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Die
Erfindung befasst sich mit einem Verfahren zum Abgleich einer ersten
und einer zweiten Funktionseinheit einer Regeleinrichtung sowie
mit der zur Ausführung
des Verfahrens zugrundeliegenden Regeleinrichtung selbst.
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Geregelte
Systeme mit integrierendem Zweig im Regler weisen strukturbedingte Überschwinger
im Führungsverhalten
auf. Solche geregelten Systeme kommen beispielsweise bei drehzahlgeregelten
AC-Servomotoren oder auch bei druckgeregelten Zylinderantrieben
zum Einsatz. Um diese Überschwinger
zu reduzieren werden beispielsweise Sollwertfilter eingesetzt, welche
abhängig
von ihrer Parametrierung die Überschwinger
beeinflussen können.
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Derartige
Konstruktionen haben jedoch den Nachteil, dass mit der Filterverzögerungszeit
ein zusätzlicher
Reglerparameter vorliegt, welcher während des Betriebes nachgeführt werden
muss, da sich jederzeit die peripheren Gegebenheiten (Regelstreckenparameter) ändern können.
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Die
Aufgabe der Erfindung liegt darin eine Regeleinrichtung anzugeben,
welche eine automatischen Nachführung
der zusätzlichen
Reglerparameter sicherstellen sowie ein Verfahren anzugeben mittels
dessen eine solche automatische Nachführung bewirkt werden kann.
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Die
Aufgabe wird gelöst
mittels eines Verfahrens und einer Regeleinrichtung gemäß den unabhängigen Ansprüchen. Die
Regeleinrichtung bewirkt einen Abgleich für zumindest zwei von der Regeleinrichtung umfasste
Funktionseinheiten, welche mittels parametrierbarer Eigenwerte konfigurierbar
sind, wobei ein Berechnungsmittel von der Regeleinrichtung umfasst
ist, welches eine Kennzahl ermittelt, welche die relative Abweichung
der Reaktionen yMod und ySys beider
Funktionseinheiten auf eine Führungsgrößenänderung
bei Anregung beider Funktionseinheiten mit derselben Führungsgrößenänderung
quantifiziert und aus der Kennzahl einen Korrekturfaktor ermittelt,
welcher zur Parametrierung der Funktionseinheiten dient, wobei ein
Korrekturmittel umfasst ist, dem der Korrekturfaktor zugeführt ist
und welches eine Parametrierung der Funktionseinheiten derart vornimmt,
dass dies eine Reduzierung der relativen Abweichung bewirkt.
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Das
Verfahren, nach dem die Regeleinrichtung arbeitet, ist dabei so
strukturiert, dass die Kennzahl in einem ersten Schritt ermittelt
wird. Die Kennzahl wird aus den beiden unterschiedlichen Antworten
beider Funktionseinheiten auf eine Führungsgrößenänderung ermittelt und quantifiziert
eine mögliche
Parameterabweichung zwischen beiden Funktionseinheiten. Aus dieser
Kennzahl wird in einem zweiten Schritt der Korrekturfaktor ermittelt,
wobei der Korrekturfaktor zur Parametrierung zumindest einer der
beiden Funktionseinheiten dient und eine Reduzierung der relativen
Abweichung bewirkt. Der Korrekturfaktor könnte sich auf die Filterzeit
und/oder Reglerverstärkung
KP beziehen. Er bewirkt einer Konvergenz
von Wunschmodellverhalten und Systemverhalten. Bei einer geeigneten
Parametrierung der Funktionseinheiten der erfindungsgemäßen Regeleinrichtung
können
somit die Überschwinger
reduziert und das Störungsverhalten
des Systems vom Führungsverhalten
teilweise entkoppelt werden.
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Das
Berechnungsmittel der Regeleinrichtung ist derart ausgebildet, dass
ein dimensionsloser Korrekturfaktor ermittelbar und mittels des
Korrekturmittels eine iterative Änderung
eines Eigenwertes zumindest einer Funktionseinheit mittels des Korrekturfaktors
durchführbar
ist, wobei das Korrekturmittel solange Korrekturwerte vom Berechnungsmittel
verarbeitet, bis die Abweichung im wesentlichen gegen Null tendiert
oder nach Maßgabe
eines Sollwertes diesem im wesentlichen entspricht.
