DE3232543C2 - Verfahren zum Entfernen von Schwefel- und Stickstoffoxiden aus einem Abgas - Google Patents
Verfahren zum Entfernen von Schwefel- und Stickstoffoxiden aus einem AbgasInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entfernen von Schwefel- und
Stickstoffoxiden aus einem Abgas durch eine Trockenbehandlung gemäß
dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Bei einem Verfahren dieser Art wird dem Abgas Ammoniak zugegeben,
das Abgas in ein aus einem kohlehaltigen Adsorptionsmittel bestehendes
Füllkörperbett oder Wanderbett (die nachstehend der Einfachheit halber
als "Füllkörperbett" bezeichnet werden sollen) eingeleitet und ein
Herausfließen des nichtreagierten Ammoniaks verhindert.
Als Verfahren zum Entfernen von Schwefeloxiden und Stickstoffoxiden
aus einem Abgas ist in letzter Zeit dasjenige interessant geworden,
bei dem Ammoniak dem Abgas zugegeben und das Abgas durch ein
aus einem kohlehaltigen Adsorptionsmittel bestehendes Füllkörperbett
geleitet wird, weil bei diesem Verfahren grundsätzlich und anders als
bei dem durch das Gipskalkverfahren dargestellte Naßentschwefelungsverfahren
kein Wasser benötigt wird und kein Wiedererhitzen des behandelten
Abgases und Entfernen der Stickstoffoxide durch Zugabe von
Ammoniak erforderlich ist. Für dieses Verfahren ist es bezeichnend,
daß bei niederer Reaktionstemperatur die Entschwefelungsreaktion und
bei höherer Reaktionstemperatur die Denitrifizierungsreaktion vorteilhaft
verläuft. Dagegen ist jedoch die Temperatur eines Abgases aus
einer Heizkesselanlage im allgemeinen etwa 150°C, obwohl in jüngster
Zeit Bestrebungen dahingehen, zum Zwecke der Vergrößerung des
thermischen Wirkungsgrades der Heizkesselanlage, d. h. zwecks
Energieeinsparung, die Temperatur des Abgases aus der Heizkesselanlage
zu verringern. Die erwähnte Temperaturbedingung eignet sich
für die Entschwefelungsreaktion, ist aber weniger geeignet für eine
Denitrifizierungsreaktion, die in einer Vorrichtung oder Anlage zum
Entfernen von Schwefel- und Stickstoffoxiden unter Verwendung eines
kohlehaltigen Adsorptionsmittels durchgeführt werden soll.
Zur Erzielung eines hohen Wirkungsgrades bei der Entfernung von
Stickstoffoxiden bei einer relativ niedrigen Temperatur des Abgases,
z. B. 110-180°C ist es bisher in Vorschlag gebracht worden, den
größten Teil der Schwefeloxide vorher aus dem Abgas zu entfernen und
dem Abgas zur Durchführung der Denitrifizierung Ammoniak zuzugeben
(japanische Patentveröffentlichung OPI Nr. 129 131/1980). Zur Erzielung
einer großen Wirksamkeit bei der Denitrifizierung ist es bei
diesem Verfahren erforderlich, eine größere Menge an Ammoniak einzusetzen,
jedoch ist die Reaktionstemperatur für die Denitrifizierungsreaktion
nicht hoch genug, so daß eine größere Menge an nichtreagiertem
Ammoniak wieder aus der Reaktion herausfließt, was bei einer
zum Zwecke der Verhinderung einer Umweltverschmutzung vorgesehenen
Vorrichtung oder Anlage die Gefahr des Auftretens einer sekundären
Verschmutzung mit sich bringt. Wird dagegen die zugegebene Menge
an Ammoniak verringert, so daß kein nichtreagiertes Ammoniak herausfließt,
dann ist die Wirksamkeit der Denitrifizierung verringert. Demgemäß
ist es nicht möglich, ein Verfahren zum Entfernen von Stickstoffoxiden
unter Verwendung eines kohlehaltigen Adsorptionsmittels
bei der Temperatur des Abgases aus einer Heizkesselanlage im technischen
Maßstab durchzuführen.
