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Die
Erfindung betrifft eine Druckmeßvorrichtung
für eine
Tracheostomie-Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1 sowie eine Tracheostomie-Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruches 7.
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Eine
Tracheostomie-Vorrichtung ist aus dem Firmenprospekt der Firma Smiths
Medical Deutschland GmbH mit dem Titel "Tracheostomie" (P0117 07/2005) bekannt. Bei der Langzeitintubation
und -beatmung wird ein Trachealtubus aus Kunststoff mit aufblasbarem
Ballon (Cuff) in die Trachea eingeführt. Der Cuff muß dabei
mit solchem Druck aufgeblasen werden, daß er einerseits dichtend an
der Innenwand der Trachea anliegt, andererseits aber die Trachea und
die dort befindlichen Flimmerhärchen
(Epithel) nicht beschädigt.
Die Abdichtung ist dafür
wichtig, daß Sekret
und Blut nicht in die Lungen gelangen kann und auch keine "Nebenluft" zwischen Außenwand
des Trachealtubus und Innenwand der Trachea vorbeiströmen kann.
Der Cuff ist nahe dem distalen Ende des Trachealtubus angebracht
und durch einen Schlauch mit einem Luftbalg verbunden, der ein Rückschlagventil
aufweist. In der Praxis wird der Cuff durch einen Drucklufterzeuger,
wie z.B. eine Spritze, aufgeblasen, die auf das Rückschlagventil
an dem Luftbalg aufgesteckt wird und damit mechanisch das Rückschlagventil öffnet. Auch
kann über
eine solche Spritze der Druck des Cuff abgelassen werden.
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Die
Einstellung des Druckes erfolgt in der Praxis dadurch, daß der Anwender
mit zwei Fingern den Luftbalg abtastet.
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In
der Zeitschrift "The
Journal of Laryngology & Otology", June 2005, Vol.
119, pp. 461-464, ist in einer Untersuchung von Pushkas Gopalan
et al mit dem Titel "Accuracy
of fingertip palpated tracheostomy tube cuff pressure readings among
otolaryngologists" beschrieben,
daß der
ideale Druckbereich des Cuffs in der Größenordnung von 16-22 cm H2O (entspricht ca. 11,8 bis 16,2 mmHg) liegt,
daß aber
nur 49% aller Ärzte
diesen Druckbereich richtig einstellen. Ein zu hoher Druck führt zu irreversiblen
Schäden
der Trachea, während
zu geringer Druck dazu führt,
daß Blut
oder Sekret in die Lunge gelangt und daß die Beatmung des Patienten
nicht korrekt erfolgt. Bei der genannten Untersuchung wurde auch
festgestellt, daß bei
den Fehleinstellungen ein zu hoher Druck fünf Mal häufiger auftrat als ein zu niedriger Druck.
Es wurde daher vorgeschlagen, den Druck des Cuff regelmäßig durch
eine Druckmeßvorrichtung,
wie z.B. ein Manometer, zu überwachen.
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Ein
entsprechender Cuff-Druckmesser wird von der Firma Portex über die
Smiths Medical Deutschland GmbH in dem oben angegebenen Prospekt
(S. 49) angeboten. Es handelt sich dabei um eine mechanische Druckmeßdose, deren
Druckmeßeingang
einen männlichen
Luer-Anschluß aufweist, der
an einen weiblichen Luer-Anschluß am Rückschlagventil des Luftbalges
des Trachealtubus angepaßt
ist.
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In
der praktischen Anwendung wird der Cuff in der beschriebenen Weise
durch eine Spritze aufgeblasen. Sodann wird die Spritze von dem
Luftbalg entfernt, wodurch das Rückschlagventil
automatisch schließt
und anschließend
wird der Cuff-Druckmesser
aufgesetzt, der das Rückschlagventil
wieder öffnet
und den eingestellten Druck ablesen läßt. Ist der dann gemessene
Druck nicht korrekt, so muß der Cuff-Druckmesser
wieder abgezogen und die Spritze wieder neu aufgesetzt werden, was
so oft zu wiederholen ist, bis der korrekte Druck eingestellt ist.
Dabei kann es auch passieren, daß der Druck anfänglich zu hoch
eingestellt wird, was schon zu den irreversiblen Schäden der
Trachea führen
kann.
