DE19960331A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Bearbeitung und Herstellung länglicher, strukturierter Bauteile und damit hergestellte biegsame Welle - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Bearbeitung und Herstellung länglicher, strukturierter Bauteile und damit hergestellte biegsame WelleInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bearbeitung und Herstellung länglicher, strukturierter Bauteile, sowie eine damit hergestellte biegsame Welle. Durch ein Verfahren, das die Schritte aufweist: Einspannen eines der Enden des länglichen Werkstückes, Bewegen des Werkstückes in seiner Längsrichtung in eine vorgegebene erste Längsposition, Drehen des Werkstückes um seine Längsachse in eine gewünschte Bearbeitungsposition, Zustellen eines Bearbeitungswerkzeuges im wesentlichen in radialer Richtung auf das Werkstück zu, Abstützen des Werkstückes auf der dem Bearbeitungswerkzeug gegenüberliegenden Seite des Werkstückes, Zurückziehen des Bearbeitungswerkzeuges in eine Ausgangsposition, wird die Herstellung und Bearbeitung länglicher, strukturierter Werkstücke in einem deutlich vereinfachten Herstellungsvorgang ermöglicht.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bearbeitung und Her
stellung länglicher, strukturierter Bauteile, sowie eine damit hergestellte biegsame Welle.
Im Stand der Technik gibt es eine Vielzahl länglicher, strukturierter Gegenstände, wie zum Bei
spiel Spindeln, Zahnstangen oder auch biegsame Wellen. Das Verfahren und die entsprechende
Vorrichtung, von welchen die vorliegende Erfindung ausgeht, betrifft insbesondere die Herstel
lung biegsamer Wellen. Das erfindungsgemäße Verfahren und die entsprechende Vorrichtung
können jedoch ohne weiteres auch zur Herstellung anderer länglicher und strukturierter Gegen
stände verwendet werden. Lediglich beispielhaft und zur Veranschaulichung wird daher im Rah
men der vorliegenden Erfindung im wesentlichen auf einen bestimmten Typ einer biegsamen
Welle Bezug genommen, die mit entsprechenden Verfahren und Vorrichtungen hergestellt wird.
Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung auch eine entsprechende biegsame Welle selbst,
die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und der entsprechenden Vorrichtung hergestellt ist.
Eine solche biegsame Welle wird vor allem im medizinischen Bereich eingesetzt und sie ist vor
gesehen, um ein Bearbeitungswerkzeug auf nicht gerade verlaufenden Wegen durch den
menschlichen Körper, insbesondere in Längsrichtung durch die großen Extremitätenknochen,
wie zum Beispiel Ober- und Unterschenkelknochen oder auch Oberarmknochen, hindurchzufüh
ren. Entsprechende chirurgische Maßnahmen sind häufig notwendig, um gebrochene Knochen
zu heilen oder um künstliche Bauteile, wie zum Beispiel Klammern oder Schrauben und insbe
sondere künstliche Gelenke in Knochen zu verankern. Zu diesem Zweck wird im allgemeinen ein
Führungsdraht bzw. Katheter auf dem gewünschten Weg in das Knocheninnere eingeführt und
das an seiner Spitze eine entsprechende zentrale Bohrung für den Führungsdraht aufweisende
Bearbeitungswerkzeug, welches sich am vorderen Ende einer drehbaren und biegsamen Welle
befindet, wird auf den Führungsdraht aufgeschoben und durch diesen auf einer entsprechenden
Bahn bewegt.
Bei derartigen Wellen ist insbesondere die Einhaltung hygienischer Bedingungen außerordent
lich wichtig, gleichzeitig aber auch außerordentlich schwierig. Es versteht sich, daß ein solches
Werkzeug, nachdem es bei einem Patienten benutzt worden ist, gründlichst gereinigt und desin
fiziert werden muß, bevor es erneut für einen anderen Patienten verwendet werden kann. Her
kömmliche biegsame Weilen, die im wesentlichen aus einer Reihe überlappender und wechsel
seitig aneinander verankerter aber nicht trennbarer Ringe oder auch aus gewickelten Spiralen
bestehen, sind hierfür weitgehend ungeeignet. In den schmalen Spalten, die sich zwischen den
Ringen oder aufeinanderfolgenden Wicklungen von Spiralen befinden, können sich Reste von
Knochen, Knochenmark, Blut oder anderen Gewebebestandteilen ansammeln, die nur schwer
zu entfernen sind und nur schwer desinfiziert werden können. Wenn solche Bestandteile von
fremdem Körpergewebe in den Knochen oder das Knochenmark eines anderen Patienten unbe
absichtigt eingetragen werden, so drohen schwerste Infektionen und Immunreaktionen, die in
Extremfällen zum Verlust der betroffenen Gliedmaßen oder gar zum Tod führen können.