Die DE 29 11 712 A1 beschreibt ein gattungsgemäßes Verfahren,
bei dem Schwefeloxide und Stickstoffoxide aus Abgasen, die
außerdem Sauerstoff und Wasserdampf enthalten, unter Zugabe von
gasförmigem Ammoniak entfernt werden. Die Abgase werden quer
durch eine innerhalb von Reaktoren von oben nach unten
wandernde Schicht aus körnigen, kohlenstoffhaltigen
Adsorptionsmitteln mit oder ohne darauf aufgebrachten
Katalysatoren geführt. In einer ersten Wanderschicht wird
zunächst ein großer Teil der Schwefeloxide adsorptiv entfernt,
worauf in einer zweiten Wanderschicht nach dosierter Zugabe von
gasförmigem Ammoniak die Stickstoffoxide katalytisch zu
Stickstoff reduziert und weitere Schwefeloxide abgeschieden
werden. Bei Ausführungsbeispielen durchwandert das körnige
Adsorptionsmittel aus einer gemeinsamen Versorgung oder aus
getrennten Versorgungen zwei parallel zueinander angeordnete
Schächte, die jeweils von einer perforierten Wand umgeben sind.
Die Schächte können jeweils in einem getrennten Reaktor oder
auch gemeinsam in einem einzigen Reaktor angeordnet sein.
Während das zu reinigende Abgas quer zur Wanderrichtung des
Adsorptionsmittels durch den ersten und dann durch den zweiten
Schacht geführt wird, wird zwischen den beiden Schächten dem
Abgas Ammoniak zugegeben. Das beladene Adsorptionsmittel wird
einer gemeinsamen oder zwei getrennten Regenerationsanlagen
zugeführt.
Die aus einer älteren Anmeldung hervorgegangene, nachveröffentlichte
DE 31 01 053 A1 beschreibt ein Verfahren zum fast vollständigen
Entfernen von SOx und NOx aus einem Abgas, bei dem
das Adsorptionsmittel in bestimmter Weise bewegt wird, um die
Wirksamkeit des Entfernens von Schwefel- und Stickstoffoxiden
zu steigern, die Menge des im Kreislauf einer Regenerationsstufe
zugeführten Adsorptionsmittels zu verringern und den Gehalt
des Abgases an Ammoniak nach der Behandlung innerhalb
eines zulässigen Bereiches zu halten. Ebenfalls beschrieben
wird eine Vorrichtung oder Anlage zur Durchführung des
Verfahrens.
Die DE-OS 15 94 674 beschreibt ein Verfahren zur Entfernung von
Schwefeloxiden aus solche enthaltenden Gasen mittels kohlenstoffhaltiger
Adsorbentien, wobei in die Rauchgase vor ihrem
Eintritt in das Adsorptionsmittel oder unmittelbar in die Adsorptionsmittelschüttung
Ammoniak eingeführt wird.
Die DE-OS 24 33 076 beschreibt ein Verfahren zur Entfernung von
Stickstoffoxiden aus Abgasen, bei dem man die Stickstoffoxide
enthaltenden Abgase mit Aktivkühle in Gegenwart von gasförmigem
Ammoniak bei einer Temperatur zwischen etwa 110°C und 350°C zusammenführt
und hierdurch die Stickstoffoxide in Stickstoff umwandelt.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff
des neuen Patentanspruchs 1 in der Weise auszugestalten,
daß Ammoniak in einer Menge zugebbar ist, die zu einem hohen
Wirkungsgrad bei der Entfernung von Stickstoffoxiden bei
der Temperatur des Abgases aus einer Heizkesselanlage führt,
ohne daß nichtreagiertes Ammoniak aus dem System herausfließt.
Die erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe und bevorzugte Ausgestaltungen
der Erfindung gehen aus den Patentansprüchen hervor.
Es wurden Versuche durchgeführt, um das Problem des nichtreagierten
Ammoniaks zu lösen, das bei der Erzielung eines hohen Wirkungsgrades
beim Entfernen von Stickstoffoxiden bei niedriger Temperatur
in einem System auftritt, in dem Schwefel- und Stickstoffoxide unter
Verwendung von kohlehaltigen Adsorptionsmitteln entfernt werden sollen.
Es wurde auch erstrebt, einen hohen Wirkungsgrad beim Entfernen
der Schwefel- und Stickstoffoxide beizubehalten, ohne die Temperatur
eines aus einer Heizkesselanlage kommenden Abgases zu erhöhen.