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Aufgabe
der Erfindung ist es daher, die Druckmeßeinrichtung der eingangs genannten
Art sowie die Tracheostomie-Vorrichtung der eingangs genannten Art
dahingehend zu verbessern, daß die Handhabung
wesentlich erleichtert ist und die Gefahr eines anfänglich zu
hoch eingestellten Cuff-Druckes verringert ist. Diese Aufgabe wird
durch die im Patentanspruch 1 bzw. Patentanspruch 7 angegebenen Merkmale
gelöst.
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Der
Grundgedanke der Erfindung liegt darin, die Druckmeßvorrichtung
so auszubilden, daß während der
Druckeinstellung des Cuffs eine kontinuierliche Druckmessung vorgenommen
werden kann. Hierzu hat die Druckmeßvorrichtung einen Druckmeßanschluß und einen
Druckeinstellanschluß,
wobei beide Anschlüsse
miteinander in Strömungsverbindung
stehen. Der Druckmeßanschluß ist vorzugsweise
als männlicher
Luer-Verbinder ausgebildet und an den Anschluß des Luftbalges derart angepaßt, daß er das
Rückschlagventil
am Luftbalg beim Aufstecken öffnet.
Damit wird der Druck des Luftbalges und damit auch der Druck des
Cuffs direkt zu einem druckempfindlichen Meßorgan zugeleitet. Der Druckeinstellanschluß ist vorzugsweise
als weiblicher Luer-Anschluß ausgebildet,
so daß dort
eine übliche Spritze
oder sonstige Druckeinstellvorrichtung aufgesetzt werden kann. Weiter
ist an diesem Anschluß ein Rückschlagventil
vorgesehen, das durch Aufsetzen der Spritze geöffnet wird und sich beim Abziehen
der Spritze automatisch schließt.
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Ist
eine Spritze dort aufgesetzt, steht der Zylinderraum der Spritze
in unmittelbarer Strömungsverbindung
mit der Druckmeßvorrichtung,
dem Luftbalg und dem Cuff, so daß eine kontinuierliche Messung
durchführbar
ist und sich jegliche Verschiebung des Spritzenkolbens, der zu einer
Druckänderung führt, sofort
ablesbar ist.
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Die
Druckmeßvorrichtung
hat an beiden Anschlüssen
Standard-Luer-Verbinder
und kann somit von einem Arzt oder Pflegepersonal getragen werden
und ist bei einer Vielzahl von Patienten einsetzbar. Der Begriff "Spritze" wurde hier gewählt, weil
in der Praxis normale Spritzen mit Luer-Anschluß verwendet werden. Es ist
klar, daß anstelle
einer Spritze auch andere Vorrichtungen, wie z.B. ein Blasebalg oder ähnliches,
verwendet werden können.
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Im
folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles im Zusammenhang
mit der Erfindung ausführlicher
erläutert.
Es zeigt:
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1 eine
schematische Darstellung einer Tracheostomie-Vorrichtung nach der Erfindung;
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2 eine
schematische Darstellung einer Druckmeßvorrichtung für eine Tracheostomie-Vorrichtung;
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3 ein
Prinzipschaltbild des elektronischen Teils der Druckmeßvorrichtung.
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1 zeigt
einen Trachealtubus 1, der in bekannter Weise als hohles,
gekrümmtes
Kunststoffrohr ausgebildet ist und nahe ihrem distalen Ende 2 eine
aufblasbare Manschette, im folgenden Cuff 3 genannt, aufweist.
Der Cuff 3 ist über
einen Schlauch 4 mit einem Luftbalg 5 verbunden.
Der Schlauch 4 verläuft
im Inneren des Trachealtubus 1 bis zu einer Stelle nahe
deren proximalen Ende 6, wo er aus dem Tracheal tubus 1 austritt
und bis zum Luftbalg 5 führt. Der Luftbalg 5 befindet
sich somit beim Einsatz des Trachealtubus außerhalb des Körpers des
Patienten. Der Luftbalg 5 hat einen weiblichen Luer-Anschluß 7, in
den ein Rückschlagventil 8 eingebaut
ist, welches durch eine Feder 9 in eine Schließstellung
vorgespannt ist und dessen Ventilkörper 10 durch Einsetzen
eines männlichen
Luer-Anschlusses öffenbar
ist.