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Der
Vorteil dieser Lösung
liegt darin, dass die Regeleinrichtung einen selbstregelnden Mechanismus enthält, welcher
eine Optimierung dynamisch und adaptiv vornehmen kann, indem mittels
der oben erwähnten Parametrierung
der Funktionseinheiten der Regelkreis jederzeit automatisch an neue
Gegebenheiten anpassbar ist. Dieser Mechanismus könnte auch
nichtautomatisch, d. h. händisch
gestartet werden, beispielsweise in der Mobilhydraulik bei geschwindigkeitsgeregelten
Achsen in Baumaschinen, wo eine automatisierte Steuerungsebene entweder
nicht vorhanden ist oder automatisierte Achsbewegungen zu Abgleichszwecken
nicht akzeptabel sind.
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Vorzugsweise
startet man im Rahmen eines dritten Verfahrensschrittes mittels
eines aus der Führungsgrößenänderung
abgeleiteten Signals den Abgleich, so dass der Abgleich leicht automatisierbar
ist. Dies könnte
so realisiert werden, dass die der Erfindung zugrundeliegende Regeleinrichtung
ein Triggermittel umfasst ist, welches aus einer Führungsgrößenänderung
ein Signal ableitet, welches der Regeleinrichtung zugeführt ist
und den Start des Abgleichs bewirkt.
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Konkret
kann es sich bei der ersten Funktionseinheit um einen als Tiefpass
realisierten Sollwertfilter im Integralzweig der Regeleinrichtung
handeln und bei der zweiten Funktionseinheit um das zu regelnde
System selbst, bestehend aus zumindest einem Regler, einer Regelstrecke
und üblichen
Störgrößen.
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Dadurch
bedingt, dass das Signal am Filterausgang und die Regelgröße des realen
Systems identisch sind, wenn die Störungen am realen System verschwindend
sind, stellt das Filter quasi ein abgleichbares Modell des Systems
dar, wobei der Abgleich mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
erfolgt. Es können
somit Streckenkenngrößen wie
Trägheiten
oder hydraulische Kapazitäten
unter gewissen Randbedingungen automatisiert oder teilautomatisiert
aus dem Verhalten des geregelten Systems abgeleitet werden.
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Vorzugsweise
ist jeder Funktionseinheit ein weiteres Filter vorgeschaltet, wobei
die Filter eine identische Filtercharakteristik aufweisen und somit
die gezielte Reduzierung von Störeinflüssen erlaubt.
yMod und ySys können somit
vor der Kennzahlermittlung mittels einer Filtervorrichtung gefiltert
werden, was Störungen
reduziert.
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Die
Fehlerermittlung basiert auf den Vergleichsgrößen yMod und
ySys, wobei yMod und
ySys das Einschwingverhalten beider Funktionseinheiten
(hier Filter/System) bei Änderung
der Führungsgröße über die Zeit
betrachtet darstellt. Mittels der Integration wird ein Fehlersignal
E = yMod – ySys über einen
Referenzzeitraum Tf summiert. Tf entspricht
einem Eigenwert (z. T. Zeitkonstante bei PT1-Glied), mittels dessen
das Einschwingverhalten zumindest einer der beiden Funktionseinheiten
beeinflussbar ist.
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Für das vorliegende
Problem wurde ein Ansatz der Gewichtung gewählt, der vornehmlich auf die
Robustheit des Algorithmus gegen Störeinflüsse abzielt. Dabei liegen folgende Überlegungen
zu Grunde: Störungen
wirken nur auf das reale System und beeinflussen somit ySys. Auf das Modell und damit yMod hingegen
wirken Störgrößen nicht
ein. Ein Fehlersignal E ist um so sicherer eine Folge des Führungssignals,
je höher
die Anregung des Systems durch das Führungssignal ist, weil dann
die Amplitude der Störgrößen vernachlässigbar
wird.
