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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren
zur Behandlung von Abgasen einer Verbrennungskraftmaschine.
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Um
bestehende und künftige
Abgasvorschriften einhalten zu können,
werden bei modernen Verbrennungskraftmaschinen ausnahmslos Abgasreinigungsanlagen
zur Behandlung der Verbrennungsabgase eingesetzt. Der zahlenmäßig größte Anteil
derartiger Vorrichtungen wird in Kraftfahrzeugen eingesetzt, die
durch Ottomotoren angetrieben werden. Ohne Verzicht auf andere Einsatzmöglichkeiten,
wie beispielsweise in Spitzenlast- und/oder Blockheizkraftwerken, wird
daher nachfolgend nur auf den Kraftfahrzeugsektor eingegangen.
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Einen
wesentlichen Bestandteil eines Abgasreinigungssystems stellt ein
sogenannter Katalysator dar. Der Katalysator besteht dabei aus einem porösen und
von dem Abgas zu durchströmenden Keramikkörper, der
an seiner Oberfläche
mit dem eigentlich katalytisch wirkenden Stoff, in der Regel Platin,
beschichtet ist. Durch den oberflächlichen Kontakt mit dem katalytisch
wirkenden Stoff werden im Abgasstrom enthaltene Schadstoffe zu solchen
Verbindungen oxidiert, die als unschädlich definiert worden sind.
Katalysatoren arbeiten jedoch erst ab einer bestimmten Mindestbetriebstemperatur,
der sogenannten Light-off-Temperatur. Diese minimale Betriebstemperatur
liegt bei ca. 200° C.
Beim Kaltstart eines Kraftfahrzeugs ist es daher notwendig, Maßnahmen
zum schnellen Erwärmen
des Katalysator-Bauteils zu ergreifen, um einen Schadstoff-Ausstoß zu minimieren
und Umweltauflagen zu genügen.
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Aus
dem Stand der Technik sind verschiedene Verfahren zum Aufheizen
eines Katalysators bekannt. Eine Methode besteht darin, reaktive
Kraftstoffbestandteile, insbesondere Kohlenwasserstoff-Verbindungen
und Kohlenmonoxid, bei ausreichender Zugabe von Sauerstoff im Abgastrakt
miteinander exotherm reagieren zu lassen. Die im Rahmen dieser Reaktion
frei werdende Wärmemenge
wird durch den Abgasstrom selber zum Katalysator befördert und
verhilft dort zu einem schnellen Erreichen der Mindestbetriebstemperatur
des Katalysators.
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Aufgrund
ihres besseren Füllungsgrades und
damit eines besseren Verhältnisses
zwischen Motorleistung und Abgasvolumen werden in fortschreitendem
Maße an
Stelle von nicht aufgeladenen Motoren bzw. Saugmotoren aufgeladene
Motoren verwendet. Zur Katalysator-Aufheizung ist es bei aufgeladenen
Motoren bei richtiger Wahl der Betriebsparameter möglich, im
Ladungswechsel-OT einen sogenannten Spülvorgang zu bewirken. Im Rahmen eines
Spülvorganges
wird ein Teil des unverbrannten Frischgasgemisches, das über die
Einlasskanäle
in den Zylinder einströmt,
direkt über
noch offene Auslassventile in den Abgastrakt eingeleitet. Damit
steht dann im Abgastrakt in ausreichendem Umfang reaktionsfähiges Gemisch
zur Verfügung,
um ein schnelles Aufheizen des Katalysators zu bewirken.
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Zur
Realisierung eines vorstehend beschriebenen Spülvorganges ist ein Druckgefälle zwischen dem
Bereich der Einlassventile und dem Abgastrakt notwendig. Dieses
Druckgefälle
kann bei aufgeladenen Motoren durch einen Abgas-Turbo-Lader ATL realisiert
werden, nicht hingegen bei Saugmotoren. Als aufgeladene Motoren
sind alle Arten von Kompressormotoren und/oder Turbomotoren einsetzbar. Bei
Turbomotoren eignen sich besonders zweistufige Varianten nach der
sogenannten Registeraufladung, da hier mit einem vergleichsweise
kleinen Lader auch im Leerlauf und im leerlaufnahen Bereich das
notwendige Druckgefälle
realisiert werden kann. Damit ist hier auch im Leerlauf und einem
leerlaufnahen Bereich, wie beispielsweise dem Startvorgang, ein
effektiver Spülvorgang
zur beschleunigten Katalysator-Aufheizung realisierbar. Ferner sind
auch aufgeladene Motoren zur Durchführung des vorstehend beschriebenen
Verfah rens geeignet, bei denen ein elektrisch angetriebener Lader
beziehungsweise ein sogenannter E-Booster verwendet wird.
