DE102008021607A1 - System und Verfahren zum Monitoren industrieller Anlagen - Google Patents

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Abstract

System und Verfahren zum Monitoren von Anlagen oder Anlagenkomponenten, wobei einem Bediener binaurale akustische Informationen über die Lokalisierung und/oder über den aktuellen Zustand einer Anlagenkomponente mitgeteilt werden. Durch die zusätzliche akustische Mensch-Maschine-Schnittstelle kann die grafische/visuelle Mensch-Maschine-Schnittstelle durch die Einbeziehung des Hörsinnes erweitert werden bzw. die grafische/visuelle Mensch-Maschine-Schnittstelle kann für andere Zwecke benutzt werden.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein System und ein Verfahren zum Monitoren, insbesondere beim Einsatz in der Prozessautomatisierung, von Anlagen oder Anlagenkomponenten.
  • In heute üblichen Prozessautomatisierungssystemen wird die Prozessebene durch eine Leitebene mit Hilfe eines Bedien- und Beobachtungssystems (BuB-System) bedient und beobachtet. Solche Systeme können durch Augmented Reality („erweiterte Realität”) Anwendungen ergänzt werden. Dies erfolgt durch eine computerunterstützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung für einen Benutzer (z. B. Anlagenfahrer), z. B. durch in das Sichtfeld des Benutzers eingeblendete Information unter Verwendung einer Datenbrille. Die durch Augmented Reality erweiterte Realitätswahrnehmung umfasst dabei prinzipiell aber nur die Darstellung zusätzlicher visueller Informationen über eine industrielle oder automatisierte Anlage.
  • Aus der US 6,826,532 B1 ist es bekannt Technikern über Kopfhörer Handlungsanweisungen mitzuteilen. Bei diesen Handlungsanweisungen handelt es sich um vorher aufgezeichnete Informationen, die über Kopfhörer einem Bediener zur Durchführung bestimmter Tätigkeiten abgespielt werden. Diese aufgezeichneten Informationen geben aber nicht den aktuellen Anlagenzustand wieder.
  • Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein System und ein Verfahren bereitzustellen, die es einem Anlagenbediener (z. B. Anlagenfahrer, Wartungspersonal) ermöglichen, akustische Informationen über die Lokalisierung und/oder über den aktuellen Zustand einer Anlagenkomponente zu erhalten.
  • Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Beobachtungssystem zum Einsatz in der Prozessautomatisierung von Anlagen oder Anlagenkomponenten, wobei ein Modell der Anlage mit eindeutigen Identifikatoren und räumlichen Koordinaten für zu beobachtende Anlagenkomponenten vorliegt, und wobei für Zustände einer Anlagenkomponente im Modell ein spezifisches zugeordnetes akustisches Signal vorliegt, wobei das System Mittel zur Informationsbereitstellung über den Status der Anlage oder über den Status von Anlagenkomponenten umfasst, und wobei einem Bediener binaurale akustische Informationen über die Lokalisierung und/oder über den aktuellen Zustand einer Anlagenkomponente mitgeteilt werden. Durch die akustische Mensch-Maschine-Schnittstelle kann die grafische/visuelle Mensch-Maschine-Schnittstelle durch die Einbeziehung des Hörsinnes erweitert werden, bzw. die grafische/visuelle Mensch-Maschine-Schnittstelle kann für andere Zwecke benutzt werden. über die akustischen Signale können einem Bediener (z. B. Operateur, Anlagenfahrer, Wartungspersonal) Positionierinformationen und/oder Informationen über den Zustand der Anlage oder von einzelnen Anlagenkomponenten mitgeteilt werden.
  • Eine erste vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung für ein System besteht darin, dass zur Mitteilung der Informationen über die Lokalisierung und/oder über den aktuellen Zustand einer Anlagenkomponente an den Bediener Kunstkopfstereophonie benutzt wird. Bei der binauralen Tonaufnahme ist es von Vorteil Kunstkopfstereophonie (z. B. mit Hilfe eines Kunstkopfes) zu verwenden, da dadurch beim Empfänger (d. h. bei der Wiedergabe der Töne bzw. der Signale) ein natürlicher Höreindruck erreicht wird und eine Richtungslokalisation anhand der Empfangenen Töne durch den Empfänger (Bediener) möglich ist. Insbesondere bei Kunstkopfaufnahmen mit Ohrmuschel wird bei der Wiedergabe ein sehr natürlicher Höreindruck erreicht. Die binauralen akustischen Signale können auch durch einen Computer generiert werden (durch einen entsprechenden Algorithmus), um die entsprechenden Informationssignale (Position bzw. Zustand von Anlagenkomponenten) für den Bediener bereitzustellen.
  • Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass die Mittel zur Informationsbereitstellung einen Kopfhörer umfassen, der geeignet ist, binaurale akustische Signale zu empfangen. Binaurale akustische Signale lassen sich insbesondere durch die Verwendung von Kopfhörern (insb. Stereokopfhörern) unverfälscht und korrekt wiedergeben. Insbesondere ist es durch die Verwendung von Kopfhörern möglich beim Bediener einen räumlichen Höreindruck realitätsnah wiederzugeben bzw. zu reproduzieren. Dadurch ist eine sehr genaue Positionierung von Anlagenkomponenten möglich, auch bei Dunkelheit. Der Bediener kann die Signale über den Kopfhörer wireless (durch einen Sender oder mobilen Computer) empfangen, während er sich in der Anlage bewegt, es liegt somit eine Ortsungebundenheit für den Benutzer (z. B. Anlagenfahrer, Wartungsingenieur) vor bei Gebrauch des erfindungsgemäßen Systems vor.
  • Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass das System Eingabemittel zur Steuerung der Anlage und der Anlagenkomponenten enthält. Dadurch ist das erfindungsgemäße System nicht nur auf das Beobachten bzw. Monitoren beschränkt, sondern es kann als vollständiges Bedien- und Beobachtungssystem in einer Anlage verwendet werden. Das erfindungsgemäße System kann somit um weitere Funktionalität flexibel skaliert und erweitert werden. Die Funktionalität des erfindungsgemäßen Systems ist auch in ein vorhandenes Bedien- und Beobachtungssystem integrierbar.
  • Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass bei mobilen Anlagenkomponenten oder bei mobilen Gütern, die sich in der Anlage befinden, über ein Positionsbestimmungssystem die aktuelle Position erfasst wird und im Modell der Anlage die räumlichen Koordinaten laufend und/oder bei Bedarf aktualisiert werden. Damit kann z. B. die Position beweglicher Güter (z. B. der Ablageort von Werkzeugen, die Position fahrerloser Transportsysteme oder die Position von Gütern auf Förderbändern etc.) permanent erfasst und vom Bediener überwacht werden (Tracking). Als Positionsbestimmungssystem kann z. B. ein Indoor-Navigationssystem, aber auch ein GPS-System verwendet werden. Das System ist somit innerhalb und außerhalb von Gebäuden einsetzbar.
  • Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass die Position des Bedieners innerhalb der Anlage erfasst wird. Im Stereokopfhörer des Bediener kann z. B. ein mobiler Computer integriert sein, der seine Position durch ein Indoor-Navigationssystem bestimmen kann. Die Position des Bedieners ist ein Parameter für den Algorithmus zur Generierung der binauralen akustischen Signale. Dieser Algorithmus kann durch den mobilen Computer, aber auch durch ein zentrales Computersystem ausgeführt werden.
  • Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass das System in einem Augmented Reality System verwendet wird. Unter Augmented Reality (Erweiterte Realität) versteht man die computerunterstützte Erweiterung der menschlichen Realitätswahrnehmung, insbesondere die visuelle Darstellung und Aufbereitung von Informationen. Vorhandene Augmented Reality Systeme werden durch das erfindungsgemäße System insbesondere hinsichtlich akustischer Informationen erweitert für einen Bediener erweitert. Das erfindungsgemäße System spielt für einen Benutzer aber nicht nur vorher aufge nommene Toninformationen ab (wie es z. B. bei Wartungsabläufen bekannt ist), sondern es versorgt den Bediener mit relevanten und spezifischen Informationen bezüglich des aktuellen Zustands einer industriellen Anlage oder von Anlagenkomponenten. Ein Stereokopfhörer für die Wiedergabe der binauralen Signale und eine Datenbrille, wie sie von Augmented Reality Systemen bekannt ist, lassen sich leicht in ein gemeinsam nutzbares Headset integrieren.
  • Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass vom Benutzer bei Bedarf binaurale akustische Informationen über Anlagenkomponenten abrufbar sind. Ein Bediener (Anlagenfahrer, Wartungsingenieur, Qualitätsmanager, etc.) wird somit nicht einer Informations- und Reizüberflutung bezüglich Anlagendaten ausgesetzt, sondern er kann dediziert Informationen über spezifische Anlagenteile erhalten, die er spezifisch anfordert. Die Informationen werden zeitgenau und bedarfsgenau bereitgestellt (information an demand).
  • Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass das System zur Simulation und/oder zur Wartung industrieller Anlagen verwendet werden kann. Damit ist einfach feststellbar, welche Teile einer Anlage zu welchem Zeitpunkt welche Aktivität bei der Simulation eines technologischen Prozesses ausführen.
  • Weiterhin wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum Monitoren von Anlagen oder Anlagenkomponenten, umfassend folgende Schritte:
    Modellierung eines Anlagenmodells in einem komponentenorientierten Paradigma, wobei einer Anlagenkomponente eine eindeutige Kennung, eine räumliche Position und bezüglich möglicher Zustände spezifische akustische Signale zugeordnet wird;
    Erfassen der aktuellen Zustände der Anlagenkomponenten;
    Berechnen eines akustischen Stereosignals zur Repräsentation der Position und des Zustandes von Anlagenkomponenten mittels Kunstkopfstereophonie;
    Senden des akustischen Stereosignals an Bedienpersonal; und
    Empfangen des akustischen Stereosignals durch das Bedienpersonal. Dadurch wird die klassische grafische/visuelle Mensch-Maschine-Schnittstelle (z. B. Leitwarte, Operator Panels) bei der Anlagenüberwachung durch eine akustische Komponente erweitert, bzw. sie kann für andere Zwecke benutzt werden.
  • Eine erste vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung für ein Verfahren besteht darin, dass das Verfahren als weiteren Schritt das Bestimmen der Position des Bedienpersonals über ein Positionsbestimmungssystem umfasst. Die Position des Bedieners ist ein Parameter für den Algorithmus zur Generierung der binauralen akustischen Signale. Die Positionsdaten des Bedieners werden in das Anlagenmodell übertragen und permanent oder bei Bedarf (on demand) aktualisiert. Der Algorithmus zur Generierung der binauralen akustischen Signale kann somit immer auf aktuelle Positionsdaten des Bedieners zugreifen und somit in Abhängigkeit vom jeweiligen Aufenthaltsort des Bedieners (z. B. Anlagenfahrer, Wartungspersonal) dedizierte Signale generieren.
  • Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass die Position mobiler Anlagenkomponenten und/oder in der Anlage befindlicher Güter über ein Positionsbestimmungssystem permanent erfasst werden. Ein permanentes Tracking der mobilen Anlagenkomponenten (z. B. fahrerlose Transportsysteme) und der sich in der Anlage befindlichen Güter (z. B. Koffer auf Förderbändern) ist dadurch möglich.
  • Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, dass die Position mobiler Anlagenkomponenten und/oder in der Anlage befindlicher Güter über ein Positionsbestimmungssystem auf Aufforderung durch das Bedienpersonal erfasst werden. Dadurch ist es möglich, die Informationen zeitgenau, bedarfsgerecht und skaliert bereitzustellen. Ein Bediener (Anlagenfahrer, Wartungsingenieur, Qualitätsmanager, etc.) wird somit nicht einer Informations- und Reizüberflutung bezüglich Anlagendaten ausgesetzt, sondern er kann dediziert Informationen über spezifische Anlagenteile erhalten, die er spezifisch anfordert (information an demand).
  • Als Positionsbestimmungssystem für das Tracking mobiler Anlagenkomponenten, in der Anlage befindlicher Güter oder des Bedienpersinals kann z. B. ein Indoor-Navigationssystem, aber auch ein GPS-System verwendet werden. Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im Folgenden erläutert.
  • Dabei zeigen:
  • 1a1c das Prinzip des beidohrigen (binauralen) Hörens in Horizontalebene, Medianebene und Frontalebene,
  • 2 eine beispielhafte Anlagenanordnung mit Bedienpersonal,
  • 3 eine beispielhafte Modellierung der Anlagenanordnung des Beispiels aus 2,
  • 4 Bedienpersonal mit Datenbrille und Headset, und
  • 5 ein beispielhaftes Bedien- und Beobachtungssystem, erweitert zur Bereitstellung binauraler akustischer Informationen.