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In
einem System erster Ordnung (PT1) ist die Änderung des Ausgangssignals
ein Maß für die Anregung,
da sie die Abweichung zwischen Eingang- und Ausgangssignal wiedergibt
gemäß:
Das Fehlersignal E wird dementsprechend
mit der Größe y .
Mod gewichtet, denn y .
Mod ändert sich
proportional zur Intensität
der Führungsgröße. Die
Wichtung des Fehlersignals E durch Multiplikation mit dem Betrag
von y .
Mod stellt sicher, dass Fehler nicht
bewertet werden, solange keine Führungsgrößenänderung
vorliegt.
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Zur
Fehlerauswertung liegt damit zunächst
ein integrierter gewichteter Fehler IWE (Integrated Weighted Error)
vor gemäß:
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Es
handelt sich um ein spezielles Fehlerfunktional zur Ermittlung dynamischer
Kennwerte eines regelungstechnischen Systems auf Basis von Zeitreihen
nach Anregung des Systems. Der Unterschied beider Funktionale liegt
darin, dass bei Funktional (1) IWE unter Berücksichtigung eines frei wählbaren
Anfangszeitpunktes T0 ermittelt wird, wobei bei Funktional (2) IWE
unter Berücksichtigung
des Startzeitpunktes T0 = 0 erfolgt. Funktional
(2) stellt damit einen Sonderfall des Funktionals (1) dar.
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Der
Nachteil der Funktionale (1) oder (2) in Hinblick auf die Ermittlung
von Kenngrößenverhältnissen ist,
dass sie eine Dimension y
2 aufweisen und
damit überproportional
abhängig
von der Höhe
der Anregung sind. Ein dimensionsloser, anregungsunabhängiger Kennwert
kann erzielt werden, wenn die IWE – Funktionale auf ein Funktional
bezogen werden, das ganz ähnlich,
jedoch unter Verwendung der Systemausgangsgröße anstatt des Fehlers E und
unter Verwendung der Änderungsgeschwindigkeit
des Systemausgangs anstatt des Modellausgangs gemäß
ermittelt wird. Die Signumfunktion
im Falle (3) und (4) stellt sicher, dass die Richtung des Fehlers
unabhängig von
der Richtung der Anregung ist. Durch Verwendung der Systemantwort
y
Sys zur Normierung des Fehlerfunktionals
wird außerdem
eine weitere Stabilisierung gegenüber Störungen erreicht. Mittels der
Verwendung von Δy
Sys = y
Sys – y
Sys(t = T
0) im Falle
(5) erreicht man die Berücksichtigung
der Gesamtzustandsänderung
des Systems oder im Falle (4) die totale Zustandsänderung
des Systems. Mittels der Normierung erreicht man die Entkopplung
des Ergebnisses von der Anregungsform und Anregungshöhe. Die
Normierung bezüglich
der totalen Zustandsänderung
bewertet bei verrauschten Signalen den Fehler geringer, d. h. es
resultiert eine gute Störstabilität. Die Normierung
auf die Gesamtzustandsänderung
konvergiert schneller (siehe später).
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Insgesamt
ergeben sich folgende alternative Funktionale zur Ermittlung der
Kennzahl, mittels derer eine Kennzahl für Korrekturen ableitbar ist:
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yMod und ySys stellt
das Einschwingverhalten beider Funktionseinheiten bei Änderung
der Führungsgröße über die
Zeit betrachtet dar. Das Symbol y . kennzeichnet jeweils die zeitliche
Ableitung von y und Tf kennzeichnet einen
Eigenwert, insbesondere die Filterzeitkonstante eines Tiefpasses,
mittels dessen das Einschwingverhalten zumindest einer der beiden
Funktionseinheiten beeinflussbar ist. x steht für ein Vielfaches des Eigenwertes,
vorzugsweise für
einem Wert um 2·Pi,
und es gilt ΔySys = ySys – ySys(t = T0), d. h.
es wird nun die Systemänderung
zwischen zwei Zeitpunkten betrachtet, wobei T0 einem frei wählbaren
Startzeitpunkt entspricht, zu dem der aktuelle Zeitpunkt relativ
betrachtet wird.
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Diese
Kennzahl wird als relativer integrierter gewichteter Fehler (RIWE
= Relative Integrated Weighted Error = Korrekturfaktor) bezeichnet.