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Eine
weitere notwendige Voraussetzung zur Durchführung des vorstehend beschriebenen
Verfahrens stellt eine in weiten Bereichen freie Wahl der Ventilsteuerzeiten
dar. Eine richtige Wahl der Ventilsteuerzeiten ist notwendig, um
einerseits die Laststeuerung, andererseits aber auch die für den Spülvorgang
notwendige Ventilüberschneidung
zu realisieren. Bekannte Lösungen
setzen hierzu variable Ventilsteuerungen ein, beispielsweise Nockenwellenversteller,
oder aber elektromechanische Ventiltriebe. In jedem Fall ist das
zeitliche Öffnen
und Schließen der
Ein- und Auslassventile in vorgebbarer Relation zu einer jeweiligen
Kurbelwellenposition zu regeln.
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Durch
den vorstehend beschriebenen Spülvorgang
ist es also bei aufgeladenen Motoren möglich, Frischgas bzw. unverbranntes
Gemisch mit ausreichendem Sauerstoff-Anteil in den Abgastrakt einzubringen.
Den zu einer Verbrennung notwendigen Kraftstoff erhält man,
indem im nachfolgenden oder im bereits vorausgegangenen Verbrennungstakt
fettes Gemisch mit einem Luft-Kraftstoff-Gemischverhältnis von λ < 1 verbrannt wird.
Da bei diesem Vorgang der vorhandene Kraftstoff aufgrund von Sauerstoffmangel
nicht vollständig
verbrannt wird, gelangen beim Ausstoßen reaktionsfähige Kohlenwasserstoff-Partikel
in den vorgeheizten Abgastrakt. Dort werden die Kohlenwasserstoffe
mit dem nun vorhandenen Sauerstoff zur Reaktion gebracht, wobei
zusätzliche
Wärme zum
Aufheizen des Katalysators freigesetzt wird.
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Um
eine im Wesentlichen vollständige
Aufoxidation von Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoff-Molekülen bei
maximalem Wärmeeintrag
in das Abgas und insbesondere in den Katalysator zu erreichen, ist
ein günstiges
Mischungsverhältnis
zwischen Kraftstoff und Sauerstoff im Abgastrakt einzustellen. Dabei
gestaltet sich jedoch die Kontrolle des in dem Abgastrakt für eine nachfolgende
Reaktion vorhandenen Frischluftanteils als schwierig. Dies gilt auch
im Fall der Verwendung einer separaten Pumpe zur Einspeisung von
Sekundärluft,
wobei diese vergleichsweise aufwändige
Alternative nachfolgend nicht weiter verfolgt werden soll.
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Ob
nun Sekundärluft
zugeführt
wird, oder ob in der vorstehend beschriebenen Art und Weise durch
Ladungswechsel mit Spüleffekt
beziehungsweise Scavenging ein ausreichender Frischluftanteil bereitgestellt
werden soll, jede Lösung
mündet
stets in dem gleichen Problem: Ein jeweiliger Frischluftanteil an
dem reaktiven Gemisch im Abgastrakt ist messtechnisch nicht ausreichend
zuverlässig
erfassbar. Eine Ansaugluftmasse wäre prinzipiell über Masse-Sensoren,
Drucksensoren und/oder ein Saugrohrmodell mit Sensorabgleich im
Ansaugtrakt zu bestimmen. Beiden vorstehend genannten Möglichkeiten einer
Frischluft-Zuführung
in den Abgastrakt hinein haftet jedoch das Problem an, dass für eine nahezu vollständige Aufoxidation
von Kraftstoff-Bestandteilen das Verhältnis von Frischluft zu eben
diesen Kraftstoff-Anteilen entscheidend ist. Dementsprechend muss
dieses Verhältnis
sehr genau eingeregelt werden, was auf unsicherer Datengrundlage kaum
möglich
ist. Bei Systemen nach dem Stand der Technik steht damit eine wesentliche
Information nicht zur Verfügung,
so dass Heizphasen für
Abgas-Katalysatoren von einem Kaltstart bis zum Erreichen der Light-off-Temperatur
von ca. 20 s in Kauf genommen werden müssen. Während dieser Zeit einer Startphase
der Verbrennungskraftmaschine liegt i.d.R. ein überhöhter Kraftstoff-Verbrauch bei zu
hoher Schadstoff-Emission vor.
