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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Kalibrierung einer
Messvorrichtung zur Messung einer optischen Größe eines Prüflings in Form eines Projektionsbelichtungssystems
oder einer seiner Komponenten, auf eine Verwendung des Kalibrierverfahrens,
auf eine entsprechende Messvorrichtung und auf ein damit ausgerüstetes Projektionsbelichtungssystem.
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Kalibrierverfahren
dieser Art sind in vielerlei Ausprägungen bekannt, einschließlich solchen,
bei denen Kalibriermessungen in verschiedenen Drehstellungen und/oder
Translationsstellungen vorgenommen werden. Die Drehstellungen beziehen
sich dabei auf eine Verdrehung um eine zu einer optischen Systemachse
der Messvorrichtung und damit auch des Prüflings parallele Achse, z.B.
eine Rotationssymmetrieachse eines zu vermessenden optischen Abbildungssystems,
wie eines Objektivs. Die optische Systemachse ist dabei typischerweise
die optische Achse des Gesamtsystems aus Vermessungsvorrichtung
und Prüfling.
Die verschiedenen Translationsstellungen beziehen sich auf laterale Verschiebungen
in einer zu dieser optischen Systemachse senkrechten Lateral ebene.
Als Messeinheiten beinhaltet die Messvorrichtung, z.B. eine Wellenfrontvermessungsvorrichtung,
typischerweise meistens eine eintrittsseitig bzw. objektseitig des
Prüflings zu
positionierende Messretikeleinheit und eine austrittsseitig bzw.
bildseitig des Prüflings
zu positionierende Messsensoreinheit.
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Kalibrierverfahren
der eingangs genannten Art sind beispielsweise in der Offenlegungsschrift WO
2005/124274 A2 und der älteren
deutschen Patentanmeldung 10 2005 041 373.0 der Anmelderin beschrieben,
deren Inhalt hiermit zur Vermeidung unnötiger Textwiederholungen durch
Verweis in vollem Umfang in die vorliegende Beschreibung aufgenommen
wird.
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Ein
wichtiges Anwendungsgebiet ist die Kalibrierung von Vorrichtungen
zur Wellenfrontvermessung von optischen Komponenten für bzw. in
Mikrolithographie-Projektionsbelichtungsanlagen, insbesondere von
höchstauflösenden Projektionsobjektiven
derselben. Für
diesen Anwendungszweck sind verschiedenste Wellenfrontvermessungsvorrichtungen
gebräuchlich,
z.B. basierend auf lateraler Scherinterferometrie, Punktbeugungsinterferometrie
oder Moire-Techniken. Für
diesbezügliche
weitere Details kann auf die früheren
Patentanmeldungen der Anmelderin zu dieser Thematik verwiesen werden.
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Eine
Schwierigkeit der erwähnten
herkömmlichen
Kalibrierstrategien, die auf Messungen bei unterschiedlichen Drehstellungen
und/oder unterschiedlichen Translationsstellungen der Messsensoreinheit
und/oder der Messretikeleinheit relativ zum Prüfling basieren, ist die prinzipbedingte
Nichterfassbarkeit rotationssymmetrischer und insbesondere sphärischer
Korrekturbeiträge.
Diese Kalibrierlücke wird
bislang meist als vernachlässigbar
postuliert. Bei den immer weiter steigenden Anforderungen an die
Auflösung
von Projektionsobjektiven in Mikrolithographie-Projektionsbelichtungsanlagen stellt
sich zunehmend der Bedarf einer Subnanometerkalibrierbarkeit und
dadurch der Bedarf, auch sphärische
Kalibrierbeiträge
der Vermessungsapparatur erfassen und für die Messergebnisse korrektiv
berücksichtigen zu
können,
um das Aberrationsverhalten des Prüflings entsprechend genau ermitteln
zu können.
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Der
Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung eines
Kalibrierverfahrens der eingangs genannten Art sowie einer Verwendung
desselben und einer zu dessen Durchführung geeigneten Messvorrichtung
sowie eines damit ausgerüsteten
Projektionsbelichtungssystems zugrunde, mit denen sich die oben
erwähnten
Schwierigkeiten des Standes der Technik reduzieren oder eliminieren
lassen und die insbesondere auch eine Kalibrierung rotationssymmetrischer
bzw. sphärischer
Fehlerbeiträge
der Komponenten der Messvorrichtung ermöglichen.
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Die
Erfindung löst
dieses Problem durch die Bereitstellung eines Kalibrierverfahrens
mit den Merkmalen des Anspruchs 1, einer Verwendung desselben mit
den Merkmalen des Anspruchs 13, 14 oder 15, einer Messvorrichtung
mit den Merkmalen des Anspruchs 17 und eines Projektionsbelichtungssystems
mit den Merkmalen des Anspruchs 26.
