Beschreibung
Vorrichtung und Verfahren zur elektrisch beschleunigten Immobilisierung und zur Detektion von Molekülen
Der Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung und ein Verfahren zur elektrisch beschleunigten Immobilisierung von Molekülen und zu ihrer Detektion mittels elektrischer Methoden.
Die Detektion einer oder mehrerer unterschiedlicher Molekülstrukturen aus der Lösung heraus ist ein essentielles Bestandteil vieler biochemischer Unter- suchungen. Eine weit verbreitete Methode besteht darin, die zu detektierenden
Moleküle selektiv zu immobilisieren und anschließend zu detektieren.
Typischerweise werden die zu erkennenden Molekülstrukturen (Zielmoleküle) aus Liganden gebildet, die durch spezifische Rezeptoren (Fängermoleküle) erkannt und gebunden werden. Zu solchen Systemen gehören z.B. Antigen-Antikörper- oder
Ligand-Rezeptor-Reaktionen oder Hybridisierungen von Nukleinsäuren. Als Fängermoleküle können Verbindungen eingesetzt werden, die stabile und spezifische Bindungen mit den zu erkennenden Molekülen eingehen. Beispiele von Fängermolekülen sind mono- oder polyklonale Antikörper, Antigene, Enzyme, Coenzyme, Enzyminhibitoren und -aktivatoren, Proteine, Hormone,
Hormonrezeptoren, Agonisten und Antagonisten für Zellmembranrezeptoren, Oligosaccharide, Lectine, Toxine, Pathogene, Bakterien, Oligonukleotide, Nukleinsäuren, Nukleinsäure bindende Proteine wie z.B. Transkriptionsfaktoren, Peptide oder auch synthetische Paarungssysteme, wie PNA, p-RNA, p-DNA oder CNA etc.. Aber auch unspezifisch wirkende Fängermoleküle, wie z.B. Lectine sind verwendbar. Auch die Inhibierung der Erkennung durch kleine Moleküle oder die Bindung kleiner Moleküle an Biomoleküle selbst ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Die Erkennung der Präsens solcher Molekülstrukturen und in vielen Fällen auch ihre Quantifizierung ist insbesondere in der Wirkstoffentwicklung der
pharmazeutischen Industrie, der Therapieverfolgung bei medizinischer Behandlung, der medizinischen Diagnostik aber auch in den Agrarwissenschaften und der Forensik von Bedeutung.
In der Regel will man eine Probe auf mehrere verschiedenartige Zielmoleküle hin gleichzeitig analysieren. Dazu bietet sich das Format eines Chips an, bei dem auf einem ebenen Substrat verschiedene Sensorpositionen definiert sind. Die selektive Beladung der verschiedenen Sensorpositionen mit spezifischen Erkennungsmolekülen (Fängermoleküle) kann z.B. mit Hilfe eines Dispensers geschehen. Es können jedoch auch elektrische oder andere Verfahren genutzt werden.
Zum Zwecke der Detektion sind eine ganze Reihe von Verfahren entwickelt worden, wie Autoradiographie, Massenspektrometrie oder optische Auslesung z. B. mittels Fluoreszenzspektroskopie.
Die Nachteile dieser Verfahren sind vielfältig. Die meisten bedürfen einer radioaktiven oder fluoreszierenden Markierung der Moleküle oder sind, wie die Massenspektrometrie und die optische Auslesung, apparativ aufwendig und schwierig zu miniaturisieren. Die Immobilisierung selbst findet dabei auf der Oberfläche von festen Substraten statt. Diese Substrate können z.B. dispergierte
Festkörperteilchen (beads), Membranstrukturen oder Gele sein oder auch ebene Oberflächen darstellen, wie Mikrotiterplatten oder Chips.
Wegen der oben beschriebenen Nachteile optischer oder radiographischer Detektionsmethoden wird in zunehmendem Maße daran gearbeitet, elektrische oder elektrochemische Verfahren für die Detektion zu nutzen. Dabei bietet sich als Substrat zur Immobilisierung wegen der guten elektrischen Kontaktierungsmöglich- keiten die Form von Chips an, analog denen, die in der Halbleitertechnik schon lange Stand der Technik sind. Dies hat den weiteren Vorteil, daß man hierbei Erfahrungen und Techniken der Halbleitertechnologie nutzen kann.
Beispiele für elektrische Verfahren und Vorrichtungen dieser Art sind z. B. offenbart in WO-A-88/09499, EP-A-0543550, US-A-5653939, WO-A-97/21094 und WO-A- 97/34140.
