DE10049404C2 - Mit einem NIR-Marker versehener kunststoff-, glas-, textil- oder papierhaltiger Werkstoff und Verfahren zur Identifizierung dieses Werkstoffs - Google Patents
Mit einem NIR-Marker versehener kunststoff-, glas-, textil- oder papierhaltiger Werkstoff und Verfahren zur Identifizierung dieses WerkstoffsInfo
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Description
Die Erfindung beruht auf einem Verfahren zur Identi
fizierung von Werkstoffen mit der NIR-Spektrometrie
anhand des charakteristischen Absorptionsverhaltens
von Markersubstanzen, die den Werkstoffen beim Verar
beitungsprozess zugesetzt werden. Die Charakteristik
beruht dabei auf mindestens einer dominanten Bande im
NIR-Absorptionsspektrum.
Spektrometrische Verfahren werden in der Prozessana
lytik mit zunehmender Tendenz als Erkennungstechniken
in Materialflussystemen und in der Verfahrenstechnik
eingesetzt. Häufig liefern sie stoffliche Kenngrößen,
die als Signal für das Erkennen der An- oder Abwesen
heit bestimmter Materialien oder Gegenstände im Pro
zess oder als Trennkriterien in Sortier- und Sepa
rierprozessen dienen. Spektrale (Trenn-)Kriterien
etablieren sich neben konventionellen Kriterien (z. B.
Massendichte, Partikelgröße, (elektro-)magnetische
Eigenschaften) und ermöglichen z. B. das automatisier
te Trennen von Stoffgemischen, die mit herkömmlichen
Kriterien oder Erkennungsmethoden nicht getrennt wer
den können (z. B. Aufbereitung im Bergbau: Erkennung
und Abtrennung des Zielminerals durch Farb- oder Ab
sorptionsbandenerkennung an den Gesteinspartikeln).
Weitere Möglichkeiten zur Identifizierung von
Kunststoffen sind aus der DE 44 01 207 A1,
DE 195 22 397 A1, DE 42 13 323 A1 und
der US 5,553,714 bekannt.
NIR-Spektrometer haben sich unter prozesstechnischen
Bedingungen als sehr zuverlässige, robuste Erken
nungssysteme zur Erzeugung prozesstechnischer Meß-,
Steuer-Regel- und Überwachungssignale erwiesen (s.
Converter 33 (5), (1996), 7-8). Entsprechende Prozess
spektrometer und darauf aufbauende Sortiereinheiten
sind seit wenigen Jahren Stand der Technik bei der
Kunststoffsortierung, z. B. zum Zwecke der Abfallauf
bereitung.
Spektrometrische Erkennungsmethoden finden aber immer
dort ihre Grenzen, wo Stoffe mit ähnlichem spektralem
"Fingerabdruck" schnell und irrtumsarm unterschieden
werden sollen. Die Möglichkeit der Verwendung von
Markierungssubstanzen mit dominanten NIR-spektralen
Eigenschaften ist aus der Patentliteratur in einem
Fall bekannt. In der US 5,397,819 sowie in der US 5,461,136
wird die Verwendung von organischen NIR-
Fluorophoren für das Markieren von Kunststoffen be
schrieben. Die Anwendung dieser NIR-aktiven Marker
ist allerdings darauf beschränkt, das NIR-Fluorophor
kovalent in das Polymergerüst einzubinden oder im Po
lymer molekulardispers zu verteilen (d. h. zu lösen).
Außerdem ist die Erkennung des Markers auf die NIR-
Fluoreszenzspektrometrie beschränkt.