Es sind daher bereits andere biegsame Wellen entwickelt worden, die wesentlich leichter zu
reinigen sind. Diese biegsamen Wellen bestehen im wesentlichen aus einem Rohr, in welches in
Umfangsrichtung eine Vielzahl paralleler Schlitze eingebracht sind, wobei unmittelbar aufeinan
derfolgende Schlitze in Umfangsrichtung relativ zueinander versetzt sind und wobei sich jeder
der Schlitze über einen Winkelbereich von mehr als 180° und bis in die Größenordnung von 270°
erstreckt. In der Praxis sind die Schlitze gegenüber dem jeweils vorangehenden oder nachfol
genden Schlitz zumeist um ca. 120° in Umfangsrichtung versetzt, so daß das Rohr im wesentli
chen drei verschiedene Gruppen von Schlitzen aufweist, wobei die Schlitze jeweils einer Gruppe
sich über den selben Winkelbereich erstrecken und die verschiedenen Gruppen jeweils um 120°
gegeneinander versetzt sind und wobei in der Reihenfolge der Schlitze jeweils auf einen Schlitz
einer ersten Gruppe ein anderer aus der zweiten Gruppe folgt und ein Schlitz aus der dritten
Gruppe vorangeht.
Selbstverständlich ist es möglich, auch andere Abfolgen von Schlitzen zu wählen und auch das
Versetzen in Umfangsrichtung muß nicht notwendigerweise um jeweils 120° vorgenommen wer
den, jedoch hat sich diese Form entsprechender biegsamer Wellen für den angegebenen Zweck
bewährt, da auf diese Weise zum einen eine hinreichende Biegsamkeit eines Rohres erzielt wird,
anderseits aber auch die durchgehenden Schlitze wesentlich besser zu reinigen sind als wech
selseitig überlappende Blechringe oder spiralförmig aufgewickelte Streifen.
Es versteht sich, daß die Biegsamkeit der Welle um so größer ist, je größer auch der Umfangs
winkel ist, über welchen sich die Schlitze erstrecken und je breiter die Schlitze sind und je kleiner
der Abstand zwischen den einzelnen Schlitzen ist.
Die Schlitze werden im allgemeinen durch Sägen oder Fräsen hergestellt. Dies hat jedoch den
Nachteil, daß sich insbesondere an den Rändern und an den Enden der Schlitze oftmals Grate
befinden, die nicht immer bemerkt werden, und an denen sich beim bestimmungsgemäßen Ge
brauch der Welle das Material ansammeln kann, durch welches die Welle hindurchgeführt wird,
bei dem obigen Beispiel insbesondere also Knochenmark oder Knochenzellen.
Aus diesem Grunde ist häufig eine aufwendige Nachbearbeitung entsprechender Wellen durch
Strahlen oder Schleifen der Oberflächen erforderlich, wobei insbesondere das Entgraten der
inneren Oberfläche einer solchen Welle relativ aufwendig und schwierig ist. Dabei werden auch
nicht immer die inneren Seiten- und Stirnflächen der einzelnen Schlitze hinreichend gut erfaßt.
Das Sägen oder Fräsen der einzelnen Schlitze in herkömmlichen Bearbeitungszentren ist au
ßerdem ein relativ aufwendiger und langwieriger Vorgang.
Gegenüber diesem Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde,
ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung und Bearbeitung länglicher, strukturierter
Werkstücke und einen damit hergestellten Gegenstand zu schaffen, die einen deutlich verein
fachten Herstellungsvorgang ermöglichen.
