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Technisches Problem der Erfindung
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Formaldehyd
in der Umgebungsluft, der Innenraumluft, in Gasen und Abgasen oder
Aerosolen, z. B. in Rauch hat viele Quellen.
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Einrichtungsgegenstände
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Bestimmte
formaldehydhaltige Materialien (unter anderen Holzwerkstoffe, Bodenbeläge,
Möbel und Textilien) können durch Ausgasung eine
Kontamination der Atemluft in geschlossenen Räumen bewirken.
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Zigarettenrauch
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Werden
in einem Raum von 50 m3 sechs Zigaretten
innerhalb von 15 Minuten geraucht, kann eine Formaldehyd-Konzentration
von mehr als 130 μg/m3 entstehen.
In der Chemikalienverbotsverordnung ist ein Grenzwert für
Formaldehyd von 0,1 ppm (120 μg/m3)
festgelegt.
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Kamine und Kaminöfen
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Das
Verbrennen von feuchtem Holz ist nicht nur unwirtschaftlich, sondern
es führt auch zu Beeinträchtigungen von Umwelt
und Nachbarschaft.
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Das
im Holz enthaltene Wasser muss bei der Verbrennung verdampft werden.
Da zum Wasserverdampfen viel Energie notwendig ist, geht mit steigendem
Wassergehalt des Holzes immer mehr Energie verloren. Durch den hohen
Wassergehalt wird die Verbrennungstemperatur herabgesetzt.
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Es
entstehen z. B. Verbrennungsgase mit erhöhten Kohlenmonoxid-,
Essigsäure-, Phenol-, Methanol- und Formaldehydkonzentrationen.
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Vergleichsmessungen in Innenräumen,
Klassenzimmern und im Freien
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In
Klassenräumen werden Formaldehydwerte von 4 bis 40 μg/m3 (bis zu 0,04 mg/m3)
gemessen. Der Median liegt bei 16 μg/m3.
Im VDI-Datenblatt 4300 zur Messung von Innenraumluftverunreinigungen
(Blatt 3 Formaldehyd) wird als Durchschnittswert für Formaldehyd
in Innenräumen: 55 μg/m3 angegeben.
In 3% der Räume überschreitet der Wert 120 μg/m3, was dem Richtwert von 0,1 ppm entspricht (Bundesgesundheitsamt
1992). Der Messbereich insgesamt liegt zwischen < 30 und 300 μg/m3.
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Zum
Vergleich: die Außenluftkonzentrationen auf dem Land liegt
zwischen 1 und 5 μg/m3, in der
Stadt werden durchschnittlich 3 bis 10 μg/m3 gemessen.
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Ob
im Lokal, Wohn- oder Klassenzimmer, Arbeitsplatz oder Freizeitraum – überall
treten mehr oder weniger bedenkliche Formaldehydkonzentrationen
in der Luft auf. Preisgünstige Formaldehydmessungen können
dabei als „Markerparameter" für die Wirkung vermeintlicher
oder tatsächlicher Belastungsquellen genutzt werden. In
größerem Maße wird man das nur machen,
wenn ein Verfahren zur Verfügung steht, das schnell, vor
Ort, kostengünstig und leicht verständlich ein
verwertbares Ergebnis bringt.
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Mit
der hier vorgestellten Entwicklung steht ein Verfahren zur Verfügung,
das folgende Bedingungen erfüllt:.
- – Es
ist so konzipiert sein, dass es – je nach Bedarf – sowohl
Grenz-/Richtwertüberschreitungen, als auch Messwerte als
Ergebnis der Messung ausgeben kann.
- – Es ist schnell, d. h. bereits nach wenigen Minuten
liegt ein verwertbares Ergebnis vor
- – Es erlaubt „vor Ort"-Messungen und ist damit flexibel
einsetzbar
- – Es ist so konzipiert, dass man sowohl generelle Raumluftmessungen
durchführen kann, als auch gezielte Messungen an oder in
möglichen Emissionsquellen (z. B. in einem Schrank, an
einer Deckenverkleidung, an einem Kaminofen)
- – Es ist so konzipiert sein, dass Probenahme und Analytik
in einem Gerät und in einem Gefäß durchgeführt
werden. Das mindert Fehler, die durch Probentransport, Verunreinigungen,
Verdünnung, Umfüllen etc. zustande kommen.
