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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren, eine Vorrichtung und eine Stützstruktur
zur Herstellung eines Faserverbundteils.
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Ein
Faserverbundteil weist Fasern auf, die über eine Matrix
zu einem Verbund gekoppelt werden. Die Matrix dient im Wesentlichen
einem Fixieren der Fasern in deren Ausrichtung im Formteil, einem Einleiten
von Kräften in die Fasern, einem Stützen der Fasern
bei Druckbeanspruchung und dem Schutz des Faserverbundteils vor äußeren
Einwirkungen.
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Geeignete
Fasern sind z. B. Kohlefasern, Glasfasern, Aramid, Metallfasern
oder ähnliches und/oder auch Kombinationen aus solchen
Fasern.
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Verfahren,
Vorrichtung und Stützstrukturen – auch Wickelkerne
oder Urformen genannt – zum Herstellen von Faserverbundteilen
sind aus dem
"Handbuch Verbundwerkstoffe",
Neitzel, Hanser Verlag 2004 bekannt. Das bekannte Verfahren – auch
Wickelverfahren genannt – dient der Herstellung von Faserverbund-Formteilen,
wie Behältern, Rohren, Achsen und Wellen. Die Geometrie
bzw. der Querschnitt dieser Formteile wird von einem Wickelkern festgelegt,
auf den mit Harz imprägnierte Fasern abgelegt werden. Bei
zylinder- und kegelförmigen Formteilen mit einseitigem
Boden kann der Wickelkern nach dem Herstellungs prozess aus dem Formteil
herausgezogen und später wiederverwendet werden. Bei anderen
Formteilen verbleiben die Wickelkerne im Formteil. Sie werden verlorene
Kerne genannt und können z. B. die Diffusionsfestigkeit
eines Formteils verbessern. Es sind auch ausschmelzbare Kerne bekannt.
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Aus
Neitzel bekannte Wickelkerne sind in 1a bis 1e dargestellt.
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Zu
den bekannten Herstellungsverfahren gehören auch das Umfangswickeln
und Kreuzwickeln, bei dem ein Fadenableger ein oder mehrere Endlosfasern,
Faserbündel (Rovings), Filamente oder Fasergewebestreifen
in vorbestimmtem Winkel auf einen rotierenden bekannten Wickelkern
ablegt. Die Vorschubgeschwindigkeit des Fadenablegers in Längsrichtung
und seine Umfangsgeschwindigkeit um den Wickelkern bestimmen dabei
den Abstand zwischen den abgelegten Fasern und die Steigung der
spiralförmig aufgebrachten Fasern.
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Die
zur Einbettung der Fasern vorgesehene Matrix besteht z. B. aus geeigneten
Kunstharzmischungen. Geeignete Matrixsysteme sind beim Wickeln formbar,
geben nach dem Aushärten dem Faserverbundteil seine Form
und stellen die Kraftübertragung zwischen den Fasern und
Faserschichten sicher.
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Bei
einem bekannten Duroplastsystem werden mit Reaktionsharz imprägnierte
Rovings eingesetzt. Hierzu werden die Rovings von einer Spule abgezogen,
dann durch ein Reaktionsharzbad geführt und danach auf
den Wickelkern aufgebracht. Alternativ können auch Duroplast-Prepregs,
d. h. bereits vorimprägnierte Fasern, auf den Wickelkern
aufgebracht werden. Das Aushärten des Harzes zur Matrix erfolgt
je nach verwendetem Harz unter Umgebungsbedingungen (bei Raumtemperatur)
oder in einem Ofen, z. B. Autoklaven, bei erhöhter Temperatur
ggf. bei Unter- oder Überdruck. Daneben gibt es noch weitere
bekannte Verfahren zum Aushärten, z. B. mittels UV- oder
Elektronen-Strahlung.
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Bei
thermoplastischen Matrixsystemen werden vorimprägnierte
Rovings oder Prepregs vor der Verarbeitung erwärmt. Die
Rovings (auch Tapes genannt) werden dabei mit der Matrix (das Harz)
auf den (Wickel-)Kern, d. h. die Urform selbst, aufgebracht und
dort miteinander verschmolzen; ggf. auch mit der Matrix einer bereits
auf der Urform abgelegten Lage verschmolzen.
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Bekannte
Wickelverfahren sind aus anlagentechnischen Gründen auf
Kernlängen von ca. 6 m begrenzt (Neitzel, Kap.
