Pharmakologisch aktive Tetrahydrothiopyran-4-ol-Derivate, Verfahren zu ihrer Herstellung und Verwendung
Gegenstand der Erfindung:
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung von Tetrahydrothiopyran-ol- Derivaten, deren 1 -Oxiden und 1 1 -Dioxiden mit pharmakologischer Aktivität auf das tierische oder humane Zentralnervensystem, sowie Verfahren zur Herstellung dieser Substanzen
Stand der Technik:
Aus der Fachliteratur sind Tetrahydrothiopyran-4-ol, sowie eine Reihe von dessen 4-Alkyl-, 4-Allyl-, 4-Alkinyl- und 4-Phenyl-substituierten Derivaten bekannt Eine minimale hypnotische Aktivität ist ausschliesslich für das 4-Propargyltetrahydrothiopyran-4-ol beschrieben [P Lauger et al , Helv Chim Acta 42(7), 2379-2393 (1959)] Aus WO 93/18024 (1993) sind einige 4-(subst )-Phenyltetrahydrothiopyran-4-ole, sowie deren Sulfoxid- bzw Sulfon-Derivate bekannt, für die inhibitorische Wirkungen auf die cAMP-Phoshodiesterase und auf den Tumor-Necrosis-Faktor postuliert werden Ansonsten sind für die im Folgenden beschriebenen erfindungsgemaßen Substanzen bisher keine Aktivitäten auf das Zentralnervensystem bekannt
Technisches Problem
Angesichts der standig zunehmenden Lebenserwartung der zivilisierten Bevölkerung, sowie der wachsenden Stressfaktoren im beruflichen, verkehrstechnischen, familiären und weiteren sozialen Bereich ist ein wachsender Bedarf nach neuen therapeutischen Methoden und neuen Arzneistoffen zur Behandlung der stress- oder altersbedingten Erkrankungen des ZNS vorhanden, der zur Zeit nur teilweise durch vorhandene Arzneimittel befriedigt werden kann Hierzu gehören Erkrankungen wie z B Epilepsie, Depressionen, Phobien, Ängste, Schmerzen und gesteigerte Nervosität Das der Erfindung zugrunde liegende technische Problem besteht demnach darin, daß ein Mangel an Wirkstoffen zur Therapie der oben angeführten Krankeiten besteht, wodurch immense Kosten im menschlichen Sozialbereich entstehen
Lösung des technischen Problems
Die Lösung des vorstehenden technischen Problems wird erreicht durch die in den Patentansprüchen gekennzeichneten und nachstehend erläuterten Ausführungsformen der Erfindung.
Es wurde überraschenderweise gefunden, daß die Tetrahydrothiopyran-4-ol-Derivate der allgemeinen Formel I
H
(O)n
unerwartet starke und vielfältige pharmakologische Wirkungen auf das ZNS aufweisen. Derartige Wirkungen dieser einfachen stickstofffreien Thiopyranole sind bisher nicht bekannt. Die überwiegende Anzahl der hier offenbarten Verbindungen ist neu.
Hierbei bedeuten in Formel I n eine Zahl von 0 bis 2 und der Rest R eine geradkettige oder verzweigte Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinyl-Gruppe mit jeweils 2 bis 6 C-Atomen oder einen Phenyl-Rest, der eine oder mehrere Niederalkyl, Niederalkoxy-, Hydroxy-, Halogen- oder Trifluormethyl-Reste tragen kann.