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Die
heute übliche Bestimmung des Formaldehydgehaltes in Gasen
sind folgende:
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Das Sulfit-Pararosanilin-Verfahren (Kurzzeitmesstechnik,
Probenahme < 1
h)
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Dabei
wird mit einer Gasprobenahmeapparatur Formaldehyd in Wasser bzw.
in einer Tetrachloromercurat-Lösung (TCM-Lösung)
absorbiert. Zur Analyse wird eine Pararosanilinlösung sowie
eine Natriumsulfitlösung zugegeben. Die Intensität
des sich bildenden rotvioletten Farbstoffes wird dann mit einem
Spektralphotometer bei einer Wellenlänge von 570 nm bestimmt.
Das Verfahren eignet sich für die Bestimmung der Formaldehydkonzentration
in der Außen- und Innenraumluft zwischen 4 μg/m3 und 125 μg/m3.
Der Messbereich lässt sich dabei durch entsprechende Verdünnung
der Absorptionslösung mit Wasser auf höhere Konzentrationen
erweitern. (VDI 3484 Blatt 1)
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Die Acetylaceton-Methode (Kurzzeitmesstechnik, Probenahme < 1 h)
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In
der Richtlinie VDI 3484 Blatt 2 wird ein nasschemisches photometrisches
Verfahren zur Bestimmung der Formaldehydkonzentration vorgestellt. Die
Bestimmung beruht auf der Hantz'schen Reaktion, einer einfachen
Nachweismethode für Formaldehyd, die unter dem Namen „Acetylaceton-Methode" bekannt
wurde. Mit einer Gasprobenahmeapparatur wird Formaldehyd aus der
Luft in Wasser angereichert und nach Umsetzung mit Acetylaceton
und Ammoniumacetat zu Diacetyldihydrolutidin mit einem Spektralphotometer
bei einer Wellenlänge von 412 nm bestimmt. Das Verfahren
eignet sich für Formaldehydmessungen im Immissionsbereich
und bei Formaldehyd-Innenraumluftmessungen. Mit Hilfe dieses Messverfahrens
kann Formaldehyd ab einer Konzentration von 3 μg/m3 bestimmt werden. (VDI 3484 Blatt 2)
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Bestimmung von Aldehyden und Ketonen nach
der DNPH-Methode (Kurzzeitmesstechnik, Probenahme < 1 h)
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Hier
wird Formaldehyd mit 2,4-Dinitrophenylhydrazin zu einem Hydrazon
umgewandelt und anschließend mittels Hochdruckflüssigchromatographie
(HPLC) bestimmt. Vorteil dieses Verfahrens ist die hohe Genauigkeit,
Nachteil sein Preis. (VDI 3484 Blatt 3)
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Kombinierte Gaschromatografie-Massenspektroskopie
(GC-MS)
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Die
gaschromatografische Trennung findet in der Trennsäule
eines Gaschromatografen statt. Vorteil dieses Verfahrens ist die
hohe Genauigkeit, Nachteil sein Preis.
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Prüfröhrchen (Kurzzeitmesstechnik,
Probenahme < 1
h)
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Das
Prinzip der Prüfröhrchen besteht darin, dass ein
bestimmter Luftschadstoff mit einem im Röhrchen enthaltenen
entsprechenden Reagenz zu einem Farbstoff reagiert; die Länge
der verfärbten Zone im Prüfröhrchen ist
ein Maß für die jeweilige Schadstoffkonzentration,
die meistens sofort an einer aufgedruckten Skala, z. B. in ppm abgelesen
werden kann. Vorteile der Prüfröhrchenmethode
sind die einfache Handhabung sowie die relative Preisgünstigkeit,
Nachteile die Ungenauigkeit, u. U. Querempfindlichkeiten sowie die
begrenzte Lagerfähigkeit der Röhrchen. Die Methode
ist daher mehr als "Screening"-Methode geeignet.
