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Die
Erfindung betrifft eine Steuereinrichtung für Windenergieanlagen
mit einem Windrotor und einem davon angetriebenen Generator, wobei
der Generator von dem Windrotor angetrieben ist, und die Steuereinrichtung
eine Drehmomentsteuereinheit für das Drehmoment des Generators
aufweist.
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Moderne
Windenergieanlagen sind beinahe ausschließlich drehzahlvariabel
ausgeführt. Das bedeutet, dass der Windrotor, welcher meist über
ein Getriebe den Generator antreibt, mit unterschiedlicher Drehzahl
in Abhängigkeit von den Windbedingungen betrieben werden
kann. Dazu ist am Windrotor eine Möglichkeit vorgesehen,
um den Anstellwinkel der Rotorblätter zu verändern.
Durch Verändern des Anstellwinkels (Pitch) wird die von
dem Windrotor aus dem Wind entnommene Windleistung verändert.
Entsprechend wird durch die Drehmomentsteuereinheit das Drehmoment
des Generators und damit die abgegebene elektrische Leistung verändert.
Eine übliche Regelung sieht meist vor, dass die Pitch-Steuereinheit
und die Drehmomentsteuereinheit angeschlossen sind an ein übergeordnetes
Betriebspunktmodul, welches Sollwertvorgaben für die Pitch-
und Drehzahlsteuereinheit bestimmt und an diese anlegt.
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Die
Steuereinrichtung kann so ausgelegt sein, dass die Pitch-Steuereinheit
sowie die Drehmoment-Steuereinheit unabhängig voneinander
sind (
US 6 137 187 ).
Es kann aber auch vorgesehen sein, dass die beiden Steuerungseinheiten
miteinander verknüpft sind (
DE 10 2005 029 000 ), so dass
mit der Verknüpfung eine signifikante Verbesserung des Übergangsverhaltens
zwischen Teil- und Vollastbetrieb der Windenergieanlage erreicht
werden kann.
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Treten
im Betrieb Netzstörungen auf, insbesondere kurze Spannungseinbrüche
durch Kurzschluss, so sind davon auch drehzahlvariable Windenergieanlagen
betroffen. Herkömmlicherweise trennen sich die WEA vom
Netz, wodurch weniger Leistung im Netz zur Verfügung steht.
Im Kurzschlussfall ist dies kontraproduktiv. Es wird deshalb angestrebt, die
WEA zumindest bei kurzen Spannungseinbrüchen am Netz zu
halten, so dass am Ende des Spannungseinbruchs möglichst
schnell wieder Leistung von der WEA in das Netz eingespeist werden
kann. Dieser Aspekt des Verbleibens der Windenergieanlage am Netz
während der Dauer des Spannungseinbruchs wird als „low
voltage ride through" bezeichnet.
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Aufgrund
der schnellen Änderungen des elektrischen Netzparameters
beim Zusammenbruch des Netzes kommt es zu entsprechenden, hochdynamischen
Auswirkungen auf die WEA und ihren Triebstrang. Es entstehen dort
Schwingungen. Diese zu Beginn des Netzeinbruchs entstehenden Schwingungen
werden in der Praxis am Ende des Netzeinbruchs, also bei Wiederkehr
der Spannung, weiter angeregt. Dabei können Drehmomentspitzen
auftreten, welche über dem doppelten Nennmoment liegen.
Es besteht damit Bruchgefahr für den Triebstrang der Windenergieanlage
und Beschädigungsgefahr für die Umgebung. Eine
bekannte Abhilfe liegt darin, den mechanischen Triebstrang entsprechend überzudimensionieren.
Dies hat aber den Nachteil, dass die Herstellungskosten der WEA
deutlich erhöht werden.
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Ausgehend
von dem zuletzt genannten Stand der Technik liegt der Erfindung
die Aufgabe zugrunde, eine Verbesserung des Verhaltens der Windenergieanlage
am Netz bei temporären Spannungseinbrüchen („low
voltage ride through") zu verbessern.
