DE10007756A1 - Verfahren und Vorrichtung eines Beurteilungssystems zur Heilungsprognose nach medizinischen Interventionen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung eines Beurteilungssystems zur Heilungsprognose nach medizinischen InterventionenInfo
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Abstract
Die Erfindung beschreibt ein System zur Beurteilung und/oder Prognose des Erholungs- bzw. Heilungsverhaltens von Patienten nach medizinischen Interventionen (z. B. Herzoperationen), das durch die multiparametrische Analyse von Biosignalen und unter Berücksichtigung klinisch relevanter Parameter aus der Charakterisierung von autonomen vegetativen Regulationsprozessen des Herz-Kreislauf-Systems, beispielsweise des spontanen Barorezeptorreflexes, eine verbesserte Charakteristik des postoperativen Zustandes des Patienten ermöglicht. Darüber hinaus ist mit der Erfindung ein Monitoring der eingegebenen Biosignale und/oder der intern berechneten autonomen vegetativen Regulationsprozesse möglich. DOLLAR A Die Vorrichtung besteht aus einer Anordnung mit drei Funktionseinheiten, nämlich aus Eingabeeinheit (1), Signalverarbeitungseinheit (2) und Ausgabeeinheit (3).
Description
Bekannt sind Verfahren und Vorrichtungen zur nichtinvasiven Beurteilung des Funktionsverhaltens von
Patienten (z. B. DE 31 50 554 u. a.), die über die Analyse von Biosignalen spezielle Funktionsmechanismen
des Organismus ermitteln. Nachteilig dabei ist, daß diese Verfahren und Vorrichtungen nicht für den in
tensivmedizinischen Bereich zur Beurteilung und Prognose des Heilungszustandes bzw. zur Risikostratifi
zierung nach medizinischen Interventionen ausgelegt sind und darüber hinaus nur plötzliche Funktions
verschlechterungen des Organismus registrieren, nicht aber die Funktionsverbesserung und/oder Ver
laufsprognose.
Bekannt sind Verfahren und Vorrichtungen zur Registrierung des Zustandes von Patienten (z. B. DE 32 16 273
u. a.), die über Registrierung und Erkennung mechanischer Körpervorgänge Diagnose- und/oder
Therapiemaßnahmen steuern können. Nachteilig dabei ist, daß diese Verfahren und Vorrichtungen auf
grund ihrer rein mechanischen Signalregistrierung ohne Berücksichtigung wichtiger klinischer Daten, wie
beispielsweise des Elektrokardiogramms oder des Blutdruckverlaufs nicht zur Analyse und Prognostik des
postoperativen Heilungsverlaufes zu nutzen sind.
Bekannt sind Verfahren und Vorrichtungen zur Überwachung und Aufzeichnung des Patientenzustandes
(z. B. DE 32 46 809, DE 31 18 740 u. a.), die insbesondere zur Überwachung während der Anästhesie und
der muskulären Paralysation Anwendung finden. Nachteilig dabei ist, daß diese Verfahren und Vorrich
tungen nur zur Überwachung der Paralysation genutzt werden, nicht aber zur Charakterisierung, Progno
stik und Risikostratifizierung des postoperativen Zustandes während und nach der Narkose.
Bekannt sind Verfahren und Vorrichtungen zur Überwachung und Diagnose von Patienten (z. B. DE 43 29 898,
DE 197 31 986, DE 30 37 625, DE 35 36 658, DE 38 98 052 u. a.), die verschiedene physiologische
Signale analysieren, um bei kritischen gesundheitlichen Zuständen des Patienten geeignete Hilfsmaß
nahmen ergreifen zu können. Nachteilig dabei ist, daß bei diesen Verfahren und Vorrichtungen die kom
plexen Wechselwirkungen der autonomen vegetativen Regulation des Herz-Kreislauf-Systems nicht ana
lysiert werden, die eine verbesserte Charakterisierung des Zustandes des Patienten ermöglichen. Eben
falls ist nachteilig, daß die implementierte Biosignalanalyse nur in Hinblick auf kritische physiologische
Zustände, nicht aber auf deren Verbesserung bzw. auf Heilung hin erfolgt.
Nicht bekannt sind dagegen Verfahren und Vorrichtungen, bei denen im intensivmedizinischen Bereich
aus Biosignalen durch komplexe mathematische Operationen autonome vegetative Regulationsvorgänge
des Herz-Kreislauf-Systems (z. B. die spontane Barorezeptorsensitivität) in Hinblick auf das Erholungs-
bzw. Heilungsverhalten ermittelt werden und im Zusammenhang mit klassischen Monitoringparametern
und der medizinischen Indikation eine Heilungsprognose und/oder Beurteilung des Heilungszustandes
und/oder Risikostratifizierung ermittelt wird.