18.4). Bei größeren Ausmaßen wird
der Kern schwer und ist besonders aus langen schlanken Formteilen
schwer entfernbar. Darüber hinaus ist der Herstellungsaufwand
der (als Stützstruktur während der Formgebung
dienenden) Wickelkerne beträchtlich.
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Ziel
der Erfindung ist es, eine alternative, auch als Wickelkern verwendbare
Stützstruktur, und darauf aufbauend ein alternatives Verfahren,
eine alternative Vorrichtung zur Herstellung eines Faserverbundteils
bereitzustellen.
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Erfindungsgemäß wird
diese Aufgabe jeweils durch die Gegenstände der Ansprüche
1, 8, 16 und 17 gelöst.
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Die
Erfindung geht demnach von einer Stützstruktur aus gespannten
Fasern aus, welche den bekannten Wickelkern/die bekannte Urform
gewissermaßen ersetzt. Hierzu werden die gespannten Fasern,
z. B. zwischen zwei Spannvorrichtungen, in der jeweils gewünschten
Geometrie angeordnet und dann mit einer bestimmten Zugkraft so aufgespannt, dass
die Umhüllende der aus sämtlichen gespannten Fasern
gebildeten Struktur der Urform des herzustellenden Faserverbund-Formteils
entspricht. Es können auch mehr als zwei Spannvorrichtungen, Spannstellen
oder auch Umlenkstellen zur Ausbildung der erfindungsgemäßen
Stützstruktur eingesetzt werden. Die Spannvorrichtungen,
Spannstellen und/oder Umlenkstellen können feststehen oder
in einer, zwei oder allen drei Raumrichtungen verstellbar sein.
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Da
die erfindungsgemäße Stützstruktur die spätere
Gestalt – ebenso wie die sonst erforderlichen bekannten
Kernstrukturen (Wickelkern/Urform) – des Faserverbundteils
maßgeblich bestimmt, können auch auf sie weitere
Fasern, Faserbündel, Roving, Tape oder Prepregs in grundsätzlich
bekannter Weise aufgebracht und mit ihnen verbunden werden, z. B.
durch Laminieren, Weben, Wirken, Flechten etc. Die Stützstruktur
selbst wird dabei Bestandteil des Faserverbundteils.
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Geometrische
oder konstruktive Beschränkungen, wie sie bei der Verwendung
von verlorenen oder entfernbaren Kernen auftreten, fallen weitgehend
weg. Das Verfahren erlaubt über die Gestaltung der Stützstrukurgeometrie
nahezu beliebige hohle, offene, geschlossene aber auch massive Querschnittgeometrien
ohne Längenbeschränkungen. Insbesondere ist die
Geometrie der Stützstruktur nicht auf sogenannte mathematische
Regelflächen beschränkt. Durch die besonderen
physikalischen Eigenschaften von Fasern mit besonders hoher Zugstabilität
(hochfeste Fasern) resultiert eine sehr geringe Abweichung der tatsächlichen
Fasererstreckung aus ihrer gewünschten Spannrichtung, also beispielsweise
ein sogenanntes Durchhängen des gespannten Faserstranges
(etwa in Richtung der räumlichen X- und/oder Y-Achse) und
daher eine hohe Formpräzision bei Längskörpern.
Die sonst bei Wickelkörpern bestehenden Längenlimitationen
können hierdurch prinzipiell aufgehoben werden.
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Bevorzugt
enthalten oder umfassen die gespannten Fasern der Stützstruktur
Kohlefasern. Kohlefasern haben eine geringe Dehnbarkeit und sind unter
entsprechender Spannung relativ starr. Daraus resultiert eine hohe
Präzision bei der Formgestaltung, insbesondere für
Längsstrukturen. Aus hochfesten Fasern, also etwa Kohlefasern
hergestellte Stützstrukturen eignen sich deshalb gut als
Kern oder Urform (Anspruch 2).
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Bevorzugt
enthalten die weiteren (mit der Stützstruktur verbundenen)
Fasern Kohlefasern. Kohlefasern sind besonders leicht und fest und
zur Herstellung von Bauteilen mit definierbaren Eigenschaften gut
geeignet. Insbesondere sind sie auch leicht mit einer Kohlefasern
aufweisenden Stützstruktur verbindbar (Anspruch 3).