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Das
erfindungsgemäße Kalibrierverfahren nach
Anspruch 1 und die entsprechende Messvorrichtung nach Anspruch 17
zeichnen sich durch die Fähigkeit
aus, Messungen bei unterschiedlichen Kippwinkeln wenigstens einer
Komponente der Messvorrichtung relativ zum Prüfling, d.h. relativ zu einem
Projektionsbelichtungssystem oder einer seiner Komponenten, durchführen zu
können.
Die Verkippung kann je nach Anwendungsfall und Bedarf um eine oder
mehrere Kippachsen erfolgen, wobei eine Kippachse durch den Fokus
der aus dem Prüfling austretenden
Strahlung verlaufen kann. Die Messergebnisse lassen sich zur Ermittlung
von Kalibrierdaten auswerten, die ihrerseits bei der Messung der optischen
Größe, z.B.
der Wellenfront, der Polarisation, der Transmission usw., berücksichtigt
werden können.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung beinhaltet das erfindungsgemäße Kalibrierverfahren
Messvorgänge
in wenigstens zwei um unterschiedliche Kippachsen gekippten Messstellungen
wenigstens einer Messeinheit der zu kalibrierenden Messvorrichtung.
Die erhaltenen Messdaten können
zur Gewinnung von Kalibrierdaten ausgewertet werden, in denen insbesondere
auch rotationssymmetrische Korrekturbeiträge der betreffenden Messeinheit
enthalten sind. Untersuchungen zeigen, dass eine derartige Auswertung
mit den so gewonnenen Messdaten möglich ist.
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Dabei
ist vorliegend mit Kippung eine Drehung um eine zu einer optischen
Systemachse der Messvorrichtung und des Prüflings nichtparallele, vorzugsweise
senkrechte Achse gemeint, so dass die betreffende Verkippung der
jeweiligen Messeinheit im Ortsraum einer ortsabhängigen Verschiebung in einem
zugeordneten Pupillenraum-Koordinatensystem
einer Pupille des Prüflings
entspricht, d.h. durch die Verkippungen im Ortsraum ergeben sich Verschiebungen
im Pupillenraum, deren Größe von den
Kippwinkeln und von den Pupillenkoordinaten selbst abhängt. Bedeutsam
für die
Brauchbarkeit dieses Kalibrierverfahrens ist die Tatsache, dass
elementare Positionierfehler durch eine auf einer Integrabilitätsbedingung
basierende Fehlerkorrektur korrigierbar sind, wodurch eine Aufintegration
der Positionierfehler verhindert wird, so dass moderate Anforderungen
an die Positioniergüte
des Aufbaus der Messvorrichtung genügen, die in der Praxis realisierbar
sind.
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Es
zeigt sich, dass mit dem erfindungsgemäßen Kalibrierverfahren eine
vollständige
Kalibrierbarkeit einer Messvorrichtung, wie z.B. einer Wellenfrontvermessungsvorrichtung,
durch die Einstellung der verschiede nen Kippstellungen der einen
oder mehreren Messeinheiten der Vorrichtung erzielt werden kann.
Rotationssymmetrische und nicht-rotationssymmetrische
Kalibrierlücken
können
bei diesem Verkippungs-Kalibrierverfahren
vollständig
vermieden werden.
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In
Weiterbildung des Kalibrierverfahrens können zusätzliche Messvorgänge bei
anderen Kippwinkeln und/oder mit anderen Kippachsen und/oder in
verdrehten Stellungen der Messeinheit ausgeführt werden, um je nach Bedarf
die Stabilität
des Kalibrierverfahrens zu steigern, insbesondere dessen Unempfindlichkeit
gegenüber
unkorrelierten oder unbekannten Fehlertypen.
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In
entsprechenden Ausgestaltungen der Erfindung werden insbesondere
die Kalibrierbeiträge einer
Messsensoreinheit und/oder einer Messretikeleinheit der Vermessungsvorrichtung
in der erwähnten
Weise ermittelt.
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Erfindungsgemäß lässt sich
das Kalibrierverfahren für
praktisch alle herkömmlichen
Messvorrichtungen der hier einschlägigen Art verwenden und speziell
zur höchstgenauen
Subnanometerkalibrierung von Wellenfrontvermessungsvorrichtungen,
wie sie in der Mikrolithographie zur hochpräzisen Aberrationsbestimmung
z.B. von Projektionsobjektiven eingesetzt werden. Speziell ist eine
vollständige
Kalibrierung auch hinsichtlich der sphärischen Wellenfrontaberrationen
für Vorrichtungen
zur Wellenfrontvermessung eines Projektionsobjektivs einer Mikrolithographie-Projektionsbelichtungsanlage
vom Scannertyp möglich,
wozu letztere lediglich mit entsprechenden Positioniereinheiten
zur Ausführung
der benötigten
Verstellungen einer Messretikeleinheit und/oder einer Messsensoreinheit
ausgerüstet
sein braucht. Die Vermessungsvorrichtung kann je nach Bedarf an einem
separaten Messplatz, in den der jeweilige Prüfling eingebracht wird, realisiert
oder in-situ in die Mikrolithographie-Projektionsbelichtungsanlage
integriert sein. Im letztgenannten Fall können die Kalibriermessungen
je nach Wunsch separat vor oder zwischen den normalen Messvorgängen oder
innerhalb der normalen Messvorgänge
ausgeführt
werden.