Die Erfindung kann in der Human- und Veterinärmedizin Anwendung finden. Nach größeren diagnosti
schen und therapeutischen Interventionen ist der Organismus stark in seiner Funktion eingeschränkt. Die
objektive Beurteilung des Zustandes des Patienten in Abhängigkeit zur Schwere der medizinischen Inter
vention stellt daher ein großes Problem dar. Beispielsweise stehen dem medizinischen Personal bei zu
früh von der Intensivstation auf Normalstationen verlegten Frischoperierten nur eingeschränkte diagnosti
sche und therapeutische Vorrichtungen zur Verfügung, um gegebenenfalls auf Komplikationen reagieren
zu können.
Durch die Erfindung können zusätzliche Informationen über den Heilungsverlauf gewonnen werden. Eine
verbesserte Prognostik nach Interventionen ist ebenso möglich wie eine Risikostratifizierung.
Die Vorteile der Erfindung liegen einmal darin, das Risiko für den Patienten durch die Gewinnung von
Zusatzinformationen über die vegetativen Regulationsprozesse im behandelten Organismus zu minimie
ren, so daß in Kenntnis dieser zusätzlich durch die Erfindung gewonnenen klinischen Parameter, gezielt
durch das medizinische Personal zum Schutz des Patienten reagiert werden kann. Andererseits können
durch eine verbesserte Aussage bzw. Klassifikation des Erholungs- bzw. Genesungsverhaltens auch in
größerem Maße Kosten, beispielsweise in der intensivmedizinischen Überwachung, eingespart werden.
Die Erfindung hat das Ziel, zu einer verbesserten Beurteilung des Heilungsverlaufes nach schwerwiegen
den medizinischen Interventionen beizutragen. Biosignale und Monitoringparameter werden mit multipa
rametrischen Methoden der Signalanalyse auf spezielle autonome vegetative Regulationsprozesse hin
ausgewertet. Der spontane Barorezeptorreflex, beispielsweise, stellt die vagale Gegenregulationsfunktion
der Herzfrequenz auf spontane Blutdruckänderungen dar. Durch Modellierung und Ermittlung dieses im
Beispiel dargestellten multiparametrischen Parameters, stehen dem Mediziner mehr Informationen über
den Organismus und dessen Funktionsverhalten zur Verfügung, als durch die separate Analyse von
Herzfrequenz und/oder Herzfrequenzänderungen bzw. Blutdruck und/oder Blutdruckänderungen gewon
nen werden können. Als autonome Regulationsprozesse seien hier beispielsweise der Chemoreflex, die
sympathische Gefäßtonusänderung, Änderungen im Schlafverhalten u. a. genannt, deren Charakterisie
rung während der standardmäßigen intensivmedizinischen Überwachung über klassische Parameter und
Grenzwerte hinaus durch eine zusätzliche Analyse gewonnen werden kann.
Diese durch die multiparametrische Signalanalyse gewonnenen Informationen über das autonome Regu
lationsverhalten des Organismus werden im Zusammenhang mit klinischen Parametern (beispielsweise
Art der Operation, Alter und Geschlecht des behandelten Organismus) und Monitoringparametern und -
signalen (beispielsweise der Hämatokritwert, Blutdruckverläufe) genutzt, um eine Verlaufsprognose der
Heilung bzw. eine Risikoabschätzung vorzunehmen. Aufgrund der multiparametrischen Analyse der Regulationsprozesse
kann die Prognostik im Unterschied zur mathematischen Analyse von Einzelsignalen
und -parametern qualitativ verbessert werden.
Die separate Analyse der Herzfrequenz und des Blutdrucks wird zur Erhöhung der Klassifikationsgenau
igkeit und der medizinischen Aussagekraft herangezogen. Dabei finden Methoden der Zeit- und Fre
quenzbereichsanalyse sowie der nichtlinearen Dynamik Anwendung.