Aus der WO-A-96/07917 ist eine elektronische Vorrichtung zum Einsatz für diagnostische Zwecke bekannt, auf einer ersten Oberfläche des Trägers angebracht sind Die DE-A-197 41 716 beschreibt ein adressierbares modulares Erkennungssystem enthaltend mindestens eine immobilisierte Bindungskomponente mit mindestens einer Bindungsstelle und mindestens eine Erkennungsspezies, die an die Bindungskomponente binden kann.
Bei allen diesen Verfahren werden die zu detektierenden Moleküle entweder direkt auf oder zwischen den mit Elektroden bestückten Messchip oder auf einer dafür vorgesehenen Schicht auf dem Chip immobilisiert. In US-A-5653939, WO-A- 97/21094 und WO-A-97/34140 werden sehr feine, im sub-μm-Bereich strukturierte
Elektroden beschrieben, die große Vorteile durch höhere Sensitivität bei der Impedanzspektroskopie und dem Redox-Recycling besitzen. Die Methode des Redox-Recycling wird auch beschrieben in Sensors and Actuators B 26-27 (1995) 394-397.
In US-A-4787963 und WO-A-96/01836 wird ein Verfahren vorgestellt, wie die Immobilisierung der zu detektierenden Moleküle in wässriger Lösung elektrisch gesteuert und beschleunigt werden kann. Dabei nutzt man die Tatsache aus, daß die meisten der interessierenden Moleküle in der Lösung in ionischer Form, also elektrisch geladen, vorliegen. Zur Steuerung und Beschleunigung der
Immobilisierung werden die Moleküle mittels Elektrophorese nahe der Elektrode angereichert und so die Immobilisierungsrate erhöht. Dies verkürzt die zur Immobilisierung der Zielmoleküle notwendige Inkubationszeit der Elektrode bzw. des gesamten Chips deutlich. Dabei wird insbesondere auf die Notwendigkeit einer für diese Moleküle undurchlässigen Schicht über der Elektrode hingewiesen. Auf der anderen Seite muß diese Schicht durchlässig für Wasser und kleine Ionen sein.
In WO-A-96/01836 wird weiterhin offenbart, daß mit diesem Verfahren neben der
selektiven und beschleunigten Immobilisierung der zu detektierenden Moleküle (Zielmoleküle) auch eine selektive Beladung mit biologischen Erkennungssystemen (Fängermoleküle) vorgenommen werden kann. Darüberhinaus kann die elektrische Feldapplikation auch in umgekehrter Richtung zum Wegtreiben geladener Biomoleküle aus der unmittelbaren Umgebung der Elektrode genutzt werden. Auf diese Weise können z.B. unspezifisch gebundene Zielmoleküle oder zum Fängermolekül nicht ganz komplementäre Zielmoleküle (sog. Mismatches) wieder mobilisiert werden, so daß nur die gewünschten genau passenden Zielmoleküle
« immobilisiert übrigbleiben.
Bekanntestes Beispiel hierfür ist bei der Hybridisierung von Nukleinsäuremolekülen die Diskriminierung zwischen genau passenden komplementären Nukleotidsträngen und solchen, bei denen eine Base nicht das entsprechende, passende Pendant vorfindet, also die Detektion von sog. Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs). Diese Diskriminierungsmöglichkeit wird gemeinhin als Stringenzkontrolle bezeichnet und ist z.B. beschrieben in WO-A-96/01836 und in Proc. Nati. Acad. Sei. USA, 94, 1119-1123, Feb. 1997.
In US-A-5653939 wird zwar auch auf die Möglichkeit einer Beschleunigung der Immobilisierung von Oligonukleotiden und deren Hybridisierung hingewiesen, jedoch wird nicht offenbart, wie dies effizient geschehen kann. In WO-A-96/01836 und z.B. in Electrophoresis 2000, 21, 157-164 wird dargelegt, daß dazu die Aufrechterhaltung eines Stromes notwendig ist, was seinerseits durch das Aufrechterhalten einer laufenden Elektrolyse erreicht wird. Diese Möglichkeit wird, wie in WO-A-96/01836 offenbart wird, durch eine besondere, sogenannte Permeation Layer oder
Permeationsschicht eröffnet, die bestimmte funktionelle Eigenschaften besitzt.