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Die
erfindungsgemäße Lösung liegt in den Merkmalen
der unabhängigen Ansprüche. Vorteilhafte Weiterbildungen
sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Bei
einer Steuereinrichtung für Windenergieanlagen mit einem
Windrotor und einem Generator, der von dem Windrotor drehzahlvariabel
angetrieben ist, die eine Pitch-Steuerungseinheit für die
Drehzahl des Windrotors und eine Drehmomentsteuereinheit für
das Drehmoment des Generators aufweist, ist erfindungsgemäß vorgesehen
ein Detektor zum Erkennen eines Netzeinbruchs und dessen Endes,
ein Drehmomentgeber, der einen Vorgabewert für ein Drehmoment
des Generators nach Erkennen des Netzeinbruchs bereitstellt, und
ein Initialisator, welcher eine Komponente der Drehmomentsteuereinheit
nach Erkennen des Netzeinbruchs auf den Vorgabewert initialisiert.
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Kern
der Erfindung ist der Gedanke, die Drehmomentsteuereinheit zum Ende
des Spannungseinbruchs zwangsmäßig auf einen bestimmten Wert
zu setzen. Dies kann geschehen, indem der Integratorzustand auf
einen Wert identisch Null gesetzt wird. Damit wird erreicht, dass
die Drehmomentsteuereinheit sich dank der Initialisierung auf einem
Wert befindet, der weit weg von eventuellen Sättigungsgrenzen
der Steuereinheit, insbesondere von in ihr implementierten Reglern,
liegt. Die Erfindung hat erkannt, dass bei herkömmlicher
Weise verwendeten Regeleinrichtungen die Gefahr bestand, dass sie zum
Ende des Netzeinbruchs in die Sättigung liefen, weil das
tatsächlich auftretende Ist-Moment während der
Dauer des Netzeinbruchs stark von den ursprünglich vorgesehenen
Sollwerten abwich. Die Regler konnten dann nicht mehr feinfühlig
genug auf das Ende des Netzeinbruchs reagieren. Die Erfindung hat
erkannt, dass sich diese negativen Folgen vermeiden lassen, indem
das „Gedächtnis" der Steuereinrichtung gelöscht
wird. Sie erreicht dies durch das Initialisieren. Damit besteht
Gewähr dafür, dass am Ende des Netzeinbruchs eine
Sättigung verhindert ist und damit die Steuereinrichtung über
ausreichend Stellreserve verfügt. Mit der Initialisierung kann
sie auf einen Startwert gesetzt werden, der eine optimale Dämpfung
der Triebstrangschwingungen bewirkt. Die Erfindung erreicht bei
geringem Aufwand ein frappierend gutes Ergebnis in Bezug auf die Schwingungsdämpfung.
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Nachfolgend
werden zuerst einige verwendete Begriffe erläutert:
Unter
Initialisieren wird verstanden, den Sollwert einer Steuereinheit
auf einen bestimmten Wert zu setzen. Vorangegangene Abweichungen
verlieren ihre Wirkung. Die Historie der Steuereinrichtung wird
damit sozusagen gelöscht.
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Unter
einer Steuereinheit wird eine Einrichtung verstanden, welche eine
Steuergröße in Abhängigkeit von mindestens
einem Eingangsparameter steuert oder regelt. Es ist also ein erweitertes
Begriffsverständnis zu Grunde zu legen, welches auch eine
Regeleinrichtung umfasst.
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Unter
einem I-Glied der Steuereinheit ist eine Komponente zu verstehen,
welche für stationäre Genauigkeit sorgt. Ein Beispiel
hierfür ist ein klassischer PI- oder PID-Regler mit seinem
I-Glied. Der Begriff „I-Glied" ist hierauf aber nicht beschränkt,
sondern umfasst auch für stationäre Genauigkeit
sorgende Komponenten anderer Regelkonzepte, wie Zustandsregler oder
Fuzzy-Regelungen. Unter Wiederkehr der Netzspannung wird im Rahmen
der Erfindung verstanden, dass die Netzspannung auf eine einstellbare
Schwellspannung angestiegen ist, die im stationären Betrieb
zulässig ist (in der Regel etwa 90% der Nennspannung).
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Besonders
bevorzugt ist es, wenn es ein I-Glied ist, das initialisiert wird.
Das I-Glied ist diejenige Komponente der Steuereinheit, welche für
stationäre Genauigkeit sorgt. Darauf kommt es im Rahmen der
Erfindung aber gar nicht an, sondern im Gegenteil dient das Einwirken
auf das I-Glied der Verbesserung der Reglerdynamik. Überraschenderweise
erreicht die Erfindung durch die gezielte Beeinflussung der Komponente
für die stationäre Genauigkeit, nämlich
des I-Glieds, eine Verbesserung der Dynamik, und zwar durch eine
viel geringere Belastung des Triebstrangs bei Wiederkehr des Netzes.