Bei den Verbindungen der allgemeinen Formel I, in denen n = 1 bedeutet, sind sowohl die trans-Hydroxysulfoxide der allgemeinen Formel II, die cis-Hydroxysulfoxide der allgemeinen Formel III als auch Gemische der beiden Isomeren in Umfang der Erfindung mit eingeschlossen.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen eignen sich als wirksame Pharmakophore in folgenden therapeutischen Einsatzbereichen: als Antiepileptika, Antikonvulsiva, Analgetika, Sedativa,
Tranquilizer, Anxiolytika, Antidepressiva, Antistressmittel Analeptika und/oder Muskelrelaxantien
Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemaßen Verbindungen
Die erfindungsgemaßen Verbindungen können in an sich bekannter Weise auf folgendem Wege hergestellt werden
Methode A Kaufliches Tetrahydrothιopyran-4-on wird in einem aprotischen Losungsmittel, wie z B niederaliphatischen oder cycloaliphatischen Ethern oder Diethern mit einem Lithium-organischen Reagenz der allgemeinen Formel R-Li, worin R die oben genannten Bedeutungen besitzt, zu den erfindungsgemaßen 4-substιtuιerten Tetrahvdrothιopyran-4-olen der allgemeinen Formel I mit n = 0 umgesetzt Die Umsetzungen werden je nach Empfindlichkeit und Reaktivität des metallorganischen Reagenz bei Temperaturen zwischen - 80°C und dem Siedepunkt des verwendeten Losungsmittels vorzugsweise unter Schutzgasen wie Argon oder Stickstoff durchgeführt
Methode B Käufliches Tetrahydrothιopyran-4-on wird in einem aprotischen Losungsmittel, wie z B niederaliphatischen oder cycloaliphatischen Ethern oder Diethern mit einem reaktiven Magnesium-organischen Reagenz der allgemeinen Formel R-Mg-X, worin R die oben genannten Bedeutungen besitzt und X einen Chlor-, Brom-, oder Jod-Rest bedeutet, zu den erfindungsgemaßen 4-substιtuιerten Tetrahydrothιopyran-4-olen der allgemeinen Formel I mit n = 0 umgesetzt Die Umsetzungen werden je nach Empfindlichkeit und Reaktivität des metallorganischen Reagenz bei Temperaturen zwischen -20°C und dem Siedepunkt des verwendeten Losungsmittels vorzugsweise unter Schutzgasen wie Argon oder Stickstoff durchgeführt
Methode C Die λ erbindungen der allgemeinen Formel I mit n = 1 werden durch Oxidation der entsprechenden Verbindungen der Formel I mit n = 0 mit einem geeigneten Oxidationsmittel bei Temperaturen von -20°C bis 100°C erhalten Geeignete Oxidationsmittel sind aus der Literatur bekannt, bevorzugt wird NaJ0 in Methanol/W asser Die Trennung der trans- und cis-Hydroxy-sulfoxide (siehe allgemeine Formeln II und III) kann auf chromatographischem Wege oder über fraktionierte Kristallisation bzw Destillation erfolgen Die stereochemische Zuordnung der trans- und cis-Isomeren kann anhand ihrer unterschiedlichen Schmelzpunkte, IR- und NMR-spektroskopischen Daten erfolgen [A S
Hischon, J T Doi, W K Musker. J Am Chem Soc 104, 725-730 (1982) J Klein, H Stollar, Tetrahedron 30, 2541-2548 ( 1974)]
Methode D Die Verbindungen der allgemeinen Formel I mit n = 2 werden durch Oxidation der entsprechenden Verbindungen der Formel I mit n = 0 oder 1 mit einem geeigneten Oxidationsmittel bei Temperaturen von 0°C bis zum Siedepunkt des verwendeten Losungsmittel erhalten Geeignete Oxidationsmittel sind aus der Literatur bekannt, bevorzugt werden Wasserstoffperoxid, Persauren sowie NaJθ4 in Methanol /Wasser