Dabei sind unabdingbar die Undurchlässigkeit für die zu detektierenden Biomoleküle und die Durchlässigkeit für Wasser und kleine Ionen. Des weiteren dient diese Schicht zum Schutz der Biomoleküle vor den adversen Bedingungen, die durch die
Elektrolyseprodukte wie H+, OH", H2, 02 und freie Radikale hervorgerufen werden, indem sie die Biomoleküle typisch,erweise einige μm von der Elektrode entfernt hält. Integraler und unverzichtbarer Bestandteil der in WO 96/01836 offenbarten
Vorrichtung ist weiterhin ein sogenannter Attachment Layer zum Anbinden der Biomoleküle, die entweder in die Permeationsschicht integriert oder als separate Schicht auf sie aufgebracht wird.
Nachteil der oben geschilderten Verfahren und Vorrichtungen ist, daß mit den vorgeschlagenen Vorrichtungen eine Kopplung von elektrisch beschleunigter Immobilisierung und Hybridisierung auf der einen Seite und elektrischer Detektion auf der anderen Seite nicht oder nur in ungenügender Weise möglich ist. Dies liegt darin begründet, daß die beschleunigte Immobilisierung und Hybridisierung ein Fernhalten der zu detektierenden Moleküle von den Elektroden erfordert
(Electrophoresis 2000,.,21 , 157-164), eine hohe Sensitivität beim Auslesen mittels Impedanzspektroskopie oder Redox-Recycling jedoch möglichst kleiner Elektrodenstrukturen im μm oder sub-μm-Bereich bedarf, wobei die zu detektierenden Moleküle möglichst nahe an der Elektrode immobilisiert werden müssen (Sensors and Actuators B 49, (1998) 73-80), um hohe Sensitivität zu erhalten.
Erfindungsgemäß wird dieser Widerspruch dadurch gelöst, daß eine Arbeitsteilung vorgenommen wird zwischen einer Elektrode oder einem Satz von Elektroden, der die zu detektierenden Moleküle elektrophoretisch anreichert mit der Folge einer beschleunigten Immobilisierung und einem zweiten Satz von Elektroden, der für eine hochsensitive Detektion genutzt wird.
Der Gegenstand der Erfindung ist deshalb eine Vorrichtung zur elektronischen Immobilisierung und Detektion von Makromolekülen, die einen Träger mit mehreren darauf angeordneten Sensorpositionen aufweist, wobei jede Sensorposition aus mindestens einer Mobilisierungselektrode und einer Sensorelektrode besteht, die unabhängig voneinander mit elektrischen Potentialen belegt werden können, und wobei wenigstens eine Mobilisierungselektrode mit einer Permeationsschicht überzogen ist, die undurchlässig für die zu detektierenden Makromoleküle, aber durchlässig für Wasser und kleine Ionen ist.
Bevorzugt ist eine Vorrichtung bei der die Sensorelektrode Makromoleküle binden kann.
Abb. 1 zeigt eine solche Anordnung. Auf einem festen Träger (1) und einer darüber- liegenden Isolationsschicht (2) befinden sich sogenannte Mobilisierungselektroden
(3) und Detektions- oder Sensorelektroden (4). Über den Mobilisierungselektroden befindet sich eine Permeationsschicht (5). Abb.1 zeigt auch einen vergrößerten Ausschnitt eines Satzes der Mobilisierungs- und Sensorelektroden.
Abb.2 illustriert, wie bei Beaufschlagung des mittleren Satzes von Mobilisierungselektroden mit einem geeigneten elektrischen Potential der darüberiiegende Bereich des Elektrolyten (6) mit den zu detektierenden Molekülen angereichert (7) wird.
Der Träger besteht vorzugsweise aus Silizium, Siliziumdioxid, Glas, Keramik oder Kunststoff oder aus einem Verbund dieser Stoffe.
Erfindungsgemäß kann der Träger aktive Halbleiterbausteine wie z.B. CMOS- Bausteinen enthalten.
Die Mobilisierungs- und Detektionselektroden können dabei gleiche oder verschiedene Geometrien aufweisen und aus gleichen oder verschiedenen elektrisch leitfähigen Materialien bestehen. Vorzugsweise bestehen sie unabhängig voneinander aus Gold, Platin, Palladium, Silber, Kupfer, Aluminium oder aus Kohlenstoff.
Die beiden Elektrodenarten können in einer Ebene liegen oder höhenversetzt aufgebracht sein.
Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Elektrodenarten besteht darin, dass die Mobilisierungselektroden mit einer Permeationsschicht belegt sind, die die zu detektierenden Moleküle von diesen Elektroden fernhält. Die Sensorelektroden sind entweder unbeschichtet oder mit einer dünnen Schicht belegt, die funktionelle Gruppen zur Anbindung der zu immobilisierenden Moleküle besitzt. Die
Immobilisierung der Moleküle kann sowohl auf oder unmittelbar über den Sensorelektoden und/oder auf der Permeationsschicht erfolgen, bevorzugt findet die Immobilisierung jedoch auf bzw. unmittelbar über den Sensorelektroden statt.