Paradoxerweise ist es gerade das Einwirken auf das I-Glied, welches
für eine Verbesserung des dynamischen Verhaltens sorgt.
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Dieser
positive Einfluss des Einwirkens auf das I-Glied kann dadurch erhöht
werden, indem der Initialisator weiter einen Gewichtungsfaktor der
Komponente in der Drehmomentsteuereinheit ändert. Der Initialisator
wirkt also nicht nur auf die Komponente ein, sondern erhöht
auch ihre Gewichtung innerhalb der Drehmomentsteuereinheit. Ist
die Komponente das I-Glied, so bedeutet dies, dass sich ihr Gewichtungsfaktor
verändert, vorzugsweise erhöht wird. Bei einer
Weiterbildung kann der Initialisator min destens einen weiteren Gewichtungsfaktor
einer anderen Komponente verändern. Hierbei kann es sich
beispielsweise um ein P-Glied eines PI-Reglers bzw. einer äquivalenten
Funktionseinheit bei einem anderen Regelkonzept handeln. Vorzugsweise
erfolgt die Veränderung dieses Gewichtungsfaktors gegensinnig
zu der Veränderung des Gewichtungsfaktors am I-Glied. Die
Veränderung der Gewichtungsfaktoren ist zweckmäßigerweise
nicht von Dauer, sondern temporär über einen einstellbaren
Zeitraum. Damit kann die Veränderung der Gewichtungsfaktoren
auf den Zeitraum begrenzt werden, der zum Abklingen der Schwingungen
im Triebstrang benötigt wird.
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Weiter
ist der Initialisator vorzugsweise dazu ausgebildet, einen geänderten
Einstellpunkt für eine Drehzahl an die Pitch-Steuereinheit
und/oder Drehmomentsteuereinheit auszugeben. Damit ist es ermöglicht,
zum Ende des Spannungseinbruchs die Drehzahlvorgabe zu ändern,
insbesondere zu erhöhen. Es hat sich gezeigt, dass mit
einer Änderung, insbesondere einer Erhöhung, des
Drehzahl-Einstellpunkts die Steuereinheiten für das Drehmoment
bzw. den Pitch noch besser vor einer Sättigung bewahrt werden
können. Demgegenüber kommt es bei herkömmlichen
Reglerkonzepten häufig dazu, dass bei unveränderter
Drehzahlvorgabe die jeweiligen Regler in die Sättigung
laufen, also an ihre Reglergrenzen kommen, wodurch dann die Regeldynamik
zumindest zeitweilig verloren geht. Besonders bewährt hat
es sich, den Drehzahlwert höher zu setzen, als es an sich
der jeweiligen Betriebssituation entspräche, beispielsweise
um 5% oder – bei Teillast – auf die Nenndrehzahl.
Hierbei kann weiter vorgesehen sein, dass die Einstellpunkte für
die Pitch-Steuereinheit und die Drehmomentsteuereinheit verschieden
gewählt sein können. Im Rahmen der Erfindung ist
es besonders günstig, nur den Einstellpunkt für
die Drehmomentsteuereinheit zu verändern.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist ein Vorfilter
für einen Sollwerteingang der Drehmomentsteuereinheit vorgesehen,
an welchem ein Einstellpunkt für die Drehzahl als Eingang angelegt
ist. Damit ergibt sich die Möglichkeit, bei einer Änderung
des Drehzahleinstellpunkts diesen geänderten Wert als Eingangssignal
an das Vorfilter anzulegen. Das Vorfilter be stimmt bei einem Vergleich des
Einstellwerts mit der tatsächlichen Drehzahl einen Wert
für eine Führungsgröße, welche
an die Drehmomentsteuereinheit angelegt ist. Mit einem solchen Vorfilter
kann auf besonders einfache und zweckmäßige Weise
die gewünschte Änderung des Drehzahleinstellpunkts
für die Drehmomentsteuereinheit erreicht werden.
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Gemäß einer
besonders vorteilhaften Weiterbildung ist ein Bestimmungsmodul für
den Vorgabewert vorgesehen, welches dazu ausgebildet ist, in Abhängigkeit
von der Schwere des Netzeinbruchs ein Sicherheitsmoment zu bestimmen.