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Weiter
bevorzugt werden Faser-Rovings und/oder Prepegs mit einer Ablegeeinrichtung
auf der Stützstruktur aus gespannten Fasern abgelegt. Eine
dazu geeignete Vorrichtung, z. B. eine Ablegeeinrichtung, ein Roboter
oder ähnliches, legt Fasern, Fäden, Rovings und/oder
Prepregs auf bzw. verwebt, verknüpft oder verbindet diese
mit bzw. spannt diese auf die gespannten Fasern der Stützstruktur.
Ablegen bezeichnet hier übliche geeignete Verfahren, unterschiedliche
Fasern, Faserbündel oder Faserschichten auf die Stützstruktur
aufzubringen, dazu gehören insbesondere an sich bekannte
Verfahren wie Lamminieren, Wickeln, Weben, Flechten etc. (Anspruch
4).
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Die
Ablegevorrichtung ist bevorzugt verstellbar, um Rovings und/oder
Prepregs auf den gespannten Fasern bequem ablegen zu können.
Alternativ oder zusätzlich kann auch die Spannrichtung einzelner
oder aller gespannter Fasern verstellbar oder sogar während
des Herstellungsverfahrens änderbar sein. Damit sind auch
gekrümmte bzw. sich in Längsrichtung erweiternde
bzw. verjüngende Faserverbundteile herstellbar, indem die
weiteren Fasern abschnittsweise auf die sich während des
Herstellungsprozesses ändernde Stützstruktur aufgebracht werden.
Diese Maßnahmen stellen auch auf das schrittweise Aushärten
ab und auf die Möglichkeit Strukturen und physikalische
Eigenschaften an sich verändernde Vorgänge anzupassen.
Parallel zu den während des Herstellungsprozesses aufgebrachten weiteren
Fasern können auch Bauteile jeglicher Form (z. B. Gelenke)
abschnittsweise aufgebracht werden und die mechanischen Eigenschaften
der Verbindung zwischen eingesetzten Elementen und Fasern durch
entsprechend gewählten Faserverlauf optimiert werden (Ansprüche
5 und 6).
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Vorteilhafterweise
können bereits während des Herstellungsprozesses
des Faserverbundteiles in dieses mechanische Teile, insbesondere
spezielle Formteile wie Gelenke (Prothesen) oder Strukturteile,
wie z. B. Salinge, Schienen, etc. eingebracht werden, was die Herstellung
solcher mehren Teile enthaltender Faserverbundteile erheblich erleichtert (Anspruch
7).
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Die
Vorrichtung gemäß Anspruch 8 weist eine Spanneinrichtung
auf, welche die Stützstruktur aufnimmt und ihre Form zumindest
mitbestimmt.
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Je
nach Ausführung der Spanneinrichtung können die
gespannten Fasern der Stützstruktur einen dreidimensionalen
oder einen zweidimensionalen, d. h. flächigen Kern beschreiben.
Insbesondere können die gespannten Fasern auch Erzeugende
einer Regelfläche sein, etwa einer Ebene, eines Zylinders,
eines Kegels, eines hyperbolischen Paraboloids oder Ähnliches.
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Bevorzugt
umfasst die Vorrichtung wenigstens einen an der Spanneinrichtung
angeordneten, die gespannten Fasern aufnehmenden ersten Kopf. Dieser
dient vorzugsweise zum Spannen und/oder Befestigen der die Stützstruktur
bildenden Fasern (Anspruch 9).
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Vorzugsweise
ist der erste Kopf um eine Spannachse an der Spanneinrichtung verdrehbar
gelagert und bevorzugt mit einem ersten Drehantrieb zum Drehen des
ersten Kopfs koppelbar (Anspruch 10).
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Solche
Köpfe können sich z. B. durch ihre Größe,
ihr Profil, ihre Mittel zur Befestigungen für zu spannende
Fasern oder Faserbündel und deren Anordnung etc. unterscheiden. Über
den Drehantrieb kann der Kopf mit den Fasern gedreht werden, z.
B. um das Ablegen der weiteren Fasern zu erleichtern oder das Profil
der Stützstruktur zu verändern.
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Eine
vorzugsweise vorgesehene zweite Spanneinrichtung mit drehbarem Kopf
erleichtert das Handling der Stützstruktur insgesamt (Anspruch
11).
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Bevorzugt
ist wenigstens ein Drehantrieb, vorzugsweise aber sind beide Drehantriebe
derart ausgelegt, insbesondere ansteuerbar, dass sich die beiden
Drehköpfe synchron drehen. Damit ist auch eine lange Stützstruktur
als weitgehend formstabile Einheit beim Belegen exakt handhabbar.