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Zur
Vereinfachung des Abgleichs wird eine Kennlinie für die Kennzahl
in Abhängigkeit
vom Verhältnis der
Eigenwerte der ersten und der zweiten Funktionseinheit ermittelt,
welche Kennlinie insbesondere zumindest teilweise in dem Bereich
linearisiert wird, in dem die Kennzahl gegen Null tendiert. Die
Regeleinrichtung beinhaltet daher ein Mittel zur Ableitung einer
Kennlinie für
die Kennzahl in Abhängigkeit
der Eigenwerte der Funktionseinheiten und umfasst vorzugsweise ein
Speichermittel in dem diese Kennlinie abgelegt ist und auf das die
Regeleinrichtung Zugriff hat.
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2 zeigt
eine solche Kennlinie beispielhaft.
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Die
Anwendung des RIWE-Funktionals wurde hier auf zwei ideale Systeme
erster Ordnung angewendet. Es ergibt sich eine Kennlinie des Fehlerfunktionals
in Abhängigkeit
vom Verhältnis
der Zeitparameter TSys/TMod der
verglichenen Systeme.
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Die
Ermittlung des Korrekturfaktors mittels der Kennlinie erfolgt nun
vorzugsweise durch sukzessive Approximation innerhalb eines definierten
Wertebereiches der Kennzahl und Begrenzung der Kennzahl außerhalb
dieses Wertebereiches.
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Eine
Vorschrift für
die Korrekturschätzung
kann beispielsweise lauten:
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Unterschreitet
RIWE den unteren RIWE Grenzwert, so wird TMod/TSys auf einen unteren Wert fixiert. Überschreitet
RIWE den oberen RIWE Grenzwert, so wird TMod/TSys auf einen oberen Wert fixiert. Innerhalb
der RIWE Grenzwerte wird eine Gerade mit einer definierten Steigung
an den optimalen Wert TMod/TSys =
1, wo auch RIWE = 0 ist, gelegt. Hier stellt sich ein Fehler von
Null ein, d. h. das System und das Modell sind abgeglichen.
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Mit
der nachfolgend beschriebenen Vorgehensweise können bei Abweichungen die Modell-
und Systemparameter leicht iterativ geändert werden, solange bis Modell
und Systemverhalten schließlich
im wesentlichen identisch sind. Daher umfasst das Verfahren vorzugsweise
folgende Schritte:
Zuordnung der aktuellen Kennzahl zu relativ
zueinander bezogenen Eigenwerten von Funktionseinheiten, mittels
derer die Kennzahl ermittelt wurde. Im obigen Beispiel wäre dies
TMod/TSys.
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Ermittlung
eines Korrekturfaktors durch Auswertung oder Ablesen aus der Kennlinie.
Es wird hierbei ermittelt welche Änderung TMod/TSys erfahren muss, um RIWE zu reduzieren.
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Änderung
eines Eigenwertes (hier TMod oder TSys) zumindest einer Funktionseinheit mittels
des Korrekturfaktors.
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Aus
der hieraus resultierenden Änderung
von RIWE ergibt sich konsequenterweise eine erneute Änderung
des Faktors TMod/TSys.
In einem weiteren Schritt wird diese Neuermittlung der Kennzahl
RIWE durch Auswertung der Kennlinie mit dem neuen Verhältnis von
TMod/TSys durchgeführt.
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Die
Wiederholung der vorherigen Schritte erfolgt solange, bis die Kennzahl
im wesentlichen gegen Null tendiert oder nach Maßgabe eines Sollwertes diesem
Sollwert im wesentlichen entspricht. Der Sollwert wird so gewählt sein,
dass sich ein vernachlässigbarer
Fehler einstellt.
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Der
Ablauf einer solchen Iteration ist beispielhaft in
3 gezeigt.
Das Bild zeigt die inverse Kennlinie von RIWE dargestellt über den
Quotienten T
Mod/T
Sys:
Die
Kurve wurde um RIWE = 0 linearisiert und wie folgt begrenzt:
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Das
Verfahren konvergiert innerhalb von wenigen Schritten. Je weniger
Anforderungen an die Höhe der
Abweichung gestellt werden, desto weniger Iterationsschritte sind
erforderlich.
