VERFAHREN UND VORRICHTUNG ZUR ERZEUGUNG VON BOHRUNGEN MITTELS ULTRAKURZPULS¬ LASER DURCH ABTRAGEN VON WEITEREM MATERIAL IM BEREICH DER WANDUNG EINER VOR- BOHRUNG
Stand der Technik
Die Erfindung geht von einem Verfahren aus, wie es in der Schrift WO 00/67945 bekannt ist. Bei dem bekannten Verfahren werden gepulste Laser eingesetzt, um Material von einem Werkstück abzutragen. Hierbei können flächenmäßige Abtra¬ gungen vorgenommen werden oder auch Ausnehmungen und Bohrungen gefertigt werden. Die Verwendung von gepulsten Lasern ist hierbei von Vorteil, weil ein Dauerbetrieb des Lasers zu einer dauernden Verdampfung von Material des Werk¬ stücks führt. Der Laserstrahl wird dann durch diese Dampf- und Plasmawolke ge¬ schwächt, was die Bohrungspräzision und die Bohrungsgeschwindigkeit negativ beeinflusst.
Es ist weiter bekannt, extrem kurze Laserpulse zu verwenden, was folgenden Vor¬ teil aufweist: durch die hohe Energiedichte und die kurze Pulsdauer verdampft das Material des Werkstücks augenblicklich und wird durch die thermische Ausdeh¬ nung des verdampften Materials weggeschleudert. Dadurch kann sich das umlie¬ gende Material nicht erwärmen und es entsteht keine Schmelze, wie sie sonst ins- besondere bei metallischen Werkstücken auftritt. Damit lassen sich sehr präzise
Materialabtragungen durchführen bis in den Mikrometer-Bereich. Der Nachteil dieser Methode ist, dass sie relativ langsam ist, da große Energiedichten nötig sind und ein sehr kurzer Laserpuls nur wenig Energie beinhaltet. Die lange Prozessdau¬ er führt jedoch dazu, dass diese Methode in der Praxis relativ teuer ist und sich nur bedingt für eine Massenfertigung von Produkten eignet.
Um die Prozessdauer zu verkürzen kann die Pulslänge vergrößert werden, um mehr Energie in einem Laserpuls zur Verfügung zu haben. Hierdurch erhöht sich der Materialabtrag und die Prozesszeit sinkt, jedoch wird die Präzision schlechter, da jetzt zunehmend thermische Veränderungen in der Umgebung des Laser-
Auftreffpunkts stattfinden und Schmelze entsteht. Dies führt gerade bei sehr klei¬ nen Bohrungen und Ausnehmungen zu ungenauen Abmessungen, die außerhalb der Toleranzen liegen. So ist es beispielsweise bei der Fertigung von Einspritzöffhun- gen in Diesel-Einspritzventilen nötig, mehrere Bohrungen mit einem Durchmesser von zum Teil unter 100 μm und einer Länge von etwa 1000 μm herzustellen, wo¬ bei eine sehr geringe Toleranz von weniger als 1 μm einzuhalten ist. Solche Boh¬ rungen sind mit den bekannten Verfahren nicht mit der notwendigen Präzision und in der für die wirtschaftliche Herstellung notwenig kurzen Zeit herstellbar.
Das aus der WO 00/67945 bekannte Verfahren weist jedoch den Nachteil auf, dass kurze und lange Laserpulse gleichzeitig oder wiederholt nacheinander eingesetzt werden sollen. Durch das wiederholte Einsetzen von langen und kurzen Laserpul¬ sen besteht jedoch die Gefahr, dass durch die langen Laserpulse Material an den Stellen abgetragen oder aufgeschmolzen wird, die bereits von den kurzen Laser- pulsen bearbeitet worden sind. Dies beeinträchtigt die erreichbare Präzision der
Bohrung bzw. der Materialabtragung.
Vorteile der Erfindung
Das erfindungsgemäße Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 weist demgegenüber den Vorteil auf, dass sich in kurzer Zeit sehr präzise Bohrungen in Werkstücke einbringen lassen. Hierzu wird eine Vorbohrung in das Werkstück eingebracht, wobei die Vorbohrung geringere Abmessungen aufweist als die ge¬ wünschte Endform der Bohrung. Anschließend wird mit einem Ultrakurzpuls- Laser die Wandung der Vorbohrung erweitert und präzise bearbeitet, bis die ge¬ wünschte Bohrungsform hergestellt ist. Da die Vorbohrung mit einem beliebigen Verfahren eingebracht werden kann, können schnelle Verfahren mit geringer Präzi¬ sion gewählt werden. Die Vorbohrung kann hierbei entweder ebenfalls mittels ei¬ nes Lasers oder auch mit anderen Verfahren eingebracht werden.