Hinsichtlich des erfindungsgemäßen Verfahrens wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfah
ren, welches die folgenden Schritte aufweist:
- a) Einspannen eines der Enden des länglichen Werkstückes,
- b) Bewegen des Werkstückes in seiner Längsrichtung in eine vorgegebene erste Längspo sition,
- c) Drehen des Werkstückes um seine Längsachse in eine gewünschte Bearbeitungspositi on,
- d) Zustellen eines Bearbeitungswerkzeuges im wesentlichen in radialer Richtung auf das Werkstück zu,
- e) Abstützen des Werkstückes auf der dem Bearbeitungswerkzeug gegenüberliegenden Seite des Werkstückes mindestens während der Bearbeitung durch das Bearbeitungs werkzeug,
- f) Zurückziehen des Bearbeitungswerkzeuges in eine Ausgangsposition,
- g) Wiederholen der Schritte b bis f, bis eine Bearbeitung an allen gewünschten Positionen des länglichen Werkstückes stattgefunden haben und
- h) wobei die Schritte b und c auch vertauschbar oder gleichzeitig ausführbar sind.
Hinsichtlich der entsprechenden Vorrichtung wird die der Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe
dadurch gelöst, daß die Vorrichtung die folgenden Merkmale aufweist:
- a) eine Spannvorrichtung (2) für das Einspannen eines der Enden des länglichen Werk stückes,
- b) eine Vorschubeinrichtung (3) für eine Vorschubbewegung des eingespannten Werkstük kes in eine gewünschte axiale Position,
- c) eine Rotationseinrichtung (4) für das Drehen des länglichen Werkstückes um seine zur Vorschubrichtung im wesentlichen parallele Längsachse (5) und für das Halten des Werkstückes (1) in einer gewünschten Drehposition,
- d) eine Bearbeitungseinrichtung (6) mit einem Bearbeitungswerkzeug (7), welches bezüg lich der Achse des Werkstücks (1) im wesentlichen in radialer Richtung zustellbar ist und
- e) eine Abstützeinrichtung (8) für das Werkstück (1), welche im wesentlichen auf der der Bearbeitungseinrichtung (6) gegenüberliegenden Seite des Werkstückes (1) angeordnet ist.
Ein spezieller, mit einem solchen Verfahren und einer entsprechenden Vorrichtung hergestellter
Gegenstand ist eine aus einem Rohr hergestellte biegsame Welle mit Schlitzen, wie sie oben
bereits beschrieben wurde, wobei die Schlitze durch ein geeignetes Bearbeitungswerkzeug mit
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung hergestellt wurden, insbesondere durch Schleifen.
Das erfindungsgemäße Verfahren und die entsprechenden Vorrichtungen erlauben es, daß ein
länglicher Gegenstand an nur einem Ende eingespannt wird, wobei eine entsprechende Vor
schubeinrichtung dafür sorgt, daß er in eine gewünschte erste axiale Position verfahren wird und
mit Hilfe einer Drehvorrichtung außerdem noch in eine gewünschte Drehposition gedreht wird,
woraufhin in der gegebenen Position ein Bearbeitungswerkzeug radial zugestellt wird. Dieses
Bearbeitungswerkzeug greift dann von einer Seite her an dem Werkstück an und stellt die ge
wünschte Struktur her, wobei wahlweise auch noch ein gewisser axialer Vorschub des Werk
stückes in beiden Richtungen der Längsachse des Werkstückes stattfinden kann und wobei au
ßerdem die Drehposition des Werkstückes auch während der Bearbeitung noch mehr oder we
niger variiert werden kann, um die Bearbeitung auf einem entsprechenden Umfangsabschnitt
vorzunehmen. Dabei sorgt die Abstützeinrichtung dafür, daß das Werkstück praktisch nicht aus
weichen kann, wenn das Bearbeitungswerkzeug von der gegenüberliegenden Seite her an dem
Werkstück angreift. Das Bearbeitungswerkzeug wird nach erfolgter Bearbeitung des Werkstüc
kes in einem vorgegebenen Abschnitt wieder zurückgezogen, und es erfolgt eine Vorschubbe
wegung des Werkstückes ohne Bearbeitung bis in eine gewünschte neue axiale Position, in wel
cher, nach entsprechender Einstellung der gewünschten Drehposition, das Bearbeitungswerk
zeug erneut in Eingriff gebracht werden kann. Vorzugsweise erfolgen alle Vorschub- und Dreh
bewegungen mit Hilfe einer numerisch gesteuerten Werkzeugmaschine, so daß die einzelnen
Vorschub- und Drehbewegungen sehr schnell und sehr exakt erfolgen. Auf die Reihenfolge von
Vorschub- und Drehbewegung kommt es dabei im allgemeinen nicht an.
