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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur extrakorporalen Blutbehandlung mit einem System zur Erkennung einer Nadeldiskonnektion. Insbesondere betrifft die Erfindung ein medizinisches Gerät, bei dem aufgrund von Undichtigkeiten im extrakorporalen Kreislauf oder von Fehlern am Patientenzugang Blutverlust beim Patienten entstehen kann.
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Hintergrund der Erfindung
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Medizinische Geräte zur extrakorporalen Blutbehandlung weisen in der Regel eine Blutbehandlungsvorrichtung, zum Beispiel in Form eines Dialysators, auf, die über extrakorporale Leitungen mit dem Blutkreislauf eines Patienten verbindbar ist. Des Weiteren umfassen solche Geräte eine Blutpumpe, eine Steuereinheit zum Steuern der Blutpumpe und zur Überwachung von Betriebszuständen. Eine typische mit solchen Geräten durchgeführte Behandlung ist die Dialysebehandlung, die in der Regel in speziellen Gebäuden durchgeführt wird. Gewöhnlich sind 20 bis 50 Behandlungsplätze vorgesehen, die sich auf mehrere Räume verteilen. Pflegepersonal ist für die Überwachung der Patienten während der Behandlung zuständig. Es ist allerdings von Nachteil, dass nicht sichergestellt sein kann, dass immer eine Pflegeperson zur Überwachung in der Nähe eines Patienten ist, da eine Pflegeperson in der Regel mehrere Patienten zu betreuen hat. Es bestehen daher Bestrebungen, die Überwachung des Patienten zumindest zum Teil dem Medizingerät zu übertragen und dabei Gefahren für den Patienten zu erkennen, entsprechende Sicherheitssteuerung vorzunehmen und das Pflegepersonal zum Patienten zu rufen. Allerdings ist bei einem Auftreten eines extrakorporalen Blutverlustes aufgrund einer Diskonnektion im venösen Rücklauf die Patientensicherheit zurzeit nur durch eine sorgfältige Überwachung durch das Pflegepersonal sichergestellt, da eine üblich verwendete venöse Drucküberwachung als Schutzsystem nicht in der Lage ist, in jedem Fall einen Blutverlust sicher zu erkennen.
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Bei der extrakorporalen Blutbehandlung, beispielsweise einer Hämodialyse- oder Plasmabehandlung, strömt das Blut eines Patienten von einem arteriellen Gefäßzugang über einen Filter zu einem venösen Gefäßzugang. Als Zugang zum Blutgefäßsystem wird häufig operativ eine arteriell-venöse Fistel angelegt, die im Allgemeinen mit einer arteriellen und venösen Kanüle (Doppelnadel) punktiert wird. Ebenso ist der Einsatz eines Gefäßimplantats (Shunt) möglich. Unter einem Gefäßzugang wird jede Art eines Zugangs zu dem Blutgefäßsystem des Patienten verstanden, insbesondere aber eine Verbindung zwischen Arterie und Vene des Patienten. Eine sichere Einrichtung zur Vermeidung von Blutverlust gibt es bislang insbesondere bei der Doppelnadel-Behandlung nicht. Um ein Lösen der Nadel zu verhindern, behilft man sich derzeit mit Verkleben der Leitungen, die zu oder von einem Gefäßzugang führen, mittels Pflastern. Außerdem messen herkömmliche Dialysegeräte bei der Rückführung des Bluts zum Patienten den Strömungs-Widerstand zwischen Gerät und Patient. Dabei wird das Blut mit einer Geschwindigkeit von 200 bis 600 ml/min durch die Kanüle in den Patienten gefördert. Allein der Strömungs-Widerstand der Kanüle liegt dabei größtenteils im Drucküberwachungsbereich des Dialysegerätes. Beim Herausrutschen der venösen Kanüle fließt Blut aus dem arteriellen Gefäßzugang über das Dialysegerät aus dem Patienten. Das Dialysegerät reagiert aufgrund sekundärer Einflüsse wie dem Druckabfall am venösen Druckaufnehmer. Der Druckabfall ist jedoch abhängig vom Blutfluss, Hämatokrit, Kanüle und Gefäßdruck des Patienten. Im Normalfall stellt das Pflegepersonal einen unteren Grenzwert so nahe wie möglich an den aktuellen venösen Druck ein, ohne jedoch genau jenen Druck zu kennen, der sich bei herausgerutschter Kanüle voraussichtlich einstellt. Prinzipiell sind zwei Möglichkeiten die Folge, nämlich das Dialysegerät gibt Alarm, ohne dass die Kanüle herausgerutscht ist und ruft somit das Pflegepersonal zum Gerät oder das Dialysegerät gibt keinen Alarm, wenn die Kanüle herausgerutscht ist und der Patient verliert Blut.