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Es
ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine schnelle
Aufheizung eines Katalysators auf seine Betriebstemperatur unter
möglichst vollständiger Umsetzung
von zusätzlich
in den Abgastrakt eingebrachten Kraftstoff beziehungsweise Kraftstoff-Bestandteilen
durch ein Verfahren und eine dementsprechende Vorrichtung sicherzustellen.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass auf der Grundlage eines Ladungswechselmodells unter Verwendung
von Betriebsgrößen ein
Erwartungswert für
einen Sauerstoffanteil im Abgastrakt, der für ein schnelles Aufheizen des
Katalysators auf eine Mindestbetriebstemperatur erforderlich ist,
ermittelt und mit einer charakterisierenden Größe für den realen Sauerstoffanteil
im Abgastrakt zur Ermittlung einer Regelabweichung verglichen wird
und eine Regelabweichung zu einer Korrektur des Modells verwendet
wird.
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Erfindungsgemäß wird also
eine schwierige und unsichere direkte Messung von Sauerstoff in
einem jeweiligen Abgastrakt durch die Bestimmung einer für den realen
Sauerstoffanteil charakterisierenden Größe ersetzt. Grundlage der eigentlichen
Regelung ist ein Modell für
den Ladungswechsel. Dieses Modell ermittelt unter Verwendung von
Betriebsgrößen die
Eingangsbedingungen und Einstellungen, um einen gewünschten
Sauerstoffanteil im Abgastrakt zu erhalten.
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Dieses
Modell ist zudem durch eine fortlaufende Korrektur selbstlernend.
Aufwändige
Einrichtungen und Abgleiche entfallen damit. Dabei wird diese Korrektur
in vorteilhafter Weise als einfacher Abgleich seiner an jeweilige
Betriebsgrößen der
Verbrennungskraftmaschine gebundenen Erwartungswerte mit entsprechenden
realen Werten der charakterisierenden Größe vorgenommen.
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Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der jeweiligen Unteransprüche. Demnach
bedient sich ein erfindungsgemäßes Verfahren
vorteilhafterweise eines Signals, das in heute üblicherweise eingesetzten geregelten
Abgas-Behandlungsvorrichtungen
bereits vorhanden ist: Als charakterisierende Größe wird ein Ausgangssignal einer λ-Sonde verwendet.
Derartige keramische Sonden werden in bekannter Weise durch eine
eigene Heizvorrichtung auf Temperaturen von ca. 300°C aufgeheizt
und messen an einer äußeren Elektrodenseite
den Sauerstoffgehalt der Außen-
bzw. Umgebungsluft und an ei ner Innenseite den Sauerstoffgehalt
im Abgastrakt. Bei der üblichen
Verwendung von Zirkonium-Oxid-Keramik verändert sich eine außen abnehmbare
Spannung als Maß für den Unterschied des
Sauerstoffanteils auf beiden Seiten der Sonde. Dieses Ausgangssignal
wird in einer Ausführungsform
als charakterisierende Größe verwendet.
Der Restsauerstoffgehalt im Abgas ist in starkem Maße von der
Zusammensetzung des Luft-Kraftstoff-Gemisches
vor der Verbrennung abhängig,
das der Verbrennungskraftmaschine zugeführt wurde. Diese Abhängigkeit
ermöglicht
es, den Sauerstoffanteil im Abgas als Maß für das Luft-Kraftstoff-Gemisch
vor der Verbrennung heranzuziehen. Hierauf baut in bekannter Weise
ein Regelkreis auf, der zur genaueren Einstellung einer Gemischzusammensetzung
bei minimiertem Ausstoß schädlicher
Verbrennungsprodukte nach dem Durchlaufen des Katalysators benutzt wird.