Die Drehmotoren können jedoch auch die Drehköpfe
zunächst mit einem bestimmten Schlupf und dann einem konstanten
Winkelversatz zueinander drehen (Anspruch 12).
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Die
Ausbildung der Vorrichtung gemäß Anspruch 13 erlaubt
die Herstellung gekrümmter Faserverbundteile.
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Bevorzugt
umfasst die Vorrichtung eine Ablegeeinrichtung, die in Längsrichtung
(Z-Richtung) der gespannten Fasern bewegbar ist. Damit ist eine mechanisierte
Faserverbundteil-Herstellung möglich, insbesondere dann,
wenn Ablegeeinrichtung, Drehantriebe und die Bewegungen in X- und/oder
Y-Richtung der Spanneinrichtung aufeinander abgestimmt, z. B. von
einer zentralen Steuervorrichtung gesteuert, werden (Anspruch 14).
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Die
Ablegeeinrichtung ist weiter vorzugsweise in wenigstens einer Richtung
senkrecht zur Längsrichtung der gespannten Fasern verstellbar
angeordnet. Damit kann sie ggf. den Verstellbewegungen der Stützstruktur
folgen. Zusätzlich kann die Ablegeeinrichtung wenigstens
um eine Rotationsachse drehbar sein, insbesondere um lokale Verbindungsstellen oder ähnliches
an der Stützstruktur zu bilden, wie z. B. Aussparungen
umweben, Halterungen laminieren etc. (Anspruch 15).
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Anspruch
16 stellt auf eine Stützstruktur aus gespannten Fasern
zur Herstellung eines Faserverbundteils ab.
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Anspruch
17 stellt auf die Verwendung der vorstehend beschriebenen Erfindung
zur Herstellung diverser Formteile ab, einschließlich der
Herstellung von Lagen, die teilweise offen bleiben, z. B. Netzstrukturen,
Fensteröffnungen oder Aussparungen sowie Ansatzstutzen
(Anspruch 18).
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Unter
Fasern im Sinne der Erfindung sind allgemein in Längsrichtung
auf Zug belastbare Längsstrukturen, insbesondere hochfeste
Längsstrukturen zu verstehen, wie Fasern im engeren Sinne,
Stränge, Fiber, Fäden, Schnüre, Kabel,
Drähte oder dergleichen.
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Nachstehend
werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand schematischer
Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigen:
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1a–1e eine
Ansicht bekannter Wickelkerne;
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2 eine
Seitenansicht einer ersten erfindungsgemäßen Vorrichtung
zur Herstellung von Faserverbundteilen;
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3 eine
perspektivische Ansicht eines die gespannten Fasern aufnehmenden
Drehkopfs für eine erfindungsgemäße Vorrichtung;
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4 ein
schematisches Flussdiagramm, das unterschiedliche Abläufe
der Herstellung eines Faserverbundteils zeigt;
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5 eine
perspektivische Ansicht einer zweiten erfindungsgemäßen
Vorrichtung zur Herstellung von Faserverbundteilen;
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6 eine
Seitenansicht einer dritten erfindungsgemäßen
Vorrichtung zur Herstellung von Faserverbundteilen;
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7 ein
Aufsicht auf eine vierte erfindungsgemäße Vorrichtung
zur Herstellung von Faserverbundteilen;
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8 eine
perspektivische Ansicht von Faserschichten und erfindungsgemäß gespannten Stützstruktur-Fasern;
und
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9 einen
Querschnitt eines erfindungsgemäß hergestellten
Schiffsmastprofils.
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Die 1a–1e zeigen
bekannte Wickelkerne.
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2 zeigt
ein erstes Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung, die als Wickelvorrichtung ausgelegt ist. Diese weist
zwei als Spannböcke 10 ausgebildete Spannvorrichtungen auf,
die auf Supports 12 angeordnet sind, die ihrerseits fest
oder bewegbar mit einer Grundfläche 14 oder einem
Fundament verbunden sind. An den einander zugekehrten Stirnseiten 16 der
Spannböcke 10 ist jeweils ein Drehkopf 18 angeordnet,
der mit einem am Spannbock 10 befestigten Drehantrieb 22 koppelbar
ist. Zwischen den Drehköpfen 18 sind einzelne
Kohlefasern und/oder -bündel (Rovings) 20 gespannt
und werden von den Drehköpfen 18 in ihrer gespannten
Lage gehalten. Die gespannten Kohlefasern/Rovings 20 sind
hier kreisförmig um eine Drehachse 19 angeordnet
und in deren Richtung gespannt; sie bilden so eine Stützstruktur.