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Insoweit
ist der Tracheostomie-Tubus mit Cuff und Luftbalg im Stand der Technik
bekannt.
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Nach
dem Stand der Technik wurde zum Aufblasen des Cuff 3 eine
Spritze 11 mit einem männlichen
Luer-Anschluß 12 an
den weiblichen Luer-Anschluß 7 des
Luftbalges 5 angeschlossen, wodurch das Rückschlagventil 8 mechanisch
geöffnet
wurde und durch Verschieben eines Kolbens 13 der Spritze 11 das
geschlossene System aus Luftbalg 5, Schlauch 4 und
Cuff 3 belüftet
oder entlüftet
werden konnte. Der Druck in diesem System und somit insbesondere
der Druck in dem Cuff 3 wurde lediglich durch Abtasten
des Luftbalges 5 ermittelt.
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Nach
der Erfindung ist eine Druckmeßvorrichtung 14 vorgesehen,
die einen Druckmeßanschluß 15 und
einen Druckeinstellanschluß 16 aufweist.
Der Druckmeßanschluß 15 ist
als männlicher Luer-Anschluß ausgebildet
und an den weiblichen Luer-Anschluß 7 des Luftbalges
angepaßt,
so daß er dort
dichtend eingesetzt werden kann und dabei auch das Rückschlagventil 8 öffnet.
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Der
Druckeinstellanschluß 16 ist
als weiblicher Luer-Anschluß ausgebildet
und an den männlichen
Luer-Anschluß 12 der
Spritze 11 angepaßt.
Zusätzlich
weist er ein Rückschlagventil 17 auf,
das durch eine Feder 18 in eine Schließstellung vorgespannt ist und
dessen Ventilkörper 19 durch
den männlichen
Luer-Anschluß 12 der
Spritze in eine Öffnungsstellung
bewegt werden kann. Sind die beiden Anschlüsse 15 und 16 der
Druckmeßvorrichtung 14 mit
dem Luftbalg 5 bzw. der Spritze 11 verbunden,
so sind die beiden Rückschlagventile 8 und 17 geöffnet und
ein Zylinderraum 20 der Spritze 11 steht in abgedichteter
Strömungsverbindung
mit der Druckmeßvorrichtung 14,
dem Luftbalg 5, dem Schlauch 4 und dem Cuff 3.
Damit kann die Druckmeßvorrichtung 14 den
aktuellen Druck messen und auf einer Anzeige darstellen, wo der
Druck kontinuierlich ablesbar ist und jegliche Druckänderung
durch Verschieben des Kolbens 13 der Spritze 11 sofort
angezeigt wird.
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Ist
der Druck in dem Cuff 3 korrekt eingestellt, so kann die
Druckmeßvorrichtung 14 von
dem Luftbalg 5 abgezogen werden, wodurch sich das Rückschlagventil 8 durch
die Feder 9 selbsttätig schließt und der
eingestellte Druck in dem Cuff aufrecht erhalten bleibt.
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Die
Spritze 11 kann dann ebenfalls von dem Anschluß 16 abgezogen
werden, so daß die
Druckmeßvorrichtung
bei einer Kontrollmessung an den Luftbalg 5 angeschlossen
werden kann und dann wiederum unmittelbar den Druck mißt, ohne
daß eine Spritze 11 angeschlossen
ist, da das Rückschlagventil 17 ohne
aufgesetzte Spritze 11 geschlossen ist.
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2 zeigt
schematisch die Druckmeßvorrichtung 14.
Die beiden Anschlüsse 15 und 16 sind beidseitig
einer Rohrleitung 22 angeschlossen, in die ein druckempfindliches
Meßorgan 23 derart
eingesetzt ist, daß dessen
eine Seite in das Innere der Rohrleitung 22 hineinragt
und vom dort herrschenden Druck beaufschlagt wird, während die
andere Seite des Meßorgans 23 mit
dem Inneren eines Gehäuses 24 in
Verbindung steht, wobei das Gehäuse 24 eine
Entlüftungsöffnung 25 aufweist,
so daß das Innere
des Gehäuses
mit Atmosphärendruck
beaufschlagt ist. Da das Innere der Rohrleitung 22 bei
nicht angeschlossener Druckmeßvorrichtung 14 zur
Atmosphäre
hin offen ist, sind bei nicht angeschlossener Druckmeßvorrichtung 14 beide
Seiten des Meßorganes 23 mit
Atmosphärendruck
beaufschlagt, so daß ein
sog. Nullabgleich automatisch erfolgt.