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Aus dem Stand der Technik sind Ansätze zur Steuerung der Maschine bei einer extrakorporalen Blutbehandlung bekannt. Die Patentanmeldung
US 2015 0253860 A1 beschreibt zum Beispiel eine Steuerung einer Dialysemaschine unter Verwendung eines elektrischen Felds, wobei die Maschine mittels Gesten eines Nutzers gesteuert werden kann. In ähnlicher Weise beschreibt die
EP 2 857 053 eine Erfassung von Gesten im Erfassungsbereich einer Bewegungserfassungseinrichtung, um ein Dialysegerät zu steuern, zum Beispiel mit Hilfe einer Kamera und eines kameralosen Sensors. Die
DE 10 2006 060 819 A1 beschreibt eine Dialysemaschine, bei der die Informationen über die Atemfrequenz für die Dialysebehandlung weiterverwendet werden.
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Des Weiteren sind zahlreiche unterschiedliche Verfahren und Vorrichtungen zur allgemeinen Überwachung von Vitalparametern von Patienten bekannt. Beispielsweise offenbart die
US 2007 0118054 A1 ein Verfahren und System zur Überwachung von Vitalparametern, wobei zum Beispiel eine Aufnahme der Atmung zur Erkennung verschiedener Atemmuster erfolgt. Ein Sensor wird unter den Patienten platziert und kann dann entsprechende Muster erkennen. Diese dienen einer Überwachung von Vitalfunktionen zur Vorhersage und Behandlung von physiologischen Erkrankungen wie z.B. Asthma, Hypoglykämie, Husten, Ödeme, Schlafapnoe, Arbeit und REM-Schlafphasen. Die
US 2008 0269589 A1 beschreibt einen tragbaren Radarsensor, der ein Radarsignal in den Brustkorb einleitet und das reflektierte Signal wieder empfängt. Das Gerät dient der Messung und Überwachung der mechanischen Herzaktivität. Die
US 4,958,638 beschreibt eine Radartechnik die mit einer Reichweite von ca. 6 Metern, die Herz-und Atemfrequenz eines Patienten messen kann. Der berührungslose Vitalsignal-Monitor wird unterstützend bei Therapien in Krankenhäusern, aber auch in Pflegeheimen eingesetzt. Die
US 3,483,860 beschreibt eine Erfassung von Atemfrequenzen eines Patienten ohne Radartechnik, wobei ein Sendesensor über und ein Empfängersensor unter dem Patienten platziert sind.
