DE102008025857A1 - Verfahren zur Vereinzelung von Teilen aus Schüttgut mittels eines Roboters - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Vereinzelung von Teilen aus Schüttgut mittels eines Roboters, wobei - die Ist-Position zumindest eines Schüttgutteiles bestimmt wird, - ein einzelnes Schüttgutteil aus seiner Ist-Position durch ein robotisches Greifwerkzeug aufgenommen wird, - das aufgenommene Teil in eine Soll-Position überführt und abgelegt wird.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Vereinzelung von Teilen aus Schüttgut mittels eines Roboters.
- Um mechanische Kleinteile, wie Schrauben, Muttern, Scheiben und dergleichen in automatisierten Fertigungsverfahren einsetzen zu können, müssen diese in der Regel in sogenannten Setzkästen oder ähnlichem vorpositioniert vorgelegt werden, damit es den automatischen Fertigungsmaschinen möglich ist, diese Teile definiert aufzunehmen und zu verwenden. Da derartige Teile in der Regel in Form von ungeordneten Schüttgut geliefert werden, sind hierzu aufwendige Vorbereitungsschritte nötig.
- Bekannte Verfahren zur Vereinzelung von Teilen aus Schüttgut, wie zum Beispiel Vibrationsvereinzeler oder Stufenförderer erzielen in der Regel keine zu hundert Prozent lage- und positionsrichtige Vereinzelung, was ein zeit- und kostenaufwendiges manuelles Nachsortieren bzw. Positionieren der Teile, bzw. ebenso kostenträchtige Funktionsstörungen der nachgelagerten Fertigungsautomatiken verursachen kann. Eine verbesserte Vereinzelung solcher Teile kann durch ein Robotersystem erfolgen, welche bislang Kamerasysteme zur Identifikation der einzelnen Teile in einer Schüttgutmenge benutzten. Aufgrund der fehlenden Tiefenwahrnehmung solcher Kamerasysteme müssen dabei die einzelnen Schüttgutteile flächig auf einem Band verteilt werden, auf welchem sie dann durch die Kamera erkannt und von einem Roboter gegriffen werden. Bei Überlappungen einzelner Teile ist oftmals keine zuverlässige Erkennung von Position und Drehlage, sowie kein zuverlässiges Ergreifen der einzelnen Teile möglich. Deswegen sind solche Verfahren in der Regel sehr ineffizient, nur ein geringer Anteil der auf dem Band beförderten Teile kann sicher gegriffen und umpositioniert werden, während die übrigen nicht gegriffenen Teile in einen Schüttgutbehälter zurückbefördert werden und dem Prozess von Neuem zugeführt werden.
- Der vorliegenden Erfindung liegt also die Aufgabe zugrunde, bestehende, insbesondere robotische, Verfahren zur Vereinzelung von Teilen aus Schüttgut dergestalt weiterzuentwickeln, dass eine schnelle, weitestgehend fehlerfreie und ökonomisch durchzuführende Vereinzelung ermöglicht wird.
- Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
- Bei einem solchen Verfahren wird zuerst die Ist-Position zumindest eines Schüttgutteiles bestimmt, welches anschließend durch ein robotisches Greifwerkzeug aus seiner Ist-Position aufgenommen, und durch den Roboter in eine Soll-Position überführt und abgelegt wird. Unter Ist-Position wird dabei die vollständige räumliche Definition der Lage eines Schüttgutteiles in einer nicht weiter vorbehandelten Schüttgutmenge verstanden. Die Positionsbestimmung von zumindest einem Schüttgutteil im ersten Verfahrensschritt erfolgt damit in einem erfindungsgemäßen Verfahren nicht nur zweidimensional, wie es dem Stand der Technik entspricht, sondern unter Berücksichtigung aller Raumkoordinaten, Freiheitsgrade und Asymmetrien des Teiles. Damit ist eine Vorvereinzelung der Teile in Form eines Ausbreitens auf einem Förderband oder einer ähnlichen Einrichtung nicht mehr nötig. Die Lage der Teile kann direkt in einer dreidimensional ungeordneten Menge einzelner Teile erkannt werden, Vorrichtungen oder Verfahrensschritte zur Vorbereitung der Teile für die eigentliche Vereinzelung entfallen, was den Prozess schneller und ökonomischer gestaltet.
- In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird dabei zur Bestimmung der Ist-Position des zumindest einen Schüttgutteiles ein hochauflösender Laserscanner verwendet. Solche Laserscanner erlauben die präzise Bestimmung von Raumkoordinaten und Drehlagenorientierungen auch einer großen Menge ungeordneter Kleinteile. Insbesondere ist es dadurch vorteilhaft möglich, im ersten Verfahrensschritt nicht nur die Position eines einzelnen Teiles, sondern die Positionen einer großen Untermenge der Gesamtmenge der Schüttgutteile zu bestimmen.