Die Drehantriebe 22 der beiden Spannböcke 10 drehen
die mit ihnen gekoppelten Drehköpfe 18 synchron
mit einstellbarer Drehzahl.
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Wenigstens
einer der Spannböcke 10 und/oder die Drehköpfe 18 ist
in allen drei Raumrichtungen verstellbar und im Prinzip in jedem
Punkt des dreidimensionalen Raums festlegbar. Die Längsrichtung
(entlang der Drehachse 19) der gespannten Kohlefasern 20 wird
nachfolgend als Z-Richtung bezeichnet, die senkrechten Richtungen
hierzu als X- und Y-Richtung.
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Zwischen
den Spannböcken 10 ist weiterhin Ablegevorrichtung 26 auf
einem Ablegesockel 28 angeordnet, wobei der Ablegesockel 28 in
Z-Richtung und die Ablegevorrichtung 26 in X- und Y-Richtung verfahrbar
ist. Die Ablegevorrichtung 26 wickelt ein oder mehrere
Kohlefasern bzw. Rovings 27 in einem beliebigen Winkel
zwischen ca. 5° bis 90°, vorzugsweise 5° bis
10° zur Z-Richtung auf die den Wickelkern bildenden gespannten
Kohlefasern 20. Dabei drehen sich die Drehköpfe 18 und
damit die aus den Kohlefasern 20 gebildete Stützstruktur,
während die Ablegevorrichtung 26 zwischen den
Spannböcken 10 auf und ab wandert und solange
Kohlefasern 27 auf dem gespannten Kohlefaserwickelkern 20 kreuzweise übereinander
ablegt, bis die gewünschte Wanddicke des herzustellenden
Faserverbundteils erreicht ist.
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Danach
erfolgt das Aushärten des so entstandenen Kohlefaserteils,
z. B. eines Rohres oder eines Masts in Luft oder in einem Autoklaven.
Nach dem Aushärten wird das so hergestellte Kohlefaserverbundteil
von den Drehköpfen 18 abgenommen und kann weiter
verarbeitet werden.
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3 veranschaulicht
eine vergrößerte schematische Ansicht des Drehkopfs 18 mit
den Endabschnitten der Rovings 20, die an der Stirnfläche 24 des
Drehkopfes in einem vorbestimmten Muster angeordnet sind, z. B.
kreisförmig, elliptisch, rechteckig oder dergleichen. Die
Befestigung der Rovings erfolgt mit geeigneten (nicht weiter dargestellten) Klemmeinrichtungen.
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4 zeigt
verschiedene Möglichkeiten in einem Flussdiagramm zur Herstellung
eines erfindungsgemäßen Faserverbundteils.
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Bei
einem ersten Herstellungsverfahren 30 wird in Schritt S10
eine Stützstruktur aus mehreren Kohlefasern aufgespannt.
Darauf folgt je nach weiterem Verfahrensgang in Schritt S11 ein
Aufbringen von Kohlefasern, die wenigstens eine erste geschlossene
Formlage bilden und nach ihrem Aufbringen zu einer Form führen,
die rein äußerlich wie ein bekannter Wickelkern
aussieht und als Ausgangsform für weitere Wickellagen dient.
In Schritt S12 folgt das Aufbringen von Kohlefasern, die wenigstens
eine Stabilitätslage auf der Formlage bilden, wobei die Stabilitätslage
im Wesentlichen als Lage zum Bilden von mechanischen Eigenschaften,
wie z. B. Zugfestigkeit, Torsionsfestigkeit, Biegefestigkeit etc.
dient. Anschließend folgt Schritt S13 zum Härten
der auf den Kern aufgebrachten Lagen. Das so gefertigte Faserverbundteil
wird dann in Schritt S40 von den Drehköpfen abgetrennt.
Alternativ kann von Schritt S11 direkt zu Schritt S13 gegangen und
die wenigstens eine Formlage auf dem Kern gehärtet werden,
um dann mit Schritt S12 fortzufahren. Ferner können die Schritte
S11 und S12 zu einem Schritt zusammengefasst oder vertauscht werden.
Zusätzlich können weitere Schritte vor dem Schritt
S13 zum Härten eingefügt werden, z. B. Schritte
zum Lagenaufbringen für Anbauteile, etwa Salings für
Schiffsmasten, Ösen, Verbindungsstücke und dergleichen.