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Chip-Mess-System (CMS) (Kurzzeitmesstechnik, Probenahme < 1 h)
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Grundlage
dieses Systems ist die Kombination aus Elektronik, Optik und chemischen
Reagenzsystemen. Die Reaktionsgeschwindigkeit eines Stoffes ist
konzentrationsabhängig. Dadurch ist es möglich,
den zeitlichen Endpunkt einer Messung exakt zu definieren und so
kurze Messzeiten zu gewährleisten. Die Methode ist eine
"Screening"-Methode.
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"Biosensoren"
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Bei
sogenannte "Biosensoren" beruht das Wirkungsprinzip entweder auf
Enzymreaktionen oder auf immunchemischen Analysen. Bei der Methode handelt
es sich ebenfalls um eine "Screening"-Methode.
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Die
Messstrategien für Formaldehyd in Innenraumluft wird in
der VDI-Richtlinie 4300 beschrieben.
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DIN
ISO 16000-1 bis -3 beschreiben die Probenahmestrategie und die Probenahme
von Innenraumluftproben mit einer Pumpe zur Messung von Formaldehyd,
etc.
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Die
beschriebenen Methoden sind entweder preisgünstig und ungenau
oder genau und kosten- und zeitintensiv. Viele können nur
in entsprechend ausgerüsteten Labors ausgeführt
werden. Sie sind als schnelle Bestimmungsmethoden nicht geeignet.
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Die
vorliegenden Erfindung stellt ein Verfahren und eine Vorrichtung
bereit, mit dessen Hilfe eine gasförmige Probe entnommen
und direkt, rasch und verlustfrei auf ihren Formaldehydgehalt untersucht werden
kann. Beprobung, Probenvorbereitung und Probenauswertung sind schnell
(wenige Minuten), kostengünstig und direkt vor Ort auszuführen.
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Mit
der Vorrichtung wird dem zu prüfenden Gas, oder der Umgebungsluft über
eine Probenahmeeinrichtung (6) definiertes Probenvolumen
entnommen (1), durch eine Absorptionslösung (2)
mit Farbkomplexbildner, der mit Formaldehyd eine Farbreaktion bewirkt,
in einer Messküvette (3) gepumpt. Erfindungsgemäß bevorzugt
wird ein Reaktionsmischung auf der Basis von Wasser, Natriumhydroxid und
4-Amino-3-hydrazino-5-mercapto-1,2,4-triazol. Die entstandene Farblösung
wird photometrisch (5) untersucht und die Formaldehydbelastung
festgestellt. Das Ergebnis kann entweder als Konzentrationsangabe
oder als visuelle Anzeige ausgegeben werden, die angibt, ob Grenz-
oder Richtwerte überschritten werden.
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Typische
Anwendungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens
und dessen Vorrichtung sind Belastungsprüfungen in Innenräumen,
in Gasen oder z. B. in Rauchen, wie z. B. Zigarettenrauch.
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Aufgabenstellung
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt ein Verfahren und die Vorrichtung
zur Probenahme und Bestimmung von Formaldehyd in gasförmigen
Stoffen und Aerosolen.
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Die
erfindungsgemäße Formaldehydbestimmung geschieht
folgendermaßen:
Dem zu prüfenden Gas wird
ein definiertes Probenvolumen entnommen und in eine Messküvette
gepumpt, die bereits ein definiertes Volumen einer für die
Formaldehydbestimmung geeigneten Reagenzmischung enthält.
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Als
Reagenzmischung kann grundsätzlich jede beliebige Substanzkombination
eingesetzt werden, die mit Formaldehyd eine Farbreaktion bewirkt.
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Erfindungsgemäß bevorzugt
ist jedoch eine Reaktionsmischung auf der Basis von Wasser, Natriumhydroxid
und 4-Amino-3-hydrazino-5-mercapto-1,2,4-triazol. Grundsätzlich
kann jede andere Lauge als Hilfsmittel genutzt werden.
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Das
hier genutzte Nachweisverfahren für Formaldehyd in gasförmigen
Proben beruht auf der Kondensation von Aldehyden mit 4-Amino-3-hydrazino-5-mercapto-1,2,4-triazol.
Durch die Oxidation mit Luftsauerstoff entstehen purpurfarbene Tetrazin-Derivate
[1].