Die einzuregelnde Einstellung liegt für einen Katalysator, der sich
auf Betriebstemperatur befindet, im Bereich eines Luft-Kraftstoff-Verhältnisses
von λ ≈ 1.
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Dabei
ist auch bei einer Verbrennung mit Kraftstoffüberschuss und dementsprechend λ < 1 im Abgas einer
Verbrennungskraftmaschine noch ein Restsauerstoff-Anteil vorhanden.
Gerade in einer Startphase wird eine Verbrennungskraftmaschine mit fettem
Gemisch, also mit Kraftstoffüberschuss
betrieben. Hierdurch wird das Anspringen einer selbsterhaltenden
Bewegung sichergestellt. Der Katalysator befindet sich hierbei jedoch
noch weit unterhalb seiner minimalen Betriebstemperatur. Für die Umsetzung
verbleibender Kraftstoffanteile in dem warmen Abgasstrom muss nun
weiterer Sauerstoff im Abgastrakt zugesetzt werden. Dadurch wird
zum einen ein Luft-Kraftstoff-Verhältnisses
von λ ≈ 1 erreichbar, zum
anderen wird zusätzliche
Wärme zum
schnelleren Aufheizen des Katalysators freigesetzt, wodurch der
Schadstoffgehalt im Abgas noch effektiver und schneller gesenkt
wird.
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Nach
dem Stand der Technik wird ein Betriebszustand einer Verbrennung
mit Kraftstoffüberschuss
und dementsprechend λ < 1 im Abgas zum Aufheizung
des Katalysators noch lange jenseits einer eigentlichen Startphase
der Verbrennungskraftmaschine aufrecht erhalten. Demgegenüber stellt
ein erfindungsgemäßes Verfahren
eine in der Regel wirtschaftlichere und von der Abgasmenge her betrachtet
auch ökologischere
Maßnahme
dar: Anhand des gemessenen λ-Wertes
wird über
das Modell eine beizumischende Frischluft-Menge bestimmt, so dass nun
im Abgastrakt ein vorgeheiztes und damit selbstentzündliches
Gemisch bei λ > 1 vorliegt. Verbleibende
Kraftstoffanteile werden so in deutlich verbessertem Umfang umgesetzt,
wobei die zusätzlich
freiwerdende Wärme
eine Aufheizperiode des Katalysators noch verkürzt.
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Vorzugsweise
wird in einer Vorrichtung eine λ-Sonde
mit im Wesentlichen linearer Kennlinie eingesetzt. Durch die Verwendung
einer sogenannten linearen λ-Sonde
wird die Regelungsgeschwindigkeit und die Regelungsgenauigkeit außerhalb
des relativ engen Fensterbereiches herkömmlicher binärer Sonden
wesentlich erhöht,
da ausreichend große
Veränderungen
eines Ausgangssignals in jedem λ-Bereich auftreten.
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In
einer Weiterbildung der Erfindung wird eine Verbrennungskraftmaschine
mit variablen Ventil-Steuerzeiten verwendet. Besonders vorteilhafter Weise
findet ein variabler Ventiltrieb Anwendung. Ein variabler Ventiltrieb
ist ein wesentliches technisches Merkmal einer neuen Generation
von Brennkraftmaschinen. Unter elektronischer Regelung werden hierin
die Gaswechsel-Hubventile unter Maßgabe einer elektronischen
Steuer- und Regeleinrichtung durch separate Aktuatoren geöffnet und
geschlossen. Der Zeitpunkt für
das Öffnen
und das Schließen
jedes Hubventils kann dabei im wesentlichen frei gewählt werden.
Hierdurch können
die Ventilsteuerzeiten der Brennkraftmaschine optimal an einen aktuellen
Betriebszustand angepasst werden, der durch Drehzahl und Last definiert
ist. Im Rahmen dieser Anpassung können so auch Anforderungen
hinsichtlich Verbrauch, Drehmoment, Emission, Komfort und An sprechverhalten
eines von der betreffenden Brennkraftmaschine angetriebenen Kraftfahrzeugs
eingeregelt werden.