  • Ein Bediener von üblicherweise vorhandenen Bedien- und Beobachtungssystemen (BuB-Systeme) ist beim Beobachten und Monitoren von Anlagen (z. B. Fertigungseinrichtungen, Kraftwerke) oder anderen technischen Systemen hauptsächlich auf eine visuelle Wahrnehmung beschränkt, da diese BuB-Systeme die Informationen über Monitore (Displays) oft nur grafisch oder textuell zur Verfügung stellen. Akustische Informationen über Anlagenzustände werden nur als Alarm- oder Fehlersignale (Sirene) ausgegeben. Das erfindungsgemäße System und Verfahren ermöglicht es binaurale akustische Informationen zur Lokalisierung von Anlagenkomponenten und deren Zustände für einen Bediener bereitzustellen. Inbesondere durch die Verwendung von Stereokopfhörern ist die Richtungs- und Entfernungslokalisation von Anlagenkomponenten für einen Bediener (z. B. Operator, Anlagenfahrer, Wartungspersonal) möglich.
  • In 1a bis 1c wird das prinzipielle Vorgehen beim Lokalisieren von akustischen Signalen durch einen Menschen skizziert. In 1a und 1b wird in einem kopfbezogenen Koordinatensystem die 0°-Achse als die waagrechte Richtung nach vorne definiert. In 1c wird als 0°-Achse als die waagrechte Gerade durch die zwei Ohren (vom rechten zum linken) definiert. In der Horizontalebene wie sie in 1a dargestellt ist, kann ein akustisches Signal durch interaurale Signaldifferenzen (Laufzeit- und Pegeldifferenzen) lokalisiert werden. In der Medianebene wie sie in 1b dargestellt ist, können keine Laufzeit- oder Pegeldifferenzen zur Lokalisierung ein akustisches Signals verwendet werden. In der Medianebene werden zur akustischen Lokalisierung die akustischen Eigenschaften des Außenohres verwendet. In der Frontalebene wie sie in 1c dargestellt ist, können prinzipiell Laufzeit- bzw. Pegeldifferenzen zur Lokalisierung eins akustisches Signals verwendet werden. Für die Bestimmung der Entfernung einer Signalquelle können die Schallintensität, Reflexionsmuster und Klangfarben verwendet werden. Vorteilhafterweise dürfen akustische Signale für eine Lokalisierung nicht zu schmalbandig sein. Die akustischen binauralen Signale brauchen nicht direkt von den entsprechenden Anlagenkomponenten sozusagen als Klangquelle generiert werden. Die akustischen binauralen Signale können von einer zentralen Stelle auf Basis der im Anlagenmodell hinterlegten Daten generiert werden und dem Bediener vorzugsweise über Kopfhörer (Ausblendung von Störgeräuschen) mitgeteilt werden. Prinzipiell können binaurale akustische Signale aber auch über Lautsprecher wiedergegeben werden, z. B. durch transaurale Stereotechnik. Die Generierung der binauralen akustischen Signale kann z. B. durch den Root-MUSIC-Algorithmus(Multiple Signal Classification) erfolgen. Binaurale akustische Signale können aber auch z. B. durch BRIR(Binaural Room Impulse Response) generiert werden und durch das akustische Wiedergabesystem „Binaural Sky” wiedergegeben werden. Wenn sich mehrere Bediener (z. B. Wartungspersonal) in einer Anlage befinden, werden sinnvollerweise zur Übertragung der binaurale akustische Signale Kopfhörer eingesetzt, somit können jedem einzelnen Bediener dediziert und gezielt auch unterschiedliche binaurale akustische Signale jedem einzelnen Bediener (in Abhängigkeit seiner jeweiligen Aufgabe) übermittelt werden.