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Eine
vorteilhafte erfindungsgemäße Vorrichtung
zur kalibrierenden Wellenfrontvermessung umfasst eine Sensorpositioniereinheit,
mit der die Messsensoreinheit der Vermessungsvorrichtung in verschiedene
Kippstellungen zur Durchführung
der Kalibriermessungen verbracht werden kann. In weiterer Ausgestaltung
ist eine entsprechende Retikelpositioniereinheit für eine Messretikeleinheit
der Vermessungsvorrichtung vorgesehen. Als Verstellfreiheitsgrade
beinhaltet die jeweilige Positioniereinheit eine Verkippmöglichkeit
um zwei verschiedene Kippachsen oder dazu äquivalent eine Verkippmöglichkeit
um eine Kippachse in Kombination mit einer Verdrehbarkeit um eine
zur optischen Systemachse der Vermessungsvorrichtung parallele Drehachse.
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Ein
erfindungsgemäßes Projektionsbelichtungssystem
ist mit einer erfindungsgemäßen Messvorrichtung
ausgerüstet,
wozu deren Komponenten beispielsweise in das Projektionsbelichtungssystem integriert
sein können.
Bei Bedarf ermöglicht
dies Messungen in-situ während
des normalen Belichtungsbetriebs des Projektionsbelichtungssystems bzw.
in entsprechenden Belichtungspausen.
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Vorteilhafte
Ausführungsformen
der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden nachfolgend
beschrieben. Hierbei zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung hier interessierender Komponenten einer
auf lateraler Scherinterferometrie basierenden Vorrichtung zur Wellenfrontvermessung
eines Mikrolithographie-Projektionsobjektivs,
die eine Messretikeleinheit und eine Messsensoreinheit beinhaltet,
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2 ein
Flussdiagramm eines erfindungsgemäßen, mit der Vermessungsvorrichtung
von 1 ausführbaren
Kalibrier- und Vermessungsverfahrens,
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3 eine
Ansicht entsprechend 1, jedoch für einen Kalibriermessvorgang
mit in eine erste Kippstellung verbrachter Messsensoreinheit,
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4 eine
Ansicht entsprechend 2 mit der Messsensoreinheit
in einer zweiten Kippstellung,
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5 und 6 je
eine schematische Darstellung der Zuordnung konjugierter Prüflingsmesskanäle und Messkanäle der Messsensoreinheit
in den 1 bis 3 in der unverkippten Ausgangsstellung
gemäß 1 bzw.
der verkippten Kalibriermessstellung gemäß 2 oder 3,
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7 eine
Ansicht entsprechend 1, jedoch mit in eine erste
Kippstellung zur Kalibriermessung verbrachter Messretikeleinheit
und
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8 eine
Ansicht entsprechend 7 mit in eine zweite Kippstellung
verbrachter Messretikeleinheit.
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In 1 ist
schematisch eine auf lateraler Scherinterferometrie basierende Wellenfrontvermessungsvorrichtung
nur mit ihren hier interessierenden Komponenten dargestellt, wobei
sie im gezeigten Beispiel zur Aberrationsbestimmung eines Objektivs 1 dient,
hier speziell eines Projektionsobjektivs einer Mikrolithographie-Projektionsbelichtungsanlage. Konkret
sind in 1 als Messeinheiten der Wellenfrontvermessungsvorrichtung
eine Messretikeleinheit in Form eines Retikelmoduls 2 mit
geeigneter Objektmaske und eine Messsensoreinheit in Form eines Sensormoduls 3 angedeutet.
Das Retikelmodul 2 wird auf einer Objekt seite des Objektivs 1 positioniert,
das Sensormodul 3 auf einer Bildseite desselben, wobei üblicherweise
die Objektmaske des Retikelmoduls 2 in oder nahe einer
Objektebene und das Sensormodul 3 mit einem frontseitigen
Beugungsgitter 4 in oder nahe einer Bildebene des Objektivs 1 positioniert
werden. Das Sensormodul 3 weist darüber hinaus eine optionale Sensoroptik 5 auf,
um das Beugungsgitter 4 in das Fernfeld abzubilden. An
die optionale Sensoroptik 5 schließt sich ein strahlungsempfindliches
Detektorelement 6 z.B. in Form eines CCD-Arrays einer CCD-Kamera an, das bei
fehlender Sensoroptik auch direkt hinter das Beugungsgitter 4 positioniert
werden kann.