Kunststoffe sind häufig Bestandteile komplexer
Mischabfälle; selbst reine Kunststoffabfälle bestehen
i. a. aus mehreren Kunststoffarten (PE, PP, PS, PVC
usw.) und fast immer aus verschiedenen Kunststoffsor
ten. Als Kunststoffsorten bezeichnet man unterschied
lich additivierte, jedoch aus dem selben Polymer be
stehende Kunststoffe. Gängige Kunststoffadditive auf
organischer Basis (wie z. B. Weichmacher, Gleitmittel,
Antioxidanzien, UV-Absorber, Farbstoffe, etc.) in den
üblicherweise eingesetzten Mengen zeigen nur geringe
NIR-spektrale Signale: Ihnen fehlen i. a. auch andere,
prozessanalytisch mit vertretbarem Aufwand erfassbare
Eigenschaften. Erschwerend kommt hinzu, dass es durch
die Fülle der am Markt erhältlichen Kunststoffadditi
ve und Anforderungsprofile an Kunststoffe eine nahezu
unüberschaubare Kombination von Additiven in unter
schiedlichen Anteilen in den verschiedenen Kunst
stoffsorten gibt. Kunststoffe können sortenspezifisch
daher nur mit erheblichem diagnostischem Aufwand,
wenn überhaupt, sicher erkannt werden. Für das
schnelle (Echtzeit-) Erkennen im Rahmen von verfah
renstechnischen oder Materialflussprozessen sind kei
ne Lösungen bekannt. Insbesondere sind keine Markie
rungssubstanzen oder -methoden bekannt, die die ge
wünschten Erkennungen für Kunststoffe in technisch
anwendbarer Weise unterstützen. Dies gilt jedenfalls
für den prozessanalytisch wichtigen Bereich der NIR-
Detektion im Reflexions- bzw. Absorptionsmodus. Die
heute angewandte NIR-Detektion führt allenfalls zur
Erkennung von Kunststoffarten (mit einer Artenrein
heit von ca. 80 bis 90% in der positiv sortierten
Fraktion), keinesfalls aber zur Unterscheidung unter
schiedlicher Kunststoffsorten.
Mit dem Stand der Technik der NIR-Spektrometrie ist
es somit, von dem oben beschriebenen Sonderfall der
in den beiden US-Patenten offenbarten Vorgehensweise
abgesehen, nicht möglich, Gegenstände anhand stoffli
cher Kriterien hinreichend eindeutig zu unterschei
den, die aus dem selben polymeren Basismaterial bzw.
der selben polymeren Basismaterialkombination gefer
tigt sind, sich aber durch sekundäre stoffliche Kri
terien (Minorkomponenten, Strukturmerkmale) unter
scheiden.
Vor diesem Hintergrund war es Aufgabe der vorliegen
den Erfindung, einen mit einem NIR-Marker versehenen
Werkstoff aus einem kunststoff-, glas-, textil- oder
papierhaltigen Material oder einem Verbundwerkstoff
hiervon zu liefern, der mit NIR-spektrometrischen Me
thoden spektral identifiziert werden kann. Die Mar
kierung verleiht den Werkstoffen eine charakteristi
sche NIR-spektrale Eigenschaft, mit deren Hilfe sie
prozessanalytisch erkannt werden können.
Diese Aufgabe wird durch den gattungsgemäßen Werk
stoff mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Die
Identifizierung der Werkstoffe wird durch das gat
tungsgemäße Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
12 gelöst. Die jeweiligen Unteransprüche enthalten
vorteilhafte Weiterbildungen. Die Verwendung des Ver
fahrens wird in den Ansprüchen 24 und 25 beschrieben.
Die erfindungsgemäße Markierung verleiht dem Material
oder Gegenstand ein eindeutiges und stark ausgepräg
tes Absorptions-/Reflexionsspektrum im NIR in Form
mindestens einer dominanten Bande im NIR-
Absorptionsspektrum. Diese Eigenschaft kann schnell
und ohne Zuhilfenahme weiterer Maßnahmen, wie z. B.
chemometrischer Verfahren, mit NIR-spektrometrischen
Methoden gemäß dem Stand der Technik festgestellt
werden.
Die erfindungsgemäße Markierung ist insbesondere dann
vorteilhaft, wenn Materialien oder Gegenstände er
kannt bzw. unterschieden werden sollen, die von Haus
aus im NIR-Bereich kein charakteristisches oder aus
reichend unterscheidbares Absorptions- bzw. Refle
xionsspektrum besitzen. Ein weiterer Vorteil besteht
darin, dass erfindungsgemäß markierte Materialien
oder Gegenstände an ihrem NIR-Spektrum auch dann er
kannt werden können, wenn dieses Spektrum durch an
haftende oder mit den Materialien oder Gegenständen
gemischte Stoffe überlagert wird.