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Variable
Ventiltriebe bieten aber je nach Ausführungsprinzip zahlreiche weitere
Einflussmöglichkeiten.
Elektromechanische oder elektrohydraulische Verstellsysteme liefern
zum Beispiel auch in Bezug auf die Ventilöffnungs- und Schließzeiten
maximale Flexibilität,
und dies sowohl auf der Einlass- als auch auf der Auslassventilseite.
Damit kann nicht nur der komplette Ladungswechselvorgang beeinflusst
werden, es können
auch spezielle Kreisprozessvarianten, wie zum Beispiel der Miller- oder Atkinson-Cycle, dargestellt
werden. Auch ist so eine Beeinflussung der Luftströmungsform
(swirl und tumble), aber eben auch eines einstellbaren Durchspülverhaltens
des Motors in einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung möglich. Allein
durch eine gezielte Phasenverstellung wird eine Ventilüberschneidung derart
eingerichtet, dass Frischluft oder Frischgas von einem Mischer her
im Zuge eines Spülvorganges direkt
in den Abgastrakt eingebracht werden kann. Damit kann der von Sekundärluft-Systemen
her bekannte zusätzliche
apparative Aufwand vorteilhafter Weise zu Gunsten einer geeigneten
Ansteuerung der Ventile vollständig
entfallen. Als Voraussetzung für die
Anwendung beziehungsweise den Einsatz des sogenannten Spül-Effektes
verbleibt dann nur die Anforderung, dass es sich bei der betrachteten
Maschine um einen aufgeladenen Verbrennungsmotor handeln muss. Bei
der Auswahl der technischen Realisierungsart der Aufladung ist prinzipiell
jedes der eingangs genannten Verfahren einsetzbar.
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Als
Eingangsgrößen eines
realen Prozesses, wie er beim Kaltstart einer Verbrennungskraftmaschine
abläuft,
werden unter Anderem Ventilsteuerzeiten und/oder Nockenwellenwinkel,
Einspritzmenge, Motordrehzahl, Motortemperatur, Luft- und/oder Ladelufttemperatur,
Katalysatorwert und/oder ein reales λ-Signal einem erfindungsgemäß Ladungswechselmodell
als Grundlage für
die Berechnung eines jeweils erforderlichen Frischgasgehaltes und
eines damit verbundenen geschätzten λ-Signals zugeführt. Vorteilhafter
Weise verfügt
eine derartige Vorrichtung an Stelle oder zusätzlich zu einem Katalysator-Temperaturfühler über ein
Temperaturmodell zur Abmeldung einer jeweils aktuellen Katalysatortemperatur
als zuverlässigerer
Schätzwert. Damit
werden Störsignale
und Fehlmessungen weitgehend unter zusätzlichem Verzicht auf teure
Temperaturfühler
ausgeblendet.
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In
einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung wird ein kalibriertes
Modell auch für
Eingangsgrößen eingesetzt.
Hiermit wird sichergestellt, das auch eine betreffende Eingangsgröße eine
sehr zuverlässige
Startvorgabe darstellt.
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Vorzugsweise
wird damit fortlaufend eine Optimierung der entsprechenden aktuellen
Betriebspunkte in Abhängigkeit
charakteristischer Umgebungs- und Betriebsbedingungen bei beschleunigter Erwärmung des
Katalysators erreicht. Eine Speicherung der in Abhängigkeit
jeweiliger Betriebsparameter gefundenen optimalen Einstellung wird
in einer Ausführungsform
gewählt,
um innerhalb des Modells feste und schnelle Zugriffe zu ermöglichen.
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Weitere
Vorteile eines erfindungsgemäßen Verfahrens
und einer Vorrichtung zur Umsetzung eines erfindungsgemäßen Verfahrens
werden nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen der Erfindung
unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher erläutert.