  • 2 zeigt eine beispielhafte Anlagenanordnung mit einem ersten Förderteppich 6 und einem zweiten Förderteppich 8, wobei zwischen den beiden Förderteppichen ein Drehtisch 7 angeordnet ist. Weiterhin befindet sich ein Gepäckstück 9 auf dem Förderteppich 6. Jeder Anlagenkomponente ist ein Identifikator 5 zugeordnet. Weiterhin ist in der Abbildung nach 2 schematisch dargestellt, dass die Anlagenkomponenten 6, 7 und 8 eine speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) besitzen. Durch die speicherprogrammierbaren Steuerungen wird das Verhalten der Anlagenkomponenten 6, 7, 8 überwacht und gesteuert. Dem ersten Förderteppich 6 ist als Identifikator ID1 zugeordnet, dem zweiten Förderteppich 8 ist als Identifikator ID3 zugeordnet und dem Drehtisch 7 ist als Identifikator ID2 zugeordnet. Weiterhin ist in der Abbildung nach 2 schematisch ein Positionsbestimmungssystem 10 dargestellt, mit dem die Position des Bedienpersonals 4, aber auch die Position von mobilen Anlagenkomponenten bzw. Gepäckstücken 9 ermittelt werden kann. Als Positionsbestimmungssystem 10 kann z. B. ein Indoor-Navigationssystem oder ein GPS-System verwendet werden. In 2 ist dargestellt, dass das Bedienpersonal 4 zum Empfang der binauralen akustischen Signale einen Kopfhörer 2 verwendet. Ein Kopfhörer 2 ermöglicht einen nahezu störungsfreien Empfang der binauralen akustischen Signale. Anlagenlärm oder Umweltgeräusche werden beim Empfang der binauralen akustischen Signale durch den Kopfhörer 2 nahezu ausgeblendet. Prinzipiell ist es aber möglich, auch ohne Kopfhörer binaurale akustische Signale zu empfangen. Ein mögliches Realisierungsszenario für das erfindungsgemäße System bzw. Verfahren besteht darin, dass sich in einem Stereokopfhörer 2 des Bedienpersonals 4 ein mobiler Computer befindet, welcher seine eigene Position durch ein Indoor-Navigationssystem bestimmen kann. Außerdem kann der Stereokopfhörer 2 über Funk die Position eines Gepäckstückes 9 oder einer mobilen Anlagenkomponente (z. B. fahrerloses Transportsystem, Werkzeuge) empfangen sowie Zustände (z. B. Betriebs- oder Fehlerzustände) über die diversen Anlagenkomponenten. Weiterhin besitzt der mobile Computer alle Informationen über das Modell der Anlage bzw. er hat Zugriff auf dieses Anlagenmodell. Außerdem kann mit diesem mobilen Computer auch der Algorithmus zur Erzeu gung des entsprechenden binauralen akustischen Signals ablaufen.
  • 3 zeigt eine beispielhafte Modellierung der Anlagenanordnung des Beispiels aus 2. Durch ein komponentenorientiertes Paradigma wird ein zentrales und möglichst einfaches Modell M der Anlage erstellt. Jeder Komponente der Anlage werden dabei folgende Informationen zugeordnet:
    • 1. Ein eindeutiger Identifikator ID.
    • 2. Die räumlichen Koordinaten der Komponente; falls die Komponente mobil ist, muss ihre Position gegebenenfalls erfasst werden können, um die Koordinaten aktualisieren zu können.
    • 3. Eine Liste von Paaren: (akustisches Signal, zugeordnete Anlagenaktivität bzw. zugeordneter Zustand der Anlage). Eventuell kann die Aktivität (bzw. der Zustand) einen neutralen Wert enthalten, wenn nur ein akustisches Signal für alle Aktivitäten bzw. Zustände einer Anlagenkomponente zugeordnet wird. Der obere Teil von 3 zeigt ein abstraktes Anlagenmodell M zeigt dabei sehr schematisch die Identifikatoren ID1, ID2, ID3, die die Anlagenkomponenten 6, 7, 8 aus 2 repräsentieren sowie deren Verschaltung.