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Außerdem sind Ansätze zur Überwachung eines Patienten bei einer extrakorporalen Blutbehandlung bekannt. Ein allgemeiner Ansatz ist in der
EP 1 574 178 A1 offenbart, nämlich in Form eines medizinischen Behandlungssystems, bei dem eine Videokamera auf einen Behandlungsplatz gerichtet ist. Das Bild der Videokamera wird auf dem Bildschirm eines entfernt angeordneten Arztplatzes wiedergegeben. Auf diese Weise kann der Arzt den Patienten visuell sehen bzw. überwachen. Es ist von Nachteil, dass ein kontinuierliches Monitoring nicht möglich ist und nur wenige Patienten gleichzeitig überwachen werden können. Eine weitere Verwendung einer Kamera beschreibt die
EP 1 892 001 A1 , wobei eine Kamera auf einen Dialysebehandlungsplatz gerichtet ist. Das Bild der Kamera wird in einer in der Dialysemaschine eingebauten Recheneinheit verarbeitet, derart, dass die Farbe von Blut und/oder deren Anordnung in der Bildfläche im Kamerabild ermittelt wird, wobei ebenfalls die Größe der aufgenommenen Bildfläche mit der Farbe von Blut ausgewertet wird. Auf diese Weise kann automatisch ein extrakorporaler Blutverlust erkannt, signalisiert und die Blutpumpe gestoppt werden. Dabei ist von Nachteil, dass Kameras ohne Zusatzmaßnahmen (wie zum Beispiel einer Infraroterkennung) nur bei Tag, also Licht, funktionieren und die durchgeführten Kameraaufnahmen personenbezogene Aufnahmen liefern, so dass eine Wahrung der Anonymität nur durch Zusatzmaßnahmen erreichbar ist.
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Zur Erkennung von Blutverlust bei einer extrakorporalen Blutbehandlung ist als Stand der Technik zum Beispiel die
WO 99/24145 A1 bekannt, die ein Paar Elektroden beschreibt, die bei einer Dialyse in der Nähe einer Kanüle angebracht und mit zwei Leitungen mit dem Dialysegerät verbunden sind. Wenn die Nadel aus dem Patienten herausrutscht, kommt es durch das ausfließende Blut zu einer leitfähigen Verbindung zwischen den Elektroden. Dieses wird durch das Dialysegerät erkannt. Die Steuerung des Dialysegerätes stoppt den Blutfluss und alarmiert das Personal. In nachteiliger Weise bedarf das Verfahren zusätzlicher Handhabungen, die vom Personal sorgfältig ausgeführt werden müssen. Außerdem kann es zu Fehlalarmen kommen, wenn sich zwischen den Elektroden andere Flüssigkeiten, zum Beispiel Schweiß, absetzen. Ähnlich ist die
WO 01/47581 A1 , die eine Anordnung von Elektroden bei einer extrakorporalen Blutbehandlung offenbart. Diese dienen einer Erkennung von Blutverlust, indem ein Generator Strom zwischen arterieller und venöser Leitung kapazitiv einkoppelt. Bewertet wird ein Spannungsabfall, der durch Stromfluss im Blut in der Leitung verursacht wird. Wenn eine der Kanülen herausrutscht, vermindert sich der Strom, was detektiert wird. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, dass eine nicht vollständig herausgerutschte Nadel nicht erkannt wird. Die
DE 198 48 235 C1 offenbart ein System, das den arteriellen und venösen Druck bewertet, um daraus das Herausrutschen der venösen Kanüle zu erkennen. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, dass das dynamische Verhalten des extrakorporalen Kreislaufs mit eingeht, was zu Fehlbewertungen führen kann. Außerdem löst das Verfahren nicht das Problem einer indirekten Messung des Blutverlustes, da der extrakorporale Druck kein Maß für Blutverlust ist. Die
WO 03/86506 A1 beschreibt einen elektrischen Kontakt, der direkt in das Blut eingebracht wird. Mittels Konstantstrom und Bewertung des Spannungsabfalls wird erkannt, ob die Kanüle herausgerutscht ist. Hier besteht ein Nachteil darin, dass eine nicht vollständig herausgerutschte Kanüle nicht erkannt wird und außerdem das Schlauchsystem kostenintensiv ist, da die elektrischen Kontakte eingebracht werden müssen.
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Ausgehend von dem vorstehend beschriebenen Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, die zuvor angeführten Nachteile zu beseitigen, insbesondere ein medizinisches Gerät mit extrakorporalem Blutkreislauf derart auszubilden, dass übermäßiger Blutverlust eines Patienten während der Behandlung mit hoher Sicherheit erkannt wird.