Zum Entfernen von nichtreagiertem Ammoniak aus einer Apparatur
oder Anlage zum Entfernen von Schwefel- und Stickstoffoxiden aus
einem Abgas durch Trockenbehandlung usw. ist es möglich, in bekannter
Weise ein Waschen mit Wasser oder sauren Lösungen durchzuführen.
Dieses Vorgehen steht jedoch im Widerspruch zur Erfordernis,
das Abgas von Anfang bis Ende trocken zu behandeln und ist
somit unwirtschaftlich.
Zur Vermeidung dieses Nachteils ist es erwünscht, das nichtreagierte
Ammoniak im Abgas durch eine Trockenbehandlung und ohne Zufuhr
von Reaktionsmitteln zu beseitigen. Von diesem Standpunkt ausgehend
wurde untersucht, ob das in einem Abgas vorhandene Ammoniak von
einem kohlehaltigen Adsorptionsmittel beseitigt werden kann, welches
Schwefelsäure enthält, die zwangsläufig beim Entfernen von Schwefeloxiden
gebildet wird, wobei festgestellt wurde, daß dies in vorteilhafter
Weise durchgeführt werden kann. Die Erfindung beruht auf dieser
Feststellung.
Das heißt, es wird durch die Erfindung ein Verfahren zum Entfernen von
Schwefel- und Stickstoffoxiden aus einem Abgas durch eine Trockenbehandlung
vorgesehen, bei der zum Entfernen der Schwefeloxide das Abgas
durch ein aus einem kohlehaltigen Adsorptionsmittel bestehendes
Bett geleitet und zum Entfernen der Stickstoffoxide Ammoniak zugegeben
wird, wobei erfindungsgemäß mindestens zwei kohlehaltige Adsorptionsbetten
eingesetzt werden und das hauptsächlich zum Entfernen der
Schwefeloxide verwendete kohlehaltige Adsorptionsmittel zur Behandlung
des aus dem letzten kohlehaltigen Adsorptionsbett austretenden Abgases
zum Entfernen des Ammoniaks weiterverwendet wird.
Brauchbare Beispiele des kohlehaltigen Adsorptionsmittels sind aktivierter
Kohlenstoff, aktivierter Koks, Halbkoks und ähnliche Substanzen,
wie sie häufig verwendet werden, und das Ammoniak wird in Form
von Ammoniakgas alleine oder in Verdünnung mit einem anderen geeigneten
Gas eingesetzt.
Es wird z. B. das aus dem kohlehaltigen Adsorptionsmittel bestehende
Füllkörperbett in drei Betten unterteilt. Im ersten Füllkörperbett an
der Einlaßseite des Abgases wird die Entschwefelungsreaktion durchgeführt
und im zweiten Füllkörperbett wird hauptsächlich die Denitrifizierungsreaktion
durch Zugabe von Ammoniak zum Abgas durchgeführt,
während das darin mit dem nichtreagierten Ammoniak versehene Abgas
einer Entfernung des Ammoniaks im dritten Füllkörperbett unterzogen
wird, dem das Adsorptionsmittel zugeführt wird, welches die im ersten
Füllkörperbett gebildete Schwefelsäure enthält.
Ein Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß das
aus dem Verfahrensschritt zur Entfernung der Stickstoffoxide abfließende
nichtreagierte Ammoniak entfernt und ein Adsorptionsmittel zum
Entfernen des Ammoniaks innerhalb des Systems oder der Anlage selbst
erzeugt werden kann, indem dem zur Durchführung der Entschwefelungs-
oder Denitrifizierungsreaktion vorgesehenen, aus einem kohlehaltigen
Adsorptionsmittel bestehendem Füllkörperbett lediglich ein
kleineres Adsorptionsbett beigefügt wird. Demgemäß kann bei der
Verfahrensstufe zur Entfernung der Stickstoffoxide eine größere Menge
an Ammoniak zugegeben werden, als dies im Stand der Technik üblich
ist, und ein größerer Wirkungsgrad bei der Entfernung der Stickstoffoxide
ohne eine Erhöhung der Temperatur des Abgases erzielt werden.