In der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß als Werkstück ein Rohr,
insbesondere ein Edelstahlrohr, verwendet wird. Aus einem solchen Rohr kann durch entspre
chende Strukturierung, das heißt durch Einbringen von Schlitzen, eine biegsame Welle herge
stellt werden. Besonders bevorzugt ist dabei ein Verfahren, bei welchem die Bearbeitung durch
Schleifen erfolgt und dementsprechend ist auch eine Vorrichtung bevorzugt, bei welcher das
Bearbeitungswerkzeug ein Schleifwerkzeug, insbesondere eine rotierende Schleifscheibe ist, die
mit ihrer umlaufenden Kante in radialer Richtung auf das Werkstück zugestellt wird. Dabei kann
auch noch das Bearbeitungswerkzeug in Form der Schleifscheibe um eine Achse verdreht wer
den, die parallel zu der Zustell- und Rückholbewegung bzw. -richtung verläuft. Das Zustellen
der Kante einer Schleifscheibe bewirkt das Einschleifen eines Schlitzes in der Dicke der Schleif
scheibe in ein entsprechendes Rohr oder einen anderen länglichen Gegenstand. Das Ausmaß
der Vorschubbewegung des Werkzeuges beim Zustellen auf das Werkstück bestimmt dabei die
Tiefe des Schlitzes und somit auch den Umfangswinkel, über welchen der Schlitz sich erstreckt,
wenn nicht das Werkstück zusätzlich gedreht wird. In der bevorzugten Ausführungsform der Er
findung fährt die Schleifscheibe so weit in das Werkstück ein, daß sich ein Schlitz ergibt, der sich
über ca. 180°, bezogen auf die Achse des Werkstückes, erstreckt. Anschließend kann das
Werkstück noch in einer oder in beiden Richtungen um einen Winkel von zum Beispiel 30° bis
90° verdreht werden, wodurch sich eine entsprechend größere Umfangserstreckung des einge
schliffenen Schlitzes ergibt.
Nach der Fertigstellung des Schlitzes wird die Schleifscheibe wieder in ihre Ausgangsposition
zurückgezogen, so daß ein Vorschub des Werkstückes stattfinden kann, um einen weiteren
Schlitz an einer neuen Axialposition des Rohres anbringen zu können bzw. um allgemein eine
weitere Bearbeitung an einer anderen axialen Position des Werkstückes vornehmen zu können.
Darüber hinaus ist es aber auch möglich, eine begrenzte Vorschubbewegung des Werkstückes
vorzunehmen, während noch die Schleifscheibe in Eingriff mit dem Werkstück steht, um bei
spielsweise die Breite eines Schlitzes zu vergrößern.
Die Abstützeinrichtung auf der dem Bearbeitungswerkzeug gegenüberliegenden Seite, und
zweckmäßigerweise in sehr engem axialen Abstand zu der Eingriffsposition des Werkzeuges,
verhindert ein Ausweichen des Werkstückes in seitlicher Richtung und ermöglicht ein präzises
Arbeiten und Herstellen entsprechender Strukturen bzw. Schlitze.
Die Abstützeinrichtung kann ortsfest, wahlweise aber auch verstellbar sein, um Anpassungen an
verschiedene Werkstücke und auch an verschiedene Bearbeitungswerkzeuge vornehmen zu
können, da die Bearbeitung durch die Abstützvorrichtung nach Möglichkeit nicht behindert oder
gestört werden soll. Selbstverständlich ist es zweckmäßig, wenn die Abstützung möglichst nahe
an dem Bereich erfolgt, an dem auch das Bearbeitungswerkzeug angreift, um die dabei auftre
tenden Kräfte möglichst gut und möglichst ohne störende Werkstückbewegungen abfangen zu
können. Die Abstützeinrichtung kann auch geteilt sein und an zwei verschiedenen axialen Posi
tionen, dicht vor und dicht hinter der Eingriffsposition des Bearbeitungswerkzeuges angeordnet
sein.