Unter einem Sicherheitsmoment wird ein solches Drehmoment verstanden,
welches dem noch zur Verfügung stehenden Restmoment im
jeweiligen Zustand des Netzes entspricht. Zweckmäßigerweise
weist das Bestimmungsmodul ein Kennlinienglied auf, welches vorzugsweise
gemäß einer Beziehung [MS = MN·UI/UN] entspricht. Hierbei sind MN das
Nenndrehmoment, UN die Nennspannung und
UI die tatsächlich noch vorhandene
Restspannung. Mit Vorteil umfasst das Bestimmungsmodul einen Minimum-Speicher, welcher
das zur jeweils niedrigsten gemessenen Spannung gehörende
Sicherheitsmoment speichert und als Ausgabewert des Bestimmungsmoduls
bereitstellt.
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Zweckmäßigerweise
ist weiter ein Vorsteuermodul vorgesehen, das dazu ausgebildet ist,
während des Netzeinbruchs das Auftreten eines Übermoments
oberhalb des Sicherheitsdrehmoments zu erkennen. Das Vorsteuermodul
umfasst einen Detektor zum Erkennen des Netzeinbruchs und einen
Komparator. Erkennt der Detektor das Auftreten des Netzeinbruchs,
so vergleicht der Komparator das Drehmoment des Generators mit dem
Sicherheitsdrehmoment und gibt im Falle einer Überschreitung
ein Signal aus. Vorzugsweise wirkt das Vorsteuermodul derart mit
der Drehmomentsteuereinheit zusammen, dass es während des
Netzeinbruchs eine Restmomentvorgabe unter Umgehung der Drehmomentsteuereinheit
auf den Generator aufschaltet. Diese Restmomentvorgabe ist zweckmäßigerweise
aus dem Sicherheitsmoment berechnet. Mit dem Festlegen des Drehmoments
wird vermieden, dass der Generator und der mit ihm zusammen wirkende
Umrichter überlastet werden. Die eigentliche Drehmomentsteuereinheit
ist nun wirkungslos und kann von dem Initialisator initialisiert
werden. Damit sind die Voraussetzungen da für geschaffen,
dass die Drehmomentsteuereinheit am Ende des Spannungseinbruchs sanft
einsetzt. Vorzugsweise ist weiter ein Pitch-Schnellverstellmodul
vorgesehen, welches mit der Pitch-Steuereinheit zusammenwirkt. Dieses
wird von dem Vorsteuermodul derart angesteuert, dass der Einstellwinkel
(Pitch) der Rotorblätter mit maximal möglicher
Verstellgeschwindigkeit um einen bestimmten Winkel Δv verstellt
wird. Dieser Verstellwinkel berechnet sich abhängig von
dem Startwinkel der Rotorblätter und der Höhe
des Drehmomentsprungs, der sich aus dem Unterschied zwischen dem
vorher vorhandenen Moment und dem nunmehr angelegten Restmoment
ergibt. Besonders bevorzugt ist es, die Verstellwinkel Δv
zu berechnen anhand der Beziehung Δv = f(v0) × vA × (M0 – MR), wobei v0 der
Startwinkel, vA die generalisierte Blattverstellamplitude, M0 das Drehmoment vor dem Netzeinbruch und
MR das Restmoment sind. Das Verstellen der Blattverstellamplitude
wird vorzugsweise im Bereich zwischen 5–10° erfolgen.
Bei der Funktion F handelt es sich um eine Funktion, welche die
nicht linearen Eigenschaften der Aerodynamik des Rotorblatts berücksichtigt.
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Die
Erfindung bezieht sich weiter auf eine Windenergieanlage mit einem
Turm, einer darauf angeordneten Gondel mit einem Windrotor an einer Stirnseite,
der über eine Rotorwelle einen Generator antreibt, welcher
mittels eines Umrichters Strom zur Abgabe an ein elektrisches Netz
erzeugt, und einer Betriebssteuerung, wobei ferner eine Steuereinrichtung,
wie vorstehend beschrieben, vorgesehen ist.
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Die
Erfindung bezieht sich ferner auf ein entsprechendes Verfahren zum
Betreiben einer Windenergieanlage.