Durch Verwendung mehrerer erfindungsgemäßer Marker
kann mehr als eine erfindungsgemäß markierte Materi
alsorte oder Sorte von Gegenständen parallel erkannt
und auch voneinander unterschieden werden. Wendet man
mehr als einen Marker erfindungsgemäß auf ein, und das
selbe Material oder den selben Gegenstand an, können
auch komplexere Informationen im Material oder auf
dem Gegenstand gespeichert und mittels NIR prozess
technisch erkannt werden, z. B. das Herstelldatum, die
Zielanwendung oder der Empfänger des Materials oder
des Gegenstands, seine stoffliche Zusammensetzung
usw.
Die Detektion des Markers ist auch dann möglich, wenn
das Basismaterial Absorptionen im Bereich des Markers
aufweist, da die erfindungsgemäß einzusetzenden Mar
ker sehr viel intensivere Signale (d. h. einen größe
ren Absorptionskoeffizienten) aufweisen als alle üb
licherweise in der Kunststoffverarbeitung eingesetz
ten Additive/Zuschlagsstoffe. Die dominante Bande ist
dabei selbst im Falle einer Überlagerung mit den NIR-
Absorptionsspektren des Werkstoffs und der mit dem
Werkstoff verbundenen Stoffe spektral eindeutig er
kennbar.
Bevorzugt weist der NIR-Marker mindestens eine domi
nante NIR-Absorptionsbande mit einer Halbwertsbreite
von jeweils weniger als 400 cm-1, besonders bevorzugt
weniger als 150 cm-1, aufweist.
Marker mit den für die Ausführung der Erfindung not
wendigen Eigenschaften haben wir bisher bei einigen
mineralischen Stoffen gefunden. Bestimmte Mineralien
besitzen sehr charakteristische NIR-spektrale Eigen
schaften, die auch bei Überlagerung mit den NIR-
Spektren vieler anderer Stoffe dominieren. Ihr domi
nanter NIR-spektraler Fingerabdruck beruht auf Signa
len, die von Wassermolekülen ausgehen, welche fest
gebundener Bestandteil des Minerals sind und bei An
regung mit NIR-Licht nur in bevorzugten Raumrichtun
gen schwingen; dem entspricht, dass eine solche Sub
stanz im NIR über einem schmalen Wellenzahlenbereich
ein sehr hohes Absorptionssignal (= großer molarer
Absorptionskoeffizient) aufweist.
Beispiele für Mineralien mit einem für die erfin
dungsgemäße Anwendung geeigneten NIR-Spektrum sind
Talkum, Kaolin und basisches Magnesiumcarbonat. Zu
sätzliche Auswahlkriterien für eine Markersubstanz
sind die Wärmebeständigkeit/physikalisch-chemische
Stabilität einschl. Strukturstabilität des Markers
mit Rücksicht auf die Verarbeitungsbedingungen bei
der Dotierung eines Materials oder beim Aufbringen
des Markers auf einen Gegenstand, sowie physikalische
Eigenschaften der aus solchen Mineralien herstellba
ren Pulver (Agglomerationsverhalten, Dispergierver
halten in Trägerstoffen, Kompatibilitäten mit Werk
stoffen usw.).
Insbesondere ist die erfindungsgemäße Markierung als
Dotiermittel auf verschiedene Werkstoffe anwendbar,
bevorzugt auf alle Arten synthetischer Thermoplaste,
Duromere, Elastomere und Verbundmaterialien und dar
aus hergestellter Gegenstände, indem der NIR-Marker
in die aus dem Werkstoff gebildete Matrix einge
schlossen wird. Dabei handelt es sich jedoch nicht um
eine kovalente Anbindung des Markers an das Polymer.