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4 zeigt
auch weitere Verfahrensabläufe 32, die näher
anhand der 5–8 beschrieben werden.
Auch diese Verfahren beginnen wiederum mit Schritt S10 und auf den
wahlweise Schritt S21 folgt, bei dem wenigstens eine Formlage abschnittsweise
auf die Kern-Stützstruktur aufgebracht wird. In Schritt
S22 wird geprüft, ob der Abschnitt AF – siehe 6 – erreicht
bzw. aufgebracht wurde oder ob Schritt S21 für einen weiteren
Abschnitt durchlaufen oder aber ob bereits Schritt S25 zum abschnittsweisen
Härten – siehe wiederum 6 – durchgeführt werden
soll. Im Anschluss daran folgt Schritt S23 zum Aufbringen von wenigstens
einer Stabilitätslage auf den Kern. In Schritt S24 wird überprüft,
ob der Abschnitt AS (6) erreicht
wurde, oder ob Schritt 521 für weitere Abschnitte
durchlaufen werden soll bzw. ob bereits Schritt S25 zum abschnittsweisen
Härten durchgeführt werden soll. Nach Abschluss
von Schritt S23 kann Schritt S25 zum abschnittsweisen Härten
folgen. Das so gefertigte Faserverbundteil wird dann in Schritt
S40 von den Drehköpfen abgenommen.
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Darüber
hinaus sind Schritte aus den Verfahrens-Flüssen 30 und 32 vertauschbar,
aber auch kombinierbar.
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5 zeigt
eine perspektivische Ansicht eines zweiten Ausführungsbeispiels
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Herstellung
eines plattenförmigen Faserverbundteils. Dabei bilden zwei gleichartige
Spannböcke 36 auf Supports 38 die Spanneinrichtung.
Die Supports können auf einer Grundfläche (nicht
gezeigt) in wenigsten einer Raumrichtung bewegbar angeordnet sein.
An den Stirnseiten 40 der Spannböcke 36 sind
Fasern oder Rovings 42 so angeordnet, dass sie eine Ebene
zwischen den Stirnseiten 40 aufspannen. Eine Ablegevorrichtung (nicht
gezeigt) bringt Kohlefasern, Rovings und/oder Prepregs 44 auf
die Fasern 42 auf.
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Grundsätzlich
können die einzelnen Fasern 42 auch frei hängend
oder mit unterschiedlichen vorbestimmten Zugkräften gespannt
sein, z. B. nach Art einer Hängematte, die eine Stützstruktur
für eine Wanne bildet.
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6 zeigt
eine Seitenansicht eines dritten Ausführungsbeispiels einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Herstellung
von Faserverbundteilen. Dabei sind zwei Drehköpfe 46 mit
einander zugewandten Stirnflächen 48a und 48b im
Abstand voneinander angeordnet. An den Stirnflächen sind
Fasern, z. B. Rovings 50 gespannt, die von einer Umlenkeinrichtung 52 in
einem bestimmten Winkel umgelenkt werden. Die gestrichelte Linie 54 zeigt
ein herzustellendes Faserverbundteil, z. B. ein Flugzeugrumpf. Die
Rovings 50 werden dabei von der Umlenkeinrichtung 52 so
umgelenkt, dass sie das herzustellende Faserverbundteil abschnittsweise
annähern, also z. B. als Tangenten oder Sekanten. Damit
das Faserverbundteil entsprechend dem gewünschten Profil 54 hergestellt
werden kann, ist die Umlenkeinrichtung 52 in Z-Richtung
bewegbar ausgelegt und hat – je nach gewünschtem
Profil des herzustellenden Formteils – einen veränderbaren
oder konstanten Durchmesser.
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Die
Umlenkvorrichtung 52 kann mit Umlenk-Rollen bestückt
sein. Sie kann auch als verstellbare Schlaufe, z. B. aus Kohlefasern
oder dergleichen ausgestaltet sein.
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Zur
Herstellung eines solchen Faserverbundteils werden zunächst
Rovings 50 zentral ausgehend von einer Stirnseite 48a kegelartig
auseinanderlaufend zur gegenüberliegenden Stirnseite 48b gespannt.