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Die
Auswertung erfolgt wie nachfolgend beschrieben (alle Zahlenwerte
sind ca. – Angaben):
RIWE
liegt anfänglich
bei –0,33
und TMod/TSys liegt
anfänglich
bei 0,5. Da TMod/TSys außerhalb
des linearisierten Bereiches liegt, wird von der unteren Begrenzungslinie
(0,6) aus betrachtet eine Änderung
von TMod/TSys vorgenommen
durch Modifikation einer oder beider Parameter innerhalb einer Funktionseinheit.
Der Quotient ändert
sich somit auf TMod/TSys =
0,8. Hierbei stellt sich anhand der RIWE-Kennlinie ein RWIE = –0,1 ein,
was gegenüber
RIWE = –0,33
bereits einer massive Fehlerreduzierung bewirkt. Da für den Quotienten
TMod/TSys = 0,8 bereits
der linearisierte Bereich der Kennlinie relevant ist, wird ausgehend
von dieser Kennline TMod/TSys weiter modifiziert,
d. h. die RIWE-Kennlinie wird von nun an nicht mehr betrachtet.
An den Kennlinien kann man nun ablesen, dass sich für TMod/TSys annähernd der
Faktor 1 einstellt, wobei RWIE hier im wesentlichen gegen Null tendiert.
Mittels weniger Iterationsschritte wäre hierbei also der Fehler
weitestgehend eliminiert worden. Sofern es erforderlich ist können weitere
Iterationsschritte die Annäherung
an RIWE = 0 bewirken, je nachdem welche Genauigkeit gewünscht ist.
Je nach Wahl eines der Zählerfunktionale
(3) bis (5) erreicht man schnellere oder störstabilere Ergebnisse. Mit
zunehmender Erwartungshaltung bezüglich der Reduzierung von RIWE
steigt jedoch die Anzahl der Iterationsschritte und damit auch der
Rechenaufwand und der Zeitaufwand.
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Vorzugsweise
umfass der weiter oben beschriebene dritte Schritt folgende Teilschritte
- a) Ermittlung des Systemrauschpegels während des
Abgleichs,
- b) Festlegung eines Schwellwertes, welcher über dem Systemrauschpegel liegt,
- c) Ermittlung des lokalen Maximums des Signals über dem
Schwellwert,
- d) Neustart des Abgleichs
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Dies
ermöglicht
es ein Triggersignal aus einer Führungsgrößenänderung
nur dann abzuleiten, wenn dieses Triggersignal über dem Systemrauschpegel liegt.
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Der
Beginn des Abgleichs kann somit gestartet werden, ohne dass ein
gesondertes Startsignal auf Steuerungsebene generiert werden muss.
So ist eine Parameteradaption z. B. auch in Systemen möglich, in denen
das Führungssignal
händisch
erzeugt wird. Als Beispiel seien Geschwindigkeitssollwerte in mobilen
Arbeitsmaschinen genannt. Hier müssen
beliebige Sollwertverläufe
berücksichtigt
werden. Als auszuwertendes Triggersignal könnte die zweite Ableitung x .. der
Führungsgröße x gewählt werden.
Dies ist im Geschwindigkeitsregler der Ruck. Damit kann auch im
Satzbetrieb Positionsgeregelter Antriebe (mit Ruck- oder Beschleunigungsbegrenzung)
ein Triggersignal unmittelbar nach Start eines Satzes generiert
werden.
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Der
Triggeralgorithmus kann beispielsweise folgende Schritte umfassen:
- – Erkennung
eines lokalen Maximums von x .. (zweite Ableitung der Führungsgröße) gemäß der Vorschrift x ..k < x ..k-1 ⋀ x ..k-1 ≥ x ..k-2 und Merken des Triggerwertes, wobei k-1
jeweils den vorhergehenden Wert darstellen soll.
- – Rücksetzen
des Abgleichs, wenn während
der Laufzeit ein höherer
Triggerwert erkannt wird.