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Die
Erfindung wird nachfolgend in Bezugnahme auf die beigefügte
Zeichnung erläutert, in der ein vorteilhaftes Ausführungsbeispiel
dargestellt ist. Es zeigen:
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1 eine
schematische Übersichtsdarstellung einer an ein elektrisches
Versorgungsnetz angeschlossenen Windenergieanlage mit einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung;
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2 ein
Blockschaltbild der Windenergieanlage gemäß 1;
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3 eine
schematische Ansicht einer Drehmomentsteuereinheit in der Windenergieanlage;
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4 Diagramme
mit Zeitverläufen einiger Parameter während eines
Spannungseinbruchs;
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5 ein
weiteres Diagramm mit Zeitverläufen im vergrößerten
Zeitmaßstab; und
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6 einen
Ablaufplan für das Verfahren gemäß dem
Ausführungsbeispiel.
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Eine
zur Ausführung der Erfindung ausgebildete Windenergieanlage,
die in ihrer Gesamtheit mit der Bezugsziffer 1 bezeichnet
ist, ist in 1 dargestellt. Sie weist in
an sich bekannter Weise eine auf einem Turm 10 in Azimuthrichtung
schwenkbar angeordnete Gondel 11 auf. An deren Stirnseite
ist ein Windrotor 12 drehbar angeordnet, der über
eine Rotorwelle 14 einen Generator 13 antreibt,
der vorzugsweise als doppelt gespeiste Asynchronmaschine mit mehrsträngiger
Rotor- und Statorwicklung ausgeführt ist. Die Statorwicklung
des Generators 13 ist direkt an eine Anschlussleitung 19 der
Windenergieanlage 1 angeschlossen. Die Rotorwicklung (nicht
dargestellt) ist über einen Umrichter 16 ebenfalls
an die Anschlussleitung 19 angeschlossen. Ferner ist eine
Betriebssteuerung 2 vorgesehen, die vorzugsweise in der
Gondel 11 angeordnet ist.
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Im
normalen Betrieb wird die von dem Windrotor 12 aus dem
Wind entnommene mechanische Leistung (Windleistung) über
die Rotorwelle 14 und ein optionales Getriebe 15 (siehe 2)
an den Generator 13 übertragen. Dieser erzeugt
elektrische Leistung, welche über die Anschlussleitung 19 in
das Netz 9 gespeist wird. Die Windenergieanlage 1 umfasst
also zwei Hauptsysteme, einmal das mechanische System mit dem Windrotor 12 und
zum anderen das elektrische System mit dem Generator 13 als Zentralkomponenten.
Für beide Hauptsysteme ist unter der Betriebssteuerung 2 eine eigene
Steuereinheit vorgesehen. Sie werden kontrolliert von der Betriebssteuerung
mittels eines eigenen Moduls, nämlich einen Arbeitspunktgenerator 3.
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Für
die Kontrolle des mechanischen Systems mit dem Windrotor 12 ist
eine Pitch-Steuereinheit 4 vorgesehen. Sie umfasst einen
Drehzahlsensor 41, der an der Rotorwelle 14 angeordnet
ist und deren Umdrehungszahl umfasst. Sofern ein Getriebe 15 verwendet
wird, ist der Drehzahlsensor bevorzugt auf der „schnellen
Welle", also generatorseitig des Getriebes 15, angeordnet.
Dieser ist als ein Eingangssignal an die Pitch-Steuerungseinheit 4 angeschlossen.
An einem weiteren Eingang der Pitch-Steuerungseinheit 4 ist
ein Sollwert für eine Drehzahl von dem Arbeitspunktgenerator 3 angelegt. Die
Pitch-Steuerungseinheit 4 berechnet mittels eines Komparators
eine Differenz zwischen der angelegten Solldrehzahl und der von
dem Drehzahlsensor 41 ermittelten tatsächlichen
Drehzahl und bestimmt daraus einen Wert für einen Anstellwinkel
(Pitch-Winkel) der Blätter 18 des Rotors. Die
Blätter 18 werden dann über einen am
Rotor, genauer gesagt in der Rotornabe, angeordneten Pitch-Antrieb
(nicht dargestellt) so gedreht, dass der gewünschte Einstellwinkel
erreicht wird. Die aus dem Wind entnommene Windleistung ändert
sich damit, und damit auch die Drehzahl des Rotors 12.
Die Pitch-Steuerungseinheit 4 fungiert damit als eine Drehzahlregelung.
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Für
das elektrische System ist eine Drehmomentsteuereinheit 5 vorgesehen.