Die Strukturierung der Gegenstände mit Hilfe eines Schleifvorganges bzw. eines Schleifwerk
zeuges oder einer Schleifscheibe hat dabei den besonderen Vorteil, daß im allgemeinen keiner
lei Nachbearbeitungen des Werkstückes mehr erforderlich sind und daß die Strukturen an dem
Werkstück im wesentlichen gratfrei hergestellt werden, so daß Nachbearbeitungen im allgemei
nen nicht mehr erforderlich sind oder aber einen wesentlich geringeren Umfang haben können,
als bei der Herstellung der Strukturen durch Fräsen oder Sägen. Die Schleifscheibe hat vor
zugsweise eine Dicke zwischen 0,3 und 2 mm, so daß sich dementsprechend auch Schlitze in
einer Breite zwischen 0,3 und 2 mm ergeben. Vorzugsweise werden die Schlitze in einer Breite
von ca. 1 mm hergestellt und sie sollten im wesentlichen parallel zueinander verlaufen und sich
in Umfangsrichtung des Rohres über einen Winkel von mehr als 180° erstrecken. Der Wieder
holabstand aufeinanderfolgender (wenn auch in Umfangsrichtung versetzter) Schlitze sollte in
der Größenordnung von 1 bis 5 mm liegen, kann aber auch größer sein, wenn die biegsame
Welle eine größeren Durchmesser von zum Beispiel mehr als 8 oder 10 mm hat. Die Kombinati
on aus Wiederholabstand der Schlitze und Schlitzbreite bestimmt letztlich den kleinstmöglichen
Biegeradius einer solchen Welle. Je größer die Schlitzbreite und je kleiner der Wiederholabstand
ist, desto kleiner kann der Biegeradius sein. Dabei nimmt allerdings auch die Stabilität der Welle
um so mehr ab, je kleiner ihr minimaler Biegeradius ist. Durch eine möglichst große Umfangser
streckung der Schlitze wird die Biegesteifigkeit verringert, ebenso aber auch die Stabilität der
Welle, so daß insoweit sinnvolle Kompromisse notwendig sind.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Bearbeitungswerkzeug
um eine zu seiner Vorschubbewegung parallelen Achse drehbar gelagert, was zum Beispiel im
Falle einer mit ihrer Kante zugestellten Schleifscheibe bedeutet, daß die Ebene der Schleifschei
be gegenüber der Achse des Werkstückes um einen von 90° verschiedenen Winkel geneigt ist.
Dieser Neigungswinkel sollte vorzugsweise im Bereich zwischen 60° und 85° liegen. Im Falle der
bereits angesprochenen biegsamen Welle lassen sich damit Schlitze herstellen, die neben ihrer
Erstreckung in Umfangsrichtung auch eine axiale Komponente haben, diese axiale Komponente
läßt sich in Bezug auf die vorgesehene Rotationsrichtung der Welle so auswählen bzw. einstel
len, daß die Schlitze bei einer Drehbewegung der Welle Material, welches sich eventuell in dem
Rohr bzw. der Welle ansammelt, vorzugsweise in eine Richtung weg vom vorderen Ende der
Welle befördern. Darüber hinaus ist es selbstverständlich auch möglich, die Schleifscheibe in
ihrem Kantenbereich leicht konisch zu gestalten, so daß die Seitenflächen der Schlitze ebenfalls
leicht konisch verlaufen bzw. die Breite der Schlitze nach außen zunimmt.
Die Wellen lassen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und der entsprechenden Vor
richtung sehr schnell und rationell herstellen, sie erfordern keine oder nur eine äußerst geringe
Nachbearbeitung und haben im Gebrauch äußerst günstige Eigenschaften. Weitere Vorteile,
Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung werden deutlich an Hand
der folgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform und der dazugehörigen Figu
ren. Es zeigen:
Fig. 1 eine Draufsicht auf eine erfindungsgemäße Bearbeitungsvorrichtung für Rohre zur Her
stellung biegsamer Wellen,
Fig. 2 eine Seitenansicht der Vorrichtung nach Fig. 1 und
Fig. 3 schematisch verschiedene Bearbeitungsstufen bei der Herstellung einer biegsamen
Welle aus einem Rohr mit der in den Fig. 1 und 2 dargestellten Vorrichtung.