Gemäß den abhängigen Ansprüchen sind vorteilhafte Ausgestaltungen des Gegens¬ tandes der Erfindung möglich. In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird die Vor¬ bohrung mit Hilfe eines Langpuls-Lasers erzeugt, der deutlich längere und damit energiereichere Laserpulse aussendet als der Ultrakurzpuls-Laser. Hiermit ist es möglich, mit einem einzelnen Puls oder auch mit einigen wenigen, hintereinander ausgeführten Pulsen die Vorbohrung herzustellen.
In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung wird der Strahl des Ultrakurzpuls- Lasers durch eine optische Ablenkvorrichtung so ablenkbar, dass die Wandung der Vorbohrung gezielt bearbeitet werden kann. Dadurch ist eine Bearbeitung der
Vorbohrung möglich, ohne dass der Laser selbst oder das Werkstück bewegt wer¬ den müssen, was mit der nötigen Präzision nicht oder nur schwer möglich wäre. Insbesondere ist es hierbei vorteilhaft, wenn der Laserstrahl durch die optische Vorrichtung entweder parallel versetzt wird oder um einen festen Punkt taumelt. Dadurch lassen sich verschiedene Geometrien der Bohrung herstellen, auch solche, die einen Hinterschnitt oder einen nicht konstanten Querschnitt beinhalten.
Mit einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens lässt sich in vorteilhafter Weise der Laserstrahl des Ultrakurzpuls-Lasers so bewegen, dass sich dadurch die Wandung einer in einem Werkstück ausgebildeten Vorbohrung bearbeiten lässt.
Dafür wird eine optische Umlenkvorrichtung verwendet, beispielsweise in Form ei¬ ner Trepanieroptik, wie sie beispielsweise aus den Schriften DE 101 05 346 Al und US 6 070 813 bekannt ist.
Es ist insbesondere auch vorteilhaft, wenn eine optische Vorrichtung vorhanden ist, die eine koaxiale Anordnung der Laserstrahlen eines Langpuls-Lasers und eines Ultrakurzpuls-Lasers ermöglicht. Dadurch kann mit Hilfe des Langpuls-Lasers die Vorbohrung herstellt werden und anschließend die Vorbohrung mit dem Ultra¬ kurzpuls-Laser bearbeitet werden, ohne dass eine Neujustierung des Lasers oder des Werkstücks nötig ist. Dafür eignet sich eine optische Vorrichtung, die einen halbdurchlässigen Spiegel umiasst, so dass die Laserstrahlen durch Reflexion am Spiegel einerseits und durch Transmission des Spiegels andererseits koaxial zuein¬ ander ausgerichtet werden können.
- A -
Durch eine Umlenkvorrichtung, wie sie bereits bei der Beschreibung der Vorteile des Verfahrens erwähnt ist, lässt sich eine entsprechende Ablenkung des Laser¬ strahls erreichen, so dass auch die Ausbildung von nicht konstanten Querschnitten der Bohrung möglich ist.
Weitere Vorteile sind der Beschreibung und der Zeichnung zu entnehmen.
Zeichnung
In der Zeichnung ist eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens und Zwi¬ schenschritte bei der Herstellung der Bohrungen dargestellt. Es zeigt Figur 1 die schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens,
Figur 2 ein Werkstück mit einer darin ausgebildeten Vorbohrung, Figur 3 dasselbe Werkstück wie in Figur 2 mit der endgültigen Form der
Bohrung und
Figur 4 dieselbe Darstellung wie Figur 3, wobei der Laserstrahl gegenüber der Längsachse der Vorbohrung 5 geneigt ist.
Beschreibung des Ausführungsbeispiels
In Figur 1 ist eine Vorrichtung zur Einbringung einer genau definierten Bohrung in ein Werkstück schematisch dargestellt. Die Vorrichtung umfasst einen Ultrakurz¬ puls-Laser 10, der Laserpulse mit hoher Intensität und mit einer sehr kurzen PuIs- dauer aussenden kann. Die Pulsdauer liegt dabei vorzugsweise im Bereich von
10 fs (10~14 s) bis zu 1 ns (10~9 s), so dass der Laser bei einer entsprechenden Leis¬ tung in der Lage ist, ein Werkstück zu bearbeiten, indem Material lokal verdampft wird. Das Material wird dabei durch den Dampfdruck vom Werkstück so schnell weggeschleudert, dass eine Erwärmung der Umgebung und damit die Bildung ei- ner Schmelze unterdrückt wird. Dadurch lässt sich sehr präzise Material abtragen und entsprechende Ausnehmungen im Werkstück 1 herstellen.