Die Permeationsschicht kann dabei z.B. aus der Gruppe Agarose, Polyacrylamid oder Polyurethan ausgewählt werden.
Zur Detektion der vorzugsweise auf den Sensorelektroden immobilisierten Molekülen können neben elektrochemischen bzw. elektrischen auch optische oder radiometrische Verfahren eingesetzt werden. Gegebenenfalls können die zu detektierenden Moleküle auch mit elektrisch aktiven Labein oder elektrisch aktiven Reportergruppen, wie Ferrocen, PQQ oder Porphyrinen markiert werden, um die Sensitivität der elektrochemischen oder elektrischen Analyse zu erhöhen.
Bevorzugt erfolgt die Detektion elektrisch bzw. elektrochemisch, z.B. mittels
Cyclovoltammetrie, ganz besonders bevorzugt sind dabei die Impedanzanalyse und das Redox-Recycling. Dabei können neben den Sensorelektroden weitere Hilfselektroden z.B. als Referenzelektroden oder stromabführende Gegenelektroden zum Einsatz kommen. Diese Hilfselektroden können z.B. auf dem Chip vorhandene Mobilisierungselektroden oder andere auf dem Chip integrierte Elektroden oder externe mit dem Elektrolyt in elektrischem Kontakt befindliche Elektroden sein.
Bei der Impedanzanalyse wird bevorzugt die Impedanzspektroskopie verwendet. Dabei wird an die Sensorelektroden eine Wechselspannung unterschiedlicher Frequenz angelegt. Die Frequenz der Wechselspannung sowie die Stärke der angelegten Wechselspannung sind frei wählbar. Ein typischer Frequenzbereich geht dabei von 0,1 Hz bis 20 MHz, bevorzugt ist ein Bereich von 1 Hz bis 5 MHz. Ein typischer Spannungsbereich reicht von 0,1 mV bis zu 10 V, bevorzugt ist hier 1 bis 100mV.
Ebenso frei wählbar ist die geometrische Anordnung und Größe der Elektroden, durch die auch die Wahl der vorteilhaftesten Frequenz und Spannung gesteuert werden kann.
In einer bevorzugten Ausführungsform stellen die Sensorelektroden sog. Interdigital- elektroden da, die sich durch besonders hohe Sensitivität auszeichnen (Sensors & Actuators B49 (1998) 73-80).
Äbb.3 zeigt eine solche Ausführungsform für das in Abb.1 gezeigte Beispiel in Seitenansicht (3a) und in Aufsicht (3b). Die Sensorelektroden (4) ragen fingerförmig ineinander, wobei benachbarte Finger elektrisch gegeneinander geschaltet werden können. Sie sind getrennt durch isolierende Bereiche und eine oder mehrere Mobilisierungselektroden. Die Mobilisierungselektroden sind mit einer
Permeationsschicht (5) belegt, die zur Sichtbarmachung der Mobilisierungselektrode (3) teilweise freigelegt wurde.
In Abb.4(a) bis (c) sind verschiedene Ausführungsformen des Höhenversatzes von Mobilisierungs- und interdigitierenden Sensorelektroden illustriert. In (a) wird eine
Isolationsschicht, z.B. (photostrukturierbares) Polyimid (8) auf die durchgehende Mobilisierungselektrode (3) aufgebracht, photostrukturiert und die erhabenen Bereiche metallisiert (4). Die laterale Strukturierung kann auch auf andere in der Photolitographie übliche Weisen geschehen. So kann z.B. auch die zunächst noch unstrukturiert auf der Mobilisierungselektrode aufgebrachte Isolationsschicht metallisiert werden und anschließend Metallschicht und Isolationsschicht durch photolithographische Verfahren strukturiert werden.
Abb.4(b) zeigt eine Ausführungsform bei der die Mobilisierungselektrode (3) strukturiert ist und nicht mit Mobilisierungselektrode belegte Bereiche (2) mit einem von der Mobilisierungselektrode isolierten leitfähigen Steg (9) versehen sind, auf dem eine aus geeignetem Material bestehende leitfähige Beschichtung (4) aufgebracht ist.
Abb.4(c) zeigt die Möglichkeit der Erzielung eines Höhenversatzes durch Vertiefungen (10) in der Si02-Schicht (2), die die Oberseite des Chips vom Si-Substrat isoliert. Solche Vertiefungen können z.B. in die Si02-Schicht geätzt werden. In den
Vertiefungen liegen die Mobilisierungselektroden (3) während sich die Sensorelektroden (4) auf den erhabenen Stellen befinden.