Es ist bekannt, daß beim Durchleiten eines Schwefeloxide enthaltenden
Abgases durch ein aus einem kohlehaltigen Adsorptionsmittel wie aktiviertem
Kohlenstoff bestehendes Füllkörperbett die Schwefeloxide auf
dem kohlehaltigen Adsorptionsmittel als Schwefelsäure adsorbiert
werden. Es ist auch bekannt, daß beim Durchleiten eines Abgases,
welches Stickstoffoxide enthält und dem Ammoniak zugegeben worden
ist, durch ein aus einem kohlehaltigen Adsorptionsmittel bestehendes
Füllkörperbett ein Teil der Stickstoffoxide auf dem kohlehaltigen Adsorptionsmittel
als Ammoniumnitrat und Ammoniumnitrit adsorbiert
und der andere Teil zu Stickstoff zersetzt wird. Wird einem Schwefeloxide
und Stickstoffoxide enthaltenden Abgas Ammoniak zugegeben und
das Abgas durch ein aus einem kohlehaltigen Adsorptionsmittel bestehenden
Füllkörperbett bei einer Temperatur unterhalb von 200°C geleitet,
dann reagieren die Schwefeloxide vor den Stickstoffoxiden mit
dem Ammoniak und es reagiert ein geringer Teil des zugegebenen
Ammoniaks mit den Stickstoffoxiden, was zu einem geringen Wirkungsgrad
beim Entfernen der Stickstoffoxide führt. Somit ist ein Verfahren
in Vorschlag gebracht worden, bei dem aus einem kohlehaltigen
Adsorptionsmittel bestehende Füllkörperbetten in einer Mehrzahl in
Reihe in der Strömung des Abgases liegend vorgesehen sind, wobei
das Abgas durch die Füllkörperbetten geleitet wird, um die Schwefeloxide
an der stromaufwärts liegenden Seite zu entfernen, und daß eine
verringerte Konzentration an Schwefeloxiden aufweisendes Abgas dann
nach der Zugabe von Ammoniak einer Entfernung der Stickstoffoxide
unterzogen wird. Obwohl dieses Verfahren zunächst als zweckmäßig
erscheint, läßt es sich jedoch in der Praxis nicht anwenden, weil
zur Erzielung eines hohen Wirkungsgrades bei der Entfernung der
Stickstoffoxide eine größere Menge an Ammoniak eingesetzt werden
muß und es nicht angebracht erscheint oder erlaubt ist, erhebliche
Mengen an nichtreagiertem Ammoniak in die Umgebung auszutragen.
Zur Lösung dieses Problems ist es vorgeschlagen worden, die beim
Verfahrensschritt zum Entfernen der Stickstoffoxide eingesetzten Füllkörperbetten
zu vergrößern, jedoch ist auch dieser Vorschlag nicht
praktisch, weil in Anbetracht der Mengen des zu behandelnden Abgases,
in dem der Gehalt an nichtreagiertem Ammoniak auf geringe
Spuren reduziert werden soll, sehr große Füllkörperbetten benötigt
werden.
Die Erfindung beruht auf der Tatsache, daß ein kohlehaltiges Adsorptionsmittel
alleine ein nur geringes Adsorptionsvermögen für Ammoniak
aufweist, daß jedoch ein aufgenommene Schwefelsäure enthaltendes
kohlehaltiges Adsorptionsmittel ein beträchtlich erhöhtes Adsorptionsvermögen
für Ammoniak besitzt,und daß in einem System oder einer
Anlage zum Entfernen von Schwefel- und Stickstoffoxiden durch eine
Trockenbehandlung ein derartiges Adsorptionsmittel selbst erzeugt wird.
Im allgemeinen wird bei einem Verfahren zum Entfernen von Schwefeloxiden
ein kohlehaltiges Adsorptionsmittel erzeugt, in dem Schwefelsäure
in einer Menge von 5-20 Gew.-% als SO₂ aufgenommen worden
ist. Die im kohlehaltigen Adsorptionsmittel enthaltene Schwefelsäure
ist bis zu etwa 200°C beständig. Nach dem Entfernen der Schwefeloxide
ist somit das kohlehaltige Adsorptionsmittel im Prinzip dazu geeignet,
Ammoniak mindestens so lange zu adsorbieren und entfernen,
bis Ammoniumhydrogensulfat gebildet wird, d. h. bis das Ammoniak
mit den adsorbierten Schwefeloxiden äquimolar ist. In der Praxis
enthält ein Abgas aus einer Heizkesselanlage eine Menge an Schwefeloxiden,
die größer ist als die Menge an nichtreagiertem Ammoniak,
die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren beim Verfahrensschritt zum
Entfernen der Stickstoffoxide auszutragen ist. Somit befindet sich innerhalb
des Systems oder der Anlage zum Entfernen von Schwefel- und Stickstoffoxiden
durch Trockenbehandlung das Adsorptionsmittel zum Entfernen von
Ammoniak in ausreichender Menge. Somit ist es nicht erforderlich,
nach dem Entfernen der Schwefeloxide das gesamte kohlehaltige Adsorptionsmittel
dem Verfahrensschritt zum Entfernen von Ammoniak zuzuführen.