Arzneimittel:
Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin Arzneimittel, die neben nichttoxischen, inerten pharmazeutisch geeigneten Tragerstoffen eine oder mehrere der erfindungsgemaßen Verbindungen enthalten oder die aus einem oder mehreren der erfindungsgemaßen Verbindungen bestehen, sowie Verfahren zur Herstellung dieser Arzneimittel
Unter nichttoxischen, inerten pharmazeutisch geeigneten Tragerstoffen sind feste, halbfeste oder flüssige Verdünnungsmittel, Füllstoffe und Formulierungshilfsmittel jeder Art zu verstehen
Geeignete feste oder flüssige galenische Zubereitungsformen der erfindungsgemaßen Arzneimittel sind z B Tabletten. Kapseln, Dragees, Suppositorien, Sirupe, Emulsionen, Suspensionen, Tropfen oder injizierbare Losungen sowie Präparate mit protrahierter Wirkstoff-Freigabe Als Tragerstoffe bzw Verdünnungsmittel seien z B verschiedene Zucker- oder Starkearten, Cellulosederivate, Magnesiumcarbonat, Gelatine, tierische und pflanzliche Ole, Polyethylenglykole, Wasser oder andere physiologisch vertragliche Losungsmittel sowie wasserhaltige Puffermittel, die durch Zusatz von Salzen oder Glukose isotonisch gemacht werden können, genannt Ausserdem können gegebenenfalls oberflächenaktive Mittel, Färb- und Geschmacksstoffe, Stabilisatoren und Konservierungsmittel als weitere Zusatzstoffe in den erfindungsgemaßen Arzneimitteln Verwendung finden Die therapeutisch wirksamen Verbindungen sollen in den oben angeführten Arzneimitteln vorzugsweise in einer Konzentration von etwa 0 5 bis 95% der Gesamtmischung vorhanden sein
Die Herstellung der Arzneimittel erfolgt nach dem Fachmann geläufigen Methoden, z B durch Mischen des oder der Wirkstoffe mit den Trager- und Zusatzstoffen und Weiterverarbeitung zu der gewünschten galenischen Form
Die vorliegende Erfindung betrifft des weiteren auch die Verwendung der erfindungsgemaßen Wirkstoffe sowie der aus ihnen hergestellten Arzneimittel in der Humanmedizin zur Therapie oder zur Prophylaxe
Die erfindungsgemaßen Wirkstoffe oder Arzneimittel können oral, parenteral, intravenös und/oder rectal appliziert werden Die Dosierung der Wirkstoffe in der Humanmedizin erfolgt vorzugsweise in Gesamtmengen von 0 01 bis 500, insbesondere 0 1 bis 50 mg/kg Korpergewicht je 24 Stunden gegebenenfalls in Form mehrerer Einzelgaben Die Gesamtmenge wird in 1 bis 4, vorzugsweise in 1 bis 3 Einzeldosen verabreicht Die Festlegung und die zeitliche Abfolge der Dosierung sowie die Wahl der geeigneten Applikationsart kann durch jeden Fachmann aufgrund seines Fachwissens leicht erfolgen
Folgende Beispiele sollen die Erfindung erläutern, ohne sie in ihrem Umfang einzuschränken
Allgemeines Schmelzpunkte wurden mit den Geraten Elektrothermal® oder B-545 (Buchi) gemessen, LR-Spektren wurden mit dem LR-Spektrometer IFS 28 (Bruker) an KBr- Presslingen, NMR-Spektren mit dem AC 200 oder Avance 200 (Bruker) in Dg-DMSO aufgenommen (200 MHz für lU und 50 MHz für 13C, δ-Werte in ppm) Lösungsmittel: Reaktionen mit kauflichen oder in situ hergestellten Grignard-und Lithiumorganischen Reagenzien werden in wasserfreiem Diethylether oder Tetrahydrofuran unter Argon oder Stickstoff durchgeführt Abkürzungen. MTBE = Methyl-tert butylether Fp = Schmelzpunkt
Beispiel Nr. 1 (Methode A): 4-(l.l-Dimethylethyl)-tetrahydrothiopyran-4-ol.