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Üblicherweise
fungiert bei derartigen lateralen Scherinterferometriemessungen
eine sogenannte Kohärenzmaske
als Objektmaske, und durch die Wirkung des bildseitigen Beugungsgitters 4 entstehen
Scherinterferogramme, die für
das Aberrationsverhalten des vermessenen Prüflings 1, hier des
Mikrolithographie-Projektionsobjektivs, indikativ sind. Die Scherinterferogramme
werden vom Detektorelement 6 aufgenommen, und die von ihm
gewonnenen Messdaten werden einem Auswerterechner 7 zugeführt. Durch
mehrere Messungen mit lateral verschobenem Beugungsgitter 4 lässt sich
der Wellenfrontgradient in einer Pupille, d.h. Pupillenebene, des
Objektivs 1 und folglich durch Aufintegration der Wellenfrontverlauf
in der Pupille und daraus das gesuchte Aberrationsverhalten des
Objektivs 1 ermitteln. Die Details dieser lateralen Scherinterferometrietechnik zur
Prüflingsvermessung
sind an sich bekannt und bedürfen
daher hier keiner weiteren Erläuterungen. Es
kann hierzu beispielsweise auf entsprechende frühere Patentanmeldungen der
Anmelderin verwiesen werden. Das rechte untere Teilbild von 1 soll diesen
Sachverhalt durch Wiedergabe eines vom Detektorelement 6 aufgenommenen
typischen Scherinterferogramms 8 symbolisieren, das für den Wellenfrontphasenverlauf
in der Pupille des Prüflings 1 repräsentativ
ist.
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Ohne
Kalibrierungsmaßnahmen
beinhaltet der solchermaßen
durch die Scherinterferometriemessungen erhaltene ortsabhängige Wellenfront-Phasenverzögerungsverlauf
im Pupillenraum, d.h. einem die Pupillenebene aufspannenden Pupillenkoordinatensystem,
neben dem gesuchten Beitrag durch den zu vermessenden Prüfling 1 auch
weitere, additive Beiträge
von allen anderen eingesetzten, fehlerbehafteten optischen Komponenten,
hier speziell vom Retikelmodul 2 und vom Sensormodul 3 der
Vermessungsvorrichtung. Das erfindungsgemäße Kalibrierverfahren dient
dazu, diese Störbeiträge in einer
vorteilhaften Weise zu eliminieren bzw. wenigstens insoweit zu unterdrücken, dass
eine gewünschte
Genauigkeit der Vermessung z.B. im Subnanometerbereich erzielt werden
kann.
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Es
sei an dieser Stelle der Vollständigkeit halber
erwähnt,
dass zur Vermessung des Prüflings 1 mit
der Vermessungsvorrichtung von 1 noch eine übliche und
daher hier nicht weiter gezeigte Lichtquelle gehört, bei der es sich im Anwendungsfall einer
Mikrolithographie-Projektionsbelichtungsanlage
insbesondere um ein Beleuchtungssystem derselben handeln kann. Die
Vermessungsvorrichtung kann hierbei in-situ in die Belichtungsanlage integriert
werden, indem ein übliches
Retikelmodul durch die Messretikeleinheit 2 ersetzt bzw.
durch geeigneten Objektmaskentausch temporär in eine solche umgestaltet
wird und eine übliche
Waferstage durch das Sensormodul 3 ersetzt wird. Alternativ
kann die Vermessungsvorrichtung an einem separaten Messplatz aufgebaut
sein, in den der Prüfling 1 zur
Vermessung eingebracht wird, wobei der Messplatz vorzugsweise eine
Lichtquelle aufweist, die mit derjenigen identisch ist, welche für den normalen
Betrieb des Prüflings 1 verwendet
wird, z.B. ein hierzu benutztes Beleuchtungssystem. Dem Retikelmodul 2 ist eine
Retikelpositioniereinheit 9 zugeordnet, und dem Sensormodul 3 ist
eine Sensorpositioniereinheit 10 zugeordnet, die jeweils
darauf ausgelegt sind, die für das
Retikelmodul 2 bzw. das Sen sormodul 3 benötigten Bewegungsfreiheitsgrade
und Positionierungen bereitzustellen.
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Nachfolgend
wird auf die charakteristischen Merkmale des erfindungsgemäßen Kalibrierverfahrens,
das eine vollständige
Kalibrierung auch bezüglich
der rotationssymmetrischen, sphärischen
Korrekturbeiträge
ermöglicht,
für den
Anwendungsfall der Aberrationsbestimmung eines Mikrolithographie-Projektionsobjektivs
mit der Vermessungsvorrichtung gemäß 1 anhand
der 2 bis 8 näher eingegangen. Der grundsätzliche
Verfahrensablauf ist im Flussdiagramm von 2 wiedergegeben.