Sie ist ebenfalls anwendbar auf Biopolymere wie Stär
ke, Proteine, Cellulose und deren chemische Modifika
te, Polymilchsäure, Polycaprolacton und andere biolo
gisch abbaubare Polymere nativer oder synthetischer
Herkunft.
Bevorzugt ist der NIR-Marker in Form einer Beschich
tung auf dem Werkstoff aufgebracht, wobei die Be
schichtung z. B. in Form eines Lackes, eines Kleb
stoffs oder anderen Haftvermittlers aufgebracht sein
kann.
Die erfindungsgemäße Markersubstanz kann auch Be
standteil einer oder mehrerer Schichten in einem ver
bundartig aufgebauten Gegenstand sein (z. B. Verbund
folie, aus Verbundfolie hergestellter Gegenstand)
oder sie kann zwischen den Schichten eines Verbundes
eingebracht worden sein.
Die erfindungsgemäße Markierung ist auf alle Gegen
stände anwendbar, auf deren Oberfläche der erfin
dungsgemäße Marker mittels eines geeigneten Träger
stoffes aufgebracht sein kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren beruht darauf, domi
nante NIR-spektrale Eigenschaften bestimmter NIR-
aktiver Substanzen zu nutzen, um damit markierte
Werkstoffe aus kunststoff-, glas- oder papierhaltigen
Materialien oder Verbundwerkstoffen hieraus mittels
NIR-spektrometrischer Methoden prozesstechnisch spektral
erkennen zu können. Das Erkennen dient dazu, er
findungsgemäß markierte Werkstoffe oder Gegenstände
von nicht oder anderweitig markierten Materialien
oder Gegenständen zu unterscheiden oder die An- oder
Abwesenheit des erfindungsgemäß markierten Materials
oder Gegenstandes in verfahrenstechnischen Prozessen
oder in Materialflusssystemen automatisch detektieren
zu können.
Erfindungsgemäß wird dabei so vorgegangen, dass dem
Werkstoff während des Verarbeitungsprozesses eine
Substanz zugesetzt wird, die mindestens eine dominan
te Bande im NIR-Absorptionsspektrum besitzt, die auch
bei Überlagerung mit den NIR-Absorptionsspektren des
Werkstoffs und der mit dem Werkstoff verbundenen
Stoffe spektral erkennbar ist, oder nach Abschluss
des Verarbeitungsprozesses diese Substanz am Werk
stoff befestigt wird. Dieser Werkstoff kann dann z. B.
in Trenn- oder Sortierprozessen anhand des charakte
ristischen Absorptionsverhaltens des NIR-Markers spä
ter mit der NIR-Spektrometrie identifiziert werden.
Die Erkennung durch ein "NIR-Auge" dient insbesondere
der Erzeugung eines (elektrischen oder sonstigen) Si
gnals, welches die An- oder Abwesenheit eines be
stimmten Werkstoffs oder einer bestimmten Art von Ge
genständen in einem Prozess oder an einer bestimmten
Stelle im Prozess anzeigt. Solche Signale können z. B.
für die Lösung überwachungs-, steuer- und regeltech
nischer Aufgaben im Rahmen der Prozessleittechnik
verwendet werden. Insbesondere liefern solche Signale
steuer- und regeltechnische Kriterien für Sortier-
und Separierprozesse in der Verfahrenstechnik. Hierin
liegt ein deutlicher Vorteil gegenüber dem Stand der
Technik.
Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens gelingt es
insbesondere, eine bestimmte Kunststoffsorte bzw.
daraus hergestellte Gegenstände in einem Gemisch zu
erkennen und unter Verwendung des Erkennungssignals
automatisiert auszusortieren. Auf diese Weise ist das
Abtrennen einer sortenreinen Gemischfraktion möglich.
Dies ist z. B. Voraussetzung für das Herstellen hoch
wertiger Kunststoffrecyclate aus nicht sortenrein
(z. B. nicht als Produktionsabfall) anfallenden Kunst
stoffabfällen. Eine solche Sortiertechnik ist nach
Stand der Technik nicht oder nur mit erheblich größe
rem Aufwand verfügbar.