Unter Stickstoff, Feuchteausschluss, Ruhren und Kuhlen auf -70°C werden vorgelegte 100 ml (150 mmol) t.BuLi-Losung (1 5 M in Pentan) mit 100 ml wfr THF verdünnt, dazu die Lsg von 14.1 g (120 mmol) 99% Tetrahydrothiopyran-4-on in 100 ml THF innerhalb 2 h bei -70°C getropft und über Nacht unter Erwärmung auf 0-10°C nachgeruhrt Bei 0°C werden ca 160 ml 1M-HC1 bis pH 5-6 zugetropft, 100 ml MTBE zugegeben, die Wasserphase abgetrennt und mit 3 x 30 ml MTBE extrahiert Die vereinten organischen Phasen werden mit 50 ml gesättigter wäßriger NaCl-Losung gewaschen, über Na?S04 getrocknet und bei 40°C evaporiert Das Rohprodukt wird mittels flash-Chromatographie (Kieselgel, Eluens' Pentan/MTBE 7/3 Vol/Vol) vorgereinigt, aus Pentan umkristallisiert und 3 h bei 20 °C/1 hPa getrocknet Es werden 9 64 g farbloses Erstkristallisat mit Fp = 74 9 °C erhalten Aus der
konzentrierten Mutterlauge werden 0 33 g Zweitkristallisat mit Fp = 73 8°C erhalten IR (cm"1) 3480 (OH), 2963, 2925, 1478, 1364, 1 196, 1078 und 916 1H-NMR (δ, ppm) 3 90 (s, IH, 4-OH), 2 94 (td, 2 H. H-2ax. J = 13 1, 2 4), 2 29 (breites d, 2 H, H-2eq, J = 13 8), 1 84 (breites d, 2 H, H-3eq, J = 13 7), 1 54 (td, 2 H. H-3ax, J = 13 1 , 3 3). 0 90 (s, 9 H, C(CH3)3) 1 C-NMR (δ, ppm) 71 0 (C-4), 41 4 (C-2, C-6) 37 8 (C(CH3)3), 24 8 (C(CH3)3), 19 9 (C-3. C-5) C9Hι8OS (174 31), berechnet/gefunden (%) C 62 02/61 85, H 10 41/10 42, S 18 40/18 4
Beispiel Nr. 2 (Methode A2): 4-Ethenyltetrahydrothiopyran-4-ol.
Unter N;, Feuchteausschluss, Ruhren und Kuhlen auf 0°C wird zu vorgelegten 100 ml (100 mmol) Vinylmagnesiumbromid (1 M in THF) die Losung von 8 8 g (75 mmol) 99% Tetrahydrothιopyran-4-on in 100 ml wfr THF innerhalb 1 h zugetropft und bei 20°C 18 h nachgeruhrt Bei 0°C wird unter Ruhren mit 10% wäßriger Zitronensaure pH < 6 eingestellt, 100 ml MTBE zugesetzt, die Wasserphase abgetrennt und mit 3 x 25 ml MTBE extrahiert Die vereinten organischen Phasen werden mit gesatt wäßriger NaCl-Losung gewaschen, über Na2S04 getrocknet und evaporiert Das Rohprodukt wird flash-chromatografisch (Kieselgel, Pentan/MTBE 1/1) gereinigt und bei 45-9°C/0 2 hPa destilliert Man erhalt 6 5 g farbloses öliges Destillat IR (Film, cm'1) 3433 (OH), 2933, 2910, 1423, 1274, 1245, 1050, 996 und 924 1H-NMR (δ, ppm, J, Hz) 5 90 (dd, 1 H, H- l', J = 17 3, 10 6), 5 17 (dd, 1 H, H-2'cis, J = 17 3, 1 8), 4 95 (dd, 1 H, H-2'trans, J = 10 7, 1 8), 4 55 (s, 1 H, 4-OH), 2 89 (m, 2 H, H-2axJ = 13 7, 10 3, 3 8), 2 33 (m, 2 H, H-2eq, J = 13 4, 4 0, 1 1), 1 55-1 78 (m. 4 H, H-3ax + H-3eq) 13C-NMR (δ, ppm) 146 9 (C-l*), 1 1 1 1 (C-2'). 68 5 (C-4), 37 5 (C-3. C-5), 23 1 (C-2, C-6) C7Hι2OS (144 24), berechnet/gefunden (%) C 58 29/58 12, H 8 39/8 13, S 22 23/20 9
Beispiel Nr. 3 (Methode C): trans-4-(l.l-DimethylethyI)-l-oxotetrahydrothiopyran-4-oI.