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Nach der Erfindung wird diese Aufgabe gemäß Anspruch 1 gelöst durch eine Vorrichtung zur extrakorporalen Blutbehandlung, insbesondere eine Dialysevorrichtung, die einen Radarsensor zur Überwachung eines auf einem Behandlungsplatz befindlichen Patienten umfasst. Erfindungsgemäß bildet die Vorrichtung mit einer Auswerteeinrichtung für Signale des Radarsensors ein System zur Erkennung der Atmungsfrequenz und/oder Atmungsamplitude eines Patienten aus. Die Auswerteeinrichtung kann separat von der Vorrichtung zur extrakorporalen Blutbehandlung oder integral mit dieser ausgebildet sein. Der Radarsensor ist auf den Behandlungsplatz bzw. den darauf befindlichen Patienten gerichtet oder ausrichtbar. Erfindungsgemäß sendet der Radarsensor Signale aus und empfängt die vom Patienten reflektierten Signale wieder. Die in den empfangenen Signalen befindlichen Informationen über den Patientenzustand werden von der Auswerteeinrichtung ausgewertet.
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Die Auswerteeinrichtung, an die der Radarsensor seine Informationen liefert, kann nach der Erfindung insbesondere einen oder mehrere der folgenden Abläufe ausführen:
- - Lokalisierung und/oder Erfassung eines oder mehrerer Patienten, wobei insbesondere Bewegungen des Brustkorbs des Patienten erfasst und/oder erkannt und/oder überwacht werden können.
- - Umrechnen einer erfassten Brustkorbbewegung in Atemfrequenz und/oder Amplitude.
- - Vergleichen der erfassten Atemfrequenzwerte und/oder Amplitudenwerte mit zumindest einem ggf. zuvor definierten Grenzwert.
- - Stoppen der Blutpumpe und Schließen zumindest einer Schlauchabsperrklemme bei Überschreiten und/oder Unterschreiten des Grenzwerts.
- - Auslösen eines Alarms bei Nichteinhalten des Grenzwertes, beispielsweise bei einer Abweichung von einem Wert von zwölf bis 18 Atmungen/Minute und/oder mehr als 20 Atmungen/Minunte (Tachypnoe) und/oder weniger als 10 Atmungen/Minute (Bradypnoe).
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Zusammenfassend kann man sagen, dass nach der Erfindung die Auswerteeinheit insbesondere eingerichtet und ausgebildet sein kann für einen Vergleich der erfassten Atemfrequenzwerte und/oder Amplitudenwerte mit Grenzwerten und die daraus abgeleiteten Aktionen, nämlich die Blutpumpe stoppen und die Schlauchabsperrklemme schließen, wenn der Grenzwert überschritten und/oder unterschritten ist und/oder Alarm geben.
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Vorteile, die durch die Erfindung gegenüber bekannten Lösungen des Standes der Technik zur Erkennung einer venösen Nadeldiskonnektion erzielt werden, sind insbesondere eine berührungslose Überwachung der Atmung zur Erkennung des Allgemeinzustandes des Patienten oder als Rückmeldung für Probleme während der Dialyse, wobei im Falle einer Nachtdialyse eine effektive Überwachung des Patientenzustands möglich ist und wobei eine Überwachung grundsätzlich anonymisiert erfolgen kann. Auch sind zusätzliche Vitalparameter, wie z.B. Ohnmacht, durch hypotensive Episoden berührungslos zu erkennen.
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Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beansprucht und werden nachfolgend näher erläutert.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass der Radarsensor unmittelbar in die Vorrichtung integriert ist. Dies hat den Vorteil, dass die Vorrichtung mobil eingesetzt werden kann und eine Anbindung des Radarsensors an die Vorrichtung und deren Steuerung besonders einfach zu bewerkstelligen ist. Er kann insbesondere mit üblichen Mitteln in die Vorrichtung integriert sein, zum Beispiel mit einer an der Vorrichtung angebrachten Infusionsstange oder ähnlichem. Vorzugsweise ist der Radarsensor positionierbar an der Vorrichtung angeordnet.
