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Verfahren zum Züchten von Speisepilzen.
Bei der Züchtung von Speisepilzen, insbesondere von Champignons, hängt der Erfolg durchaus von der persönlichen Erfahrung und Geschicklichkeit des Züchters ab. Die technische Mykologie hat zur Vervollkommnung der Methoden bisher nichts beizutragen vermocht. Man kann wohl keimende von nicht keimende Sporen, eine gesunde von einer kranken. Mycelmasse unterscheiden, aber man ist bis jetzt noch nicht imstande, eine regelrecht oder eine ordnungswidrige Myeeltätigkeit mit nachweisbaren sachlichen Vorgängen im Innern der Kulturbeete in Zusammenhang zu bringen Die regelrechte Entwicklung der Kultur kann daher auch vom geschicktesten Züchter keineswegs sicher beeinflusst werden.
Dabei ist die Champignonzucht hinsichtlich des Nährsubstrates auf die Verwendung von Pferdedünger, u. zw. vorzugweise von strohigem Pferdedünger, beschränkt und auch die Brauchbarkeit des Pferdedüngers zu diesem Zweck ist von der Art der Fütterung der Pferde und von einer sorgfältigen Bereitung des Düngers in hohem Grad abhängig. Ferner muss der Dünger auch noch in besonderer Weise bearbeitet (präpariert) werden, um in den zum Packen der Kulturbeete geeigneten Zustand zu gelangen. Es ist bekannt, dass von dem richtigen und vollständigen Verlauf dieser fermentativen Vorbehandlung
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in hohem Grad gefährdet.
Im Verlauf von Studien über die Vegetationsbedingungen von Hutpilzen wurde nun die überraschende Erkenntnis gewonnen, dass die meisten Speisepilze gar keine engumsehriebenen Sonderansprüche an das Nährsubstrat stellen, sich diesem gegenüber vielmehr ebenso tolerant verhalten wie etwa die kommunen Schimmelpil7e. Die Züchtung von Speisepilzen ist, entgegen der herrschenden Annahme, keineswegs durch die Eigenartigkeit der Ernährungsweise erschwert. vielmehr hat sich gezeigt, dass die Präparation des Pferdedüngers bei der Champignonzucht ausschliesslich die Aufgabe hat, die Vorherrschaft des Champignons gegenüber anderen niederen Organismen zu sichern, wogegen sonst die Champignonbrut, je nach der Zusammensetzung des Nährbodens, von Mikroorganismen, wie Schimmelpilzen und Bakterien. Hefen, u. dgl. verdrängt wird.
Die besondere Eignung des Pferdedüngers für die Champignonzucht beruht ausschliesslich darauf, dass dieser Nährboden gerade die geeigneten Mikroorganismen enthält, die ihn durch spontan einsetzende Fermentation nach dem Bepflanzen der Kulturbeete mit der Champignonbrut gegen das Überwuchern von Mikroorganismen schützen.
Dasselbe lässt sich nun gemäss der vorliegenden Erfindung dadurch erreichen, dass man feste oder halbfeste Trägerstoffe (wie Torf, Stroh, Sägespäne, Erde, Laubblätter, Bimsstein, Agar-Agar od. dgl. oder Mischungen solcher Stoffe) mit kohlenhydrathaltigen Nährlösungen, die geeignete Nährsalze, insbesondere phosphor-und stickstoffhaltige Salze, enthalten, mischt und mit Hilfe von Reinkulturen
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geeigneten Bakterien oder Schimmelpilzen od. dgl. infiziert oder unter günstigen Bedingungen einer freiwillig eintretenden Gärung dieser Art unterwirft. Es empfiehlt sich, das Nährsubstrat nach vollendeter Gärung zu sterilisieren, ohne dass dies aber unbedingt notwendig wäre.
Wenn man das Substrat hernach mit der Pilzbrut beimpft, so wächst der Speisepilz ganz ebenso wie auf präpariertem Pferdedünger, u. zw. in viel kürzerer Zeit und unter günstigeren Bedingungen.
Es hat den Ansehen, dass der präparierte Pferdedünger, oder der in der beschriebenen Art durch Züehtung von Kleinlebewesen veränderte Nährboden anderer Art, durch die gebildeten Stoffwechselprodukte der betreffenden Mikroorganismen gegenüber dem späteren Auftreten derselben Mikroorganismen
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mit Schimmelpilzen hervorgerufen und bis zu ihrer reichlichen Entwicklung durchgeführt, so bleibt die Kultur dann von Infektionen völlig verschont.