Die Vorrichtung umfasst einen weiteren Laser, der als Langpuls-Laser 12 ausge¬ bildet ist. Dieser Langpuls-Laser wird ebenfalls gepulst betrieben und erzeugt La- serpulse, die eine deutlich längere Dauer haben als die vom Ultrakurzpuls-Laser 10
ausgesendeten Laserpulse. Die Pulsdauer liegt im Bereich von 1 μs bis 1 ms, so dass jeder Laserpuls verhältnismäßig viel Energie in das Werkstück einbringt. Das Material verdampft in dem durch den Laserpuls getroffenen Bereich ebenfalls, je¬ doch wird in der Umgebung durch die relativ lange Strahldauer das Material aufge- schmolzen. Mit dem Langpuls-Laser 12 lässt sich so mit einem oder mit wenigen
Laserpulsen viel Material aus dem Werkstück 1 abtragen.
Der vom Ultrakurzpuls-Laser 10 ausgesandte Ultrakurzpuls-Laserstrahl 100 trifft in seinem Verlauf zuerst auf einen Strahlunterbrecher 17, der es erlaubt, den Ultra- kurzpuls-Laserstrahl 100 zu unterbrechen, wobei der Strahlunterbrecher 17 vor¬ zugsweise elektrisch betrieben ist und eine sehr kurze Schaltzeit aufweist. Im wei¬ teren Verlauf des Ultrakurzpuls-Laserstrahls 100 trifft dieser auf einen halbdurch¬ lässigen Spiegel 14, der den Ultrakurzpuls-Laserstrahl 100 in Richtung des Werk¬ stücks umlenkt. Anschließend trifft der Ultrakurzpuls-Laserstrahl 100 auf eine op- tische Umlenkvorrichtung 20, die es erlaubt, den Laserstrahl parallel um eine Dis¬ tanz d zu versetzen, wobei diese Distanz im Bereich des halben Durchmessers der Vorbohrung 5 liegt. Beispielsweise kann hier eine Trepanieroptik eingesetzt wer¬ den.
Zur Fokussierung des Ultrakurzpuls-Laserstrahls 100 dient die zwischen der Um¬ lenkvorrichtung 20 und dem Werkstück 1 angeordnete Fokussiereinrichtung 22, die den Ultrakurzpuls-Laserstrahl 100 auf den gewünschten Punkt des Werkstücks richtet und dort die höchste Strahlintensität erzeugt. Mit Hilfe der Fokussierein¬ richtung 22 ist auch ein weiterer Versatz oder eine Verkippung des Ultrakurzpuls- Laserstrahls 100 möglich.
Der vom Langpuls-Laser 12 ausgesandte Laserstrahl 120 passiert in seinem Ver¬ lauf, ebenso wie der Ultrakurzpuls-Laserstrahl 100, einen Strahlunterbrecher, der vom selben Typ wie der Strahlunterbrecher 17 ist. Im weiteren Verlauf trifft der Langpuls-Laserstrahl 120 auf einen Spiegel 15, der den Langpuls-Laserstrahl 120 in Richtung des Werkstücks 1 umlenkt. Der Langpuls-Laserstrahl 120 trifft im wei¬ teren Verlauf auf den halbdurchlässigen Spiegel 14 und tritt durch diesen weitge¬ hend hindurch, wobei der Langpuls-Laserstrahl 120 und der Ultrakurzpuls- Laserstrahl 100 so justiert sind, dass sie nach dem halbdurchlässigen Spiegel 14 koaxial zueinander sind. Dementsprechend passiert der Langpuls-Laserstrahl 120
ebenfalls die Umlenkvorrichtung 20 und die Fokussiereinrichtung 22, bis er schließlich auf das Werkstück trifft. Der halbdurchlässige Spiegel 14 und der Spie¬ gel 15 bilden somit eine optische Vorrichtung, um den Ultrakurzpuls-Laserstrahl 100 und den Langpuls-Laserstrahl 120 koaxial auszurichten.