Abb.4(d) stellt eine Ausführungsform dar, bei der mehrere interdigitierende Finger (1) auf einer erhabenen Stelle (2) ohne zwischenliegende Mobilisierungselektrode
(4) eng benachbart nebeneinander angeordnet sind. Diese Variante ist besonders bevorzugt bei Anwendungen, bei denen es auf hohe Sensitivität ankommt und auch besonders bevorzugt beim Redox-Recycling. Die Anzahl der unmittelbar benachbarten Finger kann dabei beliebig gewählt werden, besonders bevorzugt ist eine Anzahl von 1 bis 10 Finger.
Der Höhenversatz der interdigitierenden Sensorelektroden kann im Bereich von etwa -10 μm bis +10 μm liegen, bevorzugt sind sie gegenüber der Mobilisierungselektrode erhöht oder auf gleicher Höhe, besonders bevorzugt weisen sie einen Höhenversatz von 0 bis 5 μm auf.
Die Permeationsschicht besteht im allgemeinen aus Agarose, Polyacrylamid oder Polyurethan. Typischerweise liegt ihre Schichtdicke im μm-Bereich. Die notwendige laterale Strukturierung der Permeationsschicht kann z.B. photolithographisch vorgenommen werden oder durch Elektro-Abscheidung der Permeationsschicht oder einer für die Permeationsschicht haftvermittelnden Zwischenschicht auf den Mobilisierungselektroden. Bestehen Mobilisierungs- und Sensorelektroden aus verschiedenen metallischen Materialien, kann deren selektives Bindungsverhalten zu einer selektiven Aufbringung einer Permeationsschicht genutzt werden. Eine photolithographische Strukturierung kann z.B. durch ein lift-off-Verfahren oder durch eine direkte Strukturierung einer photoempfindlichen Permeationsschicht vorgenommen werden. Es kann auch eine photoinduzierte Polymerisation von geeigneten Mono- und Oligomeren zur strukturierten Belegung des Chips mit einer Permeationsschicht verwendet werden. Dabei wird der ganze Chip z.B. mittels Spin Coating mit einer Lösung beschichtet, die neben einem polymerisierbaren Baustein eine photosensitive Initiatorkomponente zur Polymerisation enthält. Eine Belichtung mittels entsprechender Masken führt dann zu einer lateral strukturierten Polymerisation. Die nicht polymerisierten Bereiche werden dann mit einem
geeigneten Lösungsmittel von den nicht polymerisierten Monomer- oder Oligomerbausteinen befreit. In einer anderen Ausführungsform besteht die Permeationsschicht aus zwei Teilschichten, wobei die elektrodennahe Schicht die Eigenschaft der Strukturierbarkeit auf dem Träger besitzt und die spezifische Anbindung einer zweiten Schicht ermöglicht. Spezielle, besonders vorteilhafte
Sensorpositionen bestehen aus drei unabhängigen Elektroden, einer Mobilisierungsund zwei Sensorelektroden. Dabei können die beiden Sensorelektroden schmale, lange, fingerähnliche Strukturen bilden und eine Fingerbreite von unter 2 μm aufweisen. Bewährt haben sich Sensorelektroden, die Interdigitalelektroden darstellen, bei denen zumindest einige Zwischenräume durch eine Mobilisierungselektrode ausgefüllt sind. Die jeweiligen Mobilisierungselektroden können auch aus mehreren Teileiektroden bestehen, die in einer tiefer im Träger liegenden Schicht leitfähig zusammengeschaltet sind.
Im allgemeinen sind die Sensorpositionen in einem zweidimensionalen Array angeordnet. Dabei wird vorzugsweise ein Rastermaß von 10 bis 1.000 μm gewählt.
Die Elektroden der Sensorpositionen sind an eine elektrische Steuerungs- und Ausleseeinheit angekoppelt, um eine Detektion zu ermöglichen.
Zur Detektion ist es erforderlich, dass die Sensorpositionen mit einem flüssigen Elektrolyten benetzt werden können, der die zu detektierenden Moleküle enthält.
Besonders bewährt hat sich dabei eine Vorrichtung, bei der die Sensorpositionen in einer Durchflusskammer mit einem flüssigen Elektrolyten benetzt werden können.
Zur Detektion ist es weiterhin erforderlich, dass die Sensorelektroden der verschiedenen Sensorpositionen selektiv mit bekannten Makromolekülen als spezifischen Erkennungssystemen bestückt sind.