- Zur Aufnahme von einzelnen Schüttgutteilen wird hierbei bevorzugt ein mechanisches, pneumatisches oder magnetisches Greifwerkzeug verwendet. Ein solches Greifwerkzeug wird vorzugsweise von einem Roboterarm mit einer an die Geometrie der Vereinzelungsvorrichtung angepassten Zahl von Freiheitsgraden bewegt. Die konkrete Auswahl des Werkzeuges wird dabei von den spezifischen Eigenschaften der vereinzelten Schüttgutteile bestimmt. Eine flexible Auswahl des Greifwerkzeuges ermöglicht somit vorteilhaft die Anpassung des Verfahrens an eine Vielzahl von zu vereinzelnden und sortierenden Schüttguttypen. Eine Anlage zur Durchführung eines solchen Verfahrens kann damit vorteilhaft schnell umgerüstet werden, was Betriebszeiten und -kosten spart.
- In einer alternativen Ausführungsform des Verfahrens wird zur Aufnahme des Schüttgutteiles aus seiner vorherbestimmten Ist-Position das Teil in einem beliebigen Bereich durch das Greifwerkzeug aufgenommen, in eine Zwischenposition überführt und abgelegt, und anschließend in einem vorgegebenen Bereich des Teiles neu aufgenommen und in seine Soll-Position überführt. Durch eine solche Erweiterung des Verfahrens wird es möglich, auch asymmetrische Teile, wie beispielsweise Schrauben, zuverlässig und mit einer geringen Ausschussquote in eine gewünschte Soll-Position zu überführen.
- Bevorzugt wird bei der Bestimmung der Ist-Position eines Schüttgutteiles ein räumlicher Koordinatensatz, sowie eine Drehlage und/oder ein Schwerpunkt des zumindest einen Schüttgutteils bestimmt. Auch wenn angesichts der relativ geringen Freiheitsgrade gängiger Schüttgutteile in der vollständigen Bestimmung dieses Datensatzes eine Überbestimmung liegen mag, trägt dies doch vorteilhaft zur Verringerung der Fehler- und Ausschussrate des Verfahrens bei.
- Im Folgenden soll die Erfindung und ihre bevorzugten Ausführungsformen näher erläutert werden. Um eine erfindungsgemäße Vereinzelung von Schüttgutteilen zu erzielen, muss in einem ersten Verfahrensschritt zuerst die Ist-Position zumindest eines der Teile bestimmt werden. Solche Teile werden in der Regel als dreidimensional ungeordnete Menge in Behältnissen angeliefert. Es ist dabei besonders zu bevorzugen, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens solche Teile direkt aus ihren Transportbehältnissen zu entnehmen. Damit entfällt eine Vorbehandlung der Schüttgutmenge, für die gegebenenfalls weitere Geräte zur Verfügung gestellt werden müsste. Um die Erkennung von Teilen in einer derart ungeordneten Masse in ihrem Transportbehälter zu ermöglichen, ist der Einsatz von hochauflösenden Scannern nötig. Bevorzugt wird hierzu ein Laserscanner verwendet. Es ist jedoch auch der Einsatz anderer, auf elektromagnetischer Strahlung verschiedener Wellenlängebereiche beruhender, oder beispielsweise Ultraschall einsetzender Scannersysteme denkbar.
- Aus dem von einem solchen Scanner gelieferten digitalen Datensatz muss in der Folge eine Steuereinheit im Zug eines Bild-/Mustererkennungsprozesses einzelne Teile der Schüttgutmenge identifizieren und für jedes Teil einen Datensatz bereitstellen, welcher die dreidimensionale Position des Teiles, sowie bei asymmetrischen Teilen, seine Drehlagenorientierung umfasst. Aus der Menge der erarbeiteten Datensätze muss nun die Steuereinrichtung diejenigen Schüttgutteile identifizieren, welche ohne Interferenz mit anderen Teilen gegriffen werden können.
- Auf Grundlage dieser Liste der ergreifbaren Teile errechnet nun die Steuereinheit Bewegungsanweisungen für ein robotisches Greifwerkzeug. Als Roboter soll hier im Sinne der VDI-Richtlinie 2860 ein universell einsetzbarer Bewegungsautomat mit mehreren Achsen, deren Bewegungen hinsichtlich Bewegungsfolge und Wegen bzw. Winkeln frei programmierbar sind, verstanden werden. Für das Ergreifen kleiner Schüttgutteile zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dabei der Einsatz eines Roboters mit hoher Bahn- und Positionsgenauigkeit vonnöten.