Die Umlenkeinrichtung 52 befindet sich dabei zunächst
am linken Rand des Abschnitts A1, der im
Folgenden z. B. durch eine Ablegevorrichtung (nicht gezeigt) mit
Fasern 55 bis zum linken Rand von Abschnitt A2 bewickelt
wird. Anschließend wird Abschnitt A1 gehärtet
und stabilisiert. Danach wird die Umlenkeinrichtung 52 im
Durchmesser verändert und zum linken Rand von Abschnitt
A2 verschoben oder stattdessen eine weitere
Umlenkform 52 mit größerem Durchmesser
verwendet. Der so definierte Abschnitt A2 wird
wieder mit Fasern 55 bewickelt und gehärtet. Danach
wird Abschnitt A3 entsprechend A1 und A2 vorbereitet
und bearbeitet. Die weitere Bearbeitung wird in dem nicht bewickelten
Bereich vom (im Bild rechten) Rand von Abschnitt A3 in
Richtung des Drehkopfes 48b abschnittsweise fortgesetzt,
bis das Faserverbundteil mit dem gewünschten Profil fertiggestellt
ist. Das Verfahren zur Herstellung eines solchen Faserverbundteils
kann z. B. gemäß der Verfahrensvariante 32 in 4 durchgeführt
werden. Mit der soeben beschriebenen Vorrichtung und dem Verfahrensablauf 32 können
auch Flugzeugflügel, Tunnel-Teilsegmente, Tragevorrichtungen,
etwa einen T- oder Doppel-T-Träger, Schiffsmasten und dergleichen
hergestellt werden. Schneidet man solche Körper längs
einer die Z-Richtung enthaltenden Ebene, erhält man Wannen,
Schiffsrümpfe und dergleichen.
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Statt
der oder zusätzlich zur Umlenkeinrichtung 52 können
die Enden des Rovings 50 in der Stirnfläche 48b des
distalen Drehkopfes 46 beweglich geführt sein,
derart, dass sich die gespannten Rovings 50 allein durch
schrittweises Verändern der Position der Rovingenden innerhalb
der Stirnfläche 48b, und zwar jeweils nach Aushärten
des zuvor fertiggestellten Abschnittes A1,
A2, A3... – abschnittsweise
tangential an das gewünschte Profil 54 anlegen.
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7 veranschaulicht
ein viertes Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung zur Herstellung von Faserverbundteilen. Dabei spannen
wiederum zwei Spannböcke 56a und 56b,
deren zueinander parallel, einander zugekehrt und in einem bestimmten
Abstand zueinander angeordnet sind, zwischen Fasern 57 zu
einer Stützstruktur auf – ähnlich wie 5.
Anders als in 5 sind die Fasern 57 hier
in einer kreisförmigen Anordnung an den Spannböcken 56a und 56b befestigt
und definieren anfangs einen geraden Zylinder. Auf die gespannten
Fasern 57 sind abschnittsweise weitere Fasern 58 abgelegt, wobei
feststehende Umlenkvorrichtungen 59a bis 59c,
die zwischen den Spannböcken 56 angeordnet sind
und die Abschnitte A10–A30 definieren, die gespannten Fasern 58 abschnittsweise
in Richtung des Pfeiles 60 umlenken. Im dargestellten Ausführungsbeispiel
verläuft der Pfeil 60 in einer zur Z-Richtung senkrechten
Richtung. Er kann aber auch in anderen, beliebigen Richtungen zur
Z-Richtung verlaufen und dabei sogar seine Richtung ändern,
auch so, dass seine Pfeilspitze eine 2- oder 3-dimensional gekrümmte
Bahnkurve durchläuft. Wenigsten einer der beiden Spannböcke 56 ist
in/gegen die Richtung von Pfeil 60 bewegbar.
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Ein
Verfahren zur Herstellung einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung von Faserverbundteilen nach einer in 7 gezeigten
Ausführungsform umfasst im Wesentlichen in dieser Reihenfolge:
Aufspannen von Fasern 57 zwischen den Spannböcken 56a und 56b;
Ablegen weiterer Fasern 58 in Abschnitt A10;
abschnittsweises Härten von Abschnitt A10;
Anbringen einer feststehenden Umlenkvorrichtung 59a, wobei
diese auch vor dem Ablegen der anderen Fasern 58 oder dem
Härten angebracht werden kann; Verschieben des Spannbocks 56b in
Richtung von Pfeil 60 um den Betrag a bzw. Spannbock 56a in
die Gegenrichtung; Ablegen weiterer Fasern 58 in Abschnitt
A20; abschnittsweises Härten von
Abschnitt A20; Anbringen der feststehenden Umlenkvorrichtung 59b,
an die gespannten Fasern 57, um diese ein Stück
in Richtung von Pfeil 60 umzulenken; Verschieben des Spannbocks 56b ein
weiteres Stück b in Richtung von Pfeil 60 bzw.