Unter Ruhren und Kuhlen auf -10°C wird die Losung von 85 6 g (400 mmol) NaJO in 1000 ml Wasser so zur Losung von 69 7 g (400 mmol) 4-(l l-Dιmethylethyl)-tetrahydro- thiopyran-4-ol in 600 ml Methanol getropft, daß die Innentemperatur 0°C nicht überschreitet, und 18 h bei -10°C nachgeruhrt Nach Erwarmen auf RT wird anorganisches Material abgesaugt, mit 2 x 80 ml Methanol gewaschen und das Filtrat evaporiert Das Evaporat (75 g) wird in 140 ml Methanol heiss gelost, nach Zusatz von 300 ml Aceton zum Ruckfluss erhitzt, filtriert und das Filtrat auf RT abgekühlt Das farblose Erstkristalhsat wird abgesaugt, mit Aceton gewaschen und bei 70°C i V getrocknet Es werden 30 4 g farbloses trans-4-( l 1-
Dιmethylethyl)-l-oxotetrahydrothιopyran-4-ol mit Fp = 194 8 °C und > 98% Reinheit (Η- NMR) erhalten IR (cm"') 3278 (OH), 2968, 1470, 1417, 1 186, 1017, 990 (SO) und 660 1H- NMR (δ, ppm, J, Hz ) 4 19 (s, 1 H. 4-OH). 2 77 (td, 2H, H-2ax, J = 13 2, 2 7), 2 67 (d, 2 H, H-2eq, J = 13 3), 2 17 (td, 2 H, H-3ax, J = 13 2, 2 2), 1 54 (breites d, 2 H, H-3eq, J = 13 8), 0 90 (s, 9 H, C(CH3)3) 13C-NMR (δ, ppm) 71 0 (C-4), 41 4 (C-2, C-6), 37 8 (C(CH )3), 24 8 (C(CΗ3)3), 19 9 (C-3, C-5) C9H18O:S ( 190 31), berechnet/gefunden (%) C 56 80/57 02, H 9 53/9 37, S 16 81/16 9
Die Mutterlauge wird auf ca 1/2 Vol konzentriert, das Zweitkristallisat abgesaugt, w o gewaschen und getrocknet 13 6 g trans-(l l-Dιmethylethyl)-l-oxotetrahydrothiopyran-4-ol, Fp = 194 0°C, Gehalt > 98% Die Mutterlauge wird auf ca 1/2 Vol konzentriert, das Drittkristallisat abgesaugt und w o gewaschen und getrocknet 5 3 g trans-(l 1-Dιmethyl- ethyl)-l-oxotetrahydrothιopyran-4-ol, Fp = 193 2°C, Gehalt = 95 6% Die Endmutterlauge wird evaporiert 20 5 g Gemisch aus eis- und trans-Isomer
Beispiel Nr. 4 (Methode C): cis-4-(l.l-Dimethylethyl)-l-oxotetrahydrothiopyran-4-ol.
20 5 g verbleibendes cis/trans-Isomerengemisch aus Beispiel Nr 3 werden flash-chroma- tographisch (Kieselgel 70-200 μm. Eluens Heptan 2-Propanol/Ethanol 8/3/1 Vol/Vol Vol) aufgetrennt, die Fraktionen mit Rf = 0 32 evaporiert, aus 70 ml Aceton umkristallisiert und bei 70 °C im Vakuum getrocknet Es werden 5 5 g farbloses cis-4-(l 1-Dimethylethyl)-1- oxotetrahydrothiopyran-4-ol mit Fp = 149 3 °C und 99% Reinheit ^H-NMa) erhalten IR (cm"1) 3476/3461 (OH), 2960, 1433, 1372. 1295, 1 180, 1059 (SO), 931 und 704 1H-NMR (δ, ppm, J, Hz) 4 38 (s, 1 H, 4-OH), 3 05 (breites d, 2 H, H-2eq, J = 11 1), 2 85 (td, 2H, H-2ax, J = 12 2, 2 9), 1 83 (breites d, 2 H, H-3eq. J = 14 2), 1 65 (td, 2 H, H-3ax, J = 13 7, 2 6), 0 86 (s, 9 H, C(CH3)3) 13C-NMR (δ, ppm) 70 5 (C-4), 46 7 (C-2, C-6), 37 3 (C(CH3)3), 27 7 (C-3, C-5), 25 1 (C(CH3)3) C9Hι8O2S (190 31), berechnet/gefunden (%) C 56 80/57 10, H 9 53/9 75, S 16 81/16 8
Beispiel Nr. 5 (Methode D): 4-(l.l-Dimethylethyl)-l.l-dioxotetrahydrothiopyran-4-ol.