Da nach dem Entfernen der Schwefeloxide das kohlehaltige
Adsorptionsmittel ein großes Adsorptionsvermögen für Ammoniak aufweist,
läßt sich das nichtreagierte Ammoniak aus dem Verfahrensschritt
zum Entfernen der Stickstoffoxide mit Leichtigkeit in einem
zusätzlichen Füllkörperbett entfernen, welches kleiner ist als diejenigen,
die bei den Verfahrensschritten zum Entfernen der Schwefeloxide
und Stickstoffoxide eingesetzt werden. Somit kann bei dem Verfahrensschritt
zum Entfernen der Stickstoffoxide das Ammoniak in
einer mindestens äquimolaren Menge den Stickstoffoxiden zugegeben
werden und es ist auch bei einer niedrigen Reaktionstemperatur ein
hoher Wirkungsgrad beim Entfernen der Stickstoffoxide erzielbar.
Was das Entfernen der Schwefeloxide betrifft, so läßt sich durch Verringern
der Temperatur des Abgases auch ein größerer Wirkungsgrad
erzielen, weil das Entfernen der Schwefeloxide an sich bei einer
niedrigeren Temperatur vorteilhafter verläuft.
Im allgemeinen wird ein Entschwefeln durch Trockenbehandlung unter
Verwendung eines kohlehaltigen Adsorptionsmittels bei einer Reaktionstemperatur
innerhalb des Bereiches von Zimmertemperatur bis
200°C durchgeführt, während ein Denitrifizieren durch Trockenbehandlung
unter Verwendung eines kohlehaltigen Adsorptionsmittels bei einer
Reaktionstemperatur im Bereich von Zimmertemperatur bis 250°C
durchgeführt wird. Dagegen ist beim erfindungsgemäßen Verfahren
das Entfernen des Ammoniaks innerhalb eines Temperaturbereiches
von Zimmertemperatur bis 200°C möglich, wie dies vorstehend beschrieben
ist, wobei die Temperaturabhängigkeit gering ist. Somit werden
durch das Hinzufügen des Verfahrensschrittes zum Entfernen des
Ammoniaks die Reaktionstemperaturen der anderen Verfahrensschritte
nicht begrenzt. Die vorstehend beschriebenen drei Verfahrensschritte
lassen sich innerhalb des Temperaturbereichs von Zimmertemperatur
bis 200°C kombinieren und es wird insbesondere eine Temperatur
von 110-170°C bevorzugt, um gleichzeitig einen hohen Wirkungsgrad
bei der Entschwefelung sowie bei der Denitrifizierung zu erhalten.
Bei den Verfahrensschritten zum Entfernen der Schwefel- und Stickstoffoxide
hängt der relative Volumendurchsatz hauptsächlich von der
Aktivität des zum Entfernen der Schwefel- und Stickstoffoxide verwendeten
kohlehaltigen Adsorptionsmittels ab, jedoch beträgt dieser
allgemein 3000 h-1 oder weniger, vorzugsweise 1000 h-1. Unter dem
Begriff "relativer Volumendurchsatz" ist die Anzahl der Gasvolumina,
umgerechnet auf Normalbedingungen, zu verstehen, die innerhalb einer
Zeiteinheit eine Volumeneinheit des Adsorptionsmittels durchsetzen.
Wird der Verfahrensschritt zum Entfernen der Schwefeloxide in zwei
Verfahrensschritte unterteilt, wie dies in der Fig. 2 gezeigt ist, dann
sollte der relative Volumendurchsatz, der sich als Summe aus denjenigen
in den beiden Betten zusammensetzt, den vorstehend angegebenen
Bedingungen entsprechen.