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Vorzugsweise hat die Vorrichtung eine am Patienten, insbesondere an dessen Brustkorb, anbringbare Referenzmarkierung. Diese wirkt sensorisch mit dem Radarsensor zusammen, das heißt, dass der Radarsensor sowohl die Referenzmarkierung als solche als auch deren Position und/oder Positionsänderung relativ zum Sensor erfassen kann. Infolge der Kopplung der Referenzmarkierung mit dem Patienten kann eine sichere Erfassung von Relativbewegungen des Patienten oder bestimmten Körperbereichen (Brustkorb) zum Sensor ermöglicht werden, so dass die Atemfrequenz des Patienten einfach und für diesen angenehm aufgenommen werden kann. Die Referenzmarkierung kann beispielsweise als Tag oder Button ausgebildet sein und auf einem Zielgebiet befestigt werden, beispielsweise auf dem Brustkorb des Patienten. Wenn die Referenzmarkierung nicht gefunden wird, kann nach einer Weiterbildung der Erfindung eine Alarmgabe erfolgen.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform hat die Vorrichtung zumindest ein Absperrorgan zum Absperren einer venös an den Patienten angeschlossenen Leitung. Alternativ oder zusätzlich hat die Vorrichtung zumindest ein Absperrorgan zum Absperren einer arteriell an den Patienten angeschlossenen Leitung. Das jeweilige Absperrorgan kann insbesondere in Form einer einen elastischen oder flexiblen Bereich einer Blutleitung der Vorrichtung oder eines extrakorporalen Schlauchsystems abklemmenden Schlauchklemme ausgebildet sein. Im Falle einer Nadeldiskonnektion kann so eine rasche Trennung/Absperrung des Leitungssystems vom Patienten sichergestellt werden, so dass dessen Blutverlust minimiert werden kann.
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Die Vorrichtung kann außerdem eine Steuerungseinheit aufweisen, die eingerichtet und ausgebildet ist zum Ermitteln einer Atemfrequenz des Patienten anhand von Signalen des Radarsensors. Die Überwachung der Atemfrequenz des Patienten kann derart unaufwändig automatisch und fortwährend durchgeführt werden, was einen besonders hohen Sicherheitsstandart ermöglicht. Die Steuerungseinheit kann insbesondere eingerichtet und ausgebildet sein zum Auslösen eines Alarmsignals, falls die vom Radarsensor erfasste Atemfrequenz von einem voreingestellten Grenzwert oder mehreren voreingestellten Grenzwerten (nach oben und/oder unten) abweicht. Zum Beispiel kann ein Alarm ausgelöst werden, wenn eine erhöhte Atemfrequenz (beispielsweise von mehr als 20 Atmungen / Min.) für einen definierten Zeitraum (z.B. 30 sec) erkannt wird. Das Absperrorgan kann im Falle eines Alarms über die Steuerungseinheit automatisch betätigbar sein.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung kann in dem extrakorporalen Leitungssystem ein Blutdetektor vorgesehen sein, der nur im Falle einer Erkennung von Blut die Aktivierung der Radarüberwachung zulässt. Dieser Blutdetektor ist beispielsweise ein Rot-Detektor, der eine rote Flüssigkeit in dem Leitungssystem der Vorrichtung oder in einem Schlauchsystem erkennt. Durch diese Ausführungsform wird der Vorteil erzielt, dass die Radarüberwachung erst dann durchgeführt wird, wenn der Patient an das extrakorporale Schlauchsystem angeschlossen ist und das Blut in diesen strömt.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass der Radarsensor mittels eines Antriebs positionierbar/ausrichtbar ist, vorzugsweise automatisch positionierbar ist, zum Nachjustieren, insbesondere zum automatischen Nachjustieren, der Ausrichtung des Radarsensors relativ zum Patienten. Dies ermöglicht eine für den Patienten besonders angenehme und unaufwändige Einstellung der Vorrichtung. Mittels des Antriebs kann des Weiteren sichergestellt werden, dass der Radarsensor das richtige Zielgebiet aufnimmt. Der Antrieb kann insbesondere Bestandteil des Radarsensors oder der Vorrichtung sein.