Als Markierungssubstanzen für Materialien und Gegen
stände, die ein NIR-"Auge" zweifelsfrei von einer
großen Zahl anderer Materialien oder Gegenstände un
terscheiden soll, eignen sich insbesondere Minerali
en, welche die erfindungsgemäß erforderlichen NIR-
spektralen Eigenschaften aufweisen.
Die NIR-Marker können dabei auch in pulverförmiger
Form zugesetzt werden. Die erfindungsgemäß zu verwen
denden Marker sind als Pulver mit vielen anderen
Stoffen mischbar.
Das erfindungsgemäße Markieren kann auf unterschied
liche Weise erfolgen, wobei aufwendige chemische Pro
zesse zum Einbringen des Markers nicht erforderlich
sind.
Als Markierungstechnik eignen sich unter den oben an
gegebenen Bedingungen
- - das Dotieren von Werkstoffen, d. h. Einmischen des pulverförmigen Markers in schmelzeflüssige, in Lö se- oder Dispergiermittel vorliegende oder pulver förmige Stoffe, vor der Ausformung von Gegenständen, wie z. B. das Markieren von Kunststoffen im Zuge der Granulatherstellung,
- - die Aufbringung des pulverförmigen Markers in min destens einer Schicht bei schichtartigen Verbund werkstoffen oder aus einem Verbund aufgebauten Ge genständen, einschließlich des Einbringens des Markers zwischen mindestens zwei Schichten des Verbundes,
- - die Oberflächenbehandlung des Werkstoffs in Form einer den Marker enthaltenden oder aus dem Marker bestehenden Beschichtung, die z. B. mittels PVD- oder CVD-Verfahren aufgebracht wird, wobei auch die Beschichtung auf einem Trägermaterial möglich ist, das nachträglich mit dem Werkstoff verbunden wird,
- - die Aufbringung des pulverförmigen Markers im Zuge von Lackier-, Bedruckungs- oder Etikettier vorgängen,
- - die Aufbringung des Markers zusammen mit einem be schichteten oder unbeschichteten flachen Träger, z. B. einem Etikett, welcher auf den zu markieren den Werkstoff oder Gegenstand aufgebracht wird.
Das zur Erkennung dieser Eigenschaft erfindungsgemäß
anzuwendende spektrometrische Prinzip beruht auf der
Aufzeichnung und Auswertung der spezifischen Absorp
tion und/oder der Reflexion nicht absorbierter Strah
lung im Wellenlängenbereich des Nahen Infrarot. De
tektiert wird üblicherweise im Reflexionsmodus. Hier
für erforderliche NIR-Prozessspektrometer sind Stand
der Technik.
Die erfindungsgemäßen Verwendungen des Verfahrens
lassen sich dabei anhand der folgenden beispielhaften
Fälle verdeutlichen:
- 1. Ein vom Hersteller A erfindungsgemäß dotierter Werkstoff kann nach seiner Herkunft gegenüber den gleichen Werkstoffen, die von anderen Herstellern stammen, unterschieden werden.
- 2. Ein Werkstoff-Compound, das sich chemisch nur strukturell oder bezüglich Minorkomponenten in seiner Additivierung von anderen Compounds des gleichen Werkstoffs unterscheidet, kann mit Hilfe der erfindungsgemäßen Markierung erkannt und durch darauf abgestimmte Sortierung aus Gemischen sor tenrein separiert werden. Dies ist die wichtigste Voraussetzung für das Herstellen eines hochwerti gen Recyclats aus dem entsprechenden Werkstoffab fall.