Sie erhält als Eingangswert ebenfalls die tatsächliche,
von dem Drehzahlsensor 41 gemessene Drehzahl sowie einen
von dem Arbeitspunktgenerator 3 bestimmten Drehzahlsollwert.
Beide Signale werden an Eingänge angelegt, und es wird
eine Differenz daraus gebildet. Die Drehmomentsteuereinheit 5 ermittelt
daraus einen Anforderungswert für ein elektrisches Drehmoment (Sollmoment),
das an den Generator 13 und seinen Umrichter 16 angelegt
wird. Der Umrichter 16 betreibt den Generator 13 mit
solchen elektrischen Parametern, dass sich ein entsprechendes elektrisches Drehmoment
gemäß der Sollmomentvorgabe einstellt.
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Die
Funktionsweise der Drehmomentsteuereinheit 5 wird nachfolgend
bezugnehmend auf 3 erläutert. Die Windenergiesteuer einheit 5 umfasst
einen Reglerkern 51 und ein Vorfilter 52. Die
beiden Eingänge für die tatsächliche
Drehzahl sowie den Arbeitspunktgenerator 3 bereitgestellten
Sollwert sind an das Vorfilter 52 angelegt. Dieses weist
ein Differenzglied 54 auf, und stellt die Differenz aus
den beiden Drehzahlsignalen an seinem Ausgang bereit. Dieses Ausgangssignal
des Vorfilters 52 ist an einen Eingang des Reglerkerns 51 angelegt.
Der Reglerkern 51 ist im dargestellten Ausführungsbeispiel
als ein PI-Regler ausgebildet. Er umfasst eine P-Komponente und
eine I-Komponente. Die P-Komponente 53. besteht aus einem
Proportionalglied 53, welches das angelegte Eingangssignal
mit einem einstellbaren Faktor kP multipliziert
und an einen Eingang eines Summierers 59 legt. Das I-Glied
umfasst ein zweites Proportionalglied 55, welches eine
Multiplikation mit einem Koeffizienten kI durchführt.
Weiter umfasst es einen Integrator 57, an dessen Eingang
der Ausgang des Proportionalglieds 55 angelegt ist. Ein
Ausgangssignal des Integrators 57 ist an einen anderen Eingang
des Summierers 59 angelegt. Der Integrator weist ferner
einen Rücksetzeingang 56 auf. Ist daran ein Signal
angelegt, so wird der Integrator auf diesen Wert initialisiert.
Mittels der beiden Koeffizienten kp und kI kann
das Reglerverhalten des PI-Reglers eingestellt werden. Von dem Summationsglied 59 wird ein
Ausgangssignal gebildet, welches an einem Eingang einer Umschalteinheit 61 angelegt
ist (s. 2). An einem anderen Eingang
der Umschalteinheit 61 ist eine Signalleitung 62 für
ein Festmoment angeschlossen. Der Ausgang des Umschalters 61 bildet
den Ausgang der Drehmomentsteuereinheit 5 und ist an den
Generator/Umrichter 13 angelegt.
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Weiter
weist die Windenergieanlage ein Zusatzmodul 7 auf, welches
mit der Steuereinheit 2 zusammenwirkt. Das Zusatzmodul 7 umfasst
einen Detektor 71 zum Erkennen eines Netzeinbruchs, einen Drehmomentgeber 72,
welcher einen Vorgabewert für ein von der Drehmomentsteuereinrichtung 5 einzustellendes
Moment bestimmt, und einen Initialisator 73, der auf den
Integrator 57 des Reglerkerns 51 wirkt. Die Funktionsweise
der Erfindung ist wie folgt: Mittels des Detektors 71 wird
bestimmt, ob ein Netzeinbruch vorliegt und wann er wieder beendet
ist. Der Drehmomentgeber 72 stellt einen Vorgabewert für das
Drehmoment bereit, welches zum Ende des Netzeinbruchs über
die Signalleitung 62 auf den Generator 13 aufgeschaltet
wird. Weiter löst der Detektor 71 den Initialisator 73 aus,
so dass dieser am Ende des Netzeinbruchs den Integrator 57 initialisiert,
und zwar auf das von dem Drehmomentgeber 72 bereitgestellte
Drehmoment. Weiter wirkt der Initialisator 73 auf die Proportionalglieder 53, 55 ein,
und zwar derart, dass bei der Wiederkehr der Netzspannung die Koeffizienten
kP und kI auf vorbestimmte
abweichende Werte gesetzt werden. Diese Werte werden für
eine einstellbare Zeit von beispielsweise 10 Sekunden gehalten.