- – Bildung
eines durchschnittlichen Niveaus des Triggersignals als arithmetisches
Mittel des Betrags aller Einzelwerte über den Abgleichzeitraum als
Basis für
eine Rauschunterdrückung.
- – Start
der Auswertung, wenn der Triggerwert das X-fache des Rauschpegels
der vorherigen Auswertung überschreitet.
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Als
zusätzliche
Stabilisierungsmaßnahme
wird das Ergebnis der Auswertung verworfen, wenn die Änderung
der Systemausgangsgröße über den
gesamten Auswertezeitraum ein anderes Vorzeichen aufweist als die Änderung
der Eingangsgröße. Dies
deutet nämlich
eindeutig auf eine Anregung des Systems durch Störgrößen hin.
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Das
Triggermittel der erfindungsgemäßen Regeleinrichtung
ist zu diesen Zwecken derart ausgebildet, dass es den Systemrauschpegel
während
eines Abgleichs ermittelt, automatisch einen Schwellwert abhängig vom
ermittelten Systemrauschpegel festlegt, das lokale Maximums eines
von einer Führungsgrößenänderung abgeleiteten
Signals feststellt und den Start des Abgleichs abhängig vom
ermittelten Maximum realisiert.
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Vorzugsweise
arbeitet die Regeleinrichtung einer elektrisch betriebenen Maschine,
insbesondere ein geschwindigkeitsgeregelter Antrieb, mit dem erfindungsgemäßen Verfahren.
In einem geschwindigkeitsgeregelten Antrieb verhält sich das Nennerfunktional
proportional zur Summe des Betrags der kinetischen Leistung des
Antriebs.
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An
diesem Zusammenhang kann physikalisch verdeutlicht werden, wie das
Nennerfunktional die Robustheit des Gesamt-Fehlerfunktionals erhöht: Die
summierte gewichtete Abweichung der Geschwindigkeiten von Modell
yMod und realem Antrieb ySys wird
bezogen auf die gesamte für
die Geschwindigkeitsänderung
des Antriebs aufgebrachte Energie. In diesen Wert gehen auch Leistungswerte
ein, die durch Störkräfte entstehen. Treten
also während
eines Analysezeitraums Störungen
auf, so wird das Gesamtfunktional RIWE entsprechend kleiner; der
Fehler damit geringer bewertet. Es ist somit die Identifikation
der effektiven Antriebsträgheit möglich. Der
Parameter „a" steht dabei für de Beschleunigung, „F" für die Kraft, „m" für die Masse
und „P" für die Leistung, „v" für die Geschwindigkeit.
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Sinngemäß gilt dies
auch für
hydraulisch betriebene Maschinen, insbesondere für druckgeregelte und ventilgesteuerte
Zylinder oder geschwindigkeitsgeregelte und ventilgesteuerte Zylinderantriebe.
Es ist zum Beispiel außerdem
die Identifikation der hydraulischen Kapazität basierend auf der Messung
von Druckänderungen
beziehungsweise Volumenänderungen
möglich
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Auch
für die
Verwendung von pneumatisch betriebene Maschinen oder Hybridmaschine,
welche sich mehrerer zuvor genannter Prinzipien bedienen, ist die
Erfindung vorteilhaft.
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Vorzugsweise
bezieht sich das erfindungsgemäße Verfahren
und die erfindungsgemäße Vorrichtung auf
Systeme erster Ordnung, wobei eine voll- oder halbautomatische Realisierung
denkbar ist.
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Weitere
Aspekte der Erfindung ergeben sich aus nachfolgender Figurenbeschreibung.
Diese zeigt ein PI – geregeltes
System, welches prinzipbedingt überschwingendes
Führungsverhalten
aufweist. Dies wurde durch Einführung
eines Sollwertfilters in den Integral-Zweig des Reglers verhindert.
Der eingesetzte Filter kann unter Berücksichtigung der Erläuterungen
weiter oben, als Modell des Systems mit Proportionalregler angesehen
werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ermittelt einen auf der Basis von Zeitverläufen des Filterausgangs und
der Regelgröße in einem
bestimmten Zeitraum nach Anregung durch Sollwertänderung einen Korrekturwert,
der zur Parameterkorrektur so eingesetzt werden kann, dass sich
Modell- und Systemverhalten angleichen. Mit diesem Verfahren sind
Regleradaption und Parameteridentifikation möglich.