Auf diese Weise ist eine verbesserte Abschätzung des Verlaufes der Heilung möglich, was neben der
Minimierung des Patientenrisikos eine der Situation angepaßten intensivmedizinischen Betreuung ermög
licht und somit auch Kosten der intensivmedizinische Überwachung einspart.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Anordnung zu schaffen, mit der durch eine zusätzliche
Modellierung und Abschätzung von vegetativen Regulationsprozessen im Organismus, in Verbindung mit
klassischen Monitoringparametern und -signalen und unter Berücksichtigung von klinischen Parametern
eine verbesserte Beurteilung des Erholungs- bzw. Genesungsverhaltens nach größeren klinischen Inter
ventionen möglich ist. Die Erfindung hat folgende Aufgaben zu erfüllen:
- 1. mindestens ein Monitoringparameter und/oder mindestens ein Biosignal zu registrieren,
- 2. relevante klinische Parameter (z. B. Patientendaten, diagnostische und therapeutische Informationen, Monitoringparameter) eingeben zu können,
- 3. spezielle vegetative Regulationsprozesse zu charakterisieren,
- 4. den Heilungszustand, eine Heilungsprognose und Risikostratifizierung zu ermitteln,
- 5. die Analyseergebnisse von den speziellen berechneten autonomen Regulationsprozessen als neue Monitoringparameter darzustellen, weiterzuleiten und/oder zu speichern sowie
- 6. die Verlaufsanalyse, Prognose der Erholung und Risikostratifizierung für das medizinische Personal darzustellen, weiterzuleiten und/oder zu speichern.
Der Erfindung liegt folgende Beobachtung zu Grunde:
Die multiparametrische Signalanalyse, beispielsweise von systolischem Blutdruck und Herzfrequenz, ge
stattet im Zusammenhang mit der separaten Zeitreihenanalyse der Herzfrequenzvariabilität und der Blut
druckvariabilität eine verbesserte Aussage über den gesundheitlichen Zustand eines Organismus. Die
Duale Sequenzmethode beispielsweise (Malberg et, al. in Zeitschrift für Kardiologie, 1999), ermöglicht die
Analyse der spontanen Barorezeptorsensitivität, unter deren Berücksichtigung eine verbesserte Klassifi
kation und Charakterisierung von kardialen Erkrankungen gegenüber der separaten Analyse der Blutdruck-
und Herzfrequenzsignale möglich ist. Eigene klinische Studien haben ergeben, daß bei medizini
schen Interventionen, beispielsweise bei Herzoperationen, Mechanismen der autonomen Regulation des
Herz-Kreislauf-Systems durch die Intervention bedingt direkt und in großem Maße beeinflußt werden.
Wenn man aus klassischen separaten Monitoringparametern mit einer zusätzlichen, multiparametrischen
Signalverarbeitung auch die gegenseitige Beeinflussung von physiologischen Größen ermitteln kann,
lassen sich daraus genauere Informationen über den Heilungsverlauf gewinnen (z. B. Wann ist ein auto
nomer vegetativer Reflex in welchem Maße wieder aktiv?).
Erfindungsgemäß wurde die Aufgabe mit einer Anordnung von drei Funktionseinheiten gelöst, nämlich
mittels Eingabeeinheit, Signalverarbeitungseinheit und Ausgabeeinheit.
- 1. Die Registrierung von mindestens einem Monitoringparameter und/oder mindestens einem Biosignal
wird realisiert durch:
- - die Eingabeeinheit, durch die neben Schnittstellen für einzelne Sensoren und Sensorenanordnungen auch Signale und Daten von externen Datenerfassungssystemen zur Signalverarbeitungseinheit übertragen werden können.
- 2. Die Eingabe von klinisch relevanten Parametern (z. B. Patientendaten, diagnostische und therapeuti
sche Informationen, Monitoringparameter) wird realisiert durch:
- - die Eingabeeinheit, mit der Informationen über den Patienten, Diagnose und Therapie eingegeben werden können,
- - die Eingabemöglichkeit von Parameter (z. B. Schwell- und Alarmwerte) über eine Tastatur für das klassische Monitoring (z. B. das Elektrokardiogramm) und
- - die Eingabemöglichkeit über eine Tastatur von Parametern zur Charakterisierung der berechneten autonomen Regulationsprozesse (z. B. Schwellwerte der Baroreflex-Anstiege).
- 3. Die Charakterisierung spezieller vegetativer Regulationsprozesse wird realisiert:
- - in der Signalverarbeitungseinheit, in der unter Berücksichtigung der eingegebenen klinischen Para meter eine multiparametrische Signalverarbeitung, beispielsweise die Analyse der spontanen Barore zeptorsensitivität mittels der Dualen Sequenzmethode realisiert wird. Ebenfalls wird die Herzfrequenz- und Blutdruckvariabilität mittels verschiedener Methoden der Zeit- und Frequenzbereichsanalyse so wie der Nichtlinearen Dynamik analysiert. Mit dieser komplexen mathematischen Analyse werden ve getative Regulationsprozesse (z. B. sympathischer und/oder parasympathischer Tonus) analysiert und Abweichungen von Normwerten wie auch das Refraktärverhalten detektiert.