Dieser Zeitraum ist beträchtlich länger als der
Zeitraum von etwa einer Sekunde, während der Integrator 57 durch
Vorgabe des Drehmoments an dem Initialisierungseingang 56 initialisiert
wird.
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Unter
Bezugnahme auf 4 bis 6 wird nunmehr
erläutert, wie sich mit einer konventionellen Steuereinrichtung
eine Windenergieanlage bei einem Netzeinbruch verhält,
wenn der Detektor 71 das Vorhandensein eines Netzeinbruchs
ermittelt (Schritt 101). Dazu ist bei der dargestellten
Ausführungsform der Detektor 71 als ein Schwellwertschalter
ausgebildet, der ein Signal ausgibt, wenn der Wert der Netzspannung
unter eine einstellbare Schwelle fällt. Der Netzeinbruch,
der zum Zeitpunkt t = 1 Sekunde beginnen soll und das dabei entstehende
Ausgangssignal des Detektors 71 ist in 5a dargstellt.
Wird ein Netzeinbruch erkannt, ermittelt ein Bestimmungsmodul 74 in
Abhängigkeit von der während des Netzeinbruchs
gemessenen Netzspannung (Schritt 103) ein Restmoment gemäß der
Beziehung MR = MN × U/UN (Schritt 105). Das Bestimmungsmodul 74 umfasst
einen Minimum-Detektor, welcher den niedrigsten während
des Verlaufs des Netzeinbruchs bestimmten Wert für das
Restmoment speichert und als Ausgangssignal bereitstellt (Schritt 107).
Der Drehmomentgeber 72 prüft mittels eines Komparators 75,
ob ein von der Drehmomentsteuereinheit 5 angefordertes
Sollmoment das ermittelte Restmoment überschreitet (Schritt 109).
Ist dies der Fall, so wird das Sollmoment auf das Restmoment begrenzt
und der Initialisator 73 aktiviert (Schritte 111, 113).
Dieser ist dazu ausgebildet, die Umschalteinheit 61 zu
betätigen, so dass das als sicher angesehene Restmoment
als Sollmoment auf den Generator/Umrichter 13, 16 aufgeschaltet
wird. Damit wird vermieden, dass sowohl der Generator 13 als auch
der Umrichter 16 während des Netzeinbruchs überlastet
werden. Weiter bewirkt der Initialisator 73, dass der Integrator 57 des
Reglerkerns 51 initialisiert wird, und zwar ebenfalls auf
den Wert des Restmoments. Damit wird erreicht, dass der PI-Reglerkern 51 bei
Spannungswiederkehr sanft einsetzt. Schließlich wirkt der
Initialisator 73 auf die Pitch-Verstelleinheit 4 ein,
und zwar in der Weise, dass die Rotorblätter 18 mit
möglichst hoher Verstellgeschwindigkeit um einen Winkel Δv verstellt
werden (Schritt 115). Dieser Verstellwinkel Δv
berechnet sich in Abhängigkeit von dem Ausgangswinkel v0 und der Drehmomentdifferenz zwischen dem
bei Netzeinbruch angelegten Drehmoment M0 und
dem berechneten Restmoment gemäß folgender Beziehung: Δv
= f(v0) × vA × (M0 – MR),
wobei vA die generalisierte Blattverstellamplitude
ist und bevorzugt im Bereich zwischen 5 und 10° liegt und die
Funktion f(v0) eine nicht lineare, die Aerodynamik des
Rotorblatts 18 berücksichtigende Funktion ist, die
für das jeweilige Rotorblatt 18 empirisch bestimmt sein
kann.
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Kehrt
zum Ende des Netzeinbruchs bei t = 1,5 s die Netzspannung wieder
(Schritt 117), so wird das Ausgangssignal des Detektors 71 vor Überschreiten
der Schwellspannung zurückgesetzt. Dabei wird wieder der
Initialisator 73 aktiviert, der einen geänderten
Einstellpunkt für die Drehzahl bestimmt (Schritt 119).
Dies kann durch eine eigene Berechnung erfolgen oder durch Übernahme
eines Signals von der übergeordneten Steuerung 2.