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Nach einer Form der Erfindung kann eine Übertragung von Informationen vom Radarsensor zur Auswerteeinrichtung über Kabel oder über eine drahtlose Verbindung, beispielsweise über WLAN, Bluetooth oder Ähnliches erfolgen. Es besteht außerdem die Möglichkeit, mehrere Radarsensoren vorzusehen, die aus unterschiedlichen Richtungen das Zielgebiet überwachen.
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Nach einer Ausführungsform der Erfindung kann die Vorrichtung eine Lesevorrichtung aufweisen, die zum Erfassen einer Identifikation einer Bedienungsperson eingerichtet und geeignet ist, zum Beispiel eine maschinenlesbare Personalkarte. Die Daten dieser Identifikation werden gespeichert, so dass dokumentiert wird, welche Person an dem Gerät zu welcher Zeit hantiert hat und welche Einstellungen vorgenommen wurden. Das Einlesen der Identifikation kann Aufschluss darüber geben, dass eine Pflegeperson an dem Behandlungsplatz anwesend ist. Dies kann für die Auswertung der Signale, die den Patientenzustand angeben, herangezogen werden. So kann beispielsweise die bisherige Atemfrequenz als Referenzgröße herangezogen werden, so dass nur Veränderungen, die seit dem Erscheinen der Behandlungsperson aufgetreten sind, registriert werden.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand beispielhafter, nicht einschränkender und in den angehängten Figuren gezeigter Ausführungsformen näher erläutert. Dabei zeigt:
- 1 eine perspektivische Ansicht der Vorrichtung in Form eines Gerätes für eine Hämodialyse, Hämofiltration oder Plasmabehandlung und
- 2 eine schematische Darstellung der wesentlichen Funktionsteile des Dialysegerätes.
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1 zeigt eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung 10 in Form eines medizinischen Geräts 10 zur extrakorporalen Blutbehandlung. Dieses weist einen Gerätesockel 11 auf, in dem sich in der Figur nicht gezeigte mechanische Komponenten wie zum Beispiel Leitung, Ventile etc., befinden. An seiner Vorderseite trägt der Sockel 11 eine Konsole 12, in der zwei von außen zugängliche Blutpumpen 13 angeordnet sind. Die Blutpumpen 13 sind als Schlauchpumpen ausgebildet, deren in der Figur nicht gezeigte Schläuche in allgemein bekannter Weise von der Frontseite her eingelegt werden.
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Auf dem Gerätesockel 11 befindet sich eine Steuereinheit 14, welche ein Interface für eine Kommunikation mit einem Benutzer bildet. Die Steuereinheit 14 weist hier einen Touchscreenmonitor auf, über den der Benutzer verschiedene Menüs aufrufen und Betriebszustände abfragen sowie Daten und Befehle eingeben kann. Ein Kartenleser 15 ist vorgesehen, in den der Benutzer eine maschinenlesbare Identifikationskarte einführen kann.
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An einer Stange oder Infusionsstange 16, die vorzugsweise am Gerätesockel/-gehäuse 11 montiert ist, ist ein Radarsensor 17 befestigt. Von dem Radarsensor 17 aufgenommene Radarbilder werden im vorliegenden Ausführungsbeispiel drahtlos an die Steuereinheit 14 übertragen. Der Radarsensor 17 ist auf einen nicht dargestellten aber in der Nähe der Vorrichtung 10 befindlichen Patientenplatz gerichtet, z. B. eine Liege, auf der der Patient während der Blutbehandlung liegt. Auf diese Weise wird der Patient von dem Radarsensor 17 erfasst. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass der Radarsensor 17 auch unmittelbar am Gerätesockel/-gehäuse 11 montiert sein kann.