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Es
zeigen:
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1 ein
Diagramm mit Funktionsblöcken zur
Erläuterung
einer Ausführungsform
der Erfindung und
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2 ein
Flussdiagramm zur Darstellung des Ablaufs eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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In
den Darstellungen der Zeichnung sind die jeweiligen Ausführungsbeispiele
erfindungsgemäßer Verfahren
in den einzelnen Bestandteilen einer entsprechenden Vorrichtung 1 zugeord net,
die zur beschleunigten Aufheizung eines Katalysators auf seine Betriebstemperatur
dient. Gleiche Komponenten erhalten dabei die gleichen Bezugszeichen,
gleiche Verfahrensschritte werden dementsprechend auch in gleicher
Weise bezeichnet.
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Ein
Eingangssignal 2 der dargestellten Vorrichtung 1 umfasst
die Größen Ventilsteuerzeiten
V, Einspritzmengen E, Motordrehzahl n und Ladeluft-Temperatur T. Über ein
nicht weiter dargestelltes Katalysator-Modell wird eine jeweils
aktuelle Katalysator-Temperatur Tk abgeschätzt.
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Die
Größen dieses
Eingangssignals 2 werden als Grundlage für einen
realen Prozess genutzt, der in einer Verbrennungskraftmaschine 3 zwischen einer
nicht weiter dargestellten Mischer- oder sonstigen Frischgas-Aufbereitung
und einem Abgastrakt abläuft.
Den Parametern in und um die Verbrennungskraftmaschine 3 entsprechend
stellt sich im Abgastrakt 4 ein Frischgasgehalt ein. Der
vorhandene Frischluftanteil im Abgastrakt 4 wird dann über eine λ-Sonde 5 ermittelt.
Hierbei wird eine lineare λ-Sonde
eingesetzt, so dass das Verhältnis λist über einen
weiten Bereich hinweg gemessen werden kann, das nachfolgend für ein Aufheizen
des Katalysators maßgeblich
ist. So dient das Signal der λ-Sonde 5 als
kennzeichnende Größe für das Verfahren
zur Aufheizung des Katalysators auf seine Mindest-Betriebstemperatur,
die auch als light-off-Temperatur bezeichnet wird.
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Für das Verfahren
zum Aufheizen des Katalysators ist es wichtig, dass ein zusätzlich zum
eigentlichen Verbrennungsprozess in der Kaltstart-Phase über eine
Anfettung des Gemisches eingebrachte Kraftstoff oder daraus herstammende
reaktive Bestandteile vollständig
verbrannt werden. Diese Bedingung wird mit dem Signal der λ-Sonde 5 überwacht
und auch eingeregelt. Hierdurch wird sichergestellt, dass eine thermische
Umsetzung der Schadstoffe mit dem Passieren des Katalysators abgeschlossen
ist.
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Die
Bestandteile des Eingangssignals 2 werden in einem parallelen
Zweig neben der Verbrennungskraftmaschine 3 auch einem
Modell 6 des in dem erweiterten Motorbereich ablaufenden
Ladungswechsels zugeführt.
Auf der Grundlage dieses Modells 6 wird ein modellierter
Frischgasgehalt ermittelt, wobei die Ist-Werte der jeweiligen Eingangsgrößen berücksichtigt
werden. Auf diesem modellierten Frischgasgehalt aufbauend wird ein
erwartetes Signal λsoll der λ-Sonde 5 ermittelt.
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Nachfolgend
werden das real gemessene λ-Signal λist der
Sonde 5 und das auf der Basis des Modells 6 erwartete
Signal λsoll miteinander verglichen. Liegt der real
gemessene Wert λist unterhalb des Modellwerts λsoll.
so ist ein durchgespülter
Frischgasgehalt zu gering. Eine vollständige Verbrennung hat nicht
stattgefunden. Liegt der real gemessene Wert λist dagegen
oberhalb des Modellwerts λsoll, so ist von einem Luftüberschuss
auszugehen. In beiden Fällen
wurde der modellierte und sich entsprechend der vorgesteuerten Ventilsteuerung
einstellende Frischgasgehalt nicht korrekt ermittelt.
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Betrachtet
man nun Eingriffsmöglichkeiten für Korrekturen,
so stehen prinzipiell beide Bestandteile des Gemischs für Eingriffe
zur Verfügung.