2 44 g (14 mmol) 4-(l l-Dιmethylethyl)-tetrahydrothιopyran-4-ol gemass Beispiel Nr 1 werden in 25 ml Eisessig gelost, unter Ruhren 7 ml 30% Wasserstoffperoxid zudosiert, die Mischung 7 h auf 70°C erwärmt, danach evaporiert, mit Toluol azeotrop getrocknet, aus MeOH umkristallisiert und bei 80°C im Vakuum getrocknet Es werden 2 02 g farbloses 4- (1 1-Dimethylethyl)-1 l-dιoxotetrahydrothιopyran-4-ol mit Fp = 190 9°C und > 98% Reinheit
(1H-NMR) erhalten IR (cm"1) 3527 (OH), 2970, 2960, 1345/1337, 1290/1281, 1 123 (SO2), 1076, 924 und 851 1H-NMR (δ, ppm) 4 55 (s, 1 H, 4-OH), 3 08-3 27 (m, 2 H, H-2ax), 2 82- 2 95 (m, 2 H, H-2eq), 1 93-2 01 (m, 4 H, H-3ax + H-3eq), 0 90 (s, 9 H, C(CH3)3) 13C-NMR (δ, ppm) 70 6 (C-4), 46 6 (C-2, C-6), 37 4 (C(CH3)3), 29 3 (C-3, C-5), 25 1 (C( H3)3) C9H18O3S (206 31), berechnet/gefunden (%) C 52 40/52 32, H 8 79/8 92, S 15 54/15 5
Beispiele Nr. 6 bis 22
Weitere Beispiele für erfindungsgemaße Verbindungen der allgemeinen Formel I sind in der nachstehende Tabelle Nr 1 aufgeführt
Tabelle Nr 1
A = Aceton, E = Ethylacetat, H = Heptan, M = Methanol, MTBE = Methyl-tert butylether
Pharmakologische Aktivitäten und Ergebnisse
1 Analgetische Aktivität
Bei oraler Verabreichung verschiedener erfindungsgemaßer Verbindungen zeigten sich bei Mausen im herkömmlichen Warmeplattentest nach G Woolfe und A D MacDonald (vgl "The evaluation of analgesic action of pethidine hydrochloride (Demerol)" in J Pharmacol Exp Ther 80, 300-307 ( 1944)) zentral-analgetische Aktivitäten Für jede der zu untersuchenden Verbindungen wurden Gruppen von 8 mannlichen Mausen mit einem Körpergewicht von jeweils 20-25 g verwendet Eine Stunde nach oraler Verabreichung der Wirkstoffe oder ihrer Tragerstoffe (0,2% Agar) wurden die Tiere einzeln auf eine runde Kupferplatte mit einem Durchmesser von etwa 20 cm gesetzt, die auf 55 ± 0, 1 °C erhitzt war Die Zeit bis zur Reaktion des Tieres durch Pfotenlecken oder Springen wurde mittels einer Stoppuhr festgehalten Die maximale Dauer, die ein Tier auf der heißen Platte verbrachte, betrug 30 sec , und die Reaktionszeit derjenigen Tiere, die wahrend dieser Zeitspanne nicht
reagierten, wurde mit 30 sec angenommen Die mittleren Reaktionslatenzen der mit verschiedenen Stoffen behandelten verschiedenen Gruppen ist jeweils in Tabelle 2 angegeben
2 Sedativ-analeptische, muskelrelaxierende und antiepileptische Aktivitäten
Eine der pharmakologischen Eigenschaften, die allen bisher bekannt gewordenen Sedativa innewohnt, ist die Unterdrückung der motorischen Aktivität der Versuchstiere, welche zu Hypothermie führt Die in Tabelle 3 zusammengestellten Daten zeigen, daß einige der erfindungsgemaßen Tetrahydrothiopyran-4-ol-Derivate ein solches Wirkungsprofil zeigen Bei diesen Untersuchungen wurden die Auswirkungen der Wirkstoffe auf die Motilitat der Mause quantifiziert, indem die behandelten Tiere in Motilitatsmessungsvorrichtungen gebracht w irden, die mit Infrarotstrahlern und Sensoren (Optovarimax, Columbus Instruments, Ohio, USA) ausgerüstet waren Die Motilitat von Gruppen von jeweils 6 Tieren, quantifiziert wahrend eines Zeitraums von 20 min, 25 bis 45 min nach oraler Verabreichung des jeweiligen Wirkstoffs, wurde jeweils mit derjenigen einer Kontrollgruppe verglichen, die nur mit dem Tragerstoff parallel zur Testgruppe behandelt worden war Die Innentemperatur der Tiere wurde 60 min nach der Behandlung gemessen