  • Die Tabelle im unteren Teil von 3 gehört auch zum Anlagenmodell M und beinhaltet weitere Informationen zu den zu modellierenden Komponenten. Jeder Förderteppich- 6, 8 und Drehtischeinheit 7 wird zusätzlich zu ihrem Identifikator ID1–ID3, ein akustisches Alarmsignal zugeordnet, für den Fall, dass sich eine Anlagenkomponente in einem nicht vorgesehenen Zustand befindet. Dem Gepäckstück 9 wird ein eigenes akustisches Signal zugeordnet, welches bei Bedarf aufgerufen werden kann. Die Zeilen der Tabelle repräsentieren Informationen zu jeder Anlagenkomponente. So wird dem ersten Förderteppich 6 der Identifikator ID1 zugeordnet, die Position (x1, y1, z1) und das akustische Signal sign1 bei Alarmzustand bzw. für den Fehlerzustand. Der Anlagenkomponente Drehtisch 7 wird als Identifikator ID2 zugeordnet als Position (x2, y2, z2) und das akustische Signal sign1 bei Alarmzustand. Dem zweiten Förderteppich 8 wird der Identifikator ID3 zugeordnet, die Position (x3, y3, z3) und das akustische Signal sign1 bei Alarmzustand. Dem Gepäckstück 9 wird als Identifikator ID4 zugeordnet und das akustische Signal sign4, das bei Bedarf aufgerufen werden kann. Außerdem ist das Gepäckstück 9 mobil, d. h. es kann sich an unterschiedlichen Orten in der Anlage befinden. Die Position des Gepäckstückes wird daher in Abhängigkeit von der Zeit (x4(t), y4(t), z4(t)) erfasst. Auch die Position des Bedienpersonals (Mensch) 4 wird in Abhängigkeit von der Zeit (x(t), y(t), z(t)) erfasst und im Anlagenmodell M hinterlegt. Weiterhin wird für das Bedienpersonal 4 die Ausrichtung dir(t), d. h. insbesondere die Orientierung der Kopfhörer, erfasst (permanent oder bei Bedarf) und im Anlagenmodell M hinterlegt. Dieser Parameter ist wichtig, um das richtige akustische Signal zu erzeugen.
  • Die Position des Bedienpersonals 4 und des Gepäckstückes 9 wird von einem Indoor-Navigationssystem als Positionsbestimmungssystem 10 permanent oder bei Bedarf (on demand) erfasst.
  • Im Folgenden wird ein beispielhaftes Szenario für die Anwendung des erfindungsgemäßen Systems bzw. Verfahrens aufgezeigt:
    Während der Beförderung auf der Förderteppicheinheit 6 bleibt das Gepäckstück 9 irgendwo hängen. Durch ein Sensorsystem merkt die Förderteppicheinheit 6 dass ein Gepäckstück 9 eingegangen ist, das Förderband aber nicht rechtzeitig verlassen hat. Daraufhin hält die Förderteppicheinheit 6 an, begibt sich in den Alarmzustand, und sendet seine Zustandsinformationen an den mobilen Computer. Durch das Anlagenmodell M kennt der Computer die Position des Bedienpersonals 4 und er weiß, dass er das akustische Signal sign1 ausgeben soll, also berechnet er das Signal sign1 so, dass das Bedienpersonal 4 es aus der Richtung des Förderteppichs 6 hört. Das Bedienpersonal 4 weiß nun, dass sich eine Anlagenkomponente im Alarmzustand befindet und in welcher Richtung sich diese befindet. Das Bedienpersonal 4 kann nun das Gepäckstück 9 über den mobilen Computer „rufen”. Das Gepäckstück 9 sendet seine Position an den mobilen Computer und der mobile Computer berechnet nun ein akustisches Signal so, dass das Bedienpersonal 4 dieses Signal sign4 aus der Richtung des Gepäckstücks 9 hört. So wird das Bedienpersonal 4 direkt zum Gepäckstück 9 geleitet und kann die Ursache des Problems feststellen und beheben.
  • Die im Anlagenmodell M hinterlegten Informationen ermöglichen die Berechnung von Raumklanginformationen über die dann wiederum ein Stereosignal erzeugt wird, welches dem Bedienpersonal 4 ermöglicht spezifische akustische Signale von Anlagenkomponenten so zu hören, als kämen sie von diesen Anlagenkomponenten. Durch das Prinzip der Kunstkopfstereophonie (oder Kopfhörerstereophonie) kann das Bedienpersonal 4 (z. B. der Anlagenfahrer, Wartungspersonal) insbesondere mittels Stereokopfhörer Anlagenteile akustisch im dreidimensionalen Raum lokalisieren. Um die Position von Anlagenkomponenten zu erfahren, muss das Bedienpersonal somit nicht mehr Pläne der Anlage studieren oder sich gegebenenfalls vor Ort durchfragen. Diese akustische Ortung bzw. Positions- oder Aktivitätsbestimmung ist von großem Vorteil, wenn die visuellen Informationen gleichzeitig schon für andere Zwecke eingesetzt werden müssen (z. B. Ablesen technischer Eigenschaften oder Eingeben von Parametern) an Bildschirmen. Die binaurale akustische Lokalisierung bzw. Aktivitätsbestimmung von Anlagenteilen ist z. B. in folgenden Situationen sinnvoll:
    • 1. Bei nötiger Wartung einer Anlagenkomponente muss ein Techniker zu ihr kommen.