In einem ersten Schritt 20 werden das Messretikel 2 und
der Messsensor 3 unverkippt, d.h. in der in 1 gezeigten
normalen Messstellung, positioniert, und es wird ein erster Messvorgang
durchgeführt. Der
erste Messvorgang beinhaltet dabei wie üblich mehrere Messungen bei
sukzessive lateral verschobenen Positionen des Beugungsgitters bzw.
Schergitters 4 und/oder der retikelseitigen Objektmaske
relativ zum Prüfling 1.
Der durch Auswertung der im ersten Messvorgang aufgenommenen Messdaten
rekonstruierbare Wellenfront-Phasen-verlauf
im Pupillenraum enthält
additiv außer
dem gesuchten Beitrag des Prüflings 1 auch
die Beiträge
des Messretikels 2 und des Messsensors 3. Diese
Störbeiträge werden durch
die nachfolgend erläuterten
Kalibriermessungen eliminiert.
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Dazu
wird in einem nächsten
Schritt 21 das Sensormodul 3 gegenüber seiner
vorherigen unverkippten Stellung um einen Kippwinkel α um eine y-Achse
als Kippachse verkippt. Die entsprechend verkippte Messstellung
ist in 3 gezeigt. Dabei wird hier und im Folgenden auf
ein kartesisches xyz-Koordinatensystem im Ortsraum Bezug genommen,
wie es in den zugehörigen
Figuren angegeben ist, d.h. die z-Achse weist in Richtung einer
optischen Achse A des Prüflings 1 und
damit einer optischen Systemachse des Gesamtsystems von Prüfling 1 und
Vermessungsvorrichtung, während
die xy-Ebene die dazu senkrechte Querebe ne darstellt. In den betreffenden
Figuren liegt jeweils die x-Richtung in der Zeichenebene, die y-Richtung
ist senkrecht zur Zeichenebene.
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In
der ersten Kippstellung gemäß 3 wird dann
ein zweiter Messvorgang durchgeführt,
der wiederum mehrere Einzelmessungen bei lateral verschobenem Schergitter 4 umfasst.
Daraufhin wird das Sensormodul 3 in die inverse Kippstellung
verbracht, d.h. in ihre um den Kippwinkel –α um die y-Achse gekippte Stellung
gemäß 4,
um dann auch in dieser inversen Kippstellung einen entsprechenden
Messvorgang durchzuführen.
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Daraufhin
wird das Sensormodul 3 bezogen auf seine unverkippte Stellung
um die zur y-Achse senkrechte x-Achse in eine entsprechende zweite Kippstellung
verbracht, wobei der Kippwinkel gleich demjenigen der Verkippung
um die y-Achse sein kann, aber nicht muss. In dieser um die x-Achse senkrecht
zur Verkippung um die y-Achse gekippten zweiten Stellung wird dann
gemäß Schritt 22 von 2 ein
dritter Messvorgang aus mehreren Einzelmessungen mit lateral verschobenem
Schergitter 4 durchgeführt.
Dasselbe wird für
eine inverse Kippstellung um die x-Achse wiederholt.
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Es
versteht sich, dass die Sensorpositioniereinheit 10 dafür eingerichtet
ist, die erwähnten
gekippten Messstellungen für
das Sensormodul 3 zu bewirken. Dies kann z.B. dadurch realisiert
sein, dass die Sensorpositioniereinheit 10 direkt je einen
Kippfreiheitsgrad für
das Sensormodul 3 um die x-Achse und die y-Achse bereitstellt.
Alternativ können
die erwähnten
Kippstellungen auch dadurch realisiert werden, dass die Sensorpositioniereinheit 10 eine
Verkippung des Sensormoduls 3 um eine in der xy-Ebene liegende
Achse und eine Verdrehmöglichkeit
um die z-Achse bereitstellt.
So kann z.B. die um die x-Achse gekippte Messstellung durch Verkippen
um die x-Achse und anschließendes
Verdrehen um 90° um
die z-Achse bewirkt werden.