Zur Ausbildung einer Bohrung im Werkstück wird mit der Vorrichtung das folgen¬ de Verfahren durchgeführt: Zuerst wird mit Hilfe des Langpuls-Lasers 12 eine Vorbohrung 5 in das Werkstück eingebracht, wie es in einer vergrößerten Darstel¬ lung in Figur 2 gezeigt ist. Dabei bleibt der Ultrakurzpuls-Laser 10 abgeschaltet bzw. der Strahlunterbrecher 17 geschlossen. Durch einen oder mehrere Laserpulse mit dem Langpuls-Laser 12 wird Material vom Werkstück verdampft, wodurch die Vorbohrung 5 gebildet wird. Durch die thermische Wirkung im Bereich der Vor¬ bohrung 5 auf das Werkstück, das beispielsweise aus Stahl besteht, entsteht eine Schmelze 8, die teilweise in der Vorbohrung 5 erstarrt und teilweise durch die Verdampfung des Materials aus der Vorbohrung 5 austritt und am Bohrungsein¬ gang abgelagert wird.
Zur weiteren Bearbeitung der Bohrung 3 wird der Langpuls-Laser 12 abgeschaltet bzw. der Strahlunterbrecher 18 geschlossen. Anschließend wird der Ultrakurzpuls- Laser 17 geöffnet, so dass der Ultrakurzpuls-Laserstrahl 100 auf das Werkstück treffen kann. Ziel der Bearbeitung mit dem Ultrakurzpuls-Laser 10 ist es, die Vor¬ bohrung 5 zu erweitern und so ihre endgültige Form zu geben. Hierzu wird die Umlenkvorrichtung 20 so eingestellt, dass der Ultrakurzpuls-Laserstrahl 100 auf den Wandbereich der Vorbohrung 5 trifft, wie es in Figur 3 dargestellt ist. Durch die Funktion der Umlenkvorrichtung 20 bewegt sich die Längsachse des Ultra¬ kurzpuls-Laserstrahls 100 hier auf einem Zylinder, wie es durch die Bahn 30 in der Figur 3 angedeutet ist. Hierdurch wird die inzwischen erstarrte Schmelze 8 im Be¬ reich der Wand der Bohrung 3 abgetragen und darüber hinaus weiteres Material, bis die Bohrung 3 die gewünschte Form angenommen hat. Figur 3 zeigt zum Ver- gleich noch die Form der Vorbohrung 5, so dass der Effekt der Materialabtragung durch den Ultrakurzpuls-Laser 10 illustriert wird. Ist die gewünschte Form der Bohrung 3 schließlich hergestellt, wird der Prozess beendet.
Mit Hilfe der Umlenkvorrichtung 20 ist es auch möglich, den Ultrakurzpuls- Laserstrahl 100 um einen Winkel φ zu kippen, wie in Figur 4 dargestellt. Dadurch
triffl der Ultrakurzpuls-Laserstrahl 100 nicht mehr parallel zur Längsachse der Vorbohrung 5 auf dem Werkstück 1 auf, sondern um den Winkel φ geneigt, so dass bei der Materialabtragung mit dem Ultrakurzpuls-Laser 10 eine konische Boh¬ rung 3 entsteht. Durch die Umlenkvorrichtung 20 kann der Ultrakurzpuls- Laserstrahl 100 so bewegt werden, dass er eine Taumelbewegung um einen räum¬ lich festen Punkt 25 beschreibt. Der Punkt 25 kann dabei innerhalb des Werkstücks 1 liegen oder auch außerhalb, wodurch der Verlauf des Durchmessers der Bohrung 3 beeinflussbar ist.
Alternativ kann es auch vorgesehen sein, dass die Vorbohrung 5 nicht mit einem
Langpuls-Laser 12 herstellt wird, sondern beispielsweise durch Elektroerodieren oder mit jedem anderen Verfahren, mit dem sich entsprechende Vorbohrungen in das Werkstück einbringen lassen.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es auch möglich, eine Bohrung mit ei¬ nem nicht-runden Querschnitt herzustellen, beispielsweise mit einem ovalen Quer¬ schnitt. Dies kann mit einem nicht konstanten Querschnitt der Bohrung über deren Länge kombiniert werden, so dass eine sehr große Vielfalt von verschiedenen Boh¬ rungen mit einem Durchmesser im Bereich von 100 μm und weniger in kurzer Zeit und damit kostengünstig hergestellt werden kann. Besonders vorteilhaft ist das
Verfahren bei metallischen Werkstücken, wie beispielsweise Stahl.