Die Anbindung von Fängermolekülen kann direkt auf den Sensorelektroden erfolgen über funktioneile Gruppen, die kovalent an die Fängermoleküle gebunden sind, wie Thiollinkern bei Elektroden aus Gold oder über eine vorausgeschaltete Funktionali-
sierung der Metalloberfläche z.B. in Form von Aminopropyltriethoxysilan an das mit Aktivester funktionalisierte Fängermoleküle gebunden werden.
Eine gegebenenfalls verbleibende Aufnahmekapazität der Elektrodenoberfläche nach Anbindung der Fängermoleküle kann vollständig mit Molekülen abgesättigt werden, die in den folgenden Schritten keine Bindung mit Molekülen eingehen, denen die Elektrode ausgesetzt wird, so daß keine weiteren unspezifischen Bindungen an die Elektrode möglich sind. Diese Moleküle sind vorzugsweise sehr reaktiv, was die Anbindung an die Elektrode betrifft, damit möglichst alle verbleibenden freien Reaktionsstellen besetzt werden und sie sind vorzugsweise kleiner als die eigentlichen Fängermoleküle, um den nachfolgenden Erkennungsprozeß nicht zu stören.
Das Verfahren der Detektion der vorzugsweise auf den Sensorelektroden immobilisierten Molekülen kann durch optische, radiometrische oder elektrische
Verfahren erfolgen. Bevorzugt sind jedoch elektrische Detektionsmethoden, ganz besonders die Impedanzanalyse und das Redox-Recycling. Dabei können neben den Sensorelektroden weitere Hilfselektroden z.B. als Referenzelektroden oder als stromabführende Gegenelektroden zum Einsatz kommen. Diese Hilfselektroden können auf dem Chip vorhandene Mobilisierungselektroden oder andere auf dem
Chip integrierte Elektroden oder externe mit dem Elektrolyt in elektrischem Kontakt befindliche Elektroden sein.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur beschleunigten Immobilisierung und elektrischen Detektion von Makromolekülen umfasst die folgenden Schritte:
a) Bereitstellung einer elektrisch adressierbaren Sensorposition mit Mobilisierungs- und Sensorelektroden, wobei
aa) die Mobilisierungselektroden mit einer Permeationsschicht überzogen sind, die durchlässig ist für Wasser und kleine Ionen, jedoch undurchlässig für Moleküle, die an der Elektrode anbinden oder sie
isolieren könnten, und auch undurchlässig ist für die zu detektierenden Makromoleküle und
bb) die Sensorelektroden entweder unbeschichtete Metallelektroden darstellen oder so ausgebildet sind, dass sie die zu detektierenden Makromoleküle spezifisch oder unspezifisch binden können;
b) Benetzung der Sensorposition mit einem Elektrolyten, der die zu immobilisierenden Makromomoleküle in gelöster Form enthält,
c) Beaufschlagung der Mobilisierungselektroden mit einem genügend hohen Potential geeigneter Polarität zur Verdichtung der geladenen Makromoleküle in der unmittelbaren Umgebung der Sensorposition, und
d) elektrische Detektion der zu detektierenden Makromoleküle mit einem geeigneten Detektionsverfahren.
In der Regel werden die dabei gewählten Potentiale zur Elektrolyse des Wassers führen.
Beispiele für erfindungsgemäß zu immobilisierende bzw. zu detektierende Makromoleküle sind Proteine, einschließlich der Peptide, Nukleinsäuren und deren Analoge, Oligosaccharide.
Bevorzugt sind die Sensorelektroden so ausgebildet, daß sie die zu detektierenden Makromoleküle spezifisch oder unspezifisch binden können; im Falle der spezifischen Bindung sind die Sensorelektroden mit Fängermolekülen versehen, die spezifische Proteine oder Peptide sein können oder auch Nukleinsäuren oder Oligonukleotide.
Zur elektrischen Detektion wird vorzugsweise das Redox-Recycling oder die Impedanzanalyse, hier ganz besonders bevorzugt die Impedanzspektroskopie
verwendet. Im Falle der Impedanzspektroskopie wird an die Sensorelektroden eine Wechselspannung unterschiedlicher Frequenz angelegt. Die Frequenz der Wechselspannung sowie die Stärke der angelegten Wechselspannung sind frei wählbar. Ein typischer Frequenzbereich geht dabei von 0,1 Hz bis 20 MHz, bevorzugt ist ein Bereich von 1 Hz bis 5 MHz. Ein typischer Spannungsbereich reicht von 0,1 mV bis zu 10 V, bevorzugt ist jedoch der Bereich zwischen 1 bis 100mV. Ebenso frei wählbar sind die geometrische Anordnung und Größe der Elektroden, durch die auch die Wahl der vorteilhaftesten Frequenz und Spannung gesteuert werden kann. Gegebenenfalls können die zu detektierenden Moleküle auch mit elektrisch aktiven Labein markiert werden, um die Sensitivität der
Impedanzanalyse zu erhöhen. Es ist auch möglich, zur Detektion elektrochemische Reaktionen wie Oxidationen oder Reduktionen von elektrisch aktiven Molekülen zu nutzen, die dem Elektrolyten zugefügt werden.