Dagegen beträgt der relative Volumendurchsatz beim Verfahrensschritt
zum Entfernen des Ammoniaks im allgemeinen 20 000 h-1 oder weniger,
vorzugsweise 10 000 h-1 oder weniger. Somit läßt sich bei der
Erfindung der Verfahrensschritt zum Entfernen des Ammoniaks in
Füllkörperbetten durchführen, die kleiner sind als diejenigen, die bei
den Verfahrensschritten zum Entfernen der Schwefel- und Stickstoffoxide
verwendet werden.
Anhand der Figuren soll die Erfindung an bevorzugten Ausführungsformen
näher erläutert werden. Es zeigt
Fig. 1 bis Fig. 4 Flußdiagramme zur Erläuterung von Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die Fig. 1 zeigt ein System oder eine Anlage mit Wanderbetten, wobei
1, 2 und 3 die Verfahrensstufen zum Entfernen von Schwefeloxiden,
Stickstoffoxiden bzw. Ammoniak und a, b und c das fließende bzw.
bewegte Abgas, Ammoniak bzw. kohlehaltige Adsorptionsmittel darstellen.
Das die Stufe 1 zum Entfernen der Schwefeloxide verlassende
kohlehaltige Adsorptionsmittel wird über die Stufe 3 zum Entfernen
des Ammoniaks einer (nicht gezeigten) Regenerierungsstufe zugeführt.
Das gesamte, die Stufe 1 zum Entfernen der Schwefeloxide verlassende
kohlenhaltige Adsorptionsmittel kann der Stufe 3 zum Entfernen des
Ammoniaks zugeführt werden, jedoch ist es selbstverständlich auch
möglich, nur die benötigte Menge davon zwecks Entfernung des Ammoniaks
zuzuführen. Zum Zwecke der Erhöhung des Wirkungsgrades beim
Entfernen der Schwefeloxide in der Stufe 1 unter Beibehaltung eines
bestimmten Wirkungsgrades bei der Entfernung der Stickstoffoxide in
dieser Stufe kann dem Abgas vor der Stufe 1 Ammoniak in einer
Menge zugegeben werden, daß das Verhältnis von Ammoniak zu Schwefelsäure
letztlich in dem aus der Stufe 3 zum Entfernen des Ammoniaks
ausgetragenen kohlehaltigen Adsorptionsmittel zu 1 wird. In einer
Anlage gemäß der Fig. 1 erfolgt der Transport des Adsorptionsmittels
von der Stufe 1 zur Stufe 3 dadurch, daß das Adsorptionsmittel
unter Schwerkraftwirkung nach unten fällt, jedoch läßt sich dieser
Transport auch unter Verwendung anderer Fördermittel wie Förderanlagen
und -vorrichtungen usw. durchführen, wobei die Füllkörperbetten
waagerecht angeordnet sein können.
Die Fig. 2 zeigt ein anderes Wanderbettsystem bei dem die Stufe zum
Entfernen der Schwefeloxide in zwei Stufen in einer Weise unterteilt
ist, daß das Entfernen der Schwefeloxide in der stromaufwärts liegenden
Teilstufe dem Entfernen des Ammoniaks entspricht. In dieser
Figur werden durch 1, 2, 3 und 4 die Stufen des ersten Entfernens
der Schwefeloxide, des zweiten Entfernens der Schwefeloxide, des
Entfernens der Stickstoffoxide bzw. des Entfernens des Ammoniaks
und durch a, b und c das strömende bzw. bewegte Abgas, Ammoniak
bzw. kohlehaltige Adsorptionsmittel dargestellt. In diesem Falle ist es
nicht erforderlich, bei der zweiten, zum Entfernen der Schwefeloxide
vorgesehenen Stufe ein schwefelsäureenthaltendes Adsorptionsmittel
zwecks Entfernung des Ammoniaks herzustellen und es ist somit möglich,
eine geeignete Menge an Ammoniak aus b′ zuzugeben, so daß
die Wirksamkeit bei der Entfernung der Schwefel- und Stickstoffoxide
weiter gesteigert wird.
Die Fig. 3 zeigt ein weiteres Wanderbettsystem, bei dem anders als
in der Ausführungsform der Fig. 2 die zum Entfernen der Schwefeloxide
vorgesehene Stufe nicht unterteilt ist, ein Teil des kohlehaltigen
Adsorptionsmittels aus der zum Entfernen der Schwefeloxide vorgesehenen
Stufe 1 als das Adsorptionsmittel der Stufe 3 zum Entfernen
des Ammoniaks verwendet wird und das Abgas a durch die zum Entfernen
der Schwefeloxide vorgesehene Stufe 1 geleitet, mit Ammoniak b
vermischt und dann durch die zum Entfernen der Stickstoffoxide vorgesehene
Stufe 3 geleitet wird.