Man erkennt in Fig. 1 ein Werkstück in Form eines Rohres 1, welches mit einem seiner Enden
in einer Spannvorrichtung 2 gehalten wird, während das andere Ende des Rohres frei aus der
Spannvorrichtung hervorsteht.
Die Spannvorrichtung ist ihrerseits auf einem Vorschubeinrichtung 3 gelagert, der in Richtung
einer die Vorschubrichtung für das Werkzeug angebenden Z-Achse auf Schienen 13 gelagert ist.
Außerdem ist die Spannvorrichtung 2 noch mit Hilfe einer Rotationsvorrichtung 4 drehbar, wobei
die Rotationsvorrichtung 4 beliebige feste Drehpositionen einstellen kann.
Die Rotationsvorrichtung 4 umfaßt eine in Richtung der Z-Achse, also in der Richtung der Rotati
onsachse verschiebbare Welle 14, die wiederum mit der drehbar gelagerten Spannvorrichtung 2
verbunden ist. Die Achse der Kugelumlaufspindel der Z-Achse fällt mit der Achse des in der
Spannvorrichtung 2 aufgenommenen Rohres 1 zusammen, so daß das Rohr 1 um seine hier als
C-Achse bezeichnete Längsachse drehbar ist.
Weiterhin erkennt man in Fig. 1 noch ein Bearbeitungswerkzeug in Form einer Schleifscheibe
7, die um ihre Symmetrieachse drehbar an einer entsprechenden Schleifmaschine befestigt ist,
wobei die Schleifmaschine als ganzes in Richtung einer X-Achse bewegbar ist, die im rechten
Winkel zu der C-Achse des Rohres 1 verläuft.
Der Umfangskante der Schleifscheibe 7 gegenüberliegend bzw. in axialer Richtung geringfügig
zurückversetzt ist eine Abstützeinrichtung 8 in Form eines Gleitbockes angeordnet, der entweder
eine Bohrung oder eine teilzylindrische konkave Stützfläche für das Rohr 1 aufweist. In der Sei
tenansicht gemäß Fig. 2 ist darüber hinaus noch schematisch angedeutet, daß die Schleifspin
del 6 um eine durch das Zentrum der Schleifscheibe 7 und parallel zur X-Achse verlaufende
Schwenkachse verschwenkbar ist, und zwar im wesentlichen um einen Winkel zwischen ± 30°.
Die Arbeitsweise der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird am besten an Hand verschiedener
Bearbeitungsstufen deutlich, die in Fig. 3 in den Stufen a, b und c dargestellt sind. In der Bear
beitungsstufe a erkennt man die Spannvorrichtung 2, die ein Ende eines geschliffenen Rohres 1
festhält. Die Vorschubeinrichtung 3 hat das Rohr 1 so weit vorgeschoben, daß sein freies Ende
etwas über die Abstützvorrichtung 8 hinausragt und mit seiner einer Schleifscheibe 7 gegen
überliegenden Seite in einer entsprechenden Führungsfläche der Abstützvorrichtung 8 anliegt.
Nunmehr wird die Schleifscheibe 7 in Richtung der Z-Achse und radial zur C-Achse des Rohres
1 zugestellt, wodurch ein sich in Umfangsrichtung des Rohres erstreckender Schlitz in die Rohr
wand eingeschliffen wird. Dabei wird die Schleifscheibe mit ihrer Kante so weit in das Rohr hin
einbewegt, daß sich der Schlitz mindestens über 180°, gegebenenfalls auch über etwa 270°
oder gar mehr Grad bezüglich der Rohrachse C erstreckt. Bei Bedarf kann auch nach einem
teilweise einfachen der Kante der Schleifscheibe 7 in das Rohr 1 das Rohr um die Achse C mit
Hilfe der Rotationseinrichtung 4 um einen kleinen Winkel von zum Beispiel ± 60° gedreht wer
den, um den Schlitz in Umfangsrichtung des Rohres bis auf ein gewünschtes Maß auszudehnen.