Dabei wird die Beeinflussung der Redox-Reaktionen an der Sensorelektrode durch die immobilisierten Makromoleküle genutzt.
Bei der Impedanzanalyse zur Erkennung von Hybridisierungsvorgängen auf den Sensorelektroden erzielt man umso höhere Empfindlichkeiten, je kleiner die Fläche der Sensorelektroden ist. Dies und die prinzipiell zu erzielende Empfindlichkeit soll folgendes Beispiel illustrieren.
Anwendungsbeispiel zur Erkennung von Hybridisierungsereignissen durch Impedanzanalyse:
Vier runde Goldelektroden der Firma CH Instruments, Ine (part no. CH1 101 ) mit einem Durchmesser von 2 mm wurden zunächst durch einen mechanischen Schleifprozeß und dann mittels cyclovoltammetrischer Behandlung in 0,5 M Hcl04 gereinigt und aktiviert.
Danach wurden die Elektroden für 45 min im Kühlschrank bei 4°C in einer wasserdampfgesättigten Atmosphäre mit Verdampfungsschutz mit je einem Tropfen
(10 μl) einer 100 μM Lösung von 3'-GGT AAA AGT CTT AAC CCA CA-5'-C6Hi2-SH in 1 M Phosphatpuffer (pH 6,6) inkubiert.
Unmittelbar darauf wurden die Au-Elektroden für 90 min bei Raumtemperatur in Eppendorf-Reaktionsgefäßen in 400 μl einer 1 mM Mercaptohexanollösung in
Reinstwasser getaucht.
Unmittelbar danach wurden die Elektroden in einen Meß-Elektrolyten, bestehend aus einer 20 mM [Fe(CN)6]3" 4" Lösung in 1 M Phosphatpuffer (je zur Hälfte Fe2+ und Fe3+) getaucht und eine Impedanzmessung vorgenommen. Die Messung selbst erfolgte mit dem Impedanzspektrometer IM6e der Fa. Zahner in einer 3-Elektroden Konfiguration. Referenz und Gegenelektrode wurden jeweils durch einen Platindraht gebildet. Dann wurde ein erstes Impedanzspektrum dieser Monoschicht aus Oligonukleotid-Fängermolekülen und Mecaptohexanol von 0,1 Hz bis 1 MHz aufgenommen. Die Abb. 5a und 5b zeigen jeweils die Mittelwerte der von zwei der vier Elektroden gemessenen Werte.
Danach erfolgte die Inkubation der beiden der Abb. 5a zugrundeliegenden Elektroden mit dem zum Fänger komplementären Oligonukleotid 5'-CCA TTT TCA GAA TTG GGT GT-51 und der beiden der Abb. 5b zugrundeliegenden Elektroden mit dem nichtkomplementären Oligonukleotid 3'-GGT AAA AGT CTT AAC CCA CA-5'.
Diese Inkubation erfolgte auf dieselbe Weise wie die der Fänger mit dem einzigen Unterschied, daß die Dauer 60 statt 45 min betrug. Ebenso erfolgte die Messung des Impedanzspektrums auf dieselbe Weise. Abb. 5a und 5b zeigen die jeweiligen
Veränderungen des vermessenen Spektrums.
Abb. 5a zeigt klar, daß die Impedanz bei niedrigen Frequenzen durch die Hybridisierung deutlich ansteigt während Abb. 5b beweist, daß unspezifische Bindungen keine wesentliche Rolle spielen.
Um den Einfluß der Elektrodengröße zu ermitteln, wurden die gemessenen Kurven durch die in Abb. 6 dargestellte Ersatzschaltung simuliert. Die physikalischen
Bedeutungen der verschiedenen Elemente des Ersatzschaltbildes können einschlägigen Lehrbüchern, wie z.B. Carl H. Hamann, Wolf Vielstich: Elektrochemie ISBN 3-527-27894-X, entnommen werden. Die durchgezogenen Simulationskurven in Abb. 6 zeigen eine exzellente Übereinstimmung mit den eingezeichneten Meßpunkten.
