkrecht aus dem Sensorfeld 17 bzw.
dessen Kontaktfläche 18 heraustritt. Der Messstrahl 9' trifft
zunächst auf die Messobjektoberfläche 13,
z. B. eine Fingerkuppe mit Fingerlinienbergen 21 und Fingerlinientälern 22,
wo ein Teil des Lichts 23' epitaxial in Richtung des interferometrischen
Sensors 8 zurückgestreut wird. Ein Teil des Messstrahls 9' tritt
in das Messobjekt 12 ein und wird dort an inneren Strukturen 15' zurückgestreut.
Die Detektion des dort teilweise gestreuten Messstrahls 23'' erfolgt
wiederum im interferometrischen Sensor 8. In der 3 sind
bereits mehrere Strahlengänge des Messstrahls 9' dargestellt.
Diese werden typischerweise nacheinander zur Durchführung
mehrerer Einzelmessung an jeweils einem Untersuchungspunkt auf der
Haut bzw. insgesamt zum Durchscannen eines zweidimensionalen Oberflächenbereichs
der Haut bzw. eines ersten zweidimensionalen Messfeldes durchlaufen,
wie bereits für 2 beschrieben.
-
Die
von einer anderen Lichtquelle 24 emittierten Messstrahlen 25 der
zweiten elektromagnetischen Strahlung für 2D-Messungen
treten an einer ersten Planfläche 26' in den Glaskörper 17 ein
und treffen auf die Sensorfläche 18. Dort werden
die Messstrahlen 25 abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit
des Messobjekts 12 teilweise transmittiert, sofern und
wo eine Berührung 27' zwischen einem Fingerlinienberg 21 und
dem Sensorfeld 18 vorliegt, und teilweise reflektiert,
sofern zwischen Fingerliniental 22 und Sensorfeld 18 ein
Luftspalt 27'' ist. Das reflektierte Licht 28 tritt
an einer zweiten Planfläche 26'' aus dem Glaskörper 17 aus. Über
eine Detektoroptik 29 erfolgt die Detektion der reflektierten Messstrahlen 28 durch
den 2D-Sensor 30.
-
Die
kombinierte interferometrische 3D- und optische 2D-Datenerfassung
biometrischer Merkmale hat damit die folgenden Schritte:
- • Durchführung einer konventionellen
2D-Messung der Hautoberfläche, Erkennung oberflächlicher
biometrischer Merkmale der Haut, Festlegung von Hautbereichen für
den anschließenden interferometrischen 3D-Scan
- • Selektiver 3D-Scan der durch die 2D-Messung festgelegten
Hautbereiche oder wahlweise vollständiger 3D-Scan der Haut
- • Matching der 2D- und der 3D-Messdaten, Ausschluss
eines Täuschungsversuchs, Extraktion der für die
Personenidentifikation relevanten biometrischen Merkmale
-
4 zeigt
schematisch Beispiele für die gewählte Tiefe des
mit der Tiefenmessung untersuchten dreidimensionalen Messvolumens 16.
In vielen Fällen genügt bereits eine geringe Messtiefe 31,
deren Größe ausreicht, dass das dreidimensionale Messvolumen 16 zumindest
die Maxima, d. h. Papillenberge 32 von Papillen 4 enthält.
Eine größere Messtiefe 33, bei der das
dreidimensionale Messvolumen 16 jedoch sowohl die Maxima 32 als
auch die Minima, d. h. Papillentäler 34 von Papillen 4 enthält, ermöglicht
eine noch sichere Personenidentifikation. Diese lässt sich
mit einer noch größeren Messtiefe, bei der darüber
hinaus Schweißdrüsen, Blutgefäße oder
Nerven als biometrische Merkmale berücksichtigt werden,
weiter verbessern.
-
Abhängig
vom Anwendungsfall kann die Messtiefe fest vorgegeben werden oder
individuell abhängig vom untersuchten Gewebe bzw. der untersuchten
Person eingestellt werden, wobei im letzteren Fall eine Bestimmung
der Messtiefe beispielsweise durch eine Vorabmessung erfolgen kann.
-
- 1
- Oberhaut
- 2
- Lederhaut
- 3
- Unterhaut
- 4
- Papillen
- 5
- Blutgefäße
- 6
- Nerven
- 7'
- Schweißdrüsen
- 7''
- Schweißdrüsenkanäle
- 8
- interferometrischer
Sensor, inkl. Strahlungsquelle
- 9',
9''
- elektromagnetischer
Messstrahl (erste elektromagnetische Strahlung)
- 10
- Strahlformung
und -führung
- 11
- transparenter
Körper
- 12
- Messobjekt
- 13
- Oberfläche
des Messobjekts
- 14',
14''
- Reflektierte
Teilstrahlen
- 15',
15'', 15'''
- Innere
Strukturen
- 16
- Dreidimensionales
Messvolumen
- 17
- Dove-Prisma
- 18
- Kontaktfläche
- 19
- der
Kontaktfläche gegenüber liegende Fläche
des transparenten Körpers
- 20
- Krümmung
der Kontaktfläche gegenüber liegende Fläche
des transparenten Körpers
- 21
- Fingerlinienberg
- 22
- Fingerliniental
- 23',
23''
- Zurückgestreute
Strahlung
- 24
- Lichtquelle
für die Oberflächenmessung
- 25
- zweite
elektromagnetische Strahlung
- 26',
26''
- Flächen
des transparenten Körpers
- 27'
- Berührung
von Fingerlinienberg und Kontaktfläche
- 27''
- Luftspalt
zwischen Fingerlinienberg und Kontaktfläche
- 28
- reflektierte
zweite elektromagnetische Messstrahlung
- 29
- Detektoroptik
- 30
- 2D-Sensor
für Oberflächenmessung
- 31
- erste
Messtiefe
- 32
- Papillenberg
- 33
- zweite
Messtiefe
- 34
- Papillental
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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