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Wie
dem Fachmann geläufig,
transformiert sich die erwähnte
Verkippung, hier des Sensormoduls 3, im Ortsraum in eine
ortsabhängige
Translation im Pupillenraum. Die 5 und 6 veranschaulichen
schematisch die Wirkung der besagten Verkippungen auf konjugierte
Kanäle
des vermessenen Prüflings
und des Sensormoduls. Speziell veranschaulicht 5 die
unverkippte Grundstellung, in welcher je ein Sensormesskanal S1,
S2, ... mit je einem zugehörigen
Prüflingskanal
P1, P2, ... korrespondiert. 6 veranschaulicht
den um den Kippwinkel α gekippten
Fall, bei dem der Kippwinkel α der Ausdehnung
eines jeweiligen Kanals entspricht, so dass nun der jeweilige Sensorkanal
Si, i=1, 2, ..., mit einem Prüflingskanal
P(i+1) korrespondiert. Wenn keine Überlaufkanäle zugelassen werden, gelangt
in diesem Beispiel der im Prüflingskanal
P1 liegende Wellenfrontanteil nicht mehr in den Sensor. Wie die 5 und 6 veranschaulichen,
lässt sich
durch eine definierte Verkippung des Sensors 3 gegenüber dem
Prüfling 1 der
Bezug zwischen der zu prüfenden Wellenfront
und der Akzeptanzkugel des Sensors 3 auf definierte Weise
verändern.
Es versteht sich, dass es hier und in allen anderen genannten Fällen jeweils
nur auf Relativstellungen ankommt, d.h. für die Kalibriermessungen gemäß den 3 und 4 kann
alternativ zu einer aktiven Verkippung des Sensormoduls 3 der
Prüfling 1 aktiv
verkippt werden. Im allgemeinen ist es jedoch einfacher, den Prüfling 1 stationär zu halten
und die betreffenden Komponenten der Vermessungsvorrichtung aktiv
in die verschiedenen Messstellungen zu verbringen.
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Eine
genauere Rechnung zeigt, dass durch die beschriebenen Messvorgänge entsprechend
den Schritten 20 bis 22 mit den Kalibriermessungen
in mindestens zwei unterschiedlichen, um zwei verschiedene Kippachsen
geneigten Kippstellungen eine vollständige Kalibrierung der Fehlerbeiträge des Sensormoduls 3 möglich ist.
Dabei ist insbesondere praxisrelevant, dass die Aufintegration unvermeidbarer
und an sich irre levanter Fehlertypen vollständig durch eine Fehlerkorrektur
anhand der Integrabilitätsbedingung
beherrscht werden kann, wodurch die Anforderungen an die Aktuatorik,
wie der Sensorpositioniereinheit 10, soweit entlastet werden,
dass sie mit praktikablem Aufwand erfüllt werden können. Ein Einsatz
von zusätzlichen
Kalibriermessungen bei um die z-Achse
verdrehten Stellungen ist prinzipiell nicht notwendig, da keine
weiteren nicht-rotationssymmetrischen Kalibrierlücken beim erfindungsgemäßen Verkippungs-Kalibrierverfahren
auftreten, die noch eliminiert werden müssten. Dennoch können bei
Bedarf in einem Schritt 23 gemäß 2 optional
ein oder weitere Messvorgänge
z.B. bei verschiedenen Drehstellungen um die z-Achse durchgeführt werden,
um die Stabilität
des Kalibrierverfahrens zu steigern, d.h. seine Unempfindlichkeit
gegenüber
unkorrelierten oder noch unbekannten Fehlertypen.
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Anschließend werden
dann in einem Schritt 24 von 2 entsprechende
Kalibrierdaten durch Auswertung der aufgenommenen Messdaten gewonnen,
wobei die Kalibrierdaten die Korrekturbeiträge des Sensormoduls 3 und
insbesondere auch dessen rotationssymmetrische Fehlerbeiträge enthalten.
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In
gleicher Weise wie oben bezüglich
des Sensormoduls 3 beschrieben, erfolgt eine Ermittlung entsprechender
Kalibrierdaten für
die rotationssymmetrischen und nicht-rotationssymmetrischen Fehlerbeiträge des Retikelmoduls.
Dazu wird in einem Schritt 25 von 2 das Retikelmodul
bzw. Messretikel 2 in eine erste Kippstellung gemäß 7 relativ zum
Prüfling 1 verbracht,
z.B. wiederum mit dem Winkelbetrag α. Das Sensormodul 3 verbleibt
hierbei in seiner unverkippten Stellung. Nach Durchführen eines
entsprechenden Messvorgangs mit mehreren Einzelmessungen bei lateral
verschobenem Schergitter 4 wird das Messretikel 2 in
die inverse Kippstellung gemäß 8 verbracht
und in dieser ein entsprechender Messvorgang ausgeführt, siehe
Schritt 26 von 2. Auch bezüglich des Messretikels 2 können optional
weitere stabili tätserhöhende Messvorgänge gemäß Schritt 27 von 2 ausgeführt werden.
Es versteht sich, dass die Retikelpositioniereinheit 9 entsprechend
zur Sensorpositioniereinheit 10 zur Bewirkung der gewünschten
Verstellbewegungen eingerichtet ist.