Eine Einflussnahme auf die Abgaszusammensetzung über die eingespritzte Kraftstoffmenge
ist möglich. Hier
sind der Regelung jedoch durch die sog. Fettlaufgrenze von der Verbrennungstechnik
her Grenzen gesetzt. Dagegen ist der durchgespülte Frischgasanteil relativ
einfach und über
weite Bereiche hinweg stufenlos über
eine Variation der Ventilsteuerzeiten korrigierend einzustellen.
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2 zeigt
ein Flussdiagramm zur Erläuterung
des Ablaufs eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
In dem Verfahrensablauf werden gemäß Schritt S1 kontinuierlich
Eingangsgrößen bereitgestellt,
insbesondere Ventilsteuerzeiten. Hieraus wird in Schritt S2 auf
Grundlage des Modells 6 ein erwartetes λ-Signal λsoll bestimmt.
Parallellaufend wird in Schritt S3 kontinuierlich ein reales λ-Signal λist von
der λ-Sonde 5 ermit telt.
Die so gewonnenen Messwerte 7 und λist werden
in Schritt S4 ausgegeben und parallel mit in Schritt S5 berechneten
Werten 8 und λsoll einer Summationsstelle in Schritt S6
zum Vergleichen zugeführt.
Im Schritt S6 wird überprüft, ob die
Messwerte mit den berechneten Werten übereinstimmen. Ist dies der
Fall, so können
einerseits die berechneten Werte 8 als Eingangswerte für weitere
Motorsteuerungsfunktionen gemäß Schritt
S7 verwendet werden, andererseits kann das beschriebene Verfahren kontinuierlich
zur Überwachung
fortgesetzt werden.
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Stimmen
die Werte jedoch nicht überein,
so kann über
ein Abgleichmittel 9 in Schritt S8 Einfluss auf das Modell 6 genommen
werden, um nachfolgend Übereinstimmung
zwischen dem erwarteten λ-Signal λsoll dem
kontinuierlich von der λ-Sonde 5 gemessenen
realen λ-Signal λist zu
bewirken. In welchen Maße
die Korrektur des Modells 6 zu erfolgen hat, ist aus dem
Unterschied des gemessenen Wertes λist zum
modellierten Abgaswert, dem Modellwerts λsoll,
zu bestimmen. Je größer der
Unterschied, desto stärker
muss auch die Veränderung
der Steuerzeiten ausfallen. In einem zweiten Schritt wird der Korrekturwert
dann zu einem Modellabgleich verwendet, so dass bei gegebenen Ventilsteuerzeiten künftig ein
korrekter durchgespülter
Frischgasanteil im Abgastrakt ermittelt wird.
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In 2 ist
weiterhin angedeutet, dass die in Schritt S5 durchlaufene Ausgabe
des Schätzwertes für ein zu
erwartendes λ-Signal λsoll und
der berechnete Werten 8 direkt auch an den Motor weitergereicht
werden können,
also ohne Beachtung des Entscheiders nach Schritt S6. Hierdurch
können
Daten für
einen Notbetrieb der Verbrennungskraftmaschine bzw. des Motors übergeben
werden, da es für
die Durchführung
von Motorfunktionen nicht unbedingt erforderlich ist, dass ein Abgleich
der Werte von λist und λsoll bereits erfolgreich durchgeführt worden
ist. Auch bei Fehlern im Modell 6 ist ein Betrieb der Verbrennungskraftmaschine
also grundsätzlich
möglich.
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Ein
Vorteil des vorgeschlagenen Verfahrens liegt darin, dass das in
einem Abgastrakt eingebrachte Luft/Kraftstoffgemisch optimal kontrolliert
werden kann und somit ein wirksames Instrument zur Katalysatorheizung
und damit zur Emissionsminderung zur Verfügung gestellt wird, das sogar
im Kaltstart sehr effektiv greift. Da der Kraftstoff stets, und
zwar spätestens
in einem Abgastrakt vor dem Katalysator vollständig umgesetzt wird, kann das
Maß zusätzlich aufgewandten
Kraftstoffs gesenkt werden, so dass erfindungsgemäße Verfahren
bei optimaler Abgasbehandlung einen besseren Wirkungsgrad, als bekannte
Verfahren aufweisen. Ein derartiges Verfahren bewirkt also gleichzeitig
auch eine Optimierung des Verbrauchs.