Im Gegensatz zu den Barbituraten rief jedoch keines der untersuchten Tetrahydrothiopyran-4- ol-Derivate Schlaf hervor, selbst in höheren Dosen, was mittels des Righting-Reflexes der behandelten Tiere beurteilt wurde Obwohl einige der neu synthetisierten Wirkstoffe kurzzeitige klonische Anfalle nach Gabe höherer Dosen hervorriefen, klangen diese Anfalle innerhalb einiger Minuten wieder ab, und es zeigten sich keine tonischen Krämpfe oder gar Todesfälle bei den behandelten Tieren Ein derartiges Wirkungsprofil der Stoffe zeigt, daß einige der neuen Tetrahydrothiopyran-4-ol-Derivate nicht-hypnotische Sedativa sind, während andere sedative Analeptika sind Keine der Verbindungen ist ein Hypnotikum
Das antiepileptische Potential und die muskelrelaxierende Wirksamkeit der Verbindungen wurden mittels des maximalen Elektroschocks (MES, vgl E A Swinyard, W.C. Brown, L S Goodman, "Comparative assays of antiepileptic drugs in mice and rats", in J Pharmacol Exp Ther 106, 319-330 (1952)) und mittels der "Inverted Screen"-Methode nach L L Coughenour, J R McLean, R B Parker (vgl "A new device for the rapid measurement of impaired motor function in mice", Pharmacol Biochem Behav 6, 351-353 (1977)) untersucht Die Ergebnisse dieser Tests, die in Tabelle 3 wiedergegeben sind, zeigen, daß bei
einigen Thιopyran-4-ol-Deπvaten, abhangig vom jeweiligen Substitutionsmuster muskelrelaxierende und antiepileptische Aktivitäten festgestellt werden
3 Handhng-Stress-induzierte Hvpeπhermie bei Mausen
Sanftes Anfassen und Herausnehmen eines Versuchstiers aus seinem Kafig in dem die Tiere einige Tage lang zusammen in einer Gruppe gehalten werden, führt zu leichter Hyperthermie Diese sogenannte Handhng-Stress-induzierte Hyperthermie (vgl A Lecci, F Borsini, G Volterra, A Meli, "Pharmacological validation of a novel animal model of anticipatory anxiety in mice", Psychopharmacol 101, 255-261 ( 1990)) wird durch verschiedene Klassen von ZNS-aktiven Arzneimitteln einschließlich der Anxiolytika, Antidepressiva und der sogenannten Anti-Stress-Mittel, wirksam verhindert bzw unterdruckt Einige der synthetisierten Thιopyran-4-ol-Deπvate zeigten ebenfalls derartige Wirkungen, wobei die Verbindung gemäß Beispiel 3 die wirksamste war
Die verwendeten Dosen der hier beschriebenen neuen Arzneistoffe liegen weit unter ihren toxischen Dosen Obwohl verschiedene ZNS-Effekte nach Gaben von bis zu 100 mg/kg der Substanzen eintraten, konnte weder eine Sterblichkeit noch eine Organtoxizitat bei irgendeiner der Verbindungen nach Gabe dieser Dosis festgestellt werden
Tabelle 2 Analgetische Aktivität einiger Thιopyran-4-ol-Deπvate beim Warmplattentest
* Die mittleren Vergleichswerte lagen zwischen 2 87 und 4 22 Sekunden ** Statistisch signifikante analgetische Aktivität (p<0,05, Student's t-Test)
Tabelle 3 Wirkungsprofil von Thiopyran-4-ol-Deπvaten in Maus-Modellen für ZNS-wirksame Stoffe Alle Verbindungen wurden nach oraler Gabe von 100 mg/kg untersucht und jede Substanz wurde für jeden Parameter in einer Gruppe von 6 Tieren getestet Wie bei den Kontrollgruppen, wurde bei keiner der behandelten Gruppen ein Verlust des Righting-Reflexes oder ein Todesfall beobachtet
* Verglichen mit der Kontrollgruppe
** NE = keine statistisch signifikante Wirkung festzustellen, verglichen mit den parallel untersuchten Kontrollgruppen