Die Fig. 4 zeigt ein Festbettsystem, in dem die gleichen, ein kohlehaltiges
Adsorptionsmittel enthaltenden Festbetten 1 und 3 alternierend
zum Entfernen der Schwefeloxide und des Ammoniaks verwendet werden,
indem die Strömung des Abgases wechselweise in Richtungen A
und B geleitet und das ein kohlehaltiges Adsorptionsmittel enthaltende
Festbett 2 zum Entfernen der Stickstoffoxide verwendet wird.
Das verbrauchte kohlehaltige Adsorptionsmittel, dessen Vermögen
zum Entfernen von Schwefeloxiden oder Stickstoffoxiden nachgelassen
hat, wird einer Stufe zum Regenerieren oder, so wie es ist, einer
Behandlung in bekannter Weise, z. B. durch Erhitzen oder Waschen
mit Wasser zugeführt. Ammoniak wird aus b₁ oder b₂, je nach der
Strömungsrichtung des Abgases, zugegeben. Falls erwünscht, läßt
sich ein kontinuierlicher Betrieb durch das Vorsehen einer Mehrzahl
der in der Fig. 4 gezeigten Einheiten ausführen.
Anhand der nachstehenden Beispiele und Vergleichsbeispiele soll die
Erfindung noch näher erläutert werden. Für den Fachmann ist es
ersichtlich, daß sich innerhalb des Rahmens des Erfindungsgedankens
bezüglich der Bestandteile, Mengenverhältnisse, Reihenfolgen der Verfahrensabläufe
und anderen Einzelheiten verschiedene Änderungen und
Modifikationen vornehmen lassen. Somit ist die Erfindung nicht als
auf die angegebenen Beispiele beschränkt aufzufassen.
Unter Verwendung einer Versuchsanlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens gemäß der in der Fig. 1 gezeigten Ausführungsform
wurde ein Versuch zum Entfernen von Schwefel- und
Stickstoffoxiden aus einem Abgas unter den folgenden Bedingungen
durchgeführt. Es wurden 1000 Nm³/h eines aus einer mit Heizöl
gefeuerten Heizkesselanlage erhaltenes Abgas, das 920 ppm SO₂ und
160 ppm NOx enthielt, bei einer Temperatur von 150°C und bei einem
relativen Volumendurchsatz von 500 h-1 den Verfahrensstufen zum
Entfernen der Schwefel- und Stickstoffoxide und bei einem relativen
Volumendurchsatz von 4000 h-1 der Verfahrensstufe zum Entfernen
des Ammoniaks unterzogen. Als kohlehaltiges Adsorptionsmittel wurden
aktivierte Kokspellets mit einem Durchmesser von 9 mm und einer
Länge von 15 mm verwendet. Das kohlehaltige Adsorptionsmittel wurde
mit einer Verweilzeit von 50 Stunden durch die Stufen zum Entfernen
der Schwefel- und Stickstoffoxide geführt, wobei 1/4 des kohlehaltigen
Adsorptionsmittels aus der Stufe zum Entfernen der Schwefeloxide
mit einer Verweilzeit von 25 Stunden durch die Stufe zum Entfernen
des Ammoniaks geführt wurde. Hierbei enthielt das Abgas vor der
Stufe zum Entfernen des NOx 190 ppm SO₂ und 156 ppm NOx. Wurde
Ammoniak in einem Molverhältnis von 1,3 zu (SO₂+NOx) dem Abgas
vor der Stufe zum Entfernen der Stickstoffoxide zugegeben, dann enthielt
das Abgas am Auslaß der Stufe zum Entfernen des Ammoniaks
30 ppm NOx und nur Spuren von SO₂ und NH₃. Bei diesem Beispiel
ergab sich ein Wirkungsgrad von 81% bei der Entfernung des NOx
und ein Wirkungsgrad von etwa 100% bei der Entfernung des SO₂,
wobei die Menge des aus dem ganzen System ausgetragenen Ammoniaks
etwa Null betrug.