Anschließend wird die Schleifscheibe 7 wieder in die in dem Teilbild A erkennbare Position zu
rückgefahren und die Vorschubeinrichtung 3 bewegt die Spannvorrichtung 2 und damit auch das
Rohr 1 um einen Schritt nach vorn, der dem Wiederholabstand der Schlitze entspricht. Die Rota
tionseinrichtung 4 dreht dabei oder auch vorher oder nachher das Rohr um einen Winkel, der
dem Winkelversatz aufeinanderfolgender Schlitze entspricht. Dann wird erneut in der bereits
beschriebenen Art und Weise ein Schlitz in das Rohr 1 eingeschliffen. Dieser Vorgang wiederholt
sich, wobei das Rohr vor dem Einbringen des jeweils nächsten Schlitzes um einen vorgegebe
nen Winkel verdreht wird. Im vorliegenden Fall wird das Rohr für die Herstellung des jeweils
nächsten Schlitzes um 120° gedreht, so daß sich bezüglich der C-Achse des Rohres insgesamt
3 verschiedene Positionen der einzelnen Schlitze in Umfangsrichtung ergeben, mit den drei ver
schiedene Schlitzgruppen entstehen, wie man in den Teilbildern b und c erkennen kann, die
unterschiedliche Stadien des Herstellungsvorganges zeigen, wobei in dem Stadium c nahezu
sämtliche Schlitze hergestellt sind, die für die betreffende biegsame Welle erforderlich sind.
Zur Erhöhung der Stabilität der Schleifscheibe 7 ist nur deren radial äußerster Bereich 7' auf die
schmale Schlitzbreite eingestellt, während der radial weiter innen liegende Schleifscheibenbe
reich deutlich dicker ist, wobei ein konischer Übergang 16 zwischen dem schmalen äußeren
Bereich und dem dickeren inneren Bereich vorgesehen ist. Bei Bedarf kann dieser konische Be
reich so plaziert werden bzw. die radiale Erstreckung des schmaleren Bereiches so begrenzt
werden, daß die eine Seitenfläche der Schlitze während der Schlitzherstellung noch von dem
konischen Bereich erfaßt wird, so daß sich eine leicht konisch nach außen abfallende
Schlitzwand ergibt. Dies kann den Transport von Material durch die Welle während ihrer Dre
hung und auch die Reinigungsfähigkeit der Welle noch weiter verbessern. Es versteht sich, daß
entsprechende konische Flanken auf beiden Seiten der Schleifscheibe vorgesehen werden kön
nen. Darüber hinaus ist, wie sich aus Fig. 2 ergibt, die Ebene der Schleifscheibe aus ihrer zur
C-Achse des Rohres 1 senkrechten Position heraus um eine Schwenkachse 11 zu verkippen, so
daß die damit hergestellten Schlitze eine entsprechende Neigung relativ zur Achse des Rohres
haben könnten. Je nach Eingriffsposition der Schleifscheibe, das heißt je nach dem, ob der in
Fig. 2 mittlere Bereich, der untere oder obere Bereich der Schleifscheibe mit dem Rohr in Ein
griff tritt, können bei Bedarf auch Schlitzverläufe erzeugt werden, die entweder eine konstante,
oder aber eine variierende Neigung relativ zur Rohrachse C haben.
Der besondere Vorteil der Herstellung der Schlitze mit Hilfe einer Schleifscheibe und der erfin
dungsgemäßen Vorrichtung mit entsprechender Einstell- und Abstützmöglichkeit des Rohres 1
liegt in einer praktisch gratfreien Herstellung der Schlitze, die keine oder nur eine geringe Nach
bearbeitung der biegsamen Welle erfordert.