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Aus
den gewonnenen Messdaten werden dann im Schritt 28 von 2 Kalibrierdaten
mit den rotationssymmetrischen und nicht-rotationssymmetrischen
Korrekturbeiträgen
des Messretikels 2 durch entsprechende Auswertung der erhaltenen
Messdaten gewonnen. Insgesamt können
dadurch die Störbeiträge sowohl
des Messretikels 2 als auch des Messsensors 3 wegkalibriert
und somit der gesuchte Aberrationsbeitrag des Prüflings 1 ermittelt
werden. Eine Verfälschung
des Vermessungsergebnisses durch über das Feld des Prüflings langreichweitig korrelierte
Fehler aufgrund systematischer Messfehler der Komponenten der Vermessungsvorrichtung kann
mit sehr hoher Genauigkeit verhindert werden, d.h. das erfindungsgemäße Kalibrierverfahren
ermöglicht
Aberrationsmessungen mit Genauigkeiten im Subnanometerbereich.
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Der
Fachmann kann anhand seines Fachwissens die Auswertung und die Tauglichkeit
des Kalibrierverfahrens anhand der ihm geläufigen Kenntnis der einschlägigen stahlungsoptischen
Beziehungen und Algorithmen nachvollziehen, so dass dies hier keiner
Darlegung im Einzelnen bedarf. Es seien hierzu lediglich einige
Anmerkungen gemacht, welche die Vorteile des erfindungsgemäßen Kalibrierverfahrens
besonders deutlich machen. Grundlegend ist die Tatsache, dass die
genannten Verkippungen im Ortsraum mit Verschiebungen im Pupillenraum
korrelieren, deren Größe von der
Pupillenkoordinate selbst abhängig
ist, wobei für
kleine Verkippungen eine Linearisierung der maßgeblichen Gleichungssysteme
möglich
und erlaubt ist. Die Fehlerbeiträge der
Prüflingswellenfront
lassen sich in vier additive Anteile aufspalten, nämlich einen
nicht weiter interessierenden globalen Offset, je einen von nur
ei ner der beiden Pupillenkoordinaten abhängigen Anteil und einen explizit
von beiden Koordinaten abhängigen Anteil.
Der letztgenannte Beitrag kann redundant aus der Kippung um jeweils
eine von zwei nichtparallelen Achsen ermittelt werden, im vorliegend
erläuterten Fall
der x- bzw. der
y-Achse. Die beiden von nur jeweils einer Pupillenkoordinate abhängigen Beiträge ergeben
sich aus der Verkippung um je eine zugehörige Kippachse.
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Entscheidend
für die
Bewertung der Schwere und Korrigierbarkeit von Fehlertypen bzw.
einer Kombination von Fehlertypen ist die sogenannte Integrabilitätsbedingung,
wonach die gemischten zweiten partiellen Ableitungen des Prüflingswellenfrontverlaufs
im Pupillenraum wegunabhängig
sind, d.h. die partielle Ableitung zuerst nach der einen und dann
nach der anderen Pupillenkoordinate soll das gleiche Ergebnis liefern
wie die Ableitung zuerst nach der anderen und dann nach der einen
Pupillenkoordinate. Eine entsprechende Fehlerkorrektur bei verletzter
Integrabilitätsbedingung
erfolgt noch vor dem Aufintegrationsprozess, durch den die Prüflingswellenfront
durch Aufintegration der aus den Messungen ableitbaren partiellen
ersten Ableitungen der Prüflingswellenfront
nach den beiden Pupillenkoordinaten erhalten werden kann.
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Bei
den hier einschlägigen
Vermessungsvorrichtungen hängen
die elementaren Fehlertypen unmittelbar mit der Positioniergüte des Vermessungsaufbaus
zusammen, wobei die bei der Wellenfront relevanten Positionierfehler
im Ortsraum in Kippfehler, Rotationsfehler, laterale Translationsfehler
und Hub-/Fokusfehler unterschieden werden können. Die Kippfehler können vergleichsweise
leicht unter die Signifikanzschwelle, wie sie sich durch anderweitige Fehlereinflüsse ergibt,
gesenkt und damit praktisch eliminiert werden, so dass eine Verkippungsaktuatorik
mit moderatem Aufwand genügt.
Beispielsweise erfordert ein niedriges Aberrationsniveau in der
Größenordnung
10nm bei einer Verkippung von 1 ° eine moderate
Kippeinstellgenauigkeit von 0,01 ° für einen
relativen Messfehler von 1 % des Aberrationsniveaus, d.h. 0,1 nm.
Rotationsfehler des Messsensors oder des Messretikels gegenüber dem
Prüfling
verursachen Translationsfehler im Pupillenraum, die linear vom Pupillenort
abhängen.