Der Einstellwert wird zweckmäßigerweise so gewählt,
dass eine höhere Drehzahl bestimmt wird als sie dem Betriebszustand
vor Netzeinbruch entspricht; alternativ kann auch die Nenndrehzahl
als Einstellwert vorgesehen sein. Dieser Einstellwert wird von einem Überreitmodul 76 auf
den Eingang für den Einstellwert des Vorfilters 52 aufgeschaltet.
Damit wird vermieden, dass die Drehmomentsteuereinheit 5,
und zwar insbesondere deren Reglerkern 51 sofort nach Wiederkehr
der Spannung in die Sättigung fährt. Zweckmäßigerweise
wird diese Veränderung des Einstellwerts für die Drehzahl
für eine vorwählbare Zeit von beispielsweise einer
Sekunde aufrechterhalten. Weiterhin bewirkt der Initialisator 73 am
Ende des Netzeinbruchs eine Veränderung der Verstärkungsfaktoren
kP und kI der Proportionalglieder 53, 55 des
Reglerkerns 51 (Schritt 121). Deren Werte werden
so geändert, dass der Wert kI erhöht
wird und der Wert kP im Verhältnis dazu
vermindert wird. Damit wird das Gewicht des I-Glieds in dem Reglerkern 51 verstärkt,
wodurch – wie die Erfindung erkannt hat – ein
günstigeres Einschwingen des Reglers erzielt werden kann.
Das von der Drehmomentsteuereinheit 5 bestimmte Moment ist
in 5b dargestellt, wobei mit der gestrichelten Linie
der Ausgangswert des I-Glieds verdeutlicht ist. Man erkennt den
harmonischen und nahezu überschwingerfreien, den Ausgangswert
nicht überschreitenden Wiederanstieg des Moments. Auch
diese Veränderung der Verstärkungsfaktoren kP, kI ist nur temporär,
beispielsweise für eine Zeitdauer von 10 Sekunden. Weiter
wird bei Netzspannungswiederkehr der Integrator 53 wieder
initialisiert, und zwar auf dem Wert des Restmoments. Nach Ablauf
einer vorbestimmten ersten Zeitdauer (Schritt 125), beispielsweise
1 Sekunde, wird der Initialisator wieder freigegeben (Schritt 127).
Entsprechend werden nach Ablauf einer zweiten Zeitdauer (Schritt 129),
beispielsweise 10 Sekunden, die Koeffizienten und der Drehzahlsollwert
auf den Ursprungswert zurückgesetzt (Schritt 131).
Damit wird der Normalbetrieb wieder aufgenommen.
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Mit
der Kombination dieser Maßnahmen wird vermieden, dass die
Drehmoment- bzw. Pitch-Steuereinheit 4, 5 bei
Wiederkehr der Netzspannung in die Sättigung fährt.
Die Regelung kann damit voll ihre Wirkung entfalten, und erreicht
somit einen sanfteren und besser kontrollierten Wiederanstieg der
Leistung am Ende des Netzeinbruchs, so dass es nicht zu schädlichen
Schwingungen im Triebstrang kommt. Dieses ist in 4 verdeutlicht.
In 4a ist die Generatordrehzahl, in 4b der
Blattwinkel, in 4c die Triebstrangbelastungen
und in 4d die elektrische Leistung
dargestellt. Zum Vergleich ist mit einer gestrichelten Linie der
jeweilige Verlauf ohne die vorliegende Erfindung darstellt. Man
erkennt deutlich, dass die erheblichen Triebstrangbelastungen (4c),
die ohne die Erfindung Werte von bis zu 230% des Nennmoments betragen
können, stark gedämpft sind und nur noch Überschreitungen
von etwa 30% auftreten. Diese können problemlos aufgenommen
werden. Die dabei auftretenden Drehzahlsschwingungen sind minimal.
Man erkennt deutlich in 4a die
von der Erfindung bewirkte Vergleichmäßigung der
Generatordrehzahl. Deren Schwingungen sind stark vermindert und weisen
eine Amplitude auf, die nur noch etwa 1/4 derjenigen entspricht,
wie sie ohne die Erfindung auftritt. Die elektrische Leistung (4d)
steigt entsprechend langsamer an, erreicht aber etwa 0,5 Sekunden
nach Netzspannungswiederkehr bereits wieder den Ausgangswert.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - US 6137187 [0003]
- - DE 102005029000 [0003]