- 3. Der Abfüller A benutzt für die von ihm verwendeten Kunststoff-Getränkeflaschen einen erfindungsgemä ßen Marker (z. B. als Bestandteil der Druckfarbe für den Barcodeaufdruck, mit dem jede Flasche im Zuge des Abfüllprozesses versehen wird), um "sei ne" Flaschen im Zuge der Retribution im Mehrweg oder für abfüllerspezifische Recyclingmaßnahmen im Einwegverpackungsbereich identifizieren und sor tieren zu können. Bei der Aussortierung bestimmter Qualitäten des Verpackungskunststoffs Polyethylen terephthalat (PET) aus post consumer Verpackungs abfällen könnte künftig die erfindungsgemäße Mar kierung zum Einsatz kommen: Hier könnte ein "high quality"-Recyclingpool gebildet werden, dem ent sorgungspflichtige Abfüller unter bestimmten Vor aussetzungen (Flaschenmaterial-Kriterien) beitre ten können (Stichwort: "Markierungslizenz"). PET wird ein großes Marktpotenzial bei Kunststoff- Getränkeflaschen vorausgesagt - die Akzeptanz des Materials beim Verbraucher wird jedoch in hohem Maße von einem anerkannt hochwertigen Recycling von PET abhängen.
Ein Ausführungsbeispiel des Verfahrens soll im fol
genden Beispiel aufgezeigt werden.
Zu einer vorgelegten Menge Klarlack auf Acryl-Basis
werden 10 bis 50 Gew.-% Talkum bis zur optischen Homo
genität eingerührt. Eine kleine Menge der so erhalte
nen Lack-Formulierung wird mit einem Pinsel auf die
äußere Oberfläche einer handelsüblichen 1,51 PET-
Flasche aufgetragen. Nach dem Trocknen des Lacks bei
Raumtemperatur erfolgt die Detektion mittels FT-NIR-
Spektrometer im Reflexionsmodus unter Verwendung ei
ner Quartzglasfasersonde. Es wird ein Lichtblitz
(1 Scan) auf die Markierung gestrahlt und die spek
trale Zusammensetzung des reflektierten Lichts analy
siert. Das Ergebnis, ein "1-Scan-Spektrum", ist in
Fig. 1 dargestellt. Hierin ist das NIR-Spektrum einer
mit talkumhaltigen Acryllack markierten PET-Flasche
(a) im Vergleich zu den NIR-Einzelspektren von Acryl
lack (b), PET (c) und Talkum (d) dargestellt.
Das Ergebnis der Messung kann vom Spektrometer-
Rechner in ein normiertes Signal überführt und über
eine I/O-Karte in die Steuerung einer Sortieranlage
eingespeist werden.
Fig. 2 zeigt einen Ausschnitt aus den NIR-Spektren
von drei geeigneten Markern: Talkum (a), basisches
Magnesiumcarbonat (b) und Kaolin (c)
Claims (26)
1. Mit einem NIR-Marker versehener kunststoff-,
glas-, textil- oder papierhaltiger Werkstoff
oder Verbundwerkstoff hiervon, enthaltend minde
stens eine Komponente mit mindestens einer domi
nanten Bande im NIR-Absorptionsspektrum, die
auch bei Überlagerung mit den NIR-
Absorptionsspektren des Werkstoffs und der mit
dem Werkstoff verbundenen Stoffe spektral er
kennbar ist.
2. Werkstoff nach mindestens einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der
NIR-Marker mindestens eine dominante Absorpti
onsbande mit einer Halbwertsbreite von jeweils
weniger als 400 cm-1 besitzt.
3. Werkstoff nach mindestens einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der
NIR-Marker mindestens eine dominante Absorpti
onsbande mit einer Halbwertsbreite von jeweils
weniger als 150 cm-1 besitzt.
4. Werkstoff nach mindestens einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der
NIR-Marker mineralisch ist.
5. Werkstoff nach mindestens einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der
NIR-Marker ausgewählt ist aus der Gruppe
Kaolin, Talkum und basisches Magnesiumcarbonat
oder deren Gemischen.
6. Werkstoff nach mindestens einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der
NIR-Marker in einer durch den Werkstoff gebilde
ten Matrix eingeschlossen ist.
7. Werkstoff nach mindestens einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der
NIR-Marker als Beschichtung auf dem Werkstoff
aufgebracht ist.
8. Werkstoff nach Anspruch 7, dadurch gekennzeich
net, dass die Beschichtung die Funktion eines
Lackes, eines Klebstoffs, einer Druckfarbe, ei
nes Primers oder eines Haftvermittlers besitzt.