Es. hat sich als zweckmässig herausgestellt, dass als Erreger für die Fermentation des Substrates Organismen verwendet werden, die bei der Kultur des Speisepilzes als Infektionserreger störend auftreten, wenn die Fermentation des Nährsubstrates nicht bis zu dem gewünschten Endzustand fortgeschritten war. Um zu zeigen, wie unspezifiseh die Fermen-
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von morphologisch nicht näher bestimmten Bakterien isoliert werden, die ausnahmslos zur Hervor- rufung der Vergärung geeignet sind. Ebenso kann das Material auch mit Pferdedünger selbst infiziert werden.
Als kohlenhydrathaltige Nährlösung wird vorzugsweise Melasse verwendet, jedoch sind auch andere Rohmaterialien und Abfallprodukte der Presshefe-und Spiritusindustrie, wie beispielsweise verzuckerte Getreidewürzen und Schlempe, ferner auch Sulfitzelluloseablauge od. dgl. hiefür geeignet.
Ausführungsbeispiel :
55 kg trockener Toif werden mit 20 leg Melasse, 0'7 leg Superphosphat und 0'2 leg Ammon- sulfat gut durchgemischt und mit einer Aspergillusart, z. B. Aspergillus bruneus, beimpft, nachdem die Wasserstoffionkonzentration auf etwa h=10-2 gebracht worden ist. Ist der Torf sauerer, so muss die Azidität durch Zusatz von Alkalien oder Erdalkalien entsprechend vermindert werden. Man kann den Torf natürlich auch ganz neutralisieren und hernach durch Zufügung von anorganischen oder organischen Säuren entsprechend ansäuren.
Die Vergärung mit einer rasch wachsenden Aspergillusart dauert 2 bis 5 Tage, wobei die Temperatur bis zu 700 steigt. Das fermentierte Substrat wird dann zweckmässig sterilisiert u. zw. vorzugsweise durch Erhitzen, und mit Sporen, vorgekeimten Sporen oder nicht unmittelbar aus Sporen stammenden Myeelien des Speisepilzes in der üblichen Weise beimpft ("gespickt"). Man lässt die Kultur bei einer Temperatur des Raumes von 25-300 C zur Entwicklung kommen, wobei jene sorgfältige Pflege, welche die übliche Champignonzüchtung erfordert, nicht notwendig ist. Die Pilze entwickeln sich rein und gleichmässig, ungefährdet von pflanzlichen und tierischen Feinden (Sehnecken, Asseln, Würmern). Der Rassencharakter der Brut wird mit bemerkenswerter Stetigkeit beibehalten.
Der Torf kann mindestens dreimal wiederverwendet werden. Die Entwicklung ist in ebensoviel Wochen beendet, als beispielsweise die Züchtung des Freiland-oder Kellerchampignons Monate erfordert.
In der deutschen Patentschrift Nr. 60883 ist ein Verfahren zum Züchten von Champignons beschrieben, welches darin besteht, dass der in zerriebenem Torfmull und zerkleinertem Roggenstroh od. dgl. aufgenommenen Pilzbrut die Nahrung durch eine Nährstofflösung zugeführt wird, gebildet aus einer Mischung von Chilisalpeter, schwefelsaurem Ammoniak, phosphorsaurem Kali (oder auch für das eine oder andere eine ähnliche, die gleiche Wirkung zeigende chemische Substanz) und Regen-oder destilliertem Wasser. Dieses Verfahren geht auf das Ziel los, einen Ersatz für präparierten Pferdedünger unter Nachahmung der Nährstoffverhältnisse, im Pferdedünger dadurch zu schaffen, dass zerriebenem Torfmull od. dgl. geeignete mineralische Nährstofflösungen einverleibt werden.
Hingegen geht das angemeldete Verfahren von der neuartigen Erkenntnis aus, dass die übliche Präparation des Pferdedüngers die Aufgabe hat, durch die Lebenstätigkeit von geeigneten Mikroorganismen die Vorherrschaft des Champignons gegenüber anderen niederen Organismen zu sichern. Das Wesen der Erfindung besteht also darin, dass feste oder halbfeste Trägerstoffe durch eine bakterielle Vorbehandlung für das Wachstum des Champignons geeignet gemacht werden. Hiebei ist ferner gerade die Zufuhr von organisehen Nährstoffen wichtig. In der deutschen Patentschrift ist weder von einer fermentativen Vorbehandlung des Torfmulls od. dgl., noch von dem Zusatz organischer Nährstoffe die Rede.
Der geringe Gehalt des Torfes an Kohlenhydraten, welche durch höhere Pilze assimilierbar sind, lässt es im übrigen gar nicht zu, Torf ohne Zusatz von geeigneten organischen Substanzen zur Speisepuzzueht zu verwenden.