- 4. Die Charakterisierung des Heilungszustandes, Heilungsprognose und Risikostratifizierung wird reali
siert:
- - in der Signalverarbeitungseinheit, in der durch multiparametrische, wissensbasierte Signalverarbei tung und Klassifikation der klinisch relevanten Parameter (z. B. Patientendaten, Diagnose, Therapie), der verarbeiteten Biosignale und -parameter und der Charakterisierung der autonomen Regulations prozesse des Herz-Kreislauf-Systems neue Parameter zur Risikostratifizierung und/oder Verlaufs- bzw. Heilungsprognose ermittelt werden.
- 5. Die Anzeige, Weiterzuleitung und/oder Speicherung der Analyseergebnisse der berechneten autono
men Regulationsprozesse (z. B. der Baroreflex-Anstiege) als neue Monitoringparameter werden reali
siert:
- - in der Ausgabeeinheit, in der neben einer Darstellung, beispielsweise über einen Monitor oder andere Anzeigegeräte, ebenfalls die Möglichkeit besteht, diese neuen Monitoringparameter über die externe Schnittstelle an externe Überwachungsvorrichtungen und/oder Speicher weiterzuleiten.
- 6. Die Darstellung, Weiterleitung und Speicherung des Heilungsverlaufes bzw. des Komplikationsrisikos
wird realisiert:
- - in der Ausgabeeinheit, in der neben einer Darstellung, beispielsweise über einen Monitor oder andere Anzeigegeräte, die Möglichkeit besteht, die Parameter der diagnostischen Aussagen, Verlaufspro gnose und Risikostratifizierung über die Schnittstelle an externe Überwachungsvorrichtungen und/oder Speicher weiterzuleiten.
Claims (4)
1. Das Beurteilungssystem ist gekennzeichnet dadurch, daß es aus einer Eingabeeinheit (1), einer Si
gnalverarbeitungseinheit (2) und einer Ausgabeeinheit (3) besteht und neben klassischen Monito
ringfunktionen durch eine interne Biosignalverarbeitung, Ermittlung klinisch relevanter Parameter und
Charakterisierung autonomer vegetativer Regulationsmechanismen verbesserte Aussagen zum Hei
lungsverlauf und/oder Risikostratifizierung nach medizinischen Interventionen gegenüber herkömmli
chen Methoden ermöglicht.
2. Anordnung nach Anspruch 1 ist gekennzeichnet dadurch, daß über die Eingabeeinheit (1) mittels
einer variablen Schnittstelle und/oder Tastatur mindestens ein Biosignal und/oder mindestens ein
physiologischer Parameter und/oder mindestens ein klinisches Bewertungskriterium eingegeben wer
den kann und eine Weiterleitung dieser an die Signalverarbeitungseinheit realisiert wird. Die eingege
benen Biosignale und/oder physiologischen Parameter müssen mindestens Informationen enthalten,
aus denen sich systolische Blutdruckwerte und die Schlag-zu-Schlag-Intervalle des Herzens ermitteln
lassen.
3. Die Anordnung nach Anspruch 1 ist gekennzeichnet dadurch, daß die Signalverarbeitungseinheit (2)
durch Berechnung physiologischer Parameter, autonome vegetative Regulationsmechanismen des
vegetativen Nervensystems (z. B. spontaner Barorezeptorreflex, Chemoreflex, Herzfrequenzvariabili
tät, Blutdruckvariabilität) charakterisiert, diese unter Berücksichtigung der physiologischen Signale
sowie der medizinischen Indikation analysiert, klassifiziert und daraus Parameter zur Beurteilung des
Heilungsverlaufes ermittelt. Darüber hinaus werden durch die Signalverarbeitungseinheit klassische
Monitoringfunktionen, wie z. B. Schwellwert- und Trendberechnungen der eingehenden Biosignale
und/oder Parameter sowie der berechneten vegetativen Regulationsmechanismen des Herz-
Kreislauf-Systems realisiert.
4. Die Anordnung nach Anspruch 1 ist gekennzeichnet dadurch, daß über die Ausgabeeinheit (3) die
ermittelten Parameter zur Beurteilung von autonomen Regulationsmechanismen des vegetativen
Nervensystems (z. B. die spontanen Baroreflex-Anstiege), klassische Monitoringparameter (z. B.
Schwell- und Alarmwerte, Trends) sowie die daraus ermittelten Parameter zur Beurteilung des Hei
lungsverlaufs angezeigt und/oder gespeichert werden. Darüber hinaus gestattet die externe Schnitt
stelle die Übertragung der ermittelten Daten und Signale an externe Vorrichtungen (z. B. zur Speiche
rung, Anzeige und Weiterverarbeitung).
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10007756A DE10007756A1 (de) | 2000-02-19 | 2000-02-19 | Verfahren und Vorrichtung eines Beurteilungssystems zur Heilungsprognose nach medizinischen Interventionen |
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