9. Werkstoff nach mindestens einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der
Werkstoff als schichtartiger Verbund aufgebaut
ist und der NIR-Marker in mindestens einer
Schicht enthalten ist.
10. Werkstoff nach Anspruch 9, dadurch gekennzeich
net, dass der NIR-Marker in mindestens einem
Zwischenraum zwischen zwei Schichten enthalten
ist.
11. Werkstoff nach mindestens einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein
den NIR-Marker enthaltender Träger am Werkstoff
befestigbar ist.
12. Verfahren zur Identifizierung von kunststoff-,
glas- oder papierhaltigen Werkstoffen oder Ver
bundwerkstoffen hiervon mit der NIR-
Spektrometrie, wobei
- a) während des Verarbeitungsprozesses dem Werk stoff als NIR-Marker mindestens eine Komponente mit mindestens einer dominanten Bande im NIR-Absorptionsspektrum, die auch bei Überlagerung mit den NIR-Absorptionsspektren des Werkstoffs und der mit dem Werkstoff ver bundenen Stoffe spektral erkennbar ist, zuge setzt wird oder nach Abschluß des Verarbei tungsprozesses am Werkstoff angebracht wird und
- b) der Werkstoff anhand des charakteristischen Absorptionsverhaltens des NIR-Markers mit der NIR-Spektrometrie identifiziert wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, dass als NIR-Marker eine
mineralische Komponente zugesetzt wird.
14. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12
oder 13,
dadurch gekennzeichnet, dass der NIR-Marker in
pulverförmiger Konsistenz zugesetzt wird.
15. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12
bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass der NIR-Marker in
die Werkstoff-Matrix eingebaut wird.
16. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12
bis 15,
dadurch gekennzeichnet, dass als Werkstoff ein
Kunststoff eingesetzt wird und diesem im schmel
zeflüssigen Zustand der NIR-Marker zugesetzt
wird.
17. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12
bis 16,
dadurch gekennzeichnet, dass als Werkstoff ein
Verbundwerkstoff mit einer Schichtstruktur ausgewählt
wird, bei dem in mindestens einer
Schicht der Marker zugesetzt wird.
18. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12
bis 17,
dadurch gekennzeichnet, dass als Werkstoff ein
Verbundwerkstoff mit einer Schichtstruktur aus
gewählt wird, bei dem in mindestens einem Zwi
schenraum zwischen zwei Schichten der Marker zu
gesetzt wird.
19. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12
bis 18,
dadurch gekennzeichnet, dass durch Oberflächen
behandlung der Werkstoff vollständig oder parti
ell beschichtet wird, wobei die Beschichtung die
Markersubstanz enthält.
20. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12
bis 19,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenbe
handlung mittels CVD oder PVD erfolgt.
21. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12
bis 20,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenbe
handlung mittels Lackier- oder Bedruckungsvor
gängen erfolgt.
22. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 10
bis 18,
dadurch gekennzeichnet, dass ein den NIR-Marker
enthaltender Träger mittels eines Klebstoffs
oder Haftvermittlers am Werkstoff befestigt
wird.
23. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 12
bis 22,
dadurch gekennzeichnet, dass der NIR-Marker mit
einem Etikett als Träger am Werkstoff befestigt
wird.
24. Verwendung des Verfahrens nach mindestens einem
der Ansprüche 12 bis 23 zur Identifizierung von
Werkstoffen in Trenn- und Sortierprozessen.
25. Verwendung des Verfahrens nach mindestens einem
der Ansprüche 12 bis 23 zur Erkennung eines
Werkstoffs in einem verfahrenstechnischen Pro
zess oder in einem Materialflusssystem.
26. Verwendung des Verfahrens nach mindestens einem
der Ansprüche 12 bis 23 zur Identifizierung der
Echtheit oder Originalität von Dokumenten, Bank
noten oder Gegenständen oder zum Nachweis von
Urheberrechtsverletzungen oder widerrechtlicher
Inbesitznahme.
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