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Da
die Farbreaktion je nach Formaldehydbelastung der Lösung
spezifisch ist, kann der Gehalt spektrometrisch bestimmt werden.
Dieses erfolgt, anders als bei allen beschriebenen photometrischen Methoden
(z. B. der Acetylaceton-Methode) direkt in der Messküvette
und damit wesentlich schneller und einfacher als bei der Bestimmung
nach bekannten anderen Verfahren. Zur Untersuchung der Belastung wird
z. B. das gezogene Probenvolumen durch die Absorptionslösung
(farberzeugendes Nachweisreagenz und wässrige Natriumhydroxidlösung)
gepumpt.
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Die
genutzte Triazolverbindung reagiert bevorzugt auf Formaldehyd, andere
in der Lösung enthaltene Aldehyde erzeugen abweichende
Farbreaktionen, die optisch erkannt werden können.
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Ausführungsbeispiel
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In 1 ist
eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung schematisch dargestellt.
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Mit
der Pumpe (1) wird ein definiertes Probenvolumen aus dem
zu prüfenden Gas- bzw. Aerosolraum entnommen und durch
die Absorptionslösung (2) in einer Messküvette
(3) geleitet. Die Messküvette (3) ist
durch eine Halterung (4) gesichert. Sie enthält
das Reaktionsgemisch in einer für die Formaldehydbestimmung
geeigneten Menge.
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Das
Reaktionsgemisches nimmt, je nach Formaldehydgehalt in der gasförmigen
Probe eine leicht rosa bis tief-violette Färbung an. Nach
einer kurzen Ruhezeit erfolgt die photometrische Messung mittels
des eingebauten Photometers (5). Die dabei genutzte Lichtquelle
und Lichtsensor sind auf die erfindungsgemäßen
Verfahrensbedingungen abgestimmt, d. h. es gibt entweder die Möglichkeit
das Messergebnis traditionell anhand einer Kalibrierkurve in eine
Formaldehydbelastung umzurechnen oder in eine optische oder akustische
Ja/Nein-Entscheidung zu überführen, die festlegt,
ob ein kritischer Formaldehydgehalt überschritten wird. Über
eine Steuer- und Kontrolleinheit (7) werden Probenahme, Auswertung
und Anzeige überwacht.
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Diese
Option ist ein entscheidender Vorteil der vorliegenden Erfindung,
da das Ergebnis z. B. keiner weiteren Interpretation bedarf, wenn
die Anzeige z. B. akustisch oder optisch in einer z. B. roten (hohe
Formaldehydbelastung) oder z. B. gelben (niedrige Formaldehydbelastung)
angezeigt wird. Der Anwender erhält ein eindeutiges Ergebnis
innerhalb weniger Minuten.
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Anwendungsbeispiel
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Mit
Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine
Vorrichtung vorgeschlagen, mit der schnell und kostengünstig
gasförmige Proben aller Art (Gase, Gasgemische, Aerosole
und Rauche) auf ihre Belastung mit Formaldehyd untersucht werden
können.
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Typische
Anwendungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens
und dessen Vorrichtung sind Belastungsprüfungen in Innenräumen,
in der Umgebung ausgasender Stoffe und Produkte oder in Rauchen
und Abgasen.
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- 1
- Pumpe
- 2
- Absorptionslösung
- 3
- Messküvette
- 4
- Halterung
- 5
- Photometer
- 6
- Probenahmeeinrichtung
- 7
- Steuer-
und Kontrolleinheit
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Literatur
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- [1] DICKINSON, R. G., JACOBSEN, N.
W. (1970): New Sensitive and Specific Test for the Detection of Aldehyds:
Formation of 6-Mercapto-3-substituted-s-triazolo[4,3-b]-s-tetrazines.
In: Chemical Communication 1799, S.1719 f.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - DICKINSON,
R. G., JACOBSEN, N. W. (1970): New Sensitive and Specific Test for
the Detection of Aldehyds: Formation of 6-Mercapto-3-substituted-s-triazolo[4,3-b]-s-tetrazines.
In: Chemical Communication 1799, S.1719 f. [0037]