Spannbock 56a in Gegenrichtung; Ablegen von anderen Fasern 58 in
Abschnitt A30 und so weiter bis das Faserverbundteil
fertiggestellt ist. Die Strecken a, b, c etc. können dabei unterschiedlich
groß sein. Die Reihenfolge der Arbeitsgänge ist änderbar
oder mit oben genannten Arbeitsgängen der zuvor beschriebenen
Ausführungsbeispiele kombinierbar. So kann die in 6 gezeigte
Vorrichtung und das in 4 gezeigte Verfahren mit dem
in 7 erläuterten Verfahren kombiniert werden,
um beispielsweise einen sich verjüngenden und gebogenen
Schiffsmast, T-Träger und dergleichen zu bilden.
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8 zeigt
einen Ausschnitt aus einem erfindungsgemäßen Faserverbundteil
in perspektivischer Explosions-Darstellung. Auf den gespannten Fasern 66,
die einen Teil der Stützstruktur bilden, ist wenigsten
eine Schicht 68 Kohlefasern bzw. Rovings in Umlaufrichtung
aufgelegt, z. B. um auf den gespannten Fasern 66 Formlagen
zu bilden. Schicht 68 umfasst wenigstens eine Lage aufgelegter
Kohlefasern. Schicht 70 umfasst wenigstens eine Lage aufgelegter
Kohlefasern in einem beliebigen Winkel, beispielsweise von +5 bis
+10° zur Z-Richtung. Schicht 72 umfasst wenigstens
eine Lage aufgelegter Kohlefasern in einem beliebigen Winkel, bespielsweise
von –5 bis –10° zur Z-Richtung und geringerem
Abstand zu einander als in Schicht 68. Insbesondere liegt
eine Schicht der auf die gespannten Fasern 66 aufgebrachten
Fasern nahezu in Z-Richtung, z. B. um Zug-Druck-Belastung auf das
Faserverbundteil aufzunehmen, während die Fasern einer
anderen Schicht senkrecht zur Z-Richtung verlaufen, um Querkräfte,
Torsionskräfte, Biegemomente und dergleichen, auf das Faserverbundteil
aufzunehmen.
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9 zeigt
einen Querschnitt durch einen etwa trapezförmigen Schiffsmast
aus einem Faserverbund. Der Schiffsmast kann ein vom Mastfuss bis zum
Masttop spitz zulaufender Segelmast sein. An bestimmten Stellen
entlang des Mastes können beim erfindungsgemäßen
Verfahren Verbindungselemente, z. B. außen am Mast Salingfüsse 74,
innen Zapfen 76 für eine Umlenkrolle, auch Führungsstrukturen,
z. B. Führungsschienen, eingeformt werden. Innerhalb des
Masts können Fasern 78 quer über das
Profil (in Z- und/oder X- und/oder Y-Richtung), ähnlich
einer Fachwerkkonstruktion, gespannt werden, z. B. um dem Mast eine
höhere Steifigkeit zu verleihen.
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Anzumerken
ist noch, dass die Stützstrukturen statt aus auf Zugspannung
belastbaren Längsstrukturen, insbesondere also aus hochfesten
Fasern, wie Kohlefasern, grundsätzlich auch aus auf Druck
belastbaren Längsstrukturen, etwa elastischen Stäben,
Stangen, Gerten, Latten, Rohren oder dergleichen aufgebaut werden
können. Würde beispielsweise die in 2 schematisch
veranschaulichte Stützstruktur aus Stäben aufgebaut
sein und diese auf Druck in Richtung der Z-Achse beansprucht werden,
ergäbe sich eine tonnenförmig nach außen
ausgebauchte Stützstruktur oder alternativ eine hyperboloidartig
nach innen ausgebauchte Stützstruktur.
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Schließlich
kann die Zug- oder die Druckspannung für jede einzelne
oder gruppenweise für mehrere Längsstrukturen
zur Erzeugung der Stützstruktur individuell eingestellt
und dadurch die Formenvielfalt der möglichen Stützstrukturen
weiter erhöht werden; um so mehr bei Stützstrukturen
die aus Längsstrukturen aufgebaut aufgebaut sind, von denen
einige unter Zugspannung, andere hingegen unter Druckspannung stehen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - ”Handbuch
Verbundwerkstoffe”, Neitzel, Hanser Verlag 2004 [0004]
- - Neitzel, Kap. 18.4 [0010]