    • 2. Bei einer Inbetriebsetzung kann ein Inbetriebnahmeprozess so definiert sein, dass der Inbetriebsetzer gewisse Teile der Anlage in einer gewissen Reihenfolge in Betrieb nimmt und über ihre gegenwärtigen Aktivitäten informiert bleibt.
    • 3. Bei der Simulation eines technologischen Prozesses auf einer industriellen Anlage, um zu wissen, welche Teile der Anlage zu welchem Zeitpunkt welche Aktivität ausführen.
  • 4 zeigt ein Bedienpersonal 4 mit Datenbrille und Headset. Dem Bediener 4 werden dabei Anlageninformationen über die Datenbrille (visuell) und über einen Kopfhörer (akustisch) mitgeteilt. Der Bediener 4 kann über den Kopfhörer binaural akustische Informationen zur Lokalisierung von Anlagenteilen und zur Feststellung ihrer Aktivität bzw. ihres Zustandes empfangen. Das erfindungsgemäße System und Verfahren lässt sich somit sehr leicht in ein vorhandenes Augmented Reality System integrieren, da in Augmented Reality Systemen Datenbrillen und Headsets übliche Hilfsmittel sind.
  • 5 zeigt ein beispielhaftes Bedien- und Beobachtungssystem 1 zur Bereitstellung binauraler akustischer Informationen. Beim System 1 von 5 kann es sich auch nur um ein Beobachtungssystem zum Monitoren von Anlagenkomponenten handeln. Das in 5 dargestellte System beinhaltet Mittel zur Informationsbereitstellung 2. Die Informationen können dabei visuell für einen Bediener 4 bereitgestellt werden über einen Screen (Bildschirm, Monitor, Display oder Datenbrille) oder über einen Lautsprecher bzw. Kopfhörer 2. Weiterhin beinhaltet das System 1 Eingabemittel 3 wie Maus oder Keyboard, es ist aber auch prinzipiell möglich akustische Eingaben z. B. über ein Mikrofon vorzunehmen. Weiter beinhaltet das System 1 Datenverarbeitungsmittel (Computer, PC, Prozessor). Diese Da tenverarbeitungsmittel stellen ein Rechnersystem dar, das das Anlagenmodell der Anlage beinhaltet, die Position des Bedienpersonals, gegebenenfalls die Position mobiler Komponenten, gegebenenfalls Informationen über den aktuellen Zustand der Anlage (d. h. die aktuellen Aktivitäten der Anlagenkomponenten) und einen Algorithmus zur Berechnung des Raumklangs, d. h. zur Berechnung des akustischen binauralen Stereosignals zur Lokalisierung der Anlagenkomponenten. Dieses akustische binaurale Stereosignal wird einem Bediener (z. B. Anlagenfahrer, Bediener, Wartungspersonal) über Lautsprecher oder insbesondere über Kopfhörer mitgeteilt. Als Algorithmus zur Erzeugung der binauralen akustischen Signale kann z. B. der BRIR-Algorithmus verwendet werden (binaural room impulse response). Dieser BRIR-Algorithmus enthält eine kopfbezogene Übertragungsfunktion (head related transfer function – HRTF).
  • Bei dem System 1 wie in 5 dargestellt, kann es sich um ein verteiltes aber auch um ein zentrales Rechensystem handeln. Weiterhin kann das System 1 mobile Computer beinhalten, die z. B. in den Headsets oder Kopfhörern des Bedienpersonals integriert sind. Der Algorithmus zum Generieren des binauralen akustischen Signals kann an zentraler Stelle des Rechnersystems ablaufen, aber auch verteilt z. B. in einem oder mehreren mobilen Computern.
  • Das erfindungsgemäße System bzw. Verfahren ermöglicht es somit zwei Arten von Informationen für den Bediener bereitzustellen:
    • 1. 3D-Lokalisierung einer oder mehrerer Komponenten (insbesondere durch Kopfhörerstereophonie) und
    • 2. Zustand bzw. Aktivitätsbeschreibungen einer oder mehrerer Anlagenkomponenten durch spezifisch zugeordnete akustische Signale.