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Im
Inneren des Gehäuses 24 ist
eine elektronische Auswerteschaltung 26 angeordnet, die
elektrisch mit dem Meßorgan 23 verbunden
ist. Die Auswerteschaltung ist üblicherweise
auf einer Platine 27 aufgebracht und enthält elektronische
Bauteile 28 und 29. Weiter ist im Inneren des
Gehäuses 24 eine Spannungsversorgung
in Form einer Batterie 29 untergebracht sowie hier zwei
elektrische Schalter 30 und 31, die durch Tastknöpfe 32 bzw. 33 betätigbar sind.
Mit diesen Tastknöpfen
können
verschiedene Funktionen der Druckmeßvorrichtung angesteuert werden,
wie z.B. Ein/Aus, Umschaltung zwischen verschiedenen Maßeinheiten,
wie z.B. mmHg, mmH2O, PSI, mbar. Weiter
ist die Anzeige 21 an die Auswerteschaltung 26 angeschlossen.
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3 zeigt
ein Prinzipschaltbild der Auswerteschaltung 26. Diese enthält das Meßorgan 23 in Form
eines elektrischen Drucksensors, der in an sich bekannter Weise
in einem Brückenzweig
einer Wheatston'schen
Brückenschaltung
liegt und dessen elektrischer Widerstandswert sich proportional
mit dem angelegten Druck ändert.
Das Meßorgan 23 ist über einen
Anpaßverstärker mit
Filter 34 mit einem Mikrokontroller 35 verbunden.
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An
den Mikrokontroller ist eine Bedienungseinheit 36 angeschlossen,
die in einem Ausführungsbeispiel
die Schalter 30 und 31 der 2 enthält und über die
diverse Funktionen gesteuert werden, wie z.B. Ein- und Ausschalten
der Druckmeßvorrichtung, ggf.
Nullabgleich, sofern dieser nicht automatisch erfolgt, Umschalten
zwischen verschiedenen Maßeinheiten.
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An
den Mikrokontroller 35 ist eine Überwachungsschaltung 37 für eine Batteriespannung
UB angeschlossen, die den Ladezustand der Batterie einer Spannungsversorgung 38 überwacht,
wobei der Mikrokontroller entweder auf Abfrage über die Bedieneinheit 36 oder
automatisch den Ladezustand der Batterie anzeigt oder bei Unterspannung
ein Warnsignal ausgibt oder im Display die übliche Warnung "Low Batt." anzeigt.
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Weiter
ist an den Mikrokontroller 35 eine Anzeigensteuerung 39 angeschlossen,
die beispielsweise eine Siebensegmentanzeige 40 und drei Leuchtdioden 41 ansteuert,
die in 2 zusammengefaßt als Anzeige 21 dargestellt
sind. Primär
wird der gemessene Druck angezeigt. Über die Leuchtdioden kann der
Betriebszustand "Ein" angezeigt werden
sowie der Ladezustand der Spannungsversorgung 38 und beispielsweise
ein Überdruck,
der über einem
vorgegebenen Grenzwert liegt, um Ablesefehler zu vermeiden.
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Weiter
kann vorgesehen sein, daß sich
die Druckmeßvorrichtung
zur Batterieschonung nach einer vorgegebenen Zeitdauer von beispielsweise
fünf Minuten
selbsttätig
wieder abschaltet. Die Druckmeßvorrichtung
funktioniert auf elektronischer Basis und vermeidet somit die Nachteile
des Manometers nach dem Stand der Technik, der eine mechanische Spiralfeder
aufweist und deshalb gegen mechanische Erschütterungen sehr empfindlich
ist. Die Druckmeßvorrichtung
ist ein kleines handliches Gerät,
das das Pflegepersonal bei sich tragen kann, beispielsweise an einer
Halskordel oder angeclipst an der Dienstkleidung. Somit braucht
pro Intensivbett keine individuelle Druckmeßvorrichtung in konventioneller
Bauweise vorhanden sein.