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Der Patient wird in bekannter Weise über nicht dargestellte Schläuche eines extrakorporalen Blutschlauchsystems an das Gerät 10 angeschlossen.
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In 2 ist ein Patient P schematisch dargestellt. Ein Arm des Patienten P ist mit einem arteriellen Zugang 20 und einem venösen Zugang 21 versehen. Vom arteriellen Zugang 20 führt eine arterielle Schlauchleitung 22 zu der Blutpumpe 13. Diese pumpt Blut durch eine Blutkammer 25a einer Behandlungsvorrichtung 25 in Form eines Dialysators 25, dessen beide Kammern 25a, 25b durch eine Membran 26 getrennt sind. Die Kammer 25b ist eine Dialysierflüssigkeitskammer, die von Dialysierflüssigkeit durchflossen wird.
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Nach Verlassen der Kammer 25a strömt das Blut weiter in eine venöse Schlauchleitung 23, die mit dem venösen Gefäßanschluss 21 oder Zugang 21 verbunden ist. Auf diese Weise wird ein Blutkreislauf gebildet.
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Ggf. misst ein Druckmesser 27 den arteriellen Blutdruck in der arteriellen Leitung 22. In gleicher Weise misst ggf. ein Druckmesser 28 den venösen Blutdruck in der venösen Leitung 23. Ferner wirkt die venöse Leitung 23 mittelbar oder unmittelbar ggf. mit einem Rot-Detektor 29 zusammen, der die Anwesenheit von Blut in der Schlauchleitung erkennt und an die Steuereinheit 14 meldet. Zum Beispiel enthält die venöse Leitung 23 den Detektor 29. Die Druckmesser 27, 28 wie auch der Detektor 29 sind (falls vorhanden) steuerungstechnisch mit der Steuereinheit 14 verbunden. Diese steuert den gesamten Betrieb des Gerätes 10 und überwacht die beschriebenen Funktionen sowie eine Reihe anderer Funktionen, die hier nicht näher erläutert werden.
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Um den Blutkreislauf absperren zu können, ist vorzugsweise in der venösen Leitung 23 eine von der Steuereinheit 14 gesteuerte Schlauchabsperrklemme 30 vorgesehen. Auch in der arteriellen Leitung 22 kann sich ein Absperrorgan vorzugsweise in Form der Blutpumpe 13 befinden. Die Blutpumpe 13 ist eine Schlauchpumpe, die von einem Quetschorgan fortlaufend abgequetscht wird. Bei Stillstand der Blutpumpe 13 wirkt diese als Absperrorgan, dass die Schlauchleitung verschließt.
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Der Radarsensor 17 und sein Anschluss an die Steuereinheit 14 sind in 2 erkennbar.
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Am Körper des Patienten P, hier an dessen Brustkorb, ist vorzugsweise eine Referenzmarkierung 35 angebracht, die von dem Radarsensor 17 detektierbar ist. Der Radarsensor 17 wird von einem (nicht dargestellten) Bewegungsantrieb ggf. selbsttätig so eingestellt, dass sich die Referenzmarkierung 35 an einer bestimmten Stelle im Radarbild befindet. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass unabhängig von Bewegungen des Patienten P der Radarsensor 17 stets auf das gewünschte Zielgebiet gerichtet ist.
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Die Steuereinheit 14 in 2 ist ein Computer mit Speichereinheit. Sie führt sämtliche Überwachungs- und Steuerabläufe sowie Alarmerzeugungen durch. Die Steuereinheit 14 ist mit einer Anzeige-, Bedien- und Kommunikationseinheit 15 verbunden.