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Im
Detail zeigt die 1 ausschnittsweise den Signalflussplan
eines PI-Reglers, welcher einen Proportionalzweig 1, einen
Filter 2 und einen Integralzweig 3 umfasst. Zusätzlich angedeutet
ist die Regelstrecke 4 und Störgrößen 6. Im Integral-Zweig
des Reglers ist hier ein Tiefpassfilter erster Ordnung für den Sollwert 5 eingeführt, der
bei geeigneter Parametrierung der Verzögerungszeit Tf die
Nullstelle der Übertragungsfunktion der
Komplettanordnung kompensiert. Diese Maßnahme hat sowohl positive
Auswirkungen auf die Reaktionsgeschwindigkeit bzgl. des Führungsverhaltens
als auch bezüglich
der Reduzierung des Störverhaltens.
Dem PI-Regelkreis könnte
außerdem
ein weiterer Regelkreis aufkaskadiert werden, z. B. ein Positionsregler
für elektrische
Servoachsen.
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Die
geeignete Filterparametrierung für
das hier verwendete Beispiel ergibt sich zu:
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Für den vorteilhaften
Fall einer Parametrierung des Filters entsprechend dieser Gleichung
sind Führungsverhalten
von Filter (Modell) und System (Regelkreis ohne Filter) identisch.
Da Filter- und Streckenverhalten nicht voneinander abweichen, ergibt
sich kein Stellwert im I-Zweig. Mittels der Filterparametrierung
wird somit eine Minimierung der Abweichung zwischen einem Modell
(Filter) und dem realen System realisiert. Ob dabei die Minimierung
der Abweichung durch Anpassung des Modells (Filterparametrierung)
oder des Systems (Reglerparametrierung) erfolgt, ist in diesem Zusammenhang
sekundär.
Das heißt:
Zum Abgleich von System- und Modellverhalten kann neben der Anpassung
der Zeitkonstanten Tf des Filters auch auf
die reale Antwortzeit TM des drehzahlgeregelten
Antriebs oder die Änderung
der Reglerverstärkung
KP zurückgegriffen werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren
löst die
Parametrierung auf numerischem Weg. Das Verfahren könnte beispielsweise
mittels einer antriebsintegrierten Steuerung realisiert werden oder
mittels antriebsintegrierter oder externer Regelung. Der Abgleich
könnte
beispielsweise auf die Drehzahlregelung oder Positionsregelung eines
Antriebs angewendet werden. Als Anregungsformen zur Simulation einer
Führungsgrößenänderung
stehen Sprünge
sowie für
den Positionierbetrieb Rampen mit Geschwindigkeits- und Beschleunigungsbegrenzung
sowie beliebige Sollwertsignale aus einer übergeordneten Reglerkaskade
zur Verfügung.
Weiterhin könnte
ein Abschaltfenster realisiert werden, das die Übernahme eines neu identifizierten
Parameters verhindert, wenn er weniger als ein festzulegender Prozentsatz,
beispielsweise 0,5%, vom aktuellen Parameterwert abweicht.
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Zusammenfassung der verwendeten Symbolik:
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- x .
- – Drehzahlsollwert (Führungsgröße)
- x .o
- – Drehzahlistwert
- Fo
- – Stellgröße
- FL
- – Störgröße
- KP
- – Verstärkungsfaktor (Proportionalglied)
- KM
- – Drehmomentkonstante
- m
- – Masse
- Ti
- – Integriergliedzeitkonstante
- Tf
- – Filterzeitkonstante (PT1)
- TM
- – Systemantwortzeit
- U
- – Spannung
- yMod
- – Systemantwort des Modells
auf sich ändernde
Führungsgröße
- ySys
- – Systemantwort des Regelsystems
auf sich ändernde
Führungsgröße
- ΔySys
- – Gesamtänderung der Systemantwort des
Regelsystems
- y .Mod
- – Ableitungen der Modellsystemantwort
- y .Sys
- – Ableitungen der Regelsystemantwort