Durch entsprechende Auslegung der Verkippungsaktuatorik kann auch
hier eine hinreichende Unterdrückung
mit moderatem Aufwand erzielt werden. Liegt die Dreh-/Kippachse nicht
exakt auf der durch das Gitter aufgespannten Ebene, so wandert das
Konvergenzzentrum der einfallenden Kugelwelle beim Verkippen relativ
zum Messsensor bzw. Messretikel horizontal und vertikal aus, was
eine Bildverschiebung auf dem Messsensor verursacht, die einer geometrischen
Verzeichnung gleichkommt. Diese entspricht wiederum einer Kippung
im Pupillenraum und lässt
sich geeignet beherrschen. Eine vertikale Auswanderung der Wellenfront-Kugelwelle
relativ zum Messsensor oder Messretikel als Folge einer fehlerbehafteten
Verkippung entspricht einem Defokus. Dieser kann durch Nachführen des
Messsensors bzw. Messretikels bis auf einen unbedeutenden Restbeitrag
berücksichtigt
werden.
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Die
Kipp- und Rotationsfehler skalieren sämtlich mit dem Prüflingsniveau
und sind bei entsprechender Ausgestaltung der Verkippungsaktuatorik
ausreichend leicht zu beherrschen. Weiter lässt sich zeigen, dass die Gewichte
der anderen Fehlermuster bezüglicher
lateraler Translationsfehler und Hub-/Fokusfehler aufgrund ihrer
unterschiedlichen funktionalen Verläufe über die Integrabilitätsbestimmung
ermittelt und herausgerechnet werden können, mit Ausnahme des Ortsraum-Translationsfehlers
in y-Richtung bei Verkippung um die x-Achse und des Ortsraum-Translationsfehlers
in x-Richtung bei Verkippung um die y-Achse, die prinzipbedingt
nicht unterscheidbar sind. Jedoch zeigt sich, dass eine entsprechende
Aufintegration dieser beiden Fehlermuster zu identischen Beiträgen führt, die
bis auf den unbedeutenden Offsetanteil gerade dem an sich irrelevanten
Defokusbeitrag entsprechen. Daraus resultiert die komplette Kalibrierbarkeit
einer Wellenfrontvermessungsvorrichtung durch das erfindungsgemäße Verkippungs-Kalibrierver fahren.
Zur Separation des Vermessungsaperaturbeitrags wird die Messsensoreinheit
und die Messretikeleinheit, letztere z.B. mit einem Objektgitter,
einer Streuscheibe und einem Linsenarray oder dergleichen, nach
dem identischen Kalibrierverfahren kalibriert, wobei angenommen
sei, dass der Beleuchtungsteil des Systems selbst keinen Kalibrierbeitrag
liefert oder selbiger anderweitig ermittelt wird.
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Die
Komplettkalibrierung erfordert zwei Kalibrierschritte. Im ersten
Schritt wird das Sensormodul gegenüber dem Prüfling und dem Retikelmodul
kalibriert und daraus der Sensorbeitrag gewonnen. Im zweiten Schritt
wird das Retikelmodul gegenüber dem
Prüfling
und dem Sensormodul kalibriert und daraus dessen Beitrag gewonnen.
Der gesamte Kalibrierbeitrag der Vermessungsvorrichtung zum Messergebnis
setzt sich dann additiv aus den Teilbeiträgen des Sensormoduls und des
Retikelmoduls zusammen.
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Es
versteht sich, dass sich das erfindungsgemäße Kalibrierverfahren nicht
nur wie gezeigt für
eine Wellenfrontvermessungsvorrichtung vom lateralen Scherinterferometrietyp
zur Vermessung von Projektionsobjektiven in der Mikrolithographie
eignet, sondern für
beliebige, für
diesen oder andere Vermessungszwecke dienende Wellenfrontvermessungsvorrichtungen
einsetzbar ist, z.B. auch solchen, die nach dem Prinzip eines Punktbeugungsinterferometers, eines
Twyman-Green-Interferometers, eines Fizeau-Interfermometers etc.
arbeiten. Darüber
hinaus umfasst die Erfindung auch Kalibrierverfahren sowie zugehörige Messverfahren
und Messvorrichtungen zur Messung anderer optischer Größen, wie
Polarisation, Transmission usw., beliebiger Komponenten von Mikrolithographie-Projektionsbelichtungsanlagen
und anderer Projektionsbelichtungssysteme. Insbesondere umfasst
die Erfindung auch Wellenfrontvermessungsvorrichtungen und andere
Messvorrichtungen, die eine Mehrzahl paralleler Messkanäle aufweisen
und/oder für
eine polarisations-unabhängige
oder polarisationsabhängige
Intensitätsmessung und/oder
eine polarisationsunabhängige
oder polarisationsabhängige
Phasenmessung und/oder zur Passeprüfung an Prüflingsoberflächen eingerichtet
sind.