1
Rohr/ Werkstück
2
Spannvorrichtung
3
Vorschubeinrichtung
4
Rotationsachsel Drehvorrichtung
5
Rohrachsel
6
Bearbeitungseinrichtung/Schleifspindel
7
Bearbeitungswerkzeug/Schleifscheibe
8
Abstützeinrichtung
9
Schlitze
11
Schwenkachse
13
Schienen
14
Kugelumlaufspindel der Z-Achse
16
konischer Übergang
Claims (10)
1. Verfahren zum Bearbeiten und/ oder Herstellen länglicher, strukturierter Werkstücke mit den
Schritten:
- a) Einspannen eines der Enden des länglichen Werkstückes,
- b) Bewegen des Werkstückes in seiner Längsrichtung in eine vorgegebene erste Längspo sition,
- c) Drehen des Werkstückes um seine Längsachse in eine gewünschte Bearbeitungspositi on,
- d) Zustellen eines Bearbeitungswerkzeuges im wesentlichen in radialer Richtung auf das Werkstück zu,
- e) Abstützen des Werkstückes auf der dem Bearbeitungswerkzeug gegenüberliegenden Seite des Werkstückes mindestens während der Bearbeitung durch das Bearbeitungs werkzeug,
- f) Zurückziehen des Bearbeitungswerkzeuges in eine Ausgangsposition und
- g) Wiederholen der Schritte b bis f, bis eine Bearbeitung an allen gewünschten Positionen des länglichen Werkstückes stattgefunden hat,
- h) wobei die Schritte b und c auch vertauschbar oder gleichzeitig ausführbar sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Werkstück ein Rohr, insbe
sondere ein Edelstahlrohr verwendet wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkstück
durch Schleifen bearbeitet wird, insbesondere durch eine rotierende, mit einer Umfangskante
im rechten Winkel zur Längsachse des Werkstückes zugeführten Schleifscheibe.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Bearbei
tungswerkzeug in eine bezüglich einer zur Zustellachse (X) parallelen Drehachse veränder
bare Drehposition eingestellt wird.
5. Vorrichtung zur Herstellung und/ oder Bearbeitung länglicher, strukturierter Werkstücke, mit:
- a) einer Spannvorrichtung (2) für das Einspannen eines der Enden des länglichen Werk stückes,
- b) einer Vorschubeinrichtung (3) für eine Vorschubbewegung des eingespannten Werk stückes in eine gewünschte axiale Position,
- c) einer Rotationseinrichtung (4) für das Drehen des länglichen Werkstückes um seine zur Vorschubrichtung im wesentlichen parallele Längsachse (Z) und für das Halten des Werkstückes (1) in einer gewünschten Drehposition,
- d) einer Bearbeitungseinrichtung (6) mit einem Bearbeitungswerkzeug (7), welches bezüg lich der Achse des Werkstücks (1) im wesentlichen in radialer Richtung zustellbar ist und
- e) einer Abstützeinrichtung (8) für das Werkstück (1), welche im wesentlichen auf der der Bearbeitungseinrichtung (6) gegenüberliegenden Seite des Werkstückes (1) angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstützeinrichtung (8) der
Bearbeitungseinrichtung (6) unmittelbar gegenüberliegend auf im wesentlichen der selben
axialen Länge des Werkstückes angeordnet ist, auf welcher das Bearbeitungswerkzeug (7)
angreift.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstützeinrichtung
als ein bezüglich des Bearbeitungswerkzeugs (7) feststehender oder in Längsrichtung be
weglicher Gleitbock mit einer teilzylindrischen, konkaven Stützfläche ausgebildet ist.
8. Biegsame Welle (1) bestehend aus einem Rohr, welches eine Reihe von Schlitzen aufweist,
um dadurch die Biegsamkeit des Rohres zu erhöhen, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schlitze (9) durch Schleifen hergestellt sind.
9. Biegsame Welle nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Breite der Schlitze zwi
schen 0,3 und 2 mm, vorzugsweise etwa ein 1 mm beträgt, daß die Schlitze (9) im wesentli
chen parallel um das Rohr über einen Umfangswinkel von mehr als 180° verlaufen, und daß
der Wiederholabstand der Schlitze im Bereich zwischen 1 mm und 5 mm liegt.
10. Biegsame Welle nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Schlitze (9) ge
genüber der Rohrachse (5) geneigt verlaufen, vorzugsweise mit einem Neigungswinkel zwi
schen 60° und 85° relativ zur Rohrachse (5).
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999160331 DE19960331A1 (de) | 1999-12-15 | 1999-12-15 | Verfahren und Vorrichtung zur Bearbeitung und Herstellung länglicher, strukturierter Bauteile und damit hergestellte biegsame Welle |
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