Im Beispiel 1 wurde die Konzentration des Ammoniaks im Abgas am
Einlaß der zum Entfernen des Ammoniaks vorgesehenen Stufe gemessen
und betrug 65 ppm. Dies bedeutet, daß ohne eine Stufe zum Entfernen
des Ammoniaks zwar ein hoher Wirkungsgrad beim Entfernen
des NOx erhalten wird, jedoch eine sekundäre Verschmutzung mit
Ammoniak auftritt.
Die Verfahrensweise des Versuchs des Beispiels 1 wurde wiederholt
mit der Ausnahme, daß die der Stufe zum Entfernen des NOx zugegebene
Menge an Ammoniak variiert wurde. Wenn die zugegebene Ammoniakmenge
derart eingestellt wurde, daß die Konzentration des Ammoniaks
im Abgas am Auslaß der Stufe zum Entfernen des NOx 10 ppm
nicht überschritt, betrug das Molverhältnis des zu (SO₂+NOx) zugegebenen
Ammoniaks nur 0,65 und die Konzentration des NOx im Abgas
am Auslaß der Stufe zum Entfernen des NOx betrug 94 ppm. D. h.,
daß der Wirkungsgrad beim Entfernen des NOx nur höchstens 41%
betrug.
Es wurden 300 ml des gleichen kohlehaltigen Adsorptionsmittels wie
dasjenige des Beispiels 1, welches nach dem Entfernen des SO₂
Schwefelsäure in einer Menge von 14,2 Gew.-% als SO₂ enthielt, in
eine Adsorptionsversuchsapparatur mit Festbett eingegeben. Durch
das Festbett wurden 3 Nm³/h eines Gases, das 100 ppm NH₃,
5% O₂, 9% H₂O und als Rest N₂ enthielt, bei einem relativen
Volumendurchsatz von 10 000 h-1 und einer Reaktionstemperatur von
120°C geleitet, um die Ammoniakdurchlässigkeit zu untersuchen.
Nach 10 Stunden und 20 Stunden betrugen die Konzentrationen des
Ammoniaks 3 ppm bzw. 10 ppm. Bei einem ähnlichen Versuch, der
bei einer Temperatur von 180°C durchgeführt wurde, ergab sich im
wesentlichen die gleiche Durchlässigkeitskurve.
Claims (9)
1. Verfahren zum Entfernen von Schwefeloxiden und Stickstoffoxiden
aus einem Abgas durch eine Trockenbehandlung, bei
dem das Abgas in
einem ersten Verfahrensschritt zum Entfernen der Schwefeloxide
durch mindestens
ein aus einem kohlehaltigen Adsorptionsmittel bestehendes Bett
und in einem zweiten Verfahrensschritt zum Entfernen
der Stickstoffoxide durch ein kohlehaltiges Adsorptionsbett unter
Zugabe von Ammoniak geleitet wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß kohlehaltiges Adsorptionsmittel, das zum Entfernen der
Schwefeloxide
verwendet worden ist, in einem dritten Verfahrensschritt in
einem zusätzlichen Füllkörperbett zur Behandlung des das
kohlehaltige Adsorptionsbett des zweiten Verfahrensschritts verlassenden
Abgases zum Entfernen des nichtreagierten Ammoniaks verwendet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Ammoniak in der Form von reinem Ammoniakgas oder mit
einem anderen Gas verdünnt zugegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das kohlehaltige Adsorptionsmittel aus aktiviertem Kohlenstoff,
aktiviertem Koks und/oder Halbkoks besteht.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Entfernen der Schwefel- und Stickstoffoxide bei einer Temperatur
von 110-170°C durchgeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Entfernen der Schwefel- und Stickstoffoxide bei einem relativen
Volumendurchsatz von höchstens 3000 h-1 durchgeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Entfernen des Ammoniaks bei einem relativen Volumendurchsatz
von höchstens 20 000 h-1 durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Bett aus dem kohlehaltigen Adsorptionsmittel ein Wanderbett
ist, durch das das zu reinigende Abgas in Querrichtung durchgeleitet
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Bett aus dem kohlehaltigen Adsorptionsmittel ein Festbett ist.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß nur ein Teil des zum Entfernen der Schwefeloxide verwendete
kohlenhaltige Adsorptionsmittel zum Entfernen von nichtreagiertem
Ammoniak eingesetzt wird.
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