- Die Steuereinheit übermittelt nun an den Roboter ein auf Grundlage eines Positionsdatensatzes für ein zu ergreifendes Schüttgutteil ermitteltes Bewegungsprofil welches dem Roboter ermöglicht, das gewünschte Teil definiert zu ergreifen und aus der Schüttgutmenge zu entnehmen. Das dazu verwendete Greifwerkzeug kann spezifisch an das zu vereinzelnde Schüttgut angepasst werden. Ferromagnetische Schüttgutteile erlauben dabei den Einsatz von magnetischen Greifwerkzeugen, welche allerdings so ausgelegt werden müssen, dass ein definiertes Ergreifen eines einzelnen Teiles ermöglicht wird. Eine weitere Einschränkung magnetischer Greifwerkzeug findet sich in einer möglichen Magnetisierung der ergriffenen Teile, welche je nach späterer Anwendung dieser Teile unter Umständen zu vermeiden ist. Diese Probleme lassen sich durch den Einsatz von mechanischen oder pneumatischen Greifwerkzeugen verwenden, wobei mechanische Greifwerkzeuge in ihrem Einsatz wiederum durch die mechanische Belastbarkeit sowie die Oberflächengriffigkeit der zu vereinzelnden Teile eingeschränkt sind.
- Im einfachsten Fall beispielsweise bei symmetrischen Schüttgutteilen wie Scheiben kann das ergriffene Schüttgutteil nun direkt in eine Soll-Position überführt und abgelegt werden. Dabei kann es sich um einen Setzkasten handeln, in welchem die Schüttgutteile definiert angeordnet abgelegt werden, und welcher in der Folge zum Ort ihrer Weiterverarbeitung weitertransportiert wird. Damit ist eine Entkoppelung der Vereinzelung vom eigentlichen Montageort möglich. Es ist alternativ ebenso möglich, das ergriffene Teil auf einer Fördereinrichtung, beispielsweise einem Band abzulegen, welches das Teil nach seiner lagerichtigen Ablage zum Weiterverarbeitungsort weitertransportiert.
- Handelt es sich bei den zu vereinzelnden Teilen um asymmetrische Gegenstände wie beispielsweise Schrauben, so kann das Verfahren um einen Zwischenschritt ergänzt werden. Solche asymmetrischen Teile müssen nicht nur in ein bestimmte dreidimensionale Endlage gebracht werden, sie müssen, um von nachfolgenden Verarbeitungsmaschinen richtig aufgenommen werden zu können, auch in einer korrekten Drehlage abgelegt werden. Dieses Problem wird verfahrensgemäß dadurch gelöst, dass ein solches Teil zuerst durch das robotische Greifwerkzeug an einer undefinierten Stelle ergriffen wird, und daraufhin in eine Zwischenablage überführt wird. Eine solche Zwischenablage kann beispielsweise eine Rinne umfassen, welche für eine Vororientierung der abgelegten Schrauben entlang ihrer Längsachse sorgt. Über ein weiteres Scannersystem kann nun die Position der Schrauben in dieser Rinne bestimmt werden, woraufhin die Steuereinheit dem Roboter eine Befehlssequenz übermittelt, welche es ermöglicht, eine ausgewählte Schraube an einer definierten Stelle, beispielsweise an ihrem Kopf zu ergreifen. Die so ergriffene Schraube kann nun positions- und lagerichtig an ihre Endablageposition beispielsweise in einen Setzkasten überführt werden.
- Wurden alle Teile, welche im ersten Verfahrensschritt durch den Laserscanner und die Auswerteelektronik erkannt wurden und für ergreifbar befunden wurden, von der Robotereinheit ergriffen und in ihre Soll-Position überführt, so kann das Verfahren mit seinem ersten Schritt von Neuem beginnen. So ist ein schichtweises Abtragen von Schüttgutteilen aus einem tiefen Behälter möglich.
Claims (5)
- Verfahren zur Vereinzelung von Teilen aus Schüttgut mittels eines Roboters, bei welchem – die Ist-Position zumindest eines Schüttgutteiles bestimmt wird, – ein einzelnes Schüttgutteil aus seiner Ist-Position durch ein robotisches Greifwerkzeug aufgenommen wird, – das aufgenommene Teil in eine Soll-Position überführt und abgelegt wird.
- Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Bestimmung der Ist-Position des zumindest einen Schüttgutteiles ein Laserscanner verwendet wird.
- Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zur Aufnahme des einzelnen Schüttgutteiles ein mechanisches, pneumatisches oder magnetisches Greifwerkzeug verwendet wird.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zur Aufnahme des einzelnen Schüttgutteiles aus seiner Ist-Position das Schüttgutteil in einem beliebigen Bereich des Teiles durch das Greifwerkzeug aufgenommen wird, in eine Zwischenposition überführt und abgelegt wird und anschließend in einem vorgegebenen Bereich des Teiles neu aufgenommen und in seine Soll-Position überführt wird.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Bestimmung der Ist-Position ein räumlicher Koordinatensatz, sowie eine Drehlage und/oder ein Schwerpunkt des zumindest einen Schüttgutteils bestimmt wird.
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