  • System und Verfahren zum Monitoren von Anlagen oder Anlagenkomponenten wobei einem Bediener binaurale akustische Informationen über die Lokalisierung und/oder über den aktuellen Zustand einer Anlagenkomponente mitgeteilt werden. Durch die zusätzliche akustische Mensch-Maschine-Schnittstelle kann die grafische/visuelle Mensch-Maschine-Schnittstelle durch die Einbeziehung des Hörsinnes erweitert werden, bzw. die grafische/visuelle Mensch-Maschine-Schnittstelle kann für andere Zwecke benutzt werden.
  • ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
  • Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
  • Zitierte Patentliteratur
    • - US 6826532 B1 [0003]

Claims (13)

  1. Beobachtungssystem (1) zum Einsatz in der Prozessautomatisierung von Anlagen oder Anlagenkomponenten, wobei ein Modell (M) der Anlage mit eindeutigen Identifikatoren (5) und räumlichen Koordinaten für zu beobachtende Anlagenkomponenten (6, 7, 8, 9) vorliegt, und wobei für Zustände einer Anlagenkomponente (6, 7, 8, 9) im Modell (M) ein spezifisches zugeordnetes akustisches Signal vorliegt, das System umfassend: Mittel zur Informationsbereitstellung (2) über den Status der Anlage oder über den Status von Anlagenkomponenten, dadurch gekennzeichnet, dass einem Bediener (4) binaurale akustische Informationen über die Lokalisierung und/oder über den aktuellen Zustand einer Anlagenkomponente (6, 7, 8, 9) mitgeteilt werden.
  2. System (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Mitteilung der Informationen über die Lokalisierung und/oder über den aktuellen Zustand einer Anlagenkomponente (6, 7, 8, 9) an den Bediener (4) Kunstkopfstereophonie benutzt wird.
  3. System (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zur Informationsbereitstellung (2) einen Kopfhörer umfassen, der geeignet ist, binaurale akustische Signale zu empfangen.
  4. System (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das System Eingabemittel (3) zur Steuerung der Anlage und der Anlagenkomponenten (6, 7, 8, 9) enthält.
  5. System (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei mobilen Anlagenkomponenten (9) oder bei mobilen Gütern (9), die sich in der Anlage befinden, über ein Positionsbestimmungssystem (10) die aktuelle Position erfasst wird und im Modell (M) der Anlage die räumlichen Koordinaten laufend und/oder bei Bedarf aktualisiert werden.
  6. System (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Position des Bedieners (4) innerhalb der Anlage erfasst wird.
  7. System (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das System in einem Augmented Reality System verwendet wird.
  8. System (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass vom Bediener bei Bedarf binaurale akustische Informationen über Anlagenkomponenten (6, 7, 8, 9) abrufbar sind.
  9. System (1) nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das System zur Simulation und/oder zur Wartung industrieller Anlagen verwendet werden kann.
  10. Verfahren zum Monitoren von Anlagen oder Anlagenkomponenten (6, 7, 8, 9), umfassend folgende Schritte: Modellierung eines Anlagenmodells (M) in einem komponenten-orientierten Paradigma, wobei einer Anlagenkomponente (6, 7, 8, 9) eine eindeutige Kennung (5), eine räumliche Positi an und bezüglich möglicher Zustände spezifische akustische Signale zugeordnet wird; Erfassen der aktuellen Zustände der Anlagenkomponenten (6, 7, 8, 9); Berechnen eines akustischen Stereosignals zur Repräsentation der Position und des Zustandes von Anlagenkomponenten (6, 7, 8, 9) mittels Kunstkopfstereophonie; Senden des akustischen Stereosignals an Bedienpersonal (4); und Empfangen des akustischen Stereosignals durch das Bedienpersonal (4).
  11. Verfahren nach Anspruch 10, weiter umfassend folgenden Schritt: Bestimmen der Position des Bedienpersonals (4) über ein Positionsbestimmungssystem (10).
  12. Verfahren nach Anspruch 10, wobei die Position mobiler Anlagenkomponenten und/oder in der Anlage befindlicher Güter über ein Positionsbestimmungssystem (10) permanent erfasst werden.
  13. Verfahren nach Anspruch 10, wobei die Position mobiler Anlagenkomponenten (9) und/oder in der Anlage befindlicher Güter (9) über ein Positionsbestimmungssystem (10) auf Aufforderung durch das Bedienpersonal (4) erfasst werden.
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