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Bei der Dialyse wird bei dem Patienten P mit der Blutpumpe ein extrakorporaler Blutfluss von 50 bis 600 ml/min entnommen, indem das Blut mittels der Schlauchpumpe 13 aus der arteriellen Kanüle 20 und nachfolgender Leitung 22 gezogen und über die venöse Kanüle 21 und nachfolgender Leitung 23 zurückgegeben wird. Das Blut wird in den Leitungen 22, 23 geführt, an die Komponenten wie die Kanülen 20, 21, die Druckaufnehmer 27, 28 und der Dialysator 25 angeschlossen werden. Die Steuerung und Überwachung geschieht mittels der Steuer-, Rechen- und Speichereinheit 14. Die Parameter für den zu behandelten Patienten P werden über die Anzeige-, Bedien- und Kommunikationseinheit 15 eingegeben. Für eine Unterbrechung des Blutflusses stoppt die Steuereinheit 14 die Blutpumpe 13 und schließt die Schlauchabsperrklemme 30. Außerdem wird ein optischer und akustischer Alarm ausgelöst. Damit wird der Patient P vor weiterem Schaden geschützt, weil es zu keinem weiteren Blutverlust kommen kann.
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Während der Therapie vergleicht die Steuer-/Analyseeinheit 14 kontinuierlich die aktuelle Atemfrequenz (ca. 12-18 Atmungen/Min.) gegenüber eingestellten oberen und/oder unteren Grenzwerten. Hierfür erfasst der zumindest eine Radarsensor 17 die Bewegungen der Referenzmarkierung 35 und sendet entsprechende Signale an die Steuereinheit 14. Diese ermittelt aus den empfangenen Signalen Atemhübe und errechnet hieraus die Atemfrequenz und/oder die Amplitude der Atemhübe. Bei einer Blutflussrate von 300 ml/min kann der Patient innerhalb von zwei Minuten nach einem Herausrutschen der Nadel 600 ml Blut verlieren. Dies führt rasch zu einen Schockzustand mit erhöhter Atemfrequenz und ggf. flacherem Atemhub. Sobald die Analyseeinheit 14 beispielsweise eine erhöhte Atemfrequenz (> 20 Atmungen / Min.) für einen definierten Zeitraum (z.B. 30 sec) erkannt hat, wird die Blutpumpe gestoppt und der Alarm ausgelöst.
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Die Alarmierung könnte auch über ein Grenzwertfenster erfolgen, das sich die Analyseeinheit 14 nach dem Start des Blutflusses und einer Wartezeit selbstständig ermittelt. Um diesen Startwert (z.B. 16 Atmungen/Min.) herum würde dann ein oberer und unterer Grenzwert definiert (zum Beispiel oberer Grenzwert = 20 Atmungen/Min. = Startwert + 4 Atmungen/Min. und unterer Grenzwert = 12 Atmungen/Min. = Startwert - 4 Atmungen/Min.).
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Vorrichtung
- 11
- Gerätesockel
- 12
- Konsole
- 13
- Blutpumpe
- 14
- Steuerungseinheit
- 15
- Kartenleser
- 16
- Infusionsstange
- 17
- Radarsensor
- 20
- arterieller Zugang
- 21
- venöser Zugang
- 22
- arterielle Leitung
- 23
- venöse Leitung
- 25
- Behandlungsvorrichtung
- 25a,b
- Blutkammer
- 26
- Membran
- 27
- Druckmesser
- 28
- Druckmesser
- 29
- Blut-Detektor, Rot-Detektor
- 30
- Absperrorgan, Schlauchklemme
- 35
- Referenzmarkierung
- P
- Patient
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 20150253860 A1 [0004]
- EP 2857053 [0004]
- DE 102006060819 A1 [0004]
- US 20070118054 A1 [0005]
- US 20080269589 A1 [0005]
- US 4958638 [0005]
- US 3483860 [0005]
- EP 1574178 A1 [0006]
- EP 1892001 A1 [0006]
- WO 9924145 A1 [0007]
- WO 0147581 A1 [0007]
- DE 19848235 C1 [0007]
- WO 0386506 A1 [0007]