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Nach
erfolgtem Modellabgleich ist prinzipiell kein regelungstechnischer
Aufwand mehr erforderlich. Ein individuell an jeder nach einem erfindungsgemäßen Verfahren
arbeitenden Verbrennungskraftmaschine ablaufender Lernprozess ist
abgeschlossen. Das gewünschte
Ergebnis wird allein durch die Vorsteuerung auf Basis des Modells
erreicht. Dabei wirkt eine über
die λ-Sonde
ständig
laufenden Überwachung
selber aktiv auch einem Auskühlen
des Katalysators entgegen.
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Einsatzfeld
eines erfindungsgemäßen Verfahrens
sind neben Benzin-Motoren auch Selbstzünder, wie beispielsweise die
Neuentwicklungen von sauberen und sparsameren Triebwerken als Mischmotoren,
die unter dem Begriff Homogeneous Charge Compression Engines bzw.
HCCI-Motoren laufen. Das HCCI-Prinzip ist ein Hybrid aus der konventionellen
homogenen Verbrennung und der Kompressionszündung. Daher sind die Eigenschaften
des verwendeten Gemisches von großer Wichtigkeit, wie dies von
der bei der kontrollierten Selbstzündung bzw. CAI bekannt ist.
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Bei
der Entwicklung von HCCI-Motoren gilt es, den Verbrennungsprozess
wesentlich besser über
den gesamten Innenraum eines jeweiligen Zylinders zu verteilen und
den Ablauf zu homogenisieren. Die explosive Mischung soll im Zylinder
im We sentlichen gleichzeitig ohne Druckwelle und Flammenfront verbrennen.
Hierzu wird ein extrem mageres Kraftstoff-Luft-Gemisch mit bis zu 50% Abgas als Inertgas-Anteil
zum Dämpfen
der Verbrennungs-Reaktion in dem Zylinder gemeinsam verdichtet.
Das exakte Mischungsverhältnis
und die Verdichtung des Gemisches sind wesentlich. Das Ergebnis
ist eine vergleichsweise sanfte Verbrennung ohne starke Temperaturschwankungen
im Brennraum, bei der kaum noch Schadstoffe, wie NOx-Emissionen
und Ruß-Partikel
entstehen.
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Dennoch
gelten diese vorteilhaften Randbedingungen eines HCCI-Betriebes
im Wesentlichen nicht für
den Startvorgang, da der Motor hier wie ein gewöhnlicher Benzin-Otto-Motor
gestartet wird. Ferner werden auch für diese Motoren Katalysatoren vorgesehen,
die für
den Kaltstart den gleichen Bedingungen unterworfen sein werden,
wie dies aktuell bei bekannten Motoren der Fall ist. Die besonderen
Vorteile eines vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahrens
werden damit auch hier voll zur Geltung kommen.
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In
einem Katalysator-Modell wird eine jeweils aktuelle Katalysator-Temperatur
Tk abgeschätzt, wobei in einer weiteren
Ausführungsform
eine Kalibrierung des Modells durch eine Temperatur-Messung vorgesehen
ist. Auch eine Temperatur des Motors wird in einer nicht weiterdargestellten
Ausführungsform
modelliert und durch einen geeigneten Temperatur-Geber kalibriert.
Dieses Vorgehen unter Verwendung eines kalibrierten Modells wird
auch für
weitere Eingangsgrößen eingesetzt,
wenn deren Zuverlässigkeit
bei herkömmlicher
Ermittlung nicht ausreichend ist. So wird auch ein Druckgefälle zwischen den
Einlass- und Auslassventilen, das die Voraussetzung für den Spül- bzw.
Scavenging-Effekt bildet, durch ein Modell bestimmt, wobei auch
hier eine Kalibrierung zum Modelabgleich vorgesehen ist. Der sonst
nur unter hohen Kosten ermittelbare Abgasdruck wird dabei selber
aus Last und Drehzahl modelliert.