Die Skalierungen der verschiedenen Elemente der Ersatzschaltung mit der Größe der Elektrode zeigt Abb. 7. Dabei ist der Ersatzschaltung noch eine parallel geschaltete Kapazität hinzugefügt, die die parasitäre Kapazität unseres Meßaufbaus von ca. 50 pF simuliert und unseren Meßbereich insofern begrenzt. Die Begrenzung kommt in Abb. 7 durch die diagonal verlaufende obere Begrenzung der Kurvenschar zum Ausdruck, die den darüberliegenden Teil einer nutzvollen Messung unzugänglich macht.
Ein Zuwachs von n um 1 bedeutet jeweils eine um eine Größenordnung kleinere
Elektrodenfläche. Die Kurvenschar zeigt, daß der für die Hybridisierungsereignisse sensitive waagerechte Ast im niederfrequenten Bereich auch noch bei Elektrodengrößen von 30 μm2 und kleiner bei Frequenzen von 1 Hz und kleiner zur Diskriminierung von Erkennungsereignissen verwendet werden kann.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur elektrisch beschleunigten Immobilisierung und zur elektrischen Detektion von elektrisch geladenen Makromolekülen, wie oben beschrieben, sowie zu deren elektrischen Spezifitäts- selektion umfassend die Schritte: d) Bereitstellung von Sensorelektroden mit den vorstehend beschriebenen Mobilisierungs- und Sensorelektroden, wobei die Sensorelektroden fest mit einer ersten Sorte von Erkennungsmolekülen versehen sind und eine zweite Sorte von Makromolekülen reversibel gebunden haben, und e) Beaufschlagung der Mobilisierungselektroden mit einem genügend hohen elektrischen Potential geeigneter Polarität und genügend langer Dauer, gegebenenfalls auch pulsierend, zur Lösung aller Bindungen von
Makromolekülen auf den Sensorelektroden bis auf die Bindungen mit der höchsten Bindungsstärke.
Die unter e) geschilderte Vorgehensweise kann statt mittels der Mobilisierungs- elektroden auch mittels der Sensorelektroden vorgenommen werden. Bei Bedarf können chemische Waschprozesse oder Temperaturänderungen die elektrische Spezifitätsselektion unterstützen.
Die Fixierung der zu detektierenden Moleküle auf der Sensorelektrode kann dabei durch Molekülschichten mit chemischen Haftgruppen gefördert werden, die durch eine chemische Reaktion oder eine Komplexbildung weitere Moleküle binden können. Es gelingt dabei, mit hoher Empfindlichkeit derartige Bindungsereignisse zu verfolgen.
Wenn beispielsweise ein niedermolekularer Komplexbildner, wie Biotin, über eine
Thiolfunktion an die Elektrode gebunden wird, kann dieser anschließend mit einem höhermolekularen Komplexbildungspartner, z. B. Streptavidin, an welches beliebige weitere Moleküle gebunden sein können, komplexiert werden.
Eine besonders wichtige und sehr breit einsetzbare Anwendung des vorliegenden
Verfahrens ist die Immunodetektion. Dabei wird der Aufbau von Molekülschichten vorgenommen, die aus Antigen-, Antikörper- oder Nukleinsäuresequenzen bestehen können. Zum Nachweis von Antikörpern in der Meßprobe kann man dafür beispielsweise Haptene (niedermolekulare Antigene) oder andere Antigene (häufig Proteine) an die Sensorelektroden binden. Durch die spezifische Komplexbildung zwischen den fest verankerten Antigenen und den in der Messprobe befindlichen Antikörpern gelingt auf diese Weise ein spezifischer Antikörpernachweis. In Umkehrung dieses Prinzips kann man auch die Antikörper auf den Sensorelektroden binden und Haptene oder dergleichen aus der Messprobe detektieren.
Eine weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch gegeben, dass man die erfindungsgemäße Vorrichtung zur elektrischen Auslesung von Hybridisierungsvorgängen in der Nukleinsäurechemie einsetzt. Dabei werden
erfindungsgemäß nach Anlegung eines genügend hohen elektrischen Potentials geeigneter Polarität und genügend langer Dauer nur diejenigen Makromoleküle auf der Sensorelektrode verbleiben, die besonders fest gebunden sind. Sie können dann mittels einer Impedanzanalyse, insbesondere mittels der Impedanzspektroskopie, erkannt werden. In ähnlicher Weise läßt sich auch ein Redox- Recycling- Verfahren zur Erkennung der verbleibenden, immobilisierten Makromoleküle einsetzen.